Warum Tagesgeld als Notgroschen zusätzlich zu ETFs?

  • Ist halt hochindividuell, der Notgroschen ist für unerwartete Kosten gedacht. In meinem Fall fasse ich Notgroschen und risikoarmen Anteil zusammen. Damit dient er auch etwas zur Reduzierung der Schwankungen.

    Und ich glaube, wenn man doch mal Geld braucht, fühlt es sich besser an, es aus dem risikoarmen Anteil zu entnehmen.

  • Ja die Sache mit dem Notgroschen.. Ich halte es da ein wenig mit Tomarcy und Amnesty, die Bezeichnung geht mir persönlich schwer über die Lippen. Was damit gemeint ist, ist klar. Direkt verfügbares Geld für überraschende Ausgaben. Nur ists halt ein Unterschied ob ein kaputter Kühlschrank einen derart aus der Bahn kegelt, dass man seinen letzten Taler aufbringen muss. Sowas kann man hoffentlich aus dem laufenden Budget stemmen.

    Dennoch halte ich einen Barbestand für erwartete Ausgaben vor. Ich rechne in den kommenden Jahren mit nicht unerheblichen Ausgaben; das Budget dafür liegt (leider) auf dem Tagesgeld und trauert der Rendite hinterher. Die tägliche Verfügbarkeit spielt dabei auch eine Rolle. Noch schlimmer wäre es, überhaupt nicht liquide zu sein. Daher achte ich zusätzlich darauf, dass immer mindestens ein Monatsnetto auf dem Giro verbleibt. Hat natürlich vor und Nachteile, aber ich meine das ist so ganz solide.

    Beispiel: Mein Auto hab ich eigenfinanziert gekauft. Da hat man mir auch freundlich gesagt, wer „bar“ zahlt könne nicht rechnen. Aber das ist sicherlich auch Ausdruck meiner risikoaversen deutschen sozialisation. Hätte man auch finanzieren und ein Zinsdifferenzgeschäft machen können; zusätzlich Liquiditätserhalt etc. Aber ich habs lieber abgehakt und dafür keine laufende Verpflichtung.

    Alles sehr individuelle Entscheidungen.

  • die Faustregel 100 minus Lebensalter ist erkaltet.

    Wie schon gesagt, ich müsste ca. 50% sicher anlegen. Das macht aus meiner persönlichen Perspektive gar keinen Sinn. Selbst die ca. 10 Monatsgehälter, die ich im Geldmarkt-ETF habe, kann man anzweifeln. Auf der anderen Seite würden die meinen Risiko-Anteil nun auch nicht super stark boosten. Einen Kühlschrank sollte man natürlich aus dem laufenden Einkommen finanzieren können. In meinem Fall ist es einfach ein gewisser Puffer.

    Daher achte ich zusätzlich darauf, dass immer mindestens ein Monatsnetto auf dem Giro verbleibt

    Ich mache es glaube ich ähnlich, ich schiebe direkt nach Gehaltseingang den Überschuss aus dem Vormonat aufs Tagesgeld. Daraus speist sich dann der Sparplan.

  • Ich halte von der Regel x Nettomonatsgehälter liquide vorzuhalten gar nichts. Warum? Kurz vor der Rente ist das Nettoeinkommen bei 100%, danach plötzlich 50% oder weniger. Warum brauche ich dann plötzlich weniger Liquidität? Macht für mich keinen Sinn. Es kommt darauf an, welche Risiken ich für mich persönlich sehe (Hausrenovierung, Erbschaftsablösung, Scheidung, Auswanderung, Arbeitslosigkeit, gesundheitliche Risiken etc.). M.E. lässt sich das nicht pauschal beantworten.

  • Für junge Menschen ohne Rücklagen kann ich das nachvollziehen.

    Ich kann dies auch dort nicht nachvollziehen. Entweder, ich lerne, mit meinem Geld zu haushalten. Dann bin ich (erst recht in jungen Jahren, wenn ich vermutlich nur für mich selber verantwortlich bin) auch in der Lage, meinen zwingenden kurzfristigen Finanzbedarf abzuschätzen. Oder ich kann mit meinen Finanzen nicht umgehen, dann nützt auch eine Barreserve nichts, die dann auch für unnötigen Mist verwendet wird.

    Aber wenn man bereits einige Jahre gespart hat, ist es dann nicht sinnvoller, statt ins Tagesgeld in ETF zu investieren?

    Also die ersten Jahre Tagesgeld und dann umschwenken in den Aktien-ETF? Voraus gesetzt, man hat das Geld, sollte man m.M.n. von Anfang an beides zu besparen.

    Ein gewisser Puffer als Barreserven gehört für mich dazu. Das hat aber nichts mit einem Notgroschen zu tun und die Höhe lässt sich erst recht nicht allgemeingültig abschätzen.

    Habe ich einen Waschsalon in der Nähe, dann lasse ich erst recht mit wenig Einnahmen und Rücklange das Geld für einen Ersatz der Waschmaschine (die bei mir nicht alle 2 Jahre kaputt geht) nicht auf dem Tagesgeld versauern. Außer, ich bin Alleinernährer meiner Familie mit ebenso geringem Einkommen, dann sieht es anders aus.

    Seitdem ich arbeite und damit ein regelmäßiges Einkommen habe, wurde mir auch ein Überziehungskredit auf dem Girokonto eingeräumt. Warum sollte ich, wenn der kurzfristige Finanzbedarf nicht höher wie dieser ist, nicht alles Geld in den ETF stecken und die seltenen Fälle, in denen das Monatseinkommen (inkl. kurzzeitigem Aussetzen der Sparrate) nicht ausreicht, für 1-3 Moante mit dem Überziehungskredit finanzieren?

    Selbst bei ehemals 16% Zinsen p.A. wären das keine 4% Zinsen für 3 Monate gewesen. Lag das Geld vorher mehr wie zwei Jahre auf dem Tagesgeld, hatte ich nahezu immer mathematisch einen Renditeverlust.

    Über die Jahrzehnte hat man aber doch im Vergleich zu den im Durchschnitt bei 6% Rendite liegenden ETF Erträgen viel mehr Geld verdient als durch die Niedrigzinsen beim Tagesgeld erreichbar wären.

    Du investierst schon seit Jahrzehnten (erforlgreich) in Aktien und ETFs? Was in 20 Jahren in meiner Rente ist, werde ich dann entscheiden. Die Planung unterscheidet dort zwischen meinem depot und den Barrücklagen.

    Meine ersten Invests in Aktien-ETF waren erst nach zwei Jahren wieder im Plus und vor ein paar Tagen lag die Gesamtrendite meines Depots in etwa auf dem Niveau der Geldmarkt-Zinsen im selben Zeitraum. Die 20 Jahre vorher mit aktiven Fonds gingen negativ für mich aus, da hat das TG/FG mehr Rendite eingebracht.

    Ich hätte mir jedenfalls beim Kauf meines letzten Autos sehr genau überlegt, ob ich für dieses 20% mehr zahle, weil mein ETF gerade im Keller ist. Völlig egal, dass mathematisch die Rendite (über wieviele Monate/Jahre auch immer) auf dem Tagesgeld auch nicht höher gewesen wäre wie mit dem realisierten Verlust im Depot (im Vergleich zu meinem Depot-ATH).

    Ich sage einfach für Normalos: 3 bis 6 Nettogehälter sollten im Fall der Fälle innerhalb einer Woche aktivierbar sein.

    Was will ich mit soviel unproduktiven Rücklagen, falls unter die "Normalos" auch Singles fallen, die sich eine Sparrate leisten können? Ich lebe von Netto-Ausgaben, die ich im Notfall nicht nur um die Sparrate reduzieren kann.

    Der einzige echte "Notfall" wäre für mich eine lange Krankheit (dann mit 70% des Nettos als Krankengeld) oder die mutwillige Eigenkündigung meines Jobs (also bis zu 3 Monate kein ALG und danach 60% des letzten Nettos). In Fall 1 hatte ich schon während den 6 Wochen der Lohnfortzahlung massiv geringere Ausgaben wie zuvor und Fall 2 ist für mich (nicht nur wegen meiner Kündigungsfrist) planbar.

    Bliebe u.U. noch die Insolvenz meines AG als unvorhersehbarer Notfall, womit ich die 60% Insolvenzgeld sehr kurzfristig aus einem Barrücklage ausgleichen müsste.

    Bei mir liegen zwar mehr wie 6 Monatsgehälter auf dem Tagesgeld, das hat aber andere Gründe wie irgendwelche "Regeln". Das ist auch kein Notgroschen, davon wird im Zweifel auch die nächste große Ausgabe fürs Hobby finanziert.

  • In der Praxis ist das aber für mich auch nicht zielführend. Wichtiger ist doch, welche überraschenden Kosten entstehen sollten. Ich habe keine Kinder, kein Auto, keine teuren Möbel, usw. - und die meisten Dinge müsste ich auch nicht zwingend sofort ersetzen.

    Meine Überlegungen waren ähnlich. Ich habe zwar andere Schlüsse daraus gezogen und habe eine kleine Reserve in Höhe von ca. 2,5 Monatsaufgaben in einem Geldmarkt-ETF zur Seite gelegt, mehr finde ich für mich aber auch nicht zwingend notwendig. Das Teuerste, womit ich rechnen muss, wäre das Abschmieren meines Computers - wenn da ein neuer hier muss, könnte ich den aber auch erst mal auf Kreditkarte kaufen. Die Abrechnung erfolgt dann erst nach dem nächsten Gehaltseingang und bis da hin hätte ich einen zinsfreien Kredit. Ähnlich wäre es mit meisten anderen Ausgaben.

    Ich fühle mich dennoch mit ein paar extra Rücklagen wohler, sehe für mich aber keine Notwendigkeit, drei ganze Monatsgehälter oder mehr als Notgroschen vorzuhalten.

  • Geht es bei dem risikoarmen Anteil nicht mehr um eine Reduzierung der Schwankung des Risikoteils? Ich komme mir grad dumm vor mit ca. 10 Monatsgehältern im Geldmarkt-ETF. Das macht nicht mal 10% meines Gesamtvermögens aus. Somit bin ich mit über 90% in Aktien investiert, das mit 51. Denke ich da nun falsch?

    Hätte immer gedacht 90% Aktien-ETF/10% Geldmarkt ist schon recht offensiv. Die 10% hab ich nun auch nur wegen der Korrektur.

  • Ich halte von der Regel x Nettomonatsgehälter liquide vorzuhalten gar nichts. Warum? Kurz vor der Rente ist das Nettoeinkommen bei 100%, danach plötzlich 50% oder weniger. Warum brauche ich dann plötzlich weniger Liquidität? Macht für mich keinen Sinn.

    Die Angabe ist eine Faustregel. Jeder wird für sich selbst festlegen müssen, wieviel er für angemessen hält. Jeder Jeck ist da halt anders.

    Es wird Leute geben, deren Geldzufluß sich mit Eintritt auf den Ruhestand, bei anderen wird sich der Geldzufluß möglicherweise überhaupt nicht reduzieren.

    Aktuell gibt es keine Laufzeitprämie für festverzinsliche Papiere, also ist es im Moment durchaus realistisch, alle Sicherheitsbausteine als Geldmarktfonds vorzuhalten. Damit hat man dann einen Riesen-Notgroschen, wie Fuchs73 es bezeichnet. Auch recht.

  • Geht es bei dem risikoarmen Anteil nicht mehr um eine Reduzierung der Schwankung des Risikoteils? Ich komme mir grad dumm vor mit ca. 10 Monatsgehältern im Geldmarkt-ETF. Das macht nicht mal 10% meines Gesamtvermögens aus. Somit bin ich mit über 90% in Aktien investiert, das mit 51. Denke ich da nun falsch?

    Hätte immer gedacht 90% Aktien-ETF/10% Geldmarkt ist schon recht offensiv. Die 10% hab ich nun auch nur wegen der Korrektur.

    Mir geht's genauso. Ich hatte sechs Nettomonatsgehälter (10%) auf dem Tagesgeld und fand das auch übertrieben. Habe dann drei in einem Geldmarkt-ETF gesteckt und nun kommen auch langsam Zweifel auf, was das eigentlich sollte.

    Dann höre ich einen Podcast von Saidi, wo er erzählt, dass er 25% in sicheren Anlagen hält und 75% in Aktien und ich frage mich ob 90% Aktienquote nicht doch zu viel ist.

    Dann lese ich das epaper von Finanztip, wo eine 100% Aktienquote für Unter-50-jährige empfohlen wird. Also was nun?

    Ich tendiere immer mehr zum Safe Asset Floor Rebalancing. Vielleicht muss ich aber auch erstmal einen richtigen Crash durchmachen, um den risikoarmen Anteil schätzen zu lernen, ich bin noch nicht lange an der Börse.

  • Ich halte von der Regel x Nettomonatsgehälter liquide vorzuhalten gar nichts. Warum? Kurz vor der Rente ist das Nettoeinkommen bei 100%, danach plötzlich 50% oder weniger. Warum brauche ich dann plötzlich weniger Liquidität? Macht für mich keinen Sinn.

    Mein Bedarf vom Nettogehalt wird mit Renteneintritt erneut sinken.

    - ich benötige keine Sparrate mehr

    - meine BU fällt spätestens dann weg

    - die Einzahlung in meine privtae RV fällt auch spätetens mit Rentenbeginn weg.

    Freizeitausgaben (insb. wenn wie höher sein sollten wie derzeit) sind für mich kein zwingender Bedarf und hängen bei mir schon immer von der Höhe des sonst "ungenutzten" Vermögens ab.

    Ich werde (stand heute, wer weiss, wie in 10 Jahren das Rentenniveau aussehen wird) mit DRV+BAV mehr wie meinen Nettobedarf in der Rente decken können.

    Ich spare auch nicht heute schon ins Tagesgeld, weil ich ab Rentenbeginn dort eine gewisse Summe für meine Entnahmestrategie benötige. Das kommt frühestens wenige Jahre vorher bzw. bei mir eher garnicht (das Nettogehalt sinkt bis zum Renteneintitt und damit halt auch schon meine Sparrate).

    Geht es bei dem risikoarmen Anteil nicht mehr um eine Reduzierung der Schwankung des Risikoteils?

    Dazu musst Du Dein eigenes Ziel definieren. Entnehme ich währnd der Ansparphase mal ein paar Prozent aus dem ETF (Mein Auto hat weniger wie 10% meines ETF Vermögnes gekostet), so ist das für mich etwas anderes wie das Rendite-Reihenfolgerisiko in der reinen Entnahmephase. Wenn ich also in Teilen oder ganz vom ersparten Leben möchten bzw. muss.

    Klar kann man das als Reduzierung der Schwankung betrachten, oder einfach (in der Ansparphase) als Planbarkeit. Das Geld auf dem TG kann ich morgen in exakt der Höhe ausgeben, das sind mir die Oportunitätskosten (langfristiger Renditeverlust) wert.

    Ich komme mir grad dumm vor mit ca. 10 Monatsgehältern im Geldmarkt-ETF.

    Du musst Dich mit Deiner Anlage wohl fühlen. Persönlich kann ich noch nicht einmal mein Netto-Monatsgehalt für eine solche Rechnung zuverlässig prognostizieren. Das Gehalt ist zwar sehr sicher, aber vom Brutto landen mittlerweile >50% in einem Langzeitkonto für den Vorruhestand. Der Rest reicht sicher für meine Netto-Monatsausgaben, in den meisten Monaten auch für mehr.

    Womit soll ich da nun mein Nettogehalt ausrechene? Die Zahlung ins Langzeitkonto kann ich mit einem Monat vorlauf ändern/einstellen. Ich kenne meine Netto-Ausgaben (mit und ohne Sparrate), und da liegt mein Tagesgeld immer noch weit über 10 Netto-Monatsausgaben.

    Hätte immer gedacht 90% Aktien-ETF/10% Geldmarkt ist schon recht offensiv. Die 10% hab ich nun auch nur wegen der Korrektur.

    Wenn ich mal davon ausgehe, dass Du, wie vermutich die meisten hier, insb. im Alter 50+, für ihren Ruhestand sparst (und das nicht als Selbstständiger oder Privatier, der einzig vom Aktien-ETF leben möchte), dann dürfte sich das Gesamtvermögen nicht nur auf Aktien/Festverzinsliche Anlagen beziehen.

    Einzig bezogen auf Aktien/Festverzinslich UND auf das, was ich persönlich zeitnah in der Hand habe, liege ich derzeit auch bei ca. 90/10. Völlig egal, wie hoch gerade mein Nettogehalt ist.

    Aber wehe, ich beziehe mein Gesamtvermögen grob auf mein Anlageziel (Rente/Vorruhestand), dann kommen noch Versicherungen (eine zweite BAV als Einmalzahlung, private LV) hinzu. Diese kann ich mit dem aktuellen Garantiewert ansetzen egal, ob ich sie kündigen kann oder nicht. Zu meinem Zieltermin sind sie verfügbar, also gehört der aktuelle Garantiewert derzeit schon zu meinem Vermögen (im Gegensatz zur Rente aus DRV + BAV).

    Und zum Schluss gehört bei mir auch noch meine selber bewohnte ETW dazu obwohl diese, nach heutiger Planung, erst beim Umzug ins Pflegeheim veräußert wird. Sie hat trotzdem einen Wert im Gesamtvermögen.

  • Dann lese ich das epaper von Finanztip, wo eine 100% Aktienquote für Unter-50-jährige empfohlen wird.

    ich kann mich jetzt nicht an jedes Detail in diesem doch etwas seltsamen „Du-musst-eine-Million-ansparen-Paper“ erinnern und will es auch nicht mehr durchlesen.

    Aber hier geht es trotzdem um die Frage, was eigentlich zur richtigen Geldanlage gehört und was für geplante Anschaffungen beziehungsweise für überraschende Lebenssituationen bereitgehalten werden sollte.

    Ich gehe einfach davon aus, dass rein psychologisch ein normal geistiger 45-jähriger Mensch sich etwas unwohl fühlt, wenn er zum Beispiel bei einem Gesamtvermögen von 180.000 € dann 170.000 € in dem berühmten „Einen-Welt-ETF“ hat uns 10.000 € im Tagesgeld.

  • Dann höre ich einen Podcast von Saidi, wo er erzählt, dass er 25% in sicheren Anlagen hält und 75% in Aktien und ich frage mich ob 90% Aktienquote nicht doch zu viel ist.

    90% von 10.000€ sind bei einem Berufseinsteiger mit hoher Wahrscheinlichkeit zu viel. 90% von ein paar 100k€ Depotwert (also immer noch ein mittlerer fünfstelliger Betrag) in Aktien dürfte nur dann recht hoch sein, wenn man selber erwartet, dass man solche Ausgaben in naher Zukunft haben wird. Mit einer sanierungsbedürfigen Altbau-Immobilie wäre mir das zu wenig, mit einer recht neuen Immobilie eher nicht.

    Oder wenn einem die Schwankung des Aktienanteils zu groß ist. 20% und mehr an Schwankungen dürften die meisten Leute nur dann ruhig aussitzen, wenn ihnen klar ist, dass sie das Geld mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht nuzten weden, bis sich die Märkte wieder erholt haben. Wenn ich in ein paar Jahren meine Kinder im Studium unterstützen will, würde ich das Geld dafür schon heute nicht mehr in Aktien-ETF investieren.

    Dann lese ich das epaper von Finanztip, wo eine 100% Aktienquote für Unter-50-jährige empfohlen wird. Also was nun?

    Da hilft nur selber rechnen. Nur Du kennst Deine Bedingungen und Deine Risikobereitschaft.

    Ich hätte alles unplanbare in den letzten 20 Jahren mittels Überziehungskredit oder Kreditkarte und Ausgleich in 1-3 Monaten aus dem laufenden Gehalt zahlen können. Auto und Immobilie (als jeweils höhere Ausgabe) waren planbar, Umzüge wurden vom AG bezahlt. Eine Familie, die ich in die Betrachtung mit einbeziehen müsste, gibt es nicht.

    Insg. wäre damit meine Rendite bei 100% Aktienanteil bedeutend höher gewesen wie auf dem TG. Sowas weiss man aber erst nachher, womit es von der eigenen Risikobereitschaft abhängt.

  • Die Angabe ist eine Faustregel. Jeder wird für sich selbst festlegen müssen, wieviel er für angemessen hält. Jeder Jeck ist da halt anders.

    Ja, und es ist nicht nur Typsache (kann ich nur ruhig schlafen, wenn auf dem Tagesgeld ein fünfstelliger Betrag liegt?), sondern hängt auch von der eigenen Lebenssituation ab.

    Ein selbständiger, privat versicherter Alleinverdiener mit schwankenden Einnahmen, abzuzahlendem Haus und drei Kindern wird tendenziell eine höhere liquide Reserve benötigen als ein gesetzlich krankenversichertes Doppelverdiener-Ehepaar im öffentlichen Dienst ohne Kinder, das für 800 EUR warm in einer Genossenschaftswohnung zur Miete wohnt.

    Wir liegen irgendwo dazwischen und haben irgendwann mal einen Betrag (keinen Prozentsatz unseres Gesamtvermögens, sondern einen fixen Betrag) festgelegt, mit dem wir uns auf dem Tagesgeld als Reserve wohlfühlen. Es sammelt sich mal mehr an, dann wird es aber auch wieder weniger (z.B., wenn wir gerade einen Urlaub bezahlt oder sonst eine größere Anschaffung getätigt haben). Wir schauen eben immer, dass ungefähr die Größenordnung passt. Insofern unterscheiden wir auch nicht zwischen "Notgroschen" und "liquide Mittel für laufende Anschaffungen" und haben da auch keinen zusätzlichen separaten Topf, der nie angerührt wird.

    Ich kann mir ehrlicherweise auch kaum eine Situation vorstellen, wo wir einen noch größeren Betrag sofort von heute auf morgen benötigen. Selbst bei Arbeitslosigkeit gibt es Arbeitslosengeld, das heißt, die Reserve müsste nur die Differenz zwischen Arbeitslosengeld und aktuellen Ausgaben decken, und einige unserer Ausgaben sind zudem variabel, da würde die Reserve doch recht lange reichen. Und im absoluten Notfall ließen sich ja tatsächlich auch die ETFs im Depot verkaufen, die sind ja absolut liquide. Klar, dafür sind sie nicht gedacht, und ggf. müssten wir mit Verlust verkaufen, aber das wäre im Katastrophenfall vermutlich unser kleinstes Problem.

  • Unbestritten irgendwo her brauchen wir alle eine Liquiditätsreserve und die sollte ja auch nicht zum Nullzins rumliegen, daher finde ich die Ursprungsfrage sehr berechtigt.

    Selbst mit Aktien-ETFs kann man eine Liquiditätsreserve aufbauen, man muss halt manchmal leiden beim Verkauf.

    Mein Argument für eine Anlage in Tagesgeld anstelle von Geldmarkt-ETFs sind die Transaktionskosten.

    Ich habe eine relativ hohe fixe Sparrate, d.h. am Ende des Monats bleibt ein mehr oder weniger großes Plus hängen. Zudem habe ich immer etwas Geld auf dem Girokonto, da ich von mir aus keinen Dispo möchte.

    Wenn ich am Ende aber 10/100/200/250€ übrig habe muss ich keine Transaktionskosten für die Umbuchung bezahlen. Bei der Anlage in ETF müsste ich entweder ansammeln, um vielleicht über eine "kostenfrei" Hürde zu gelangen oder eben 1€+X bezahlen. Das rechnet sich meines Erachtens nicht. Und klar, ich habe im Gegenzug dazu natürlich einen entgangenen Ertragsgewinn, sollte der ETF besser performen als mein Tagesgeld.

    Daher buche ich immer den Restbetrag am Ende des Monats aufs Tagesgeld. Sollte dort irgendwann eine gewisse Summe erreicht sein, investiere ich en-bloc den Gesamtbetrag in ETFs.

  • Ich habe das Problem Notgroschen für mich folgendermaßen gelöst:

    Früher hatte ich immer 20-25k Euro auf dem Tagesgeldkonto liegen, für den "Notfall", dass ich eben mal einen größeren Geldbetrag benötige. Dieser Notfall ist aber nie wirklich eingetreten und ich wollte nicht mehr die Rendite auf diese 25.000 Euro verschenken (auch hieraus kann auf Jahrzehnte ein ordentlicher sechsstelliger Betrag werden).

    Habe es so gelöst, dass ich den Notgroschen wirklich auf ein absolutes Minimum von 5.000 Euro reduziert habe. Und dafür habe ich bei der ING einen Rahmenkredit abgeschlossen mit Kreditrahmen 25.000 Euro. Diesen Rahmenkredit habe ich nun schon seit vielen Jahren und musste ihn nie in Anspruch nehmen. Sollte wirklich mal etwas passieren, dann bin ich hierüber aber trotzdem liquide. Die Zinsen liegen aktuell bei ~8%. Das ist natürlich sehr hoch, aber wenn alles gut läuft, werde ich diesen Kredit ja nie in Anspruch nehmen.

  • Ich habe das Problem Notgroschen für mich folgendermaßen gelöst:

    Früher hatte ich immer 20-25k Euro auf dem Tagesgeldkonto liegen, für den "Notfall", dass ich eben mal einen größeren Geldbetrag benötige. Dieser Notfall ist aber nie wirklich eingetreten und ich wollte nicht mehr die Rendite auf diese 25.000 Euro verschenken (auch hieraus kann auf Jahrzehnte ein ordentlicher sechsstelliger Betrag werden).

    Habe es so gelöst, dass ich den Notgroschen wirklich auf ein absolutes Minimum von 5.000 Euro reduziert habe. Und dafür habe ich bei der ING einen Rahmenkredit abgeschlossen mit Kreditrahmen 25.000 Euro. Diesen Rahmenkredit habe ich nun schon seit vielen Jahren und musste ihn nie in Anspruch nehmen. Sollte wirklich mal etwas passieren, dann bin ich hierüber aber trotzdem liquide. Die Zinsen liegen aktuell bei ~8%. Das ist natürlich sehr hoch, aber wenn alles gut läuft, werde ich diesen Kredit ja nie in Anspruch nehmen.

    Grundsätzlich kann ich das nachvollziehen. Nach einem kurzen Blick auf die Konditionen bei der ING bin ich aber daran hängengeblieben, dass man monatlich mindestens 2% der in Anspruch genommenen Kreditsumme zurückzahlen muss (zzgl. Zinsen).

    Wenn man also - in welcher Notlage auch immer - die vollen 25.000 EUR Kredit ausreizt, muss man beim aktuellen Zinssatz 687 EUR im Monat zurückzahlen. Das ist schon nicht wenig je nach Notlage...

    Oder würdest Du dann den Kredit nur für ein paar Tage nutzen, bis Du ETF-Anteile in entsprechender Höhe verkauft hast, und ihn damit wieder ablösen?

  • Nicht, dass ich das empfehlen würde, aber vielleicht Ist es für einige dennoch interessant. Viele Broker bieten ja auch die Möglichkeit, das Depot (und davon gehen wir ja aus, dass man dies anstelle des höheren TG führt) mittels Lombardkredit beleihen kann. Bei den Baaderbank Neos gibts dort aktuell Geld für 5,44%. Und vor allem kostet es nichts, wenn Mans nicht in Anspruch nimmt. Das sollte ja der Regelfall sein. Vielleicht eine geeignete Alternative zum rahmenkredit? Möglicherweise auch schufafreundlicher?

  • Diese "Einschränkung" ist mir bekannt. Mein Plan dahinter:

    Dass ich tatsächlich den ganzen Betrag auf einmal brauchen sollte, kommt mir sehr unwahrscheinlich vor. Da müssten schon mehrere große Notfälle zusammentreffen. Und auch dann könnte ich die ~700 Euro leicht aus meinem monatlichen Einkommen bezahlen. Sollte das auch noch gleichzeitig durch Jobverlust wegbrechen, dann habe ich tatsächlich Pech gehabt und muss Aktien verkaufen.

    In Summe denke ich aber, dass das für mich die beste Lösung ist. Aber das muss natürlich jeder für sich selbst und seine Situation entscheiden.