Staaten immer weiter verschuldet - Wie lange geht das gut?

  • Geld allein nutzt eben nichts. Man muss auch die notwendigen Ressourcen bereit stellen (können).

    Ja, eine Herausforderung liegt darin, die notwendigen Investitionen schnell und effektiv umzusetzen, ohne dabei unerwünschte Preiseffekte zu erzeugen. Dazu gibt es viele Möglichkeiten wie phasenweise Mittelvergabe, zeitliche Streckung, Ausbildungsoffensiven, Digitalisierung, .... Dazu haben wir ja unsere Exekutive. Irgendwo muss man halt anfangen: z.B. bei mehr Kindergartenplätzen, womit mehr Frauen von Teilzeit in Vollzeit wechseln würden...

  • Tiefenentspannt. Staatsschulden sind die Geldanlage des Anderen. Selbst Schäuble hat in seiner Zeit als Finanzminister auf die Frage, wann Deutschland schuldenfrei wird, mit "hoffentlich nie" geantwortet.

    Was er damit gemeint hat: Schulden sind zu einem gewissen Grad notwendig - Stichwort sichere Anlagen für Versicherungen, Banken usw..

    Taxation is not charity. It is not voluntary. As we shrink the state and make government smaller, we will find that more and more people are able to take care of themselves.


    Grover Norquist

  • Tiefenentspannt.

    Du bist doch nach meiner Erinnerung Beamter sprich Staatsdiener ... ? :) Na, dann kannst Du auch eher "tiefenentspannt" sein, als viele andere ...

    Staatsschulden sind die Geldanlage des Anderen.

    Zudem können Staaten, die in ihrer eigenen Währung verschuldet sind, schwerlich bis kaum pleite gehen, weil die eigene Notenbank das Geld einfach "nachdrucken" bzw. heute per Click am PC in beliebiger Höhe "nachliefern" kann (die Folgen für den Geldwert der Währung mal ausgeblendet ...). Das sieht bei einer Verschuldung in Fremdwährung aber anders aus. Das "Nachdrucken" können die 20 Euroländer ohne eigene nationale Notenbank aber nicht (mehr) praktizieren - für alle ist daher insoweit der Euro eine Fremdwährung.

    Was er damit gemeint hat: Schulden sind zu einem gewissen Grad notwendig

    Fraglos. Wo dieser Grad (als Dosis) - und damit als Demarkationslinie - zu verorten ist, scheint mir aber gerade die Frage aus Nr. 1 bzw. des Stranges zu sein ...


    Dazu kommt die Frage, wofür die Verschuldung des Staates überwiegend Verwendung findet - konsumtive oder investive Zwecke ...


    Bezeichnend in dem Kontext übrigens auch, daß die "implizite Staatsverschuldung" selten dabei mit Erwähnung findet ...

    Stichwort sichere Anlagen für Versicherungen, Banken usw..

    Unabhängig davon, daß es nach meinem Dafürhalten keine "sicheren" Anlagen gibt ("sicher" im Allgemeinen sind nur Alterung und Tod im Bereich Finanzen im Speziellen nur die Steuern, die Inflation und die Kosten bzw. Gebühren jedes Investments) ...


    ... Staatsanleihen werden per se als "ausfallsicher" definiert (und so via Regulatorik in die Depots "gedrückt" oder auch als "werthaltige" Sicherheiten in die EZB-Bilanz geschoben (präziser "verklappt")) ...


    Dazu kommt erschwerend, daß seit langem Banken und Versicherungen mit den Staaten im "gleichen Bettchen liegen und kuscheln". Wenn die eine oder andere der beiden Seiten nicht mehr weiter weiß oder beiden Seiten nicht mehr weiter wissen - kommt Tante "staatliche Notenbank" und druckt das Problem weg. Das Spiel hatte ich mir damals vom Grundsatz her etwas anders vorgestellt - und es war vermutlich auch anders gedacht und angelegt (die Bedeutung einer von der Politik unabhängigen Zentralbank oder staatlichen Notenbank ist nämlich eine Lehre aus der Geld- und Währungsgeschichte) ...



    Dir weiter ganz viel Glück mit Deinen privaten Finanzen !

  • Das "Nachdrucken" können die 20 Euroländer ohne eigene nationale Notenbank aber nicht (mehr) praktizieren - für alle ist daher insoweit der Euro eine Fremdwährung.
    [nachträglich gefettet von mir]

    Verstehe nichts von Volkswirtschaft, aber kann man das wirklich so sagen? Bloß weil die Geldpolitik im Euroraum, einschließlich der Geldmengenerhöhung, von der EZB für das gesamte Eurosystem gesteuert wird, also nicht von einzelnen Mitgliedsländern wie D, ist der Euro im Kontext von Staatsverschuldung doch nicht vergleichbar mit einer Fremdwährung. Oder was verstehe ich da falsch?


    Möchte hier keine Diskussion zur Sinnhaftigkeit des Euro lostreten. Das ist ein sehr komplexes Thema, bei dem seine Rolle für die wirtschaftliche und politische Integration Europas ohnehin weit über reine Währungsaspekte hinausgeht.

  • Verstehe nichts von Volkswirtschaft,

    Geht mir ähnlich. Einen Hauch weniger wenig verstehe ich von Betriebswirtschaft. Und lediglich Finanz-Laie bin ich noch dazu.

    aber kann man das wirklich so sagen? Bloß weil die Geldpolitik im Euroraum, einschließlich der Geldmengenerhöhung, von der EZB für das gesamte Eurosystem gesteuert wird, also nicht von einzelnen Mitgliedsländern wie D, ist der Euro im Kontext von Staatsverschuldung doch nicht vergleichbar mit einer Fremdwährung. Oder was verstehe ich da falsch?

    Jedenfalls kann sich keines der 20 Euroländer noch via seiner nationalen Notenbank den Euro einfach nach Belieben nachdrucken, wie das beispielsweise eine Fed oder ein BoY (Bank of Japan) kann. Die Regel, daß Staaten und auch deren stattliche Notenbanken bei Verschuldung in ihrer eigenen Währung theoretisch (*) nicht pleite gehen können, da sie diese nach Belieben nachdrucken können, greift daher hier bei der Eurokonstruktion nicht (mehr) - durch die Aufgabe der nationalen Währungssouveränität ab 1999.


    (*) Praktisch sieht das anders aus; sieh hierzu schon an der Stelle:

    Eine weiteres strukturelles Problem:


    Wie kann eine Zentralbank mit einem einzigen Leitzins auf die oftmals unterschiedliche Lage in 20 verschiedenen Ländern adäquat reagieren ? In der letzten Phase mit sehr hohen Inflationsraten (2022 ff) pendelten diese teilweise von um 20% (nach meiner Erinnerung zeitweise im Baltikum (?)) bis zu "nur" um die 5% in einigen anderen Ländern ...


    Möchte hier keine Diskussion zur Sinnhaftigkeit des Euro lostreten. Das ist ein sehr komplexes Thema ...

    Allerdings ist das so.


    ... bei dem seine Rolle für die wirtschaftliche und politische Integration Europas ohnehin weit über reine Währungsaspekte hinausgeht.

    Das ist fraglos so. Umso wichtiger wäre es gewesen das "Pferd nicht von hinten" aufzuzäumen sprich zuerst die VSE zu schaffen (Vereinigte Staaten von Europa) und dann als Krönung sozusagen den Euro einzuführen. Mit einem Finanzminister, einem Wirtschaftsminister, einer gemeinsamen Fiskalpolitik etc. pp. ...


    Eine solche Währungsunion mit zentralisierter Geldpolitik (via EZB) aber weiter dezentraler Fiskalpolitik (in der Hand der Nationen) hat auf längere Sicht - nach meinem Dafürhalten - kaum bis keine Chance. Und wird daher schon rein konstruktionsbedingt fragil bleiben.


    Die Hoffnung das Ganze mittels des diesbezüglichen EU-Vertragswerks (Vertrag von Maastricht, Maastricht-Kriterien, AEUV) stabil zu gestalten kann nur als gescheitert angesehen werden. Diese Verträge wurden vom ersten Tag an gedehnt, gebogen, gebeugt, umgangen oder offen gebrochen. Letztlich kam es so auch zur Eurokrise.


    Der nötige und entsprechende Druck kann nur über die Märkte kommen - von diesen hat aber im Ernstfall die EZB schon mehrfach einige Länder via Anleihekäufe "abgeschirmt" ...


    Da mir Trends und Tendenzen in diversen Länder der EU diesbezüglich recht gut bekannt sind (angefangen von Frankreich über Österreich bis Ungarn - um nur einige Beispiele zu nennen; von Schweden und Dänemark mal ganz abgesehen; die bis heute den Euro nicht einführen wollen und auch nicht eingeführt haben...), weiß ich nicht, wie man noch zu den VSE gelangen soll. Zumal dazu Referenden und/oder Änderungen der Verfassungen in den beteiligten Ländern meines Wissens zwingend erforderlich wären.


    Da das Ganze rund um die Europäische Einheitswährung ein rein politisch motiviertes Projekt war - wäre es auch die originäre Aufgabe der Politik gewesen die dafür erforderlichen Voraussetzungen zu schaffen. Das ist de facto unterblieben.


    Der Euro ist daher (leider) sozusagen (in währungstechnischen Zeiteinheiten gerechnet) direkt vom "Kreißsaal" (2002) auf die "Intensivstation" eingeliefert worden (2010) - und liegt seit spätestens 2012 (Dragi: "Whatever it takes") - um in dem Bild zu bleiben - im "Brutkasten" der EZB ...


    Es dürfte daher "interessant" bleiben und vermutlich irgendwann auch wieder sehr "spannend" werden.

  • Auch von (real)politischen Umsetzbarkeiten (insbes. zur Zeit der Einführung des Euro) verstehe ich nichts. Ich vermute aber "das Pferd von vorne aufzuzäumen" wäre zwar theoretisch besser, aber real nicht umsetzbar gewesen - auch nicht schrittweise. Deshalb kommt mir Euro zuerst plausibel vor.


    Ich wünschte mir mehr europäische Integration. Ohne wird D nie mächtig genug sein und ich möchte nicht von den USA, China und Russland dominiert werden / bleiben. Ob es bis zu VSE gehen sollte, weiss ich nicht - eine Stärke Europas liegt ja gerade in der Vielfalt der Länder. Ich hoffe, die aktuellen Veränderungen der Weltlage zwingen die EU(-Länder) endlich in die Gänge zu kommen. Z.B. halte ich unser bisheriges Verhältnis zu den USA für unwiederbringlich vorbei. Unsere Politiker sollten natürlich weiter „lächeln, während sie Scheiße fressen“, aber nicht mehr hauptsächlich reagieren, sondern konsequent nach unseren Interessen und Werten! handeln – mit dem festen Wissen: Mit den USA ist es vorbei...

  • Auch von (real)politischen Umsetzbarkeiten (insbes. zur Zeit der Einführung des Euro) verstehe ich nichts.

    Dazu habe ich auch nur rudimentäre Kenntnisse. Da ich mich aber gezwungenermaßen Anfang der 90er mit dem Vertrag von Maastricht und Ende der 90er mit dem bald real existierenden Euro beschäftigen mußte, weiß ich dazu dennoch immerhin weniger wenig als zu anderen Finanz-Themen.

    Ich vermute aber "das Pferd von vorne aufzuzäumen" wäre zwar theoretisch besser,

    Nicht nur "vermutlich" und nicht nur "theoretisch".

    aber real nicht umsetzbar gewesen - auch nicht schrittweise.

    Das trifft zu. So wie jetzt auch nicht die VSE umsetzbar sind - auch nicht schrittweise.


    Der Wind gegenüber der real existierenden EU hat sich schon lange gedreht. Dazu reicht schon ein Blick in das EU-Parlament 2005 vs 2025.

    Deshalb kommt mir Euro zuerst plausibel vor.

    Eine Währung mit schwersten Konstruktionsfehlern kann - nach meinem Dafürhalten - niemals plausibel sein.


    Noch problematischer wird es, wenn die eigenen diesbezüglichen EU-Verträge vom ersten Tag an nur auf dem Papier stehen - und eine EU-Kommission, die sich selbst als "Hüterin der EU-Verträge" bezeichnet (eher geriert) das Ganze noch "orchestrierend" begleitet. Und immer weiter nach noch mehr diskretionärem Spielraum strebt und diesen auch erhält.

    Ich wünschte mir mehr europäische Integration.

    Ich mir - inzwischen (und nach mehrjährigem Einblick in Brüssel und Straßburg) - auf keinen Fall mehr.

    Ohne wird D nie mächtig genug sein und ich möchte nicht von den USA, China und Russland dominiert werden / bleiben.

    Du siehst die EU bei Themen wie autarker äußerer Sicherheit (Verteidigungsfähigkeit) oder Wettbewerbsfähigkeit beispielsweise "mächtig genug" aufgestellt ... ?


    Für beides war "ewig" Zeit. Schon die Obama-Administration hat viel mehr verteidigungspolitische Anstrengungen der EU eingefordert (nur mit subtilerem Word als Trump). Bei Putin hätte es gereicht im Jahr 2007 mal genau hinzuhören. Die beschlossene und offiziell verkündete "Lissabon-Strategie" der EU stammt aus dem März des Jahres 2000 ... demnach sollte die EU "bis 2010 zum wettbewerbsfähigsten und dynamischsten wissensgestützten Wirtschaftsraum der Welt werden ...


    In der Rückschau der beiden Fälle: Realsatire ... ?


    In Brüssel war der Tenor Ende der 90er: Der Euro wird so erfolgreich, daß die Briten ihr britische Pfund gerne dafür aufgeben und die Schweizer ihren Schweizer Franken. Während der Euro bald den Dollar als Weltleitwährung ablösen wird ...


    In der Rückschau auch in dem Fall: Realsatire ... ?

    eine Stärke Europas liegt ja gerade in der Vielfalt der Länder.

    Deshalb eine Einheitswährung ... ?

    Ich hoffe, die aktuellen Veränderungen der Weltlage zwingen die EU(-Länder) endlich in die Gänge zu kommen.

    Darauf hatte ich bis in das Jahr 2010 und teilweise noch bis 2015 herum gehofft ...

  • Zitat von pmeinl

    Ich hoffe, die aktuellen Veränderungen der Weltlage zwingen die EU(-Länder) endlich in die Gänge zu kommen.

    Darauf hatte ich bis in das Jahr 2010 und teilweise noch bis 2015 herum gehofft ...

    Natürlich kann meine Hoffnung mich trügen; ich habe mich auch zu Russland geirrt und geglaubt, wenn wir uns gegenseitig eng verflechten und abhängig machen, käme keiner auf dumme Gedanken und wir könnten uns zusammen positiv weiterentwickeln (Europa zusammen mit Russland wäre hätte ja ein riesen Potential) – das war aber offensichtlich eine falsche Annahme.

    Aber ich habe seit 1981 folgende Tätowierung auf dem Arm: "Du hast keine Chance, aber nutze Sie". Stammt aus dem Film "Die Atlantikschwimmer" von Herbert Achternbusch.
    Gerade mal Gemini nach genauerem dazu gefragt:
    ... Er prägte diesen Satz im Jahr 1975 im Kontext des Kalten Krieges und der Studentenbewegung und verwendete ihn 1976 in seinem Film "Die Atlantikschwimmer". In einer Szene stehen Herbert und Heinz am Meeresufer und wollen weg, aber es fehlt ein Schiff. Die von Achternbusch selbst gespielte Figur Herbert sagt dann den markanten Satz und steigt angekleidet ins Wasser, um loszuschwimmen.


    Es könnte vielleicht sein, dass ich etwas abschweife :) War halt mal Querdenker, bevor der Begriff von Leuten gekapert wurde, mit denen ich nun wirklich gar nichts gemein habe.

  • Dabei ist aber darauf zu achten, nicht für eine Überhitzung zu sorgen, indem man bei fehlender Kapa zu viel bezahlt - das würde möglicherweise Inflation anreizen, ohne dass z.B. mehr gebaut wird.

    Das wird ziemlich sicher passieren. Trotz angeblicher Bauflaute scheint es überall Handwerkermangel zu geben. Wenn man jetzt Aufträge mit der Gießkanne verteilt, macht das den Engpass nicht besser. Gleichzeitig will man den Wohnungsmangel durch mehr Neubau bekämpfen, steht damit in Konkurrenz zur privat finanzierten Bauten. Mehr Nachfrage bei nicht so stark steigendem Angebot...mehr Inflation.

    Außerdem ist das Problem, dass gerade für Großprojekte...Bahnstrecken, Autobahnen, Brücken...es nur relativ wenige Firmen gibt, die solche Projekte überhaupt stemmen können. Die Kapazität ist nicht so einfach zu erhöhen.

  • Der Souveräne versteht ja auch nicht, dass die DM nach seiner Logik auch eine Fremdwährung war, da Bayern, Hessen usw auch keinen Einfluss nehmen konnten...

    Taxation is not charity. It is not voluntary. As we shrink the state and make government smaller, we will find that more and more people are able to take care of themselves.


    Grover Norquist

  • By the way

    Der Souveräne

    die Bezeichnung "Sovereign" bezieht sich in dem Fall auf eine gleichnamige britische Goldmünze.


    Assoziationen zu einer wie auch immer gearteten "Souveränität" meinerseits schließen sich schon deshalb aus (siehe an diversen Stellen und hier im Strang Nr. 26) da gilt, daß ich

    lediglich Finanz-Laie bin

    Was meinerseits zumindest offen kommuniziert wird ...


    Hierzu

    Der Souveräne versteht ja auch nicht

    "Sovereign" (siehe oben und so viel Zeit muß sein) versteht eher wenig von Finanzen (daher ja auch die Eigenbezeichnung "Finanz-Laie"; siehe oben).


    Der Souveräne versteht ja auch nicht, dass die DM nach seiner Logik auch eine Fremdwährung war, da Bayern, Hessen usw auch keinen Einfluss nehmen konnten...

    Das ist in dem Kontext (Währungsraum) irrelevant.


    "Bayern, Hessen usw." - um Deinen abwegigen Ansatz aufzugreifen - gehörten zum Währungsgebiet der Deutschen Makr (DM) und dafür gab es einen zuständigen Finanzminister, einen zuständigen Wirtschaftsminister, eine verantwortliche Fiskalpolitik usw. für das gesamte Währungsgebiet.


    Fiskalpolitik und Geldpolitik waren damit beide für das Währungsgebiet zentralisiert (die Fiskalpolitik bei der Bundesregierung und die Geldpolitik bei der Deutschen Bundesbank). Bei der Europäischen Einheitswährung ist die Geldpolitik zwar zentralisiert (EZB) aber die Finanz-, Wirtschafts- und Fiskalpolitik findet weiter dezentral auf nationaler Ebene statt (das Budgetrecht wird meist als das Königsrecht eines nationalen Parlaments bezeichnet ...).


    Eine gemeinsame Sprache (zur Realisierung der überaus wichtigen Mobilität beim Faktor Arbeit im Währungsraum) existierte mit der gemeinsamen deutschen Sprache ebenfalls. Ein ggf. regional bedingter inländischer Dialekt ist nicht unter eine Fremdsprache zu subsumieren. Offizielle Amtssprache war demnach auch "deutsch". In der Eurozone fehlt diese Faktormobilität beim Thema "Arbeit" ganz überwiegend. Wer in Sizilien arbeitslos wird, kann in der Regel kein niederländisch und damit nicht nahtlos eine Arbeit in Amsterdam antreten - um ein Beispiel aus Dutzenden zu nennen. In der EU wurde zwar eine Einheitswährung eingeführt aber keine einheitliche Amtssprache (meines Wissen gibt es in der EU 24 verschiedene Amtssprachen und m. W. zudem keine einzige, die von allen Euroländern gesprochen wird).


    Ob das Englische noch zur europäischen Amtssprache werden kann, wäre eine eigene Frage. Nach dem Brexit vielleicht nicht unbedingt wahrscheinlicher geworden ... :rolleyes:


    Ein bißchen Spaß muß sein - frei nach Roberto Blanco: Vielleicht wäre es ein Ansatz passend zum "Esperantogeld" über "Esperanto" als "internationale Plansprache" (paßt auch gut zu den teilweise planwirtschaftlichen Tendenzen der EU) als diesbezügliche Amtssprache für die Eurozone einmal nachzudenken ... :/


    Zudem kann ich mich auch an derart große und teilweise extreme Spreads bei den Inflationsraten, wie diese in der jüngsten Hochinflationsphase in der Eurozone zwischen den verschiedenen 20 Ländern zu verzeichnen waren (ein strukturelles Problem für die zuständige Notenbank, die nur einen einzigen Leitzins hat ...) zwischen dem "Bundesland Hessen" und dem "Bundesland Bayern" nicht erinnern ... ?


    Der oben dargestellte Hintergrund dürfte übrigens einer der Gründe (neben anderen) sein, warum die Deutsche Mark (DM) nie gerettet werden mußte - die Einheitswährung Euro aber bereits 10 Jahre nach ihrer Einführung ...



    Dir weiter ganz viel Glück mit Deinen privaten Finanzen !

  • Hallo,


    eine Fremdwährung ist per Definition eine Währung die in einem anderen Land ein gesetzliches Zahlungsmittel ist.


    Das trifft auf den Euro aus deutscher Sicht nicht zu. Das es keine gemeinsame Fiskalpolitik gibt, mag bedauerlich sein, ändert daran aber nichts.


    Daher ist für alle den Euro als offizielles Zahlungsmittel einsetzenden Staaten der Euro eine Heimatwährung.


    Trotzdem würde ich annehmen, dass die fehlende einheitliche Fiskalpolitik sich negativer auf die Schuldentragfähigkeit der Eurozone auswirkt, wie in Ländern wo Geld- und Fiskalpolitik sowie eine eigene Währung zusammentreffen.


    Aus meiner Sicht gibt es 350 Millionen Nutzer des Euro und man darf wohl davon ausgehen, dass ihm die große Mehrheit vertraut. Solang dies Euro-weit der Fall bleibt, bleibe auch ich entspannt.

  • eine Fremdwährung ist per Definition eine Währung die in einem anderen Land ein gesetzliches Zahlungsmittel ist.

    Eine Binse.


    Auch wenn mir eine Formulierung mit dem Tenor "eine Währung, die sich nicht im Staat der sie emittierenden Zentralbank in Umlauf befindet, sondern außerhalb dieses Hoheitsgebiets" eher zusagen würde.


    Nochmals (siehe schon Nr. 23)

    Zudem können Staaten, die in ihrer eigenen Währung verschuldet sind, schwerlich bis kaum pleite gehen, weil die eigene Notenbank das Geld einfach "nachdrucken" bzw. heute per Click am PC in beliebiger Höhe "nachliefern" kann (die Folgen für den Geldwert der Währung mal ausgeblendet ...). Das sieht bei einer Verschuldung in Fremdwährung aber anders aus. Das "Nachdrucken" können die 20 Euroländer ohne eigene nationale Notenbank aber nicht (mehr) praktizieren - für alle ist daher insoweit der Euro eine Fremdwährung.

    (nachträglich gefettet von mir)


    Zudem können die 20 (teilweise sehr unterschiedlichen bis disparaten) Staaten im Euroraum (durch die zentralisierter Geldpolitik bei der EZB) keine zur ihrer Situation und Lage individuell passende sprich adäquate Geldpolitik mehr machen.

    Das es keine gemeinsame Fiskalpolitik gibt, mag bedauerlich sein

    Eine Formulierung, die noch ausgeprägtestes britisches Understatement überbietet ...


    Dieser Konstruktionsfehler (neben der permanenten Mißachtung der eigenen (!) diesbezüglichen EU-Verträge) gehörten zu den Hauptgründen der Eurokrise (2010 ff), der erforderlichen Eurorettung (2012) (und zwar "Whatever it takes" ...) und der nachfolgenden langjährigen ultra-expansiven Geldpolitik der EZB bis zum Sommer 2022. Samt den daraus resultierenden Nebenwirkungen, Kollateralschäden, Fehlanreizen usw. Vor der ersten Zinserhöhung nach über 10 Jahren am 21. Juli 2022 hatte die EZB noch schnell en neues und unbegrenzte Anleihekaufprogramm (TPI) mit Blick auf die bekannten hochverschuldeten Wackelkandidaten (Frankreich und Italien insbesondere) verabschiedet. Das zeigt mehr als deutlich, wie fragil die EZB selbst die Lage einschätzt.

    Trotzdem würde ich annehmen, dass die fehlende einheitliche Fiskalpolitik sich negativer auf die Schuldentragfähigkeit der Eurozone auswirkt, wie in Ländern wo Geld- und Fiskalpolitik sowie eine eigene Währung zusammentreffen.

    Womit wir wieder bei dem ausgeprägten britischen Understatement im Wording wären ...

    Aus meiner Sicht gibt es 350 Millionen Nutzer des Euro und man darf wohl davon ausgehen, dass ihm die große Mehrheit vertraut.

    Ob das wirklich so ist (das Vertrauen betreffend - eine Zahl von 347 Millionen Nutzern habe ich auch in Erinnerung) entzieht sich meiner Kenntnis. Was sollte ein Bewohner der Eurozone auch anderes machen - als gezwungenermaßen den Euro im Alltag zu verwenden ... ? Ob man das schon automatisch als "Vertrauen" deuten kann ... ? Wer das Thema kritischer sieht, wird sich entsprechend finanziell positionieren (wenn er das denn kann).


    Gegen die Kollateralschaden dagegen (Fehlanreize, Moral Hazard, Tragik der Allmende, Auseinanderfallen von Handlung und Haftung, Erosion der Rechtsstaatlichkeit und des Grundsatzes "Pacta sunt servanda", sukzessive Abkehr von einer marktwirtschaftlichen Ausrichtung, Abschirmen einzelner Länder seitens der EZB vom Staatsanleihen-Markt usw.) gibt es schwerlich eine Vorkehrung oder Schutz für den Bürger.


    Außer einem anderen Standort - außerhalb der Eurozone.

    bleibe auch ich entspannt.

    Same here.


    Aber dies nur, weil ich Ende der 90er Jahre meine Asset-Allocation neu gewichtet und einige weitere Vorkehrungen getroffen hatte ... :)



    Die Hoffnung stirbt zuletzt.

  • Aus meiner Sicht gibt es 350 Millionen Nutzer des Euro und man darf wohl davon ausgehen, dass ihm die große Mehrheit vertraut.

    Der Presse zufolge stößt nächstes Jahr noch Bulgarien dazu. Mangelndes Vertrauen sieht definitiv anders aus.

    Taxation is not charity. It is not voluntary. As we shrink the state and make government smaller, we will find that more and more people are able to take care of themselves.


    Grover Norquist

  • Ob das Englische noch zur europäischen Amtssprache werden kann, wäre eine eigene Frage. Nach dem Brexit vielleicht nicht unbedingt wahrscheinlicher geworden ...

    Da mache ich extra den blauen Balken auf, um auf eine derartige Peinlichkeit zu stoßen...


    Die EU hat 24 Amtssprachen: Bulgarisch, Dänisch, Deutsch, Englisch, Estnisch, Finnisch, Französisch, Griechisch, Irisch, Italienisch, Kroatisch, Lettisch, Litauisch, Maltesisch, Niederländisch, Polnisch, Portugiesisch, Rumänisch, Schwedisch, Slowakisch, Slowenisch, Spanisch, Tschechisch und Ungarisch.


    Gut, dass du deine Laienhaftigkeit immer betonst.

    Taxation is not charity. It is not voluntary. As we shrink the state and make government smaller, we will find that more and more people are able to take care of themselves.


    Grover Norquist

  • Keine Angst, das kann man auch sehr simplistisch behandeln.

    Zumindest sind hier in diesem Faden (und nicht nur in diesem...) die Post mit den meisten Buchstaben nicht unbedingt die gehaltvollsten, sondern meist nur eine Form der eigenen Selbstbeweihräucherung.

    Zum Ausgangspost: Wie hier schon einige schrieben, tue dein Portfolio breit aufstellen mit (je nach Währungsangstfaktor) mehr oder weniger Sachwerten.

    Und noch ein Tipp, seit locker 10 Jahren höre ich fast täglich das das Finanzsystem zusammenbricht und man alles in Sachwerte stecken sollte. Das das passieren kann will ich nicht ausschliessen, aber wenn man immer das Ohr an der Zeit hat sollte man auch genügend Vorwahnzeit haben und entsprechend reagieren zu können, so was passiert nicht über Nacht.

  • Da mache ich extra den blauen Balken auf

    Warum ?


    Verfahre doch einfach wie die real existierenden EU und ignoriere die Wirklichkeit so lange es nur irgend geht (angefangen von den "Konstruktionsfehlern des Euro" samt dem "permanenten Bruch der eigenen diesbezüglichen EU-Verträge" über Themen wie die längst "überbordende EU-Regulatorik" und "EU-Bürokratie" bis hin zu Themen wie nachlassender "Wettbewerbsfähigkeit" und in praxi kaum vorhandener "Verteidigungsfähigkeit").


    Dann kann man sich auch besser empören - wenn sich die unvermeidlichen Rendezvous mit der Realität irgendwann zwangsläufig einstellen - und ausrufen: "Wie konnte das denn wieder nur passieren" ...

    ... um auf eine derartige Peinlichkeit zu stoßen...

    ???


    Es ging mir in Nr. 32 um den Hinweis der fehlende Faktormobilität beim wichtigen bzw. entscheidenden Faktor "Arbeit" und damit einem äußerst bedeutsamen Thema für jeden funktionierenden Währungsraum (einer der diversen Gründe, warm der Euroraum mau bis lausig und teilweise auch gar nicht erfolgreich "funktioniert"); siehe schon hier:

    In der EU wurde zwar eine Einheitswährung eingeführt aber keine einheitliche Amtssprache (meines Wissen gibt es in der EU 24 verschiedene Amtssprachen und m. W. zudem keine einzige, die von allen Euroländern gesprochen wird).

    Eigentlich hätte dieses Beispiel zu Veranschaulichung doch ausreichen sollen ...

    Wer in Sizilien arbeitslos wird, kann in der Regel kein niederländisch und damit nicht nahtlos eine Arbeit in Amsterdam antreten - um ein Beispiel aus Dutzenden zu nennen.

    Ich versuche es nochmal: Wer in Portugal arbeitslos wird kann in der Regel nicht einfach nach Arbeit in Frankreich, Deutschland oder Griechenland suchen - es sei denn, er ist ein Fremdsprachen-Genie ...



    Dir weiter ganz viel Glück mit Deinen privaten Finanzen !