Neuerungen in der gesetzlichen Krankenversicherung

  • Wenn du die Fürsorgepflicht des Staates so verdammst, wie soll dann zum Beispiel eine Selbstbeteiligung im medizinischen Bereich ausgestaltet sein? Beim Krankentransport gibts diese übrigens. In früheren Jahren mussten wir im Rettungsdienst/Krankentransport dem Patienten die 10 DM an Ort und Stelle abkassieren. Das war manches Mal unwürdig, wenn die gebrechliche Rentnerin nix zu Futtern im Kühlschrank hat, aber diese 10 DM für einen Besuch beim Zahnarzt abdrücken musste und wir das durchzuführen hatten. Mittlerweile erhalten die Betroffenen Post ihrer Krankenkasse. Freibeträge sind aber da aktiv.

    Zurück zum Thema: Ich denke, durch eine erhöhte Alkohol- Zucker- und Nikotinsteuer hätte man eine Selbstbeteiligung vorgezogen und ein Erziehungseffekt hat noch nie geschadet! :)

  • [...]
    Ohne jetzt die genauen Zahlen zu kennen, würde ich einfach mal sagen, dass die hohen Gesundheitskosten für meine Eltern erst im höheren Alter angefallen sind (z.B. Bypass OP, Herzschrittmacher, usw.).
    Das wird wohl bei vielen Menschen im höheren Alter so ähnlich aussehen.

    definiere mal bitte höheres Alter, monstermania : 55, 65 oder 75 Jahre? Mit 30 war ich für einen damals 15-jährigen relativ alt...

    Selbst wenn es einen mit 55 erwischt und eine Bypass-OP erforderlich wird, so hat man - wenn man nicht studiert hat - fast 40 Jahre Beiträge entrichtet und in jungen Jahren (bei guter genetischer Disposition) ausser der Jahresgrippe wenig Gesundheitskosten verursacht. Da relativiert sich dann auch die Bypass-OP...

  • Zurück zum Thema: Ich denke, durch eine erhöhte Alkohol- Zucker- und Nikotinsteuer hätte man eine Selbstbeteiligung vorgezogen und ein Erziehungseffekt hat noch nie geschadet! :)

    Ich glaube, dein Vorschlag, einfach die Steuern auf ungesunde Dinge zu erhöhen, wird nicht den gewünschten Effekt haben. Mal abgesehen davon, dass Zucker lediglich als Sündenbock verwendet wird. Übergewichtig wird man, wenn man mehr isst, als man braucht, egal ob Kohlehydrate, Fette oder Proteine. Gegen die Macht unsere Steinzeit-Gene kommt man nicht an. Nahrung ist bei uns jederzeit und überall verfügbar, was leider durch unsere uralte Gendisposition dazu führt, dass die Zahl der Übergewichtigen rasant zunimmt. In D sind aktuell ca. 2/3 der Männer und ca. die Hälfte der Frauen übergewichtig. Das dürfte auch nicht reversibel sein. Diese Menschen werden auch nicht weniger essen, wenn vermeintlich "ungesunde" Nahrung teurer wird.

    Wie wäre es denn, wenn man Übergewichtigen für die Behandlung von Krankheiten, die durch das Übergewicht bedingt sind, einen Eigenanteil berechnet? Natürlich wäre die Karriere eines jeden Politikers, der so etwas fordert, abrupt beendet. Aber vielleicht kommt ja demnächst aus irgendeiner Ecke die Forderung, als Kassenleistung Semaglutid aka Abnehmspritze zu spendieren. Damit endlich die Diskriminierung der "Mehrgewichtigen" ein Ende hat.:)

  • Das Gesundheitssystem könnte auch mal deutlich entschlackt werden . Wofür braucht es 100 Krankenkassen die auch noch in fast jedem grossen Ort/Stadt Geschäftsstellen mit gut bezahlten Geschäftsstellenleitern und teuren Angestellten vertreten sind. Ebenso sollte die elektronische Patientenakte verpflichtend werden damit sinnlose Doppeluntersuchungen wegfallen und Kreuzindikationen ausgeschlossen werden. Ebenfalls sollte in der Diagnostik und bei OPs mehr auf KI als Unterstützung gesetzt werden. Man hat oft den Eindruck das viel gehen würde, aber irgendwelche Interessenverbände und Lobbyisten (wie bei der Energiewende) im Hintergrund alles blockieren.

  • Ich glaube, dein Vorschlag, einfach die Steuern auf ungesunde Dinge zu erhöhen, wird nicht den gewünschten Effekt haben. [...]

    Vor kurzem lud mich meine Tochter in Sonderburg am Hafen auf ein Eis ein; sie fragte mich, was ich möchte und ich bestellte 3 Kugeln und besetzte schon mal einen Tisch. Sie kam dann mit den 3 Kugeln für mich, ihr Kleiner bekam eine Kugel und eine ass sie selbst. Da schaute ich auf die Preistafel und sah, dass eine Kugel 49 Kronen kostet (umgerechnet 5 €) Fett- und Zuckersteuer schlagen wahrlich ins Kontor.

    Ausser mir nahm niemand mehr als eine Kugel...

  • Man könnte die Zuckersteuer ja auch zweckgebunden direkt und ohne Abzüge den Krankenkassen zuführen. Wäre dann ja auch eine Art der Selbstbeteiligung der Verursacher die hier gefordert wird. Je nach dem wie hoch die Einnahmen der Zuckersteuer dann wären, könnte vielleicht auch die KK Beiträge in Zukunft sinken.

  • Man könnte die Zuckersteuer ja auch zweckgebunden direkt und ohne Abzüge den Krankenkassen zuführen. Wäre dann ja auch eine Art der Selbstbeteiligung der Verursacher die hier gefordert wird. Je nach dem wie hoch die Einnahmen der Zuckersteuer dann wären, könnte vielleicht auch die KK Beiträge in Zukunft sinken.

    Steuern sind nicht zweckgebunden. Jede Steuer landet im großen Topf und kann für beliebige unsinnige Dinge ausgegeben werden.

  • Steuern sind nicht zweckgebunden. Jede Steuer landet im großen Topf und kann für beliebige unsinnige Dinge ausgegeben werden.

    Ist richtig, eine Abgabe könnte man aber zweckgebunden verwenden. Man könnte beispielsweise xx Cent pro kg bei den Endverkäufern der Süßprodukte abziehen (oder auch beim Produzenten). Aber wo macht man da die Grenze? Glucose, Fructose, Brot sind auch oftmals nur unnötige Kohlenhydrate. Statt Schokolade gibt es dann eben Brot (klassischer Substituionseffekt). Oder muss der Bäcker dann die Zuckerkalorien in seinen Produkten zählen? Die dürften sich über mehr Bürokratie freuen.

    Aber auch Steuern wie die Ökosteuer hat man indirekt zweckgebunden für z.B. die Rentenversicherung. Ob dass dann in der Praxis alles eingehalten wird/wurde, ist eine andere Frage.

  • Wenn du die Fürsorgepflicht des Staates so verdammst, wie soll dann zum Beispiel eine Selbstbeteiligung im medizinischen Bereich ausgestaltet sein?

    Man könnte ja zum Beispiel mit einer Beitragsrückerstattung anfangen, wie es sie bereits in der PKV gibt. Wer für ein Jahr keine Kosten verursacht, bekommt ein paar Monatsbeiträge zurück. Wäre relativ einfach umzusetzen und sozial relativ gerecht, da sich die Beiträge nach dem Einkommen bemessen.

    Parallel bzw. alternativ kann man natürlich auch einen klassischen Selbstbehalt machen. Jeder zahlt die ersten x€ pro Jahr zu. Auch das sollte keine Buchhaltungssoftware für Krankenversicherungen vor größere Probleme stellen. Der kritische Punkt dürfte hier eher darin bestehen, dass die meisten GKV-Versicherten bisher absolut keine Ahnung haben, was der Arzt eigentlich für sie abrechnet und ein Selbstbehalt hier einen Paradigmenwechsel bedingt...


    Fürsorgepflicht und Paternalismus sind übrigens nicht das Gleiche. Als Vater habe ich eine gewisse Fürsorgepflicht für meine Tochter und natürlich will ich sie auch vor Gefahren schützen. Aber...und das ist der Punkt, an dem der Staat meistens falsch abbiegt...wer immer vor allem geschützt wird, lernt nie den richtigen Umgang mit Risiko. Und wer jeden wie den dümmsten behandelt, hat am Ende eben nur noch Dumme...jeder verlässt sich dann darauf, dass er schon beschützt wird.

  • Man denke nur an den Soli, der sollte auch Zweckgebunden für den Aufbau Ost sein (nur für 2 Jahre, hust), wenn der heute noch in dieser Form zweckgebunden wäre müssten die Leitplanken ist Ostdeutschland mit Blattgold überzogen werden.

  • Man könnte ja zum Beispiel mit einer Beitragsrückerstattung anfangen, wie es sie bereits in der PKV gibt. Wer für ein Jahr keine Kosten verursacht, bekommt ein paar Monatsbeiträge zurück. Wäre relativ einfach umzusetzen und sozial relativ gerecht, da sich die Beiträge nach dem Einkommen bemessen.

    In der PKV funktioniert das, weil jeder Versicherte zahlt. Wie soll man denn in diesem Modell mit den Millionen umgehen, die gar nichts zahlen? Außerdem würde ich bezweifeln, dass dies am Ende Einsparungen bringt. Auf der einen Seite würde das enorme Aufwendungen erzeugen, sowohl für die Umstellung des Systems als auch bei der Abwicklung. Einfach geht da gar nichts, speziell im Gesundheitsbereich. Auf der anderen Seite könnten solche Beitragsrückerstattungen schnell zu Mehraufwendungen führen statt Geld zu sparen. Beitragszahler bis ca. 40 suchen wohl eher weniger einen Arzt auf, einfach weil da keine Notwendigkeit besteht. Die würden sich sicher über die Rückerstattung von einigen Monatsbeiträgen freuen. Je höher der Beitrag, umso besser.

  • Ich sehe nicht, wie man aus meiner Aussage folgern könnte, dass Steuern an sich unsinnig seien. Aber nun wissen wir auf jeden Fall, dass du dir aus dem Mathematikunterricht zumindest ein paar Begriffe gemerkt hast.;)

    Missverständnis, das ich meiner ungenauen Formulierung anlasten muss:

    Ich meinte nicht "die Steuern" generell (bzw. "an sich") sondern den Anteil der Steuern, der für unsinnige Dinge ausgegeben wird.