GRV ungleich Investment

  • Die 48% sind ja kein "Mindestniveau" für alle Rentner, sondern nur eine Rechengröße für den (nicht existierenden) Eckrentner.

    Klar, Beiträge kann man schnell erhöhen und das betrifft alle Beitragszahler.

    Aber das Beispiel von dem Rentenbeginn mit 67 (Umsetzung innerhalb von 23 Jahren) zeigt doch, von welchen Zeitabständen wir hier reden. Wenn die Politik heute die Rente auf 69 Jahre hochsetzen will, wird das 2031-2051 sein. Voll treffen würde es also diejenigen, die nach 2051 in Rente gehen.

    Für die Anpassung der Beiträge (sowohl nach ob als auch nach unten) gibt es einen gesetzlichen Mechanismus, also regelt sich das fast automatisch. ;)

  • Egal wie es weitergeht, auf absehbare Zeit erhoffe ich mir da nicht viel.

    Same here. Aus meiner Sicht würde ich Dein "nicht viel" durch ein "eher fast Nix mehr" ersetzen. Adäquat handeln müssen (Stichwort: Umlagesystem und Demographie) hätte man beim Thema GRV vor 30 besser vor 40 Jahren. Das war schon Mitte der 90er Jahre die Conclusio meiner damaligen Recherche. Nur am Rande: Den diesbezüglichen ständigen Zickzackkurs der Politik hatte ich schon in Nr. 2.339 kurz dargestellt. Der aktuelle Bruch der Ampel (wohl ein SPD-Anliegen) mit einer gerechten Lastenverteilung (Überlastungsschutz im Sinne der Generationengerechtigkeit) ausgerechnet zu Beginn der demographisch schwierigsten Phase (Baby-Boomer werden vermehrt in Rente gehen) - genau dafür war diese Regelung gedacht (!) - sprich den Nachhaltigkeitsfaktor der Gesetzlichen Rente auszusetzen bzw. stillzulegen, entfaltet daher einen ganz "eigenen Charme" - paßt aber (leider) ins Gesamtbild (meine mich an eine Statistik aus 2022 zu erinnern, nach der fast 13 Millionen Menschen (12,9 Mio.) in den nächsten 15 Jahren das Rentenalter erreichen ... ?!).

    Links der Mitte möchte man gerne, dass sich der Staat um alles kümmert, insbesondere Soziales.

    Das ist unstrittig so. Hierzulande und auch in der EU. Die linken Parteien stehen für immer noch mehr Staat samt Regelungen und Verboten. Die Frage ist nur, ob das so auch sinnvoll und zielführend ist. Meines bescheidenen Wissens nach (bin in dem Bereich ein noch größerer - wenn auch interessierter - Laie als bei anderen Finanzthemen) kommen die diversen Sozialsysteme (eigentlich aus Sozial-Beiträgen zu finanzieren ... ?) nicht ohne jährlichen Bundeszuschuß (und damit Steuermittel) aus (allein bei der GRV irgendwas um gigantische 110 Mrd. € per annum ... ?).

    Einzig die m. W. jüngste (gestartet vor ca. 30 Jahren ...?) und kleinste Sozialversicherung (Pflegekasse bzw. Pflegeversicherung) kam - wohl als einziges gesetzliches Absicherungsmodell (!?) - bis vor einiger Zeit jedenfalls ohne Bundeszuschuß aus. Damit ist es aber wohl seit der Corona-Krise auch vorbei (wie mir ein Aktuar sagte, wurden damals dann auch da "Haushaltsmittel des Bundes nötig" - und diese haben sich seitdem "auch da fest etabliert"; aus Sicht des Aktuars ist die Pflegeversicherung längst zum "Sorgenkind" mutiert, da sich in "weniger als zwei Jahrzehnten der Beitragssatz verdoppelt hat und diese Einnahmen trotzdem nicht reichen" - vermute mal, der Mann weiß wovon er spricht ... ?!). Erschließt sich aber selbst mir als diesbezüglichem Laien, da sich (übrigens lange absehbar !) das Verhältnis zwischen Einnahmen (Anzahl Beitragszahler) und Ausgaben (Anzahl Empfänger) auch da sukzessive immer weiter verschiebt, womit jedes Umlagesystem an seine Grenzen kommt - wie der Aktuar meinte, "wenn das so weitergeht, wie bisher, werden die Beiträge von 2022 bis allein 2030 um mehr als weitere 40% steigen"). Das aber nur am Rande im Kontext mit gesetzlichen Absicherungsmodellen.

    Da sind mündige Bürger und Anreize zur Eigenverantwortung inkompatibel.

    Was ja nicht nur zunehmend hierzulande zu konstatieren ist (der vielbeschworene "mündige Bürger" und "mündige Verbraucher" taucht eher nur noch in politischen Sonntagsreden auf) - sondern auch ganz dem Motto und herrschenden Tenor der EU entspricht. Ein Paternalismus, der die Menschen eher als "zu lenkende" und "zu beschützende" Wesen versteht - denn als eigenständige und eigenverantwortliche Bürger. Im besten Fall - ansonsten wird gleich mit Verboten gearbeitet statt auf Anreize und/oder Preissignale zu setzen.

    Über das (traurige) Thema der EU-WIKR (EU-Wohnimmobilienkreditrichtlinie) hatte ich hier schon an anderer Stelle mal was geschrieben. Gestartet einstmals als gute Idee des "Verbraucherschutzes" für den einzelnen Bürger - mutierte diese EU-Richtlinie dann in ihrer Entstehungs- und Umsetzungsgeschichte mehr zu einer makroprudenziellen Maßnahme, um möglichst die Finanzstabilität als Ganzes zu sichern (vor dem Hintergrund einer langjährigen ultra-expansiven Geldpolitik der EZB mit der berechtigten Sorge vor Vermögenspreisblasen (Beispiel: Immobilien) und deren Platzen mit den dann üblichen Folgen) ...

    Und die Union weiß immer noch nicht, ob sie zum Gewurschtel der Merkel-Jahre stehen soll oder ob sie wirklich damit brechen will.

    Wohl wahr. Aus meiner Sicht - wie mir aus meinem Umfeld gut bekannt ist, stehe ich mit dieser Meinung nicht allein - hat sich in jener Zeit (Merkel-Jahre) nicht nur der "Markenkern" der Union "fast wie eine Brausetablette im Wasserglas" aufgelöst sondern auch die traditionell einstmals der Union von den Wählern zugeschriebenen Kompetenzen (Wirtschaft, Finanzen, Ordnungspolitik mit marktwirtschaftlicher Ausrichtung, äußere Sicherheit, innere Sicherheit, Rechtsstaatlichkeit (u. a. pacta sunt servanda) usw. - von der gesellschaftspolitischen Linksverschiebung unter Merkel ganz abgesehen).

    Für mich fast unbegreiflich, daß die real existierende Union ohne Klärung Deiner oben zu recht gestellten Frage (samt Antwort und deren Kommunikation in die breite Öffentlichkeit, damit die Wähler wissen, woran sie bei der Union sind) immer noch (oder wieder) die Partei ist, mit den meisten (potentiellen bzw. tatsächlichen) Wählerstimmen (aktuell um die 30% ?). Und zwar mit erheblichem Abstand vor allen anderen Parteien ?! Vielleicht greift da das Motto mit dem Einäugigen unter den Blinden ... ? Für mich aber kaum mehr nachvollziehbar.

    Im Kontext mit der GRV: Den damaligen Umgang (90er Jahre) der Union-Parteispitze mit Gutachten, Expertisen und Studien der teilweise eigenen Leute (wie Prof. Biedenkopf) die Zukunft der GRV betreffend, habe ich jedenfalls bis heute nicht vergessen. So wie die - aus meiner Sicht - schweren bis historischen Fehler der Merkel-Ära ebenso wenig.


    Nur meine persönliche Meinung basierend auf langjährigen Beobachtungen und Erfahrungen der Themen "Finanzen" und "Politik" - die an vielen Stellen (Stichwort: GRV - um nur ein Beispiel von vielen zu nennen) stark miteinander verknüpft sind.

  • Betriebsrentenverband kritisiert geplantes Rentenpaket II

    Betriebsrentenverband kritisiert geplantes Rentenpaket II | Ihre Vorsorge
    Die Arbeitsgemeinschaft für betriebliche Altersversorgung fordert, auch nicht-tarifgebundene Unternehmen müssten Zugang zu Branchenverträgen bekommen - und…
    www.ihre-vorsorge.de
    Zitat

    Der aba-Vorsitzende verlangte darüber hinaus “mehr Mut bei der Reform der betrieblichen Altersversorgung”. Künftig müssten auch nicht-tarifgebundene Unternehmen Zugang zu den sogenannten Sozialpartnermodellen (SPM) erhalten, forderte Thurnes. Diese seit 2018 erlaubten Betriebsrentenmodelle befreien Unternehmen von der Pflicht, bei einer betrieblichen Altersversorgung Renditen zu garantieren. Allerdings setzen sie zwingend einen Tarifvertrag der jeweils zuständigen Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften voraus. Bei Betriebsrenten nach dem SPM beschränkt sich die Versorgungszusage des Arbeitgebers auf die Zahlung von Beiträgen zugunsten seiner Beschäftigten an einen Pensionsfonds, eine Pensionskasse oder eine Direktversicherung. Den Beschäftigten wird dafür eine „Zielrente“ in Aussicht gestellt.

    Ich verstehe den Text nicht ganz.

    Konnten Unternehmen nicht schon immer für die betriebliche Altersvorsorge auf Angebote der Versicherungsbranche zurückgreifen - unabhängig davon, ob sie tarifgebunden sind oder nicht? Und sind es nicht die Konditionen der Versicherungsbranche, die dann beide betreffen (tarifgebunden und nicht-tarifgebunden), speziell der "Garantiezins"?

    Oder geht es um andere Formen betrieblicher Altersversorgung, die nicht über eine Versicherung laufen?


    Hier habe ich ein SPM Beispiel gefunden

    https://arbeitsmarkt-und-sozialpolitik.verdi.de/++file++6359829e615a7a4b57c6aaa9/download/Pressebrosch%C3%BCre_Sozialpartnermodell_verdi_Okt-2022.pdf

    Zitat

    Damit steht vier Jahre nach Inkrafttreten des Betriebsrentenstärkungsgesetzes das erste Sozialpartnermodell auf Basis eines Tarifvertrags – ein Gemeinschaftsprojekt von Uniper, den beteiligten Arbeitgebervereinigungen, den beiden Gewerkschaften ver.di und IGBCE sowie dem MSPF. In Pionierarbeit wurden die gesetzlichen Vorgaben in die Praxis umgesetzt. Ende Mai 2022 einigten sich die Tarifvertragsparteien auf die Inhalte des Tarifvertrags „reine Beitragszusage“ als Grundlage für das erste Sozialpartnermodell in Deutschland.

    Die reine Beitragszusage steht sowohl neuen Mitarbeitenden als auch Mitarbeitenden in einem bestehenden Arbeitsverhältnis zur Verfügung. Mit dem Sozialpartnermodell werden die gewerkschaftlichen tarif- und sozialpolitischen Vorstellungen erfolgreich umgesetzt und die Chance genutzt, bei arbeitgeberseitig gleichem Finanzaufwand eine deutlich attraktivere bAV für die Beschäftigten zu erreichen. Zudem wurde ein Höchstmaß an innerorganisatorischer Mitbestimmung und Beteiligung durch einen paritätisch besetzten Sozialpartnerbeirat bei umfassenden Wahlmöglichkeiten der

    Mitarbeitenden umgesetzt.

    Die reine Beitragszusage verpflichtet den Arbeitgeber zur Zahlung der Beiträge für die Betriebsrente der Mitarbeitenden an einen externen Versorgungsträger bspw. einen Pensionsfonds. Der Arbeitgeber darf nicht für eine Leistung in bestimmter Höhe einstehen. Eine Beteiligung der Mitarbeitenden am Kapitalanlageerfolg und damit eine höhere Versorgung in der Rente wird durch den Verzicht auf Garantien möglich. Die eingezahlten Beiträge werden durch den Pensionsfonds in ein breit diversifiziertes Portfolio investiert und somit die Chance auf höhere Renditen erreicht.

    Also investieren die ähnlich wie hier im Forum diskutiert wird oder wie es auch beim Generationenkapital vorgesehen ist - allerdings ohne jegliche Leistungszulage?

  • Hier noch ein Artikel zu dem Thema aus dem Handelsblatt:

    Betriebsrente: Rente vom Chef – Ampel will betriebliche Altersvorsorge stärken
    Mit besserer Förderung für Geringverdiener und Anpassungen beim sogenannten Sozialpartnermodell will die Regierung mehr Arbeitgeber dazu bewegen,…
    www.handelsblatt.com
    Zitat

    Mit dem zweiten Betriebsrentenstärkungsgesetz will die Ampelkoalition das Sozialpartnermodell nun weiterentwickeln und es beispielsweise stärker auch für nicht tarifgebundene Unternehmen öffnen. So sollen sich etwa auch branchenfremde Unternehmen einem bestehenden Sozialpartnermodell anschließen können, sofern sie in den Organisationsbereich der das Sozialpartnermodell tragenden Gewerkschaft fallen.

    Das bestehende Modell für die chemische Industrie könnte also beispielsweise auch für Unternehmen der Glas- oder Keramikindustrie geöffnet werden, für die auch die IG BCE zuständig ist.

    Können zwei verschiedene Gewerkschaften denselben Pensionsfund verwenden?

    Oder muss jeweils ein eigener Pensionsfund aufgelegt werden?

  • KaffeeOderTee

    Kannst hier ja mal reinschauen, Frau Ghilarducci kennt sich aus:

    Debunking US Retirement 'Crisis' Myths | Teresa Ghilarducci | TMR - YouTube

    Leistungszusage: Pension Beitragszusage: 401K ;)

    Danke! - für den link.

    Ich bin erstaunt, über solch' eine Diskussion in den USA.

    Fr. Ghilarducci sagt sinngemäß an einer Stelle, dass eine Einzelperson nicht so diversifizieren kann und Marktkrisen und konkrete Lebensrisiken überwinden kann, wie z.B. der Arbeitgeber, der einen längeren Anlagehorizont hat, welcher sich nicht nur über ein einzelnes Leben erstreckt, sondern das Leben von vielen betrifft, die zu unterschiedlichen Zeiten unterschiedliche Rollen im System haben.

    Da erscheint es mir seltsam, dass bei den bei uns diskutierten Sozialpartnermodell (SPM), das Risiko voll auf den Einzelnen abgewälzt wird.

  • Danke! - für den link.

    Ich bin erstaunt, über solch' eine Diskussion in den USA.

    Fr. Ghilarducci sagt sinngemäß an einer Stelle, dass eine Einzelperson nicht so diversifizieren kann und Marktkrisen und konkrete Lebensrisiken überwinden kann, wie z.B. der Arbeitgeber, der einen längeren Anlagehorizont hat, welcher sich nicht nur über ein einzelnes Leben erstreckt, sondern das Leben von vielen betrifft, die zu unterschiedlichen Zeiten unterschiedliche Rollen im System haben.

    Da erscheint es mir seltsam, dass bei den bei uns diskutierten Sozialpartnermodell (SPM), das Risiko voll auf den Einzelnen abgewälzt wird.

    Risiko und Chancen.

    Wenn die Haftung für AG und Anbieter wegfällt, dann gilt endlich: "Time in the Market beats Time in the Cash-Lock!"

  • Chefin der „Wirtschaftsweisen“ fordert umfassende Rentenreform

    Rente: Monika Schnitzer fordert umfassende Rentenreform

    Zitat

    Mit dem Renteneinstieg der Babyboomer gebe es weniger Beschäftigte, die die Rentenbeiträge zahlen könnten, betonte Schnitzer. „Darauf müssen wir uns einstellen. Das Problem ist, dass die Babyboomer einen Teil des Generationenvertrags nicht eingehalten haben. Sie haben mit ihren Beiträgen für die Rentner und Rentnerinnen bezahlt. Aber sie haben nicht ausreichend viele Kinder bekommen und großgezogen, um später genügend Beitragszahler für ihre eigene Rente zu haben. Damit müssen wir irgendwie umgehen.“

    ...

    Rente mit 63 zielgenauer machen

    Schnitzer sagte zur Rente mit 63: „Wenn man sich anschaut, wer sie in Anspruch nimmt, dann sind das Beschäftigte, die durchschnittlich verdient haben und überdurchschnittlich gesund sind. Also gerade nicht die Dachdecker, die nach einem langen Arbeitsleben nicht mehr können, sondern Menschen, die gesund sind und eigentlich noch weiterarbeiten könnten, Menschen, die durchschnittlich verdient haben und gut von ihrer Rente leben können, erst recht, wenn sie ohne Abschläge in Rente gehen.“

    Sie sagte weiter: „Wenn man die Maßnahme zielgenauer machen und wirklich dem Rechnung tragen wollte, dass manche Menschen nicht so lange arbeiten können, dann sollte man diese abschlagsfreie Rente für Geringverdiener vorbehalten“, sagte die Vorsitzendes des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, einem Beratergremium der Bundesregierung. „Das war unser Vorschlag im letzten Jahresgutachten. Diese Menschen sind häufiger krank und leben weniger lang als Besserverdienende.“

    Geringverdiener sind häufiger krank und leben weniger lang als Besserverdienende.

    Stellt Fr. Schnitzler hier fest, dass in unserem reichen Land die Gesundheit und die Lebensdauer vom Einkommen abhängen?

    Ist das als gegeben so hinzunehmen?

    Und anstatt das zu hinterfragen und zu vermeiden (zu verhindern) kann man das als Argument für ein späteres Renteneintrittsalter von Besserverdienenden verwenden?

    So weit sind wir schon gekommen?

  • KaffeeOderTee

    Aus meiner ganz persönlichen Sicht ist das zu einfach dargestellt, nach meiner ganz persönlichen Erfahrung ist das von Fall zu Fall zu beurteilen.

    Ich selbst musste Ende der 80er / Anfang der 90er Jahre aus gesundheitlichen Gründen umgeschult werden, weil mein Rücken nach 12 Jahren Überbeanspruchung so kaputt war, dass ich auf einen kaufmännischen Bürojob umsatteln musste und auf diesem Weg auf die IT-Schiene geriet, was seinerzeit durchaus üblich war, wie monstermania sicher bestätigen kann.

    Vor 9 Jahren dann ereilte mich ein gesundheitlicher Schicksalsschlag, in dessen Folge ich einen Grad der Behinderung (GdB) von 30% zugewiesen bekam. Die DRV hat alles getan, damit ich schnell durch die Reha kam und weiter in die Rentenkasse einzahlen konnte.

    Ich sehe mich selbst als ein Beispiel, dass diese pauschalen Urteile, dass Büroangestellte im Vergleich zum sprichwörtlichen Dachdecker quasi bis zum Umfallen arbeiten und einzahlen können, als widerlegt und nicht gerechtfertigt an. Zudem habe ich mit meinem lebenslangen Durchschnittseinkommen 3 Kinder grossgezogen, so dass ich mir auch diesen Schuh von Frau Schnitzer nicht anziehe. Ich werde kommenden Monat nach 47 harten Arbeitsjahren meine Rente mit 64 Jahren und 4 Monaten beantragen, da können sich die Herrschaften in ihrem Elfenbeinturm auf den Kopf stellen. Bisher konnte man der Politik einigermassen Vertrauen schenken bzw. beim Wort nehmen, es wird momentan jedoch alles dafür getan, Vertrauen zu zerstören.

    Demographie ist kein spontanes Ereignis; einige realisieren erst jetzt offensichtlich die Versäumnisse der vergangenen 50 Jahre.

    Ich schreibe das keineswegs, um bemitleidet zu werden, sondern möchte nur darlegen, dass solch pauschale Aussagen in keinster Weise der Realität gerecht werden bzw. meine Lebenserfahrung - und sicher die vieler anderer - eine andere ist.

    Man könnte ja auch mal das Gespräch mit Betroffenen suchen, aber das will man offensichtlich nicht.

  • Nordnordlicht Glückwunsch, da sind wir fast gleichalt... ich gehe am 1.7. d. J. in Rente, nach 45 Jahren überwiegend körperlicher Arbeit, 35 Jahre davon in Wechselschicht im Rettungsdienst. Dass in diesem Land körperliche Arbeit nicht ausreichend wertgeschätzt wird, wird einem bei solchen Behauptungen immer wieder klar. Es ist nun mal etwas anderes, ob man seine Arbeitskraft am Schreibtisch mit einer 5-Tage-Woche einbringt oder im Tag- und Nachtwechselschichtdienst bei Wind und Wetter, auch an Sonn- und Feiertagen in einer 48- Stunden-Woche draußen auf der Landstraße Leben rettet und oft genug auch noch mit Überstunden gesegnet ist. (Derzeit wird gegen die Stundenzahl demonstriert) Wenn die Schicht zu Ende ist, der Patient aber noch auf der Liege im RTW liegt, kann man ja nicht einfach nach Hause fahren. ;) Von der psychischen Belastung im Rettungsdienst will ich mal gar nicht anfangen. Viele im Metier schaffen die 45 Jahre nicht und müssen in die BU Rente.

    Nicht falsch verstehen, ich jammere nicht, aber mancher Wissenschaftler sollte mal die Lage hautnah miterleben und dann Berechnungen anstellen, die diese Belastungen monetär ausreichend abfedern. Aber ich verzettle mich...

  • Nicht falsch verstehen, ich jammere nicht, aber mancher Wissenschaftler sollte mal die Lage hautnah miterleben und dann Berechnungen anstellen, die diese Belastungen monetär ausreichend abfedern. Aber ich verzettle mich...

    Auch so mancher Politiker.;)

    Gilt aber auch für diverse Schreibtischjobs. Es ist schon etwas anderes, wenn Du mit 30, 40 oder 60+ etwas komplett Neues lernen musst. Zumal auch viele Dinge scheinbar nicht wirklich für die ältere Generation gemacht werden (z.B. Schriftgrößen auf Bedienpanels :D).

  • Nordnordlicht

    [...]

    Nicht falsch verstehen, ich jammere nicht, aber mancher Wissenschaftler sollte mal die Lage hautnah miterleben und dann Berechnungen anstellen, die diese Belastungen monetär ausreichend abfedern. Aber ich verzettle mich...

    Frau Schnitzer könnte ja mal ihre Vorschläge in den Reha-Kliniken den dort anwesenden Patientinnen & Patienten erläutern und den Beifall in dB messen... :P

    Ich jedenfalls wünsche Dir alles Gute für die Zukunft!

  • Die Argumente von Nordnordlicht und Boersenfeger sind ja gut nachvollziehbar, aber wie soll das mit dem Finanzierungsproblem der GRV zusammen passen?

    Derzeit hängt die Anzahl der Rentenpunkte vom Einkommen ab. Sollte das geändert werden? z.B. Renteneintrittsalter bei körperlicher Arbeit 66 Jahre, sonst 70 Jahre?

    Oder Schreibtischtäter bekommen bei gleichem Einkommen 10% weniger Rentenpunkte?

    Das wäre derzeit nicht verfassungskonform.

  • Auch so mancher Politiker.;)

    Gilt aber auch für diverse Schreibtischjobs. Es ist schon etwas anderes, wenn Du mit 30, 40 oder 60+ etwas komplett Neues lernen musst. Zumal auch viele Dinge scheinbar nicht wirklich für die ältere Generation gemacht werden (z.B. Schriftgrößen auf Bedienpanels :D).

    Es besteht aber auch die Chance, dass Du als 50+ feststellst: "Das kenne ich doch schon. Das hatten wir schon in den 80er Jahren. Es hiess da bloss anders. Aber ein paar der damals sinnvollen - und eigentlich auch notwendigen - Aspekte hat man in der 'neuen' Variante aus Kostengründen fallengelassen." ;)

  • Die Argumente von Nordnordlicht und Boersenfeger sind ja gut nachvollziehbar, aber wie soll das mit dem Finanzierungsproblem der GRV zusammen passen?

    In dem auch nichtproduktives Kapital wertabgeschöpft wird, sprich die viel gehasste Reichensteuer erheben, zu Gunsten von sozialen Ausgaben des Staates, darunter auch der Rentenversicherung. Ich erwarte nun ehrfürchtig das Donnerwetter von Sovereign :)

  • Die GRV erhebt keine Steuern, sondern Beiträge. Beiträge von Pflichtmitgliedern und von freiwilligen Mitgliedern.

    Möchtest Du jetzt die (selbstverwaltete) GRV abschaffen und die GRV direkt einem Rentenministerium unterstellen. Glaubst Du in der Tagespolitik sind dann alle finanziellen Probleme unserer Rente dauerhaft gelöst?