Hilfe: Express-Zertifikat

  • Wie ich sehe, sind die Meinungen hier ja auch durchweg negativ bzw zumindest kritisch. Dennoch verstehe ich immer noch nicht genau, warum Zertifikate überall - nicht nur hier - so kritisch gesehen und nur für Profis empfohlen werden.

    Siehste!

    Die grundsätzliche Funktionsweise habe ich jetzt, glaube ich, verstanden.

    So richtig überzeugt klingt das nicht. Du glaubst nur, Du habest die Wirkungsweise dieses Papiers verstanden, Du bist davon noch nicht einmal überzeugt, geschweige denn bist Du Dir sicher.


    Wir haben hier mit Deinen Eltern maximal risikoaverse Anleger vor uns, die jeglicher Spekulation abhold sind, für die vermutlich bereits eine Investition in eine Standardaktie Teufelszeug ist. Und genau solchen Leuten, die eigentlich ein Festgeld kaufen wollten, wird ein strukturiertes Produkt angedient, vermutlich aus monetärem Interesse des Finanzverkäufers. Ich halte das für verwerflich.


    Eine Rente oder ein Festgeld sind als Produkt durchsichtig und einfach zu berechnen. In einem Zertifikat hingegen kann alles Mögliche drinstecken. Auf jeden Fall besteht es aus mehreren Komponenten: Der Kunde gibt sein Geld der Bank, also ist eine Komponente eine (berechenbare) Rente, meist ein Zero-Bond, also eine endfällige Rente. Dazu kommen dann ein oder mehrere Optionen, deren Wert ein Laie nicht berechnen kann. Diese Nichtberechenbarkeit einer Komponente ermöglicht der Bank, in das Paketprodukt eine höhere Marge einzubauen, die der Kunde nicht unmittelbar erkennen kann. Zertifikate sind (abgesehen davon, daß sie spekulativ sind) in den meisten Fällen zu teuer.


    Gegen Spekulation habe ich für mich nichts, ich gehe sie mit meiner Aktienanlage schließlich bewußt ein. Man sollte eine solche einem Angsthasenanleger aber nicht unterschieben (und darf es rechtlich meines Wissens auch nicht). Wenn die Spekulation aufgeht, werden sich Deine Eltern nicht beklagen. Aber sie ahnen vermutlich überhaupt nicht, daß sie mit dieser Geldanlage spekulieren. Wüßten sie es, stünden ihnen vermutlich die Haare zu Berge. Und wenn die Spekulation danebengeht (was ja keiner weiß - Prognosen - Zukunft - das kennst Du ja), wird das Gejammer groß sein.

    Das klingt für mich immer noch nicht nach einem Produkt, vor dem man warnen muss, welches sehr kompliziert erscheint und das möglichst widerrufen werden sollte.


    Was verstehe ich nicht/falsch?

    Das Zertifikat ist ein spekulatives Papier, es gehört zu einer anderen Anlageklasse als das Festgeld, das Deine Leute eigentlich kaufen wollten.


    Freilich hat ein spekulatives Papier ein höheres Renditepotential, aber halt auch ein Risiko. Ich glaube nicht, daß das Deinen Eltern bewußt war, als man es ihnen aufgeschwatzt hat. Und eben deswegen war das nicht in Ordnung.



    Ich muß Dich allerdings warnen: Anderen Leuten zu deren Besten raten zu wollen, kann sehr nach hinten losgehen, selbst in der Familie. Gegen die Rhetorikschulung des "Bankbeamten" kommst Du vermutlich nicht an. Wenn Du es versuchst, ist es sehr wohl möglich, daß sich Deine Eltern sehr auf die Seite des geradezu als heilig dargestellten "Bankbeamten" stellen.


    Du erlebst es auf anderer Ebene hier: Die Meinung gegen diese Geldanlage für diese Kunden ist hier im Forum einhellig - aber Du verteidigst sie, weil Du glaubst, sie verstanden zu haben und sie daher für günstig hältst. In gleicher Weise gilt das eine Ebene weiter: Deine Eltern werden die Anlage mit Zähnen und Klauen verteidigen, weil der "Bankbeamte" sie ihnen in den rosigsten Farben angepriesen hat.


    Such is life! :)

  • Ich glaube du verstehst das Zertifikat richtig. Meine generellen Bauchschmerzen waeren auch hauptsaechlich wegen deinem 3. Punkt.

    Das sehe ich auch so. Normalerweise sollte es mittlerweile ein Beratungsprotokoll geben, woraus hervorgeht, dass der Berater über die Risiken so aufgeklärt hat, dass es der Kunde auch verstanden hat, bevor er unterschreibt. Wer als Durchschnittskunde Festgeld will, ist mit so einem Exoten meiner Ansicht nach nicht gut bedient. Und als Mindestmaß sollte der Kunde die Entscheidung überschlafen dürfen.


    Zur Ehrenrettung der Bankberater: Ich sage denen, was ich will, und bekomme es auch. Es gab mal einen übereifrigen Verkäufer bei der Commerzbank, der mir ungefragt einen ausländischen Fonds verkaufen wollte, der angeblich viel besser wäre als meine Fondsauswahl. Im Endeffekt habe ich das Depot aufgelöst und die Geschäftsbeziehung zur Commerzbank beendet.


    Zertifikate und Optionsscheine sind übrigens auf die Bedürfnisse von Kunden heruntergebrochene Optionen aus dem Terminhandel. Es ist also nicht wie von Herrn Walz gerne unterstellt, dass sich die Bank in den allermeisten Fällen unrechtmäßig am Kunden bereichert (z.B. an Dividenden oder Knock-outs). Natürlich bekommt die Bank eine Provision für den Zwischenhandel, deren Höhe sie nicht offenlegen muß. Aber das muß sie bei Tagesgeld oder Festgeld auch nicht.

  • Also ich würde vielleicht noch bei der generellen Sinnhaftigkeit von Express-Zertifikaten mitgehen. Aber bei dem Eurostoxx Bankenindex, welcher mehrmals in der jüngeren Vergangenheit aus naheliegenden Gründen eingebrochen ist, grenzt das schon an arglistiger Täuscher, das jemanden anzudrehen, der eigentlich nur Tagesgeldzinsen wollte.

  • Hallo seb04578


    vllt. habe ich es beim ersten Lesen übersehen, aber konntest Du Dir schon einmal das "Beratungsprotokoll" anschauen, das zu diesem Banktermin Deiner Eltern erstellt worden sein muss?

    Wäre mal interessant zu erfahren, welche Hausnummer sie sich in der "Straße der Risikobereitschaft" haben geben lassen und ob die wirklich zu ihnen passt.


    Gruß

    Alexis

    "Unhappy Wife - Unhappy Life!" Roger Murgatroyd, 1977

  • Ich danke euch allen für die Antworten. Wie hier oft durchgeklungen ist: Wie gut oder schlecht und angebracht oder unangebracht die Anlage auch ist - ich werde an dem Abschluss sowieso nichts ändern, weil sie sich dafür entschieden haben. Ich habe nun aber ein besseres Verständnis des Ganzen und werde ganz allgemein in Zukunft mal schauen, ob ich meine Eltern vom Punkt "Schlägt der Berater vor, machen wir direkt einfach so" wegbekomme und sie zumindest dafür sensibilisiert bekomme, auch mal eine Nacht über so eine Entscheidung zu schlafen und sich noch mal anderweitig zu informieren - auch wenn das Angebot "morgen nicht mehr gültig" ist... ?

  • Nein, das habe ich tatsächlich nicht gesehen. Gehe aber mal davon aus, dass sich das letztlich mit dem Produkt deckt. Ich werde vielleicht noch mal nachfragen, ob ich einen Blick reinwerfen kann.

  • Normalerweise sollte es mittlerweile ein Beratungsprotokoll geben, woraus hervorgeht, dass der Berater über die Risiken so aufgeklärt hat, dass es der Kunde auch verstanden hat, bevor er unterschreibt. Wer als Durchschnittskunde Festgeld will, ist mit so einem Exoten meiner Ansicht nach nicht gut bedient. Und als Mindestmaß sollte der Kunde die Entscheidung überschlafen dürfen.

    Das "Problem" wird sein, dass im "Beratungsprotokoll" stehen wird, dass die Eltern gekommen sind um ein Zertifikat zu kaufen. Dieses Protokoll wird dann in dem Papierstapel, in dem 10 oder mehr Unterschriften zu leisten sind dem Kunden einfach untergejubelt.


    Meine Mutter hatte z.B. ein Extra-Konto bei der ING. Wohnt in einer Großstadt und es gab so eine Art Filiale in der Nähe der Wohnung. Dann hat die ING diese Filiale dicht gemacht und ihr mitgeteilt, dass auch Telefonbanking nicht mehr geht und es nur noch online geht. Online wollte meine Mutter auf keinen Fall.


    Darauf hin ist meine Mutter zu einem "Versicherungsvertreten", bei dem sie schon seit Jahren einige Versicherungen hat, gegangen und darauf resultierte ein eBase Depot und 5 aktiv gemanagte Fonds. Als ich das Wochen später mitbekommen habe und den "Versicherungsvertreter" zur Rede gestellt habe, dass meine Mutter auf gar keinen Fall etwas Online möchte (Sie hat es auf Grund des Alters überhaupt nicht mit der Technik), meinte der nur süffisant, dass meine Mutter was anderes gesagt hätte und dies ja auch in dem unterschriebenen "Beratungsprotokoll" dokumentiert sei. Was ich denn eigentlich wolle...


    Ich finde, das grenzt schon an Betrug. Meine Mutter hat zwar Unterlagen zum Online-Zugang bekommen, aber als ich die in die Finger bekommen habe, waren die schon Wochen abgelaufen. Problem ist hier auch meine Räumliche Distanz (mehrere hundert Kilometer).


    Aktuell habe ich gar keinen Überblick, wieviel das investierte noch Wert ist. Ich weiss nur, dass der "Vertreter" an Provision bekommen hat. Das war zumindest (hoffentlich) korrekt ausgewiesen.

  • Im "Beratungsprotokoll" [wird] stehen, dass die Eltern gekommen sind, um ein Zertifikat zu kaufen. Dieses Protokoll wird dann in dem Papierstapel, in dem 10 oder mehr Unterschriften zu leisten sind dem Kunden einfach untergejubelt.

    Fakt ist wohl, daß das Beratungsprotokoll unterschrieben ist. Von "untergejubelt" ist auf dem Formular nichts erkennbar.

    Meine Mutter hatte ein Extra-Konto bei der ING. Wohnt in einer Großstadt und es gab so eine Art Filiale in der Nähe der Wohnung. Dann hat die ING diese Filiale dicht gemacht und ihr mitgeteilt, dass auch Telefonbanking nicht mehr geht und es nur noch online geht. Online wollte meine Mutter auf keinen Fall.

    Sie ist daraufhin nicht etwa zu ihrem Sohn gegangen, nämlich Dir, sondern ...

    ... zu einem "Versicherungsvertreter", bei dem sie schon seit Jahren einige Versicherungen hat, und daraus resultierte ein eBase Depot und 5 aktiv gemanagte Fonds. Als ich das Wochen später mitbekommen habe und den Versicherungsvertreter zur Rede gestellt habe, dass meine Mutter auf gar keinen Fall etwas online möchte (Sie hat es auf Grund des Alters überhaupt nicht mit der Technik), meinte der nur süffisant, dass meine Mutter was anderes gesagt hätte und dies ja auch in dem unterschriebenen "Beratungsprotokoll" dokumentiert sei. Was ich denn eigentlich wolle...

    Rechtlich dürfte das unangreifbar sein. Deine Mutter ist vermutlich noch voll geschäftsfähig.


    Um mal den Advocatus diaboli zu geben: Wer sagt denn, daß Dein Anlagevorschlag besser gewesen wäre? Deine Mutter hat dem "Versicherungsvertreter" in Finanzdingen jedenfalls mehr getraut als Dir, sonst hätte sie ja Dich gefragt und nicht ihn.

    Ich finde, das grenzt schon an Betrug. Meine Mutter hat zwar Unterlagen zum Online-Zugang bekommen, aber als ich die in die Finger bekommen habe, waren die schon Wochen abgelaufen. Problem ist hier auch meine räumliche Distanz (mehrere hundert Kilometer).

    Ich mag das Wort "Problem" nicht.


    Tatsache ist, daß vermutlich Du ihr damals dieses Extrakonto besorgt hast, Als das dann aber nicht mehr funktionierte, hat Deine Mutter nicht Dich kontaktiert, sondern den "Versicherungsvertreter". Das ist also erstmal eine innerfamiliäre Sache.


    Solange sie geschäftsfähig ist, hat deine Mutter alles Recht, ihr Geld so anzulegen, wie sie es will, selbst wenn Du das nicht für gut hältst. Ich sehe das im vorliegenden Fall vermutlich genauso wie Du, aber auch unsere Überzeugungen sind halt subjektiv.

    Die Mutter des Nachbarn ist 94 und ganz stolz darauf, was sie noch alles kann (was sich von außen ganz anders darstellt). Sie füllt die wenigen Überweisungsformulare pro Monat von Hand aus, mein Nachbar holt sie ab und trägt sie zur lokalen Sparkasse. Die berechnet für so ein Konto, auf das man Papierbelege einreichen kann, pro Monat 13,50 €. Die alte Dame, die sich immer als Muster an Sparsamkeit darstellt, nimmt das ohne zu zucken hin. 160 Flocken im Jahr für etwas, was ich selbstverständlich kostenlos bekomme. Ich bin mir dennoch ziemlich sicher, daß ich mir eher auf die Zunge beißen würde, als meiner Mutter in gleicher Lage zu empfehlen, das Konto zu wechseln.


    Wie sie ihr Geld ausgibt, ist allein ihre Sache.

    Ich sehe in Deinem Fall Deine Mutter in der Pflicht und auch Dich. Man hätte vielleicht erwarten können, daß sie einen Ton sagt, wenn ihr Konto nicht mehr funktioniert. In eine gewisse Not hat sie das sicherlich gebracht. Ich ahne nicht, ob Du es hättest mitbekommen können, daß die ING die Filiale dichtmacht. Ich ahne auch nicht, ob Du ihr hinreichend deutlich gesagt hast, daß Du Dich umgehend darum kümmern wirst, wenn irgendwas mit diesem Konto ist.


    Die Mutter einer anderen Nachbarin ist auch schon über 90, aber geistig fit wie ein Turnschuh. Die ist Online-Bankerin seit 30 Jahre, wohingegen ihre Tochter ans Online-Banking partout nicht heranwill. Das Alter allein kann es also nicht sein.

  • Ich kann nur von mir ausgehen und sagen, dass wichtigste in solchen familiären Fällen ist vertrauen. Meine Eltern waren auch immer von der Loyalität ihrer Spaßkatzen Berater (Verkäufer) überzeugt. Als dann eine Anlage richtig in die Hose ging, änderte sich diese Einstellung grundsätzlich. Da anfänglich meine Anlagen auch nicht überzeugten, habe ich sie mal zur Verbraucherzentrale geschickt und diese halbe Stunde hat zu einem völligen Umdenken geführt. Mittlerweile ist mein Vater verstorben und ich kümmere mich komplett um Muttern ihre Anlagen. Da sie geistig noch voll auf der Höhe ist und alles nachvollziehen kann, macht es ihr Spaß und sie ärgert sich noch ein bisschen, nicht eher über den Tellerrand hinaus geschaut zu haben.

  • Hallo zusammen,


    es geht um eine neue Geldanlage meiner Eltern. Obwohl ich davor gewarnt hatte, waren sie letzt bei der Bank (eigentlich um ein Festgeld abzuschließen) und sind mit einem Express-Zertifikat auf ...


    ... Ich hoffe, es ist alles verständlich und mir kann irgendwer grob erklären, wie das Ding funktioniert und wo die Gefahr liegt..

    Ganz generell und vorab gesagt: Es liegt schon eine erhebliche "Gefahr" (um Deine Formulierung zu verwenden) darin, sich überhaupt um das Geld bzw. die Geldanlage anderer zu kümmern (selbst wenn diese anderen aus der eigenen Familie stammen ...). Langjährige und häufige Erfahrungen aus meinem Umfeld.


    Es sei denn, man wurde (am besten zuvor) ausdrücklich darum gebeten und idealerweise auch dazu ermächtigt (Stichwort: Vollmachten - um ein Beispiel zu nennen).


    Ist das "Kind schon in den Brunnen gefallen" (bereits getätigter Abschluß) wird es in aller Regel noch schwieriger und/oder unmöglich, da noch etwas zu ändern.


    Dem kann man dann auch deshalb eher mal zustimmen, weil im familiären Umfeld (Eltern, Tante, Onkel usw.) nicht selten (vermutlich auch ein altersbedingtes Phänomen - ich habe wenigstens (und vereinzelt) noch eine Art der "Bankberatung" erlebt, allerdings ist das Jahrzehnte her ...) noch wörtlich von ihrem "Bankbeamten" und ihrem "Bankberater" gesprochen wird (erst recht, wenn die Herrschaften (noch dazu meist schon sehr lange) Kunden im genossenschaftlichen Bereich sprich Volksbanken und Sparda-Banken und/oder bei öffentlich-rechtliche Banken sprich Sparkassen sind). Die schlichte Tatsache, daß es sich heute (und das schon lange) nahezu ausnahmslos um "Bankprodukte-Verkäufer" (noch dazu meist mit teuren "Produkten") handelt ist wohl den wenigsten dieser Betroffenen überhaupt bewußt.


    Vielleicht ist es ihnen aber auch egal bzw. gleichgültig ... ?! Und/oder der langjährige Kontakt, das nette Gespräch, der Kaffee in der Bank usw. mit ihrem "Bankberater" wert ... ?! Jeder/jede kann schließlich (im Rahmen der Gesetze und so lange er/sie geschäftsfähig ist) mit seinem Geld verfahren, wie er/sie möchte. Manche finden es auch "entlastend", wenn ein Bankmensch für ihr Geld die "Verantwortung" trägt ... oder möchten sich mit dem "Finanzkram" einfach nicht näher beschäftigen ...


    Als ich beispielsweise für meine Familie tätig geworden bin (also sozusagen für das Geld von Dritten) habe ich mich dabei dennoch stets an meine eigenen Grundregeln gehalten. Eine davon lautet seit > 50 Jahren: Mache nur Dinge und investiere nur in Dinge, die Du halbwegs verstehst ...


    Habe von A wie Aktien bis Z wie Zwangsversteigerungen so einiges gemacht über die Jahrzehnte. Von der Welt der Zertifikate (in aller Regel handelt es sich dabei um eine Art "Wette") beispielsweise habe ich mich apodiktisch ferngehalten.


    So was wie "strukturierte Produkte" kann für Unternehmen durchaus in bestimmten Fällen sinnvoll sein. Dabei begegnen diese dann aber den Banken möglichst auf fachlicher Augenhöhe - und nicht mit einer signifikanten Asymmetrie im Kenntnisstand wie das bei Privatkunden meist der Fall ist (insbesondere bei komplexen Finanzprodukten). Wenn jemand wegen einem "Festgeld" in die Bank marschiert - und dann mit einem "Express-Zertifikat" herauskommt dann drängt sich dieser Gedanke zwangsläufig auf ... Das hier aber nur am Rande.


    Oder wie mir mal ein Banker (immerhin Vorstand einer damaligen großen deutschen Geschäftsbank) sagte: Diese "Dinger" verstehen bei uns maximal 2-3 unserer eigenen Leute - der gesamte Vorstand sowie auch ich selbst verstehen die nicht. Und das müssen wir ja auch nicht ...


    Nichtsdestotrotz viel Erfolg bei Deinem "Fall".


    Nur meine bescheidene persönliche Meinung. Ansonsten wurde hier - nach meinem Dafürhalten - schon der zutreffende Tenor in den (allermeisten) Antworten getroffen.

  • Es liegt schon eine erhebliche "Gefahr" ... darin, sich überhaupt um das Geld bzw. die Geldanlage anderer zu kümmern. ... Langjährige und häufige Erfahrungen aus meinem Umfeld.


    Ist das "Kind schon in den Brunnen gefallen" (bereits getätigter Abschluß) wird es in aller Regel noch schwieriger ..., daran noch etwas zu ändern.


    [Das ist] vermutlich auch ein altersbedingtes Phänomen

    Ich stimme Dir in Deinen obigen Ausführungen ansonsten völlig zu - in diesem Detail aber nicht. Ja, nur alte Leute sprechen noch vom "Bankbeamten", aber von "Bank-" oder "Versicherungberatern" sprechen eigentlich alle, die hier fragen, und das sind Alte wie Junge (vermutlich vorwiegend Junge).

    Ich habe wenigstens (und vereinzelt) noch eine Art der "Bankberatung" erlebt, (allerdings ist das Jahrzehnte her ...).


    Die schlichte Tatsache, daß es sich heute (und das schon lange) nahezu ausnahmslos um "[Finanz]produkte-Verkäufer" (noch dazu meist mit teuren "Produkten") handelt ist, wohl den wenigsten dieser Betroffenen überhaupt bewußt.

    Früher war die Konkurrenz geringer. Der "Bankbeamte" konnte davon ausgehen, daß der Kunde ohnehin mangels Alternative bei ihm abschließt und auch immer wieder in die Filiale kommt, schon deswegen, weil er regelmäßig Bargeld brauchte. Da quasi alle die Sparkassenfiliale nutzten (das Äquivalent eines Tante-Emma-Ladens), war dort der wirtschaftliche Druck nicht so groß wie heute.


    Die Situation ist heute völlig anders. Der Großteil des Alltagszahlungsverkehrs läuft computerisiert und automatisiert. In den Banken sind (wie im Einzelhandel!) viele klassische Bedienfunktionen weggefallen. Die allermeisten, die heute noch in einer Bank arbeiten, sind nur noch schlichte Verkaufskräfte.


    Den meisten Foristen dürfte das sehr wohl bewußt sein. Sie sehen nur noch selten eine Bankfiliale von innen. Den vergleichsweise wenigen Kunden, die nur noch den Vorraum betreten (wo die Geldautomaten stehen), sondern weiter ins Innere gehen, dürfte das in der Tat aber oftmals nicht bewußt sein. Da stimme ich mir Dir überein.

  • Um noch mal auf meine Mutter zurück zu kommen: Die wollte auf keinen Fall etwas online. Die wollte nur deshalb von der ING weg, da es dort nur noch online ging. Und was verkauft ihr der Typ? Ein eBase Depot. Es hat schon einiges an Überzeugungsarbeit gebraucht um meiner Mutter zu erklären, dass das ein reines online Depot ist und sie da nichts telefonisch oder per Brief machen kann. Hätte sich das vorher gewusst, dann hätte sie das nicht abgeschlossen.


    Da ich aktuell keinen Zugriff und Überblick habe kann ich nicht sagen, wie sich die Sache entwickelt hat. Aber einer 80 jährigen Frau aktiv gemanagte Fonds mit einem Anlagehorizont von 10-15 Jahren zu "verkaufen" die etwas sicheres, schnell verfügbare gesucht hat ist meines erachtens nicht in Ordnung und vermutlich sogar rechtlich angreifbar. Und ja, der Mann legte meiner Mutter die Unterlagen jeweils mit 8-10cm Versatz hin, so dass nur der untere Rand für die Unterschriften frei bliebt. Und eines der Dokumente im Stapel war das "Beratungsprotokoll". Seiner Meinung nach wäre das Geld ja jederzeit schnell innerhalb eines Tage verfügbar, die Frage ist halt nur zu welchem Kurs...


    Ich habe diese "Protokolle" ziemlich auf dem Kieker, da ich selbst erlebt habe, wie "falsch" diese sind. Bei einem Anruf bei einer Versicherung wollte ich lediglich die Versicherungssumme der Hausratversicherung angepasst haben. Was meint ihr, was alles im Protokoll stand? Ich hätte ohne Hintergrundwissen angerufen, wurde umfassend beraten und der Tarif xxx (den ich bereits hatte) wäre der beste für mich und bla bla bla. Sowie dass man mir empfohlen habe auch die Haftpflichtversicherung abzuschließen, was eine glatte Lüge war, da über das Thema gar nicht gesprochen wurde. Ich habe dann nach Zusendung des Versicherungsscheins mit dem "Protokoll" die Versicherung gebeten dieses auf die Tatsachen abzuändern und auch angemerkt, dass über das Thema Haftpflicht nicntmal gesprochen wurde - da wurde ich süffisant abgebügelt mit den Worten man könne doch ein wahrheitsgemäßes Protokoll nicht nachträglich ändern...

  • Um noch mal auf meine Mutter zurück zu kommen: Die wollte auf keinen Fall etwas online. Die wollte nur deshalb von der ING weg, da es dort nur noch online ging.

    Der Jurist sagt: "Littera manet."


    Was Deine Mutter wollte, ist juristisch ziemlich irrelevant, so sie es nicht beweisen kann. Es zählt, was sie unterschrieben hat.


    Ich kann mir sehr wohl vorstellen, daß ein smarter Finanzverkäufer Deine Mutter über den Tisch gezogen hat. Sie ist aber offensichtlich geschäftsfähig, also dürfte das rechtlich unangreifbar sein, und wenn Du Dich hier im Forum noch so darüber erregst.


    Statt hier zu jammern, schiene es mir zweckdienlicher, vor Ort zu retten, was zu retten ist. Die Verkaufsprovision, die der Finanzverkäufer eingestrichen hat, wirst Du hier im Forum nicht zurückdiskutieren können.

  • Die Einführung der Beratungsprotokolle war tatsächlich eine Verschlechterung.

    Es wird für die Bank passend eingetragen und ohne Unterschrift bekommt man die Leistung der Bank nicht.

    Genau wie bei der Schufa...

    Taxation is not charity. It is not voluntary. As we shrink the state and make government smaller, we will find that more and more people are able to take care of themselves.


    Grover Norquist

  • Im Grunde gibt es hier 2 Risiken:


    1. Das Emittenten-Risiko.

    2. Das Risiko, dass der Basiswert zum Ende der Laufzeit unter 67,x steht.


    2007/2008 stand der Index bei fast 500, heute steht er bei 100. Die Möglichkeit eines starken Verfalls würde ich demnach nicht gänzlich ausschließen wollen.


    Wichtig ist:


    Wenn du Aktien oder Anleihen kaufst, dann kannst du diese bei einem Kursverlust ggfls. bis zur Erholung bzw. Endfälligkeit halten. Es gibt keinen zeitlichen Zwang und keine Ablauffrist.


    Im Falle des Zertifikats hängt das Ergebnis von 5 einzelnen Bewertungstagen ab, wobei insbesondere der letzte Tag über Erfolg oder Misserfolg der Anlage entscheidet.