Rürup oder eigenes Depot

  • Für meinen Teil kann ich zugegebenermaßen nur - anekdotische Evidenz - für mein Umfeld sprechen. Da haben die allermeisten Freiberufler, Selbständigen, (Klein)Unternehmer etc. zumindest ordentlich bis gut, teilweise auch sehr gut bis ausgezeichnet für ihr Alter vorgesorgt (wenige Ausnahmen - einige davon auch noch scheidungsbedingt - bestätigen nur diese Regel). Wie gesagt, das ist nur meine sozusagen persönliche Empirie.

    Ich glaube, die Spannbreite ist da sehr groß (ebenfalls nur anekdotische Evidenz). Viele Freiberufler, die schon während des Berufslebens sehr gut verdienen (viele Anwälte, Ärzte, Unternehmer mit größeren Betrieben etc.), sorgen in aller Regel auch gut fürs Alter vor. Aber wer sein ganzes Berufsleben ohnehin schon so grade über die Runden kommt und abseits der Versorgungswerke unterwegs ist (viele Soloselbständige), spart dann eben oft an der Altersvorsorge. Denn mehrere hundert EUR bis vierstellig im Monat muss man ja erstmal "übrig" haben. Ich glaube, als Selbständiger kann man sich da eher was vormachen, dass das Geschäft ja gut läuft und man davon leben kann, eben weil man die Altersvorsorge ausblenden kann (was ein Angestellter nicht kann).


  • Auf der anderen Seite verfügt aber fast die Hälfte der ehemals Selbstständigen nur über ein Nettoalterseinkommen von weniger als 1200 Euro, während es bei abhängig Beschäftigten nur gut ein Drittel ist. Mit 4,2 Prozent ist auch der Anteil der Selbstständigen, die im Alter auf staatliche Grundsicherung angewiesen sind, höher als bei früheren Arbeitnehmern (2,5 Prozent).

    Hier was aus 2020

  • Das Problem ist halt, dass es DEN Selbstständigen nicht gibt.

    Ich habe in meinem erweiterten Bekanntenkreis auch so manchen Selbstständigen (Solo-Selbstständige oder kleine Handwerker), die m.E. langfristig in die Grundsicherung fallen werden.

    Einfach weil die private Altersvorsorge nicht gut ist. Wenn eine private RV nicht die Inflation berücksichtigt, ist es m.E. absehbar, dass das Geld über kurz oder lang nicht mehr reichen wird die steigenden Lebendhaltungskosten zu decken. Viele sehen jetzt schon, dass Sie Probleme bekommen die steigenden PKV-Beiträge zu zahlen. :/

  • Das Problem ist halt, dass es DEN Selbstständigen nicht gibt.

    Ich habe in meinem erweiterten Bekanntenkreis auch so manchen Selbstständigen (Solo-Selbstständige oder kleine Handwerker), die m.E. langfristig in die Grundsicherung fallen werden.

    Einfach weil die private Altersvorsorge nicht gut ist. Wenn eine private RV nicht die Inflation berücksichtigt, ist es m.E. absehbar, dass das Geld über kurz oder lang nicht mehr reichen wird die steigenden Lebendhaltungskosten zu decken. Viele sehen jetzt schon, dass Sie Probleme bekommen die steigenden PKV-Beiträge zu zahlen. :/

    Und es macht eben einen großen Unterschied, ob man "nur" eine Rentenlücke selbst abdecken muss und zumindest einen Grundstock an Rente hat (gesetzliche Rentenversicherung oder Versorgungswerk), oder ob man wirklich komplett selbst vorsorgen muss. Das in Kombination mit häufig teuren, schlechten Rentenversicherungsprodukten... Hier gibt es alle paar Tage Threads von Leuten, die fragen, was sie mit ihrer privaten Rentenversicherung anfangen sollen (weil x% Kosten im Jahr und MINUS y% Performance). Meistens ist das nur ein kleiner Teil der Altersvorsorge, und die Frage ist dann eher, ob kündigen oder nicht mehr weiterzahlen besser ist, und wie man möglichst am wenigsten "Lehrgeld" zahlt. Aber was, wenn alles, die gesamte Altersvorsorge in so einem Vertrag hängt?

  • Es ist allerdings bekannt, daß gerade Selbständige gern mal ihre Altersvorsorge auf Lücke setzen

    Dazu gibt es dann wohl valide Aussagen wie Statistiken, Studien, Untersuchungen etc. ?

    Sicherlich. Einiges wurde in diesem Thread ja schon genannt.

    Andererseits reicht anekdotische Evidenz auch. Um die, die erfolgreich wirtschaften und dabei auch die Altersvorsorge nicht vergessen, braucht man sich als Gesellschaft ja keine Sorge machen. Wohl aber um so manchen Solo-Selbständigen, der sich mit seiner Gründung verkalkuliert hat, das aber lange nicht wahrhaben will, und auf niedrigstem Niveau strampelt und strampelt, bis es wirklich nicht mehr geht.

    Am letzten Wochenende war ich auf einer privaten Veranstaltung. Die Gäste waren gehobener Mittelstand, zumindest vom Auftreten mir deutlich über. Durch Zufall bin ich mit einer angestellten Juristin ins Gespräch gekommen, die für mich unerwartet äußerte, sie fürchte Altersarmut (als mehrfache Mutter mit langer Kinderpause und Teilzeitbeschäftigung). Ich merkte an, im Bedarfsfall sei ja auch noch ihr Ehemann da, Geschäftsführer eines größeren Mittelständlers, worauf sie mir antwortete, der tue für seine Altersversorgung überhaupt nichts. Diese Äußerung hat mich dann schon verblüfft, der ich den Barwert selbst übersichtlich scheinender Ruhestandseinkünfte sehr wohl kenne.

    Daß es kaum oder gar nicht ohne staatlichen Zwang gehen soll bzw. funktionieren kann (sprich nur mit Paternalismus) widerspricht schon meinem Menschenbild. Erst recht meinem Bild eines Selbständigen, Freiberuflers, (Klein)Unternehmers etc. Aber auch meinen eigenen Erfahrungen und den Beobachtungen in meinem Umfeld.

    Meinem Menschenbild widerspricht das auch, andererseits sind viele Existenzgründungen mit teils hoher Kreditaufnahme verbunden, und die Einkünfte eines Selbständigen schwanken nunmal in vielen Fällen. Zahlt ein klammer Unternehmer seine akuten Lieferantenrechnungen nicht, kommt er schnell in Schwierigkeiten. Setzt er die Altersversorgung auf Lücke, merkt er davon ggf. viele Jahre lang nichts. Aber das dicke Ende kommt schließlich doch.

    Der staatliche Zwang kommt wohl nicht von ungefähr.

    Ob das jetzt mit der GRV unbedingt immer und automatisch besser aussieht, wäre eine eigene Frage. Ein immerhin Aktuar hatte mir mal schon vor Jahren von ca. 200 Berufsgruppen berichtet, die nach 40 oder auch 45 Jahren samt Pflicht-("Zwangs"-) Beiträgen in die GRV auch Gefahr laufen könnten bzw. dürften, sich später gefährlich nahe der Demarkationslinie "Altersarmut" zu bewegen (also Richtung "Grundsicherung im Alter"). Abhängig sicher auch vom Wohnort. Die Garantie auf einen finanziell auskömmlichen Ruhestand gibt es da (GRV/DRV) also auch nicht (für alle). Für Politiker und Beamte (Pensionen) eventuell auch noch für den Öffentlichen Dienst (Zusatzversorgungskasse) mag das wieder anders aussehen.

    Du schaffst es immer wieder, viele Themen in einen einzigen Satz zu packen.

    Der Sozialstaat Deutschland kann es sich meines Erachtens nicht leisten, die gesetzliche Rentenversicherung vor die Hunde gehen zu lassen, egal wieviel Steuergeld das kostet. Nach meiner Überzeugung ist das System GRV längst pleite, aber der Subventionstopf ist unerschöpflich. Aktuell wird ein Drittel der Renten aus Steuern bezahlt, mit steigender Tendenz. Auch wenn es mal zwei Drittel sein sollten (was bei aller Unkerei ein Weilchen dauern wird), werden wir immer noch die gleichen Sprüche hören wie jetzt, nämlich daß die armen Werktätigen schließlich ein Recht auf eine auskömmliche Rente hätten, speziell und ganz besonders natürlich die Person, die diese Äußerung tut.

    Ich halte die gesetzliche Rente aktuell für besser als die üblichen privaten Rentenversicherungen und auch für besser als berufsständische Versorgungseinrichtungen, denn letztere müssen ohne den Steuersegen wirtschaften.

    Es ist schon denkbar, daß die aktuell noch fast vollständige Äquivalenz zwischen Beiträgen und Leistungen in der Zukunft mal abgeschwächt wird (aufgehoben glaube ich nicht). Der Fiskus im weitesten Sinne kann immer nur von denen nehmen, die etwas haben. Die Vorsitzende der Wirtschaftsweisen hat diesen Gedanken ja im letzten Jahr deutlich kommuniziert. Mit Schmunzeln habe ich gerade heute hier im Forum einen Beitrag gelesen, in dem ein junger Mensch fest darauf baut, daß die diesbezüglichen gesetzlichen Bestimmungen in 40 Jahren (!) immer noch so sind wie heute. In dieser Zeit dürfte etliches Spreewasser am Reichstag vorbeifließen.

    Es ist ein ziemlich unausrottbares Vorurteil, daß der öffentliche Dienst eine besonders gute Altersvorsorge böte. Beamte haben in der Tat eine ziemlich goldene Altersvorsorge (was den öffentlichen Haushältern in den nächsten zehn Jahren erhebliches Kopfzerbrechen machen dürfte). Die überwiegende Zahl öffentlich Beschäftigter sind allerdings Angestellte, die ganz normal in der gesetzlichen Rente "versichert" sind. Die Zusatzversorgungskasse ist auch vom Volumen her eine ganz normale (renditeschwache!) betriebliche Altersversorgung. Die Betriebsrente diverser industrieller Arbeitgeber dürfte deutlich höher sein.

  • Um nur auf einen Aspekt (allerdings einen wesentlichen) Deines Beitrages Nr. 25 einzugehen

    Nach meiner Überzeugung ist das System GRV längst pleite,

    Dem ist de facto so. Zudem war diese Entwicklung schon vor Jahrzehnten absehbar (Prof. Miegel, Prof. Biedenkopf usw.). Stichwort: Bundeszuschuß.

    Der Sozialstaat Deutschland kann es sich meines Erachtens nicht leisten

    Was sich Staaten (ob nun Sozialstaaten oder nicht) "leisten" können entscheiden - nach meiner Erfahrung - am Ende die Märkte. Eine Notenbank kann zwar signifikant helfend eingreifen, dies hat aber auch seinen Preis im Sinne von erheblichen Nebenwirkungen und Kollateralschäden (Weichwährung, höhere Inflation, auch importierte Inflation über den Wechselkurs, Konsumzurückhaltung der Verbraucher, Fehlanreize, steigende Staatsverschuldung, schwaches Wirtschaftswachstum, Vermögenspreisblasen, Abwanderung, Kapitalflucht, usw. usw.).

    Der Sozialstaat Deutschland kann es sich meines Erachtens nicht leisten, die gesetzliche Rentenversicherung vor die Hunde gehen zu lassen, egal wieviel Steuergeld das kostet.

    Die sog. offizielle Staatsverschuldung ist das eine - die sog. implizite Staatsverschuldung das andere (diesbezüglich hatte ich hier übrigens schon mal was geschrieben). Der Bundeszuschuß allein die Gesetzliche Rente betreffend liegt m. W schon > 100 Milliarden € per annum. Dazu kommen die Kosten für Beamtenpensionen (da müßte man wohl auch noch die Bahn- und Postbeamten sowie die Beihilfen (Gesundheitskosten) dazu addieren). Allein diese beiden Positionen sind in Summe schon gigantisch. Bei vermutlich weiter steigender Tendenz.

    Es ist schon denkbar, daß die aktuell noch fast vollständige Äquivalenz zwischen Beiträgen und Leistungen in der Zukunft mal abgeschwächt wird

    Dazu hatte ich hier auch vor längerer Zeit schon was geschrieben i. Z. m. dem DIW und schon den damaligen Vorschlägen zu Umverteilung auch innerhalb der GRV via Aufweichung des Äquivalenzprinzips (wobei der Tenor des DIW meist ohnehin für noch mehr Abgaben, noch höhere Steuern, noch mehr Umverteilung, Wiedereinführung der Vermögenssteuer usw. usw. lautet).

    Der Fiskus im weitesten Sinne kann immer nur von denen nehmen, die etwas haben. Die Vorsitzende der Wirtschaftsweisen hat diesen Gedanken ja im letzten Jahr deutlich kommuniziert.

    Logisch, da eine Sachgesetzlichkeit. Ebenso logisch, weil ebenfalls eine Sachgesetzlichkeit, ist es aber, daß sich dann (im Fall des Themas GRV und Äquivalenzprinzips beispielsweise) Menschen, die von dieser zusätzlichen neuen Umverteilung betroffen sind, ihre Gedanken machen und/oder ihr Verhalten und ihre Entscheidungen an diese neuen Regelungen ausrichten. Was auch sonst ?

    Gleiches gilt natürlich auch für allen anderen Arten von zusätzlichen Steuererhöhungen bezüglich der Bürger und Unternehmen - besonders in Ländern, die ohnehin schon zu den Hoch- oder Höchststeuerländern zählen (bei den Unternehmenssteuern aber auch den Steuern für private bzw. die Bürger).

    So können Steuererhöhungen zu einem geringeren Steueraufkommen und /oder auch zu einem geringeren Wirtschaftswachstum führen (s. o.). Bei einer wachsenden Verschuldung (gerade auch einer solchen im Bereich der impliziten Staatsverschuldung - siehe oben Stichworte GRV und Beamtenpensionen inkl. Beihilfe) eine sehr ungute Melange - um es noch möglichst subtil zu formulieren.

  • Hallo zusammen,

    ich melde mich hier nochmal zurück, weil ich mich nach unzähligen Anrufen des Finanzverkäufers nochmal aus Interesse mit ihm getroffen habe. Er bietet eine fondsgebunde Basisrente (MSCI World) der Nürnberger an mit 1,1% Effektivkosten.

    Sollte ich 32 Jahre lang 1000€monatlich einzahlen, so käme bei 5% Verzinsung ein Gesamtkapital von 782.000€ raus.

    Nochmal an paar infos zu meiner Situation:

    - wir haben mehr als 250t€ auf Tagesgeld-Konten (durch vorzeitiges Erbe), das für einen Immobilienkauf in den nächsten 1-3Jahren vorgesehen ist. Mieten keine Option für meine Partnerin.

    - zur Altersvorsorge legen wir derzeit nur 300€/Monat in MSCI World und MSCI Emerging Markets IMI (70/30). Depotwert derzeit knapp 7000€. Der restliche Sparbetrag geht immer auf das Tagesgeld, da der Immobilienwunsch sehr konkret ist.

    - Pro Monat habe ich ein Einkommen von langfristig etwa 12.000Brutto, meine Frau (auch Therapeutin und selbständig) etwa 7000Brutto/Monat. Sie wird aufgrund von anstehendem Nachwuchs kürzer treten und dann im ersten Jahr nicht arbeiten (Elterngeld-Bezug jedoch)

    - Versorgungswerk-Beiträge pro Monat: Regelbeitrag etwa 700€ pro Person

    Es gibt ja immer das Steuerargument, was der Verkäufer immer und immer wieder sagt. Wir sollten den Betrag ausnutzen und seine Basisrente gebe eine deutlich bessere Rendite als das Versorgungswerk.

    Ich würde nach allen Rückmeldungen dazu tendieren, für meine Frau und mich keine Basisrente zu machen. Bis zum Immobilienkauf und aufgrund der sehr schlechten Bauzinsen den Großteil in Tagesgeld sparen. Nach Immobilien-Kauf dann den ETF-Sparplan deutlich hochfahren auf mindestens 1500€/Monat für uns beide zusammen.

    Was haltet ihr davon?

  • Zahlt ein klammer Unternehmer seine akuten Lieferantenrechnungen nicht, kommt er schnell in Schwierigkeiten. Setzt er die Altersversorgung auf Lücke, merkt er davon ggf. viele Jahre lang nichts. Aber das dicke Ende kommt schließlich doch.

    Viele haben auch überhaupt nicht auf dem Schirm, wie viel ein normaler Angestellter zwangsweise in die Renteversicherung steckt. Durch den AG Anteil sind das halt 18,6%. Nach Selbständigen, die von Anfang an so viel weglegen, muss man schon suchen. Und das reicht ja schon beim Angestellten nicht, auch der muss ja zusätzlich, Säule 2 und 3, vorsorgen.


    Sollte ich 32 Jahre lang 1000€monatlich einzahlen, so käme bei 5% Verzinsung ein Gesamtkapital von 782.000€ raus.

    So ungefähr. Wenn Du es einfach so am Kapitalmarkt auf 5% bringst, kommen 945.000€ raus. Den Rest hat die Verwaltung gefressen. Das musst Du Dir klarmachen.

  • Eine Anlage im Versicherungsmantel hat nur einen Vorteil, bei einer sozialen Schieflage musst du nicht darauf zugreifen. Nach deinen Schilderungen sehe ich diese Gefahr nicht. Wenn die Anlage in einem MSCI World läuft ist das ja schön und gut. Kosten liegen laut Aussage des Verkäufers bei 1,1%, wenn du das selber in die Hand nimmst bei 0,x% je nach ETF. Heißt du sparst die Differenz der Kosten, hast freie Hand wenn sich auf der Finanz-Welt etwas ändert. Keiner weiß welches Finanzprodukt in 10, 20 oder 30 Jahren für dich das richtige ist. Steuern bringen Verkäufer gerne ins Spiel gerade wenn man von den Kosten ablenken möchte. Wenn der Immobilien-Wunsch konkret ist, macht diese Versicherung ja noch weniger Sinn, dann wird jeder € anderweitig gebraucht.

    • Hilfreichste Antwort

    Ich würde nach allen Rückmeldungen dazu tendieren, für meine Frau und mich keine Basisrente zu machen

    :thumbup: Das wäre auch meine Präferenz (unabhängig von den ganzen Rückmeldungen hier). Bin selbst - ganz persönlich - kein Freund von Rürup (würde mir schon von der Flexibilität bzw. Verfügbarkeit her nicht zusagen).

    Dazu kommt:

    und seine Basisrente gebe eine deutlich bessere Rendite als das Versorgungswerk.

    auch eine Basisrente ist später wohl nur ein Nominalwert, wenn das Ding als lebenslange Rente fließt (?) - eine Immobilie ist ein Sachwert (!) und Aktien-ETFs sind Beteiligungen am Produktivkapital (!) ... Das nur am Rande. Bin kein Rürup, Riester usw. Experte.

    Auch die spätere Rente aus Deinem Versorgungswerk wird wohl "nur" ein nominaler Wert bzw. Anspruch sein ...

    Bis zum Immobilienkauf und aufgrund der sehr schlechten Bauzinsen

    Das mit den "sehr schlechten Bauzinsen" ist eine Frage des Blickwinkels will sagen das kann man auch (ganz) anders sehen.

    Beispiel: Meine erste (zwecks Selbstnutzung) Immobilie (Mitte 70er) habe ich zu Zins-Konditionen um die 11,5% finanziert .... Weitere Immobilien (zwecks Vermietung) dann Ende80er/Anfang der 90er auch zu fast zweistelligen Zinssätzen ... Zugegebenermaßen waren da die Immobilien-Preise auch noch (ganz) andere - und nicht durch eine sehr lange Phase extrem niedriger Zinsen (bis hin zu Null- und Negativzinsen) derart zumindest (mit)aufgeblasen.

    Nach Immobilien-Kauf dann den ETF-Sparplan deutlich hochfahren auf mindestens 1500€/Monat für uns beide zusammen.

    Kann man - meines Erachtens - so angehen. Man kann aber ebenso gut versuchen die Immobilie schnellst möglich zu tilgen sprich zu entschulden (Schuldzinsen sind bei Eigennutzung steuerlich nicht in Ansatz bringbar ...) - und danach noch etwas für die Altersvorsorge zu tun. Beide Wege sind gangbar. Eventuell auch eine Mentalitätsfrage (belasten einen Schulden emotional ?) sowie eine Frage der Prioritäten (will man schon parallel den Aufbau einer gewissen Diversifikation in Aktien gegenüber der Immobilie (als gewisses Klumpenrisiko) starten ?; auch Dein Anspruch an das Versorgungswerk stellt schon eine gewisse Diversifikation dar, ist aber eben kein "freies Vermögen" auf welches Du vollumfänglich zugreifen kannst). Um nur mal zwei Aspekte zu nennen. Man sollte nur der jeweiligen Vorgehensweise entsprechend - neben den Konditionen (Zinsen) - auch auf eine passende Konstruktion (Gestaltung des Darlehensvertrags) achten.

    In Deinem jugendlichen Alter (34 ?) ist da ja auch noch eine Zeitspanne bis zur "Rente" von über drei Jahrzehnten (!) vorhanden. Das ist ganz schön reichlich.

    Nicht als "Einmischung in eure inneren Angelegenheiten" zu verstehen (zumal eine eigengenutzte Immobilie immer eine Melange aus Lebensstil einerseits und Finanzenentscheidung bzw. Investment andererseits ist; mit im Einzelfall unterschiedlicher Gewichtung), aber dies hier

    - wir haben mehr als 250t€ auf Tagesgeld-Konten (durch vorzeitiges Erbe), das für einen Immobilienkauf in den nächsten 1-3Jahren vorgesehen ist. Mieten keine Option für meine Partnerin ...

    ... Der restliche Sparbetrag geht immer auf das Tagesgeld, da der Immobilienwunsch sehr konkret ist.

    (nachträglich gefettet von mir)

    weckt in mir den Wunsch auf den (nicht anmaßend gemeinten) Hinweis, es bei der Immobilie besser nicht zu übertreiben, sollte denn diese "Gefahr" überhaupt bestehen (Tenor: "Wenn schon, denn schon"; "Das macht man ja nur einmal im Leben", "Jetzt sind wir doch jung und wollen jetzt schön Wohnen und Leben" etc. pp.). Das kann finanziell schnell eine etwas "einengende" Wirkung entfalten. Nur der Hinweis eines alten Mannes aufgrund langjähriger Beobachtungen und Erfahrungen in seinem weiten Umfeld ...

    Sollte ich 32 Jahre lang 1000€monatlich einzahlen, so käme bei 5% Verzinsung ein Gesamtkapital von 782.000€ raus.

    Das kann man meines Erachtens selbst besser, kostengünstiger, flexibler und noch dazu dann eigenverantwortlich sprich selbst bestimmt umsetzen.

    Eine derart lange Bindung korrespondiert auch nicht so recht mit dem Immobilien-Vorhaben. Da wäre mir finanzieller Spiel- und Gestaltungsraum und Flexibilität wichtiger (als ggf. ein paar Steuervorteile).

    Womit wir wieder bei Abs. 1 siehe ganz oben angekommen wären ...


    Dir/Euch gute Gedanken und ebensolche Finanzentscheidungen !


    Nur meine ganz persönliche Meinung.

  • Vielen Dank euch, das hilft mir schonmal total weiter!

    Ja die Immobilie soll gut finanzierbar sein und uns nicht einengen von der Rate. Wir haben grob etwas in Aussicht, wo der Restbetrag der Finanzierung für einen Neubau etwa 550t€ wären. Das ist für die monatlichen Raten noch im Rahmen - und genau Sondertilgungen sind hier auch vorgesehen.

    Ich würde nach dem Immobilienkauf denke ich zweigleisig fahren wollen. Zum einen das Depot deutlich ausbauen und in einem vorher festgelegten Rahmen auch Sondertilgungen leisten.

    Die Basisrente ist dann jetzt wirklich erstmal vom Tisch und freiwillige Einzahlungen ins Versorgungswerk auch, wegen der schlechten Verzinsung. (obwohl hier gäbe es ja auch den angepriesenen Steuereffekt).

    Sind Einzahlungen in die GRV denn noch eine gute Option? oder lieber erstmal Immobilie und nebenher nur das Depot?

  • Falaffel88 19. April 2024 um 16:54

    Hat einen Beitrag als hilfreichste Antwort ausgewählt.
  • Ja die Immobilie soll gut finanzierbar sein und uns nicht einengen von der Rate. Wir haben grob etwas in Aussicht, wo der Restbetrag der Finanzierung für einen Neubau etwa 550t€ wären. Das ist für die monatlichen Raten noch im Rahmen - und genau Sondertilgungen sind hier auch vorgesehen.

    Klingt nicht sooo schlecht. In auch nur halbwegs attraktiven Lagen sind Immobilien eben (erst recht als Neubau ?!) immer noch ziemlich hochpreisig.

    Ich würde nach dem Immobilienkauf denke ich zweigleisig fahren wollen. Zum einen das Depot deutlich ausbauen und in einem vorher festgelegten Rahmen auch Sondertilgungen leisten.

    Ein bißchen eine Mischung aus den zwei ganz typischen Vorgehensweisen. Why not ?!

    Die Basisrente ist dann jetzt wirklich erstmal vom Tisch und freiwillige Einzahlungen ins Versorgungswerk auch, wegen der schlechten Verzinsung.

    Auch meiner ganz persönlichen Sicht :thumbup:

    (obwohl hier gäbe es ja auch den angepriesenen Steuereffekt).

    Von steuerlichen Aspekten würde ich mich nicht entscheidend leiten lassen. Kann - in solchen Fällen wie dem Deinigen - höchstens mal die "Kirsche auf der Torte" sein. Schon die Kosten i. V. z. ETFs sprechen aber meines Erachtens eher dagegen. Und wer kann schon wissen, wie sich steuerliche Rahmenbedingungen über mehrere Jahrzehnte hinweg ggf. verändern ... ?!

    Sind Einzahlungen in die GRV denn noch eine gute Option? oder lieber erstmal Immobilie und nebenher nur das Depot?

    Siehe schon Nr. 30: Mit Deinen "Pflichtbeiträgen" in das Versorgungswerk (in einem verkammerten Beruf) baust Du schon "nominale" (also geldwerte) Rentenansprüche auf. Mir - ganz persönlich - gefallen Aktien (als Beteiligung am Produktivkapital) als auch Immobilien (als Sachwerte) deutlich besser - als nur "nominale" Geldansprüche. Eine persönliche Erfahrung aus vielen Jahrzehnten.

    Dazu kommt - etwas finanzielle Disziplin vorausgesetzt - als Zusatznutzen auch die Möglichkeit mit solchen Assets (wie Aktien, Immobilien usw.) flexibler aufgestellt zu sein (und bei Bedarf darauf teilweise oder vollumfänglich zugreifen zu können).

    Von daher würde ich - ganz persönlich - von zusätzlichen Einzahlungen in die GRV eher Abstand nehmen (es sein denn, Dir fehlen einige Monate an den erforderlichen 60 (?) Monaten Beitragszahlung, um überhaupt später eine kleine Rente zu erhalten - das wäre wieder ein anderes Thema).

    Nur meine bescheidene persönliche Meinung.


    Dir/Euch weiter gute Gedanken und ebensolche Finanzentscheidungen !

  • Ihr könntet schauen, ob Ihr (ein wenig) riestern wollt.

    Ihr seid beide in Versorgungswerken versichert? Damit wärt Ihr grundsätzlich raus, was Riester anbelangt. Wenn Deine Frau aber Kindererziehungszeiten im Rentenversicherungskonto berücksichtigt bekommt, dann ist sie für 36 Kalendermonate versicherungspflichtig. In der Regel sind das vier Kalenderjahre. Somit wäre sie in Sachen Riester unmittelbar zulagenberechtigt. Da aber kein rentenversicherungspflichtiges Vorjahres-Rentenversicherungsbrutto vorliegt, reichen bei ihr die 60 Euro Sockelbeitrag, um die 175 Euro Grundzulage und 300 Euro Kinderzulage zu bekommen. Du könntest Dich mit einem eigenen Vertrag und ebenfalls 60 Euro dranhängen und bekämst ebenfalls 175 Euro Grundzulage. Somit wären das 650 Euro Zulagen für 120 Euro Eigenbeiträge. Zumindest für vier Jahre würde das funktionieren.

    Da kommen hinterher keine Unsummen dabei heraus, aber letztlich wäre es geschenktes Geld.

  • Er bietet eine fondsgebunde Basisrente (MSCI World) der Nürnberger an mit 1,1% Effektivkosten.

    Sollte ich 32 Jahre lang 1000€monatlich einzahlen, so käme bei 5% Verzinsung ein Gesamtkapital von 782.000€ raus.

    1000 Euro in einem normalen Sparplan bringen bei 32 Jahren und 7% durchschnittlicher Rendite pro Jahr ganze 1,37 Mio.... Muss jeder selbst wissen.

  • Super vielen lieben Dank! Das hilft mir wirklich sehr weiter und bestärkt mich in meinem Vorgehen. Die 60 Monate haben wir beide voll.

    Dann werde ich nun fleißig beiseite legen und weiter ansparen bis zum Immobilien-Kauf, um hier weniger finanzieren zu müssen. Dann den ETF-Sparplan hochfahren. Und freiwillig mehr Einzahlungen ins Versorgungswerk zahlen werden wir dann auch nicht machen.

  • Ihr könntet schauen, ob Ihr (ein wenig) riestern wollt.

    Ihr seid beide in Versorgungswerken versichert? Damit wärt Ihr grundsätzlich raus, was Riester anbelangt. Wenn Deine Frau aber Kindererziehungszeiten im Rentenversicherungskonto berücksichtigt bekommt, dann ist sie für 36 Kalendermonate versicherungspflichtig. In der Regel sind das vier Kalenderjahre. Somit wäre sie in Sachen Riester unmittelbar zulagenberechtigt. Da aber kein rentenversicherungspflichtiges Vorjahres-Rentenversicherungsbrutto vorliegt, reichen bei ihr die 60 Euro Sockelbeitrag, um die 175 Euro Grundzulage und 300 Euro Kinderzulage zu bekommen. Du könntest Dich mit einem eigenen Vertrag und ebenfalls 60 Euro dranhängen und bekämst ebenfalls 175 Euro Grundzulage. Somit wären das 650 Euro Zulagen für 120 Euro Eigenbeiträge. Zumindest für vier Jahre würde das funktionieren.

    Da kommen hinterher keine Unsummen dabei heraus, aber letztlich wäre es geschenktes Geld.

    ja genau beide im Versorgungswerk für Psychotherapeuten. Klingt sehr interessant- vielen dank! Da muss ich mich mal informieren, ist noch komplett Neuland ür mich die Idee.

  • Eine Anlage im Versicherungsmantel hat nur einen Vorteil, bei einer sozialen Schieflage musst du nicht darauf zugreifen.

    Wenn soziale Schieflage bedeutet, dass Sozialleistungen bezogen werden müssen, sind nicht alle Anlagen im Versicherungsmantel geschützt. Bei der Basisrente ist es so. Aber die Regelung betrifft nur den Kapitalstock, nicht die späteren Rentenzahlungen. Das nützt also nur, wenn Du die Bedürftigkeit bis zur Rente überwinden konntest,.

  • Riester hat schon seine interessanten Seiten. ;)

    Das mag in ganz bestimmten Konstellationen durchaus so sein.

    Wie schon klar und offen gesagt

    Bin kein Rürup, Riester usw. Experte.

    Ob man aber in einer solchen Konstellation bzw. Ausgangslage

    Pro Monat habe ich ein Einkommen von langfristig etwa 12.000Brutto, meine Frau (auch Therapeutin und selbständig) etwa 7000Brutto/Monat.

    und selbst vor diesem Hintergrund

    Sie wird aufgrund von anstehendem Nachwuchs kürzer treten und dann im ersten Jahr nicht arbeiten (Elterngeld-Bezug jedoch)

    sich unbedingt oder gar zwingend auf die Suche nach staatlichen (minimalen) Zulagen (Grundzulage, Kinderzulage) begeben muß - darüber könnte man zumindest trefflich diskutieren.

    Der Staat selbst ist ja mittellos - diese Zulagen müssen also andere (steuerzahlende Bürger sowie Unternehmen) zuvor erwirtschaften.

    Geht es um tendenziell eher Bedürftige und/oder Menschen mit engem Budget für die Rente bzw. Altersvorsorge leuchtet mir dies durchaus ein - diese Konstellation drängt sich mir aber bei einem gemeinsamen Brutto von immerhin 19.000 € monatlich sowie > einer Viertelmillion auf Tagesgeldkonten (für einen geplanten Immobilienkauf) nicht zwingend auf.

    Aber nichtsdestotrotz ist dies wohl völlig legitim (dazu fehlt mir die Sachkenntnis; siehe schon oben) und bleibt eine ganz individuelle sprich persönliche Entscheidung. Meine Sache wäre dies in einer solchen Konstellation aber nicht.


    Nur meine ganz persönliche Sicht.

  • Sind Einzahlungen in die GRV denn noch eine gute Option? oder lieber erstmal Immobilie und nebenher nur das Depot?

    Einzahlungen in die gesetzliche Rentenversicherung können sinnvoll sein, allerdings bei Richtung 29 Jahre bis zum Rentenbeginn ist der ETF-Sparplan deutlich zu priorisieren.

    Lasst Euch einmal bei der DRV beraten. Ggf. macht es Sinn zumindest freiwillige Mindestbeiträge in die gesetzliche Rentenversicherung zu zahlen, um später mehr Möglichkeiten in Sachen Rente zu haben.