Haus kaufen, oder Geld anlegen

  • Hallo,


    ich bin auf der Suche nach Hilfe in dieser Community. Um einen Rahmen zu schaffen:

    • Ich besitze wenig finanzielle Intelligenz, sprich ich weiß grundsätzlich was EFTs sind, oder Fonds, oder Aktien habe aber kein tiefes Verständnis von Investmentthemen. Ich habe in Krisen gekauft und dann wieder verkauft (s.u.), aber das kann jeder.
    • Ich bin Anfang 50.
    • Meine Frau Mitte 40.
    • Unser Sohn ist 6

    Das Positive:

    • Unser gemeinsamer monatlicher Verdienst liegt derzeit bei ~7.000 € netto.
    • Ich habe 3 Lebensversicherungen, die mit 55, 60 und 65 ausgezahlt werden. (20, 30 und 100K)
    • Ich habe 3 geschlossene Immobilienfonds in höhe von je 10K, die kommendes Jahr ausgezahlt werden und derzeit ~5,5% p.A. bringen.
    • Durch Sparen ein paar Aktien/Fond käufe/verkäufe konnten wir ein Barvermögen von gut 600.00 € aufbauen.

    Das Negative:

    • Wir haben kein Eigentum.
    • Wir wohnen zur Miete (2.100 € Warm für ein Haus), plus Gas, Strom, etc.
    • Häuser sind hier so teuer, dass wir um die 900.000 rechnen müssten, um etwas zu finden. Und bis zur Rente ist es nicht mehr unbegrenzt.
      • Ich mag meine LVs nicht einrechnen und mit der Rente nichts mehr haben (außer dem Haus natürlich).
      • Wir suchen jetzt seit 6 Jahren und ich hätte deutlich mehr mit dem Geld machen können (selbst als Laie).


    Derzeit gibt es mehrere Überlegungen:

    1. Haus kaufen und bis zur Rente abbezahlen.
    2. Eigentum (auf Pump) kaufen und Miete kassieren (und Schulden abschreiben).
    3. Geld (sicher) anlegen mit dem Ziel die eigenen Finanzen monatlich oder jährlich aufzubessern.


      1. Dividenden ETFs
      2. Geldmarkt Fonds
      3. ...

    Klar kann ich auch etwas "experimentieren" und mal mit so etwas wie Bonuszertifikaten arbeiten, oder Anleihen, müsste mich dann aber noch hinreichend mit dem Thema beschäftigen.


    Ein bisschen habe ich richtig gemacht und viel falsch, ich hoffe aber, dass Ruder noch herumreißen zu können.


    Vielleicht hat hier der ein oder andere ein paar Vorschläge.

  • Hallo Henry,

    willkommen hier im Forum. Ich bin sicher auch kein Experte, aber beim Durchlesen deines Beitrags, kommen mir 2 Fragen in den Sinn....


    Wie ortsgebunden seid ihr? Neben den "900.000 Euro Gegenden" gibt es auch schöne "500.000 - 600.000 € Gegenden" in Deutschland - wäre das eine Option?


    Als "älteres" Paar mit einem Kind könnte man auch gut mit einer Eigentumswohnung auskommen, wenn kein weiterer Familienzuwachs geplant ist. Evtl. schwer, wenn man Wohnen im Haus gewohnt ist, aber günstiger zu bekommen und abzubezahlen. . Und mit Blick auf das irgendwann anstehende Rentenalter vermutlich vernünftiger (evtl. auch erstmal zum Vermieten)?


    Gruß

    Patrick

  • High Henry Jekyll


    Vorab und ganz generell: Mieten oder Kaufen ist - meines Erachtens und auch aus meiner Erfahrung - immer eine Melange aus den Aspekten "Lebensstil" samt "Einstellung" und "Finanzen" bzw. "Investment" - mit unterschiedlichen Gewichtungen, die (nicht selten) so unterschiedlich sind, wie die Menschen selbst divers sind.


    Ich besitze wenig finanzielle Intelligenz

    Sollte dem so sein: Nüchtern-sachliche Selbsterkenntnis ist der erste Weg zur Besserung.

    Ein bisschen habe ich richtig gemacht und viel falsch ...

    Einerseits: Kann/muß man vermutlich (unter finanziellen Gesichtspunkten) so sehen: Für Dein bzw. Euer Alter und auch das gemeinsame Nettoeinkommen - liest sich die Vermögensaufstellung eher etwas bis ziemlich bescheiden sprich "überschaubar".


    Nur am Rande aber in dem Kontext: Welche Zahl ist damit konkret gemeint ?

    Durch Sparen ein paar Aktien/Fond käufe/verkäufe konnten wir ein Barvermögen von gut 600.00 € aufbauen.

    (nachträglich gefettet von mir)

    ... ich hoffe aber, dass Ruder noch herumreißen zu können.

    Andererseits: Du bzw. Ihr habt noch gut 15 bzw. gut 20 Jahre Zeit bis zum offiziellen Renteneintrittsalter. Das ist verdammt viel Zeit - da kann man mit Disziplin, eurem Einkommen und einer risiko-affinen Anlage noch ordentlich was machen ...


    Der - aus meiner Sicht - entscheidende Knackpunkt dürfte Deine/Eure (eventuelle bis vermutliche) Versorgungslücke bzw. Rentenlücke im Alter sein. Meine erste Priorität (an Deiner/Eurer Stelle) wäre es die wenigstens mal ungefähr zu ermitteln. Dann sieht man schon mal klarer.


    Nur am Rande: Wäre auch ein wichtiger Aspekt bei einem eventuellen Immobilienkauf samt Finanzierung. Da dann eben auch die Kapitaldienstfähigkeit (sprich die Bedienbarkeit des Darlehens) über die gesamte Laufzeit des Darlehens eine wichtige Rolle spielt (gilt auch für die Kapitaldienstfähigkeit im Rentenalter). In Deinem/Eurem Alter würde das Darlehen wohl weit in den Ruhestand hineinlaufen ... Auf den ersten Blick sähe mir das (Immobilienkauf Haus in der preislichen Größenordnung) in Eurem Fall nach einem erheblichen Klumpen(risiko) aus.


    Den Gedanken von Patrick44 halte ich für wichtig (geographische Verbindung bzw. Gebundenheit oder eben, zumindest später, eher ortsungebunden). Ein Paar in meinem Umfeld hat gerade (zum Eintritt seines Ruhestandes) sein gemietetes Haus (Warmmiete um die 3.300 €) gekündigt - und sich eine kleine aber feine und altersgerechte Wohnung am Bodensee (bei Lindau) zugelegt bzw. gekauft ... Nicht jeder (eher immer weniger) wollen im Alter noch ein ganzes Haus samt (vermutlich) Garten bewohnen, pflegen, sauber machen, instand halten usw. Nur mal so als ein konkretes Beispiel aus sehr vielen.


    Gute Gedanken und ebensolche Entscheidungen wünsche ich Dir bzw. Euch !

  • Hallo Henry Jekyll,


    ich vermute jetzt einmal, es geht Ihnen letztendlich nicht um Finanzen, sondern um solche Fragen wie: Was hinterlasse ich, nur eine Zahl auf dem Konto? Die Frage ist menschlich sehr verständlich und nur Sie und ihre Frau können Sie beantworten.


    Einmal als Hilfestellung: Nicht jeder Erbe freut sich, wenn er ein Haus erbt. Vielleicht ist es ihm auch nur Last, weil er inzwischen am anderen Ende Deutschlands oder im Ausland lebt. Er kann natürlich auch superglücklich sein, in die Fußtapfen der Eltern treten zu können.


    Sie leben derzeit in einem Haus, wenn auch zur Miete. Offensichtlich gefällt Ihnen dieses Leben und nach den Zahlen können Sie es sich auch leisten. Besteht die begründete Hoffnung, dass Sie solange, wie Sie es wünschen, in diesem Haus werden leben können? Falls ja, warum wollen Sie umziehen?


    Wenn die Frage nach dem „Eigentum“ zu sehr drängt, wäre ggf. eine Variante eine Wohnung zur Vermietung, wo Sie die Größe und damit den Kaufpreis so skalieren können, dass Sie keinen Kredit brauchen. Da kann man die Wohnung dann auch noch so aussuchen, dass man ggf. selbst darin wohnen kann, wenn es im gemieteten Haus nicht mehr geht. Wohnungen sind auch für den Erben leichter händelbar.


    Nur ein paar Anregungen von jemanden, dem solche Gedanken auch nicht fremd sind.


    Gruß Pumphut

  • Mit dem hohen Eigenkapital ist die Situation aktuell gar nicht so schlecht, wie in den letzten Jahren. Die kreditabhängige Konkurrenz ist durch die Zinsen raus. Mittlerweile sollte auch der letzte kapiert haben, dass eine alte Bude nicht ohne Sanierung durchkommt, sodass die Konkurrenz durch "ich kann ja mal einziehen" gering ist. Und dadurch sinken die Preise etwas.

    Auf der anderen Seite bleibt bei euch trotz hohem Eigenkapital ein Brocken übrig, den Leute in bezahlbaren Gegenden für das komplette Haus aufnehmen. Da relativiert sich auch das Haushaltseinkommen. Und ihr müsst bei Bestandsimmobilien natürlich auch die Sanierung mit einrechnen, da wird mit Nebenkosten und Sanierung aus einem 900k Haus schnell mal eins für 1,2 Millionen. Von Bauträgern würde ich aktuell eher die Finger lassen, das Insolvenzrisiko ist sehr hoch. Man kann das zwar teilweise über Bürgschaften absichern, den Ärger und die Verzögerungen hat man trotzdem.


    Wenn ihr seit 6 Jahren sucht, sucht ihr entweder falsch oder es gibt kein Haus, das euren Vorstellungen von Lage, Zustand und Preis entspricht. Insofern würde ich in dieser Hinsicht nochmal prüfen, wo das Problem liegt und dann entscheiden.

    Das Thema Erbe würde ich an dieser Stelle eher ausklammern, das ist viel zu weit weg. Explizit einklammern würde ich aber die Frage nach dem Ruhestand. Was ist, wenn du in 10-15 Jahren in Rente gehst? Wollt ihr weiterhin dort wohnen? Wie wollt ihr (erstmal deinen und dann) den gemeinsamen Ruhestand verbringen?

  • Wenn die Frage nach dem „Eigentum“ zu sehr drängt, wäre ggf. eine Variante eine Wohnung zur Vermietung, wo Sie die Größe und damit den Kaufpreis so skalieren können, dass Sie keinen Kredit brauchen.

    :thumbup:

    Da kann man die Wohnung dann auch noch so aussuchen, dass man ggf. selbst darin wohnen kann, wenn es im gemieteten Haus nicht mehr geht. Wohnungen sind auch für den Erben leichter händelbar.

    :thumbup:


    Ohne nähere Details zu kennen und nur eine Vermutung: Wäre man unbedingt der "Eigentum- bzw. Eigenheim-Typ" hätte man sich vermutlich (alters- und einkommensbedingt) schon Wohn-Eigentum zugelegt.


    Auch wenn ich das übersehen hatte ...

    Wir suchen jetzt seit 6 Jahren und ich hätte deutlich mehr mit dem Geld machen können (selbst als Laie).

    Ein klassisches Dilemma sprich Spannungsfeld, was ich hier vor Ort (Rhein-Main-Gebiet) zig Male erlebt habe. Man sucht jahrelang (teilweise 5, 10 oder noch mehr Jahre), findet nicht das Passende (und/oder hat zu hohe Ansprüche ...) - und parallel wird das dafür gedachte Geld (als Eigenkapital) liquide aber daher renditearm (im Klartext seit 5, 10 oder 15 Jahren mit negativem Realzins) für den Kauf vorgehalten. Am Ende hatte viele weder ihre eigene Immobilie noch ihr Vermögen gemehrt (letzteres war real gesehen eher stark geschrumpft) ... :rolleyes:


    Eine zielgerichtete und gut strukturierte Anlage in ETFs (nach zuvor erfolgter Klärung der ggf. vorhandenen Renten- bzw. Versorgungslücke; siehe schon Nr. 3) erscheint mir (auf den ersten Blick jedenfalls) als die einfacher umzusetzende, pflegeleichtere, flexiblere und auch kostengünstigere (Transaktionskosten Immobilienkauf) Lösung. Und eine nette, altersgerechte, kompakte und pflegeleichte ETW kann man sich dann immer noch kaufen ...


    Aber wie schon gesagt, nur "auf den ersten Blick" ...

  • Einerseits: Kann/muß man vermutlich (unter finanziellen Gesichtspunkten) so sehen: Für Dein bzw. Euer Alter und auch das gemeinsame Nettoeinkommen - liest sich die Vermögensaufstellung eher etwas bis ziemlich bescheiden sprich "überschaubar".





    Mal blöd nachgefragt, weil es mich wirklich interessiert. Ich komme hier auf 780.000 € Vermögen. Ganz grob gerechnet, bei 84.000€ Jahresnetto und ca. 30 Jahren Verdienst komme ich auf knapp 30% Sparquote. Unterstellt man, dass das Netto vermutlich die letzten Jahre niedriger war, sogar noch höher. Wieso findest Du das überschaubar?

  • Mal blöd nachgefragt, weil es mich wirklich interessiert. Ich komme hier auf 780.000 € Vermögen.

    und

    Unterstellt man, dass das Netto vermutlich die letzten Jahre niedriger war, sogar noch höher. Wieso findest Du das überschaubar?

    Fände ich nicht "überschaubar" sondern durchaus ordentlich bzw. respektabel. Kann bzw. muß man vielleicht auch anders sehen ...


    Siehe daher schon hier (Nr. 3) meine Nachfrage an Henry Jekyll

    Nur am Rande aber in dem Kontext: Welche Zahl ist damit konkret gemeint ?

    Bezüglich seiner Aussage:

    Durch Sparen ein paar Aktien/Fond käufe/verkäufe konnten wir ein Barvermögen von gut 600.00 € aufbauen.

    (nachträglich gefettet von mir)


    Habe ich erstmal defensiv-vorsichtig als 60.000 gedeutet. Umso besser, wenn damit tatsächlich 600.000 gemeint gewesen sein sollten.


    Hoffe, Deine Frage konnte ich damit klären.



    PS: Mal angenommen/unterstellt es wären tatsächlich 600.000 € gemeint ... In der Lage von Henry Jekyll hätte ich (ganz persönlich) sicherlich auch einen gewissen liquiden Anteil als EK für den avisierten Immobilienkauf risikoarm vorgehalten. Allein schon um a) eine Finanzierung überhaupt hinzubekommen und b) auch um ordentliche Zinskonditionen zu erhalten (Beleihungsauslauf). Um das zu gewährleisten, muß man aber nicht 50% oder mehr auf den Gesamtkaufpreis vorhalten (bzw. 80 oder 90% seiner gesamten Mittel). Für meinen Teil wäre ich (!) daher - in einer solchen Situation - eher eine gemischte Strategie gefahren (zumal es länger bzw. lange dauern kann bis man sein Wunschobjekt gefunden hat; oder es vielleicht auch gar nicht findet ...). Einen Teil risikoarm und liquide vorhalten, damit eine Finanzierung dann auch auf jeden Fall klappt und es diese auch zu ordentlichen Zinskonditionen gibt. Den anderen Teil aber deutlich chancenreicher anlegen. Das kann dann später ggf. immer noch in die Finanzierung einfließen, bei Ablauf einer Zinsbindung zur Teil(Ablösung) des Darlehens dienen, zwischendurch für Sondertilgungen genutzt werden etc.

  • Wieso findest Du das überschaubar?

    Alles eine Frage des Blickwinkels.


    Wenn du von einem Berg auf einen Hügel blickst denkst du der Hügel ist klein.

    Wenn du aber Oma mit platten Reifen am Rollstuhl auf den Hügel schieben sollst ist der Hügel sehr hoch.


    Ob jetzt 60000 oder 600000 als Berg oder Hügel ausgelegt werden muss jeder von seinem Standpunkt aus beurteilen.


    Henry Jekyll ,


    Maximales Eigenkapital beim Immobilien Erwerb und dennoch nicht die Altersvorsorge vergessen.


    Mit dem Rechner von Zinsen Berechnen kannst du mal ein bisschen rechnen:

    Rechner zum Immobilie kaufen oder mieten


    Da kannst du auch mal deine Lebensversicherungen durchrechnen:

    Rendite einer Kapitallebensversicherung

    ich hoffe aber, dass Ruder noch herumreißen zu können.


    Reißen birgt immer die Gefahr das man verreißt.

    Lies dich schlau und Rechne nach, dann brauchst du auch nicht reißen sondern kannst gemütlich die Klippen umschiffen. Nimm erstmal die Segel aus dem Wind und peile deinen Kurs genau an. Danach weißt du auch wo du hin möchtest.


    Deine ersten Havarierten Finanzanlagen sind ja durch fehlende Peilung und blauäugige Herangehensweise entstanden, wenn du da zumindest jetzt einige kluge Schlüsse raus ziehst waren die Schäden ja nicht umsonst.


    Die Klippe der Bonuszertifikate würde ich persönlich aber auslassen und prognosefrei mit Weltaktien ETFs im Segel losfahren.


    Viel Erfolg bei deinen Finanzentscheidungen und allzeit guten Wind.

  • Patrick44, Sovereign, Pumphut, LebenimSueden, Newb, Horst Talski


    Danke erst einmal an alle. Zuerst würde ich gerne die, von mir ungewollt, ausgelöste Verwirrung klären: Der Betrag ist 600.000 €, nicht 60.000 €.


    Jetzt zu einer etwas komischen/schwierigen Frage: Da einige von euch bereits auf andere Vorschläge von Foristen geantwortet haben: wie erhalte ich bei meinen Antworten die Übersichtlichkeit für euch und mich am besten?
    Ich habe generell in Foren festgestellt, dass die Threads schnell unübersichtlich werden können und man das Ziel aus den Augen verliert.

    Normalerweise würde ich jeden Beitrag lesen und mit Zitat, beantworten.

    Manches, wie z.B. die Lebenssituation (wo wohnen, kaufen, oder nicht, etc.) müsste ich etwas ausführlicher erklären, was die Situation aber ggf. unnötig weiter verkompliziert.


    Ich werde mich heute Abend dran setzen, alles in Ruhe und hoffentlich hinreichend zu beantworten.

  • Danke erst einmal an alle.

    Gerne geschehen.

    Zuerst würde ich gerne die, von mir ungewollt, ausgelöste Verwirrung klären: Der Betrag ist 600.000 €, nicht 60.000 €.

    Danke für die Klarstellung (siehe schon meine Frage in Nr. 3) :thumbup:

    Damit ergibt sich Deine Finanzen betreffend ein deutlich freundlicheres Bild ... 8)


    Vor dem Hintergrund

    Ich werde mich heute Abend dran setzen, alles in Ruhe und hoffentlich hinreichend zu beantworten.

    wäre es - aus meiner Sicht - generell sinnvoll eine wenigstens ungefähre Klärung der Lage im Ruhestand zu ermitteln (Versorgungslücke vorhanden ? Falls ja, wie hoch etwa ?). Auch wenn das nur eine eher grobe Prognose sein kann, da (Deine Person betreffend) bis dahin noch gut 15 Jahre hin ist.


    Generell: Eine (auch abbezahlte bzw. lastenfreie) selbst genutzte Immobilie kann (bei ansonsten soliden Alterseinkünften) eine runde Sache sein in Sachen "Ruhestandsplanung" - ist aber nicht immer und automatisch gleichbedeutend mit einem finanziell auskömmlichen und sorgenfreien Ruhestand (wenn eben die Alterseinkünfte absehbar nicht ausreichen, um den gewohnten Lebensstandard zu sichern).


    Siehe schon in Nr. 3

    Der - aus meiner Sicht - entscheidende Knackpunkt dürfte Deine/Eure (eventuelle bis vermutliche) Versorgungslücke bzw. Rentenlücke im Alter sein. Meine erste Priorität (an Deiner/Eurer Stelle) wäre es die wenigstens mal ungefähr zu ermitteln. Dann sieht man schon mal klarer.

    Das (wenigstens ungefähr) zu wissen, wäre sowohl für das Thema "Anlagen" als auch das Thema "Immobilienkauf" sicherlich hilfreich; sowie für die gesamte weitere Vorgehensweise.


    In diesem Sinne ...


    Weiterhin gute Gedanken und Überlegungen wünsche ich !

  • Ich habe generell in Foren festgestellt, dass die Threads schnell unübersichtlich werden können und man das Ziel aus den Augen verliert.

    Normalerweise würde ich jeden Beitrag lesen und mit Zitat, beantworten.

    Ich würde das nach Themen aufteilen und für jedes Thema einen Absatz schreiben. Einzelsätze zitieren und einzeln beantworten, wird tatsächlich etwas arg unübersichtlich

  • Leider ist der Abend später geworden als geplant. Das, was ich jetzt schreibe, wird noch einmal auf der Basis eure Antworten und Tipps, ein paar "Iterationen" durchlaufen um vorwärtszukommen und ich hoffe, ihr bringt die Geduld mit mir weiter zu helfen.


    Ich versuche meine Gedanken zu bündeln:


    Es ist fast eine "entweder oder" Entscheidung: mit nur noch ca. 15 Jahren bis zur Rente ist der Zeitraum, in dem ich ein Haus abbezahlen kann, überschaubar.
    Halte ich also z.B. 200.000 für einen Hauskauf vor und muss 400.000 bei 3-4 Prozent aufnehmen und wir eine echte (Welt)Wirtschaftskrise erleben und meine ETFs sich erst in 15 oder 20 Jahren erholen, sehe ich in die Röhre. Mal abgesehen davon, dass die monatliche Belastung ziemlich hoch sein dürfte.
    Selbst ein Einbruch von 10 bis 15 Prozent von dem sich die ETFs nicht erholen ist gefühlt "nicht witzig", oder bin ich da übervorsichtig?


    Für mich ist nach den Sommerferien im Juli/August der Moment gekommen, wo ich in die eine oder andere Richtung gehen will. Entweder ist bis dahin ein Haus da, oder ich ziehe weg (unwahrscheinlich), oder ich lege mein Geld an (fast die attraktivste Idee).


    Wohnen:

    • Die Wohnsituation ist okay, aber auf Dauer nicht befriedigend. Das Haus ist in Ordnung, aber wird auf Dauer nicht reichen. Weshalb wird uns verändern werden müssen.
    • Eine Wohnung kommt für uns nicht mehr infrage. Dazu macht der Sohn Abends zu viel Lärm und wir genießen es nicht unter oder über uns Fernseher zu hören. Das ist zwar ein Luxusproblem, aber Wohnqualität sollte man nicht unterschätzen.
    • Ein anderer Ort wäre deutlich günstiger, hätte aber den Nachteil langer Pendelei.
      • Viel schwieriger ist, dass meine Frau und mein Sohn hier sozial angebunden sind und vor allem meine Frau nicht wegziehen will, zumindest noch nicht.
    • Sollte ich jetzt ein Haus kaufen können, dass ich quasi bar abbezahlen kann und meine monatliche Belastung damit um über 1500€ im Monat senken kann, würde mich das finanziell auf völlig neue Beine stellen.
      • Ich würde zwar bei 0 anfangen, aber gut 1500-2000€ im Monat zurücklegen können und das bis ich in Rente gehe.
      • Mit ein paar guten ETFs (und den LVs) könnte ich dann mehr oder weniger bequem in Rente gehen. Kein Leben wie der König von Frankreich, aber ich würde auch nicht am Hungertuch nagen.

    Anlegen:

    • Die Frage ist in was legt man an, sprich welche ETFs. Die Wirtschaft rast wieder, obwohl die Welt an ziemlich viel Ecken brennt.
      Ich kenne Zeiten, da haben Staatspapiere 10% und mehr gebracht. Etwas was viele Jüngere nicht kennen, die seit 20 Jahren kurze Dellen und dann massive Aufwärtsbewegungen gesehen haben.
      Als wir bei 2% Zinsen waren, haben die alle schon geschrien, dass die Welt untergeht, weil die das gar nicht mehr kennen. Passiert ist es nicht.
    • Was für ETFs? Die Auswahl ist gigantisch.
      • Dividenden ETFs? Die machen zwar nicht mehr gewinn als ein normaler (zum Teil sogar weniger), aber einen Teil bekommt man "sofort" zurück, kann sich das Leben besser gestalten und die Kurssteigerung milder oder negiert die Inflation.
      • Oder "normale" ETFs, wie den bekannt MSCI World.
      • Oder Crypto ETFs mit der Hoffnung 20% und mehr pro Jahr zu haben?
      • Oder, oder, oder: die Qual der Wahl :/

    Rente(nlücke):

    • Ich bin mir zwar nicht sicher, aber sofern ich mich mit 4% Rendite mit meinem Geld bis zur Rente über Wasser halten kann, dann noch meine LVs (dynamisch) dazu rechne, lande ich in der Rente mit ca. 800.000 €. Ich weiß nicht, was ich da an Lücke habe, oder rechne ich falsch. Die LVs sind alle vor 2000 abgeschlossen und damit (noch) Steuerfrei.
    • Von den 7.000 € bleiben nach allen Versicherungen, Miete, Lebensmittel, etc. noch ca. 1.600€ übrig, die wir für Urlaub, oder zum Sparen für größere Anschaffungen haben.
    • Mein Ziel ist es nicht reich zu werden, sondern ein brauchbares Auskommen zu haben.


    Gerade beim Anlageteil benötige ich eure Hilfe. Bis jetzt habe ich immer in Krisen eingekauft und bei der Erholung verkauft. Das kostet zwar Nerven, hat mir aber zwischen 30 und 700% Gewinn eingefahren, aber ob noch einmal eine Krise so schnell kommt, wage ich zu bezweifeln.

  • Henry Jekyll

    Die berechtigte Frage nach der Rentenlücke zielt eher auf eine möglichst realistische Einschätzung eures monatlichen Netto-Bedarfs im Alter ab zusammen mit einer möglichst realistischen Prognose, wie dieser gedeckt werden kann.


    Ausgaben:

    - eine gute Basis ist eure aktuelles Netto-Budget abzüglich Sparrate

    - Was fällt davon im Alter ggf. weg (z.B. Ausbildungskosten Kinder, abbezahltes Haus, 2. Auto, regelmäßige Kosten für Pendeln, …)?

    - Was kommt im Alter ggf. hinzu (mehr Reisen, mehr Kultur, neue Hobbies, Gesundheitskosten, …)?

    - Wie verändert sich das Ganze im Zusammenhang mit der Kauf-/Mietentscheidung?

    - Das sollte zudem mit einer angenommenen Inflationsrate für die Lebenszeit hochgerechnet werden, was leider zu einem mehr oder weniger großen Ah-Ha-Effekt führen wird


    Einnahmen:

    - Woraus setzen sich im Alter eure Einnahmen zusammen?

    - Was wird zum Zeitpunkt des offiziellen Rentenbeginns als Rente bzw. Pension ausbezahlt?

    - Wie verändern sich die Ansprüche durch eure verbleibende Arbeitszeit?

    - Was bleibt davon Netto übrig?

    - Wie verändert sich das, wenn ihr früher aufhöhrt zu arbeiten (Stichwort Abzug für jeden Monat früher).

    - Wann wollt ihr aufhören zu arbeiten?

    - Welche anderen, regelmäßigen Einnahmen bestehen ggf. (betriebliche oder private Vorsorgeverträge, Vermietung, …)

    - Wie entwickeln sich diese Einnahmen über die erwartete Lebenszeit?


    Monatliche Rentenlücke = Monatlicher Bedarf - monatliche Einnahmen

    Auch hier ist es meines Erachtens wichtig, das wegen der Inflation über die gesamte Lebenszeit im Blick zu haben.


    Danach kann man dann sinnvoll diskutieren, wie man diese Lücke, die sich vermutlich auftun wird gefüllt wird:

    - Kapitalauszahlung private Altersvorsorge?

    - Entnahmen aus Depot (ETF, Tagesgeld, Festgeld, …, in welcher Mischung?)

    - Dividenden

  • Ich kenne Zeiten, da haben Staatspapiere 10% und mehr gebracht. Etwas was viele Jüngere nicht kennen, die seit 20 Jahren kurze Dellen und dann massive Aufwärtsbewegungen gesehen haben.
    Als wir bei 2% Zinsen waren, haben die alle schon geschrien, dass die Welt untergeht, weil die das gar nicht mehr kennen. Passiert ist es nicht.

    Du unterliegst hier der Geldillusion. Schon damals war der Realzins (Nominalzins minus Inflation) negativ oder bei nahe 0. Nicht von Nominalwerten täuschen lassen!

    Gerade beim Anlageteil benötige ich eure Hilfe.

    Mhh, gerade der ist stink einfach: ein weltweiter ETF auf Buy-and-Hold Basis. Unsinniges Markettiming weglassen.

  • Hallo Forumsfreund Henry Jekyll

    Ich habe mit Interesse deine Geschichte und die vielen Empfehlungen hier gelesen

    Zunächst mal war mir klar, dass es sich beim Barvermögen nicht um 600 sondern um 600.000 € handeln muss sonst hätten deine Pläne gar keinen Sinn gemacht

    Ich selbst bin heute Ü75 und wohne mit meiner Frau im Schwabenland in einem relativ großen Haus mit 2000m2 Grundstück und allem drum und dran.

    Die Kinder sind längst aus dem Haus.

    Aus heutiger Sicht kann ich Dir sagen, dass sich ein großes Privat genutztes Haus, nie so richtig rechnet.

    Das ist und bleibt immer ein Stück Liebhaberei.

    Man unterschätzt die hohen Kosten für Instandhaltung, regelmäßige Reinigung und Gartenpflege.

    Irgendwann sind die Kinder aus dem Haus und im letzten Lebensabschnitt wohnt eben nur noch, der länger lebende, allein im Haus

    Da ich selbst in der Immobilienbranche tätig war, kenne ich diese Fälle zu Genüge

    Wenn man sich das alles locker leisten kann, bis hin zu einer häuslichen Pflege am Lebensende ist eine eigene Immobilie selbstverständlich ein angenehmer Luxus

    Wenn dann auch noch dieses Haus später einmal von einem Kind übernommen wird ist es der Idealfall.

    Allerdings ist es auch so, dass durch die längere Lebenserwartung der Menschen eine Erbfiolge erst Eintritt, wenn die Kinder längst keine Kinder mehr sind, sondern schon eigene Familien gegründet haben mit eigener Wohnsituation

    Du siehst, schon allein beim Thema Wohnen im Eigentum oder zur Miete gibt es nicht den einzig richtigen Ratschlag.

    Sehr oft weiß man auch erst hinterher, ob eine Entscheidung richtig war oder ob man es lieber anders hätte machen sollen.

    Das ist übrigens an der Börse nicht anders.

    Das waren ein paar Gedanken, die mir bei deiner Fragestellung eingefallen sind.

    ich habe übrigens in deinem Alter auch erst mein jetziges Haus gebaut, dazu noch neu geheiratet und Kinder gezeugt.

    Dennoch sitze ich jetzt mit meiner Frau im viel zu großen Haus.

    Daran ändert auch nichts, dass wir oft Kinder und Verwandte und Freunde einladen.

    Da wir noch reisefreudig sind und eine kleine Ferien Immobilie in Südfrankreich haben, entwickelt sich das Domizil am Heimatort immer mehr zu einem teuren Luxus. Den wir uns allerdings noch gut leisten können. Das solltest du bedenken, weil nun mal bei jedem Menschen das Leben im Fluss ist.

    viel Glück wünscht Dir McProfit

  • Was für ETFs? Die Auswahl ist gigantisch.

    Das ist bei der ganzen Frage der einfachste Teil. Ein thesaurierender Welt-ETF. Ob du jetzt den MSCI World nimmst oder den MSCI ACWI bzw. FTSE All-World ist relativ egal. Mit dem Thesaurierer bist du auf jeden Fall deutlich steuereffizienter und kannst die Entnahme besser steuern als mit Dividenden.

    Von irgenwelchen Lotto-Tickets wie Crypto würde ich abraten.


    Knackpunkt ist aber die Sache mit dem Haus. Der Traum vom Barkauf ist schön, aber davon würde ich mich gleich wieder verabschieden. In einer Gegend von 900k Häusern wirst du nichts für 600k finden. Und Sanierungskosten kommen dann immer noch dazu.

    Mir ist auch nicht klar, was du mit "wird nicht reichen" meinst. Ist das Haus zu klein? Denk daran, dass ihr in 15 Jahren nur noch zu zweit seid, dann reicht eigentlich auch ein 3-Zimmer-Bungalow. Das dümmste, was du jetzt machen könntest, ist ein Haus mit 200qm zu kaufen

  • Eine Wohnung kommt für uns nicht mehr infrage. Dazu macht der Sohn Abends zu viel Lärm und wir genießen es nicht unter oder über uns Fernseher zu hören. Das ist zwar ein Luxusproblem, aber Wohnqualität sollte man nicht unterschätzen.

    Das ist in einem Neubau übrigens gar kein Problem. Wir dachten immer, in einer Wohnung „ist das eben so“, dass man die Nachbarn hört, weil wir immer nur in älteren Häusern gewohnt hatten. Seit wir in einem Neubau-Mehrfamilienhaus wohnen, wissen wir, das muss nicht sein. Man hört einfach NICHTS von den Nachbarn (nichtmal das schreiende Neugeborenen in der Nachbarwohnung Wand an Wand).


    Es ist eine sehr individuelle Entscheidung, wie man wohnen möchte, aber in Sachen Wohnqualität muss eine Wohnung nicht schlechter sein.


    Und sie hat ggf. den Vorteil, dass man auch im Alter weiter gut dort wohnen kann. Wir haben keine 250qm Wohnfläche zu putzen und keinen Garten zu pflegen, keine Treppen, ebenerdige Dusche und Fahrstuhl von der Tiefgarage bis vor die Wohnungstür, Waschmaschine/Trockner in der Wohnung auf derselben Ebene etc…

  • Nur am Rande aber in dem Kontext:

    Du unterliegst hier der Geldillusion. Schon damals war der Realzins (Nominalzins minus Inflation) negativ oder bei nahe 0. Nicht von Nominalwerten täuschen lassen!

    Der sog. "Geldillusion" dürften (sehr bis extrem) viele hierzulande unterliegen - sonst wären die Anlage der Deutschen völlig anders strukturiert: Angefangen von den Billionen € auf Giro-, Spar-, Tagesgeldkonten, in Lebensversicherungen usw. die somit nur in Nominalwerten gehalten werden über die Aktienquote (Beteiligung am Produktivkapital) bis hin zur Wohneigentumsquote/Immobilien (Sachwerte). Daß man sich nicht (ich würde eher sagen nie) von Nominalwerten täuschen lassen sollte, ist - aus meiner Sicht - daher unstrittig zutreffend.

    Schon damals war der Realzins (Nominalzins minus Inflation) negativ oder bei nahe 0

    Diese - nach meinen Unterlagen (beginnend ab 1970) jedenfalls in dieser Pauschalität (sprich Realzins immer Null bzw. immer negativ) nicht zutreffende - Aussage hört man öfter. Zutreffend nach meinen Berechnungen ist: Es gab Phasen in den der Realzins bei Null lag und auch Zeitperioden, in denen der Realzins negativ war sprich mit Bankeinlagen kein Inflationsausgleich mehr möglich war (Phase in den 70ern, Phase Anfang der 90er, Phase in den 2000ern).


    Eine derart lange Phase (überwiegend bzw. ausschließlich) negativer Realzinsen wie seit 2009/2010, die zudem dann im weiteren Verlauf immer noch negativer wurden (zuletzt temporäre Spitzenwerte bis zu minus 6-7 Prozent) war in meine Aufzeichnungen aber nicht auszumachen. Meines Wissens gibt es dazu (Realzinsen) in den Tiefen der Archiven auch eine Berechnung der Deutschen Bundesbank (meine, beginnend ab dem Jahr 1967). Die mir allerdings nicht mehr präsent ist. Vielleicht hast Du da eigene Aufzeichnungen oder einen entsprechenden Link mit anderen Ergebnissen ? Würde mich interessieren.


    Dazu kommt noch: In früheren Jahren bestand (häufig bis meist) die Möglichkeit über sog. Illiquiditätsprämien (sprich einem längeren Verzicht des Zugriffs auf seine Mittel - vereinfacht gesagt = Geld mit längerer Laufzeiten (z. B. beim Festgeld) anlegen) den Realzins wenigstens auf Null zu stellen oder leicht darüber. Auch dies war in der Zeit ab 2010 - nach meinen Aufzeichnungen jedenfalls - in praxi so gut wie ausgeschlossen. Mit allen risikoarmen Anlagen jedenfalls