Geldanlage - wie gehe ich vor?

  • Guten Tag und ein hallo in die Runde,


    ich habe durch den Verkauf einer Unternehmensbeteiligung nun ca. 3 Mio. Euro auf dem Konto. Ich muss mich nun beruflich orientieren und daher werde ich erstmal kein Gehalt haben. Ich möchte die 3 Mio. Euro so anlegen, dass ca. 1,5 Mio. Euro jederzeit frei verfügbar sind (also kein Festgeld oder ein ETF, wo ich eine Durstrecke nach einem Crash abwarten müsste), den Rest brauche ich in den nächsten Jahren nicht unbedingt anrühren (also Festgeld / Anleihen möglich oder ETF, wo auch mal ein Crash durchgestanden wird). Ich hätte gern 100.000 Euro im Jahr für meinen Lebensunterhalt, es sollten also schon min. 3,5 % Rendite insgesamt dabei rumkommen.


    Ich hatte überlegt einen Mix aus ETF (MSCI World & S&P 500 und Anleihen 50% / 50% zu fahren). Gibt es andere Ideen? Es ist mir klar, dass ich mich selbst einlesen und entscheiden muss, aber Eure Ideen würden mich interessieren, so dass ich etwas zum Nachlesen habe :-). Ich bin leider Neuling auf dem Gebiet. Ich verstehe auch nicht genau, wie das mit den Anleihen funktioniert (Risiko? Ist mein Geld fest gebunden, was passiert, wenn ich es früher brauche?) - gibts zum Thema Anleihen hilfreiche Literatur oder Finanztip-Infos? Wie würdet Ihr das Geld anlegen?


    Vielen Dank im Voraus und es tut mir leid, wenn das hier ein bisschen eine Greenhorn-Frage ist...

  • Hallo,


    willkommen im Forum!


    Ohne jetzt alle vielleicht auch nötigen Fragen aufzuwerfen, hier meine ersten Überlegungen.


    Du planst 100 TEUR pro Jahr zu verbrauchen. Deine geplante risikoarme Geldanlage reicht dafür (ungeachtet der Inflation) 15 Jahre.

    Damit müsstest Du in dieser Zeit auch nicht auf den risikoreicheren Teil Deiner Geldanlage zugreifen und die Wahl eines Aktien-ETF könnte daher in Erwägung gezogen werden.


    Die Rendite von 3,5% pro Jahr (vor Inflation) ist aufgrund des höheren Sicherheitsanteils ambitioniert aber theoretisch möglich. Nach 15 Jahren gab es in der Vergangenheit nach einer Einmalanlage in den MSCI World keinen Verlust. Das bedeutet natürlich auch, dass es in dieser Zeit eine Nullrunde gab.


    Dein Portfolio könnte also nach 15 Jahren halbiert sein, wenn Du einfach nur die 100 TEUR pro Jahr verbrauchen möchtest und nicht erneut eine Tätigkeit aufnimmst.


    1. Option - KISS

    Aufteilung risikoärmerer Teil:

    100 TEUR auf Girokonto

    1.395 TEUR Geldmarkt-ETF (z.B. DBX0AN - Tagesgeldersatz)

    5 TEUR Verrechnungskonto Broker für Vorabpauschale

    einmal im Jahr aus dem ETF Anteile im Wert von ca. 100 TEUR verkaufen


    Aufteilung risikoreicherer Teil:

    1.495 TEUR MSCI World, FTSE DM oder MSCI ACWI/FTSE All World

    5 TEUR Verrechnungskonto Broker für Vorabpauschale


    2. Option

    und/oder suche nach einem echten Honorarberater und für 1.000 EUR ein paar Stunden mit einem Profi darüber sprechen.

  • Ich würde in Geldmarkt ETF und einen weltweiten ETF anlegen, in welcher Aufteilung und welcher weltweiter Aktien ETF musst du mit dir selbst klären. Allerdings würde ich die sichere Seite nicht zu knapp bemessen, es kann mit der Aktienfonds Seite schon mal eine geraume Zeit abwärts gehen.

  • Hallo.


    Den akuten Bedarf würde ich auf Giro- und Tagesgeldkonto verteilen.

    Alles, was nicht in den nächsten 12 Monaten gebraucht wird, kann auch anders angelegt werden. Ob weiterhin Tagesgeld, lieber Festgeld in unterschiedlichen Fristen oder Geldmarktfonds hängt von den persönlichen Vorlieben ab.

    Alles, was 10 (besser 15) Jahre nicht gebraucht wird, sollte sich in einem ETF eine Heimat suchen.


    Alles nur als Inspiration zu verstehen, nicht als Anlageberatung. ;)

  • Wie bei all solchen Fragen sind die Umstände drum herum wesentlich wichtiger als das Kapital. selber.


    Also, wie alter bist du, in welcher Lebenssituation (Frau, Kinder, laufende Finanzierungen?)

    Was hast du für einen Lebensstil? Planst du größere investments? Und natürlich meine Lieblingsfrage: Was ist dein Ziel?


    Wenn du keine sonstigen Ausgaben planst, und noch relativ Jung bist (also irgendwas zwischen 30 und... Ende 40), kannst du natürlich das komplette Geld in Dividenden-Titel und ausschüttende ETFs packen. Also ein Core-Satelite Portfolio mit dem FTSE High Dividend und dem S&P Global Dividends und evtl. noch den volatilieren Morningstar, plus einige wachstumsstarke Dividendentitel, sodass du auf 3-3.5 Dividende jedes Jahr kommst und diese auch stetig ansteigt! Also sowas wie Coca Cola, Münchner Rück/Allianz, usw. sein, oder aber auch aktuell Rohstofftitel.

    Vorteil: Der Zinseszinseffekt wird von den meisten Anlegern auch bei Dividenden radikal unterschätzt. Selbst bei einem konservativen Wachstum von nur 5% pro Jahr steigt, kann dein Einkommen sich in zehn Jahren verdoppeln oder gar verdreifachen, wenn die Qualitativ hochwertige Aktien auswählst.

    Wichtig ist, dass du so Leute wie McProfit hier im Forum privat hast, die in einer ähnlichen Situation sind (Firmenverkauf, Millionenvermögen) und nicht den emsigen ETF-Sparer der vor Stolz den unteren sechsstelligen Bereich erreicht hat.


    Der Vorteil ist, dass dass du jetzt Zeit hast, dich damit zu beschäftigen. Klug angelegt musst du nicht mehr arbeiten, also sollte deine aktuelle Energie erste einmal in die Vermögensplanung gehen.

  • Marcel_Stuttgart


    Bin nur drüber geflogen - aber einige brauchbare Ansätze hast Du m. E. schon erhalten.


    Vorab: Bei der Beurteilung spielen sicherlich auch einige Aspekte eine (teilweise gewichtige) Rolle, zu denen Du nichts erwähnt hast. Mußt Du ja auch nicht. Würde solche Punkte aber wenigstens in die "internen" Überlegungen mit einbeziehen (wie Alter, Familienstand, ggf. Familienplanung (Kind(er), schon ggf. bestehende Altersversorgungsansprüche usw. aber auch eine Einschätzung der eigenen Risikoneigung von risiko-affin bis risikoavers; eine "Unternehmensbeteiligung" kann dafür ein gewisser erster Anhaltspunkt sein - eine solche persönliche Risikoeinstufung kann sich zudem - mit der Höhe des Vermögens (!) aber auch mit dem Alter (!) - ändern).


    ich habe durch den Verkauf einer Unternehmensbeteiligung nun ca. 3 Mio. Euro auf dem Konto.

    Da es offensichtlich um nicht ganz kleine Beträge geht, würde ich (ganz persönlich !) sowohl der objektiven (sachlich gebotenen) als auch der subjektiven (emotional-psychologisch gebotenen) persönlichen Risikotragfähigkeit eine angemessene Aufmerksamkeit widmen.


    Nur am Rande: Der gewünschten (hohe) Anteil von 50% "jederzeit frei verfügbar" und "ohne jedes Abwarten einer Durstrecke nach einem Crash" wird - nach Inflation und Steuer - schwerlich bis kaum auch nur seinen Wert über die Jahre erhalten können. Da muß man dann wohl eher von einem (schleichenden) realen Verlust ausgehen.


    Das kann man hinnehmen (wenn es Deinen künftigen Plänen entspricht) und dann einfach als "Preis" für die jederzeitige Verfügbarkeit und Flexibilität verstehen. Soll das Vermögen als Ganzes aber nicht real schrumpfen (eine solche Gesamtbetrachtung ist ja immer sinnvoll), dann muß wohl die andere Hälfte entsprechend chancen- und damit risikoreich angelegt werden (ob sich da dann auch noch ein Anteil von wiederum 50% in Anleihen empfiehlt, wäre eine Aufgabe mit dem "spitzen Bleistift" - möglichst nach Präzisierung des zeitlichen Anlagehorizonts (s. u.).


    Auch nur am Rande:

    brauche ich in den nächsten Jahren nicht unbedingt anrühren

    (nachträglich gefettet von mir)


    Der Jurist sprich manchmal von "unbestimmten Rechtsbegriffen", die der Auslegung bedürfen. Formulierungen wie "in den nächsten Jahren" aber auch "nicht unbedingt" kann man unterschiedlich auslegen bzw. interpretieren. Eventuell kannst du das - wenigstens intern für Dich - präzisieren ... ?!


    Vor der konkreten Umsetzungsebene stünden für mich (ganz persönlich) die beiden Frage im Zentrum (siehe schon oben objektive und subjektive Risikotragfähigkeit):


    Wieviel Prozent des angelegten Betrages dürfen im äußersten Notfall (worst-case) dauerhaft verloren gehen und wieviel Prozent temporär i. V. m. der (berechtigten) Hoffnung, daß sich das Depot eventuell wieder erholt ?


    Und dies würde ich - wie schon gesagt - sowohl versuchen von der objektiven als auch der subjektiven Seite abzuklären. Die beiden Seiten können identisch sein - müssen es aber nicht zwingend. Habe genug Fälle erlebt, wo zwar die objektive Risikotragfähigkeit gegeben war, aber eben die subjektive nicht (mit fatalen Folgen, wie Verkauf im Crash, Panikreaktionen, dem zukünftigen Vermeiden von Engagements in Aktien etc. pp.).


    Auf eine eigenständige Recherche und damit eine Art der "finanziellen Selbstermächtigung" würde ich auf keinen Fall verzichten. Siehe hier

    Ich bin leider Neuling auf dem Gebiet.

    Daher

    Es ist mir klar, dass ich mich selbst einlesen und entscheiden muss ...

    Dazu ein :thumbup:


    Sowie

    und/oder suche nach einem echten Honorarberater und für 1.000 EUR ein paar Stunden mit einem Profi darüber sprechen.

    ein m. E. auch guter Gedanke (da wären mir als "Neuling auf dem Gebiet" - in Anbetracht der Summe und dessen, was da schiefgehen kann - auch mehrere Tausend € nicht zu viel). Da sollte man aber erst "aufschlagen", wenn man sich vorab zumindest ein Grund- bzw. Basiswissen angeeignet hat (keine Geheim- oder Raketenwissenschaft übrigens).



    Gute Gedanken, ebensolche Entscheidungen und gutes Gelingen wünsche ich !

  • Ganz herzlichen Dank für Eure hilfreichen Antworten. Ja, Frau und Kind sind auch vorhanden, vielleicht bald noch eins. Daher sollte alles durchdacht sein. Die Tipps sind schon mal sehr hilfreich zum reinlesen und für mich überprüfen.


    Wie findet man einen brauchbaren Honorarberater?


    Die Verbraucherzentrale bietet ja auch Beratung an, aber ich vermute die Qualität ist nicht hoch.

  • Hallo Forumsfreund Marcel_Stuttgart

    Wenn mich der Teilnehmern flip schon namentlich hier erwähnt, dann auch von mir noch mein Kommentar.

    Deine Frage wurde wie üblich hier von zahlreichen Forumsfreunden bereits perfekt beantwortet.

    Was Du nicht brauchst ist ein Honorarberater oder Vermögensverwalter.

    Davon kann ich ein Lied singen.

    In meiner Anfangszeit gab noch keinen Finanztip.

    Mein nachbarschaftlicher Rat an Dich:

    Ich bin heute über 75 und seit mindestens 20 Jahren "Privatier".

    Damals habe ich nicht nur meine Firma verkauft sondern auch meine (vermieteten) Immoblien die man als Schwabe nun mal hat.

    Nur das selbstbewohnte "Häusle" und ein kleines Ferienhaus in Südfrankreich habe ich behalten bzw mit Nießbrauch auf die Kinder übertragen.

    Mein gesamtes Vermögen, das nochmal eine Hausnummer größer ist, habe ich genau so angelegt wie es Dir hier schon mehrfach von anderen Forumsfreunden empfohlen wurde.

    Egal ob Du 1 Mio. hast oder 10 oder 100 Mio. es gibt keinen Unterschied in der Anlagestategie!!!

    Der Großteil des Kapitals liegt bei mir in ca. 15 Einzelaktien mit Schwerpunkt Dividende.

    Auch eine Anlage in ETFs ist letztlich nichts anderes als Einzelaktien nur mit noch größerer Steuerung und ähnliches Ergebnis.

    Von den Dividenden kann ich bereits gut leben.

    Wenn Du in Deinem Fall von Deinen 3 Mio. Euro rund 2,5 Mio. in Aktien mit Dividende anlegst kannst Du NACH Steuer, also netto mit rund 2% rechnen. Das sind 50.000 Euro im Jahr.

    Das ist aber nur die Anfangsdividende.

    Dividenden haben die Eigenschaft wie Miete regelmäßig zu steigen, daher steigt Deine persönliche Dividendenrendite Jahr für Jahr.

    Zahlreiche Weltkonzerne zahlen seit 50 oder 100 Jahren nicht nur jedes Jahr Dividende sonden auch jedes Jahr eine Höhere.

    Mein altbekanntes Superbeispiel sind meine McDonalds Aktien.

    Beim Kauf vor ca. 30 Jahren noch 40 Cent pro Aktie, jedes Jahr gesteigert, aktuelle Dividende heute 4 Dollar pro Aktie.

    Je nach Einkaufskurs sind das 20 - 40% persönliche Dividenden-Rendite pro Jahr!

    Deine restlichen 500.000 Euro legt Du in einer Zinsanlage an.

    Am einfachsten ist ein börsengehandelter Geldmarktfonds.

    So mache ich das auch mit meiner Liquiditität.

    Hierbei wählst Du einen Geldmarktfonds OHNE Ausschüttung.

    Ja Du hast richtig gelesen.

    In diesem Fall bekommt Du JEDEN TAG den Tageszins über den Kurs gutgeschrieben.

    Brauchst Du Geld ,genügt ein Mausklick in Deinem Onlinedepot und das Geld ist wenige Sekunden später auf Deinem Girokonto.

    Aktuell sind die Zinsen bei Geldmarktfonds rund 3% pro Jahr.

    Der hohe Betrag in Deinem Fall von 500.000 Euro in cash ist wichtig, damit Du auch in einer Krisenzeit nicht den nervös wirst und womöglich in Panik Aktien verkaufst.

    Ich weiß nicht ob Du schon genug nervenstark bist.

    Zum Glück gibt es in solchen Fällen das Forum hier.

    Außerdem bin ich das beste Beispiel:

    Ich habe seit den 1980er Jahren manchen Börsenkrach erlebt.

    1987 hat der Redakteur des Stuttgarter Zeitung Heinz Heinemann im Kommentar bei einer Börsenveranstaltung geschrieben in der Aktien empfohlen wurden:

    "Hoffnungslose Narren..."

    Kostolany hat 1987 dagegen bei einem seiner Vorträge die ich noch persönlich besucht habe gesagt:

    "Wer die Aktien nicht hat wenn sie fallen,

    der hat sie auch nicht wenn sie steigen"

    Viele Erfolg wünscht Dir McProfit aus Stuttgart

  • Hallo Marcel_Stuttgart ,


    mir gefällt Dein eigener Ansatz am Besten, so ähnlich würde ich es auch machen:


    50%=1,5 Mio in einen MSCI-World-ETF als Langfristanlage. Sei Dir hier aber bewusst, dass der auch stark schwanken kann. Wie reagierst Du, wenn in einem Jahr aus den 1,5 Mio dann 1,0 Mio geworden sind, hältst Du trotzdem durch? Ggf. lieber erst einmal kleiner anfangen!!


    40%=1,2 Mio in Anleihen unterschiedlicher Laufzeit. Idealerweise eine Zinstreppe, die Dir durch Fälligkeiten den gewünschten Cashflow liefert. Anleihen sind auch börsentäglich handelbar, falls Du doch liquide Mittel benötigst (im Gegensatz zu Festgeld). Hier kannst Du bereits im Sicherheitsbaustein aktuell (noch) ca. 3,5% Rendite erreichen.


    10%=0,3 Mio (oder weniger) für die ersten 2 Jahre + Puffer im Geldmarktfonds. Hier bekommst Du aktuell auch noch 3,5%, das wird sich in den nächsten Monaten vermutlich deutlich reduzieren. Daher würde ich hier auf keinem Fall mehr investieren.

  • Ich habe durch den Verkauf einer Unternehmensbeteiligung nun ca. 3 Mio. Euro auf dem Konto. Ich muss mich nun beruflich orientieren und daher werde ich erstmal kein Gehalt haben.

    Na ja, wenn man 3 Millionen auf dem Girokonto liegen hat, leidet man sicher keine unmittelbare Not, und zum Arbeitsamt wirst Du auch nicht gehen müssen.

    Ich möchte die 3 Mio. Euro so anlegen, dass ca. 1,5 Mio. Euro jederzeit frei verfügbar sind (also kein Festgeld oder ein ETF, wo ich eine Durststrecke nach einem Crash abwarten müsste). Den Rest brauche ich in den nächsten Jahren nicht unbedingt anrühren (also Festgeld / Anleihen möglich oder ETF, wo auch mal ein Crash durchgestanden wird). Ich hätte gern 100.000 Euro im Jahr für meinen Lebensunterhalt, es sollten also schon min. 3,5 % Rendite insgesamt dabei rumkommen.

    Wir hier sind der Meinung, daß man Finanzen selber machen kann. Das scheint mir bei Dir auch möglich zu sein. Allerdings braucht man für einen guten Rat mehr Info, als Du hier preisgeben werden willst. Infolgedessen sollte keiner hier sagen: Mach das und mach das.


    Nimm Dir die Zeit, die Du brauchst, keine Hektik. Es läuft nichts davon. Besorg Dir mal ein Buch von Gerd Kommer als Bettlektüre, meinetwegen "Souverän investieren für Einsteiger" und "Genial einfach investieren" von Martin Weber, das Du sogar kostenlos herunterladen kannst. Kannst ja meinetwegen hinter jede Zahl, die Du dort liest, eine 0 machen.


    Und dann packst Du eine gute Flasche Wein ein und besuchst McProfit. Der freut sich sicher, daß er mit einem einen Forenfreund persönlich ein Fläschchen verzwicken kann. Wenn ich das nächste Mal in seiner Gegend bin (und er ist da), habe ich das auch vor. Man kann ja auch zusammen Wein trinken, wenn man kein Geld anlegen will.

    Ich hatte überlegt einen Mix aus ETF (MSCI World & S&P 500) und Anleihen 50% / 50% zu fahren. Gibt es andere Ideen? Es ist mir klar, dass ich mich selbst einlesen und entscheiden muss.

    Klar gibt es andere Ideen.


    Man kann das aber so machen, wie Du schreibst. Ich persönlich würde vermutlich bei den Aktien etwas höher gehen, aber 50/50 ist auch ok. Hast Du schon ein Haus für die Familie? Bei 3 Millionen Vermögen ist das zumindest eine Option, wenn man noch keins hat.


    Zwei Lektüren habe ich Dir ja schon aufgeschrieben.

    Ich bin leider Neuling auf dem Gebiet.

    Jeder hat mal angefangen. Wenn man mit echtem Geld handelt, sollte man halt wissen, was man tut, aber ein Hexenwerk ist Geldanlage auch wieder nicht.

    Ich verstehe auch nicht genau, wie das mit den Anleihen funktioniert (Risiko? Ist mein Geld fest gebunden, was passiert, wenn ich es früher brauche?)

    Deine Frage sprengt den Rahmen hier, das solltest Du in einem Buch nachlesen. Man kann Einzelanleihen kaufen (z.B. Bundesanleihen). Das sind in der Regel börsengehandelte Papiere, für die Du einen festen Zins bekommst. Wenn Du das Papier bis zum Ende seiner Laufzeit hält, kommt das Geld dann zurück (guter Schuldner vorausgesetzt). Wenn Du zwischenzeitlich Geld brauchst, kannst Du so ein Papier auch zum aktuellen Börsenkurs verkaufen, der bei einer Rente in der Regel nur wenig schwankt. Ein festverzinsliches Wertpapier ist ähnlich einem Festgeld, nur kannst Du das Festgeld in keinem Fall zwischendrin verkaufen (Es gibt sehr seltene Sonderkonstruktionen, die lassen das zu.), ein festverzinsliches Papier aber wohl.


    Wenn man nebeneinander am Tisch sitzt, ist das Thema in einer Viertelstunde durch (mit allen Rückfragen). In einem Forum dauert das aber zu lang.


    Sei so gut: Nimm Dir die Zeit (sechs, acht Wochen?), lies Dich schlau und vor allem: Halte Dich von Finanzprodukteverkäufer (FPV) fern! Im Moment bist Du ein LeO (wie Hartmut Walz schreibt, dessen Blog lesenswert ist), ein leicht erreichbares Opfer. Deine Bank wird sich sehr um Dich bemühen. Bleib standhaft!

    Wie würdet Ihr das Geld anlegen?

    Deine obige Idee scheint mir nicht schlecht zu sein. Geldanlage ist aber individuell, Deine Anlage muß zu Dir passen und nicht zu mir.

  • Herzlichen Dank für die weiteren Beiträge. Jeder einzelne ist wertvoll und ich beschäftige mich eingehend damit, wodurch ich weiter lerne. Das ist wirklich sehr hilfreich, danke. Interessant, dass hier zwei weitere Bauchgefühle von mir bestätigt wurden.


    --> kein Berater, das kann ich mit etwas Zeit auch selbst schaffen

    --> Dividendenaktien wäre auch eine interessante Strategie


    Macht es Sinn, bei Dividendenaktien auch in einen entsprechenden ETF zu gehen? McProfit Natürlich würden mich Deine Dividenden-Einzelaktien und der Geldmarkt-ETF interessieren, den Du nutzt. Aber vielleicht ist das zu direkt gefragt, dann sorry, ich bin ja auch hier im Forum ein Neuling.


    Jedenfalls bin ich weiterhin überwältigt von der selbstlosen Unterstützung. Danke.

  • Dividendenaktien sind halt praktisch, wenn man von den Erträgen leben möchte, wie es McProfit tut. Für manche Anleger ist es beruhigend, weil die Dividende scheinbar die Substanz nicht reduziert. Das ist psychologisch richtig, aber sachlich falsch. Jede Entnahme reduziert den Depotwert, egal ob die Entnahme eine Dividende oder ein Teilverkauf ist.


    Für mich ist die Rendite einer Anlage entscheidend. Die Rendite setzt sich zusammen aus Ausschüttungen plus Kursgewinne. Die Einzelteile interessieren mich nicht. Ich kenne keine ernstzunehmende Studie, die zeigt, dass Dividendenaktien besser rentieren, als alle Aktien. Daher bevorzuge ich einen breitgestreuten Welt-ETF.


    Zu den Lieblingsaktien von McProfit gehören nach früheren Angaben z.B. Medtronic, Stryker, Esilor, Coloplast, Novo Nordik Pharma, Procter&Gamble, Saudi Arabian Oil Company, Starbucks, Pepsi Cola, Coca Cola, McDonalds, Air Liquide, L'Oreal, Home Depot, Colgate-Palmolive (was habe ich vergessen??).

    Alles solide Unternehmen, die schon lange existieren und vermutlich auch in 10 Jahren noch Dividenden zahlen werden. Er besitzt diese Aktien teilweise schon seit zig Jahren, was sie schon aus steuerlichen Gründen quasi unverkäuflich macht. Daher weiß ich nicht, ob er alle diese Aktien auch heute noch kaufen würde.

  • Hornie

    Nur aus persönlichem Interesse eine kleine aber generelle Nachfrage zum Thema "Anleihen"


    Immerhin empfiehlst Du eine sehr große Position in diese Assetklasse zu schieben

    40%=1,2 Mio in Anleihen unterschiedlicher Laufzeit. Idealerweise eine Zinstreppe, die Dir durch Fälligkeiten den gewünschten Cashflow liefert. Anleihen sind auch börsentäglich handelbar

    Mal abgesehen, daß dies zu der Anforderung in einem gewissen Spannungsfeld steht

    dass ca. 1,5 Mio. Euro jederzeit frei verfügbar sind (also kein Festgeld oder ein ETF, wo ich eine Durstrecke nach einem Crash abwarten müsste)

    Sicherlich können Anleihen börsentäglich handelbar sein - aber eben ggf. zu schwankenden Kursen ...


    Deine (positive ?) Sicht auf Anleihen interessiert mich daher. Bei mir - und in meinem Umfeld - herrschte schon seit etwa 2010/2011 das Bild der Finanziellen Repression als wahrscheinlichstes kommendes Szenario vor. Ein zentrales Merkmal solch unterdrückter (manipulierter) Märkte ist die Entkoppelung von Rendite und Risiko. Ein eindeutiges Zeichen, daß Schuldenabbau (u. a. Schuldentragfähigkeit insbesondere der Staaten) durch Finanzrepression (negative Realzinsen - nach Inflation und Steuer) angestrebt wird. Motto (pointiert) schon damals: Anleihen bedeuten statt einem "risikolosen Zins" dann eher ein "zinsloses Risiko".


    Jedenfalls, wenn es sich um gute bis solide Qualitäten (Bonität) handelt. Greift man "tiefer" im Regal nach unten, mag das etwas anders aussehen. Dabei steigt dann aber auch zum einen (nicht nur der Zins sondern auch) das Risiko (High Yield Corporate Bonds beispielsweise) und zum anderen wird es auch mit der negativen Korrelation der Bonds zu Aktien fraglich (man könnte fast meinen, die Dinger verhalten sich dann zumindest "aktienähnlich", wenn es an den Märkten ungemütlich wird).


    Was in Sondersituationen ja generell passieren kann (siehe 2022), als Aktien und Anleihen m. W. gemeinsam abrauschten ...


    Was ich daher seit jenen Zeiten (s. o.) diverse Male beobachtet hatte:


    Selbst sog. Mischfonds und/oder gemischte (ausgewogene) Mandate von VV bzw. Family-Offices (gedacht ursprünglich als typische 60:40, 50:50 oder 40:60 Ansätze bzw. Modelle) arbeiteten teilweise mit ganz geringen Anleihequoten (teilweise auf 5-10% runtergefahren), so denn überhaupt noch vorhanden.


    Nicht selten erfolgte die Steuerung (Risiko, Vola, MDD usw.) nur noch via der Einstellung der Aktienquote i. V. m. Cash bzw. Tagesgeld, kurzlaufenden Festgeldern usw. Haben auch diverse Leute in meinem Umfeld so praktiziert. Bei Institutionellen sah es (so weit ich da mal Einblick hatte) anders aus, weil aufgrund der zu "bewirtschaftenden" Volumina auch Bonds (z. B. hochliquide US-Staatsanleihen und Bundesanleihen usw.) praktisch alternativlos waren und sind.


    Um einige Leute in meinem Umfeld zu zitieren: Bei dem niedrigen Zinscoupon von soliden Unternehmensanleihen, die ich als Bonds bevorzuge lege ich mir lieber gleich die Aktien von z. B. Nestle ins Depot und nehme die Dividende mit (m. E. eine oberflächliche Sicht, weil das Motto "Dividenden sind der neue Zins" deutlich zu kurz gedacht ist; wäre ein anderes Thema).


    Die Frage wäre, ob sich dies (Sicht auf Anleihen) mit der sog. Zinswende geändert hat (wobei ja schon allenthalben wieder von der Wende der Wende die Rede ist ...). Das würde aber doch voraussetzen, daß man von einem Ende der Finanziellen Repression ausgehen müßte ? Was mir beispielsweise in der Eurozone eher unwahrscheinlich vorkommt.


    Als ich damals anfing, meinte ein "alter Hase" (50:50 aufgestellt) sinngemäß: Mit den langlaufenden Anleihen (Illiquiditätsprämien gab es damals auch noch) bewahre ich mein Vermögen und mit den Aktien vermehre ich es langfristig. Ob dies zukünftig mit Anleihen (wieder) möglich sein wird, wäre die Frage.


    Eine Bekannte beispielsweise hat diesbezüglich einen ähnlich kritischen Blick wie meine Wenigkeit - ist aber nichtsdestotrotz damals (2010/2011 herum) in einen diesbezüglichen ETF eingestiegen und damit recht zufrieden (glaube, das war der "iShares Euro High Yield Corporate Bonds; WKN A1C3NEM; nur als Beispiel). Was hältst Du generell von so einem Ansatz als mögliche recht bis halbwegs liquide Beimischung ? MDD von > minus 20% müßte man halt akzeptieren. Zumal (mir persönlich) das Unterhalten vieler Tages- und Festgeldkonten (bei verschiedenen Banken) altersbedingt immer weniger "Freude" bereitet ...


    Wenn Du die Zeit findest, vielleicht magst Du da kurz was zu schreiben (möglichst laienverständlich, da meine Anleihezeit ganz überwiegend nur aus Pfandbriefen, Kommunalobligationen, Bundeswertpapieren usw. bestand; und ich diese zudem schon gegen das Jahr 2000 herum - nahezu vollumfänglich - auch beendet hatte).

  • Hallo Forumsfreund Hornie

    ich bin begeistert,

    Du kennst mein Depot fast besser als ich selbst....!

    Du hast es perfekt auf den Punkt gebracht

    Ich kaufe seit Jahren, genau gesagt seit Jahrzehnten fast immer dieselben Aktien.

    Da es bei mir altersbedingt, ich muss immer wieder daraufhinweisen dass ich über 75 Jahre alt bin, nicht mehr um Vermögensbildung geht sondern um möglichst versteuerte und regelmäßige Erträge sind für mich Dividendenaktien optimal.

    Ich weiß, dass es im Endeffekt egal ist ob man Aktien kauft mit ohne ohne Dividende.

    Es ist aber einfacher wenn die Dividende autoamtisch kommt und ein Anleger nicht immer entscheiden muss bei welcher Aktie er denn einen Teilverkauf macht.

    Man darf aber die Steigerungsrate der Dividenden nicht unterschätzen.

    Darüber wird viel zu selten geschrieben.

    Ein Immobilienanleger wäre glücklich, wenn er JEDES JAHR die Miete erhöhen könnte.

    Für die meisten Aktionäre sind regelmäßige Dividendensteigerungen normal.

    Manche Firmen erhöhen seit 50 Jahren und länger jedes Jahr die Dividende.

    Richtig ist auch, dass Freund Hornie es erkannt hat.

    Wegen den aufgelaufenen Gewinnen die beim Verkauf alle steuerpflichtig wären behalte ich die meisten Altaktien obwohl ich heute von manchen sehr trägen Werten auch nicht mehr begeistet bin (z.B. Nestle, Unilver)

    Das gleicht sich aber aus, weil andere Aktien im Laufe der Jahrzehnte unglaublich gestiegen sind (Air Liquide, Novo, McDonalds, Microsoft, Stryker Hüftgelenke)

    Außerdem bin auch ich hinterher immer schlauer....

    Fazit:

    Jeder muss für sich eine Anlagestrategie entwickeln die zu ihm, zu seinem akt. Alter, seinem Kapital passt. Da gibt es kein Patenrezept - zum Glück aber dieses Forum hier.

    Leider gab es das zu Beginn meiner Börsenzeit Anfang der 80er Jahre noch nicht,

    daher habe ich damals auch so gut wie keinen Fehler ausgelassen.

    Zu der Langfristiganlage hat mich ein Vortrag von Altmeister Kostolany im Jahr 1985 gebracht

    der uns Besuchern sagte:

    Kaufen, halten und liegenlassen!

    Hin und Her macht Taschen leer.

    Viele Grüße McProfit

  • Dividendenaktien sind halt praktisch, wenn man von den Erträgen leben möchte

    Sehe ich auch so. Gilt auch für halbwegs stetige Mieteinnahmen (in aller Regel nicht annähernd so dynamisch in der Steigerung wie die Dividenden - aber vielleicht etwas zuverlässiger planbar und kalkulierbarer).

    Jede Entnahme reduziert den Depotwert, egal ob die Entnahme eine Dividende oder ein Teilverkauf ist.

    Ist (leider) logisch und auch Fakt. Gilt aber ähnlich auch für Immobilien/Mieteinnahmen (der Grundstückswert steigt in der Regel, die Immobilie nutzt sich sukzessive ab in der Regel).

    Für manche Anleger ist es beruhigend, weil die Dividende scheinbar die Substanz nicht reduziert. Das ist psychologisch richtig, aber sachlich falsch.

    Stimmt auch.


    Was aber auch stimmt: So wie die ganze Wirtschaft selbst zu einem (guten) Teil Psychologie ist (Ludwig Erhard soll damals ja von immerhin 50% gesprochen haben ...), so spielt auch die Psychologie bei der Geldanlage, dem Vermögensaufbau, der Altersvorsorge etc. pp. eine wichtige Rolle (nach meiner Beobachtung in nicht wenigen Fällen eine Schüsselrolle; gerade, wenn es sich um längere bis sehr lange Zeiträume dreht). Wenn es um so wichtige Themen wie Kontinuität, Disziplin, Durchhaltevermögen usw. geht. Alles, was da die diesbezügliche Motivation fördert und stärkt würde ich als daher geeignet und zielführend bezeichnen.


    Selbst wenn es im Einzelfall nur eine (Selbst)Täuschung im Sinne eines "psychologischen Tricks" sein mag.


    Umso besser, wenn es Dir gelingt das Ganze rein rational anzugehen. Aber das gelingt, nach meinen Beobachtungen und Erfahrungen, eben nicht allen. Und eventuell nicht völlig rational sprich ideal und optimal anlegen - ist immer noch deutlich besser, als ganz falsch anzulegen, Rein-Raus-Spielchen zu praktizieren, gar nicht anlegen usw.


    Nur am Rande

    Er besitzt diese Aktien teilweise schon seit zig Jahren, was sie schon aus steuerlichen Gründen quasi unverkäuflich macht.

    Die Thematik ist mir bestens vertraut. Die Frage bleibt nur, ob ein solches steuerlich motiviertes "Lock-in" versus dem "Austausch gewisser Werte" wirklich immer die beste Lösung darstellt. Aber das entzieht sich wahrscheinlich einer fundiert-wissenschaftlichen Herangehensweise, da man dies dann mit einem gespielten, veränderten Depot über sehr lange Zeiträume hypothetisch vergleichen müßte.



    Nur meine bescheidene persönliche Meinung.

  • Hallo Sovereign

    Du hast die Problematik eines Langfristanlegers aus steuerlicher Sicht sehr gut erkannt.

    Deine Frage stelle ich mir auch manchmal.

    Am Ende landet man dann bei der Antwort:

    "Man hätte damals dies oder jenes machen sollen...."

    Wenn ich Zweifel habe schaue ich mir immer den Gesamtwert bezogen auf die Einkaufskurse an und dann sind diese schnell wieder verflogen.

    'Viele Grüß McProfit