Investieren für "später"

  • Ich lese es immer wieder, etwa


    Folge unserem tollen System und du bist reich mit 60.


    Keiner kommt auf den Gedanken, daß man 60 gar nicht erst erreicht. Oder einen Unfall hat oder eine schwere Krankheit, die nicht weggeht. Und wenn, hat man die besten Jahre seines Lebens mit Sparen verschwendet, sich hier einen Urlaub nicht gegönnt, da einen Starbucks-Kaffee weniger, hier kein Auto. Sparen, wo es geht, damit der Staat die erzwungenen Gelder zum Fenster rausschmeißt. Wie blöd man doch sein müsse, schnell reich werden zu wollen, das funktioniere nie. "Die blöden Von-der-Hand-in-den-Mund-Lebenden, ich bin besser als die, ich bin Sparer und investiere in ETF".


    Und stirbt man zuvor und hat keine Erben, bekommt alles der Staat.


    Ist das typisch deutsch: Sicherheit über allem, auch wenn das Leben an einem vorbeizieht? Natürlich kommt dann das Geschwätz, daß man Glück nicht kaufen könne.


    Wozu werden wir denn gezwungen, in ein Rentensystem einzuzahlen? Warum gibt es Hartz IV? Warum gesetzliche Krankenkassen, die auch dann versichern, wenn man kein Einkommen hat? Damit wir alles selber sparen, um es nicht in Anspruch nehmen zu müssen, damit der Staat, der sich überall selbst bedient, wo er kann, um seine hunderte nutzlose Ministerien zu finanzieren, bei denen natürlich immer ein Direktor vorstehen muß, der extra gut bezahlt wird, bloß keine Ausgaben für dich tätigen muß?


    Das sind ernstgemeinte Fragen. Ich schreibe das dazu, weil in vielen Fällen sonst unsachlich diskutiert wird, doch gerade das ist hier wichtig.

  • Alles außer Steuern kann man umgehen als Selbständiger mit PKV. Die Krankenversicherungspflicht wird weder kontrolliert noch gibt es irgendwelche Strafen.

    Nur keine Private Pflegeversicherung zu haben ist eine Ordnungswidrigkeit.


    Die PKV kann man loswerden, wenn man z.B. kurz in die Türkei zieht.

    Möchte man sich wieder versichern, gibt es nur einen Prämienzuschlag zu zahlen, der ist aber billiger als die Versicherung. Für die Geschichte braucht man aber die nötigen Rücklagen und vor allem lange gute Gesundheit. Von 25-54 kann man sich als Selbständiger die PKV in diesem Fall sparen, danach muss man schauen, wie und wo man sich fürs Alter versichert.


    Hat man von 25-54 keine PKV, zahlt man ca. 6-10k Prämienzuschlag wenn man sich wieder versichern will, hat aber rund 200k Versicherungsprämien gespart.

  • Jede Vorsorge war unnötig, wenn man früh stirbt. Das ist nicht überraschend. Das hindert mich nicht daran, für den anderen Fall vorzusorgen.


    Unser Staat ist sehr sozial und kümmert sich um diejenigen, die nichts haben. Unabhängig davon, warum die nichts (mehr) haben.


    Ich kenne Personen, die von einer Minirente oder Grundsicherung leben. Für mich ist das nicht erstrebenswert.

  • Keiner kommt auf den Gedanken, daß man 60 gar nicht erst erreicht.

    Das kann ich jedenfalls für mich und mein Umfeld so nicht bestätigen. Da wägen viele bis die meisten genau ab, um das eine zu machen (das Leben im Hier und Jetzt führen und auch genießen) ohne das andere deshalb zu lassen (finanzielle Vorsorge für später bzw. das Alter betreiben). Die jeweilige Gewichtung ist dann natürlich - wie fast immer bei solchen Themen - eine sehr individuelle Angelegenheit und Entscheidung.

    Und stirbt man zuvor und hat keine Erben, bekommt alles der Staat.

    Wenn man nichts unternimmt - ist das wohl so.


    Für meinen Teil würde ich auch nicht wollen, daß meine akkumulierten Mittel sozusagen dann in den allgemeinen Steuertopf (aus meiner Sicht eine Art "Sickergrube") fallen. Zumal ich über mein Leben hinweg (durchgängig Steuerklasse 1) sicherlich mehr als die Hälfte meiner Einnahmen ohnehin dem Staat überlassen habe bzw. mußte (jedenfalls, wenn man alle direkte Steuern, indirekte Steuern, sonstige Abgaben, staatliche Gebühren usw. zusammenrechnet).


    Für einen solchen Fall kann man aber im Rahmen der Testierfreiheit und damit also testamentarisch Vorsorge treffen und eine andere Regelung bestimmen.

    Ist das typisch deutsch: Sicherheit über allem, auch wenn das Leben an einem vorbeizieht?

    Ein bißchen jedenfalls kann man schon diesen Eindruck gewinnen. International gesehen ist mir die Terminologie "German Angst" jedenfalls als eine etablierte Begrifflichkeit relativ oft begegnet ...


    Typisch deutsch aus meiner Sicht ist aber noch mehr ein eher geringes Finanzwissen samt nur schwach ausgeprägter Finanzkompetenz in Verbindung mit einem hohen Vertrauen in den Staat bis hin teilweise zu einer gewissen Staatsgläubigkeit.

    Wozu werden wir denn gezwungen, in ein Rentensystem einzuzahlen?

    Die Frage kann man sich stellen. Zumal die Menschen, die darüber entscheiden für sich selbst nicht selten anderes Systeme implementiert haben als die Gesetzliche Rente (wie Pensionen, die berufsständigen Versorgungswerke, die Altersversorgung der Politiker usw.).


    Ansonsten bleibt es ja jedem Bürger unbenommen für sich zu prüfen, welche (Lebens)Risiken ggf. mit privaten Versicherungen abgedeckt werden können bzw. sollen, ob er Mitglied in der GRV sein will, in der GKV versichert sein will usw. oder eben nach anderen Lösungen sucht. Ebenso bleibt die Chance seine Leben möglichst so zu gestalten, daß man nicht mit Themen wie Hartz 4, Bürgergeld, Grundsicherung im Alter usw. konfrontiert wird (Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel; Stichwort: Schwere Körperbehinderung - um nur ein Beispiel zu nennen). Wobei in einem Sozialstaat immer gelten muß, wer sich nicht (mehr) selbst helfen kann, dem muß staatliche Hilfe zustehen sprich die Solidargemeinschaft (der Steuer- und Beitragszahler) helfen.

    Das sind ernstgemeinte Fragen.

    So habe ich das auch verstanden. Und es deshalb mit (m)einer ernstgemeinten Antwort versucht.



    Nur meine persönliche Meinung basierend auf langjährigen Erfahrungen.



    Dir gute Gedanken und ebensolche Finanzentscheidungen !

  • Es ist doch die entscheidende Frage, ob man wirklich schlecht/schlechter lebt (im Hier und Jetzt), wenn man spart/investiert. Ich hab jedenfalls nicht das Gefühl, dass ich schlechter lebe seitdem ich verstärkt aufs Sparen achte und investiere.


    Was ich aber ziemlich sicher weiß: „später“ würde ich dann schlechter leben, wenn ich jetzt nicht zumindest etwas spare.


    Man muss es so sehen: man verdient heute eben einen Teil mit für später. Und den eigenen Lebensstandard nicht ausufern zu lassen kann auch positiv und muss nicht negativ sein.


    Und wenn ich vorher sterbe, dann freuen sich eben meine Erben über das was ich gespart hab.

  • Und wenn, hat man die besten Jahre seines Lebens mit Sparen verschwendet, sich hier einen Urlaub nicht gegönnt, da einen Starbucks-Kaffee weniger, hier kein Auto. Sparen, wo es geht, ...

    Ich glaube, hier wird verdrängt, dass es neben Schwarz und Weiß auch unzählige Schattierungen von Grau gibt...


    Mit Sparen ist bei den etwas aufgeklärteren Zeitgenossinnen und Zeitenossen wohl gemeint, einen Anteil der Einkünfte auf die Seite zu packen, ihn also nicht jetzt nicht auszugeben. Frugalisten erhöhen i.d.R. ihre Sparquoten sehr drastisch im Vergleich zu den Otto-Normal-Sparern.

    Ob man sich den einen oder anderen Urlaub gönnt oder gönnen kann, hängt sicherlich auch von anderen Faktoren ab.

    Natürlich finden wir in unserer Gesellschaft auch Haushalte, deren Einkünfte so knapp bemessen sind, dass das Bilden von Rücklagen schwierig ist; unmöglich ist es dennoch nicht.


    Egal...


    Die wichtigen Fragen, die 'man' sich stellen darf, sind doch die: "Wovon lebe ich heute, und wovon lebe ich morgen?"

    Selbstverfreilich weiß ich nicht, ob ich 'morgen' noch leben werde. Das Risiko, dass ich morgen noch leben werde, ist jedoch als ziemlich hoch einzuschätzen. Folglich werde ich auch mit hoher Wahrscheinlichkeit 'morgen' etwas Geld benötigen, um mein Dach überm Kopf zu haben, und etwas wenigstens halbwegs Vernünftiges zum Essen und Trinken kaufen zu können. Inwiefern 'morgen' meine 'Ruhestandseinkünfte' ausreichen werden, um nicht in einen Zwangsfrugalismus zu verfallen, kann ich dir sehr wohl erzählen. Wie schaut's bei dir aus?

  • Wie blöd man doch sein müsse, schnell reich werden zu wollen, das funktioniere nie.

    Es ist statistisch unwahrscheinlich. Die meisten Reichen haben geerbt (und geschafft, nicht gleich alles auf den Kopf zu hauen). Wer aus eigener Kraft reich geworden ist, hat meist einen eigenen Betrieb aufgebaut, viel riskiert und viel gearbeitet. Lotto- oder Aktiengewinner gibt zwar es auch, aber dann halte ich es für Erfolg versprechender, einen Single-Millionär zu finden, zu heiraten oder sich adoptieren zu lassen.


    Auch mit ETF-Sparen wirst Du nicht reich. Vielleicht wirst Du "wohlhabend". Im wesentlichen geht es darum, den Lebensstandard zu halten und sich keine Sorgen machen zu müssen, wenn z.B. das Dach neu gedeckt werden muss.


    Außerdem: Wenn ich mir jetzt Starbucks und 295er Schlappen "verkneife" (was erstaunlich leicht fällt), dann brauche ich das auch später nicht zwingend und habe die freie Wahl des Tuns oder Lassens. Das halte ich für den wahren Luxus. Das Gegenteil von Leasingraten und einem Loch in der Hosentasche.

  • Darf man denn nicht auch mal blödeln?

    Einer Welt, in der niemand blödelt, ist deutlich lebenswerter. Denn Blödeln ist nicht Kabarett, es ist etwas, das alte Menschen tun, um Aufmerksamkeit zu bekommen und jeder fühlt sich dabei unwohl. Sie geben vor, etwas Lustiges zu tun oder zu sagen, doch es ist nicht lustig. Also entweder bewegt sich dein Humor auf dem Niveau von Dieter Hildebrandt oder du läßt es ganz sein mit dem Humor für Arme(Blödeln).

  • Einer Welt, in der niemand blödelt, ist deutlich lebenswerter. Denn Blödeln ist nicht Kabarett, es ist etwas, das alte Menschen tun, um Aufmerksamkeit zu bekommen und jeder fühlt sich dabei unwohl. Sie geben vor, etwas Lustiges zu tun oder zu sagen, doch es ist nicht lustig. Also entweder bewegt sich dein Humor auf dem Niveau von Dieter Hildebrandt oder du läßt es ganz sein mit dem Humor für Arme(Blödeln).

    Was für ein Quatsch! Blödelst wohl auch rum ^^

  • Eichhörnchen und Hamster legen sich seit Jahrmillionen Vorräte für den Winter an, ohne dabei zu wissen, ob sie den Winter überhaupt erreichen. Das hat Mutter Natur so eingerichtet und es hat sich offensichtlich bewährt.


    Wer ist wohl erfahrener in funktionierenden Überlebensstrategien? Mutter Natur oder du?

  • (...) damit der Staat, der sich überall selbst bedient, wo er kann, um seine hunderte nutzlose Ministerien zu finanzieren (...), bloß keine Ausgaben für dich tätigen muß?

    Hier habe ich aufgehört weiterzulesen.


    In der Demokratie sind wir alle der Staat. Du findest das "nutzlos", aber erwartest dennoch, die anderen sollten irgendwelche "Ausgaben für dich tätigen". Finde den Fehler.

  • Hier habe ich aufgehört weiterzulesen.


    In der Demokratie sind wir alle der Staat. Du findest das "nutzlos", aber erwartest dennoch, die anderen sollten irgendwelche "Ausgaben für dich tätigen". Finde den Fehler.

    Melde dich wieder, wenn du mit sachlichen Argumenten auf meinen Beitrag eingehen kannst, sobald du wieder mit Moral ankommst, wirst du geblockt.