Entnahmestrategie Prof. Weber / Annuität aus 1.2 Mio. Euro

  • Ich habe mich gewundert über Wanderslusts Beitrag. Mir schienen die dort genannten Beträge enorm hoch, ich habe auf der anderen Seite keinen Grund, an seiner Angabe zu zweifeln. Im Fall seiner Eltern ist das Geld wohl da, der Familienrat scheint es für angemessen zu halten, das Geld einzusetzen, also wird es auch ausgegeben.


    Damit will ich nur sagen: Es ist möglich, vielleicht im Einzelfall auch sinnvoll, derartige Beträge für ein Pflegeheim einzusetzen - und dann ist es gut, wenn man das Geld hat.

    Dazu nur drei kurze Anmerkungen:


    1. Man kann das Pflegeheimrisiko versichern, dann muss man das Geld nicht liquide für den Fall des Falles vorhalten, sondern dann ist es da, wenn man es braucht.


    2. Viele belächeln private Pflegezusatzversicherungen oder halten sie für "Überversicherung". Auf der anderen Seite versichern fast alle PKV-Versicherten Wahlleistungen im Krankenhaus inkl. Einbett- oder Zweibettzimmer oder sogar die Behandlung in Privatkliniken. Auch Zahnersatz und Brillen werden sehr großzügig abgesichert.


    3. Im Krankenhaus liegt man in der Regel nur wenige Tage oder Wochen. Im Pflegeheim liegt man evtl. viele viele Jahre. Eine Brille kostet, wenn sie sehr teuer ist, vielleicht einen niedrigen vierstelligen Betrag. Funktionellen Zahnersatz gibt es auch für vergleichsweise wenig Geld. Ein Pflegefall kann aber locker über 100.000 EUR p.a. kosten.


    Eher halte ich die Behandlung in einer Privatklinik, das Einbettzimmer oder den Vollkeramik-Zahnersatz für verzichtbar.


    Ein erstklassiges Pflegeheim, das nicht an Minutenvorgaben der sozialen Pflegeversicherung gebunden ist und zB auch kulinarisch mehr bietet als ein Krankenhaus, lohnt sich mE eher als o.g. Dinge, die für mich eher unter Statussymbole als Lebensqualität fallen.

  • Ich habe mich gewundert über Wanderslusts Beitrag. Mir schienen die dort genannten Beträge enorm hoch, ich habe auf der anderen Seite keinen Grund, an seiner Angabe zu zweifeln.

    Dazu nur drei kurze Anmerkungen:


    1. Man kann das Pflegeheimrisiko versichern, dann muss man das Geld nicht liquide für den Fall des Falles vorhalten, sondern dann ist es da, wenn man es braucht.


    2. Viele belächeln private Pflegezusatzversicherungen oder halten sie für "Überversicherung". Auf der anderen Seite versichern fast alle PKV-Versicherten Wahlleistungen im Krankenhaus inkl. Einbett- oder Zweibettzimmer oder sogar die Behandlung in Privatkliniken. Auch Zahnersatz und Brillen werden sehr großzügig abgesichert.

    Manche tun das, manche tun das nicht, und zwar aus dem von Dir genannten Grund:

    3. Im Krankenhaus liegt man in der Regel nur wenige Tage oder Wochen. Im Pflegeheim liegt man evtl. viele viele Jahre. Eine Brille kostet, wenn sie sehr teuer ist, vielleicht einen niedrigen vierstelligen Betrag. Funktionellen Zahnersatz gibt es auch für vergleichsweise wenig Geld.

    Ein Pflegefall kann aber locker über 100.000 EUR p.a. kosten.

    In Deinem Fall ist das gegeben. Ich habe keinen Überblick darüber, was ein Pflegeheim über die gesetzlichen (oder üblicherweise) versicherten Leistungen an Eigenanteil kostet. Habe probehalber mal eine Pflege-Zusatzversicherung von "nur" 3000 € rechnen lassen. Dabei kam ein nennenswert dreistelliger Betrag heraus, den man faktisch aus dem Nettoeinkommen bezahlt.


    Es ging in diesem Thread aber eigentlich nicht um Pflegekosten, sondern um eine Entnahmestrategie aus einem Depot im Alter. Der TE hat den Gedanken der dynamischen Entnahme von Prof. Weber ins Spiel gebracht und legt für sich Wert darauf, sein Depot möglichst komplett zu entsparen (was ich mathematisch für schwierig halte).


    Mein Ansatz ist ein anderer: Wenn ich beim Ruhestandseintritt ein Millionendepot zur Verfügung hätte, würde ich mir vermutlich meine Rentenlücke solide schließen, so daß ich möglicherweise sogar etwas mehr Geld zur Verfügung hätte als in der aktiven Zeit - aber nicht viel mehr. Sollte sich mein Depot dann trotz Entnahme positiv entwickeln, hätte ich kein Problem damit, sondern würde es mit Wohlgefallen betrachten, ohne daß sich in mir der Wunsch entwickelte, meinen Lebensstandard zwanghaft zu erhöhen.


    Ich hätte in diesem Fall der positiven Depotentwicklung dann Reserven, die ich in ein Pflegeheim stecken könnte (unerwartet deutlich höherer Finanzbedarf im Alter), was dem Kollegen, der bewußt auf null gepeilt hat, möglicherweise schwerer fiele.

  • Ich (64) stehe nun gerade an dem Punkt, an dem die Entnahme starten wird.

    Neben Grundeinnahmen von knapp 3000€ habe ich einen Topf von ca. 1M€, den ich innerhalb 25 Jahren bis auf einen Rest von ca. 250t€ aufbrauchen möchte.

    Das will ich dynamisch degressiv tun: mit jährlich 3% fallender Quote - was brauche ich mit 90 noch groß an Geld...?

    Ich weigere mich schlicht, mich vom Vollkaskogedanken ("was wenn du 100 wirst // was wenn Pflege nötig") treiben zu lassen; wie z.B. weiter oben ausgeführt braucht man für eine "Privatheimversorgung" derart viel Geld, dass ich dann am besten gar nichts entnehme und reich in Angst lebe ;)


    Ich bin auch kein Anhänger des Gedanken "nur entnehmen was ich für die Versorgungslücke brauche" - Buffett wird der reichste Friedhofsbewohner sein, mein Ziel ist das nicht.

    Ich will stattdessen mein Geld tauschen in Lebenserfahrungen (Reisen allein / mit Familie/Freunden) und ggf. auch schönen Dingen, an denen ich täglich Freude habe.

    Dazu habe ich, verglichen mit den Leuten in meinem Umfeld, vielleicht gut 10 Jahre Zeit und brauche daher in dieser Zeit ein Gros der Mittel. Währenddessen und danach werde ich automatisch immer "ruhiger".


    Abgesehen von meinem akuten Grundproblem (wann stecke ich ca. 500t€ liquide Mittel in Aktien-ETF) hadere ich durchaus mit der richtigen dyn. Entnahmestrategie (Weber/Waltz/Georg - alle streben 100% Kapitalerhalt an, um Pleite zu vermeiden).

    Gesetzt ist bei mir nur, dass ich ca. 4 Jahre Cachebuffer vorhalte.

    Mal schauen, das Lesen im Forum und der diversen Profis macht jedenfalls sicherer.

    VG

  • bgesehen von meinem akuten Grundproblem (wann stecke ich ca. 500t€ liquide Mittel in Aktien-ETF) hadere ich durchaus mit der richtigen dyn. Entnahmestrategie (Weber/Waltz/Georg - alle streben 100% Kapitalerhalt an, um Pleite zu vermeiden).

    Walz und Weber zeigen verschiedene Methoden auf, die aber allesamt nicht den Kapitalerhalt, sondern den Kapitalverzehr auf definierte Zeiträume vorsehen. Also genau das, was Du möchtest. Allerings - wie hier bereits ausführlich geschrieben - ist es schwer bis unmöglich genau bei 0 (oder 250k) rauszukommen.


    Sind die 250k nominal? Was sind die in 25 Jahren noch wert (Kaufkraft)?


    Ich weigere mich schlicht, mich vom Vollkaskogedanken ("was wenn du 100 wirst // was wenn Pflege nötig") treiben zu lassen; wie z.B. weiter oben ausgeführt braucht man für eine "Privatheimversorgung" derart viel Geld, dass ich dann am besten gar nichts entnehme und reich in Angst lebe

    Berücksichtigen sollte man solche Kostenfaktoren aus meiner Sicht schon. Wenn da noch 250k liegen die - so verstehe ich das - weitergegeben werden sollen, dann wird das nichts. Diese werden für Heim dann aufgezehrt. Man muss das nicht überdramatisieren, auch arme Menschen werden versorgt, aber dennoch ist das ein relevanter und valider Punkt.


    Ob 100% Aktien die richtige Wahl für das Vorhaben sind, musst Du wissen. Gerade, wenn es um Planbarkeit geht ist Vola und Renditereihenfolgerisiko so eine Sache.


    Eine 3% degressive Entnahmerate mit volatilen Assets zu erreichen dürfte eine Sysiphus Aufgabe sein. Das wird eher nichts, denke ich.


    Wieviel von der Millionen bleibt denn nach den 250k für in 25 Jahren und 4 Jahre Puffer noch?


    Die Sinnhaftigkeit des Vorhabens dahingestellt könnte eine Lösung ja so aussehen:


    142.500€ in DE0001102481 , dann hast Du nach ca. 25 Jahren 250k


    Dann den Puffer (wie ist der angedacht? Für schlechte Börsenphasen, oder für die ersten 4 Jahre) in Geldmarkt, kurze bis mittelfristige Staatsanleihen und je nachdem Aggregate Bond oder Unternehmensanleihen, Quoten je nach Ausgestaltung


    Den Rest in Vanguard Life Stragegie 40 oder 60 für weniger Schwankungen und planbarerere Entnahmeraten. Dann gemäß der Weber Methode der dynamischen Entnahme entnehmen, mit einer angenommenen Rendite von 5 oder 7%. Im Laufe der Zeit schauen, wie es läuft...


    Aber am Ende hängt es an Deinen Bedürfnissen. Ich weiß auch nicht, ob das Ziel 250k rational ist. Die Degression wird schwierig, wenn man in Volatile Assets geht. Und so weiter...

  • Die Sinnhaftigkeit des Vorhabens dahingestellt könnte eine Lösung ja so aussehen:


    142.500€ in DE0001102481 , dann hast Du nach ca. 25 Jahren 250k


    super, schon wieder ein neuer Ansatz über den ich nachdenken kann!

    Um nach 25 Jahren die 250k sicher zu haben, diese jetzt anzulegen und liegen zu lassen hat Charme... Allerdings arbeiten die ~142t€ dann nicht wirklich mit in der Zeit.

    ----

    Warum 250t€? Ich will nicht nicht ganz nackt dastehen und umgerechnet nach Inflation ca. 100t€ heute helfen einem mit 90 durchaus. Nie für die Pflege, klar. Da helfen aber ggf. auch 500t€ nicht.

    Ach ja, Vererbung spielt in meiner Planung keine Rolle.

    ---

    100% Quote in Aktien will ich auch nicht, ich halte gut 4 Jahre Geldmarkt vor (ca. 30% des Vermögens) und schmelze das auf 1-2 Jahre ab (nach Milderung Renditereihenfolgerisiko).

    Und dann entnehme ich aus Aktien wenn ausreichend gut gelaufen.

    Entnahme dynamisch, mir gefällt Georg's Ansatz(16% / Wurzel (CAPE)) da sehr : Georg's Ansatz


    Klar ist mein Denken nix Ideales, einen besseren Ansatz habe ich aber noch nicht.

  • Und dann entnehme ich aus Aktien wenn ausreichend gut gelaufen.

    Entnahme dynamisch, mir gefällt Georg's Ansatz(16% / Wurzel (CAPE)) da sehr : Georg's Ansatz

    Aber, wenn ich das richtig sehe hast Du dann nach 30 Jahren im Median ein Endvermögen, dass ca. dem 2,6 fachem des Startvermögens entspricht.... Genau das war aber ja nicht gewollt oder?


    super, schon wieder ein neuer Ansatz über den ich nachdenken kann!

    Um nach 25 Jahren die 250k sicher zu haben, diese jetzt anzulegen und liegen zu lassen hat Charme... Allerdings arbeiten die ~142t€ dann nicht wirklich mit in der Zeit.

    Genau das ist das Problem mit der mentalen Buchführung. Was diese 250k dann wirklich an Kaufkraft bedeuten ist unklar. Natürlich arbeitet das Geld nicht, aber Du hast durch die "sicheren" Zinsen ein Risikobudget geschaffen (ca. 44% der 250k), dass Du ins Risiko geben kannst und dennoch die (emotionale) Gewissheit nominal den gewünschte Betrag zur gewünschten Zeit in Händen zu haben (wenn die BRD nicht pleite geht).

    Warum 250t€? Ich will nicht nicht ganz nackt dastehen und umgerechnet nach Inflation ca. 100t€ heute helfen einem mit 90 durchaus. Nie für die Pflege, klar. Da helfen aber ggf. auch 500t€ nicht.

    Ach ja, Vererbung spielt in meiner Planung keine Rolle.

    Dann stecke jetzt doch 100k in einen ACWI, den Du 25 Jahre nicht antastest, da ist er "inflationsgeschützt", das werden dann aber eher 400k+ ??


    300k in Geldmarkt (wenn der länger liegen soll, vieleicht in eine Kombi GM, Staatsanleihen und Unternehmensanleihen??!) als Puffer.


    600k in ein Vanguard Life Strategy 60 und Entnahme in Anlehnung an die dynamische Methode von Weber (Vola begrenzter als 100% Aktien, daher nicht ganz so schwankender Konsum). Vieleicht noch Maximalentnahme festlegen.


    Ich würde mich da wahrscheinlich irgendwo bei 44k den Maximalkonsum festlegen. Dann liegen die Entnahmen im Median bei ca. 40k und schwanken zwischen 20 und 44k. Wenn Du einen gewissen Mindestkonsum wünschst dann nimmst Du die Differenz aus dem Puffer.


    Nur so eine Idee... Nach der "Georgmethode" würdest Du ja (wo liegt das CAPE??) bei ca. 22k Entnahme liegen, oder?


    Oder die 100k auch ins Entsparvermögen packen und dafür den Entnahmezeitraum einfach auf 35 Jahre erhöhen??


    ???? So viele Möglichkeiten, aber keine wird Dir eine Garantie geben können. Ich denke aber, wenn man regelmäßig mal schaut, wo man steht ist das nicht schlecht. Man kann ja auch ein wenig konservativer planen.


    Du schreibst, dass Du jetzt erst investieren möchtest? Das heißt Kapitalmarkterfahrungen hast Du bisher keine?

  • mit jährlich 3% fallender Quote - was brauche ich mit 90 noch groß an Geld...?

    Gerade im Verwandtenkreis erlebt - da braucht eine 90-Jährige zum Beispiel einen Treppenlift und einen Umbau des Bads, um weiter zu Hause wohnen bleiben zu können. Mag sein, dass Du heute sagst "dann ziehe ich eben ins Pflegeheim", aber ich vermute, mit 90 wirst Du das vielleicht anders sehen, wenn es noch eine gute (aber eben Geld benötigende) Möglichkeit gibt, weiter zu Hause wohnen zu bleiben. Das ist genauso, wie man mit 30 vielleicht sagt "wenn ich den 80. Geburtstag erreiche, bin ich zufrieden, das ist doch ein gutes Alter, mehr muss es gar nicht werden" Wenn man dann tatsächlich 80 ist, will man trotzdem noch gerne weiterleben.

  • Ich (64) stehe nun gerade an dem Punkt, an dem die Entnahme starten wird.

    Neben Grundeinnahmen von knapp 3000 € habe ich einen Topf von ca. 1 M€, den ich innerhalb 25 Jahren bis auf einen Rest von ca. 250 T€ aufbrauchen möchte.


    Das will ich dynamisch degressiv tun: mit jährlich 3% fallender Quote - was brauche ich mit 90 noch groß an Geld...?

    Du möchtest also in 25 * 12 = 300 Monaten 750 T€ verbrauchen, das wäre ein monatliche Entnahme von 2500 €.


    3% von 1 M€ wären 30 T€, das durch 12 Monate wären 2500 €.


    Wo bringst Du da die degressive Dynamik unter?

    Ich bin auch kein Anhänger des Gedanken "nur entnehmen, was ich für die Versorgungslücke brauche" - Buffett wird der reichste Friedhofsbewohner sein, mein Ziel ist das nicht.

    Ich will stattdessen mein Geld tauschen in Lebenserfahrungen (Reisen allein / mit Familie/Freunden) und ggf. auch schönen Dingen, an denen ich täglich Freude habe.


    Dazu habe ich, verglichen mit den Leuten in meinem Umfeld, vielleicht gut 10 Jahre Zeit und brauche daher in dieser Zeit ein Gros der Mittel. Währenddessen und danach werde ich automatisch immer "ruhiger".

    Jeder macht seine Kalkulation selber und geht mit seinem eigenen Geld um, wie ihm es gefällt.


    Dennoch: Ich sehe bei Dir die degressive Ausgabe nicht (die im übrigen ja Thema dieses Threads ist!) und auch nicht, wie Du das Gros der Mittel auf die ersten 10 Jahre des Ruhestandes verteilen möchtest. Der Spruch von den "Erfahrungen" ist meines Erachtens ein angelesenes Etikett.


    Ein schönes Essen mag 200 € kosten (oder auch 500 €). Ich mache gelegentlich mal Wochenendreisen in eine schöne Stadt, das kann beispielsweise 2000 € kosten. Immer wieder gern etwa bin ich im Hotel mit dem Udo mit Hut. Das würde ich schon als solches "Erlebnis" buchen. Aber ich möchte nicht jeden Abend essen gehen und nicht jedes Wochenende eine Städtereise machen. Und zugegeben: Ein normales Hotelzimmer in einem schönen Hotel reicht mir, die Präsidentensuite buche ich dort nicht.


    Das mögen andere Leute anders handhaben, ich mache das so.


    Meine Alterseinkünfte werden in der gleichen Größenordnung sein wie meine Einkünfte jetzt, das heißt: Faktisch werden sie höher sein, denn die jetzige Sparrate brauche ich dann nicht mehr. Wenn dann aus dem Entsparen des Depots zusätzliche 2000 € pro Monat dazukommen, wäre davon nicht nur die Städtereise drin, sondern auch noch das eine oder andere schöne Abendessen. Solche "Erlebnisse" sollten aber Highlights sein (und entsprechend selten), sonst nutzen sie sich ab, werden am Ende sogar lästig oder unersprießlich.


    Nikolaus Braun schreibt, manche Leute hätten Schwierigkeiten, vom Sparen aufs Entsparen umzuschalten. Ich sehe es nicht als Pflicht, mein Geld komplett aufzubrauchen. Wenn ich (weiterhin) ein komfortables Leben führe, genügt mir das.

    Abgesehen von meinem akuten Grundproblem (wann stecke ich ca. 500t€ liquide Mittel in Aktien-ETF) hadere ich durchaus mit der richtigen dyn. Entnahmestrategie (Weber/Waltz/Georg - alle streben 100% Kapitalerhalt an, um Pleite zu vermeiden).

    Das hast Du ganz offensichtlich mißverstanden. Keineswegs wird Kapitalerhalt angestrebt, wohl aber wird angestrebt, eine Pleite zu vermeiden. Wenn man aber (sinnvollerweise) auch im Alter ein aktienlastiges Depot hat, kann man die Wertentwicklung halt nicht voraussehen und kann nicht einfach mit Durchschnittsrenditen rechnen.


    In einem hierzulande normalen Setting, in dem die Basisbedürfnisse durch fixe Einkommensströme abgedeckt sind, halte ich eine dynamische Entnahme für durchaus angemessen, wie sie unter anderem Weber vorschlägt. Aber das Geld will trotzdem sinnvoll auf den Kopf gehauen sein. Für die meisten hier wären 2500 € extra jeden Monat eine ganze Menge. Das heißt: Bei einer sehr erfreulichen Börsenentwicklung kann man die Entnahme durchaus deckeln, das rein arithmetisch Überschießende auf Reserve buchen und so die Pleitewahrscheinlichkeit weiter reduzieren.

    Gesetzt ist bei mir nur, dass ich ca. 4 Jahre Cashbuffer vorhalte.

    Was auch immer das heißt. Wenn ich Dich richtig verstanden habe, hältst Du 4 komplette Jahresverbräuche als Cash vor. Betrachtet man die Tatsache, daß ein Großteil Deines Lebensunterhalts von Fixeinkünften abgedeckt wird, reichen 4 Jahresverbräuche sehr viel länger als 4 Jahre. Und da mag man sich dann schon fragen, ob man das braucht.

  • Neben Grundeinnahmen von knapp 3000€ habe ich einen Topf von ca. 1M€, den ich innerhalb 25 Jahren bis auf einen Rest von ca. 250t€ aufbrauchen möchte.

    Das will ich dynamisch degressiv tun: mit jährlich 3% fallender Quote

    Was meinst Du mit "jährlich 3% fallender Quote"? Also, bei welchem monatlichen Entnahmebetrag fängst Du an und wie berechnest Du dann die "jährlich fallende Quote"? Wenn Du jetzt - als fiktives Beispiel - bei 3.000 EUR im Monat anfangen würdest, wären das im ersten Jahr 36.000 EUR Entnahme (vor Steuer), heißt das dann im zweiten Jahr minus 3% = 97% von 3.000 EUR, also nur noch 2.910 EUR? Oder was meinst Du damit?


    Und Grundeinnahmen von 3.000 EUR sind ja durchaus sehr ordentlich (zumindest wenn das im Monat und netto ist...). Wenn da nochmal 2.000 bis 3.000 EUR aus der Entnahme des Depots obendrauf kommen, wäre das ja schon ziemlich viel Geld für ein komfortables Leben.

  • Als älterer Mensch - mit einem teilweise ebensolchen Umfeld aber auch langjährigen Betreuungs- und Pflegefällen in der Familie - erlaube ich mir einige kurze allgemeine Anmerkungen.

    Genau mit 0 abzudanken ist schwierig

    Das wird in praxi nicht nur "schwierig" sondern eher unmöglich bzw. ausgeschlossen sein.


    Außer für jemand in der Todeszelle mit festem "Termin" (der wird aber im Gefängnis kaum zum Konsum kommen), außer für den Todkranken mit plötzlicher ebensolcher überraschender Diagnose (ob der dann noch Konsum und es "krachen lassen" kann und will, wäre die Frage), außer für den entschlossenen Suizidkandidaten mit festen Datum der Realisierung (ob der dann ob seiner Gemütslage noch feiern und konsumieren kann oder will wäre ebenfalls die Frage).


    Das Motto "Der letzte Scheck muß platzen" ist mir in den USA schon in den 80er und 90er Jahren einige Male als Spruch begegnet (da gab es ein Buch wie "Die with Zero" (oder so ähnlich zumindest) noch gar nicht). Klingt gut und chic aus seinem Geld das "Optimum" sprich das "Meiste für sich selbst" herauszuholen - die Umsetzung scheint mir in der Praxis nur extrem anspruchsvoll bis unmöglich. Letztlich wird es "nur" (anspruchsvoll genug) um die Frage gehen, welchen Puffer man für unverzichtbar hält (auf den dann aber auch wieder zig Unwägbarkeiten wirken wie steuerliche Regelungen bzw. Veränderungen, gesetzgeberische Eingriffe, die zukünftige Inflation samt ggf. Inflationsschüben, die Zinsentwicklung über die kommenden Jahrzehnte usw.). Dazu kommen dann noch in der Person selbst liegende Imponderabilien (wie Trennung, Scheidung, neue Partnerschaft, (langjährige) Pflegebedürftigkeit usw.)

    Ich (64) stehe nun gerade an dem Punkt, an dem die Entnahme starten wird.

    Auch in Sachen eigene "Restlebenserwartung" habe ich schon Erstaunliches erlebt. Tendenziell neigen nicht wenige Menschen dazu diese (deutlich) zu unterschätzen. Meine Tante beispielsweise hatte ein schweres Leben samt einer fragilen Gesundheit, was sie bei Renteneintritt (mit 60 Jahren) zu der Aussage veranlasste, daß sie auf keinen Fall alt wird: Sie war dann aber bis zum 95. in ihrer eigenen Wohnung und derzeit ist sie in einem Alten- und Pflegeheim und inzwischen im 99. Lebensjahr ...

    Ich weigere mich schlicht, mich vom Vollkaskogedanken ("was wenn du 100 wirst // was wenn Pflege nötig") treiben zu lassen

    "Vollkaskogedanken" können ggf. auf Abwege führen und man lebt dann (als Otto Normalverbraucher) letztlich finanziell gesehen "unter seinen Verhältnissen". Einerseits.


    Allerdings habe ich zig Male erlebt, daß Protagonisten mit dem Tenor agierten, daß sie mit 80 Jahre eh nicht mehr viel brauchen, mit 85 eh die Radieschen von unten anschauen usw. Dann war es (präziser alles) aber plötzlich doch ganz anders, weil sich die persönlichen Prioritäten schlagartig änderten (von der barrierefreien Wohnung über eine ständige Betreuung im Alltag bis zu einem Fahrzeug mit der Möglichkeit des Rollstuhltransports). Andererseits.


    Habe vor gut 10 Jahren für die "letzte Zeit" (das waren dann doch nochmal fast sechs Jahre) für einen Onkel eine Bleibe mit "Blick über die Stadt" (samt Ferngläsern) organisiert, weil aufgrund einer Lähmung ihm das dann plötzlich das "Wichtigste" war. Nur als Beispiel.


    Ich erlaube mir daher den dezente aber nachdrücklichen Hinweis (um die Formulierung Warnung zu vermeiden), daß sich oftmals eigene Prioritäten erst dann definitiv verifizieren lassen - wenn auch die eigene Lage definitiv feststeht bzw. eine neue Lage eingetreten ist.


    Last but not least: Tendenziell ist Geld (noch besser reichlich bis viel Geld) im Pflegefall ein ganz erheblicher Vorteil. Es gibt aber dennoch keinen absoluten Automatismus im Sinne von desto teurer desto besser. Es gibt auch einige (eher wenige) Alten- und Pflegeheime im "normalen" preislichen Bereich (was eben heute "normal" genannt wird), die eine Art Ausnahme darstellen ("Rosinen" sozusagen bzw. "Oasen" in der (Pflege)"Wüste"). Das setzt aber eigene Recherchen, etwas Glück und manchmal auch Beziehungen voraus. Sich da rechtzeitig vorab zu informieren, kann jedenfalls kein Fehler sein.


    Mit den genannten Aspekten sollte man sich zumindest vorab einmal gedanklich beschäftigen im Kontext mit dem Thema "Entnahmestrategie".


    Könnte übrigens sehr viele Fälle nennen, wo es hieß, wenn ich das oder jenes nicht mehr kann, dann scheide ich gerne und freiwillig aus dem Leben (a la Gunter Sachs beispielsweise). Tatsächlich haben das aber nur ganze zwei Menschen - in meinem sehr weiten Umfeld - dann auch in die Tat umgesetzt.

  • 142.500€ in DE0001102481 , dann hast Du nach ca. 25 Jahren 250k

    Leider kein guter Tip. Rendite bei Neueinstieg jetzt 2,25 Prozent.

    Und die Steuer von 25 Prozent geht bei Rückzahlung auch noch weg….


    Die von dir genannte Anleihe ist mit Duration 25 natürlich eine klasse spekulative Idee.


    Ich selbst habe vor zwei Tagen wegen Frankreich die Gewinne aber erstmal mitgenommen.

  • Vielen lieben Dank für Eurer Feedback, hilft mir alles sehr bei der Festigung meiner möglichen Strategie. Auch besonderen Dank an Sovereign - wer weiß was ich in 20 Jahren (so ich denn dann noch bin) darüber denke.

    Der Vollständigkeit halber möchte ich gern den Ansatz "3% Degression mit 250t€ Rest; 3% Rendite, alles nach Steuern" illustrieren:

    Quelle: "zinsen-berechnen"


    Und ja, die ersten ~4 Jahre = ~220t€ plane ich in risikoarmen Mitteln zu parken mit zumindest Inflationausgleich als Rendite nach Steuern..


    Ich sehe aber mittlerweile, dass die dyn. Entnahme nach Waltz/Weber/.. ein guter Risikoschutz sein kann und schaue, wie ich das mit einbaue.

  • Nein es ist keine Spekulation, da das Geld mit passender Fristigkeit zu fest vereinbartem Zins mit größt möglicher Sicherheit geparkt wird. Wenn ein exakter Nominalbetrag zu fixem Termin gewünscht ist, ist das die sicherste Art.


    Wie gesagt, Sinnhaftigkeit dahingestellt. Aber dafür ordentlich Risikobudget geschaffen, dass die Aktienmarktrendite mitnimmt.


    Die Zinsen mache ich leider nicht und kann sie nicht beeinflussen. Daher steht nur der aktuelle Zins zur Verfügung.

  • Der Vollständigkeit halber möchte ich gern den Ansatz "3% Degression mit 250 T€ Rest; 3% Rendite, alles nach Steuern" illustrieren:

    Quelle: "zinsen-berechnen"

    Wenn ich das richtig interpretiere, ist das ein Auszahlplan mit einer anfänglichen Entnahme von 5% und einem konstanten Zins von 3%. Die Entnahme sinkt (in meinen Augen gegen den Bedarf) laufend nach einem Verfahren, das ich jetzt nicht ermittele. Der Sinn dessen erschließt sich mir nicht, ich hätte eher (inflationsbedingt) mit einer jährlichen Steigerung der Entnahme um 2% gerechnet.


    Hätte ich eine Million zu Rentenbeginn, würde ich sie sicher nicht in ein Zinspapier stecken, sondern im Aktien-ETF lassen - und der sollte mehr bringen als 3%/a (bei geringerer laufender Steuerlast).

  • Der Vollständigkeit halber möchte ich gern den Ansatz "3% Degression mit 250t€ Rest; 3% Rendite, alles nach Steuern" illustrieren:

    Diese Berechnung sieht eine konstante Verzinsung mit 3% für die gesamten 25 Jahre vor. Diese gibt es aber nicht, oder? Am Aktienmarkt kommt das Renditereihenfolgerisiko dazu. Das macht das ganze weniger gut planbar.


    Die Inflation wurde vergessen, oder? 3% nominal sinkende Entnahmerate bedeutet ja real ca. 5 -5,5% real...

  • Ja, ihr habt recht, die Inflation wird auch noch ihren Teil beitragen.

    Dem bin ich mir aber bewusst.

    Nochmal: mir geht es darum in den ersten ~10 Jahren genug Mittel zu haben um damit alles tun zu können was ich mag.

    Daher die Degression.

    Und da ich mit einer Aktienquote von ~50-60% rechne, sollten mehr als avrg. 3% drin sein - meine Hoffnung ist 3% über alles nach Inflation.

  • Wieviel brauchst du denn überhaupt um zufrieden Alt zu werden? 3000€ Grundeinnahmen hast du ja schon pro Monat.


    Was passiert wenn du es mal nicht schaffst dein Geld auszugeben? Schmeisst du das dann aus dem Fenster oder spendest es?


    Hauptsache es reicht aus.

    Vom Friedhof aus kannst du eh nicht mehr sehen wie groß dein Depot noch ist.

  • Was passiert wenn du es mal nicht schaffst dein Geld auszugeben? Schmeisst du das dann aus dem Fenster oder spendest es?

    Ist doch ganz klar: Übriges Geld wird für spätere Zeiten in einem world-ETF angespart. :)


    Ne, das Problem sehe ich bei mir auch. Ich gehe mal davon aus, dass ich nicht die ganze Rate jedes Jahr entnehme, sondern mir die "nicht gebrauchten Beträge" hochrechne und im Folgejahr dann bei der Jahresentnahme berücksichtige.

    Die nicht entnommenen Beträge kann man dann ja in einer Liste sammeln und sich dann mal was "Extravagantes" leisten. First Class in Urlaub, Wochende auf Sylt, komplett neues Gebiß, oder ein neues Auto, oder doch ein Motorrad, das "motzt".

  • Die nicht entnommenen Beträge kann man dann ja in einer Liste sammeln und sich dann mal was "Extravagantes" leisten. First Class in Urlaub, Wochende auf Sylt, komplett neues Gebiß, oder ein neues Auto, oder doch ein Motorrad, das „motzt“.

    Was dann ja ungefähr das mit dem Fenster wäre…..einfach nur kaufen des kaufen wegens steigert meiner Meinung nach nicht die Zufriedenheit. Aber jeder wie er mag.