jetzt dreht er durch

  • [Pressemeldung der Grünen:] "Es soll keine normalen Sparer betreffen, sondern nur die mit hohen Kapitaleinkünften ... deshalb denke man auch über einen Freibetrag von 1.000 EUR nach, damit die normalen Sparer davon nicht betroffen wären."

    1000€ sind quasi nix.

    1000€ macht man bereits mit einem Kapital von 37 000€, welches einen ertrag von 3% generiert.

    Das Geld ist schon ziemlich ungleich verteilt im Land. Ich kenne kein schönes Schaubild für Deutschland, dieses hier ist aus Österreich (einem Land, das ich vom Wohlstand her mit Deutschland für vergleichbar halte). Ich halte für sehr gut möglich, daß ein Finanzvermögen von 37 T€ auch in Deutschland etwa die 40%-Perzentile darstellt.

    Wenn man zur Finanzierung irgendwelcher Staatsausgaben auf Vermögen oder Einkommen der Leute zugreifen will, dann muß das aus arithmetischen Gründen eine nennenswerte Bevölkerungsschicht betreffen, weil man einem einzelnen nur begrenzt viel Geld wegnehmen kann.

    Das Steuer- (oder Beitrags-)aufkommen ist ein Produkt aus Zahl der Betroffenen und Belastung des einzelnen. Geometrisch veranschaulicht hat ein Quadrat die größte Fläche bei verhältnismäßig geringer Seitenlänge. Sie ist viel größer als die Fläche eines elend langen Rechtecks mit mikroskopischer Höhe.

    Am meisten zu holen ist daher in der Mittelschicht, weil das eben sehr viel mehr sind als "die Reichen". Das offen zu sagen ist aber in Wahlkampfzeiten unklug, damit verprellt man überproportional viele Wähler.

    Es ist Wahlkampf, und im Wahlkampf wird Stimmung gemacht.

    Der Besserverdiende fängt für jeden 1 € über dem eigenen Einkommen an. Die sollen gefälligst zahlen, diese elenden Besserverdienenden! Aber doch nicht ich, etwa von meinen paar Kröten?

    Wenn man mal plakativ den superreichen Pfeffersack Aldi mit seinen vielleicht 10 Milliarden enteignet und sein Geld gleichmäßig auf die Bevölkerung verteilt, dann bekommt jeder 119 €. Wow! Dann bricht ja bei allen der Reichtum aus!

    Noch fünf Wochen.

  • Das Halbeinkünfteverfahren gibt es nicht mehr. Abgelöst wurde es durch das Teileinkünfteverfahren. Seit der Einführung der Abgeltungsteuer 2009 wird Letzteres in vielen Fällen durch die pauschale Besteuerung mit 25 % ersetzt.

    Ist mir klar.

    Scholz wollte bereits als BFM eine Abschaffung der Abgeltungssteuer einläuten und die Versteuerung der Kapitalerträge wieder dem persönlichen Einkommenssteuersatz unterwerfen, da aufgrund der niedrigen Zinsen die Steuereinnahmen ausblieben... damals wurde er darauf hingewiesen, dass dann auch wieder das Halbeinkünfteverfahren für Kapitalerträge aus unternehmerischen Beteiligungen (z. B. Dividenden) eingeführt werden muss, wegen zu hoher steuerlicher Gesamtbelastung und Vermeidung des Tatbestandes der Erdrosselung.

  • Es ist Wahlkampf, und im Wahlkampf wird Stimmung gemacht.

    Nein Politiker sämtlicher Farben sind notorische wahrheits verdreher.

    Und insbesondere während des whalkampfes greifen diese auf leere Versprechen bis hin zu dreisten Lügen zurück.

    In diesem Fall eben die lüge dass es "kleinsparer" nicht treffen täte.

  • Genau das ist es doch, was Habeck ändern will. ALLE (!!!) sollen sich solidarisch an den Kosten der GKV beteiligen, indem er Kapitalerträge [...] anzapfen will. Also im Prinzip eine Art "Solidaritätszuschlag für die GKV". Der PKV Versicherte wird dadurch KEINEN Nutzen haben, nur weitere Belastungen.


    Ob dies überhaupt verfassungskonform umzusetzen wäre, ist deutlich zu bezweifeln.

    Der letzte Satz trifft es und wäre mit einem klaren "Nein" zu beantworten.

    Deswegen hat ja Olaf Scholz die Äußerungen Habecks auch süffisant als "Blödsinn" bezeichnet. Und richtigerweise hinzugefügt: Auf Kapitalerträge erhebt man Steuern. und sonst nichts.

    Die Realität ist wieder mal komplizierter:

    Unter bestimmten Bedingungen sind Kapitalerträge auch heute schon beitragspflichtig in der Krankenkasse, nämlich bei freiwillig versicherten Mitgliedern. Bei vielen wirkt sich das nicht aus, weil sie als Angestellte bereits aus ihrem Erwerbseinkommen den Maximalbeitrag zahlen. Bei freiwillig versicherten Rentnern und bei Selbständigen wirkt sich das aber sehr wohl aus.

    In diesem Forum wird immer wieder auf den in meinen Augen unsystematischen Unterschied zwischen pflichtversicherten und freiwillig versicherten Rentnern hingewiesen. Die einen zahlen auf Kapitalerträge keine Beiträge, die anderen aber wohl. Es kostet nach meinem Dafürhalten einen Federstrich, das zu ändern.

    Solange das Prinzip Beitragsbemessungsgrenze nicht tangiert wird, ergäben sich vom Habeck-Vorschlag cum grano salis nennenswerte Unterschiede nur bei den Rentnern. Bei Berufstätigen dürften in der Regel nur diejenigen erhebliche Kapitalerträge haben, die auch nennenswert verdienen, also ohnehin Maximalbeitrag zahlen. Bei den Rentnern hingegen dürften etliche Pflichtversicherte zu relativ niedrigen Renten nennenswert Kapitalerträge haben. Das propagiert man ja auch schon seit langen Jahren: Spart, damit Ihr im Alter davon zehren könnt!

    Das oberste Prinzip jedes Fiskus ist nicht etwa das der Gerechtigkeit, sondern die Tatsache, daß man nur den besteuern kann, der etwas hat. Einem nackten Mann kann man nicht in die Tasche fassen.

    JackDawson muß ich widersprechen. Prinzipiell hat er zwar recht, wenn er sagt: Man kann eigentlich einem Nichtmitglied der GKV keinen GKV-Beitrag abverlangen (und die vielfach geforderte Zusammenlegung der Systeme GKV und PKV, mit der das dann plausibel wäre, steht aktuell ja nicht auf dem Zettel). Durch die kalte Küche geht das aber doch: Die staatliche Rentenversicherung bekommt mittlerweile ein Drittel ihres Haushalts aus Steuergeldern, jeder vierte Steuereuro geht diesen Weg, rechnerisch auch jeder vierte Steuereuro des Beamten JackDawson und jeder vierte Steuereuro des Versorgungswerksmitglied 12345, die beide von der Steuersubventionierung der gesetzlichen Rente keinen Vorteil haben.

    Der Begriff Solidaritätszuschlag hat unsere Gehirne bedauerlicherweise vergiftet. Immer dann, wenn wirklich oder vermeintlich Geld fehlt, wird nach einem Soli gerufen. Den Ruf nach einem Krankenkassensoli beispielsweise habe ich schon gehört. Ich halte es für sehr wohl möglich, daß die Abgeltungsteuer für alle erhöht wird, damit rein rechnerisch aus Steuergeldern den gesetzlichen Krankenkassen Geld zugeschoben wird. Wenn das so wäre, hätte Olaf Scholz sogar recht: Dann würden Kapitaleinkünfte nicht verbeitragt, sondern höher besteuert.

    Mir ist es eigentlich egal, mit welchem Etikett man mir Geld wegpraktiziert. Es ist mit einer Steuer genauso weg, als wenn man das Beitrag nennt.

  • Hab das mal plakativ in deiner gelinkten Website für ein Kapital Vermögen von 50 000€ eingegeben.

    Wie gesagt 1000€ Freibetrag sind im Prinzip nix.

    In dieser Veröffentlichung findet sich folgende Graphik. Sie zeigt für das 50%-Perzentil ein Finanzvermögen von etwa 60 T€. Davon ausgehend, daß Leute mit wenig Geld eher Sicherheitssparer (Girokonto, Bausparvertrag, Tagesgeld, Festgeld) sind und keine Aktionäre, würde ich den Ertrag eher bei 2% als bei 3% ansiedeln. 2% von 60.000 wären 1200 €. Das ist zwar über dem Sparerfreibetrag, aber nicht viel - und es sind ja diejenigen der vermögensmäßig unteren Hälfte der Bevölkerung, die noch mehr haben. Die beim 30%-Perzentil und darunter werden die genannten 1000 € Kapitalertrag nicht schaffen.

    Nicht jeder CDU- und FDP-Wähler wird Geld haben, im Durchschnitt aber wohl. Aktuell steht die CDU bei etwa 30%, die FDP bei etwa 5% Wählerzuspruch. Das heißt: etwa ein Drittel der Wählerschaft wird der Grüne Habeck ohnehin nicht im Blick haben. Er richtet sich von der Tendenz an eine eher linke und eher ärmere Wählerschicht. Dort mag der Slogan sehr wohl verfangen. Er ist ja auch nicht der erste, der dieses Argument aufs Tapet bringt.

  • Da geht noch was Männer! Da geht noch was!

    Zum Glück haben wir andere Standortvorteile, wie niedrige Energiepreise und gute Infrastruktur.... :|

    Nicht zu vergessen die unzähligen Bodenschätze auf denen wir sitzen. Wir sind nicht vom Export abhängig, daher ist unsere internationale Wettbewerbsfähigkeit egal. Und wie bitte? Belgien liegt vor uns? Das darf nicht passieren, wir besteuern noch viel zu niedrig!

  • Nicht jeder CDU- und FDP-Wähler wird Geld haben, im Durchschnitt aber wohl. Aktuell steht die CDU bei etwa 30%, die FDP bei etwa 5% Wählerzuspruch. Das heißt: etwa ein Drittel der Wählerschaft wird der Grüne Habeck ohnehin nicht im Blick haben. Er richtet sich von der Tendenz an eine eher linke und eher ärmere Wählerschicht. Dort mag der Slogan sehr wohl verfangen. Er ist ja auch nicht der erste, der dieses Argument aufs Tapet bringt.

    Mein Bauchgefüghl sagt mir, dass er die ärmere Wählerschicht (wer auch immer das nun wieder sein mag) zwar ansprechen möchte, aber nicht erreichen wird. Die "einfachen Leute" haben eher Angst vor den Grünen. Das sind nämlich die, mit dem Heizungsgesetz und die, die dem kleinen Mann das Verbrennerauto madig machen wollen.

  • Gibt es eigentlich irgendeine vernünftige Definition von finanziellem Reichtum? Mir fällt keine ein.

    Für mich ist jemand finanziell reich, der seinen Lebensstil ohne weitere Arbeit erhalten kann, ohne sein Vermögen zu schmälern. Dazu gehört für mich persönlich: Bedürfnisse der Kinder, Haus, Hobby, Auto, Urlaub und Konsumgüter ohne nachdenken zu müssen. Das ist natürlich bei jeder Person individuell, aber mir z.B. würden 1-2 Urlaube ausreichen, die meisten würden wohl gerne 5-6 Urlaube machen. Ich habe andere Hobbys, wo ich Geld ausgebe, die mir wichtiger sind.

    Ich müsste das mal für mein persönliches Szenario durchrechnen, aber selbst aus 10. Mio EUR (ohne die Substanz zu verbrauchen) bei ca. 3% Entnahme abzgl. Steuer sind das ca. 18.000 EUR / Monat. Das ist verdammt viel Geld und würde mir mehr als genug reichen. Aber das Leben der bösen bösen Reichen, die gerne von gewissen Parteien dargestellt werden, ist damit noch lange nicht möglich.

    Ich persönlich würde so eine Person noch nicht als "reich" bezeichnen, zumindest nicht dasjenige reich, was in den Medien suggeriert wird. Da fehlen für meinen Geschmack noch min. eine Null. Als wohlhabend würde ich solch eine Person aber sicherlich bezeichnen.

    Wirklich reich ist doch derjenige, dem die Politiker nicht mehr schaden können ;)

  • Ja klar, und wenn man die oberen 30 streicht, sind es wahrscheinlich noch 200 Euro Monat. Durchschnitt ist immer so eine Sache.

    Bitte bitte nicht mit gesundem Menschenverstand argumentieren!

    Aber vielleicht steckt ja doch eine Normalverteilung dahinter? Sowas wird ja nie gesagt, daher bin ich bei Statistiken auch immer skeptisch.

    Mein bestes Beispiel dazu: Sportschütze schießt 2 mal. Einmal 1 m links am Ziel vorbei und einmal 1 m rechts. Statistisch hat er eine Bullyseye-Quote von 100 % und ist statistisch Olympiagoldanwärter. Hinschicken würde ich ihn nicht....