Mit 60 Jahren noch für den Ruhestand sparen

  • Ich bin 60 Jahre alt und gehe mit 67 als Gehobener Beamter in die Pension. Zusammen mit der Rente meiner Frau werden wir im Ruhestand 5.000 € Netto haben.


    Wir leben in einem voll abgezahlten Haus, haben zwei Autos, voll bezahlt, keine Kredite.


    Weil wir unser Kind bisher finanziell unterstützt haben (fällt ab sofort weg), konnten wir nur 15.000 € als Notgroschen ansparen. Wir haben kein ETF, keine Aktien, keine LV, kein Bsp-Vertrag.


    In den letzten 7 Arbeitsjahren wollen wir noch möglichst viel für den Ruhestand ansparen.


    Wir können ab sofort im Monat 1.200 € investieren – was wäre die Empfehlung bei der kurzen Zeitdauer von nur 7 Jahren bis zum Ruhestand?

  • Elena H.

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • Ich bin 60 Jahre alt und gehe mit 67 als Beamter [im gehobenen Dienst] in die Pension. Zusammen mit der Rente meiner Frau werden wir im Ruhestand 5.000 € Netto haben.


    Wir können ab sofort im Monat 1.200 € investieren – was wäre die Empfehlung bei der kurzen Zeitdauer von nur 7 Jahren bis zum Ruhestand?

    Beamter? Tages- und Festgeld natürlich.


    Wenn Du etwas zurücklegen möchtest, mußt Du Dich primär selbst damit wohlfühlen. Du hast Dein Lebtag lang dieses Teufelszeug von Aktien nicht angefaßt, also wirst Du auf Deine alten Tage auch nicht mehr dazu kommen.


    Also wirst Du festverzinslich anlegen, auch wenn Du dafür kaum mehr Zinsen bekommen wirst. Schließlich bleiben 10.000 € auf dem Konto 10.000 €, da kann die Inflation machen, was sie will.


    Käme jemand anderer, würde ich dem empfehlen, mal eine private Vermögensbilanz aufzustellen. In der würden übersichtliche 15.000 € Geldvermögen stehen, meinetwegen auch die beiden Autos (je 20.000 €?), auf jeden Fall das Haus mit 500 T€ - und dann als größter Batzen die beiden Altersversorgungen, die man zusammen mit 1 bis 1,2 M€ taxieren kann (5000 € pro Monat x 250 Monate). Euer mit Abstand größter Vermögenswert ist also die Altersversorgung, die den Lebensunterhalt im Ruhestand reichlich abdecken wird. Von den genannten 5000 €/m wirst Du nicht nur Deinen direkten Lebensunterhalt bezahlen, sondern auch Liquiditätsreserve ansparen können, etwa für Reisen. Weiterhin möchtest Du nun 7 Jahre lang 1200 €/m weglegen. Rein die Sparraten sammeln sich in 7 Jahren zu 60 T€ an.


    Du bist vermutlich nicht der Typ für eine Börsenanlage. Aktuell ist an den Börsen Gewitter nach vielen Jahren Sonnenschein. Wie das weitergeht, weiß keiner. Ich bleibe dennoch zuversicherlich.


    Ein verbreiteter Denkfehler ist, daß man all sein Geld Schlag Eintritt Ruhestand "sichern" müßte. Warum sollte man das tun? Selbst dann, wenn man es im Laufe seines Lebens verzehren möchte, dauert der Ruhestand im Durchschnitt 20 Jahre (oftmals mehr). Das ist ein hinreichend langer Anlagehorizont auch für ein Börsenengagement, zumal in Deinem speziellen Fall der zusätzliche Bedarf im Ruhestand gering ist.


    Ich würde an Deiner Stelle dennoch erstmal die Liquiditätsreserve aufpolstern. Denn Du bist Hauseigentümer, wenn Du das Dach neu machen oder die Heizung auswechseln lassen mußt (oder ein neues (gebrauchtes) Auto kaufenI), ist es komfortabler, wenn Du auf eigenes Geld zurückgreifen kannst als zur Bank zu müssen.


    Aber vielleicht sieht die Lage im nächsten Jahr schon anders aus, wenn aus 15 T€ 25 T€ geworden sind.

  • Also ich würde es ganz einfach machen:

    1/2 auf Tagesgeld oder so (Bundesanleihen etc.) für die außergewöhnliche Liquidität (Auto, Haus, Reserve bei der Rente,...)

    1/2 auf ETF MSCIworld (meinetwegen ex USA)

    Dann hast du bei (600€ + 600€) zum Rentenanfang jeweils gute 50k€ gespart.

    Mit den Pensionen müsstet ihr gut über die Runden kommen. Und dann als Extra das Depot, das dann schon auf 100k€ angewachsen sein kann.

  • Hallo Ochwatt,


    Tipps zur Anlage sind schon gekommen. Ich gehe einmal einen Schritt zurück und frage, wozu wollen Sie sparen? Mit 5k p.M. ist zumindest derzeit das normale Leben im Ruhestand incl. 1-2 p.a. Urlaube voll abgedeckt. OK, ein Notgroschen von 15k ist bei einem Haus und zwei Autos etwas dünn. Je nach Zustand des Hauses und der Frage, ob auch ein Auto reicht, sollten es ggf. 50 – 100k sein. Die sollten relativ sicher angelegt sein, d.h. Tagesgeld, Festgeldtreppe oder Geldmarktfonds.


    Was Sie über Ihren definierten Notgroschen hinaus sparen können, wozu soll das dienen? Doch die große Weltreise? Falls ja, dann sollte das Geld auch konservativ angelegt werden. Falls Sie keinen notwendigen und/oder wichtigen Verwendungszweck erkennen, d.h. der Verlust sie auch nicht umbringt, könnten es auch ETFs oder Aktien sein. In zwanzig Jahren freuen Sie sich (hoffentlich) auch noch über die durchschnittliche Wertentwicklung.


    Gruß Pumphut

  • Ochwatt mach´ watt,


    Ich kenne einen, dem es ähnlich geht - dem gucke ich täglich beim Zähneputzen ins Gesicht - Der legt Wert auf eine sparsame Lebensweise, kein Minimalist, kein Frugalist, aber umweltschonend, bescheiden, zufrieden mit etwas Risiko.


    Wenn man ziemlich sicher ist, dass man mit der Rente auskommt, kann man auch ein wenig von der "Beamtenmentalität" - nach Achim Weiss - abweichen und etwas riskieren: ETF´s, Mischfonds, Aktienfonds, Dividendenfonds, Klimafonds, Anleihenfonds, Geldmarktfonds, Volatilitätsfonds, Hybridfonds ...

    Das Angebot ist riesig, fast unüberschaubar.


    Vielleicht mit einem Weltmarkt-ETF anfangen?


    Viel Erfolg!

    Wentscher

  • Ochwatt

    Bin nur Finanz-Laie, wenn auch ein an solchen Themen Interessierter mit zudem ein bißchen eigenen Erfahrungen. Habe auch nur Deinen Beitrag Nr. 1 überflogen.

    Ich bin 60 Jahre alt und gehe mit 67 als Gehobener Beamter in die Pension. Zusammen mit der Rente meiner Frau werden wir im Ruhestand 5.000 € Netto haben.


    Wir leben in einem voll abgezahlten Haus, haben zwei Autos, voll bezahlt, keine Kredite.

    Immerhin. Einerseits.

    konnten wir nur 15.000 € als Notgroschen ansparen.

    Wäre mir deutlich (eher sehr deutlich) zu wenig "freies Vermögen" in dem Alter.

    Weil wir unser Kind bisher finanziell unterstützt haben

    Fraglos lobenswert und ggf. zu bewundern.


    Die Melange eigene Immobilie ("Haus") und zwei Autos bei lediglich 15.000 € Rücklage klingt für mich nicht (ansatzweise) stimmig. Zumal an einer Immobilie immer mal etwas anstehen kann, was dann auch (ggf. richtig) Geld kostet. So wie bei zwei Fahrzeugen übrigens auch.

    In den letzten 7 Arbeitsjahren wollen wir noch möglichst viel für den Ruhestand ansparen.

    Nachvollziehbar.

    Wir können ab sofort im Monat 1.200 € investieren

    Das ist nicht ganz wenig. Immerhin.

    was wäre die Empfehlung bei der kurzen Zeitdauer von nur 7 Jahren bis zum Ruhestand?

    Dazu würde ich an Deiner Stelle einige Fragen vorab klären.


    Wie ist der Zustand des Hauses ? Welche Sanierungen oder Verbesserungen könnten (früher oder später) definitiv anstehen ? Wie sehen die weiteren Planungen aus (perspektivisch Hausverkauf und Umzug in eine altersgerechte und pflegeleichte Wohnung (Miete oder Ankauf ?) oder in dem Haus bleiben, so lange wie es nur geht) ? Ist der Fall "Pflegebedürftigkeit" einmal (finanziell) durchgespielt worden ? Sind überhaupt Erfahrungen mit der Börse (sei es via Aktien oder Fonds bzw. ETFs) vorhanden ? - um einige typische Beispiels-Fragen in solchen Fällen zu nennen.


    Ein denkbarer Ansatz: Sich eine zu erreichende Mindestgröße an Rücklagen als Demarkationslinie setzten (Stichwort: Möglichst zeitnahe Aufstockung der 15.000 € auf mindestens 50.000 € - um ein Beispiel zu nennen) - und ab dem Punkt dann die Sparrate hälftig splitten (Tagesgeld + ETF) oder ganz in einen oder zwei ETFs fließen lassen. Hängt eben auch von den oben genannten Fragen ab sowie der weiteren Lebensplanung (Hauseigentümer vs Wohnungseigentümer einer kompakten Bleibe oder Mieter einer solchen, Hobbys, Reisen, Cabrio, Wohnmobile etc. pp.).



    Dir gute Gedanken und dann ebensolche Finanz-Entscheidungen !

  • In den letzten 7 Arbeitsjahren wollen wir noch möglichst viel für den Ruhestand ansparen.

    Moin Ochwatt,


    Ich bin da bei Pumphut.


    Könntest du uns verraten, was du mit dem Sparen für ein Ziel verfolgst? Für was bzw. Auf was soll gespart werden?


    Davon abhängig würde ich entscheiden. Und es wurden ja schon einige Tips gegeben.


    Mit der 50-30-20 FT Regel seid ihr mit den 1.200 ja schon über den 20%. Klasse.


    LG Finanzschlumpf

  • Mit der 50-30-20 FT Regel seid ihr mit den 1.200 ja schon über den 20%. Klasse.

    Derartige Regeln gelten für jüngere Leute. Mit 60 Jahren und dem Ruhestand in Sichtweite, sowie eventuell einer Stundenreduktion in den letzten Jahren, passt das nicht mehr pauschal.


    In diesem Fall sehe ich auch erstmal keine richtig dringenden Probleme. Von 5k netto lässt sich im abbezahlten Haus ganz gut leben. Je nach Restwert und Kosten kann man dann auch eines der Autos verkaufen oder eben nicht mehr ersetzen, wenn es zu alt wird. Das reicht für ein ordentliches Leben und regelmäßige Geschenke an die Enkel. Groß sparen ist dann eher fürs echte Vergnügen und eben die Erhöhung der Rücklagen fürs Haus. Denn das ist sicherlich auch schon etwas in die Jahre gekommen.

    Nur auf Tagesgeld/Festgeld zu setzen, wäre zwar eine logische Fortsetzung der bisherigen Geschichte. Aber das würde auch eine Menge Potential verschenken. Zu einer hohen Aktienquote kommt man mit der Vorgeschichte nicht mehr und das wäre in der Situation auch sicherlich nicht angemessen. Aber zumindest 20-30% der Sparrate würde ich schon in einen weltweiten ETF stecken. Das ist nicht gigantisch, aber immerhin ein Schritt.

  • Wie hoch sind eure monatlichen Ausgaben im Rentenalter? Reichen eure Alterseinkünfte dafür? Wie sieht es finanziell aus, wenn einer von Euch verstirbt?


    Wollt ihr in dem Haus bleiben? Stehen Renovierungen, seniorengerechte Umbauten an? Alternativ ein Umzug?


    Für welchen Zweck wollt ihr jetzt sparen?


    Ohne mehr Details zu kennen würde ich vermuten, dass der Notgroschen auf 30k aufgestockt werden sollte für eine ggf. ungeplante größere Reparatur. Dafür ist Tagesgeld oder Geldmarktfonds das Mittel der Wahl.

  • Derartige Regeln gelten für jüngere Leute.

    Finde ich ehrlich gesagt nicht unbedingt.


    Und: Ehrlich gesagt finde ich konkrete Empfehlungen ohne genaueren Kontext und bisher ausbleibende Rückmeldung des Themenstarters auf die wertvollen Hinweise und berechtigten Fragen hier im Thread sowieso schwierig. Meine Meinung.


    LG

    Finanzschlumpf

  • In den letzten 7 Arbeitsjahren wollen wir noch möglichst viel für den Ruhestand ansparen.

    Ehrlich gesagt finde ich konkrete Empfehlungen ohne genaueren Kontext und bisher ausbleibende Rückmeldung des Themenstarters auf die wertvollen Hinweise und berechtigten Fragen hier im Thread sowieso schwierig.

    Klar. Ein "möglichst viel ansparen Wollen" halte ich generell für zu unspezifisch. Was soll das denn überhaupt sein?

  • Vielen Dank für Eure Beiträge und Tipps. Ich werde meine Rücklagen versuchen noch auf mind. 30k aufzustocken (Tagesgeld) und parallel noch 7 Jahre in einem ETF -Sparplan MSCI world anlegen. Das kann ab 67 noch viele Jahre ruhen bis wir das Geld evtl brauchen. Unser Haus ist gut in Ordnung, bestenfalls neue Heizung mit 15k in den kommenden Jahren zu erwarten...

  • Moin Ochwatt,


    Als Ergänzung hier noch folgender gut zusammengestellter Blogartikel aus Finanzkpche.


    Gilt schon ab 50 😉.


    Und du schreibst ja im Titel „sparen“ ganz allgemein und im Post „investieren“.


    Wenn ihr eure Koordinaten zusammen habt, findet ihr bestimmt die passenden Mischung, das gesparte zu investieren.


    Vielleicht lohnt es sich auch FT Unterstützer zu werden und um ein Experten Gespräch „Anlage ab x“ zu wünschen 😃.


    LG Finanzschlumpf

  • Finde ich ehrlich gesagt nicht unbedingt.

    Ja doch. Um ein Sparziel (z.B. 1000€ Entnahme pro Monat) zu einem gewissen Punkt zu erreichen, hast du 3 Hebel: Rendite, Zeit, Sparrate.

    Wie wir alle wissen, ist überdurchschnittliche Rendite schwierig und riskant. Bleiben noch Zeit und Sparrate. Und damit ist offensichtlich, dass jemand, der mit 30 anfängt, eine deutlich geringere Rate braucht, als jemand, der mit 60 anfängt.


    Verschärfend kommt hier noch hinzu, dass Anlageklassen mit höherer erwarteter Rendite in der Regel hohe Schwankungen haben. Beim Start der Entnahme nach 7 Jahren kann der Depotwert irgendwo stehen. Nach 37 Jahren befindet man sich irgendwo in der Nähe der Durchschnittsrenditen, egal ob Crash oder Hausse. Selbst wenn der TE eine Affinität für die Börse hätte...kann man ihm eine Strategie mit hohem Aktienanteil aufgrund der kurzen Zeit nicht empfehlen.

  • ...kann man ihm eine Strategie mit hohem Aktienanteil aufgrund der kurzen Zeit nicht empfehlen.

    Alles richtig und volle Zustimmung. Wir kennen halt das Sparziel nicht.


    Schließen der Rentenlücke vollkommen richtig.


    Sparen auf neues Auto oder Reise. Da kann man ggf. riskofreudiger agieren: wird dann vielleicht ein schönes Mittelklasse Auto oder die Mauritius Reise oder halt doch der gebrauchte Kleinwagen und Campingplatz 😃


    Schönen Sonntag LiS, ich lebe übrigens auch im Süden, also Südwesten 👍🏻

  • Danke für die gute Zusammenfassung.

    Allerdings gibt es in diesem Fall keine richtige Rentenlücke…

    Das neue Schreckgespenst überall trifft hier aufgrund des ordentlichen Einkommens in der Pensions-und Rentenphase nicht zu.


    Bei der lebenslangen Basis in der Finanzpsychologie dieses Beamten, würde ich sagen:


    Maximal 400 € in einen weltweit ETF Sparplan(einfach mal mutig probieren und laufen lassen… Zeithorizont 15 Jahre).

    Den Rest sauber, solide in ein Festgeld beziehungsweise selber kurz laufende Anleihen kaufen.