Gehaltsverhandlung

  • Liebe Community!

    Ich stehe vor der Frage, ob ich als Arzt mit dem Personalwesen meiner Klinik über eine Gehaltsveränderung verhandeln sollte. Ich arbeite aktuell als Arzt in Weiterbildung in einer Kinder- und Jugendpsychiatrischen Klinik, habe aber schon den Facharzt für Pädiatrie. Der Träger meiner Klinik ist Helios. Und die Klinik zahlt ja eigentlich nach Tarifvertrag. Kenne aber auch Ärzte anderer Fachbereiche, die nach Gehaltsverhandlung mehr bekommen als im Tarifvertrag steht (u.a. wegen massiven Personalmangels).

    Was meint ihr? So total fachfremd ist es ja nicht, nicht zuletzt weil ich mich ja auch um körperliche Symptome der Kinder und Jugendlichen der Klinik kümmere und kraft meines Facharztes für Pädiatrie für viele Ansprechpartner Nummer 1 bin, da ich in der Klinik der einzige mit FA Pädiatrie bin.

    Hat jemand mit etwas ähnlichem Erfahrung? Hat jemand Empfehlungen, wenn ich wirklich in eine Gehaltsverhandlung gehen sollte, wie ich das argumentativ stützen könnte?

    Beste Grüße

  • Kater.Ka 18. Juni 2025 um 05:09

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • Hallo tyrsterion,

    zu Ihrem Arbeitgeber und dessen Bereitschaft zu übertariflichen Gehaltsverhandlungen kann ich nichts sagen, aber zwei allgemeine Bemerkungen, auch für die Mitleser.

    Als Arbeitgeber merkt man sich solche Typen, egal ob sie nun Erfolg hatten oder nicht. Das kann einem als Arbeitnehmer nur egal sein, wenn man sicher ist, in zwei oder drei Jahren ist man wo anders.

    Wenn man so eine Forderung stellt, muss man eine Alternative parat haben, d.h. wenn der Arbeitgeber ablehnt, zügig zum nächsten wechseln (können). Man sollte also schon vorher entsprechende Kontakte geknüpft haben. Können Sie während der laufenden Weiterbildung so ohne weiteres wechseln?

    Viel Erfolg und Gruß Pumphut

  • Hallo,

    sehe ich anders als mein Vorredner, Fragen kostet nichts, man muss keinen anderen Arbeitgeber in der Hinterhand haben, man muss ja nicht so heftig vorgehen.

    Hier ein Link, der zumindest ansatzweise passen könnte, wenn auch eher aus der "normalen" Wirtschaft, aber Kliniken mutieren ja immer mehr dahin, Helios ist da ja bereits:

  • „Ohne weiteres“ zu wechseln, ist natürlich nicht trivial, aber prinzipiell möglich. Ich möchte aber nicht um jeden Preis wechseln.

    Helios ist letztendlich ein großes Wirtschaftsunternehmen, das sehe ich ganz genau so. Wenn mein Arbeitgeber, also die Klinikdirektion, mich jetzt „merken” würde, würde ich – so gehe ich davon aus – keine Kündigung erhalten, da es im Interesse der Klinik ist, Personal zu haben. Und das, obwohl der Konzern die Krankenversorgung unter marktwirtschaftlichen Gesichtspunkten betreibt. Wir sind ohnehin schon an der Untergrenze der ärztlichen Besetzung angelangt.

    Das ist für mich aber nicht der Grund für eine Gehaltsverhandlung, sondern lediglich die Tatsache, dass ich als Assistenzarzt bezahlt werde, obwohl ich einen Facharzttitel habe. Dieser beschreibt jedoch nicht zu hundert Prozent meine tägliche Arbeit.

    Vielen Dank jedenfalls schon einmal für den Link, der mir schon ein wenig weiterhilft.

    Gibt es denn jemanden, der sich in einer ähnlichen Situation befand, oder kennt jemand jemanden, bei dem es so war?

  • Das ist für mich aber nicht der Grund für eine Gehaltsverhandlung, sondern lediglich die Tatsache, dass ich als Assistenzarzt bezahlt werde, obwohl ich einen Facharzttitel habe. Dieser beschreibt jedoch nicht zu hundert Prozent meine tägliche Arbeit.

    Helios ist ein großes Wirtschaftsunternehmen, wie du schon richtig geschrieben hast.

    Dass die sich genau dich "merken", halte ich für äußerst unwahrscheinlich. Ich unterstelle dir mla im Positiven, dass du bei deiner Forderung klar aber stets höflich bleibst ;)

    Wenn du die Arbeit eines Facharztes verrichtest, dann kann Helios dich wahrscheinlich auch so abrechnen. Und das wäre dann auch das Argument für die Gehaltserhöhung.

    Vielleicht forderst du dann das Gehalt, was ein tariflich angestellter Facharzt bekäme?

    Drücke dir die Daumen dabei :)

  • Hallo tyrsterion,

    Das ist für mich aber nicht der Grund für eine Gehaltsverhandlung, sondern lediglich die Tatsache, dass ich als Assistenzarzt bezahlt werde, obwohl ich einen Facharzttitel habe.

    Zumindest im ÖD richtet sich die Vergütung allein nach der Eingruppierung der Stelle und der dort geforderten Mindestqualifikation. Wenn Sie höher qualifiziert sind, p.P. Wie es beim Helios- Konzern ist, kann Ihnen sicherlich der Betriebsrat sagen.

    Um meine obigen Ausführungen nicht ganz so harsch daherkommen zu lassen: Es ist natürlich ein Unterschied, ob Sie Ihren Chef, wenn er Sie lobt, weil Sie wegen Ihrer Facharztqualifikation eine Behandlung ganz besonders gut gemacht haben, nach einer materiellen Anerkennung fragen, oder ob Sie in sein Büro marschieren: „Hey Boss, ich brauch mehr Geld.“(Gunther Gabriel).

    Gruß Pumphut

  • Ich stehe vor der Frage, ob ich als Arzt mit dem Personalwesen meiner Klinik über eine Gehaltsveränderung verhandeln sollte.

    Möglicherweise hast Du das bereits bei Deiner Einstellung versemmelt.

    Ich arbeite aktuell als Arzt in Weiterbildung in einer Kinder- und Jugendpsychiatrischen Klinik, habe aber schon den Facharzt für Pädiatrie. Der Träger meiner Klinik ist Helios. Und die Klinik zahlt ja eigentlich nach Tarifvertrag. Kenne aber auch Ärzte anderer Fachbereiche, die nach Gehaltsverhandlung mehr bekommen als im Tarifvertrag steht (u.a. wegen massiven Personalmangels).

    Die Tarifverträge des Marburger Bundes (holen! durchlesen! abspeichern!) haben alle ein solche Öffnungsklausel (2 Stufen höher sind möglich). Dein Problem ist aber ein anderes.

    Du bist zwar Facharzt, hast aber eine zweite Weiterbildung angefangen. Das hat der Sparkonzern Helios zum Anlaß genommen, Dich als Assistenzarzt einzustufen (statt als Facharzt, der Du schon bist). Das hast Du bei der Einstellung gewußt und akzeptiert, weil Du die Weiterbildungsstelle wolltest. Es wird nicht einfach sein, das jetzt zu ändern. Unmöglich ist es natürlich nicht, allerdings würde das die Klinik halt Geld kosten. Verhandlungssache :)

    Wie weit bist Du denn in der Weiterbildung, und wie lang bist Du schon Facharzt?

    Vermutlich willst Du die Weiterbildung abschließen. Wenn nicht, könntest Du ja sagen: Ich gehe anderswohin als normaler Kinderarzt und bekomme dort Facharztgehalt.

    Wie ist es denn bei Euch mit der Personalsituation? Wenn die Weiterbildungsstellen leicht zu besetzen sind, wird man Dir eher nicht entgegenkommen, wenn Personalmangel herrscht, vielleicht schon. Aus der Ferne läßt sich das nicht beurteilen.

    Was meint ihr? So total fachfremd ist es ja nicht, nicht zuletzt weil ich mich ja auch um körperliche Symptome der Kinder und Jugendlichen der Klinik kümmere und kraft meines Facharztes für Pädiatrie für viele Ansprechpartner Nummer 1 bin, da ich in der Klinik der einzige mit [Facharzt] Pädiatrie bin.

    Frage Deines Fingerspitzengefühls im Gespräch mit dem passenden Verantwortlichen.

    Wenn man ein alternatives Stellenangebot hat, hilft das gelegentlich bei solchen Gesprächen.

    :)

  • Wenn man ein alternatives Stellenangebot hat, hilft das gelegentlich bei solchen Gesprächen.

    :)

    Was willst du damit machen machen? Dem aktuellen AG unter die Augrn reiben?

    Mit solchen Tipps wäre ich vorsichtig. Damit kann man sich auch schnell sehr unbeliebt machen.

    Sowas bedeutet nämlich, dass man bereits im Abflug ist. Nennt man auch eine freundliche Erpressung.

    Und warum soll ich da als AG überhaupt noch ein Gegenangebot machen...


    Gehaltsverhandlungen würde ich immer auf meine Person (=Arbeitsleistung) beziehen.

    Warum bin ich als AN wertvoll für das Unternehmen? Woran verdient der AN durch mich. Sowas halt

  • Gehaltsverhandlungen würde ich immer auf meine Person (=Arbeitsleistung) beziehen.

    Warum bin ich als AN wertvoll für das Unternehmen? Woran verdient der AN durch mich. Sowas halt

    Exakt das. Es spricht nichts dagegen, sachlich mit der eigenen Leistung zu begründen, dass man eine Gehaltserhöhung verdient hat.

    Als Vorgesetzter nehme ich das nie negativ auf, wenn jemand das vernünftig begründet. Ob ich das dann genauso sehe, steht auf einem anderen Blatt. Und wenn das Gespräch nicht so läuft wie gewünscht, würde ich empfehlen einfach klar zu kommunizieren, dass man sich mehr Gehalt wünscht und gerne bereit ist, hier mehr Verantwortung zu übernehmen und dann den Vorgesetzen bitten Möglichkeiten zu zeigen, wie man sich weiterentwickeln kann.

    Das ist ein kontinuierlicher Prozess, den man jedes Jahr etwas voranschieben muss.

    Was bei mir persönlich aber auf vollkommen taube Ohren stößt, ist der Vergleich mit Kollegen oder irgendwelchen Tarifeingruppierungen. Das ist meine Aufgabe und das diskutiere ich nicht. So eine Diskussion blocke ich direkt ab. Und wenn jemand droht zu gehen, dann soll er halt gehen.

  • Ich wüsste nicht, was an einer Gehaltsverhandlung anrüchig sein könnte. Daraus ergibt sich auch keine Pflicht, Wunsch, wasauchimmer, wechseln zu müssen. Es kann natürlich eine Folge sein, wenn der Arbeitgeber weit hinter den Vorstellungen des Arbeitnehmers bleibt und der Arbeitnehmer einigermaßen sicher ist, woanders seine Vorstellungen umgesetzt zu bekommen.

    Und Kündigung durch den Arbeitgeber wegen einer Gehaltsverhandlung? Halte ich für nicht durchsetzbar, sofern natürlich die Verhandlungen den üblichen Gepflogenheiten folgen.

    (Übrigens - nach vielen Jahre Berufserfahrung hinterlässt es bei mir immer ein Geschmäckle, wenn der Arbeitgeber aus eigenem Antrieb keinerlei Anstrengungen unternimmt, das Gehalt über die z.B. durch Tarifverträge geregelten Pflichtanpassungen, zu erhöhen. Ich erwarte, dass der Arbeitgeber hier eine gewisse Eigeninitiative zeigt.)

  • (Übrigens - nach vielen Jahre Berufserfahrung hinterlässt es bei mir immer ein Geschmäckle, wenn der Arbeitgeber aus eigenem Antrieb keinerlei Anstrengungen unternimmt, das Gehalt über die z.B. durch Tarifverträge geregelten Pflichtanpassungen, zu erhöhen. Ich erwarte, dass der Arbeitgeber hier eine gewisse Eigeninitiative zeigt.)

    Meinst Du "Arbeitnehmer"?

  • Hallo zusammen,

    du befindest dich in einer klassischen Zwickmühle, aber du hast definitiv Argumente für eine Gehaltsverhandlung – und die solltest du, wenn du es klug angehst, auch nutzen. Dass du als Facharzt Pädiatrie arbeitest, aber formal als Arzt in Weiterbildung bezahlt wirst, obwohl du täglich Aufgaben übernimmst, die deutlich über die Anforderungen eines Assistenzarztes hinausgehen ist ein zentraler Punkt.

    Wichtig ist, wie du das Ganze verpackst. Es geht nicht um eine Beschwerde oder ein

    „Ich will mehr“,

    sondern um eine nüchterne Darstellung deines Mehrwerts. Du bist aktuell der einzige Pädiater in der Klinik, du wirst bei somatischen Fragen vorrangig konsultiert, und deine fachliche Expertise ist für das Haus offensichtlich essenziell – unabhängig davon, dass du formal in einer anderen Weiterbildung bist.

    Es gibt Kliniken, die bei Personalmangel übertariflich bezahlen – genau wie du beobachtet hast. Dass das bei Helios auch möglich ist, ist ein Türöffner. Der Tarifvertrag ist in vielen Häusern zwar Grundlage, aber nicht in Stein gemeißelt. Die „Öffnungsklausel“ (zwei Stufen höher, etwa bei überdurchschnittlicher Qualifikation) ist dafür das Werkzeug.

    Du solltest darauf achten, das

    Gespräch strategisch

    zu führen. Biete deinem Arbeitgeber eine Lösung statt einer Forderung. Beispiel: „Mir ist bewusst, dass ich formal in der Weiterbildung bin, aber gleichzeitig trage ich Verantwortung, die klar über das hinausgeht, was tariflich vorgesehen ist. Deshalb möchte ich gemeinsam mit Ihnen überlegen, wie das angemessen berücksichtigt werden kann.“

    Es geht nicht nur ums Geld, sondern auch um Wertschätzung und Perspektive.

    Verzichte auf Vergleiche mit Kolleg*innen oder Aussagen wie „Kollege XY bekommt auch mehr“, weil das schnell defensiv wirken kann. Konzentriere dich auf deinen Beitrag, deine Qualifikation und die Bedeutung deiner Arbeit für das Funktionieren der Klinik. Und: Sprich ruhig mit dem Betriebsrat vorab. Die können dir sagen, ob es bei euch Fälle von übertariflicher Bezahlung gibt und wie das formal abläuft.

    Ein letzter Punkt: Du musst nicht gleich mit einem Wechsel drohen. Aber es schadet nicht, wenn du dir intern oder extern klar machst, welche Alternativen du hättest – allein schon, um mit einem sicheren Gefühl ins Gespräch zu gehen. Ein Arbeitgeber merkt, wenn jemand innerlich gefestigt und überzeugt auftritt.

    Fazit: Du hast Substanz für deine Argumentation. Wichtig ist, dass du ruhig, respektvoll und strategisch vorgehst. Und denk dran – niemand wird dir mehr geben, wenn du nicht den ersten Schritt machst.

    LG

  • Natürlich nicht.

    Aber der Arbeitgeber kann aus eigener Initiative schauen, wie eine Höhergruppierung machbar ist, wie zusätzliche Zahlungen machbar sind etc. Und genau das erwarte ich.

    Ich hab mich auf 12345 bezogen. Und natürlich kann der Arbeitgeber entscheiden, ob er seinen Betrieb anbindet. Meiner hat leider entschieden, das nicht zu tun.

  • Das ist für mich aber nicht der Grund für eine Gehaltsverhandlung, sondern lediglich die Tatsache, dass ich als Assistenzarzt bezahlt werde, obwohl ich einen Facharzttitel habe. Dieser beschreibt jedoch nicht zu hundert Prozent meine tägliche Arbeit.

    Ich gehe mal davon aus, dass du den Facharzt schon hattest, als du diese Stelle angetreten hat. Daher wäre dieses Argument beim Formulieren deiner Gehaltsvorstellung bei der Einstellung hilfreich gewesen. Zum jetzigen Zeitpunkt ist es nutzlos. Du erbringst deine Arbeitsleistung aktuell zu dem von dir bei der Einstellung akzeptierten Gehalt. Aus welchem Grund sollte dir dein Arbeitgeber nun mehr bezahlen, wenn du die gleiche Tätigkeit weiter machst? Die Klinik dürfte auch nach einer Höherstufung wohl keinen Cent mehr verdienen, hätte aber höhere Kosten.

    Nun hast du also nach einiger Zeit dort herausbekommen, dass Kollegen vergleichbarer Qualifikation, die vergleichbare Tätigkeiten ausüben, mehr als du bekommen. Das ist nicht neu und hat schon immer für Unmut bei den Betroffenen gesorgt. Abhilfe ist in der Regel nur durch einen Stellenwechsel zu erreichen. Ausnahmen sind nur bei echtem Personalmangel zu erwarten. Ob man jetzt allerdings wegen ein paar Hundert Euro brutto im Monat eine Aus- bzw. Weiterbildung ab- oder unterbrechen sollte, wäre abzuwägen.

  • Klar, versuchen geht immer. Kannst Dich zur Not ja auch informieren, was ggf. statt einer monatlichen Vergütung in Geld noch so geht (Freie Tage, Fortbildung...). Bei einem großen Arbeitgeber würde ich mir über "merken" keine Sorgen machen. Und als Vorgesetzter fände ich es komisch, wenn gute Leute NICHT für ihre Interessen eintreten. Zum Vorgehen gibt's auf Youtube und sonst unendlich viele Ratgeber. Ich glaube auch was von Finanztip.

  • Klar, versuchen geht immer. Kannst Dich zur Not ja auch informieren, was ggf. statt einer monatlichen Vergütung in Geld noch so geht (Freie Tage, Fortbildung...). Bei einem großen Arbeitgeber würde ich mir über "merken" keine Sorgen machen. Und als Vorgesetzter fände ich es komisch, wenn gute Leute NICHT für ihre Interessen eintreten. Zum Vorgehen gibt's auf Youtube und sonst unendlich viele Ratgeber. Ich glaube auch was von Finanztip.

    Fortbildung ist m.E. im Interesse des Arbeitgebers und damit zahlt er es.

    Für freie Tage bin ich immer zu haben, das zu verhandeln ist mir bisher nicht gelungen.