Wie realistisch ist finanzielle Freiheit?

  • Ein erfülltes und tolles Leben hat nichts mit materiellem Luxus zu tun, das kann auch heißen, nicht im Supermarkt schauen zu müssen wo man hin greift, viel Freizeit und Freiheiten im Leben zu haben um es so gestalten zu können wie man möchte.

    (Abgesehen von Freunden, Familie etc., das ist eh klar!)

  • Darauf habe ich doch jahre- bzw. jahrzehntelang hingearbeitet,

    Wenn ich mit 20 anfange, die finanzielle Freiheit zu planen, mag das sein. Aber sonst? Ich habe jedenfalls nie in der Hoffnung zurückgesteckt, dass es dann irgendwann später mal reichen könnte.

    Das fing spätestens damit an, dass ich ein paar Jahre nach Berufseintritt und zwei Monate vor meiner Arbeislosigkeit (die Kündigung war schon bei Buchung klar) eine längere und (im Verhältnis zum Einkommen) teure Reise angetreten habe.

    Da Ich recht schnell wusste, dass gewisse Einkommensarten für mich dauerhaft nichts waren, war auch absehbar, dass es am Ende einen grob planbaren Bodensatz an Einkommen im Alter geben würde. Und schon hat sich für mich eine triviale, über Jahrzehnte hinweg gleichbleibende Entnahme erledigt und das ganze ist mind. in zwei Perioden aufzuteilen. Selbst, wenn alle "fixen" Einkommen nur einen Badensatz liefern, wird der (weit) über 10-20% des vermuteten Bedarfs im Alter liegen.

    Ich bin jetzt Mitte 55 und genau diese Frage treibt auch mich um. Wann ist es genug (Depotwert)? Wann reduziert man wohlmöglich die Arbeitszeit?

    Wenn Du das in dem Alter mit Deinem finanziellen Hintergrund noch nicht abschätzen kannst, dann passt das für mich nicht ansatzweise zum Ausgangsartikel (finanzeille Freiheit ab 40, also recht lange vor einer, wie auch immer finanzierten Ruhestandseinkommen) und Du musst halt weiter dafür sogen, Deine Ziele zu schärfen und zu erreichen.

    Bei einem Start im Jahr 2000 wäre man mit der 4% Regel 2018 gescheitert. D.h. nur ein Jahr früher/später kann dann Dein ganzes finanzielles Leben beeinflussen.

    Wer selbstständig ist, sein Ruhestandsentgelt komplett eigenverantwortlich aufbauen darf und dabei auch noch (so, wie ich Deine Angaben verstehe) an der Trinity-Studie vorbei in der Entnahmephase zu 100% auf Aktien setzt, der muss halt länger sparen. Oder hast Du das ganze mit dem ACWI IMI plus Anleihe (unter welchen Annahmen auch immer) durchgerechnet anstatt einfach stur jeden Monat 1/12 der 4% Ausgangswertes aus dem Aktien-ETF zu entnehmen.

    Wie kalkulierst Du das jetzt in Deine Planungen ein?

    Genauso wenig wie die dritte Scheidung, die 10 unterhaltspflichtigen Kinder oder das durch die Flut verlorene (nicht ausreichend versicherte) Eigenheim.

    Wenn ich allerdings, wie in Deinem Beispiel, 1999 mit meiner persönliche Rechnung anfange, dann wäre auch der Betrag von 1999 derjenige, den ich dauerhaft entnehmen möchte (für 2000 nur um die Inflatoin von 1999 gesteigert, also grob 0,7%). Und nicht der Betrag, der sich mit Glück ein Jahr später mit ca. 30-40% Kurssteigerung ergibt (01/1999 zu 01/2000 beim MSCI World, zum ACWI IMI habe ich spontan keine Kurse aus der Zeit gefunden).

    Was sich ab 2000 mit einem 70/30 Portfolio ergeben hätte, darf sich jemand ausrechnen, der Spaß daran hat und der in einer solchen Marktlage mit so einem Portfolio "blind" die 4% p.A. entnimmt.

  • Sind nicht schon "..., dass Du jedes Jahr 4% des Depotwertes zum Entnahmebeginn entnimmst .." eine schwankende Größe? Dann hängt doch mein verfügbares Geld vom aktuellen Depotwert ab(?)

    Die sogen. Trinity-Studie besagt: Im ersten Jahr 4% entnehmen und diesen Betrag auch für die Folgejahre nehmen, nur jeweils um die Inflationsrate erhöht.
    Jedes Jahr die 4% neu aus dem Depotbestand berechnen, hat kein so großes Ausfallrisiko, aber schwankende, evtl. sogar sehr stark schwankende Beträge. Und im Gegensatz zur Trinity-Studie kannst du nicht Pleite gehen und hast auf jeden Fall noch etwas zu vererben.8)

    Die finanzielle Freiheit ist eine romantische Vorstellungen die nur die Wenigsten erreichen werden. Es ist eine schöne Illusion aber irgendwann kommt die Realität dazwischen.

    Finanzielle Freiheit sehe ich äußerst selten.
    Finanzielle Unabhängigkeit ist eigentlich eher erstrebenswert und auch erreichbar.

    Ein erfülltes und tolles Leben hat nichts mit materiellem Luxus zu tun, das kann auch heißen, nicht im Supermarkt schauen zu müssen wo man hin greift, viel Freizeit und Freiheiten im Leben zu haben um es so gestalten zu können wie man möchte.

    Das nenne ich im Alter "Finanzielle Unabhängigkeit"

  • Wenn Du das in dem Alter mit Deinem finanziellen Hintergrund noch nicht abschätzen kannst, dann passt das für mich nicht ansatzweise zum Ausgangsartikel (finanzeille Freiheit ab 40, also recht lange vor einer, wie auch immer finanzierten Ruhestandseinkommen) und Du musst halt weiter dafür sogen, Deine Ziele zu schärfen und zu erreichen.

    Kennst Du meinen finanziellen Hintergrund? :/
    Ich bin leider erst in meinen späten 40'ern auf das Thema Finanzen gekommen. Einfach weil ich grundsätzlich immer genug verdient habe um mein Leben zu finanzierten und auch etwas zu sparen (nicht investieren!).
    Mein Ziel mag nicht die 'finanzielle Freiheit' sein, sondern nur der finanziell sorgenfreie Unruhestand einige Jahre vor dem gesetzlichem Rentenalter. Die sich daraus ergebenden Fragen sind aber ganz ähnlich.
    Und etwas 'abschätzen' reicht eben zuweilen nicht. Im Gegensatz zu einem 40 jährigen, der evtl. nach 5-10 Jahren merkt, dass es finanziell knapp wird und dann wieder arbeiten könnte, hat man diese Option mit 70+ eher nicht mehr.
    Ja, wenn es nicht in den nächsten Jahren ein 1929 Szenario gibt, wird es wohl klappen mit dem finanziell sorgenfreien Unruhestand. Aber hinreichend sicher bin ich erst, wenn ich genau so ein Szenario für 30 Jahre 'durchgespielt' habe.

  • Ich nehme dazu für mich den MSCI ACWI IMI und einen angenommenen Entnahmestart 1999 und 2000 an.
    Bei einem Start im Jahr 1999 hätte die 4% Regel bis heute funktioniert.
    Bei einem Start im Jahr 2000 wäre man mit der 4% Regel 2018 gescheitert. D.h. nur ein Jahr früher/später kann dann Dein ganzes finanzielles Leben beeinflussen. 8|

    Dann reicht es auch noch nicht. Ich würde einen Cash Puffer zwischen 3-5 Jahren einplanen.

    Die finanzielle Freiheit ist eine romantische Vorstellungen die nur die Wenigsten erreichen werden.

    Deshalb sind wir hier schon in einer Blase der Wenigen, im Finanztipforum dürften sich ein paar mehr (potentielle) Privatiers tummeln als im Bevölkerungsdurchschnitt.

  • Kennst Du meinen finanziellen Hintergrund?

    Nein, warum sollte ich. Wenn Du schreibst, dass Du mit Mitte 55 noch nicht abschätzen kannst, welche Entnahmerate Du mit Ende Deines Erwerbslebens haben möchtest, dann gibt es für mich auch keine Möglichkeit, sich ein konkretes finanzielles Ziel zu setzen.

    U.U. ist aber meine Interpretation von "Wann ist es genug (Depotwert)" falsch und Du beziehst das einzig auf die Schwankung in der Entnahme. Die kann man reduzieren, die Trinity-Studie hat das z.B. mit ihrer 4% Entnaherate gemacht.

    Reicht der Depotwert zu einem gewissen Zeitpunkt mit der gewählten Entnahmerate (welche für das "reichen" die Schwankungen mit berücksichtigt), dann muss es mit identischer Asset-Allocation auch reichen, wenn man die reale Entnahme erst Monate später beginnt, weil man seine Arbeitsstelle/Selbstständigkeit nicht so schnell kündigen/aufgeben kann.

    Von daher ist für mich der Zeitpunkt recht genau zu definieren, ab wann ich mit der Erwerbsarbeit aufhören kann, wenn ich meine gewünschte Entnahmerate sowie die Entnahmestrategie kenne und es mit meiner Hochrechnung für den von mir gewünschten Zeitraum ausreicht.

    Aber hinreichend sicher bin ich erst, wenn ich genau so ein Szenario für 30 Jahre 'durchgespielt' habe.

    Falls Du dabei, entgegen der Trinity Studie, planst, Dein gesamtes Vermögen für die Entnahme in Aktien zu halten, dann mag das für Dich hinreichend sicher sein.

    Mir wäre es das nicht selbst mit meinem Wissen, wieviel Geld ich in einigen Jahren entnehmen möchte.

    sondern nur der finanziell sorgenfreie Unruhestand einige Jahre vor dem gesetzlichem Rentenalter. Die sich daraus ergebenden Fragen sind aber ganz ähnlich.

    Für mich sind das zwei recht unterschiedliche Fragestellungen, so lange die Rente oder andere, nicht volatile Alterseinkünfte nicht nur einen unerheblichen Teil der Alterseinkünfte darstellt.

    Vor Rente ist mein Finanzbedarf bei gleichem Monatsbedsarf höher. Ich muss nicht nur KV/PV komplett selber tragen.

    Die DRV zahlt mind. einen Teil der KV/PV Beiträge, vermutlich (reine Spekulation, das Geld für den Vorruhestand muss ja nicht vom Erwerbseinkommen stammen, womit die Rente recht klein ausfallen kann) auch noch einen nicht ganz irrelevantne Teil der Einkünfte zur Rente. Selbst wenn es nur die Steuern auf die übirgen Einkünfte sind.

    Damit sinkt für mich (mit nicht unerheblicher DRV-Zahlung) die Entnahmerate in der Rente.

    Ich würde einen Cash Puffer zwischen 3-5 Jahren einplanen.

    Warum soll ich zusätzlich einen Cache-Puffer benötigen, wenn die Entnahme von 4% des Anfangs-Depotwertes aus 100% Aktien-ETFs nach meinen Annahmen ausreicht?

    Möchte ich mehr Sicherheit/Schwankungsarmut wie mit 100% Aktien, dann entnehme ich vom Anfangs-Depotstand den Sicherheitspuffer und muss sowas in der Simulation berücksichtigen. In beiden Fällen ist der Anfangs-Depotstand (ggf. nach Umschichtung und Steuern) die Berechnungsgrundlage.

    Ich weiss, da steht "Ich". Für mich wäre eine Planung mit 100% Aktien-ETFs auch nichts, aber trotzdem brauche ich keinen zusätlichen Puffer.