Anfangen mit Vermögensaufbau/Altersvorsorge

  • Grüße,

    ich beschäftige mich jetzt seit Start meiner Ausbildung mit meinen Finanzen. Und hätte dazu jetzt mal ein Paar Fragen. In erster Linie möchte ich ja mein Geld anlegen, um in erster Linie für das Alter vorzusorgen- ich bin davon überzeugt das meine Generation nichts bis sehr wenig bekommen. Und natürlich um mein Vermögen erstmal zu erweitern bzw. erstmal aufzubauen. Ich habe kein Startkapital, ich fange also bei Null an.

    Meine Frage wären nun; wie starte ich am besten? Ich mein den Anfang habe ich ja schon gemacht, angefangen zu arbeiten(Ausbildung). Ich werde mich auch weiterhin versuchen weiterzubilden, vorallem meine finanzielle Bildung, und zu Lernen (auch außerhalb der Arbeit, sondern fürs Leben lernen)um möglichst in höhere Positionen zu bekommen um mehr Geld zu verdienen.

    Mein Plan wäre erstmal den sogenannten "Notgroschen" anzusparen. Das macht am meisten Sinn weil ich ja erstmal Geld als Grundlage brauche um irgendwie Handlungsfähig zu sein. Hab mir dafür 3-4 Monatsgehälter vorgestellt.Wie macht man das am besten; ein Festgeldkonto/Tagesgeldkonto, dadurch hat man viel Sicherheit und die Liquidität ist auch gegeben dafür hat man geringe Rendite? Oder doch gleich in Fonds und ETF, wo man zwar die Sicherheit und Verfügbarkeit nicht so hoch ist aber dafür wahrscheinlich mehr Ertrag hat? Und danach wenn man sich erstmal eine Grundlage geschaffen hat kann man ja anfangen weiter zu gehen, den nächsten Schritt zu wagen.

    Was sagt ihr dazu? Wie würdet ihr mir eurer Erfahrung vorgehen? Helft mir gerne, schreibt mir was Sinn macht und was weniger. Ich bin nicht lernscheu und sauge gern euer Wissen auf ;)


    Gruß Julian

  • Elena H. 6. November 2025 um 20:27

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • Hallo juls44 und willkommen im FT Forum, klingt sehr gut was du vorhast. Die Rücklage für den Notgroschen gehört in Tagesgeld, Festgeld ist ungeeignet, da kommt man bei Bedarf, für die Dauer der Anlage nicht ran, aber dafür ist der Notgroschen ja da. Wenn du den Topf gefüllt hast, Broker und weltweiten ETF aussuchen, Sparplan anlegen und gut ist.

  • Hallo juls44,

    das hier finde ich schon mal sehr gut

    ich beschäftige mich jetzt seit Start meiner Ausbildung mit meinen Finanzen.

    :thumbup:Je früher, umso besser - gilt auch bzw. besonders beim Thema "private Finanzen"

    In erster Linie möchte ich ja mein Geld anlegen, um in erster Linie für das Alter vorzusorgen- ich bin davon überzeugt das meine Generation nichts bis sehr wenig bekommen.

    Bevorzuge selbst eine Herangehensweise an Finanzthemen mit der stets gebotenen gesunden Skepsis und ebensolcher kritischer Distanz (auch und gerade die Gesetzliche Rentenversicherung betreffend - in der Du vermutlich bist (pointiert formuliert als sozusagen "Zwangsmitglied")). Dennoch halte ich Deine perspektivische Aussicht für zu negativ-pessimistisch. Es mag eine Mixtur aus verschiedenen Maßnahmen kommen (drohen), die (auch) für den Rentner in 40 oder mehr Jahren gewisse Einschränkungen und Verschlechterungen bedeuten dürften - das ist aber etwas anderes als "nichts bis sehr wenig" bekommen.

    Würde mich ansonsten den Anmerkungen aus Beitrag Nr. 2 von ichbins anschließen. Mit drei - nach meinem Dafürhalten - wichtigen Ergänzungen:

    1. "Versichern kommt vor jedem Investieren" - mein Motto dabei: Nur das wirklich Wichtige, das aber ausreichend bzw. auskömmlich. Das würde ich daher nochmal auf Lücken und/oder Optimierungsbedarf checken (PHV obligatorisch und BUV, falls zu erträglichem Preis einkaufbar (versicherbar). In jungen und meist gesunden Jahren oft noch relativ günstig umsetzbar. Dein Humankapital dürfte noch (und auch in den nächsten 10 Jahren oder 20 Jahren +) Deinen bedeutsamsten Vermögenswert darstellen. Die Absicherung desselben ist daher ein sinnvoller Ansatz.

    2. Neben dieser Absicherung haben Verbesserungen des Humankapitals und/oder dessen intensivere Nutzung in den ersten Jahrzehnten den größten Impact auf den Vermögensaufbau.

    3. Parallel dazu (Versicherungscheck, Rücklage für Notfälle und danach Start mit einem ETF-Sparplan (via weltweitem Aktien ETF) würde ich Dir ein weiteres Einlesen in das Thema "Finanzen" empfehlen, durchaus mit der Nutzung verschiedener Quellen. Solche eigenen Wege entstehen oder präziseren sich nicht selten im Verlauf oder beim Gehen des (langen) Weges.

    Daher auch hierzu

    Ich werde mich auch weiterhin versuchen weiterzubilden, vorallem meine finanzielle Bildung, und zu Lernen (auch außerhalb der Arbeit, sondern fürs Leben lernen)um möglichst in höhere Positionen zu bekommen um mehr Geld zu verdienen.

    von mir :thumbup:


    Viel Erfolg und möglichst auch ein bißchen Spaß und Freude dabei !

  • Beim Notgroschen kratze ich mich dann doch so einige male am Kopf...

    Klar, jeder ist da anders gewickelt. Da geht die Bandbreite von: "Nur so viel wie nötig" bis "ich will auch den Supergau damit abdecken können".

    Man sollte für sich schlichtweg überlegen was man mit ihm abdecken will bzw. wie man ihn definiert. Will man damit "nur" unerwartete Ausgaben (z.B. die berühmte defekte Waschmaschine oder Blechschaden am Auto) abdecken oder gar eine kurzzeitige Arbeitslosigkeit überbrücken? (Wobei man im Fall der Arbeitslosigkeit auch nicht mittellos da steht, dank Arbeitslosengeld...)

    Wenn ich immer so lese was manche sich für Notgroschen zurechtlegen, denke ich schon ob das nicht übertrieben ist? Oder sehe ich das falsch? Klar, jeder hat eine völlig andere Lebenssituation und Sicherheitsbedürfnis, aber man sollte da auch rational bleiben.

    Die "Extremfälle" legen sich 4-6 Gehälter zur Seite. Da frage ich mich: Muss es das? Ich halte das für völlig übertrieben. Das sind je nach Fall irre Summen die man da (schlecht Verzinst) rumliegen hat.

    Ich persönlich finde z.B. 3-4 oder mehr NETTO Monatsgehälter völlig übertrieben, da ich im schlimmsten Fall nicht mein Monatsnettoeinkommen überbrücken will, sondern meine Monatsausgaben. Und die sind weitaus geringer. Die berühmte kaputte Waschmaschine gehört für mich nicht in den Notgroschentopf, sondern sollte auch so drin sein.

    Was ist der schlimmste anzunehmende finanzielle Unfall den man damit abdecken will? Das kaputte Auto auf das man angewiesen ist? Arbeitslosigkeit? Die Heizung die das zeitliche gesegnet hat? (Als Hausbesitzer hat man da natürlich ganz andere Dinge mit einen Notgroschen abgedeckt werden müssen als wenn man nur Mieter ist).

    Ich nehme jetzt mal mein Beispiel aus dem wahren Leben. Ich hatte jetzt einen unerwarteten Umzug. Also Kosten die ich nicht so eingeplant hatte (aber wegen Kündigungsfrist natürlich nicht ganz unerwartet kamen). Sprich: 2 Monatsmieten für die Kaution, +1x Miete extra wegen Miete der alten Wohnung während die neue auch schon gemietet wurde, Umzugsunternehmen, Möbelneuanschaffungen. Machte kosten von vielleicht 5-6k €. Waren das Gelder die ich jetzt auf dem Tagesgeldkonto (bzw. Notgroschen) nonstop vorgehalten hatte? Nein. Auf dem Tagesgeldkonto lagen "nur" 4k.

    War das für mich in der Situation jetzt ein wirkliches Problem? Eigentlich nicht. Da ich ETFs per Sparplan bespare habe ich diese Sparpläne ausgesetzt und dieses freigewordene Geld war nun auch für diese Ausgaben bereit. Wenn dieses nicht ausgereicht hätte, hätte ich entweder einen Aktienverkauf getätigt oder für nen Monat mein Konto überzogen. Das ist wahrscheinlich günstiger als wenn ich jahrelang die maximalen 6 Monatsgehälter z.B. auf dem lächerlich verzinsten Tagesgeldkonto verschimmeln lassen würde anstatt es halbwegs zeitnah greifbar angelegt zu haben. An viele Geldanlagen komme ich auch so innerhalb von Tage bis wenigen Wochen dran, also brauche ich im Tagesgeldkonto nicht große Summen vorhalten. Klar, es ist vielleicht unschön einen ETF oder Aktien für unerwartete Ausgaben anzufassen aber dafür im Notgroschenkonto ein halbes Jahresgehalt herumliegen zu haben macht für mich keinen Sinn.

    Wie gesagt: Rein subjektive Sichtweise zu dem Thema. Du und andere haben vielleicht ein ganz anderes Sicherheitsbedürfnis das natürlich auch befriedigt sein will, da will ich nicht daran herumkritisieren.

  • Dein Vorteil ist: Du bist noch jung und hast Zeit für die Geldanlage! Nutze dies.

    Noch hast du dich nicht an das "große Geld" gewöhnt. Da fällt es dir nicht so schwer, vom Ausbildungsgehalt oder später vom Gesellenlohn sich einen Teil FIX zur Seite zu legen. Ich würde dir anraten, egal wie du dein Geld anlegen willst, am Anfang des Monats die geplante Geldsumme abbuchen zu lassen. Nicht am Ende des Monats. Vorteil: Das Geld ist schon mal weg und du kannst es nicht durch Impulskäufe ausgeben. Das bremst dich schon mal aus.

    Wie hoch die Summe ist musst du für dich selber herausfinden. Lass dir genügend Luft, dass du dir auch mal was leisten kannst. Sonst wird es zu einem Krampf. Wenn nach ein paar Monaten doch mehr übrig bleibt, dann erhöhe deine Sparrate einfach. Sei einfach flexibel, aber lege das Geld lieber Anfang des Monats zur Seite als am Ende des Monats den "Rest" zu bunkern.

    Ich persönlich habe mein Girokonto so eingerichet, dass Anfang des Monats (nach Eingang des Gehalts) es automatisch bis auf den Betrag X auf das Tagesgeld übertragen wird. Somit ist das Geld sicher vor Spontankäufe. Von diesem Konto wird dann das Geld weiter auf die Geldanlagen verteilt. Das war meine Vorgehensweise. Anstatt die Übertragung auf ein Tagesgeldkonto kannst du auch einen Sparplan für ETF auf Anfang des Monats legen. Das hat den selben Effekt. Wie es dir besser gefällt. Hauptsache die Kohle is auf der Seite bevor du sie ausgeben kannst. ;)

  • Beim Notgroschen kratze ich mich dann doch so einige Male am Kopf...

    Klar, jeder ist da anders gewickelt. Da geht die Bandbreite von: "Nur so viel wie nötig" bis "ich will auch den Supergau damit abdecken können".

    Man sollte für sich schlichtweg überlegen was man mit ihm abdecken will.

    Die "Extremfälle" legen sich 4-6 Gehälter zur Seite.

    Die Extremfälle halten 250 T€ als Tagesgeld zur ständigen Verfügbarkeit (und denken nicht daran, daß möglicherweise alles über 100 T€ weg ist, wenn die Bank pleite macht).

    Da frage ich mich: Muss es das? Ich halte das für völlig übertrieben. Das sind je nach Fall irre Summen die man da (schlecht verzinst) rumliegen hat.

    Nicht unbedingt. Aktuell bringen Festlegungen kaum einen Mehrzins, also kann man auch größere Beträge als Tagesgeld halten. Aktuell kann man durchaus alle Sicherheitsbausteine als Tagesgeld (oder Geldmarktfonds) halten.

    Du argumentierst allerdings aus der Sicht eines Angestellten und ich teile Deine Sicht. Ein Selbständiger braucht aber mehr Liquiditätspuffer.

    Ich persönlich finde z.B. 3-4 oder mehr NETTO Monatsgehälter völlig übertrieben, da ich im schlimmsten Fall nicht mein Monatsnettoeinkommen überbrücken will, sondern meine Monatsausgaben.

    Wie gesagt: Rein subjektive Sichtweise zu dem Thema. Du und andere haben vielleicht ein ganz anderes Sicherheitsbedürfnis, das natürlich auch befriedigt sein will, da will ich nicht daran herumkritisieren.

    Das letzte ist vermutlich das entscheidende Moment. Sicherheit ist nicht genug, sie braucht noch einen zusätzlichen Sicherheitsgurt, am besten einen doppelten. Ich habe mich schon lang von dem Konzept der absoluten Sicherheit völlig gelöst, weil es auf dieser Welt keine Sicherheit gibt, außer man liegt im Sarg.

    Ich habe mich gestern abend auf Youtube verloren: Eine wunderbare Stimme, eine wunderschöne Frau - Patricia Janečková. Mit 23 hat sie eine Brustkrebsdiagnose bekommen, mit 25 ist sie gestorben. Das macht mich fassungslos, aber so ist das Leben. Man wird vorher nicht gefragt, wenn es einen selber trifft.

    Ich fahre meine Liquidität (ähnlich wie Du) eher knapp. Wenn die Stricke reißen, muß ich halt Wertpapiere verkaufen, das kann man ja. Und wenn dann die Kurse schlecht sind, dann habe ich halt Pech gehabt. Ich werde in einer solchen Situation ja nur einen kleinen Teil des Depots angreifen müssen und nicht etwa das halbe Depot auflösen. Entnehme ich beispielsweise 3% in einer Situation, in der das Depot auf 50% abgesackt ist, entspricht die Entnahme 6% der unabgesackten Situation, ich verliere dann also 3%. Das ist nicht schön, aber angesichts meiner Gewinne der vergangenen Jahre verkraftbar.

    Wir beiden sind da auf einer Linie, aber wir sind ja auch keine Sicherheitssparer.

    :)

  • Die "Extremfälle" legen sich 4-6 Gehälter zur Seite. Da frage ich mich: Muss es das? Ich halte das für völlig übertrieben. Das sind je nach Fall irre Summen die man da (schlecht Verzinst) rumliegen hat.

    Ich persönlich finde z.B. 3-4 oder mehr NETTO Monatsgehälter völlig übertrieben, da ich im schlimmsten Fall nicht mein Monatsnettoeinkommen überbrücken will, sondern meine Monatsausgaben. Und die sind weitaus geringer. Die berühmte kaputte Waschmaschine gehört für mich nicht in den Notgroschentopf, sondern sollte auch so drin sein.

    Hierzu lassen sich mindestens 2 Diskussionen im Forum finden. Die kannst du ja bei Interesse raussuchen. Ich bin im Team 3-6 Monatsausgaben.

    Mein Plan wäre erstmal den sogenannten "Notgroschen" anzusparen. Das macht am meisten Sinn weil ich ja erstmal Geld als Grundlage brauche um irgendwie Handlungsfähig zu sein. Hab mir dafür 3-4 Monatsgehälter vorgestellt.Wie macht man das am besten; ein Festgeldkonto/Tagesgeldkonto, dadurch hat man viel Sicherheit und die Liquidität ist auch gegeben

    Der Notgroschen gehört wie du schon sagst in liquide Optionen. Das ist bei Festgeld - wie der Name schon sagt - nicht gegeben.

    Lies dich schlau! Es gibt viele gute Ratgeber für Einsteiger. Bei Finanztip bist du auf jeden Fall schon mal in seriösen Gewässern unterwegs.

  • Vor nicht allzu langer Zeit gab es schon einen Thread zu Azubi+Sparen.

    juls44 Grundsätzlich finde ich deine Idee gut, erst einen Notgroschen (=Tagesgeld) aufzubauen und dann auch ans langfristige investieren zu denken.

    Die Höhe des Notgroschen ist individuell. Ich würde mich nicht nur an den relativen Empfehlungen 3-6 Monatsgehälter orientieren, sondern auch die absoluten Zahlen betrachten. Als Azubi wird das Gehalt noch überschaubar sein, je nach Lebenssituation können aber trotzdem Autoreparatur oder ähnliches anfallen, die nicht mal eben so oder durch Aussetzen des Sparplans bezahlt werden können.

    Auch würde ich überlegen, ob es sinnvoll ist, weitere risikoarm angelegte Gelder zu haben. Gerade in jungen Jahren ergeben sich überraschend kurz- und mittelfristig größere Ausgaben z.B. durch erstes Auto, erste eigene Wohnung, mit denen man 1-2 Jahre vorher noch gar nicht gerechnet hat. Als älterer Mensch hat man da vielleicht größere Planungssicherheit, vor allem aber meist ein größeres Gehalt und schon ein nennenswert gefülltes Depot, sodass diese Ausgaben relativ betrachtet deutlich kleiner sind.

  • aber wir sind ja auch keine Sicherheitssparer.

    Auf diese von Dir fast mantraartig eingebaute Floskel kann eigentlich nur mit einer ebensolchen Floskel reagiert werden

    Wie kann es "Sicherheitssparer" geben, wenn in dem Bereich Finanzen keine Sicherheiten existieren - außer den Steuern, der Inflation und den mit jedem Investment verbundenen (mehr oder weniger) hohen Kosten bzw. Gebühren ... ?

  • ...Wie würdet ihr mir eurer Erfahrung vorgehen? Helft mir gerne, schreibt mir was Sinn macht und was weniger. Ich bin nicht lernscheu und sauge gern euer Wissen auf ;)

    1. Existenzielle Risiken absichern (in der Regel eine Haftpflichtversicherung + Prüfung Berufsunfähigkeitsversicherung)
    2. Schulden tilgen
    3. Risikotragfähigkeit und -toleranz ermitteln (Was kann ich objektiv tragen, und was halte ich nervlich aus?)
    4. Ziele und Wünsche ergründen (Was will ich eigentlich? Familie, Immobilie usw.)
    5. Assetallokation festlegen (Wie viel soll riskant und wie viel sicher angelegt werden?)
    6. Produktauswahl / Anlage durchführen
    7. Regeln für das Rebalancing festlegen (regelmäßiges Zurücksetzen der Geldanlage auf die Ausgangsgewichtung)

    Nr. 5 ist das wichtigste.

    Ein Notgroschen ist Nonsens.

  • Die Höhe des Notgroschen ist individuell. Ich würde mich nicht nur an den relativen Empfehlungen 3-6 Monatsgehälter orientieren, sondern auch die absoluten Zahlen betrachten. Als Azubi wird das Gehalt noch überschaubar sein, je nach Lebenssituation können aber trotzdem Autoreparatur oder ähnliches anfallen, die nicht mal eben so oder durch Aussetzen des Sparplans bezahlt werden können.

    Auch würde ich überlegen, ob es sinnvoll ist, weitere risikoarm angelegte Gelder zu haben. Gerade in jungen Jahren ergeben sich überraschend kurz- und mittelfristig größere Ausgaben z.B. durch erstes Auto, erste eigene Wohnung, mit denen man 1-2 Jahre vorher noch gar nicht gerechnet hat. Als älterer Mensch hat man da vielleicht größere Planungssicherheit, vor allem aber meist ein größeres Gehalt und schon ein nennenswert gefülltes Depot, sodass diese Ausgaben relativ betrachtet deutlich kleiner sind.

    (Nachträglich gefettet von mir)

    :thumbup:Guter Ansatz und gutes anschauliches Beispiel - nach meinem Dafürhalten.


    Die häufig gehörte Bezeichnung "Notgroschen" finde ich ohnehin ein bißchen seltsam, da es zum einen schon sehr lange keine "Groschen" mehr gibt (sondern "Cent") und zum anderen auch in früheren Zeiten (als es noch "Groschen" gab) diese kaum für die Abdeckung finanzieller Notfälle hinreichend gewesen sein dürften.

    Zu dem Thema hatte ich - aus Sicht des interessierten Finanz-Laien - schon mal was in einem meiner ersten Beiträge hier geschrieben:

    Von pauschalen Standard-Lösungen wie den typischen "drei Netto-Monatsgehältern" oder der von Dir genannte "Wohlfühl-Höhe" halte ich auch eher wenig.

    Um mal zwei extreme Beispiele zu nennen: Einem beamteten Single ohne Auto mit günstiger Miete (z. B. in einer strukturschwachen Gegend) und ohne Schulden etc. könnten durchaus 1.000 bis 2000 Euro als "Rücklage für Notfälle" reichen. Bei einem alleinverdienenden Familienvater mit Frau und zwei Kindern, der sein Geld noch dazu als Selbständiger und/oder Freiberufler verdient, eine selbst genutzte, finanzierte Immobilie hat, ebenso wie zwei Autos in der Familie und in der PKV ist, könnten eher 10-12 Monatsgehälter angezeigt sein. Von einem Not"groschen" kann man da nicht mehr sprechen.

    Die erforderliche Höhe würde ich also von der individuellen, persönlichen Gesamtsituation aus definieren.

    In dem Kontext: Eine (eher) hohe liquide Rücklage kann man aber auch unter strategischen Aspekten betrachten - beispielsweise um günstige (Kauf)Gelegenheiten zu nutzen und/oder um auch für andere Szenarien (Rezession, Deflation, Depression) gut positioniert zu sein.

    Solche Standard- oder Pauschalempfehlungen (wie "3 Netto-Monatsgehälter") sollte man als das nehmen, was es ist: Eine Art erste grobe Orientierungshilfe oder ersten Anhaltspunkt, orientiert an "Erika Mustermann" - der Einzelfall kann (ganz) andere Voraussetzungen haben (siehe konkretes Beispiel oben "beamteter Single vs selbständig tätiger Familienvater").

    In dem Kontext sind mir schon alle möglichen Varianten begegnet wie vermeintlich unter- oder überdimensionierte solche "Rücklagen für Notfälle", gar keine Rücklage (weil diese Protagonisten stets vollumfänglich investiert sein wollten (in welche Anlageklassen auch immer) und bei Bedarf bereit waren Assets zu liquidieren, andere waren auch bereit für den "Fall der Fälle" eingeräumte Überziehungskredite zu nutzen, wieder andere (mit "sehr hohem Verdienst") reichte ihr laufendes Einkommen, um solche Fälle abzudecken, andere ("nur" hohes Einkommen) mußten dann lediglich ihre Sparquote reduzieren oder 1-2 Monate ganz aussetzen usw.

    Dazu kommen dann noch weitere subjektive Aspekte (Risikobereitschaft, Risikotoleranz) und auch das eigene Bild auf die Finanzen (und die Finanzwelt). Manche rücken bei einer relativ hohen vorgehaltenen Liquidität die Nachteile in den Fokus (Opportunitätskosten, geparkte Mittel generieren nach Steuer und Inflation eine negative Realverzinsung). Andere sehen bei vorgehaltener "strategischer Liquidität" die Vorteile und Chancen (bei günstigen Gelegenheiten jederzeit zugreifen zu können, andere Szenarien mit abbilden zu können (s. o. Rezession, Deflation, Depression).

    Ein weites Feld ...


    An "One size fits all" glaube ich jedenfalls auch bei beim Thema "Notgroschen" präziser "Rücklage für Notfälle" eher nicht.


    Paragraph Eins - jeder macht Seins

  • Ein Notgroschen ist Nonsens.

    Sollte die Begrifflichkeit "Notgroschen" gemeint sein, teile ich das; siehe hier

    Die häufig gehörte Bezeichnung "Notgroschen" finde ich ohnehin ein bißchen seltsam, da es zum einen schon sehr lange keine "Groschen" mehr gibt (sondern "Cent") und zum anderen auch in früheren Zeiten (als es noch "Groschen" gab) diese kaum für die Abdeckung finanzieller Notfälle hinreichend gewesen sein dürften.

    Sollte das Vehikel an sich gemeint sein, mag das Deiner persönlichen Meinung entsprechen.

    Für meinen Teil sehe ich das anders: Für nicht wenige bis eher viele Menschen kann eine solche "Rücklage für Notfälle" ein (sehr) sinnvolles Instrument und eine ebensolche Vorgehensweise sein (in Sachen Übersicht, Strukturierung, Disziplin, Kostenkontrolle, Vermeidung von Konsumkrediten mit hohem (zudem steuerlich nicht in Ansatz bringbaren) Kreditzinsen, die Compliance den eigenen Finanzplan betreffend usw.).

    Das dürfte insbesondere für unsichere und/oder konsumfreudige Kantonisten gelten.

    Die beliebte (in der Theorie angesiedelte) Phrase "Jeder hat nur ein Vermögen" aus dem auch solche Notfälle zu begleichen sind, mag für den ein oder anderen funktionieren. In der Praxis dürfte es aber mehr als genug Menschen geben, die mit einer solchen separat vorgehaltenen "Rücklage für Notfälle" gut bedient sind. Die eben auch nur im Notfall angegriffen werden sollte. Und die dann - nach erfolgtem Zugriff im besagten Notfall - auch wieder aufgefüllt werden sollte (muß). Nicht umsonst empfehlen so manche kundigere Protagonisten daher auch zunächst diese Rücklage (Liquiditätsreserve) aufzubauen, bevor mit dem eigentlichen Anlegen und investieren (Vermögensaufbau) begonnen wird und diese Liquiditätsreserve separiert von allen übrigen Anlagen zu halten.

  • Als Azubi wird das Gehalt noch überschaubar sein, je nach Lebenssituation können aber trotzdem Autoreparatur oder ähnliches anfallen, die nicht mal eben so oder durch Aussetzen des Sparplans bezahlt werden können.

    Das gilt für langjährige Angestellte doch genauso. Lass man zwei Zähne kaputtgehen und Implantate fällig werden, und dann geht auch noch – Leute haben Pech – die olle Waschmaschine kaputt. Da mag mancher einfach ein paar Anteile verkaufen, andere jonglieren vielleicht nicht gern mit der Altersvorsorge. Ich bin auch Team Notgroschen. Gerade zum Start wie bei juls44.

    Dazu hier noch ein Blogbeitrag von Hartmut Walz, der auch im weitesten Sinne die Waschmaschine behandelt:

    Lifestyle Creep - Prof. Dr. Hartmut Walz
    Lifestyle Creep, also Anspruchsinflation bedeutet: Was gestern noch Luxus war, gilt heute als selbstverständlich. Wie bleibt man trotzdem im Plus?
    hartmutwalz.de
    Zitat

    Die Liquiditätsreserve ist Geldvermögen. Sie liegt am besten getrennt von Ihrem Girokonto auf einem kostenfreien Tagesgeldkonto. Hier gibt es zwar kaum Zinsen (oft wird nicht einmal die Inflation ausgeglichen). Sie haben aber auch kein Kursrisiko. Dafür eine Einlagensicherung. […]

    Der finanzielle Puffer sollte so 2–3 Monatsausgaben decken können, entscheidend sind immer die persönlichen Umstände.

  • Bei Kommer stellt sich das wie folgt dar: 

    Zitat

    Verzinsliche Bankguthaben sind […] sinnvoll [für] die „persönliche Liquiditätsreserve“ (PLR), den Notgroschen, den jeder Haushalt eigentlich aufbauen sollte, bevor er überhaupt „ans Investieren denkt“. Betraglich sollte die PLR zwischen dem Vierfachen und dem Zehnfachen der durchschnittlichen monatlichen Lebenshaltungskosten des Haushaltes liegen. […] Klug ist es, die PLR auf einem eigenen verzinslichen Tagesgeldkonto zu halten.

    Aber wer sind die schon gegen unsere Phalanx hier.

  • Ein Notgroschen ist Nonsens.

    Nonsens ist es höchstens, Fragende mit solchen Ausgaben zu verwirren.

    Der Terminus „Notgroschen“ ist für viele eine begrifflich gut zu merkende Vokabel.
    Heute habe ich mich mit einem Familienvater mit Mitte 40 unterhalten, der mich um Rat bat.

    Vor 5 Jahren ein freistehendes Haus mit extrem viel Kredit gekauft, Frau ist jetzt wegen Betriebsschließung arbeitslos und finde keine Arbeit. Die Kinder mit 14 und 12 sind auf Privatschulen

    Aber die Familie ist völlig blank. Konto im Minus, NULL Notgroschen.

  • ....

    Vor 5 Jahren ein freistehendes Haus mit extrem viel Kredit gekauft, Frau ist jetzt wegen Betriebsschließung arbeitslos und finde keine Arbeit. Die Kinder mit 14 und 12 sind auf Privatschulen

    Aber die Familie ist völlig blank. Konto im Minus, NULL Notgroschen.

    Bitter.

    Was hast Du ihm gesagt / geraten? Das Problem scheint aus meiner Sicht nicht der Notgroschen sondern der Lebensstil zu sein.

    Insofern ein gutes Beispiel für fehlenden Vermögensaufbau?

  • Vor 5 Jahren ein freistehendes Haus mit extrem viel Kredit gekauft, Frau ist jetzt wegen Betriebsschließung arbeitslos und findet keine Arbeit. Die Kinder mit 14 und 12 sind auf Privatschulen

    Aber die Familie ist völlig blank. Konto im Minus, NULL Notgroschen.

    Bitter.

    Was hast Du ihm gesagt / geraten? Das Problem scheint aus meiner Sicht nicht der Notgroschen, sondern der Lebensstil zu sein.

    Insofern ein gutes Beispiel für fehlenden Vermögensaufbau?

    Ich wäre da nicht so hart.

    Betongold gilt bei vielen als der Inbegriff des sicheren Investments. Ist es nicht. Es ist im typischen Fall ein gehebeltes Investment: Zu einem möglichst kleinen Teil Eigenkapital soll ein möglichst großer Kredit kommen. Man baut schließlich nur einmal!

    Die Regel-Immoinvestition ist auf Kante genäht, das wird in diesem Fall auch so sein. Meistens geht es gut, aber wenn irgendwas aus dem Ruder läuft (z.B. ungeplante Arbeitslosigkeit eines Elternteils), ist ganz schnell die Katastrophe da, die da heißt: Notverkauf, im schlimmsten Fall Zwangsversteigerung. Verlust des Eigenheims (und zwar deswegen, weil es eben nicht einem selbst gehört, sondern der Bank).

    Weiterer nicht seltener Katastrophenfall: Scheidung.

    Wenn alle Immofinanzierungen, die mit einem kleinen Schubs schiefgehen könnten, tatsächlich schiefgingen, wären die Zeitungen - ahem - wäre das Internet voll mit Zwangsverkäufen. Zum Glück ist das nur ein relativ seltener Fall - dann aber kann das für die betroffene Familie in der Tat eine Katastrophe sein. Das eingesetzte Eigenkapital ist ganz oder zum guten Teil weg oder es bleiben nach dem Notverkauf sogar noch Schulden übrig, weil der Verkaufserlös den Kredit nicht abdeckt.

    Viel raten kann man in so einem Fall nicht. Man muß sich die Zahlen ansehen und prüfen, ob man möglicherweise eine Umschuldung hinbekommt. Ich könnte mir vorstellen, daß das in diesem Fall nicht ganz einfach wird, weil 2020 die Zinsen bekanntlich extrem niedrig waren. Wenn man hier umschuldet, wird man keine 0,x% als Darlehenszins bekommen.

    Manchmal kann die Familie helfen, und sei es dadurch, daß die Großeltern ihr abbezahltes Haus belasten.

  • Nonsens ist es höchstens, Fragende mit solchen Ausgaben zu verwirren.

    Der Terminus „Notgroschen“ ist für viele eine begrifflich gut zu merkende Vokabel.
    Heute habe ich mich mit einem Familienvater mit Mitte 40 unterhalten, der mich um Rat bat.

    Vor 5 Jahren ein freistehendes Haus mit extrem viel Kredit gekauft, Frau ist jetzt wegen Betriebsschließung arbeitslos und finde keine Arbeit. Die Kinder mit 14 und 12 sind auf Privatschulen

    Aber die Familie ist völlig blank. Konto im Minus, NULL Notgroschen.

    Schade, dass Du meinen Beitrag nicht vollständig im Kontext gelesen und verstanden hast. Es ging nicht um "Schulden machen", sondern um Geldanlage. Das setzt voraus, dass Geld zum anlegen vorhanden ist.

  • juls44 du bist gut unterwegs.

    Saids Buch beantwortet bestimmt alle deine Fragen. Falls du eine Frau bist, wären der Blog und das Buch von Hermoney eine Idee.

    Versicherungen sind wirklich wichtig, da gibts auf den finanztip-Seiten sehr gute Tipps, was notwendig ist und was überflüssig.

    Wenn du deine Jahres(versicherungs)kosten zusammenrechnest und durch 12 teilst, hättest du einen Betrag, der monatlich auf ein extra Tagesgeldkonto geht und den Jahresanfang entlastet. Das fand ich praktisch. Ebenso Saids vier Töpfe:

    Finanztip-Klassiker: So funktioniert unser 4-Töpfe-Prinzip
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    www.finanztip.de