Neuerungen in der gesetzlichen Krankenversicherung

  • Zitat: Man müsse deshalb sowohl über das Leistungsniveau sprechen als auch über die Beitragszahler. „Wo fängt Eigenverantwortung an? Wo hört Eigenverantwortung auf und geht in Solidarität über?“, fragte er. Diese Grenzen müssten neu gezogen werden.
    Zitatende

    Quelle

    Mein Vorschlag: Verbot der Werbung für Glückspiel, Tabak, Alkohol und Kinderaffine Süßwaren in Medien und öffentlichen Bereichen.

    So hart es klingt, aber über den Leistungsumfang der Krankenversorgung wird tatsächlich zukünftig wohl mehr zu reden sein.
    Der medizinische Fortschritt macht manche Therapien möglich an die vor wenigen Jahren noch gar nicht gedacht werden konnte:

    Techniker: GKV kann Kosten neuer Gentherapien auf Dauer nicht stemmen
    Wie lange halten sich Pharmaforschung und Erstattung noch die Waage? Laut Techniker Krankenkasse droht bei ausbleibendem Kurswechsel in Sachen Preisbildung…
    www.aerztezeitung.de

    Die Frage muss gestellt werden, wie solche Kosten zukünftig geschultert werden können, bzw. wer solche teuren Therapien überhaupt erhält? :/
    Babys, Kinder oder auch Erwachsene? Nach welchen Kriterien legt man fest ob solche Therapien angewandt werden?
    Da geht es neben den Kosten ganz schnell um ethische Fragen. Ich möchte solche Entscheidungen nicht treffen müssen! :/

  • Um mal ein kleines Faß aufzumachen.... Hildegard, 26 Jahre alt, ist mit ihrer Oberweite/Lippengröße/ Hintern nicht mehr zufrieden und lässt sich alles nach und nach auf eigene Kosten im Urlaub in Südosteuropa "schöner" machen. Wochen/Monate/Jahre später aber gibt es unliebsame Nebenwirkungen: Die künstliche Oberweite läuft aus, der Lippenkunststoff bewegt sich einseitig aus der Fasson, gleiches passiert am Hintern. Da alle Zwischenfälle potenziell lebensgefährlich werden können, werden die Reparaturen im nahegelegenen Fachkrankenhaus auf Kassenleistung durchgeführt. Gleiches gilt auch für Hannes, 35 Jahre, der mit Hildegard immer im Urlaub war und dort seinen Fettbauch schon 2x auf eigene Kosten hat absaugen lassen. Beim 2. Mal allerdings traten wenige nach der Rückkehr nach Deutschland plötzlich Komplikationen in Form von einer Bauchfellentzündung auf, diese zogen eine intensivmedizinische Behandlung mit Reißverschluss-Spülung über 14 Tage nach sich. Auch hier war der Zustand lebensbedrohlich. Auch hier wurde die heimische Krankenkasse zur Abrechnung gebeten.

    Ethikkommission: Wenn ich hier Mitglied wäre, würden beide Personen die Kosten der Nachbehandlung selber tragen.

  • Wenn die finanziellen Mittel nicht ausreichen, gibt es eben nur die Möglichkeit, entweder die Einnahmen zu erhöhen oder die Leistungen abzusenken.

    In dem BILD-Artikel werden ja einige Politiker mit kreativen Ideen zitiert, z.B. die Beitragsbemessungsgrenze auf 8000 EUR zu erhöhen. Vielleicht kommt demnächst einer mit dem Vorschlag um die Ecke, die privat Versicherten müssten sich "solidarisch zeigen". Bei knapp 9 Mio. PKV-Mitgliedern ergäbe ein "GKV-Soli" von im Mittel 50 EUR/Monat um die 5 Mrd. jährlich. Damit bekommt man das GKV-Defizit schnell abgebaut. Beide Vorschläge haben den Vorteil, dass eine Mehrheit sie wohl befürworten würde, weil es sie verschont und die nicht so gut gelittenen "Besserverdiener" belastet. Einzig die Beamten, die ca. 2/3 der privat Versicherten ausmachen, könnten da aufmucken.

    Ich glaube allerdings, dass sich auf lange Sicht hier eine Gesundheitsversorgung etablieren wird, wie man sie aus den Mittelmeerländern und UK kennt. Auf der einen Seite eine staatliche Minimalversorgung in Gesundheitszentren, auf der anderen Seite eine Versorgung auf hohem Niveau in Privatkliniken und -praxen. Denn auch, wenn die Politik es schafft, noch einmal mehr Geld einzutreiben für die GKV, ist irgendwann eine Grenze der Belastung erreicht. Dann kann man nur noch das GKV-Leistungsangebot reduzieren.

  • Gab halt noch keine Gesundheitsreform, die irgendetwas billiger gemacht hat und vermutlich auch selten wirklich besser, auch die gesundheitlichen Erfolge sind oftmals sehr miserabel. Keine Prävention, keine Heilung nur Rumdoktern. :D

    Das folgende ist ernst gemeint, bitte versuche es zu verstehen, bevor Du widersprichst.

    Je besser ein Gesundheitssystem ist, desto kränker sind die Leute.

    Spoiler anzeigen

    Eigentlich wollte ich den oben genannten, sachlich richtigen, aber halt provokant klingenden Satz erstmal stehen lassen und die Erläuterung erst in einem späteren Posting nachschieben. Damit die Mitforisten aber bis dahin nicht reihenweise an Correctnessverknotung gestorben sind, hier die Erklärung:

    Sehr viele Erkrankungen, namentlich welche, die mit dem Alter zusammenhängen, sind unheilbar. Das ist nicht so schlimm, wie es klingt, denn mit vielen unheilbaren Erkrankungen kann man ziemlich gut leben (z.B. Bluthochdruck, Diabetes). Aber: Diese Krankheiten bedürfen der ständigen ärztlichen Überwachung, und die kostet halt Geld.

    Plakativ:

    Nehmen wir mal an, man hätte eine Erkrankung, die zwingend in 2 Jahren zum Tode führt. Dann hat man in der Bevölkerung zu jedem Zeitpunkt immer so viele Kranke, wie in 2 Jahren neu erkranken. Stirbt einer, wächst quasi ein neuer Kranker nach.

    Wird nun die Therapie so verbessert, daß die Kranken nunmehr 4 Jahre überleben, so hat man in der Bevölkerung doppelt so viele Kranke wie oben - was natürlich Geld kostet.

    Wenn man den einzelnen Kranken befragt, ob es ihm recht ist, daß er 2 Jahre länger leben darf und ob die Gesellschaft denn das Geld dafür aufbringen soll, wird die Mehrzahl der Kranken das wohl so haben wollen.

  • Um mal ein kleines Faß aufzumachen....

    Wenn Du schon ein Faß aufmachen willst... :/
    Kostenübernahme bei Freizeit- bzw. Sportunfällen. Passiert mit Sicherheit deutlich häufiger als die Nachversorgung bei schiefgegangenen Schönheits-OP im Ausland. Die Möglichkeiten sind sicherlich unendlich solche Beispiele aufzuführen.

    Die eigentliche Frage ist und bleibt aber ganz simpel. Wie bekommen wir die steigenden Kosten für die Gesundheitsversorgung einer stetig alternden Gesellschaft in den Griff?
    Ohne jetzt die genauen Zahlen zu kennen, würde ich einfach mal sagen, dass die hohen Gesundheitskosten für meine Eltern erst im höheren Alter angefallen sind (z.B. Bypass OP, Herzschrittmacher, usw.).
    Das wird wohl bei vielen Menschen im höheren Alter so ähnlich aussehen.

  • Welche Gesundheitsreform soll etwas günstiger machen, jeder medizinische Fortschritt erzeugt Kosten, weil wieder Erkrankungen geheilt oder zumindest gemildert werden können, ein Grund weshalb die Menschen älter werden als vor Jahren, wollen wir darauf verzichten? Sicherlich gibt es Auswüchse die dadurch entstehen, ich kann auch nicht nachvollziehen warum über 85jährige noch neue Hüften oder Kniegelenke brauchen. Allerdings haben wir auch immer mehr Übergewichtige, diese kosten der Allgemeinheit natürlich auch einiges, allerdings auch in die andere Richtung, Thema Risikosportarten. Ist also schwierig einen geeigneten Weg zu finden.

  • Bevor man irgendwelche Maßnahmen fordert, sollte man mal schauen, woher diese Defizite und Kostenexplosionen der letzten Jahre denn herrühren.

    Wenn Du das schon weißt: Warum verrätst Du es denn uns nicht gleich (statt daß Du einen Cliffhanger produzierst)?

    Der "Fortschritt" und die alternde Gesellschaft sind da nur ein Beiwerk.

    Was ist denn die eigentliche Ursache?

  • Die für viele profitable Corona-Maßnahmen-Politik hat bei den Kassen unfassbare Kosten verursacht, auch der Ukrainekrieg wirkt bei uns im Gesundheitssystem stark nach (u.a. durch die Versorgung ukrainischer Kriegsversehrter (Prothesenversorgung etc.) und gleichzeitig hatten wir in den letzten Jahren fortlaufend hohe Zuwanderungszahlen zu verzeichnen (u.a. auch aus der Ukraine und anderen Regionen). Diese Leute müssen ja ebenso versorgt werden. Das wird nicht durch entsprechende zusätzliche Beitragszahlungen kompensiert.

  • kansis

    Nicht dein Ernst... Der russische Krieg (so herum wird ein Schuh draus) sind für die deutsche Krankenkasse sicher nicht Anlass, dass sie krank ist. Das ist so typisches BLÖD-Geschreibe. Das die Corona-Seuche viel Geld und auch viel unnützes Geld gekostet hat (Fehler von Herrn Sp.) bleibt ein Fakt. Aber, schau dich bitte mal um in Europa. Wir sind glimpflich davongekommen im Vergleich zum Beispiel von Italien oder anderer Staaten.
    monstermania Ich hatte ja nur ein kleines Faß aufmachen wollen, deine Punkte gehören da sicher dringend mit in die Liste, und auch die völlig ungesunde Ernährung, die durch die Industrie gefördert wird (Zucker, Fett) tut ihr Übriges. Strafzölle auf z.B. Fastfood und gezuckerte Limonaden wollte ich nicht gleich auf den Diskussionsplan werfen. ;)

  • Die Probleme sind hier beschrieben

    Diesen Beitrag habe ich vorhin auch schon gelesen. Er greift etwas kurz und betrachtet nur einen Teil des Problems.

    Aber auch hier werden die wesentlichen Kostensteigerungen der letzten Jahre nicht auf Fortschrittskosten oder die Alterung der Gesellschaft zurückgeführt. Und insofern auch mein Hinweis darauf, die tatsächlichen Einflussfaktoren zu identifizieren, bevor man wild Maßnahmen einfordert, die aus vermeintlich plausible Ursachen abgeleitet werden, welche aber die (derzeitig) Tatsächlichen und strukturellen Probleme gar nicht adressieren. Das führt dann im Ergebnis dazu, dass man weder das Finanzierungsproblem löst und gleichzeitig die Versorgung der Patienten noch weiter verschlechtert.

  • kansis
    Egal woher die Kostensteigerungen im Gesundheitssystem nun konkret kommen. Irgendjemand muss Sie ja bezahlen. :/
    Und selbst, wenn man jetzt die Kosten für Flüchtlinge/Zugereiste/Kriegsversehrte komplett und sicherlich auch völlig zu Recht, komplett von den Beiträgen der KV entkoppelt und auf die Steuerzahler umlegt, löst das dauerhaft keines der Probleme.
    Jeder € kann nur einmal ausgegeben werden. Und mir ist es letztlich egal, ob ich als Bürger die Kosten nun aus der rechten Tasche (KV) oder der linken Tasche (Steuern) bezahlen muss.

    Wir stehen aktuell erst ganz am Anfang einen stetigen Kostensteigerung in KV und PV. Das System der KV/PV mag durch Corona und den unseligen Krieg in Europa nur noch schneller vor die Wand fahren.

  • IRONIE an: Die neue Idee, den Versorgungsumfang der GKV zu überprüfen, wird ganz sicher den Durchbruch bringen. IRONIE aus

    Zitat: Man müsse deshalb sowohl über das Leistungsniveau sprechen als auch über die Beitragszahler. „Wo fängt Eigenverantwortung an? Wo hört Eigenverantwortung auf und geht in Solidarität über?“, fragte er. Diese Grenzen müssten neu gezogen werden.
    Zitatende

    Quelle

    Mein Vorschlag: Verbot der Werbung für Glückspiel, Tabak, Alkohol und Kinderaffine Süßwaren in Medien und öffentlichen Bereichen.

    Die Idee ist gut, ich würde sogar noch deutlich weiter gehen, ein massive Zuckersteuer, Zucker ist ein riesen Problem der Konsumgesellschaft . Zucker so stark besteuern das sich gesunde Lebensmittel durchsetzen werden, wir brauchen keinen Zucker in Lebensmitteln (ausser Rum!)

  • Die Zuckerlobby, die Alkohollobby, die Fleischlobby und dann noch die ganzen Nestles, Unilvers dieser Welt werden sich ungern die Butter vom Brot nehmen lassen.

    Deutschland ist Lobbyland, die spielen Fettleibigkeit und Suchtkrankheiten keine Rolle aber jeder stimmt mit seinem Konsumverhalten selber ab.

    Jede Kaufentscheidung die ich treffe kann ich selber beeinflussen.

    Ich muss keine Energiedrinks und Hochverarbeitete Lebensmittel in meinen Körper schütten.

    Aber gegen eine gute Tasse Kaffee habe ich nichts....die gibt´s gleich erstmal.

  • Die Idee ist gut, ich würde sogar noch deutlich weiter gehen, ein massive Zuckersteuer, Zucker ist ein riesen Problem der Konsumgesellschaft . Zucker so stark besteuern das sich gesunde Lebensmittel durchsetzen werden, wir brauchen keinen Zucker in Lebensmitteln (ausser Rum!)

    Ne, wir brauchen keinen paternalistischen Staat, der mir haarklein vorgibt, was gut für mich ist. Mal abgesehen davon, dass man hier leicht vom hundertsten ins tausendste kommt (irgendwas ist immer schlecht)...in einer freien Gesellschaft sollte jeder auch das Recht haben, sich selbst zu schaden. Sei es durch riskante Hobbys oder ungesunden Lebensstil. Viel besser als dieser Paternalismus wäre, dass man endlich mal anfängt eine Selbstbeteiligung bei der GKV einzuführen.

  • Viel besser als dieser Paternalismus wäre, dass man endlich mal anfängt eine Selbstbeteiligung bei der GKV einzuführen.

    Selbstverantwortung ist Lava. Es traut sich halt niemand mit Kettensäge an das Gesundheitsystem, aber eigentlich sollte man es eher in Krankensystem umbenennen.

    Die Leute gehen teilweise kränker nach Hause, als Sie zu Behandlungen gekommen sind.

  • ...in einer freien Gesellschaft sollte jeder auch das Recht haben, sich selbst zu schaden. Sei es durch riskante Hobbys oder ungesunden Lebensstil.

    Die freie Gesellschaft sollte dann aber auch das Recht haben, jeweils denjenigen dafür selbst aufkommen zu lassen. Und nebenbei spreche ich einigen Leuten auch ab, einschätzen zu können, was in der Ernährung gesund oder ungesund ist. Eine Steuerung durch z.B. eine Zuckersteuer hat in anderen Ländern Erfolg. Ein Anfang wäre gemacht, wenn an den Supermarktkassen keine Süßigkeiten, Zigaretten und Alkohol mehr stehen würden. Beschlüsse dazu gab es bereits 2015 in der großen Koalition unter Mutti.

  • Die freie Gesellschaft sollte dann aber auch das Recht haben, jeweils denjenigen dafür selbst aufkommen zu lassen.

    Ich sag ja...Selbstbeteiligungen sind eine tolle Sache.


    Und nebenbei spreche ich einigen Leuten auch ab, einschätzen zu können, was in der Ernährung gesund oder ungesund ist.

    Sorry, aber das ist mir zu billig. Solange wir diesen Leuten ein Wahlrecht erlauben, müssen wir ihnen auch eine gewisse Freiheit bei der Ernährung lassen. Es geht nicht, dass man im kleinen Paternalismus praktiziert, aber im Großen soll der bevormundete Bürger jetzt entscheiden dürfen.