GRV ungleich Investment

  • Eine ganz andere Frage ist, ob man diesen Weg (Pflichtbeiträge via GRV) als Selbständiger überhaupt wählen sollte. "Nomen est omen" sprich als "Selbständiger" (arbeitet man nicht nur - jedenfalls anfangs (oftmals auch im Verlauf) - meist "selbst" und "ständig" sondern) sollte man auch "selbst"- und damit eigenständig seine Absicherung (essentielle Risiken) via Versicherung einkaufen können und ebenso für seine Altersvorsorge selbst Verantwortung tragen können. Jedenfalls nach meinem Verständnis eines "Selbständigen". Ansonsten tendiert das eher in Richtung "Unselbständigkeit" ...

    Klar, kann, darf und soll ein Selbstständiger sich selbst um seine Altersvorsorge kümmern. Wenn man sich aber gegen die Altersvorsorge entscheidet (egal ob private Versicherung oder GRV), dann soll man bitte auch mit den Konsequenzen leben. Dann gibt es halt auch keine Grundsicherung im Alter, weil man sich schließlich auch "selbstständig" gegen die Altersvorsorge entschieden hat.

    Aber da wollen die betroffenen Selbstständigen plötzlich nicht mehr so "selbstständig" sein.

  • Klar, kann, darf und soll ein Selbstständiger sich selbst um seine Altersvorsorge kümmern.

    Ergibt sich für mich schon aus der Begrifflichkeit "selbständiger" (Nomen est omen) ...

    Wenn man sich aber gegen die Altersvorsorge entscheidet (egal ob private Versicherung oder GRV), dann soll man bitte auch mit den Konsequenzen leben. Dann gibt es halt auch keine Grundsicherung im Alter, weil man sich schließlich auch "selbstständig" gegen die Altersvorsorge entschieden hat.

    Scheint mir zwar schlüssig, aber rechtlich schwer (eher gar nicht) umsetzbar.

    Daher hätte ich das längst als Obligatorium ausgestaltet - ohne eine Vorgabe zu machen, was das im Detail zu sein hat oder jemand als Selbständigen in die GRV zu zwingen. Der Nachweis eine laufenden adäquaten AV wäre für mich bei Selbständigen zwingend (sprich eine "Conditio sine qua non").

    Abgrenzung könnte aber ein Thema werden. Kenne beispielsweise auch zwei gut verdienende Angestellte, bei denen schon jetzt absehbar ist, daß die Rente aus der GRV kaum für die Warmmiete und PKV-Beitrag reichen wird geschweige denn für einen auskömmlichen Ruhestand. Die unternehmen aber (obwohl schon Mitte 40 oder 50) auch keine Anstrengungen in Sachen privater Altersvorsorge ...

  • Scheint mir zwar schlüssig, aber rechtlich schwer (eher gar nicht) umsetzbar.

    Daher hätte ich das längst als Obligatorium ausgestaltet - ohne eine Vorgabe zu machen, was das im Detail zu sein hat oder jemand als Selbständigen in die GRV zu zwingen. Der Nachweis eine laufenden adäquaten AV wäre für mich bei Selbständigen zwingend (sprich eine "Conditio sine qua non").

    Sehe ich auch so, sie schon hier

    Wenn er jetzt aber ein Leben lang dazu verpflichtet war, in die GRV einzuzahlen, dann bekommt er zunächst einmal eine Rente und hat (hoffentlich) keinen Anspruch mehr auf Bürgergeld.

    Für das Umlagesystems der GRV kommt aber mehr Geld rein, weshalb der Staat jetzt direkt weniger Steuergelder zuschießen muss. Der Staatshaushalt wird also direkt entlastet. Zusätzlich fallen in der Zukunft die Zahlungen für das Bürgergeld der ehemals selbstständigen weg, wodurch hier ebenfalls Steuergeld eingespart werden kann (was dann allerdings wohl wieder in Zuschüsse für die GRV enden wird).

    Alternativ könnte man auch sagen, dass ein Selbstständiger, der weder in die GRV, noch in eine private RV (nachweisbar) eingezahlt hat, im Alter keinen Anspruch auf Bürgergeld bzw. Grundsicherung hat. Dies dürfte aber mit dem GG nicht vereinbar und somit verfassungswidrig sein.

    oder hier

    Wenn ein Selbstständiger jeden Monat z.B. 30% seiner Einkünfte für die Altersvorsorge auf Seite legt, bricht ihm dann ein Zacken aus der Krone, wenn ein Teil davon in die GRV fließt? Ja, die Renditechancen ist deutlich schlechter. Aber er hat dann auch einen sicheren Teil. Und es dürfte auch einige Selbstständige geben, die anstatt in die GRV in eine private RV einzahlen, um den Sicherheitsbaustein im Alter zu haben.

    Es geht also nur um eine ggf. andere Aufteilung der Sparraten, nicht um zusätzliche Sparraten. Alternativ kann man ja auch den Nachweis einer bestehenden privaten RV als Befreiungsgrund von der GRV einführen (wie schon von monstermania erwähnt).

  • Selbstständige sind selbstständig und müssen sich dennoch krankenversichern.

    Wo soll das nur enden? Warum dürfen die sich nicht selbst um Brandschutz, öffentliche Ordnung oder Landesverteidigung kümmern? Am Ende wird denen noch die Währung vorgegeben! =O


    Achzung: Irgendwo im Text ist ein Stilmittel versteckt. Welches und wo wird nicht verraten.

  • Abgrenzung könnte aber ein Thema werden. Kenne beispielsweise auch zwei gut verdienende Angestellte, bei denen schon jetzt absehbar ist, daß die Rente aus der GRV kaum für die Warmmiete und PKV-Beitrag reichen wird geschweige denn für einen auskömmlichen Ruhestand. Die unternehmen aber (obwohl schon Mitte 40 oder 50) auch keine Anstrengungen in Sachen privater Altersvorsorge ...

    Dies ist aber ein Thema der "Selbstständigkeit" der betroffenen Personen, die ja in der Regel ein kundiger Bürger ist.

    Die GRV ist nicht zum Erhalt des Lebensstandards vorgesehen, sondern für eine grundsätzliche Absicherung (welche aber auch die Lebensarbeitsleistung mit berücksichtigt). Wenn das persönliche Einkommen jedoch deutlich jenseits der Beitragsbemessungsgrenze ist, muss man meiner Meinung nach zwingend zusätzlich privat absichern, wenn man nicht mit der prognostizierten Altersrente auskommen kann / will. Aber wie schon geschrieben, dass muss auch ein Angestellter selbst für sich entscheiden.

  • Hmm, sicherlich werden sich so gut wie alle Selbstständigen um ihre Alters- und Gesundheitliche Absicherung kümmern. Da es aber nicht alle tun, ist es für mich unumgänglich, eine Pflicht daraus abzuleiten. Warum soll diese Kosten die Allgemeinheit tragen?

  • Selbstständige sind selbstständig und müssen sich dennoch krankenversichern.

    Wo soll das nur enden? Warum dürfen die sich nicht selbst um Brandschutz, öffentliche Ordnung oder Landesverteidigung kümmern? Am Ende wird denen noch die Währung vorgegeben! =O


    Achzung: Irgendwo im Text ist ein Stilmittel versteckt. Welches und wo wird nicht verraten.

    Mazen, bist du das? 😉

    Taxation is not charity. It is not voluntary. As we shrink the state and make government smaller, we will find that more and more people are able to take care of themselves.

    Grover Norquist

  • Selbstständige sind selbstständig und müssen sich dennoch krankenversichern.

    Müssen diese übrigens nicht unbedingt. Wer keine PKV hat muss keine Strafe oder ähnliches zahlen. Nur einen Prämienzuschlag. z.B. bei Wegzug und darauffolgendem Rückzug nach Deutschland ohne PKV. § 193 Abs. 4 VVG

    Nur GKVler sind immer Gelackmeierte, da zahlen selbst die obdachlosen psychisch kranken den Höchstbeitrag.

  • Wer hätte gedacht,

    Hunderttausende Babyboomer gehen vorzeitig in Rente
    Der Wirtschaft fehlen Fachkräfte, Betriebe umwerben Babyboomer. Doch die steigen laut einer neuen Studie auffällig frühzeitig aus – obwohl die Lebenserwartung…
    www.spiegel.de

    dass ausgerechnet gesunde und finanziell besser gestellte Boomer möglichst frühzeitig in den Ruhestand gehen. :/

    Offenbar glaubt die SPD immer noch daran, dass nur die Dachdecker vorzeitig in Ruhestand gehen.

    BTW: Ich werde auch versuchen ASAP aus dem Arbeitsleben auszuscheiden. Schließlich mache ich ja das, was die Politik seit Jahrzehnten von den Menschen fordert. Für das Alter privat vorsorgen.

    Ich befürchte aber, dass uns 'Nicht-Boomer' die Politik noch so richtig 'fic.en' wird!

  • Die DPA-Meldung lässt mal wieder mehr offen als hilfreich wäre.

    Die letzten Reformen drängen die Leute dahin, frühestmöglich die Rente zu beanspruchen. Aber "Rente beziehen" heisst nicht "aufhören zu arbeiten".

    Wenn die Leute grösstenteils so früh wie möglich aus dem Arbeitsleben ausscheiden, dann sind ja wohl die Gestalter der Arbeitswelt gefragt. An einem toxischen Arbeitsplatz bleibt man nicht freiwillig länger, an einem guten Arbeitsplatz schon eher.

  • In meinem Freundeskreis nutzen halt einige die Teilrente und arbeiten weiter, ob die auch in dem Bericht vorkommen? Durch diese Vorgehensweise hat man halt ein deutlich höheres Einkommen, wer will es dem Rentenbezieher verübeln, insgesamt schießt man sich gerade auf die Frührentner ein, ohne Rücksicht auf geleistete Beitragszeiten. Hier meine ich Arbeitsjahre und Pflichtwehrdienst, bei vielen stehen da 45 und mehr zu Buche, genau da liegt meines Erachtens der Hase im Pfeffer. Zu meiner Zeit war es halt üblich mit 16 in das Berufsleben zu starten, da der Anteil der Studierenden deutlich geringer als heute war.

  • Die letzten Reformen drängen die Leute dahin, frühestmöglich die Rente zu beanspruchen. Aber "Rente beziehen" heisst nicht "aufhören zu arbeiten".

    Ja, das mag so sein. Aber auf jedem Fall belastet es die Rentenkasse. :/

    Wenn die Leute grösstenteils so früh wie möglich aus dem Arbeitsleben ausscheiden, dann sind ja wohl die Gestalter der Arbeitswelt gefragt. An einem toxischen Arbeitsplatz bleibt man nicht freiwillig länger, an einem guten Arbeitsplatz schon eher.

    Es muss ja nicht mal ein toxischer Arbeitsplatz sein. Oftmals scheitert es auch an der Flexibilität. Bei vielen Arbeitsplätzen ist eine 2-3 Tagewoche nicht so ohne weiteres möglich. Bei uns versuchen z.B. aktuell einige ältere Arbeitnehmer Ihre Arbeitszeit zu verkürzen. Scheitert dann daran, dass man schlichtweg kaum neue Arbeitnehmer findet, um die entstehenden Lücken aufzufüllen. :/ Es gibt da nämlich so etwas wie einen Fachkräftemangel...

    Man fährt dann Unternehmensseitig auf 'Verschleiß' und darf sich nicht wundern, wenn die betreffenden Mitarbeiter ASAP aussteigen und nach mir die Sintflut rufen.

  • Versuche mal als Frührentner einen qualifizierten Mini- oder Midijob zu bekommen, das wird eigenartigerweise fast gar nicht angeboten. Irgendwie ist "Minijob" fest mit "einfache Arbeit zum Mindestlohn (oder weniger)" verbunden.

    Das ist die einhellige Darstellung in den Medien.

    Bei einem vernünftigen Lohn kann man nicht viel Arbeitszeit als Minijob abrechnen.

    Ich habe das zur beiderseitigen Zufriedenheit über lange Jahre gemacht. Bei mir hat das gut gepaßt, und es war dank PKV auch besonders günstig. Allerdings waren das dann aber halt nur um die zehn Stunden Arbeitszeit im Monat. Von "Job" kann man da kaum sprechen.

  • <3

    Versuche mal als Frührentner einen qualifizierten Mini- oder Midijob zu bekommen, das wird eigenartigerweise fast gar nicht angeboten. Irgendwie ist "Minijob" fest mit "einfache Arbeit zum Mindestlohn (oder weniger)" verbunden.

    Da habe ich in der Passivphase meiner Altersteilzeit eine ganz andere Erfahrung gemacht. Da ich nicht direkt von 100 auf 0 wollte bin ich für ein paar Stunden als Minijobber unterwegs (Branche Immobilien und Finanzen). Hoher Mehrwert (messbar) für meinen neuen Arbeitgeber und ich habe sehr viel Spaß daran. Während der Altersteilzeit durch den alten Arbeitgeber wie üblich beschränkt auf Minijob. Danach kann ich es mir aussuchen, ob Mini, Midi oder nochmal Gas geben. Jobangebote ohne Ende.

  • Nach 35 Jahren im Rettungsdienst bei allen möglichen Schichtvarianten (incl. Nachtschicht, am Wochenende und an Feiertagen) und 45 Versicherungsjahre bin ich mit 64 und 5 Monaten vorzeitig in die Altersrente gegangen. Das ist nun knapp 1 Jahr her! Seitdem fahre ich für einen kleinen Kurierdienst Behördenpost durch Teile von Südniedersachsen. Außerdem erledigen wir für ein großes Bundesinstitut die interne Postverteilung über mehrere Standorte. Da bin ich im Schnitt 2 Tage die Woche je 6 Stunden unterwegs. Es macht mir Spaß und es kommt (mehr) Urlaubsgeld durch den Minijob bei etwas mehr als Mindestlohn in die Kasse.

    Wenn mein alter Arbeitgeber mir diese Konditionen ermöglicht hätte, hätte ich das evtl. dann dort gemacht. Aber bei einer 12 bzw 24 Stundenschicht gehts halt nicht.

    Das wird in der Diskussion auch immer wieder vergessen. Da wird offenbar (auch in der Presse) angenommen, dass die jetzt früher in Rente gehenden alle an irgendwelchen Schreibtischen sitzen.

  • Nach 35 Jahren im Rettungsdienst ... bin ich mit 64 und 5 Monaten vorzeitig in die Altersrente gegangen. [...]

    Seitdem fahre ich für einen kleinen Kurierdienst Behördenpost durch Teile von Südniedersachsen. Außerdem erledigen wir für ein großes Bundesinstitut die interne Postverteilung über mehrere Standorte. Da bin ich im Schnitt 2 Tage die Woche je 6 Stunden unterwegs. Es macht mir Spaß und es kommt (mehr) Urlaubsgeld durch den Minijob bei etwas mehr als Mindestlohn in die Kasse.

    Deinen alten Job hättest Du vermutlich nicht für Mindestlohn gemacht.