GRV ungleich Investment

  • Ich bin sicher, dass mehr Menschen länger arbeiten würden, wenn die Bedingungen besser wären. Mehr Flexibilität bei den Arbeitszeiten und eine Personalplanung, bei der nicht auf Verschleiß gefahren wird. Ich habe es (am Schreibtisch) gerade mal bis 58 geschafft. Arbeitsverdichtung, Druck, Überstunden, immer schneller wechselnde Vorschriften und Regulierungen führten zu so vielen Gesundheitseinschränkungen, dass ich trotz aller Disziplin nicht mehr weitermachen konnte. Und das beobachte ich bei vielen Menschen im Umfeld. Wenn es jemand halbwegs gesund bis 63 schafft, ist er glücklich, wenn er dann nach 45 Jahren aufhören kann. In meinen Augen ist die Erhöhung des Renteneintrittsalters lediglich eine Rentenkürzung. Viele Boomer haben eben mit 16 Jahren angefangen. Die Kraft lässt ab einem bestimmten Alter nach, und ich finde, man kann es den Menschen nicht verübeln, wenn sie nach einem langen Arbeitsleben gerne auch noch ein paar gesunde Jahre haben möchten.

    Man liest und hört immer vom viel zitierten Dachdecker. Auch „Schreibtischtäter“ können krank werden. Das reicht von Herzproblemen, Schlaganfällen, orthopädischen Problemen bis zu psychischen Erkrankungen.

  • Empörungsfarming kann auch mit mehr Abwechslung betrieben werden.

    Für mich läuft es ganz klar darauf hinaus, diese Rentenart in eine bestimmte Ecke zu schieben. Medien und Politik arbeiten da Hand in Hand.

    Wenn sich in einem Gutteil der Bevölkerung der Gedanke festgesetzt hat, dass diese Rentenform 'ungerecht' ist, tut man sich um so leichter diese Rentenform wieder abzuschaffen.

  • Für mich läuft es ganz klar darauf hinaus, diese Rentenart in eine bestimmte Ecke zu schieben. Medien und Politik arbeiten da Hand in Hand.

    Wenn sich in einem Gutteil der Bevölkerung der Gedanke festgesetzt hat, dass diese Rentenform 'ungerecht' ist, tut man sich um so leichter diese Rentenform wieder abzuschaffen.

    Unter Umverteilungsaspekten ist das natürlich eine Rentenart, die eher denen offensteht, die ohnehin einen eher besseren Arbeitsplatz haben (bzw. mehrere hintereinander) und so auf die anrechenbaren Zeiten kommen. Allerdings sind die allermeisten Akademiker an der Stelle gekniffen. Vielleicht liegt es daran, dass da Unmut aufkommt. :/

  • Viele Boomer haben eben mit 16 Jahren angefangen. Die Kraft lässt ab einem bestimmten Alter nach, und ich finde, man kann es den Menschen nicht verübeln, wenn sie nach einem langen Arbeitsleben gerne auch noch ein paar gesunde Jahre haben möchten.

    Ich gebe dir grundsätzlich Recht, dass jemand nach einem langen Arbeitsleben zu Recht und ohne Abschläge in Rente gehen können soll. Und gerade die Boomer kommen schnell auf die 45+ Jahre, da man Mitte/Ende der 70er noch ohne große Schulabschlüsse einen vernünftigen Job bekommen konnte. Damals war der Hauptschulabschluss ein durchaus solider Schulabschluss. Heute wollen die Unternehmen aber am liebsten nur noch Abiturienten oder Akademiker. Die kommen dann erst mit Anfang / Mitte 20 auf den Arbeitsmarkt, also teilweisen 10 Jahre später als vor 50 Jahren.

    Dadurch sinken Logischerweise die Einzahlungen in die GRV, wodurch der Rentenanspruch geringer ausfällt, wenn man früher in die Rente geht.

    Oder anders ausgedrückt. Wenn zwei Personen jeden Monat den gleichen Betrag in ein ETF-Depot schieben, Person A über 50 Jahre, Person B aber nur über 40 Jahre, dann kann sich Person B auch nicht beschweren, dass da bei einem gleichmäßigen Vermögensverzehr über 30 Jahre weniger pro Monat raus kommt.

    Und ja, mir ist durchaus Bewusst, dass die GRV ein Umlagesystems ist. Allerdings werden die belohnt, die mehr (pro Monat oder für einen längeren Zeitraum) einzahlen als andere (in Form von Rentenpunkten).

  • Meins23

    Ein Problem ist aber, dass es aktuell nur am Rande ein Rolle spielt, wie viele Jahre Du in die GRV eingezahlt hast.

    Bei der Rente für langjährig Versicherte die man nach 35 Jahren mit 63 und Abschlag beziehen kann, spielt es bei der Berechnung der Rentenhöhe keine Rolle, ob Du die 35 Jahre gerade so voll hast, oder aber mit 48 Beitragsjahren dastehst, es aber körperlich nicht mehr schaffst jetzt noch bis 64,x und damit (aktuell) bis zur Rente für besonders langjährig versicherte durchzuhalten. :/

    Es zählt für die Rentenhöhe einzig wie viele Endgeltpunkte Du in dieser Zeit erworben hast. Und da mag sich ein Ingenieur der 35 Jahre lang an der Beitragsbemessungsgrenze verdient hat dann besser stellen wie ein Fließenleger, Maurer oder Maler der 48 Jahre lang leicht unterdurchschnittlich verdient hat.

    Das es überhaupt keine Rolle spielt, wie lange konkret gearbeitet wurde, finde ich nicht in Ordnung. Da finde ich z.B. andere Rentensysteme fairer. So muss ein AN in Frankreich min. 42 Jahre gearbeitet haben um den vollen Rentenanspruch zu erreichen. Wer früher in Rente gehen will, muss dann entsprechende Abschläge in Kauf nehmen.

  • Meins23

    Ein Problem ist aber, dass es aktuell nur am Rande ein Rolle spielt, wie viele Jahre Du in die GRV eingezahlt hast.

    Bei der Rente für langjährig Versicherte die man nach 35 Jahren mit 63 und Abschlag beziehen kann, spielt es bei der Berechnung der Rentenhöhe keine Rolle, ob Du die 35 Jahre gerade so voll hast, oder aber mit 48 Beitragsjahren dastehst, es aber körperlich nicht mehr schaffst jetzt noch bis 64,x und damit (aktuell) bis zur Rente für besonders langjährig versicherte durchzuhalten. :/

    Es zählt für die Rentenhöhe einzig wie viele Endgeltpunkte Du in dieser Zeit erworben hast. Und da mag sich ein Ingenieur der 35 Jahre lang an der Beitragsbemessungsgrenze verdient hat dann besser stellen wie ein Fließenleger, Maurer oder Maler der 48 Jahre lang leicht unterdurchschnittlich verdient hat.

    Das es überhaupt keine Rolle spielt, wie lange konkret gearbeitet wurde, finde ich nicht in Ordnung. Da finde ich z.B. andere Rentensysteme fairer. So muss ein AN in Frankreich min. 42 Jahre gearbeitet haben um den vollen Rentenanspruch zu erreichen. Wer früher in Rente gehen will, muss dann entsprechende Abschläge in Kauf nehmen.

    :/


    Die Anzahl an anrechenbaren Monaten spielt schon eine Rolle. Mit 4 Jahren und 11 Monaten an Beiträgen wird es eng für den Rentenanspruch.

    Derjenige mit den 48 Jahren muss für den Rentenanspruch nicht weiterarbeiten, aber er muss sicherstellen bis zum Rentenbeginn krankenversichert zu sein und seine Rechnungen bezahlen zu können.

  • Derjenige mit den 48 Jahren muss für den Rentenanspruch nicht weiterarbeiten, aber er muss sicherstellen bis zum Rentenbeginn krankenversichert zu sein und seine Rechnungen bezahlen zu können.

    Der Rentenanspruch ist ja schon da (Rente für langjährig Versicherte).

    Wenn Du natürlich jetzt die Rente für besonders langjährig versicherte meinst, stimmt das natürlich. Der AN könnte jetzt z.B. arbeitslos machen und die Zeit bis zur ungekürzten Rente so überbrücken.

    Aber das könnte im Zweifel dann auch unser Top-verdienende Ingenieur so gestalten. Also statt nach 35 Jahren mit 63 die Rente mit Abschlag zu nehmen, nochmal 2 Jahre dran hängen und dann mit 65 in die Arbeitslosigkeit gehen um dann mit 67 die Rente ohne Abschläge zu kassieren.

    Sicherlich eine Rechnung, die der eine oder andere durchaus anstellt.

  • Das es überhaupt keine Rolle spielt, wie lange konkret gearbeitet wurde, finde ich nicht in Ordnung.

    So ist es ja nicht. Die Dauer des Arbeitslebens ist mit in den Rentenpunkten berücksichtigt. Wer überdurchschnittlich verdient, mag schneller auf eine Durchschnittsrente kommen...aber bei überdurchschnittlichem Verdienst und Einzahlung kommt am Ende eben keine überdurchschnittliche Rente raus.

  • Der mit dem überdurchschnittlichen Verdienst hat aber auf alle Fälle das finanzielle Potenzial, für seine Rente vorzusorgen, die dann zusammen mit der gesetzlichen Rente eben doch zu einer überdurchschnittlichen Rente führt. Aber wie viele krepeln mit ihrem Verdienst gerade so an der Mindestlohngrenze oder leicht darüber rum? Da wird jeder Euro umgedreht, um sich ein halbwegs "normales" Leben bis zur Rente zu gestalten und somit kaum was über für die Vorsorge. Hier muss es Veränderungen geben. Diese sind hier ja schon oft benannt worden, drum erspare ich mir eine Aufzählung.

  • Meins23

    Ein Problem ist aber, dass es aktuell nur am Rande ein Rolle spielt, wie viele Jahre Du in die GRV eingezahlt hast.

    Bei der Rente für langjährig Versicherte die man nach 35 Jahren mit 63 und Abschlag beziehen kann, spielt es bei der Berechnung der Rentenhöhe keine Rolle, ob Du die 35 Jahre gerade so voll hast, oder aber mit 48 Beitragsjahren dastehst, es aber körperlich nicht mehr schaffst jetzt noch bis 64,x und damit (aktuell) bis zur Rente für besonders langjährig versicherte durchzuhalten. :/

    Es zählt für die Rentenhöhe einzig wie viele Endgeltpunkte Du in dieser Zeit erworben hast. Und da mag sich ein Ingenieur der 35 Jahre lang an der Beitragsbemessungsgrenze verdient hat dann besser stellen wie ein Fließenleger, Maurer oder Maler der 48 Jahre lang leicht unterdurchschnittlich verdient hat.

    Das es überhaupt keine Rolle spielt, wie lange konkret gearbeitet wurde, finde ich nicht in Ordnung. Da finde ich z.B. andere Rentensysteme fairer. So muss ein AN in Frankreich min. 42 Jahre gearbeitet haben um den vollen Rentenanspruch zu erreichen. Wer früher in Rente gehen will, muss dann entsprechende Abschläge in Kauf nehmen.

    Im Endeffekt bin ich da ganz bei dir. "Abschläge" gibt es ja schon quasi alleine dadurch, dass man dann früher in Rente geht und keine Rentenpunkte mehr sammelt. Hätte man z.B. noch die 4 Jahre bis zur Regelaltersgrenze weiter gearbeitet und durchschnittlich verdient, dann hätte man jeden Monat (ab Juli) 163,16 Euro mehr Rente. Der "Abschlag" für eine frühere Rente beträgt also im Endeffekt jetzt schon "eigenes Gehalt / Durchschnittsgehalt * Wert Rentenpunkt * Jahre vorzeitiger Rentenbezüge"

    Dann müssten aber im Gegenzug so Spielchen wie "Teilrente" abgeschafft werden. Nach dem Motto "ganz oder gar nicht".

    Auf der anderen Seite bezieht man bei einem früheren Renteneintritt auch länger diese Rente. Sprich der Barwert, der am Anfang des Rentenbezugs vorhanden ist, ist dadurch wieder höher, was nicht zu den Einzahlungen passt. Da sind wir wieder bei dem Vergleich mit dem ETF-Depot. Wenn ich 5 Jahre früher mit dem Entsparen anfange, muss das Geld auch 5 Jahre länger reichen. Also ist die zur Verfügung stehende Rate automatisch kleiner.

  • Für Jahrgang 1964 und jünger gilt:

    5 Jahre Beiträge: kann mit 67 losgehen (keine Abschläge)

    35 Jahre: kann mit 63 losgehen (aber Abschläge)

    45 Jahre: kann mit 65 losgehen (keine Abschläge)

    67 dauert am längsten, ist aber mit überschaubarem Aufwand verbunden

    65 hat knackige Voraussetzungen, ist aber nice

    63 ist schon leichter, kommt aber nicht soviel bei rum


    Hat System, kann man trotzdem nicht schön finden.

  • Angeblich sind die vorzeitigen Renten ja für die körperlich Tätigen gedacht, z.B. die vielgenannten Dachdecker.

    Tatsächlich gehen meist diejenigen mit 63 in Rente, die es sich leisten können. Das sind eher die akademischen Schreibtischtäter.

  • Angeblich sind die vorzeitigen Renten ja für die körperlich Tätigen gedacht, z.B. die vielgenannten Dachdecker.

    Tatsächlich gehen meist diejenigen mit 63 in Rente, die es sich leisten können. Das sind eher die akademischen Schreibtischtäter.

    Wer zuerst den vielzitierten Dachdecker (Farming?) aufs Trapez gebracht hat weiß ich nicht.

    Erinnern kann ich mich an den Maurer (Vater von Nahles) sowie Schmied (Großvater).

    Die Bundesregierung selbst nennt nach meinem Kenntnisstand keine Berufsgruppen:

    Rente mit 63 - die Fakten | Bundesregierung
    Altersrente für langjährig Versicherte nach 35 Versicherungsjahren und die Altersrente für besonders langjährig Versicherte nach 45 Versicherungsjahren. "Rente…
    www.bundesregierung.de

    Sind es wirklich die akademischen Was-Auch-Immer? Wie bekommen die denn nach Abitur und Studium die 45 Jahre zusammen (die man ja für die "Rente mit 63" benötigt)?

    Vielleicht wird da auch nur die Sau durchs Dorf getrieben um zu einem günstigen Zeitpunkt zwischen zwei Wahlen mit mehrheitlicher Unterstützung der Massen dieses Konstrukt abzuschaffen?

  • Der mit dem überdurchschnittlichen Verdienst hat aber auf alle Fälle das finanzielle Potenzial, für seine Rente vorzusorgen, die dann zusammen mit der gesetzlichen Rente eben doch zu einer überdurchschnittlichen Rente führt.

    Private Vorsorge ist privat. Viele verjubeln auch einfach ihren Überschuss...gibt ja die Rente.

    Die Behauptung, dass die gearbeiteten Jahre irrelevant seien, ist jedenfalls nicht korrekt. Um eine relativ vergleichbare Rente zu bekommen, muss man vergleichbar lange einzahlen.


    Aber wie viele krepeln mit ihrem Verdienst gerade so an der Mindestlohngrenze oder leicht darüber rum? Da wird jeder Euro umgedreht, um sich ein halbwegs "normales" Leben bis zur Rente zu gestalten und somit kaum was über für die Vorsorge.

    Kenne aber auch genügend Fälle, die haben "wenig Geld", dafür immer um sich was Teures leisten zu können. Verdienst und Lebensstil korrelieren nur bedingt. Ich finde es auch zu billig, auf Mindestlohn zu zeigen, wenn der örtliche Aldi Hilfskräfte für 16€/h sucht.

  • wer vollzeit mindeslohn verdient

    bekommt ca, 1900€ brutto 35/h

    da landet tasächlich ein kleiner betrag in den rentenkassen, was aber das system deutlich mehr unterstüzt ist der krankenkassenbeitrag.

    aber wir sind ja hier im faden der Rente, man erwirbt derzeitig damit ca. einen halben rentenpunkt, also nicht sonderlich viel, meine Empfehlung: job/arbeitgeber wechsel. dass ist alenfalls etwas für einen berufseinstieg tragbares.

  • Wie bekommen die denn nach Abitur und Studium die 45 Jahre zusammen (die man ja für die "Rente mit 63" benötigt)?

    Vorsicht, die "Rente mit 63" beginnt erst mit knapp 65.

    Ich schrieb von denen, die mit 63 in Rente gehen. Das ist die "Rente für langjährige Versicherte", für die man nur 35 Jahre braucht und die Abschläge beinhaltet.

    Daher auch:

    die es sich leisten können.

  • Die Behauptung, dass die gearbeiteten Jahre irrelevant seien, ist jedenfalls nicht korrekt. Um eine relativ vergleichbare Rente zu bekommen, muss man vergleichbar lange einzahlen.

    Nun ja, es gilt bei der GRV das Äquivalenzprinzip. Und der relative Vergleich mag ja schön klingen, in der Realität stößt das Ganze aber an die finanziellen Grenzen.

    Jemand der immer gut Verdient hat, mag sich im Alter damit leichter tun früher in Rente zu gehen und Abstriche im Kauf zu nehmen.

    Bei Menschen, die eher weniger verdient haben, scheitert das dann häufig an der finanziellen Realität. Da muss eben so lange wie möglich durchgezogen werden um die Rente zu maximieren. Mit allen Folgen, die sich dann daraus für das spätere Renterleben ergeben.