Kosten für Online Bewerbungsgespräch absetzen?

  • Hallo,


    ich habe demnächst ein Online Bewerbungsgespräch und würde mir dafür, damit auch der Ton eine gute Qualität hat, gerne ein richtiges Mikrofon (z.B. wie es Podcaster auch nutzen) zulegen.


    Meine Frage wäre: Kann ich die vollen Kosten hierfür absetzen oder wird nur ein Anteil angerechnet?


    Ich würde lieber etwas teures um die 300€ kaufen, was auch eine tolle Qualität bietet, als einen "billig-Kompromiss" einzugehen.


    Danke für die Hilfe!

  • Ähm… Du willst Dir für ein einziges Bewerbungsgespräch für einen ganz normalen Job ein Mikro für 300 EUR kaufen? Jedes 08/15-Headset reicht dafür.


    Ich weiß nicht, ob es dazu Richtlinien gibt, aber wäre ich Finanzbeamter würde ich wohl vermuten, da versucht jemand sein Hobby-Equipment als angeblich beruflich veranlasst zu deklarieren…

  • Ich kann dir hier einen Ansatzpunkt von der "anderen Seite" des Tischs geben.


    V.a. seit dem Corona-Lockdown besteht mein Arbeitsalltag zu großen Teilen aus Videokonferenzen, ab und zu auch mit Bewerbern.

    Ich habe kein High-End-Soundsystem, sondern nutze entweder die Laptop-Lautsprecher, das Kabel-Headset von Apple, einen Tischlautsprecher mit integriertem Mikro (Jabra) oder irgendwelche Raumtechnik in den Besprechungsräumen.

    Die Tonqualität ist nicht nur durch dein Equipment beeinflusst, sondern auch durch meins.

    Was mich persönlich in Videokonferenzen viel mehr stört, als der Unterschied zwischen dem 10 € Headset und einem 300 € High-End-Mikro sind folgende Sachen:
    - Schlechte Geräuschunterdrückung (die Geräuschunterdrückung führt wohl teilweise dazu, dass das Mikro weitgehend stummgeschaltet wird, wenn man nicht spricht und wenn man anfängt zu sprechen, sind die ersten Wörter kaum zu verstehen)

    - Schwankende Lautstärke (das ist v.a. der Fall, wenn Leute in Räumen sitzen und manche näher am Mikro als andere oder Leute zu Hause rumlaufen oder sie am Kabel-Headset rumfummeln und sich das Mikro dreht)

    - Sich ändernde Lichtverhältnisse, die durch automatische Korrekturen der Software noch verstärkt werden (das lässt sich bei schwankendem Tageslicht - derzeit wechselt es von strahlender Sonne in strömenden Regen innerhalb von Sekunden - nicht verhindern, mit künstlichem Licht aber verringern).
    - Leute, die mit den Fingern oder Stiften auf dem Tisch trommeln oder kratzen (je nach dem, wie das ins Mikro geht, wird es noch verstärkt)

    - Hintergrundgeräusche (z.B. durch Tischnachbarn im Großraumbüro, staubsaugender Partner zu Hause...)

    Will sagen - ich habe bisher alles ohne ein 300 € High-End-Headset hinbekommen. Es gibt aber ein paar andere Dinge, die m.E. einen viel größeren Effekt haben.

  • Klar kannst du die Kosten für das Mikro in der Steuererklärung angeben. Aber du musst damit rechnen, dass der Finanzbeamte Nachfragen dazu anstellt und dir die Kosten nicht anerkennt. Denn für mich passt hier die Verhältnismäßigkeit überhaupt nicht.


    Ob es dazu regeln gibt, weiß ich nicht, da ich kein Steuerexperte bin.


    Aber wenn das durchgeht, könnte man es ja weiterspinnen und sich einen neuen Laptop für 5.000 Euro kaufen. Natürlich nur fürs Bewerbungsgespräch, weil der alte Laptop könnte ja das Video beim Anruf etwas ruckelig übertragen...

  • Für normale Gespräche tut es eigentlich fast jedes Mikrofon, selbst das integrierte von Notebooks, sofern dessen Lüfter keine Turbine ist.


    Was Konferenzen sehr viel angenehmer machen sind bewegliche webcams die nicht am Tablet oder Notebook integriert sind, und man somit einen gleichbleibenden guten Winkel hat.

    Nebeneffekt die Dinger haben auch direkt ein Mikrofon integriert was das Lüfter Geräusch vom Notebook eliminieren sollte.

    Anstatt über Lautsprecher dem Gespräch zu folgen sollte man einen Kopfhörer nutzen, das eliminiert Rückkopplungen.


    Es ist von Vorteil wenn man die Konferenz Software im Vorfeld mal ausprobiert hat um diese kennen zu lernen, speak to Talk (grenzpegel) oder Push to Talk einzustellen.


    Nutzt man kein headset welches automatisch immer den gleichen Abstand beim reden hält, sollte man dies während dem Gespräch beachten, dass man möglichst immer in die gleiche Richtung und mit dem gleichen Abstand zum Mikrofon spricht.


    Alles in allem sollte man mit 50€ gut hinkommen für ein Mikrofon/headset

    Bei einer webcam liegt man auch in diesem Preis Bereich.



    Vermeiden sollte man Videocalls per Smartphone oder Tablet sofern man keinen hands free Halter dafür hat.

  • Meine Frage wäre: Kann ich die vollen Kosten hierfür absetzen oder wird nur ein Anteil angerechnet?

    Normalerweise ist nur der Anteil beruflicher Nutzung absetzbar. Wie hoch da typische Anteile bei hochwertigen Mikrophonen sind, weiß ich nicht. Bei weniger als 10% wird es aber schwierig.


  • Aber wenn das durchgeht, könnte man es ja weiterspinnen und sich einen neuen Laptop für 5.000 Euro kaufen. Natürlich nur fürs Bewerbungsgespräch, weil der alte Laptop könnte ja das Video beim Anruf etwas ruckelig übertragen...

    Ich hab mir für jede Bewerbung ein neues Auto gekauft um beim potentiellen Arbeitgeber einen guten Eindruck zu hinterlassen. Aber jetzt wird der Platz eng, daher setze ich jetzt auch die Anmietung eines Parkplates über die Werbungskosten ab.

  • Bin ich eigentlich der Einzige, der sich für so ein Gespräch mit Hilfe eines Stilberaters komplett neu einkleidet, inkl. Friseurbesuch? 8o


    Oder ist das schon wieder zu banal und das macht ihr zusätzlich auch noch?

  • Bei zeitanteiliger Absetzbarkeit würde das für eine Stunde Bewerbung etwa 3 Cent bedeuten. Würde ich versuchen. Obwohl, da könnte ich mir doch auch ein 1000 €-Gerät kaufen. 🤔

  • Ich würde es eher beim potentiellen künftigen Arbeitgeber versuchen.


    Gemäß Paragraph 670 BGB:

    "Macht der Beauftragte zum Zwecke der Ausführung des Auftrags Aufwendungen, die er den Umständen nach für erforderlich halten darf, so ist der Auftraggeber zum Ersatz verpflichtet."


    Gilt auch für Fahrt- und Übernachtungskosten, sogar Lohnausfall, zu und durch Bewerbungsgespräche. Und nachdem wir uns hier, wenn ich die Kommentare lesen, alle einig sind, dass es eine notwendige Anschaffung ist, um am Bewerbungsgespräch teilnehmen zu können, müsste auch ein Mikrofon erstattungsfähig sein.

  • Und nachdem wir uns hier, wenn ich die Kommentare lesen, alle einig sind, dass es eine notwendige Anschaffung ist, um am Bewerbungsgespräch teilnehmen zu können, müsste auch ein Mikrofon erstattungsfähig sein

    Eigentlich sind sich alle hier einig, dass ein 300 Euro Mikrofon keine notwendige Anschaffung für ein Bewerbungsgespräch ist.

  • Wenn du glaubhaft machen kannst, dass du die Arbeitsmittel zu weniger als 10% privat nutzt, dann kannst du sie absetzen.


    Dürfte schwer werden, aber probieren kannst du es natürlich.

  • Um noch mal auf die Ausgangslage zurückzukommen, Ausstattung für online-Bewerbungsgespräch: Wenn Du den Eindruck hast, dass dein Laptop bzgl. Mikrofon und Kamera nicht gut ist, würde ich die Anschaffung einer soliden Webcam empfehlen. Damit hast Du guten Ton UND gutes Bild. Klassiker ist z.B. die Logitech C920. Die gibt es für unter 80 EUR, und die könntest Du dann wahrscheinlich wirklich erfolgreich in der Steuererklärung angeben (klassisches Arbeitsmittel und vom Betrag unter dem Radar).

  • Ich hab mein Bewerbungsgespräch sogar mit Smartphone gehalten - etwas weiter weggeschoben, auf einen Karton gestellt und an eine Kaffeetasse gelehnt. Und ja, ich hab den Job bekommen :)
    Wenn man sich nicht gerade in der Medienbranche bewirbt, sollte das doch weniger ausschlaggebend sein, als dass man eine gute Fachkraft ist oder nicht? :)

  • Ich hab mein Bewerbungsgespräch sogar mit Smartphone gehalten - etwas weiter weggeschoben, auf einen Karton gestellt und an eine Kaffeetasse gelehnt. Und ja, ich hab den Job bekommen :)
    Wenn man sich nicht gerade in der Medienbranche bewirbt, sollte das doch weniger ausschlaggebend sein, als dass man eine gute Fachkraft ist oder nicht? :)

    Hast Du die Kaffeetasse abgesetzt? :D

  • Nur der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass auch bei einem Bewerbungsvideo vor allem das inhaltliche zählt.


    Daneben finde ich es zumindest vorteilhaft, wenn der Bewerber

    -angemessene Kleidung trägt (das mag je nach Job verschieden sein, aber bei solchen, wo ein Erstgespräch über Teams geführt wird, ist sind Jogginghose und verwaschenes Shirt meist nicht die beste Wahl)

    - entspannt am Tisch sitzt und nicht auf der Couch lümmelt

    - und dabei entspannt und souverän vor dem Bildschirm sitzt (nicht das Mobil device in der Hand hält)