3% Entspar-Strategie, wie Inflatin, bei kleiner werdendem Depotwert einbeziehen?

  • BTW: Ich kann Dir ja mal sagen, um wie viel Prozent sich meine prognostizierte bAV-Rente seit 2013 erhöht hat: 0,0% :/

    Meine wurde seit 2014 um 33% erhöht, also um ca. 2,6% p.A. Die ist aber zu 100% vom AG finanziert.


    Die von mir mitfinanzeirte BaV wäre Dank ständig gesenktem Rentenfaktor gesunken, wenn man sie verrenten würde. Daher wurden die Einzahlungen auch gestoppt und der Betrahg wird zum Auszahlungszeitpunkt als Einmalzahlung entnommen.

    Aber das Depot kann im Durchschnitt 5-7% pro Jahr inflationsbereinigt steigen

    Was nützt mir der Durchschnitt, wenn ich zum falschen Zeitpunkt in Rente gehe? An der Börse kann es auch mal wieder so aussehen wie z.B. 2000-2009.

  • Zitat von Fred_

    Aber das Depot kann im Durchschnitt 5-7% pro Jahr inflationsbereinigt steigen


    Was nützt mir der Durchschnitt, wenn ich zum falschen Zeitpunkt in Rente gehe? An der Börse kann es auch mal wieder so aussehen wie z.B. 2000-2009.

    Wenn du in Rente gehst, dann brauchst du ja dein Depot nicht versilbern. Lass das mit buy&hold weiter laufen und dann wird es wieder gut.


    Nach dem Spruch: "Am Ende wird alles gut." - "Und wenn es noch nicht gut ist, dann ist es noch nicht das Ende." :)

  • Meine wurde seit 2014 um 33% erhöht, also um ca. 2,6% p.A. Die ist aber zu 100% vom AG finanziert.

    Ja, so etwas hatte unsere Firma früher auch mal.

    Leider wurde das Modell 2004 eingestellt. An den 'Altlasten' knapst die Firma heute noch, da die Rentenzusagen von damals finanziert werden müssen.

    An der Börse kann es auch mal wieder so aussehen wie z.B. 2000-2009.

    Völlig richtig. Daher sollte man auch rechtzeitig vor Rentenbeginn entsprechende Rücklagen für eine mehrjährige Börsenbaisse 'sicher' parken.

    Ansonsten braucht man ja i.d.R. auch nicht zu Rentenbeginn schlagartig einige 100.000€. Also ich jedenfalls nicht.

    Wenn ich also von 1.000€ zusätzlichem Bedarf in der Rentenphase ausgehe, kann man 'schon' mit 60.000€ 5 Jahre Börsenbaisse überbrücken.

  • Wenn du in Rente gehst, dann brauchst du ja dein Depot nicht versilbern. Lass das mit buy&hold weiter laufen und dann wird es wieder gut.

    Das sagst Du so einfach. Im Gegensatz zu Fuchs73 habe ich das ganze vor kurzem mal grob durchgespielt, mit meinen in 8 Jahren geplanten Depotwert, den daraus berechneten geplanten Entnahmen, dem realen Renditedreieick vom MSCI World aus dem Zeitbereich und 3 bzw. 5 Jahren Cash-Puffer neben den Aktien.


    Fazit: bei 3 Jahren und meinen sonstigen Randbedingungen hätte ich die Entnahmerate anpassen müssen (oder es zumindest getan), mit 5 Jahren wäre es gerade so gut gegangen.


    Leider wurde das Modell 2004 eingestellt.

    Bei uns zu Glück erst 2007, und da ich seit 2005 dabei bin, habe ich noch das Glück daran teilhaben zu dürfen.


    Wenn ich also von 1.000€ zusätzlichem Bedarf in der Rentenphase ausgehe, kann man 'schon' mit 60.000€ 5 Jahre Börsenbaisse überbrücken.

    Auch das wird sich erst zeigen. Mind. ein Inflationsausgleich nach KAP sollte für mich drin sein und wenn den Tagesgeld oder Staatsanleihen nicht abdecken, dann wird es u.U. schwierig. Reale Werte für Multi-Asset ETFs aus der Zeit gibt es kaum/garnicht.


    Womit man wieder bei der Ausgangsfrage wäre. Reichen einem 500k im Depot oder sollen es doch eher 1,5 Mio sein.

  • Ich selbst befinde mich seit 11 Jahren in der Entnahmephase. In den ersten Jahren habe ich einen teilweisen Kapitalverzehr vorgenommen bis meine Altersrente hinzu kam. Dafür hatte ich gedanklich mein Vermögen aufgeteilt in einen Teil, für den Kapitalverzehr und einen, der eine dauerhafte Entnahme ermöglichen soll. Für die langfristige Entnahme bin ich von einer variablen Entnahme von 3 % ausgegangen. Soweit ganz grob der Plan.


    Für eine erfolgreiche Entnahme muss man sich in der Ansparphase darüber klar werden, welches Kapital man in der Entnahmephase in etwa benötigen wird und konsequent darauf hin sparen, ohne das Leben zu vergessen. Dazu muss man einen Plan haben, wann man in Rente gehen will, welche Einkünfte man erwarten kann und welche Lücke das Depot ausfüllen soll. Welche Entnahme kann man aus dem Kapital ziehen. Auch nicht unwichtig ist die Frage, ob man sein Vermögen aufbrauchen will oder ob Vererbung wichtig ist. Ist einem im Zweifel mehr Sicherheit wichtig oder mehr Konsum, vielleicht kann man sich auch beides leisten. Auch bei der Entnahme muss man sich seine Ziele definieren für eine passende Planung. Das braucht tatsächlich Zeit. Sofern das Vermögen nicht überdimensioniert ist, würde ich wenigstens drei Jahre vorher mit der Planung empfehlen anzufangen.


    Wer den Vermögenserhalt als Ziel hat, sollte nicht mehr als 3,2 % p.a. entnehmen. Wer das Kapital aufbrauchen möchte, kann mit 4-5 % starten, je nachdem wann die Zahlung beginnt und für welches Alter man plant. Daneben ist es wichtig, welche Sicherheit man dabei anstrebt. Wer bereit ist, die Entnahme in schlechten Zeiten auch mal zu drosseln (Stichwort teildynamische Entnahme), kann sogar mit etwas höheren Werten starten und dennoch ein hohes Maß an Sicherheit erreichen. Aber dafür muss man die Methode beherrschen. Das Renditereihenfolgerisiko muss man ernst nehmen (SoRR Sequence of Return Risk). Es hilft einem nichts, dass 90 % der Anleger mit 4 % gut durchkommen, wenn man selbst einen schlechten Startzeitpunkt erwischt hat. Dabei ist auch ein Blick auf das Shiller PE ein möglicher Hinweis auf hohe Bewertungen im Sinn von erhöhtem Risiko. Dann wäre ich etwas vorsichtiger.

    Zum Thema Entnahmen ist der Blog https://www.finanzen-erklaert.de/ hilfreich oder wer englisch kann fast noch besser https://earlyretirementnow.com/


    Da man viele Parameter nicht genau bestimmen kann, habe ich verschiedene Rechnungen angestellt und die Annahmen variiert. Was ist bei einer Inflation von 2 % und was, wenn es 3,5 % sein werden. Was passiert bei einem Börseneinbruch und was wenn der Aktienanteil stärker steigt. Wie wirkt sich ein Jahr früher aus und wie kann ich mit einem Zusatzjob schlechte Börsenzeiten ausgleichen. Welche Ausgaben werde ich im Ruhestand haben und welche Möglichkeiten will ich einplanen. Soll ich noch ein Jahr länger arbeiten, um mir das Wohnmobil leisten zu können oder brauche ich das nicht. Will ich für eine Übergangszeit Teilzeit arbeiten, um den Einstieg in die nächste Phase vorzubereiten? Die Auseinandersetzung mit solchen Fragen hat mir deutlich Sicherheit gegeben für die kommende Zeit.


    Meine Entscheidung fiel zunächst auf die volldynamische Entnahme mit 3 % für die langfristige Entnahme, weil sie ein Pleiterisiko zu 100 % ausschließt für den Preis, dass ich ein stark schwankendes Einkommen akzeptiert hätte. Teildynamische Entnahmen kannte ich zu dem Zeitpunkt noch nicht. Der Teil des Depots der in den ersten Jahren aufgebraucht werden sollte, würde ich mit meinem Wissen von heute weniger riskant anlegen, während der für die langfristige Entnahme durchaus mit einem hohen Aktienteil bestückst sein darf. Bei einer relativ hohen Ausschüttungsquote komme ich mit einem kleinen Puffer aus. Heute würd ich eine teildynamische Entnahme von Anfang an bevorzugen. Die Schwankungen fallen kleiner aus als bei der volldynamischen. Ausschüttungen im Depot haben sich bei mir in der Entnahmephase bewährt, weil sie den Puffer automatisch auffüllen.


    Nach Verkauf einer Eigentumswohnung komme ich mittlerweile mit einer Entnahme von 1,5 % aus. Schon zuvor stieg das Depot auch in der ersten Phase, weil ich tendenziell weiter gespart habe. Seit dem Verkauf hat sich das Wachstum beschleunigt. Dadurch muss ich selten mit Verkäufen eingreifen. Die Frage wann ich den Puffer auffülle ergibt sich nicht. Allerdings betrachte ich mich als "glücklicher" Anleger, der zu einer guten Zeit in Rente ging.


    Für mich wäre es unvorstellbar, die Entnahme einem "Fachmann" zu übergeben. Dafür habe ich bei Banken und Finanzberatern schon viel zu viel schlechte Expertise gesehen. Warum sollten die ausgerechnet bei einer komplexen Aufgabe wie der Entnahme mehr Ahnung haben und in meinem Sinn agieren? Bei computergestützten Lösungen wird es keinen Deut besser, man denke nur an die ganzen optimierten Umschichtungen in Riesterverträgen. Konzeptionell wird da oft viel zu viel Risiko rausgenommen. Da übernehme ich lieber selbst Verantwortung und weiß an welchen Stellschrauben ich in kritischen Situationen schrauben kann und muss. Nur wenn du Dich selbst auskennst könntest Du es delegieren, aber dann kannst Du es auch selbst machen, denn viel Arbeit ist es nicht.


    Schwierig fand ich die Umstellung von Sparen auf Entsparen. Das ist einfach eine andere Einstellung. Ich habe in den ersten Jahren versucht durch "nicht Entnahme" weiter zu sparen. Neben der freundlichen Börsenstimmung war das der Hauptgrund für das wachsende Depot. Mag aber auch daran liegen, dass ich nicht viele kostspielige Hobbies habe.


    Was die Ausgaben im Rentenalter angeht, sind diese oft hoch zu Beginn der Rentenzeit, weil man sich diversen Aktivitäten widmet. Danach sinken die Ausgaben, um bei Pflege wieder kräftig anzusteigen. So jedenfalls die Tendenz. Im Einzelfall kann natürlich alles ganz anders sein.


    Was die Inflation angeht, gibt es da kein Problem, wenn die Entnahmerate moderat ist. Es bleibt nach Steuern und Entnahme genug Wertsteigerung übrig.

  • Auch nicht unwichtig ist die Frage, ob man sein Vermögen aufbrauchen will oder ob Vererbung wichtig ist.

    Aus meiner Sicht kann Vererbung niemals wichtig sein. Es handelt sich um dein Geld, dein Leben, deine Pflege etc.


    Mir geht es nicht darum, große Vermögenswerte sinnlos zu verprassen. Es gibt aber sehr viele Menschen, denen das Vererben wichiger ist als die eigenen Lebensumstände. Da werden selbstbewohnte Immobilien gehalten, "nur" damit die Kinder was haben, obwohl es objektiv betrachtet 10x besser wäre, sich von dem viel zu groß gewordenen Haus zu trennen. Das Forum ist voll von diesen Fallsbeispielen.

  • Aus meiner Sicht kann Vererbung niemals wichtig sein.

    Deine Sicht sei Dir ja ungenommen aber es gibt auch noch andere Sichtweisen und jeder kann mit seinem Geld machen was er möchte. Diese Freiheit kann ich mir allerdings nur erlauben wenn ich Geld habe. Habe ich kein Geld sind es andere Zwänge die dich zu bestimmten Verhalten zwingen.

    Wenn es des einen Lebensziel ist maximal viel zu Vererben dann braucht man das ja nicht selber so zu machen.


    Der Nachbar von meinem Vatter ist noch schwer Krebskrank bis kurz vor seinem Tod durch die Straßengräben gekrochen und hat Pfandflaschen gesammelt. Nicht weil er es brauchte sondern um das Geld seinen Enkeln zu geben und das hat er jedem stolz erzählt. Kann halt jeder selber entscheiden......

  • 90 Prozent Aktien danke für deine Ausführung. Das ist einer der hilfreichsten Beiträge, die ich hier gelesen habe.

    Eigentlich nicht. :(


    Der Beitrag ist lang und enthält vieles, das einem vertraut ist, wenn man sich mit dem Thema beschäftigt hat.


    Aber welcher Anfänger kann beispielsweise mit diesem Abschnitt etwas anfangen:

    Meine Entscheidung fiel zunächst auf die volldynamische Entnahme mit 3 % für die langfristige Entnahme, weil sie ein Pleiterisiko zu 100 % ausschließt für den Preis, dass ich ein stark schwankendes Einkommen akzeptiert hätte. Teildynamische Entnahmen kannte ich zu dem Zeitpunkt noch nicht. Der Teil des Depots, der in den ersten Jahren aufgebraucht werden sollte, würde ich mit meinem Wissen von heute weniger riskant anlegen, während der für die langfristige Entnahme durchaus mit einem hohen Aktienteil bestückt sein darf. Bei einer relativ hohen Ausschüttungsquote komme ich mit einem kleinen Puffer aus. Heute würde ich eine teildynamische Entnahme von Anfang an bevorzugen. Die Schwankungen fallen kleiner aus als bei der volldynamischen. Ausschüttungen im Depot haben sich bei mir in der Entnahmephase bewährt, weil sie den Puffer automatisch auffüllen.

    Kannst Du mir erklären, was eine volldynamische Entnahme ist und was eine teildynamische? Und was ist weniger riskant? Wie groß soll denn der Teil des Depots sein, der in (welchen?) ersten Jahren aufgebraucht werden soll? (Ohne jetzt insgesamt eine Gegenrede zu verfassen)


    Eine Anleitung sollte für einen Dritten umsetzbar sein. Das sehe ich bei diesem Text nicht.


  • Bei dem Beitrag ging es mir auch darum zukünftigen Rentnern einen Eindruck zu vermitteln, wie das ablaufen kann und natürlich sollte das alles nicht komplett unbekannt sein. Es geht hier nicht um eine fertige Strickanleitung, denn jeder muss es für seine Zwecke gestalten. Es geht um Anregungen.


    Volldynamisch bedeutet, dass man jedes Jahr einen festen Prozentsatz vom aktuellen Vermögen im Cashpuffer reserviert. Damit schwanken Deine Entnahmen von Jahr zu Jahr teils recht heftig. Sollte Deine anfängliche Entnahmerate sehr hoch sein (beispielsweise 5 %), dann kann die Entnahme auch von Jahr zu Jahr kleiner werden, aber niemals null.


    Angenommen Du fängst mit einer Entnahme von 1000 Euro p.m. an und die Börse bricht um 30 % ein. Dann sinkt Deine Entnahme auf 700 Euro. Im Folgejahr erholt sich die Börse weitgehend (+30 %) und schon kommst Du auf 910 Euro. Im Jahr drauf geht es dann weitere 20 % nach oben und Du kannst 1092 Euro entnehmen. Damit hast Du im Vergleich zum Start endlich die Inflationsrate der letzten Jahre geschlagen. Das gute an dieser Methode ist, dass das Vermögen nie auf null sinkt. Du kannst nicht pleite gehen. Auch das Erholungspotential des Vermögens bleibt erhalten. Solange sich Börse wieder erholt, kommst Du irgendwann zurück in die Gewinnzone. Es kann aber einige Jahre dauern und dazwischen kann es richtig schmerzhaft werden. Man darf nicht angewiesen sein auf die Entnahme, um die Ausgaben des täglichen Lebens abzudecken.


    Bei einer teildynamischen Entnahme gibt es verschiedene Modelle. Bei meinem einfachen Modell korrigiere ich die variable Entnahme nach oben oder unten je nach Marktlage und unter Berücksichtigung der Inflation. Wünschenswert aus Sicht eines Rentners ist es eine Art von Inflationsanpassung zu haben. Es müssen nicht zwingend jedes Jahr 2 oder 2,5 % sein, aber die grundsätzliche Richtung sollte stimmen. Weder soll man in einem Jahr massiv Geld ausgeben, noch im anderen extrem sparen müssen.


    Ausgangspunkt meiner Rechnung für die teildynamische Entnahme ist ähnlich wie bei der variablen Entnahme der prozentuale Wert vom Depot. Den Wert passe ich je nach "Wetterlage" mit einem festen Regelwerk nach oben oder unten an. Maximal erhöht sich die Entnahme um 5,5 % + Inflation und schlimmstenfalls steigt sie nur bzw. fällt möglicherweise um Inflation - 2,5 %. Man muss seine laufenden Ausgaben also nicht dramatisch anpassen. Bei langer Durststrecke an der Börse verliert man für die Zeit in etwa die Inflationsanpassung.


    Die Methode habe ich auch nicht selbst erfunden sondern von Vanguard gekapert.


    Die letzten Jahre habe ich mich immer an der oberen Grenze entlang gehangelt und konnte die Entnahme deutlich oberhalb der Inflation anpassen. Sollten jetzt magere Jahre kommen, hätte ich noch einiges an Speck zum zusetzen. Mit dieser Methode gibt man mehr aus als bei einer stur nach Inflation ausgerichteten Steigerung und erhält dennoch in etwa die Substanz. Der reale Wert des Depots schwankt deutlich weniger und das Risiko, damit Pleite zu gehen ist deutlich geringer als bei normalen Steigerungen nach Inflation. Umgestellt habe ich nicht zuletzt auf diese Methode weil mir die Geschwindigkeit mit der das Depot gewachsen ist unheimlich wurde. Jetzt ist alles schön eingetütet.


    Korrigierend zu meinen Ausführungen oben muss ich noch ergänzen, dass ich zwar für meine eigenen Zwecke nur 1,5 % entnehme aber insgesamt doch 3 %, wobei ich den Rest spende.

  • Aus meiner Sicht kann Vererbung niemals wichtig sein. Es handelt sich um dein Geld, dein Leben, deine Pflege etc.

    Für erstaunlich viele Menschen ist die Vererbung das wichtigste Moment überhaupt. Lieber schränken sie sich selbst ein, manchmal bis zur Selbstverleugnung, damit sie nur etwas zum Vererben haben. Besonders wichtig ist das, wenn man sich eine Immobilie geschaffen hat.


    Wenige Vermögenswerte vermitteln ein vergleichbares Eigentumsgefühl wie ein Eigenheim. Viele Eigenheimer wollen aber nicht loslassen, wollen im Haus bleiben, bis man sie mit den Füßen voraus hinausträgt. Der letzte ist dann 90 (oder mehr), die Kinder (wenn es überhaupt welche gibt), haben dann längst ihr eigenes Haus geschaffen (wenn sie das denn wollten), auch deren Kinder sind schon ausgeflogen, haben vielleicht ihrerseits schon Kinder (und entsprechenden Platzbedarf. Wenn es sich gibt, könnten die Enkel das Haus übernehmen. Aber Menschen sind heute mobiler als ehedem, heutige Enkel können über die ganze Welt verstreut sein.


    Die realistischste Option für ein Haus ist, daß man es nach dem Tod der Mutter verkauft (Frauen leben im Durchschnitt länger als Männer, Ehefrauen sind häufiger jünger als ihre Männer als umgekehrt). Und immer häufiger wird das Anwesen heute des Grundstücks wegen gekauft und nicht der Immobilie wegen, weil die Kernsanierung eines Gebäude aus den 50er oder 60er Jahren einen Haufen Geld kostet, für das man fast schon neu bauen kann.


    Neulich habe ich mich mit einem guten Bekannten über Geld im Alter unterhalten. Er hat mehr, als er realistisch verbrauchen kann, und will daher mit warmen Händen seinen Kindern geben. Die Steuer! Die Steuer! Ja, auf diese Weise kann man Erbschaftsteuer sparen, wenn er aber gleichzeitig Angst hat, daß ihm selber das Geld ausgeht, sollte der den Gedanken verdrängen. Wenn er kein Geld mehr hat, hat er das Problem. Die Erbschaftsteuer sparen letztlich die Erben. Er selbst bekommt davon nichts mehr mit.

  • Eine Anleitung sollte für einen Dritten umsetzbar sein. Das sehe ich bei diesem Text nicht.

    Ich habe den Text auch nicht als Anleitung verstanden, sondern als Erfahrungsbericht. Es gibt hier im Forum viele, die in der Ansparphase sind, auch einige, die mehr oder weniger kurz vor der Rente bzw. dem Beginn der Entnahmephase stehen. Aber kaum jemanden, der sich wirklich schon seit einigen Jahren in der Entnahmephase befindet. Insofern empfand ich den Beitrag von 90 Prozent Aktien durchaus als Bereicherung (und wenn man den Reaktionen glauben darf, war ich nicht die einzige).


    Mir geht es nicht darum, große Vermögenswerte sinnlos zu verprassen. Es gibt aber sehr viele Menschen, denen das Vererben wichiger ist als die eigenen Lebensumstände. Da werden selbstbewohnte Immobilien gehalten, "nur" damit die Kinder was haben, obwohl es objektiv betrachtet 10x besser wäre, sich von dem viel zu groß gewordenen Haus zu trennen. Das Forum ist voll von diesen Fallsbeispielen.

    Das stimmt in der Tat. Wobei es in diesen Fällen häufig nicht nur darum geht, etwas vererben zu wollen, sondern auch darum, dass viele Menschen sich schwer damit tun, in fortgeschrittenem Alter umzuziehen und das über Jahrzehnte liebgewonnene Zuhause (und bei einer räumlichen Verkleinerung von Einfamilienhaus zu Wohnung dann auch viele Möbel, Hausrat, den eigenen Garten usw...) loszulassen.


    Tragisch finde ich die Fälle, in denen die Eltern gar nicht so sehr am Haus selbst hängen, aber glauben, sie tun den Kindern was Gutes, indem sie es erhalten, um es zu vererben, und verschließen die Augen davor, dass für die Kinder die alte Hütte mit Sanierungsstau aus den 50er Jahren in Hintertupfingen eher eine Belastung ist. Selbst einziehen wollen sie nicht (weil längst am anderen Ende von Deutschland sesshaft geworden), wenn die Eltern gebrechlich werden, bleibt die Arbeit und Sorge meist an den Kindern hängen, und wenn der Erbfall eingetreten ist, muss (von den häufig ganz woanders wohnenden Kindern) entrümpelt, ein Käufer gefunden und ein Verkauf abgewickelt werden. Ein geerbtes Depot oder Tagesgeldkonto wäre sehr viel einfacher und kostengünstiger zu verteilen.

  • Bei dem Beitrag ging es mir auch darum zukünftigen Rentnern einen Eindruck zu vermitteln, wie das ablaufen kann und natürlich sollte das alles nicht komplett unbekannt sein. Es geht hier nicht um eine fertige Strickanleitung, denn jeder muss es für seine Zwecke gestalten. Es geht um Anregungen.

    Ich beschäftige mich mit dem Thema schon ein Weilchen. Es gibt auch meterweise Literatur dazu, was ein Zeichen dafür ist, daß es die eine einzige Lösung wohl nicht gibt. Vielleicht hat das auch damit zu tun, daß Prognosen schwierig sind, sofern sie die Zukunft betreffen und die Sachlagen auch höchst individuell sind.

    Volldynamisch bedeutet, dass man jedes Jahr einen festen Prozentsatz vom aktuellen Vermögen im Cashpuffer reserviert. Damit schwanken Deine Entnahmen von Jahr zu Jahr teils recht heftig. Sollte Deine anfängliche Entnahmerate sehr hoch sein (beispielsweise 5 %), dann kann die Entnahme auch von Jahr zu Jahr kleiner werden, aber niemals null.

    Die Entnahme kann sehr klein werden.


    Du erwähnst in Deiner Ausarbeitung einen wichtigen Aspekt nur in einem Nebensatz, nämlich die fixen Einnahmen. Bei den meisten Entnehmern deckt die gesetzliche Rente (oder Äquivalent) die Basisbedürfnisse ab, so daß Entnahmen aus dem Vermögen nur das Sahnehäubchen darstellen. Das mag auch mal wegfallen (oder klein werden). Das ist dann nicht so schlimm.


    Es gibt aber auch Leute, die keine solche fixe Zahlung im Hintergrund haben. Die schauen bei diesem Verfahren in die Röhre, wenn die Entnahmen klein werden.

    Angenommen Du fängst mit einer Entnahme von 1000 Euro p.m. an und die Börse bricht um 30 % ein. Dann sinkt Deine Entnahme auf 700 Euro. Im Folgejahr erholt sich die Börse weitgehend (+30 %) und schon kommst Du auf 910 Euro. Im Jahr drauf geht es dann weitere 20 % nach oben und Du kannst 1092 Euro entnehmen. Damit hast Du im Vergleich zum Start endlich die Inflationsrate der letzten Jahre geschlagen. Das gute an dieser Methode ist, dass das Vermögen nie auf null sinkt. Du kannst nicht pleite gehen. Auch das Erholungspotential des Vermögens bleibt erhalten. Solange sich Börse wieder erholt, kommst Du irgendwann zurück in die Gewinnzone. Es kann aber einige Jahre dauern und dazwischen kann es richtig schmerzhaft werden. Man darf nicht angewiesen sein auf die Entnahme, um die Ausgaben des täglichen Lebens abzudecken.

    Eben. Für diese Personengruppe reichen 1000 € auch nicht. Das können auch 3000 € sein (Die Entnahme ist ja das Bruttogehalt, davon gehen noch Steuern und Krankenversicherung weg, dann ist es gleich schon deutlich weniger).

    Bei einer teildynamischen Entnahme gibt es verschiedene Modelle. Bei meinem einfachen Modell korrigiere ich die variable Entnahme nach oben oder unten je nach Marktlage und unter Berücksichtigung der Inflation. Wünschenswert aus Sicht eines Rentners ist es, eine Art von Inflationsanpassung zu haben. Es müssen nicht zwingend jedes Jahr 2 oder 2,5 % sein, aber die grundsätzliche Richtung sollte stimmen. Weder soll man in einem Jahr massiv Geld ausgeben, noch im anderen extrem sparen müssen.


    Ausgangspunkt meiner Rechnung für die teildynamische Entnahme ist ähnlich wie bei der variablen Entnahme der prozentuale Wert vom Depot. Den Wert passe ich je nach "Wetterlage" mit einem festen Regelwerk nach oben oder unten an. Maximal erhöht sich die Entnahme um 5,5 % + Inflation und schlimmstenfalls steigt sie nur bzw. fällt möglicherweise um Inflation - 2,5 %. Man muss seine laufenden Ausgaben also nicht dramatisch anpassen. Bei langer Durststrecke an der Börse verliert man für die Zeit in etwa die Inflationsanpassung.


    Die Methode habe ich auch nicht selbst erfunden sondern von Vanguard gekapert.

    Ich kann Dir nicht folgen, habe speziell damit Probleme, welche Prozente jetzt Prozente sind und welche Prozentpunkte.

    Korrigierend zu meinen Ausführungen oben muss ich noch ergänzen, dass ich zwar für meine eigenen Zwecke nur 1,5 % entnehme aber insgesamt doch 3 %, wobei ich den Rest spende.

    Ich ersehe daraus, daß Du ein Depot in reichlicher Größe hast (was Dir gegönnt sein mag). Eine Entnahme von 3% hat historisch in den meisten Fällen zu einer ewigen Rente geführt, das heißt: Das Vermögen ist trotz Entnahme nicht etwa laufend verzehrt worden, sondern sogar gewachsen. Das ist natürlich angenehm, weil sorgenfrei.


    Das gilt aber nicht für viele Sparer. Typischerweise wird es ohne Verzehr oder Teilverzehr des Vermögens nicht gehen, und dann muß man spitzer rechnen.


    Du hast oben geschrieben, man müsse sich rechtzeitig ausrechnen, wieviel Geld man brauche und dann gezielt darauf hinsparen. Das hast Du selbst nicht so gemacht, wenngleich ich vermuten darf, daß die Börsenentwicklung derartig geschoben hat, daß Du erheblich schneller vorangekommen bist als erwartet. Ich gehe jede Wette ein, daß Du deutlich über Deinem Ziel angekommen bist. Möglicherweise hat Dir das ja auch einen frühen Ruhestand ermöglicht.


    Wenn man reichlich Wasser unter dem Kiel hat, ist es leicht zu navigieren.

  • Achim Weiss


    Weder wurde ich mit dem silbernen Löffel im Mund geboren noch hatte ich ideales Börsenwetter bei der Ansparphase (2001 - 2013). Zum Zeitpunkt als ich vorzeitig in Ruhestand ging, hatte ich keineswegs viel Wasser unter dem Kiel. Und selbstverständlich habe ich oft ausgerechnet, mit wieviel Geld ich mir den Ausstieg leisten kann und wann die Wohnung schuldenfrei ist. Wieso solche Unterstellungen? Habe ich Dir was getan?


    Dass jeder seinen Entnahmeplan individuell an seine Bedürfnisse anpassen muss, habe ich denke ich oft genug gesagt und einen Teil meines Kapitals habe ich bis zum Rentenbeginn aufgezehrt, zumindest theoretisch. Tatsächlich habe ich nicht genug ausgegeben sondern weiter gespart, was ein typischer Fehler in der Entnahmephase ist.


    Dass ich jetzt ein Luxusproblem habe liegt am Verkauf der ETW und einer kleinen Erbschaft. Das Prinzip würde unverändert auch ohne die Erbschaft funktionieren, allerdings gingen dann nicht 1,5 % in Spenden. Die ewige Rente für einen Teil des Kapitals war von Anfang an mein Plan.

  • Zum Zeitpunkt, als ich vorzeitig in Ruhestand ging, hatte ich keineswegs viel Wasser unter dem Kiel.

    Immerhin war es wohl ausreichend für diese Privatiersphase. Nicht viele Menschen können sich das leisten. Ich würde das schon als "viel Wasser unter dem Kiel" bezeichnen, meinetwegen auch als "genug Wasser unter dem Kiel".

    Dass jeder seinen Entnahmeplan individuell an seine Bedürfnisse anpassen muss, habe ich oft genug gesagt und einen Teil meines Kapitals habe ich bis zum Rentenbeginn aufgezehrt, zumindest theoretisch. Tatsächlich habe ich nicht genug ausgegeben, sondern weiter gespart, was ein typischer Fehler in der Entnahmephase ist.

    Wieso soll das ein Fehler sein? Ein typischer zumal?

    Dass ich jetzt ein Luxusproblem habe, liegt am Verkauf der ETW und einer kleinen Erbschaft. Das Prinzip würde unverändert auch ohne die Erbschaft funktionieren, allerdings gingen dann nicht 1,5 % in Spenden. Die ewige Rente für einen Teil des Kapitals war von Anfang an mein Plan.

    Das ist doch schön für Dich.


    Du hast in Deinem langen Text oben eine Menge bekannter Prinzipien flüssig dargestellt, was die Leserschaft hier sehr goutiert hat. Schaut man allerdings näher hin oder will das gar für sich selber anwenden, stellt man fest, daß das nicht geht, weil die Hinweise nicht konkret genug sind.

  • Ich will an dieser Stelle einfach mein Unverständnis ausdrücken, wieso Achim Weiss in diesem Thread die Beiträge von 90 Prozent Aktien schlecht redet.


    Das ist erstens bemerkenswert, weil Achims Beiträge oft genug selbst inhalts- und lösungsarm die Fragenden nur von oben herab darauf hinweisen, dass sie einen Fehler gemacht haben (was sie selber eh schon wissen, deshalb fragen sie hier was);

    zweitens sehe ich das völlig anders und habe hier die Beiträge von 90 Prozent Aktien gerne und interessiert gelesen.


    Ich hoffe, 90 Prozent Aktien lässt sich davon nicht die Lust am Forum verderben und schreibt weiter hier … lieber dürfte sich Achim Weiss mal ein anderes Hobby suchen …

  • Interessant für diesen Thread dürfte das aktuelle Video von Ben Felix sein:


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    Letztlich spricht auch er sich für eine dynamische Entnahmerate aus einem 100% Aktienportfolio aus.

    100% Aktien und ein "Kissen aus Festgeld" zur Minimierung des SorR kommt allerdings auch nicht so schlecht weg.