Koalitionsverhandlungen: SPD will 30% auf Kapitalerträge

  • Wir bekommen zu wenig Rente

    Das gilt nicht für alle. Kenne beispielsweise einige Politiker (auch EU-Politiker), die nun im Ruhestand sehr auskömmliche um nicht zu sagen üppige "Renten" bekommen. Gleiches gilt auch für einige mir bekannte Beamte ("Pensionen").

    ... müssen damit wir im Alter nicht verarmen ein dickes ETF Polster aufbauen.

    Das ganze Setting (Rahmenbedingungen samt steuerlicher Regelungen) beim Thema "langfristiges Sparen über Jahrzehnte für das Alter" müßte nach meinem Dafürhalten neu ausgestaltet werden (und das seit sehr vielen Jahren schon). Dazu habe ich bislang aber nix vernommen - oder das leider übersehen ... ?

    Und wie gesagt, an meine schwer gearbeiteten Eltern welche sich an ETF nicht rantrauen und jetzt mit ihrem Festgeld sogar noch deutlich mehr Geld verlieren will ich gar nicht erst denken, denn das macht mich so richtig traurig.

    Das Problem bei diesem Geldsystem (Fiat-Money) und dem Umgang der Staaten und staatlichen Notenbanken damit ist, daß tendenziell der brave und solide und risikoarme Anlagen wählende Sparer - auf lange Sicht jedenfalls - immer der Dumme ist (bzw. dazu gemacht wird).

    Wer ein solches Geldsystem und den Umgang der Staaten und staatlichen Notenbanken damit auch nur halbwegs versteht, wird anders agieren (aus meiner persönlichen Sicht gilt das auch gegenüber einem Währungsexperiment wie der Einheitswährung in der Eurozone).

    Also ich kann hier so manche Meinung absolut nicht verstehen und bin ehrlich gesagt entsetzt.

    :thumbup: Dem muß ich mich (leider) vollumfänglich anschließen.

  • Wenn ihr regelmäßig die Podcasts hört, solltet ihr wissen, das junge Leute von Saidi und Emil angehalten werden, 20% ihres Nettoeinkommens monatlich wegzusparen für die zukünftige Rente, da die GRV eben keineswegs sicher ist.


    Da reden wir ganz schnell von ganz anderen Summen.

    Aber in aller Regel doch erst irgendwann nach vielen Jahren, wenn man per Buy & Hold in thesaurierende ETFs mit Teilfreistellung investiert. Von "ganz schnell" kann da nicht die Rede sein, es sei denn, wir sprechen über Leute am oberen Ende der Gehaltstabelle, die vierstellige Beträge im Monat sparen können - aber nochmal, das ist eine kleine Minderheit.

    Mit dem aktuellen Basiszins zahlt man, wenn ich mich nicht verrechnet habe, als Single bis zu einem Depotvolumen von 56.000 EUR gar keine Kapitalertragsteuer. Für alle weiteren 100.000 EUR fallen jeweils 90,77 EUR Steuer im Jahr an. Das sind weniger als 0,1%. Und bis man bei 150.000 EUR Depotvolumen landet, dauert es. Das werden die meisten jungen Leute nicht mal eben ansparen.

    Nach dieser Beispielrechnung fällt bei 500 EUR Sparrate im Monat (und die muss man erstmal schaffen) überhaupt erst nach 12 Jahren erstmalig Kapitalertragsteuer an, davor reicht der Freibetrag. https://www.zinsen-berechnen.de/fondsrechner.p…amid=us2b2t3pa1 In Jahr 13 sind es dann stolze 29,56 EUR.

  • Aber in aller Regel doch erst irgendwann nach vielen Jahren, wenn man per Buy & Hold in thesaurierende ETFs mit Teilfreistellung investiert. Von "ganz schnell" kann da nicht die Rede sein, es sei denn, wir sprechen über Leute am oberen Ende der Gehaltstabelle, die vierstellige Beträge im Monat sparen können - aber nochmal, das ist eine kleine Minderheit.

    Mit dem aktuellen Basiszins zahlt man, wenn ich mich nicht verrechnet habe, als Single bis zu einem Depotvolumen von 56.000 EUR gar keine Kapitalertragsteuer. Für alle weiteren 100.000 EUR fallen jeweils 90,77 EUR Steuer im Jahr an. Das sind weniger als 0,1%. Und bis man bei 150.000 EUR Depotvolumen landet, dauert es. Das werden die meisten jungen Leute nicht mal eben ansparen.

    Nach dieser Beispielrechnung fällt bei 500 EUR Sparrate im Monat (und die muss man erstmal schaffen) überhaupt erst nach 12 Jahren erstmalig Kapitalertragsteuer an, davor reicht der Freibetrag. https://www.zinsen-berechnen.de/fondsrechner.p…amid=us2b2t3pa1 In Jahr 13 sind es dann stolze 29,56 EUR.

    Wenn das so ist, dass die Erhöhung der KESt. sowieso kaum was einbringt, dann kann man ja alles lassen wie es ist und wir diskutieren uns hier umsonst die Köpfe heiß. 😉

  • Wenn das so ist, dass die Erhöhung der KESt. sowieso kaum was einbringt, dann kann man ja alles lassen wie es ist und wir diskutieren uns hier umsonst die Köpfe heiß. 😉

    Ich wollte nur deutlich machen, dass die geplante Erhöhung für einen Großteil der Menschen in Deutschland schlicht überhaupt keine oder eine vernachlässigbare Auswirkung hat und dass der Aufschrei "die armen Kleinsparer" an der Stelle nicht passend ist.

    Je mehr Kapitalerträge jemand hat, umso mehr macht die Steuererhöhung in absolutem Geld aus. Wer eine Million im Depot liegen hat, zahlt mit derzeitigen 25% Kapitalertragsteuer gute 2.300 EUR im Jahr Steuer, wer 10 Millionen im Depot hat zahlt gute 25.000 EUR im Jahr, bei Erhöhung der Kapitalertragsteuer um 5 Prozentpunkte entsprechend mehr. Ich behaupte aber auch, jemandem mit so einem Vermögen tut das nicht weh.

  • Nach dieser Studie gehört ein Single mit 1.850 € Nettoeinkommen bereits zur Mittelschicht. Das bedeutet, jeder Vollzeiterwerbstätige liegt schon aufgrund des Mindestlohns in diesem Bereich, die allermeisten wohl deutlich darüber. Was hat das dann mit Fakten zu tun?

    Verwechselst du vielleicht Netto mit Brutto? 12 Euro Mindestlohn ergeben bei einer Vollzeitstelle ca. 1900 Euro Brutto. Davon bleiben dann bei Steuerklasse 1 ca. 1400 Euro Netto.

  • Heute Morgen:

    "CSU-Chef Markus Söder lehnt Steuererhöhungen durch die geplante Koalition aus Union und SPD strikt ab. Sozialdemokraten mögen diese gern, sagte der bayerische Ministerpräsident im ARD-«Morgenmagazin». «Das werden wir nicht tun. Wir brauchen Steuersenkungen», betonte er vor Verhandlungen der Spitzen von Union und SPD am Nachmittag. Zugleich müsse gespart werden. Wo dies geschehen soll, sei einer der schwierigsten Bereiche in den Verhandlungen."

  • Wenn das so ist, dass die Erhöhung der KESt. sowieso kaum was einbringt, dann kann man ja alles lassen wie es ist und wir diskutieren uns hier umsonst die Köpfe heiß. 😉

    Steuereinnahmen nach Steuerarten
    Mit rund 830 Milliarden Euro waren Steuern die wichtigste Einnahmequelle der öffentlichen Haushalte im Jahr 2021.
    www.bpb.de

    Lt. der Übersicht 10 Mrd. p.a. Wären dann bei 20% mehr 12 Mrd. p.a.

  • Hm, gehn die Leute wohl mit einem 56.000€ Depot in Rente oder eher mit einem 560.000€ Depot? Was sagt Sadi da immer, langen 56k?

    Aber klar, machen wir die Welt wie sie uns gefällt, rechnen wir mit Witzbeträgen die steuerfrei sind.

    Ja, aber die allermeisten Leute starten nicht mit 560.000 EUR. Wer bei Renteneintritt 560.000 EUR nach Steuern im Depot haben möchte und 35 Jahre anspart, benötigt (bei "idealtypischer" linearer Depotentwicklung) eine Rate von ca. 380 EUR im Monat. https://www.zinsen-berechnen.de/fondsrechner.p…amid=0om1p9j40i

    Damit reicht die ersten 14 Jahre der Ansparphase der Freibetrag aus und es wird überhaupt keine Steuer fällig. Erst ab Jahr 15 geht es mit zweistelligen Beträgen los (das Depot ist da aber schon sechsstellig). Nach 35 Jahren liegen knapp 630.000 EUR im Depot und die laufende Steuer beträgt gut 1.250 EUR (schon jetzt). Eine Erhöhung von 25 auf 30% macht eine zweistellige Erhöhung aus. Das ist vernachlässigbar.

    Klar, wer die 630.000 EUR auf einen Schlag verkaufen möchte, zahlt (jetzt schon) 69.000 EUR Steuer, da würde die Erhöhung ca. 3.500 EUR zusätzlich ausmachen. Der Rentner, der alles auf einen Schlag verkauft, hätte dann also keine 560.000 EUR nach Steuer auf dem Konto sondern ca. 556.500 EUR. Meinst Du wirklich, diese 3.500 EUR Unterschied gefährden die Rente?

  • Hm, gehn die Leute wohl mit einem 56.000€ Depot in Rente oder eher mit einem 560.000€ Depot? Was sagt Sadi da immer, langen 56k?

    Aber klar, machen wir die Welt wie sie uns gefällt, rechnen wir mit Witzbeträgen die steuerfrei sind.

    Was Saidi sagt, ist Wunsch und Empfehlung, aber nicht allgemeine Realität. Wenn 56k für dich Witzbeträge sind, dann geh mal raus aus der Blase und schau dir die Welt an.

  • Heute Morgen:

    "CSU-Chef Markus Söder lehnt Steuererhöhungen durch die geplante Koalition aus Union und SPD strikt ab. Sozialdemokraten mögen diese gern, sagte der bayerische Ministerpräsident im ARD-«Morgenmagazin». «Das werden wir nicht tun. Wir brauchen Steuersenkungen», betonte er vor Verhandlungen der Spitzen von Union und SPD am Nachmittag. Zugleich müsse gespart werden. Wo dies geschehen soll, sei einer der schwierigsten Bereiche in den Verhandlungen."

    Das wird man sehen müssen, auch vom Bratwurstblogger wird nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Söder ist nicht die Union und sein Hebel ist vielleicht nicht ganz so lang, wie er denkt. Schon immer wieder erstaunlich, dieses Selbstverständnis.

  • Genau, sehr gut, hier im Forum ist man eh in mehrfacher Hinsicht in einer Blase: Leute, die erstens sparen können und zweitens es auch tun.

    Ein Blick in die USA, wo das Investment in Aktien/ETF definitiv zur Altersvorsorge gehört, zeigt, dass der übergroße Teil von Aktien 20% der Bevölkerung gehört.

  • Wer nicht verheiratet ist, muss von den 1.500 EUR Zinsen einen Anteil von 500 EUR versteuern. Stand heute bleibt von den 1.500 EUR Zinsen nach Steuer und Soli ein Betrag von 1.368,13 EUR übrig. Mit einer Erhöhung auf 30% Kapitalertragsteuer bleiben 1.342,50 EUR übrig, das sind 25,63 EUR.

    Also ja, 25,63 EUR sind auch Geld. Aber gesehen auf das Anlagevermögen von 50.000 EUR ist das ein Anteil von 0,05126%, das ist vernachlässigbar wenig.

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    Aber in erster Linie belastet eine Erhöhung der Kapitalertragsteuer nunmal nicht die "Kleinsparer". Wer die geplante Erhöhung blöd findet, weil sie einen selbst betrifft, weil man Jahr für Jahr deutlich höhere Kapitalerträge hat also 1.000 EUR bzw. 2.000 EUR, der kann sich freuen - denn er ist in einer sehr privilegierten Situation und gehört definitiv nicht zu den "Kleinsparern" mit "Niedrigeinkommen.

    Du triffst da sehr genau meine Meinung und Wahrnehmung.

    Hier in einem solchen Forum ist die Empörung über sowas besonders groß, verständlicherweise.

    Wenn es mich (hoffentlich bald) signifikant trifft, dann mach ich ein 🍺 auf und freue mich.

  • hier im Forum ist man eh in mehrfacher Hinsicht in einer Blase: Leute, die erstens sparen können und zweitens es auch tun.

    … und die viel darüber nachdenken, auch und gerade viele Buy-and-Hold'ler. Es gibt glaube ich auch sehr viele Deutsche, die sich mit Freibetrgägen so genau gar nicht auskennen und das – wenn überhaupt – das steuerliche über die ESt-Erklärung regeln (lassen).