Erbschaft - Haus oder Geld?

  • Hallo Finanzexperten,

    mich würde Eure Meinung sehr interessieren. Ich bin 52 Jahre alt und kann aufgrund gesundheitlicher Beeinträchtigungen max nur noch Teilzeit arbeiten. Nun steht eine Erbschaft an. Ich kann mich entscheiden, zwischen einem Haus in Niederbayern, oder Auszahlung von cash: Wert je ca. 280k€.

    Das Haus ist derzeit vermietet: 1.000€/mtl. plus Betriebskosten on top, aber 4h von mir entfernt.

    Was ist besser für mich?

    Mtl. Mieteinnahmen von derzeit 1.000€ (+jährliche Mietzinsanpassung) , oder anlegen von 280k€ in ETFs, ausschüttenden Dividenen-ETF, Covered-C. ETF, Aktien ETF, oder Aktien... - und mir monatlich eine Rente auszahlen?

    Laut meiner Berechnung müsste ich mit den ETFs/Aktien/Finanzassets im Jahr min. 4,5% Rendite machen, um damit besser auszusteigen, richtig?

    Ist das realistisch in den nächsten 20-30 Jahren? Bis zu meinem Lebensende kommen wir sicher wieder in Bärenmärkte und auch Bullenmärkte. Momentan befinden wir uns im Bullenmarkt, aber die Märkte sind laut Warren Buffet derzeit ziemlich überbewertet. Und ich müsste die Summe wahrscheinlich relativ kurzfristig investieren/anlegen...

    Mich würde sehr Eure Meinung interessieren, und Vorschläge für eine gute solide Strategie. Ich habe bereits ein Aktiendepot mit einigen ETFs und Dividendenaktien (ca. 100k) und beschäftige mich derzeit sehr mit dem Thema Investing und Trading - bin aber Amateur und noch am lernen & üben...

    Vielen Dank!

  • Hallo JetPilot,

    m.E. sollten sie die Alternative Haus vermieten, etwas näher beleuchten.

    Wie ist der Zustand der Immobilie, fallen in 3 oder 10 Jahren größere Sanierungen an?

    Sind Sie sich sicher, dass die derzeit offenbar unproblematischen Mieter immer unproblematisch bleiben?

    Wie schätzen Sie das Wertsteigerungspotential ein?

    4 h entfernt können Sie die Verwaltung nicht selbst machen. Es soll Mieter im EFH geben, die sich selbst verwalten, auch Ihre? Eine professionelle Verwaltung ist inzwischen schwer zu finden und pendelt zwischen den Polen mittelmäßig bis Betrüger. Auf jeden Fall koste sie Geld.

    Nur wenn alle diese Faktoren sehr positiv ausfallen, würde ich zur Immobilie tendieren.

    Gruß Pumphut

  • Für mich wäre die Entscheidung klar: Cash. Die Immobilie ist in vielerlei Hinsicht unflexibel. Von den monatlichen Mieteinnahmen sollte man sich nicht täuschen lassen. Vermietung kostet Zeit, Geld und Nerven. Mit 52 sollte sich das Geld in etwa verdoppeln (wenn nicht mehr) bis zur Rente, wenn man es in einen ETF steckt. Experimente würde ich mit dem Geld keine eingehen.

  • 1000€ 40 Jahre Entnahme bei 280k€ müssen 4,13% Zinsen vor Kapitalertragssteuer erzielen.

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    Eine Lösung in Finanzprodukte wäre zuhause zu verwalten. Wenn du jetzt schon nur noch gesundheitlich Teilzeitarbeiten kannst dann sind 8h Stunden Autofahrt an einem Tag bestimmt auch kein Spaß für dich. Und so ab und zu wirst du wohl zu deiner Immobilie müssen....und die 1000€ Mieteinnahmen müssen auch noch versteuert werden. Die Kapitalerträge sind schon versteuert......

  • Vermietung kostet Zeit, Geld und Nerven.

    Erschwerend hinzu kommen hier im Falle des TE noch die schon vorhandene gesundheitliche Beeinträchtigung und die offenbar fehlende Erfahrung als Vermieter.

    Wenn die Wahl so einfach ist wie angedeutet, dann Cash.

    "Unhappy Wife - Unhappy Life!" Roger Murgatroyd, 1977

  • Für mich wäre die Entscheidung klar: Cash. Die Immobilie ist in vielerlei Hinsicht unflexibel. Von den monatlichen Mieteinnahmen sollte man sich nicht täuschen lassen. Vermietung kostet Zeit, Geld und Nerven.

    Spätestens wenn man die für die Immobilie und die Vermietung aufgewandte Zeit in Geld umrechnet, dürften sich die wenigsten Einzel-Objekt-Vermietungen rechnen im Vergleich zu einem ETF oder einer Anleihe, mit denen man keinerlei Aufwand hat, wenn man sie einmal gekauft hat.

    Auch ich würde ganz klar das Geld nehmen.

  • Vielen Dank für Euer Feedback!

    Die Immobilie ist 12 Jahre alt, und die nächsten 10 Jahre werden wohl keine allzu hohen Sanierungskosten aufkommen.

    Es ist ein wachsendes Neubaugebiet am Land, und ich vermute eine deutliche Wertsteigerung in nächster Zeit, weil viele Häuser dort gebaut werden, und die Infrastruktur verbessert wird.

    Die buchmäßige Verwaltung kann ich sicher selbst von der Ferne aus machen. Bei Mieterwechsel und nötigen Vorort Besuchen, sind tatsächlich 2 x 4 Stunden Autofahrt nötig, was derzeit geht (eventuell mit Übernachtung vor Ort bei Verwandten), in weiterer Zukunft wahrscheinlich schwieriger werden wird.

    Die derzeitigen Mieter kümmern sich um die Standart Instandhaltung: Gartenpflege, Reinigung, kleine Reparaturen usw.; größere Sanierungen werden sicher an mir hängen bleiben (finanziell. & organisatorisch).

    Cash ist sicher flexibler und mobiler, aber natürlich auch mit (etwas) Aufwand verbunden: Auswahl der Finamzprodukte, Management des Portfolios, Steuern ans Finanzamt melden usw... wahrscheinlich deutlich weniger Aufwand als eine Immobilie, aber auch etwas unsicherer. Und ich bin hald etwas am zweifen, ob momentan eine gute Zeit ist, um 280k sofort optimal zu investieren - bei der aktuellen Finanzlage (Schulden USA, Inflation, Uneinigkeit in der EU usw...)

  • Bist du auf das Geld in naher Zukunft angewiesen? - Falls nein: Cash nehmen und anlegen, falls ja: Immobilie mit Mieteinnahmen wählen.

    "If you don't believe it and you don't get it, I can't make you believe it."

    – Satoshi Nakamoto

  • Cash ist sicher flexibler und mobiler, aber natürlich auch mit (etwas) Aufwand verbunden: Auswahl der Finamzprodukte, Management des Portfolios, Steuern ans Finanzamt melden usw... wahrscheinlich deutlich weniger Aufwand als eine Immobilie, aber auch etwas unsicherer. Und ich bin hald etwas am zweifen, ob momentan eine gute Zeit ist, um 280k sofort optimal zu investieren - bei der aktuellen Finanzlage (Schulden USA, Inflation, Uneinigkeit in der EU usw...)

    Ich bin Fraktion Cash.

    Ich sehe es von dem Standpunkt, dass eine Immobilie auch Kosten verursacht (Reparatur und Instandhaltung) und lass mal da jetzt die Heizung komplett kaputt gehen.

    Ein Anruf des Mieters, er sitzt im Kalten und das Dach tropft. Aufwand, Geld , Sorgen,.... Und das Haus verliert mit den Jahren an Wert (Grund wird vermutlich im Wert steigen). Was passiert wenn der nächste Mieter beschließt keine Miete mehr zu zahlen (eine Räumungsklage kann anstrengend und teuer werden)

    Dein Wertpapierdepot ruft nicht an, aber es kann auch nach unten gehen (und wieder hoch), das muss man aushalten können. Aber der sichere Anker ist eine Immobilie nüchtern betrachtet auch nicht.

    Im Prinzip reicht ein weltweiter ETF für einen Risikoanteil und ein Festgeld und Tagesgeld für den Rest.

  • Bist du auf das Geld in naher Zukunft angewiesen? - Falls nein: Cash nehmen und anlegen, falls ja: Immobilie mit Mieteinnahmen wählen.

    Was ist der Hintergrund für diese Aussage? Wäre sehr interessant...

    Aufgrund der aktuellen Beschwerden meiner Krankheit bin ich derzeit noch nicht auf die 1000€ Mieteinnahmen angewiesen, aber das kann sich (evtl. bald) ändern X/.

  • Wenn ich die Wahl hätte: Cash natürlich. Eine einzelne, vermietete Immobilie, dann auch noch 400-500 km entfernt, kann zum Albtraum werden, wie ich aus eigener Erfahrung weiß. Ob nun Ärger mit dem Mieter oder der Bausubstanz, was vor Ort schon anstrengend sein kann, potenziert sich mit der Entfernung. Willst du das auch noch mit 80 machen? Auch wenn das Haus erst 12 Jahre alt ist, können sich immer wieder Baumängel bemerkbar machen. Versuch mal z.B. einen Dachdecker zu finden, wenn plötzlich das Dach tropft. Da hatte ich letztens schon für unser selbst genutztes Haus echte Probleme.

    Auch magst du auf dem Papier €1000 Mieteinnahmen haben. Davon musst du allerdings noch eine Rücklage für Instandhaltung abziehen, ca. 2 EUR/qm pro Monat. Ggf. musst du einen Verwalter vor Ort bezahlen. Den Rest darfst du dann versteuern. Vielleicht bleiben dann von der Miete noch €700 netto übrig.

  • Was ist der Hintergrund für diese Aussage? Wäre sehr interessant...

    Aufgrund der aktuellen Beschwerden meiner Krankheit bin ich derzeit noch nicht auf die 1000€ Mieteinnahmen angewiesen, aber das kann sich (evtl. bald) ändern X/.

    Hintergrund ist der, dass es durchaus sein kann, dass wenn du Cash wählst und das Geld ganz klassisch breit diversifiziert in einen WELT ETF anlegst, dass dieser nach 5 Jahren eine Rendite von - 20 % (MINUS 20 %) erwirtschaftet hat. Wenn du dann auf das Geld angewiesen bist, wäre es natürlich sehr schlecht. - Je länger dein Anlagehorizont ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass du die Rendite deiner Immobilie outperformst. Wir reden dann aber von mindestens 10 Jahren, eher 15 Jahre Anlagehorizont. Ist dein Anlagehorizont geringer, würde ich aufgrund deiner gesundheitlichen Umstände die Immobilie wählen.

    PS: Es sei denn, du hast neben den erwähnten 100k noch weitere Vermögensbestände (in welcher Form auch immer), mit denen du im Notfall einen schlecht gelaufenen Welt ETF zeitlich überbrücken kannst, bis dieser wieder im Plus ist.

    "If you don't believe it and you don't get it, I can't make you believe it."

    – Satoshi Nakamoto