Gedankenspiel: Wie würdet ihr 1 Million Euro anlegen?

  • Mein Gedanke dazu war, dass man die 1 Mio eher erst gegen Ende des Lebens haben würde (wenn überhaupt) und man dann mehr Wert auf eine breitere Diversifikation und Vermögensschutz (Gold) legt.

    100k hat man vielleicht schon mit 30, da ist das noch nicht so wichtig.

    Außerdem: Die Fallhöhe ist bei 1 Mio einfach höher, daher mehr Fokus auf breitere Streuung.

    Die Risikotoleranz ist natürlich etwas geringer, wenn man sein Humankapital schon zum großen Teil oder vollständig in Investments umgewandelt hat. Auf der anderen Seite hat man eben durch die größere Fallhöhe auch mehr Sicherheit. Bei 50% von 1 Million bleibt eben sehr viel mehr übrig als bei 50% von 100k. Da die zwingenden Ausgaben nicht mit dem Alter oder Vermögen mitwachsen, bleibt auch im Fall einer unvorhergesehenen Ausgabe mehr übrig.

    Vorsicht auch vor den impliziten Fehlschlüssen in deiner Argumentation. Small Caps oder EM tragen im Zweifelsfall wenig zum Schutz deines Depots bei. Verschiedene Börsensegmente sind in Krisenzeiten stark korreliert und dein Small Cap ETF wird vermutlich auch grob um die Hälfte einbrechen. Wie gesagt...Small Cap und EM sind eher Geschmackssache.

    Und bei Gold musst du auch aufpassen...die Diskussion über die römische Toga lassen wir mal beiseite...aber Vermögensschutz ist über den Anlagehorizont von wenigen Jahrzehnten alles andere als garantiert. Insbesondere, wenn wir über reale Renditen reden statt nur über nominale.

  • So schnell käme ich aus meinem Arbeitsvertrag garnicht raus, selber wenn das Geld sofort auf meinem Konto wäre. Auch einer Freistellung ohne Entgeltfortzahlung muss der AG bei uns zustimmen und es sind gewisse Fristen einzuhalten.

    Vermutlich bist Du Deutscher. Das sind die Leute, die nach Lenin in einer Revolution eine Bahnsteigkarte kaufen, wenn sie denselben besetzen wollen.

    :)

    Du gewinnst die Million im Lotto, gehst zum Chef ins Büro, sagst: Ich kündige!, gibst (weil Du ein netter Mensch bist) Deinen Kollegen einen aus und gehst ab dem Folgetag einfach nicht mehr hin. Was soll Dir da passieren? Der Chef verklagt Dich auf Schadenersatz, weil ihm eine Arbeitskraft fehlt? Vor Gericht bekommt er 10.000 € zugesprochen, die Du aus der Portokasse zahlst.

    Wo siehst Du das Problem?

  • Vermutlich bist Du Deutscher. Das sind die Leute, die nach Lenin in einer Revolution eine Bahnsteigkarte kaufen, wenn sie denselben besetzen wollen.

    :)

    Du gewinnst die Million im Lotto, gehst zum Chef ins Büro, sagst: Ich kündige!, gibst (weil Du ein netter Mensch bist) Deinen Kollegen einen aus und gehst ab dem Folgetag einfach nicht mehr hin. Was soll Dir da passieren? Der Chef verklagt Dich auf Schadenersatz, weil ihm eine Arbeitskraft fehlt? Vor Gericht bekommt er 10.000 € zugesprochen, die Du aus der Portokasse zahlst.

    Wo siehst Du das Problem?

    Äh ja, irgendwie so hatte ich mir das vorgestellt, wobei ich wahrscheinlich schon noch eine Übergabe angeboten hätte, denn ich mag meinen Chef und weiß dass er dann persönlich ein Problem hätte, aber Fristen? Nun wirklich nicht, auch wenn da auf dem sehr geduldigen Papier ein halbes Jahr steht.

    Aber wer weiß, vielleicht bleibe ich auch gern, wenn ich wüsste das ich es nicht mehr muss. Denn um diese Freiheit geht es mir.

  • Du gewinnst die Million im Lotto, gehst zum Chef ins Büro, sagst: Ich kündige!, gibst (weil Du ein netter Mensch bist) Deinen Kollegen einen aus und gehst ab dem Folgetag einfach nicht mehr hin. Was soll Dir da passieren?

    Ja, ich werfe mit Pech meine BAV weg, u.U. noch mehr über den AG angespartes Geld und kasseiere noch eine Klage/Strafe. Tolle Aussicheten für mickrige 1-3 Monate Arbeit nach Vorschrift.

    Mag ja sein, dass Du Jurist bist oder aus anderen Gründen ständig vor Gericht stehst und sowas locker abtust. Ich nicht, erst recht nicht in meiner aktuellen Situation.

    Wo siehst Du das Problem?

    Dass ich in meiner aktuellen Situation mal eben mind. 130k€ sofort verliere, die sich bei Kündigung/sofortiger Auszahlung auf mein Lebensarbeitzeitkontos an Abgaben ergeben.

    Dazu die Zahlung des AG über die kommenden Jahre (und nein, gut 20% des Lottogewinns sind auch mit nur 1 Mio Gewinn für mich kein Peantus), plus das, was an BAV und zusätzlicher gesetzlicher Rente verloren geht. Das ganze wegen ein paar Wochen, die ich noch Arbeit nach Vorschrift machen müsste? Nein Danke, völlig egal, wo ich lebe und arbeite.

    aber Fristen? Nun wirklich nicht, auch wenn da auf dem sehr geduldigen Papier ein halbes Jahr steht.

    In 5 Monaten bin ich auch ganz ohne Lottogewinn und Kündigung weg, bzw. noch knapp 3 Monate reale Monate Arbeit. Da muss ich schon bedeutend mehr wie eine Mio gewinnen, damit ich den Streß hinnehme (Klage usw.) und die ca. 250k€ Netto, die mir mein AG bis zum echten Renteneintritt noch zahlen wird, hinnehme (also mind. 150k€ Verlust wegen fristloser Kündigung). Dazu nochmal den Betrag während der Rente (je nach Sterbealter). Mit dem Geld kann ich bessers tun wie es einem Anwalt und meinem AG zu schenken.

    Damit ist man halt wieder an der Frage der völlig unbekannten Ausgangssituaton. Mit 40 würde mir eine Mio nicht ausreichen, um davon bis an mein Lebensende so zu leben, wie ich mir das vorstelle. Da müsste ich schon ein weiteres Ziel haben, um die anscheinend so extrem verhasste Arbeit sofort hinzuschmeißen anstatt normal zu kündigen.

    Vor Gericht bekommt er 10.000 € zugesprochen, die Du aus der Portokasse zahlst.

    Du scheinst Erfahrung darin zu haben. Ich weiss nicht, welche Beträge das Gericht bei sowas ansetzt, gehe daher mind. von den realen Kosten für einen ext. Mitarbeiter aus. Dann liege ich auch bei nur 2-3 Monaten bei erheblich mehr. Für ein paar Wochen Dienst nach Vorschrift spende ich das Geld lieber wohltätigen Organisationen wie dem AG oder dem Anwalt.

    Das alles für 3 Monate Kündigungsfrist (abzüglich Resturlaub, Überstundenabbau usw.)?

  • Üblicherweise wird alles nicht so heiß gegessen wie gekocht. Mit dem Arbeitgeber reden und einen vernünftigen Kompromiss aushandeln macht Sinn. Sollte das nicht möglich sein, kann einen die Situation sehr belasten, die natürliche Folge sind Migräne und ähnliches. Auch das ist ein möglicher Ausweg. Man muss ja nicht gleich mit der Brechstange kommen. Ein Arbeitgeber, der in so einer Situation auf die Einhaltung der Kündigungsfrist besteht wäre denke ich schlecht beraten.

  • Ja, ich werfe mit Pech meine BAV weg, u.U. noch mehr über den AG angespartes Geld und kasseiere noch eine Klage/Strafe. Tolle Aussicheten für mickrige 1-3 Monate Arbeit nach Vorschrift.

    Ein wichtiger Aspekt, der häufig vergessen wird. Gerade bei langjährigen Mitarbeitern in herausgehobener Position gibt es häufig Versorgungszusagen auf freiwilliger Basis, deren Wert in den Bereich der hier diskutierten Million gehen kann. Solche Versorgungszusagen enthalten in aller Regel Klauseln, die eine Einstellung der Versorgungsleistungen vorsehen, wenn z.B. "der Mitarbeiter Handlungen begeht, die in grober Weise gegen Treu und Glauben verstoßen oder zu einer fristlosen Entlassung berechtigen würden." Ich würde annehmen, die Nummer mit "Chef, ich bin dann mal weg." fiele darunter.

  • Ja, ich werfe mit Pech meine bAV weg, u.U. noch mehr über den AG angespartes Geld und kasseiere noch eine Klage/Strafe. Tolle Aussicheten für mickrige 1-3 Monate Arbeit nach Vorschrift.

    Ich darf feststellen, daß Du mein Bild des guten Deutschen vollumfänglich erfüllst. Nix dolce far niente, nix Lebenslust, sondern buchhälterisches Pochen auf irgendwelche Vorschriften.

    :)

    Dies hier ist eine Spiegelfechterei. Es geht um darum, was man machen würde, wenn jemandem plötzlich ein Betrag zufällt, der alle seine Vorstellungen von viel übersteigt. Dafür steht der Begriff Million und nicht etwa für einen konkreten Betrag dieser Größe.

    Wer tatsächlich eine Million hat (und davon gibt es in diesem Forum eine ganze Menge Leute), hätte keine Probleme, eine weitere Million auch anzulegen, bräuchte dafür in jedem Fall keine Hilfe. Die Bäume wachsen in diesem Thread nur für die Leute in den Himmel, für die die Million noch den Ruch des himmelhohen Unerreichbaren hat.

    Wer plötzlich unermeßlich viel Geld bekommt, der jubelt und sagt: Endlich frei! Endlich kann ich die Knechtschaft meines Arbeitsplatzes hinter mir lassen! Freiheit bis an mein möglichst spätes Ende! Ruhestand, ich komme! Der denkt nicht haushälterisch an die paar Kröten bAV. Und wenn sein Arbeitgeber Schadenersatz für den unerwarteten Ausfall einer Arbeitskraft zugesprochen bekommt, zahlt er das aus der Portokasse. Einen Hunderter nimmt er gleich extra aus der Portokasse und zündet sich davon eine Havanna an, Inbegriff des Luxus.

    Du scheinst Erfahrung darin zu haben.

    Mit Lebenslust? Ja, wohl eine ganze Menge, vermutlich mehr, als mir der durchschnittliche Mitforist zubilligen würde.

    :)

  • Dies hier ist eine Spiegelfechterei. Es geht um darum, was man machen würde, wenn jemandem plötzlich ein Betrag zufällt, der alle seine Vorstellungen von viel übersteigt. Dafür steht der Begriff Million und nicht etwa für einen konkreten Betrag dieser Größe.

    Also ich habe den Thread gestartet und meinte schon bewusst eine Million.

    Eben weil das einerseits für die meisten Leute sehr viel Geld ist, aber andererseits (wenn man mal ehrlich rechnet) nicht SO viel, dass man in jüngerem Alter nie mehr arbeiten muss und ein Jetset-Luxusleben führt.

    Es ging mir also gerade um das „dazwischen“ und eben einen plötzlichen, unerwarteten Geldsegen (kein über Jahrzehnte angespartes Vermögen, das irgendwann dann auch mal eine Million erreicht.

    Ich finde es auch völlig in Ordnung, wenn der eine antwortet „was soll’s, eine weitere Million“ und der andere sagt „ich kündige morgen den ungeliebten Job und mache erstmal eine Weltreise“ und der Dritte sagt „wow, das ist viel Geld, aber ich rechne erstmal nach, mache einen Plan, und vielleicht kann ich ja die Rente vorziehen“.

    So unterschiedlich sind die Menschen und ihre Lebenssituationen.

  • Ich würde mit einer Million einfach mein Rentnerdasein noch ein bisschen schöner gestalten, als ich das eh schon tue. :P

    Man darf die unterschiedlichsten Lebensentwürfe bei der Betrachtung so einer philosophischen Geschichte nicht unbeachtet lassen. Übrigens würde ich vorm Arbeitsgericht mich selber vertreten, da brauchts keinen Anwalt. Ich hätte da ca. 25 Jahre Erfahrung als ehrenamtlicher Arbeitsrichter. Und wenn das nicht klappt, bin ich eben krank.

  • Dies hier ist eine Spiegelfechterei. Es geht um darum, was man machen würde, wenn jemandem plötzlich ein Betrag zufällt, der alle seine Vorstellungen von viel übersteigt. Dafür steht der Begriff Million und nicht etwa für einen konkreten Betrag dieser Größe.

    Also ich habe den Thread gestartet und meinte schon bewusst eine Million.

    Das macht letztlich keinen Unterschied. Man sagt, die Leute hätten eine Vorstellung vom Geldeswert bis etwa dem Doppelten des Jahreeinkommens. Alles darüber sei einfach nur viel.

    Wenn einer ein fünfstelliges oder klein sechsstelliges Depot hat, dürfte das auch so sein. Für diese Leute ist die Million außerhalb der Reichweite.

    Kommt ein anderer nahe an die Siebenstelligkeit oder ist gar drin, so wäre 1 Million sicher auch noch ein erfreulicher Geldsegen, aber das würde diesen Anleger nicht umhauen. Er wüßte, was er mit diesem Geld anfängt.

    Ich finde es auch völlig in Ordnung, wenn der eine antwortet „was soll’s, eine weitere Million“ und der andere sagt „ich kündige morgen den ungeliebten Job und mache erstmal eine Weltreise“ und der Dritte sagt „wow, das ist viel Geld, aber ich rechne erstmal nach, mache einen Plan, und vielleicht kann ich ja die Rente vorziehen“.

    So unterschiedlich sind die Menschen und ihre Lebenssituationen.

    Klar.

    So richtig viel Konkretes ist in diesem Thread nicht gekommen.

  • Ich darf feststellen, daß Du mein Bild des guten Deutschen vollumfänglich erfüllst. Nix dolce far niente, nix Lebenslust, sondern buchhälterisches Pochen auf irgendwelche Vorschriften.

    :)

    […]

    Mit Lebenslust? Ja, wohl eine ganze Menge, vermutlich mehr, als mir der durchschnittliche Mitforist zubilligen würde.

    :)

    Meiner bescheidenen Lebenserfahrung nach sind es meistens die spießigsten Spießer, die mit penetranter Lust und Wonne den Deutschen in aller Pauschalität Spießigkeit und Duckmäusertum vorwerfen, und für sich zugleich in Anspruch nehmen, ganz anders zu sein und sich auch mal verwöhnen lassen zu können.

    Die sind dann ganz genau so … und diese demonstrative Deutschenverachtung ist eine besonders bizarre Form des Selbsthasses.

    Trifft so gaaaaaanz bestimmt nicht auf Dich zu, Achim Weiss, gibt es aber eben auch.

    :S

  • Das macht letztlich keinen Unterschied. Man sagt, die Leute hätten eine Vorstellung vom Geldeswert bis etwa dem Doppelten des Jahreeinkommens. Alles darüber sei einfach nur viel.

    Es mag sein, dass für jemanden, der von Bürgergeld lebt, eine Million ein unvorstellbar hoher Betrag ist. Und auch wenn man mehr verdient, gibt es Größenordnungen, wo man sich nicht mehr vorstellen kann, was jemand mit all dem Geld anfangen will (wenn ich z.B. lese, jemand hat ein Vermögen von 100 Millionen, dann ist das für mich unvorstellbar viel, und da ist es dann irgendwie auch schwer greifbar, dass z.B. 105 Millionen, also "gefühlt nur wenig mehr", in absolutem Geld wahnsinnig viel mehr ist).

    Aber dass schon beim Doppelten des Jahreseinkommens die Vorstellung vom Geldeswert aufhören soll, ist doch - sorry - einfach nur Quatsch.

    Wer 80.000 EUR oder 100.000 EUR brutto im Jahr verdient, dessen Vorstellung hört doch nicht bei 160.000 EUR bis 200.000 EUR auf. Jeder, der ein Haus oder eine größere Wohnung in einer nicht völlig abgelegenen Lage kauft, ist mit Kaufpreisen von 500.000 EUR aufwärts konfrontiert. Natürlich hat der eine Vorstellung, wieviel das ist.

    Man darf die unterschiedlichsten Lebensentwürfe bei der Betrachtung so einer philosophischen Geschichte nicht unbeachtet lassen.

    Ja, und das fand und finde ich hier im Thread auch interessant zu lesen, wie unterschiedlich das sein kann.

    Dass der eine sich komplett auf eine Anlagestrategie fokussiert (x% Welt-ETF, y% Geldmarkt, z% Gold...), während ein anderer bei dieser Frage als erstes daran denkt, die Arbeitszeit zu reduzieren, sich eine schönere, größere Wohnung zu leisten und endlich mal eine große Reise zu machen, während ein Dritter auch noch daran denkt, ob die Familie Unterstützung braucht und ob man vom unverhofften Geldsegen nicht einen (signifikanten) Teil spenden sollte, und der Vierte sagt "ich hab schon ein paar Millionen, da kommt die eine eben oben drauf, sonst ändert sich nichts an meinem Leben".

    Genauso, dass eben auch die Herangehensweise sehr unterschiedlich sein kann. Von "ich reiche morgen die Kündigung ein und sitze übermorgen im Flugzeug auf die Malediven" bis hin zu "das ist ja schön, aber das will in Ruhe geplant und durchgerechnet werden."

    Meiner Meinung nach ist nichts davon richtig oder falsch, oder die bessere oder schlechtere Herangehensweise. Ich finde es trotzdem oder gerade deswegen spannend zu lesen, wie unterschiedlich das sein kann. Und dass es Menschen gibt, die da einen ganz anderen Blick drauf haben als ich selbst.

  • Wer 80.000 EUR oder 100.000 EUR brutto im Jahr verdient, dessen Vorstellung hört doch nicht bei 160.000 EUR bis 200.000 EUR auf. Jeder, der ein Haus oder eine größere Wohnung in einer nicht völlig abgelegenen Lage kauft, ist mit Kaufpreisen von 500.000 EUR aufwärts konfrontiert. Natürlich hat der eine Vorstellung, wieviel das ist.

    Aber hat man die wirklich? Meine Erfahrung ist, dass man bei den Zahlen abstumpft, mit denen man im Kontext Hausbau zu tun hat. Ein Tausender ist nichts, Zehntausend reichen noch nichtmal im Ansatz für eine Abschlagszahlung...man kommt relativ schnell an den Punkt, an dem die Zahlen einfach nur Zahlen sind und man den Bezug verliert, wie viele Jahresnettoeinkommen man gerade verschiebt.

  • Meine Erfahrung ist, dass man bei den Zahlen abstumpft, mit denen man im Kontext Hausbau zu tun hat.

    Es ist eine Frage der Lebenspraxis. Ein alleinstehender, kinderloser Mensch, der sein Leben lang in einer günstigen Mietwohnung gelebt hat, hat eine andere Erlebens- und Gedankenwelt als eine Hauseigentümer:in mit Immobilienkredit und Kindern.

  • Aber hat man die wirklich? Meine Erfahrung ist, dass man bei den Zahlen abstumpft, mit denen man im Kontext Hausbau zu tun hat. Ein Tausender ist nichts, Zehntausend reichen noch nichtmal im Ansatz für eine Abschlagszahlung...man kommt relativ schnell an den Punkt, an dem die Zahlen einfach nur Zahlen sind und man den Bezug verliert, wie viele Jahresnettoeinkommen man gerade verschiebt.

    Aber das liegt doch eher an den Zahlen im Hausbau, und nicht an der Höhe des Nettoeinkommens...

    Den Effekt, dass sich die Maßstäbe verschieben, je mehr man mit Zahlen in der Größenordnung zu tun hat, kennt vermutlich jeder aus eigener Erfahrung. Als Kind waren es Taschengeld-Größenordnungen, ein dreistelliger Betrag war schon richtig viel Geld. Wenn man später arbeitet und Geld verdient, sind die Beträge dann ganz anders, mit denen man jeden Monat ganz selbstverständlich hantiert.

    Ich habe interessanterweise bei der Arbeit und privat zeitgleich eine sehr unterschiedliche Wahrnehmung von "viel" oder "wenig" Geld. Bei der Arbeit denke ich bei einem Mandat "Da geht es ja nur um 250.000 Euro", während privat ein solcher Betrag für mich natürlich sehr viel Geld wäre. Je nach Kontext fühlt sich ein und derselbe Betrag "viel" oder "wenig" an.

  • Aber das liegt doch eher an den Zahlen im Hausbau, und nicht an der Höhe des Nettoeinkommens...

    Das sicherlich auch. Aber es spielt auch eine Rolle, dass die Zahlen weit jenseits des Gewohnten sind. Wer 300k im Jahr verdient, ständig neue Autos für 100k kauft und 10k für eine Woche Urlaub liegen lässt, hat zu 500k einen ganz anderen Bezug als jemand, der 50k verdient. Klar...so jemand wird selten ein Haus für 500k bauen...aber wie du selbst sagst...die Maßstäbe verschieben sich, wenn man öfters mit der entsprechenden Größenordnung zu tun hat.

  • die Maßstäbe verschieben sich, wenn man öfters mit der entsprechenden Größenordnung zu tun hat.

    Das entspricht auch meinen Erfahrungen.

    Vermutlich ist das auch ganz gut so (jedenfalls so lange man dadurch nicht abhebt und/oder verkennt, daß andere (ggf. viele, sehr viele oder sogar die meisten anderen) Menschen andere Maßstäbe haben - oder in anderen Bereichen generell andere Maßstäbe gelten), denn mit meinem diesbezüglichen damaligen (Finanz)Maßstab als noch Student beispielsweise könnte ich allein von der emotionalen Seite her die meisten Aktionen bzw. Transaktionen heute kaum bis gar nicht tätigen.

    Solche Maßstäbe sind aber sicherlich nur ein Stück in dem ganzen Mosaik - Haltung bzw. Einstellung auf der persönlichen Seite/Ebene ein weiteres Stück in dem großen Puzzle ...

    Ja, und das fand und finde ich hier im Thread auch interessant zu lesen, wie unterschiedlich das sein kann.

    Dass der eine sich komplett auf eine Anlagestrategie fokussiert (x% Welt-ETF, y% Geldmarkt, z% Gold...), während ein anderer bei dieser Frage als erstes daran denkt, die Arbeitszeit zu reduzieren ...

    Ein Tenor, den ich einige Male von gestandenen sprich sehr langjährig tätigen "Personalern" oder solchen bereits im Ruhestand befindlichen (u. a. auch zwei Personalvorständen im Bereich "Banken und Finanzdienstleister") vernommen habe ...

    "Wenn zu meinem Anfangsjahren jemand von unseren Leuten so viel im Lotto gewonnen hätte, daß nicht mehr für Geld gearbeitet werden muß (früher wären damit wohl ab ein oder zwei Mio. DM aufwärts gemeint), wären die meisten oder sogar 90% von ihnen dennoch am nächsten Tag wieder mit Freude zur Arbeit erschienen. Wenn das Gleiche heute passiert (heute wären damit wohl eher drei oder vier Mio. € aufwärts gemeint), dann würde vermutlich die Hälfte oder eher noch mehr der Lottogewinner hier sofort kündigen"

    Ob diese (pointierte) Einschätzung zutrifft, vermag ich nicht zu sagen. Bei "Erben damals" und "Erben heute" (wenn die Erben nicht selbst ohnehin schon im Rentenalter sind, was immer häufiger passiert ...) habe ich aber in meinem Umfeld einen zumindest ähnlichen Trend ausgemacht (was zugegebenermaßen natürlich nur anekdotische Evidenz und persönliche Empirie darstellt).

    Sollte die (pointierte) Einschätzung der Personaler aber zumindest von der Tendenz her zutreffen:

    Ob das dann an den Rahmenbedingungen sprich der veränderten Arbeitswelt (samt Personalern) und/oder der veränderten Einstellungen (Prioritäten, Lebensentwurf, Work-Life-Balance usw.) der Protagonisten (den Mitarbeitern) liegt, wäre eine eigenständige, interessante Fragestellung.

  • "Wenn zu meinem Anfangsjahren jemand von unseren Leuten so viel im Lotto gewonnen hätte, daß nicht mehr für Geld gearbeitet werden muß (früher wären damit wohl ab ein oder zwei Mio. DM aufwärts gemeint), wären die meisten oder sogar 90% von ihnen dennoch am nächsten Tag wieder mit Freude zur Arbeit erschienen. Wenn das Gleiche heute passiert (heute wären damit wohl eher drei oder vier Mio. € aufwärts gemeint), dann würde vermutlich die Hälfte oder eher noch mehr der Lottogewinner hier sofort kündigen"

    Das reden sich die Personaler vielleicht gerne ein... Früher war ja immer alles besser!

    O tempores, o mores!

  • Das reden sich die Personaler vielleicht gerne ein...

    Den Eindruck hatte ich zum einen bei diesen Protagonisten eher nicht. Zum anderen hätten sie daran ("veränderte Arbeitswelt") dann auch einen gewissen Eigenanteil.

    Bezüglich meinen langjährigen - ganz persönlichen - Erfahrungen und Beobachtungen zum Thema "Erben" zumindest bei noch in "jungen bis mittleren Jahren" (Nr. 138) war und ist jedenfalls eine solche Tendenz (wie auch von den Personalern geäußert) feststellbar (von einstmals eher das Erbe nutzend für "Schritte in die Selbständigkeit, freiberufliche Tätigkeit, Unternehmensgründung, aktive Bewirtschaftung des Erbes mit dem Ziel das Vermögen zu vermehren" usw. versus hin das Erbe zu verwenden für "vorzeitigen Ruhestand, sofortigen Ruhestand, (deutlich) reduzierte Erwerbsarbeit, veränderten Lebens-/ Konsumstil, (kontrollierten) Verzehr des Erbes" usw.).

    Natürlich gilt diesbezüglich

    (was zugegebenermaßen natürlich nur anekdotische Evidenz und persönliche Empirie darstellt).

    In dem Kontext

    Früher war ja immer alles besser!

    Derartige Pauschalaussagen passen und stimmen nach meinem Dafürhalten weder bei Finanz-Themen noch bei anderen Themen.

    Früher war auf keinen Fall immer alles besser - manches allerdings schon, wäre da meine etwas differenziertere Sichtweise.