GRV ungleich Investment

  • Sie sind ja nicht nur sehr teuer (was nichts mit Zinseszins zu tun hat sondern mit Stufenvorrückungen bei Tarifverträgen und dem deutschen Kündigungsschutz) sondern meist auch häufiger krank usw….

    Im Leben passieren viele Dinge, den älteren Mitarbeitern sind halt schon viele Sachen wiederfahren.

    Länger arbeiten müssen sie trotzdem.

    Da gibt es eben einige die man los werden will, andere die will man unbedingt halten.

  • Ist halt die Frage, wie gesetzestreu man ist, wenn man sich arbeitssuchend meldet, ohne dass man eine Arbeit sucht.

    Nunja...im Grundsatz muss man damit rechnen, dass einem das Arbeitsamt einen Job anbietet und man den annehmen muss. Nur weiß das Arbeitsamt natürlich auch, dass Leute kurz vor der Rente nicht unbedingt oben auf der Wunschliste der Arbeitgeber stehen. Alle Diskussionen über Altersstarrsinn, etc. mal außen vor gelassen...es ist einfach nicht besonders attraktiv, jemand einzuarbeiten, der ohnehin in 1-2 Jahren in Rente geht. Dazu hat der Gesetzgeber - sicherlich gut gemeint, aber nicht unbedingt gut gemacht - die älteren Arbeitslosen privilegiert. Und die Schönung der Arbeitslosenstatistik nimmt man als Regierung natürlich auch gerne mit...

  • Gesetzliche Krankenversicherung: Warken will Behandlungskosten von Bürgergeldempfängern durch Bundeshaushalt finanzieren - WELT
    Angesichts der finanziellen Schieflage der gesetzlichen Krankenkassen fordert Bundesgesundheitsministerin Nina Warken, dass der Bund künftig die…
    www.welt.de

    Das ist das erste mal, dass ich so eine Forderung das aus Reihen der Regierung selbst höre.

    Sonst waren es immer andere (Institutionen), die auf die Unterdeckung versicherungsfremder Leistungen hingewiesen haben.

  • Krankenversicherung ist aber nicht Rentenversicherung.

    Richtig.

    Aber wir haben die Problematik der versicherungsfremden Leistungen hier schon allgemein für die Sozialversicherungen - GKV und GRV - besprochen (es ist ja auch die "Gesprächsecke").

    Und das Thema "versicherungsfremde Leistungen" gibt's auch in der GRV - siehe z.B.:

    "Nicht beitragsgedeckte versicherungsfremde Leistungen der

    gesetzlichen Rentenversicherung als Ausdruck des Solidarprinzips"

    https://www.bundestag.de/resource/blob/437624/634baef7575ec97bc241976afb1168e4/wd-6-085-16-pdf-data.pdf

    Und vielleicht dringen Erkenntnisse, die sich bei der GKV jetzt ergeben, auch bis zur GRV vor.
    Insofern ist es m.E.n. nicht "am Thema vorbei".

  • Was stimmt denn nun?

    Beides!

    Es gibt diverse große Unternehmen in Deutschland, die schlichtweg einen Überhang an AN haben (z.B. VW). Also nutzt man verstärkt Altersteilzeit um diese MA möglichst schnell und sozialverträglich loszuwerden.

    Ich habe Bekannte im VW-Konzern, die die Angebote gern angenommen haben und jetzt im Vorruhestand und anschließend dann mit 63 in Rente gehen werden. Dank gutem Verdienst guter Betriebsrenten auch kein Problem.

    Was wäre die Alternative? Das VW die MA mit 58 betriebsbedingt kündigt? Was ohnehin kaum rechtlich durchsetzbar wäre? Und wer sollte so einen MA mit 58 dann noch einstellen? Viele reden ja immer von qualifizierten Arbeitskräften, aber viele der MA haben eben doch seit 30+ Jahren irgendwo am Fließband gearbeitet. Was ist dann noch die Ausbildung als Schlosser, Dreher oder Heizungsbauer wert, wenn man über 30 Jahre nicht mehr im erlernten Beruf gearbeitet hat? :/

    Dazu kommt dann noch, dass die Menschen recht gut verdient haben. Wer möchte dann wieder mit niedrigerem Gehalt oder 40 Stundenwoche irgendwo bei einem KMU anfangen (z.B. als Busfahrer)? Meine Schwester ist Busfahrerin. Da werden Fahrer/*innen gesucht. Dafür wären auch schnell Leute zu qualifizieren. Zumal es ja in dieser Altersgruppe nicht wenige geben dürfte, die ohnehin schon einen Führerschein haben.

    Und die 'große Blase' der Boomer rollt eben erst auf uns zu. Bis 2035 sind dann die Boomer im Rentenalter.

    Und natürlich wollen z.B. Handwerksbetriebe Ihre älteren Mitarbeiter längerfristig halten. Nur warum sollte man das machen, wenn man im Bekanntenkreis sieht, wie es anderswo läuft?

  • Beides!

    Es gibt diverse große Unternehmen in Deutschland, die schlichtweg einen Überhang an AN haben (z.B. VW). Also nutzt man verstärkt Altersteilzeit um diese MA möglichst schnell und sozialverträglich loszuwerden.

    "sozialverträglich"?

    Da geht's dann doch wohl eher um die Interessen der Firma. Wenn die Firma die älteren MA brauchen würde, dann würde sie diese nicht so einfach ziehen lassen.

    Den Aufschrei hören wir doch gerade (z.B. "Akademiker sollen später in Rente gehen")

  • "sozialverträglich"?

    Da geht's dann doch wohl eher um die Interessen der Firma.

    Es geht um beiderlei Interessen.

    Die Firma braucht aktuell und wohlmöglich dauerhaft weniger MA. Nun muss die Firma zusehen, wie Sie diesen Überhang an MA abbaut.

    Wenn die Firma betriebsbedingt kündigt kommt es u.A. zu Sozialauswahl. Es dürfte schwer sein vorwiegend nur die älteren MA kündigen zu können. Also macht man das so, dass die Firma Ihre jungen MA behalten kann und vorwiegend die älteren MA los wird, die ja ohnehin in einigen Jahren das Unternehmen verlassen würden. Ist aus Sicht des Unternehmens absolut logisch.

    Zumal die reale Gefahr besteht, dass wenn Du jetzt leichtfertig jüngere MA gehen lässt, diese dann in einigen Jahren massiv fehlen werden, wenn es wirklich eng wird auf dem Arbeitsmarkt.

    Und natürlich ist das auch für die älteren Mitarbeiter vorteilhaft. Zumindest unsere Bekannten haben sich nicht dagegen gesträubt als das Angebot für die Altersteilzeit kam. Schließlich 'buchst' Du damit mit 58/60 quasi Deine Rente für Dich ein.

    Egal welche Änderungen die Politik in nächster Zeit in Sachen Rente beschließt, Leute, die jetzt bereits den festen Weg in die Rente angetreten haben, wird es nicht mehr (be)treffen.

  • Egal welche Änderungen die Politik in nächster Zeit in Sachen Rente beschließt, Leute, die jetzt bereits den festen Weg in die Rente angetreten haben, wird es nicht mehr (be)treffen.

    ... solange nicht nur versprochen, sondern auch eingehalten wird, daß die Renten auch in Zukunft weiter wie die Nettolöhne steigen ...

  • ... solange nicht nur versprochen, sondern auch eingehalten wird, daß die Renten auch in Zukunft weiter wie die Nettolöhne steigen ...

    Ich meine eher solche Diskussionen wie die Abschaffung der abschlagsfreien Rente mit 63 (demnächst 65) oder eine Erhöhung des Abschlags, wenn man die Rente für langjährig versicherte in Anspruch nimmt.

    Dem dürfte man als Altersteilzeitler entgehen, da die Planungssicherheit gewahrt werden muss.

    Wenn die Rentenanpassungen zukünftig nur noch im Rahmen der Inflationsrate erfolgen sollten, würde das ohnehin alle Rentner betreffen.

  • Du gehst davon aus, dass die Lohnabschlüsse immer oberhalb der Inflationsrate liegen?

    Ich gehe von gar nichts aus.

    Aktuell ist es halt so, dass die Rentenerhöhungen der allgemeinen Lohnentwicklung folgen. Sinkt die Lohnentwicklung in einem Jahr, sind Rentenkürzungen ausgeschlossen (wie zuletzt in der Corona-Krise).

    In so einem Fall werden zukünftige Lohnerhöhungen nur teilweise an die Rente weitergegeben um das wieder auszugleichen.

    Dazu kommt dann die Festschreibung des Rentenniveau des 'Eckrentners' auf 48% des Durchschnittslohns. Die Rente muss so weit steigen, dass der 'Eckrentner' nicht unter 48% fällt.

    Hier zum Nachlesen: https://www.bundesregierung.de/breg-de/aktuel…ng-2025-2337000

    Wenn man nun zukünftig Rentenerhöhungen an die Inflationsrate koppeln will, muss man sich natürlich auch etwas überlegen, falls es mal deflationäre Tendenzen gibt (wie z.B. aktuell in der Schweiz). Rentenkürzungen darf es eben (per Gesetz) nicht geben.

    Es gibt ja Länder in denen die Entwicklung der Rente an die Inflation gekoppelt ist (z.B. Belgien).

    Das damit dann natürlich auch die 48%-Grenze des Rentenniveaus nicht mehr einzuhalten ist, sollte jedem klar sein.

  • "sozialverträglich"?

    Da geht's dann doch wohl eher um die Interessen der Firma. Wenn die Firma die älteren MA brauchen würde, dann würde sie diese nicht so einfach ziehen lassen.

    Den Aufschrei hören wir doch gerade (z.B. "Akademiker sollen später in Rente gehen")

    Klar ist ein Abbau von Mitarbeitern erstmal im Interesse der Firma. Aber wir monstermania schon schrieb, hat der Gesetzgeber bei betriebsbedingten Kündigungen strenge Vorschriften zur Auswahl der abzubauenden Personen gemacht. Und da sind ein hohes Alter (weil schlechtere Zukunftsprognose auf dem Arbeitsmarkt) und eine lange Betriebszugehörigkeit nunmal Punkte auf der Habenseite. Deshalb werden bei solchen Maßnahmen in der Regel die jüngeren Arbeitnehmer zuerst entlassen, die man aber eigentlich halten möchte.

    Daher ist es mittlerweile gängig, dass zu den Maßnahmen auch das Angebot von Altersteilzeit gehört. Meist gepaart (zumindest bei den großen Unternehmen mit starkem Betriebsrat) mit hohen Aufstockungsbeträgen, wodurch der Gehaltsverzicht nur noch gering ist.

    Und damit sind wir durchaus wieder im Interesse des Mitarbeiters. Kaum Gehaltseinbußen, aber dafür bis zu 3 Jahre früher im Ruhestand. Quasi 3 Jahre bezahlte Freistellung.

  • Klar ist ein Abbau von Mitarbeitern erstmal im Interesse der Firma. Aber wir monstermania schon schrieb, hat der Gesetzgeber bei betriebsbedingten Kündigungen strenge Vorschriften zur Auswahl der abzubauenden Personen gemacht. Und da sind ein hohes Alter (weil schlechtere Zukunftsprognose auf dem Arbeitsmarkt) und eine lange Betriebszugehörigkeit nunmal Punkte auf der Habenseite. Deshalb werden bei solchen Maßnahmen in der Regel die jüngeren Arbeitnehmer zuerst entlassen, die man aber eigentlich halten möchte.

    Daher ist es mittlerweile gängig, dass zu den Maßnahmen auch das Angebot von Altersteilzeit gehört. Meist gepaart (zumindest bei den großen Unternehmen mit starkem Betriebsrat) mit hohen Aufstockungsbeträgen, wodurch der Gehaltsverzicht nur noch gering ist.

    Und damit sind wir durchaus wieder im Interesse des Mitarbeiters. Kaum Gehaltseinbußen, aber dafür bis zu 3 Jahre früher im Ruhestand. Quasi 3 Jahre bezahlte Freistellung.

    Ist es bei all dem gesagten über Firmen, die ältere MA los werden wollen, dann nicht seltsam, dass man das Renteneintrittsalter hochschrauben will?

    Geht's im Effekt dann doch nur um ein Rentenkürzungsprogramm?

    Oder wer soll dann wie selektiv auswählen welche MA weiter malochen soll?

    Es kommt mir immer mehr vor wie

    Zitat

    Now listen to me, all of you. You are all condemned men. We keep you alive to serve this ship. So row well, and live.

  • Anbei ein Artikel über "Frührente".

    Mehr als eine Viertelmillion Menschen ohne Abschläge in Frührente gegangen
    Wer 45 Versicherungsjahre vorweist, kann deutlich eher in Rente gehen als gesetzlich vorgesehen. Eine Regelung, die offenbar beliebt ist, wie neue Daten…
    www.spiegel.de

    Nebenbei erwähnt war Frührente früher die Erwerbsminderungsrente in Abgrenzung zu einer Altersrente. Wenn man in 2024 mit 64 in Rente gegangen ist, dann ist das jetzt eine Frührente.

    Der Artikel bezieht sich auf die Altersrente für besonders langjährig Versicherte und versucht diese zu skandalisieren. Allerdings können Versicherte mit 35 Versicherungsjahren und GdB von mindestens 60 auch mit knapp 65 abschlagsfrei in Rente. Interessanterweise wird das nicht problematisiert.

    Die Regelungen für langjährig unter Tage Tätige werden auch nicht angegriffen.

    Empörungsfarming kann auch mit mehr Abwechslung betrieben werden.

  • Empörungsfarming

    Ob nun "Empörungsfarming" (Rage Farming ?) oder "Empörungsframing" - beides kann wohl dahinstehen.

    Für "Empörung" Deinerseits - gegebenenfalls aus der sozusagen "pro domo"-Sicht des/der Sozialversicherungsfachangestellten (Sofa) ... ? - dürfte beim Blick auf die Vergangenheit, aus Deiner Sicht jedenfalls, kaum bis kein Anlaß zur Sorge bestehen.

    Schon in den 80er und 90er Jahren wurde auf die absehbar signifikanten Probleme der GRV nicht mit "Empörungs-Wellen" sondern auch mit fundierter Expertise samt validen Untersuchungen (demographische Entwicklung) hingewiesen (Prof. Biedenkopf, Prof. Miegel u. a.). Das ist inzwischen aber mehrere Jahrzehnte her ...

    Geändert hat dies aber am immer und immer "Weiter so" der politischen Protagonisten in Sachen GRV wenig bis nichts. Statt immer "Weiter so" könnte man auch andere deutlich pointiertere Formulierungen verwenden (von "Dilettieren" über "Realitätsverweigerung" bis hin zu "Murks").

    Andere Länder haben längst reagiert, wenn ich etwa an Schweden und die Niederlande denke - um nur zwei Beispiele zu nennen (es gibt diverse weitere). Hätte man damals begonnen ergänzend kapitalmarktgestützte Elemente zu integrieren, stände man heute nicht da, wo man bei der GRV steht nämlich sozusagen mit dem "Rücken an der Wand" (Bundeszuschuß, Sozialversicherungsbeiträge, Standort, Rentenniveau usw.).

    Noch heute wird allein der ergänzende Einbezug kapitalmarktgedeckter Elemente bei der GRV von bestimmten politischen Kreisen als "Casino-Rente" verbal diskreditiert ...

    Als "Verteidiger" des "Status Quo" und eines immer "Weiter so" kann man, meines Erachtens, also beruhigt sein - wie als jüngerer Mensch und Zwangsmitglied in dem System GRV parallel in gleichem Maße beunruhigt ...


    Dir nichtsdestotrotz weiter ganz viel Glück mit Deinen privaten Finanzen !