GRV ungleich Investment

  • Die SPD kritisiert also ...

    Wäre ich Funktionär der SPD (da sei Gott vor) würde ich den kritischen Blick auf den Niedergang meiner eigenen Partei lenken, die Wähler(ab)wanderung sowie das Bröckeln der eigenen Basis und zuallererst diesbezüglich kritische Ursachenforschung betreiben - insbesondere, wenn meine Partei historische Negativergebnisse bei Wahlen wie "Perlen auf eine Kette" reiht (letzte Bundestagswahl, Sonntagsfrage/Bund und jüngst die Kommunalwahl in NRW - könnte ebenfalls ein neues historisches Negativergebnis in der (einstigen) Herzkammer der Sozialdemokratie (Ruhrgebiet) darstellen ... (?)).

    Bei der SPD scheint man aber inzwischen schon zufrieden, wenn man zwar noch mehr Stimmen verliert als bei der letzten Wahl - aber etwas weniger als befürchtet ...

  • Klingt nach Meinung, nicht nach Fakt.

    Es ist keine Absenkung. Wer bis 67 arbeitet, bekommt exakt die selbe Rente.


    Wenn das Mindestsicherungsziel von 48% (Verhältnis Eckrente zu Durchschnittsverdienst) nicht mit 45 Jahren, sondern mit 47 Jahren berechnet wird, dann könnte die Rente um bis zu 4,25% niedriger liegen, ohne dass das Mindestsicherungsziel unterschritten wird. (Bei der Rentenanpassung zum 01.07.2025 hat das Mindestsicherzungsziel ja bereits Auswirkungen gehabt, ansonsten wäre die Anpassung niedriger ausgefallen.)

    Das bedeutet über entsprechend niedrigere Rentenanpassungen (der aktuelle Rentenwert steigt weniger stark) würden die aktuellen und künftigen Rentner weniger Rente bekommen als ohne die Änderung der Formel.

  • Wie man es am Ende auch dreht, die Rente wird weniger. Mich würde mal interessieren wie viele überhaupt 45 Beitragsjahre schaffen, geschweige dann 47.

    Wenn man den Zahlen glauben darf, schaffen das mit den 45 Jahren schon eine nicht unerhebliche Zahl von (Neu)Rentnern.
    In meiner Blase ist das auch gar nicht so unüblich. Viele meiner Bekannten haben mit 15/16 angefangen zu arbeiten. Da stünden dann später teilweise sogar deutlich > 45 Jahre im Raum.
    Nur davon gehen bereits viele vorzeitig mit 63. Einfach weil es trotz Abzügen reicht. Die haben dann aber auch häufig mit 63 bereits > 45 Jahre auf der Uhr. ;)

  • Du befürwortest also eine Absenkung des Rentenniveaus um 4,25%?

    Was ist eine längere Arbeitszeit anderes als eine Absenkung des Verhältnisses von Ein- und Auszahlung? Der Eckrentner ist hier ja nur ein Hilfskonstrukt zur Veranschaulichung. Die Rente verändert sich nicht durch den Eckrentner sondern durch die Anhebung des Alters.

    Die ganze Diskussion erinnert mich hier ein bisschen an die Sache mit dem Pelz und der Nässe. Wenn sich die Demographie verschlechtert, muss irgendwer kürzer treten. Entweder die Alten durch längeres Arbeiten bzw. niedrigere Rente. Oder die Jungen durch höhere Beiträge. An diesem Grundsatz führt langfristig kein Weg vorbei. Kurzfristig kann man durch Sonderschuldentöpfe und einen großen Verschiebebahnhof im Bundeshaushalt den Zuschuss erhöhen. Aber nachhaltig ist die Lösung nicht

  • Oder alle durch höhere Steuerzuschüsse.

    Aber woher kommt das Geld für die Steuerzuschüsse? Der Bundeshaushalt ist jetzt schon hauptsächlich für das Verteilen von Zuschüssen an Sozialversicherungen zuständig, die sich in der Theorie selbstständig finanzieren sollten. Während Kernaufgaben des Bundeshaushalts wie Verteidigung und Infrastruktur nur noch über Sonderschuldentöpfe finanziert werden können.

  • Wenn sich die Demographie verschlechtert, muss irgendwer kürzer treten. Entweder die Alten durch längeres Arbeiten bzw. niedrigere Rente.

    Nun ja,
    das passiert ja schon seit rund 30 Jahren. 'Mein' pot. Renteneintrittsalter wurde nach meinem Arbeitsbeginn um 2 Jahre nach hinten geschoben und das Niveau der Rente ist in den letzten Jahrzehnten stetig gesunken.
    Dafür ist aber der Beitrag zur GRV gesunken bzw. langjährig konstant geblieben. :/
    Ich werde selbst, wenn ich ggf. mit vorgezogen mit 63 in Rente gehen darf, länger gearbeitet haben wie einst mein Vater. Und nein, ich wollte nicht mit meinem Vater tauschen wollen!
    Aber ein Geschmäckle hat es schon, wenn die Politik sagt, wir sollen länger arbeiten, gleichzeitig aber 10.000de von Menschen aktiv gefördert per Altersteilzeit aus dem Arbeitsleben aussteigen.:rolleyes:

    An diesem Grundsatz führt langfristig kein Weg vorbei.

    Irgendwann wird es halt mit dem länger arbeiten für viele Menschen schwer. Hat halt nicht jeder einen Job den man körperlich/mental auch mit 65+ noch machen kann. Und das Angebot im steigenden Alter z.B. die Arbeitszeit zu reduzieren gibt es auch nicht längst bei bei jedem Arbeitgeber.
    Und wie schon häufiger geschrieben. Irgendwann kommt man mit einer Senkung des Rentenniveaus dann in den Bereich der Grundrente. Es bekommt eben längst nicht jeder AN auch noch eine Betriebsrente.
    Und dass kann einem langjährig Versicherten AN dann gern die Politik erklären, warum man nach 45 oder 47 Jahren nachher ggf. noch Sozialleistungen wie Wohngeld beantragen darf/muss. :/

  • Aber woher kommt das Geld für die Steuerzuschüsse? Der Bundeshaushalt ist jetzt schon hauptsächlich für das Verteilen von Zuschüssen an Sozialversicherungen zuständig, die sich in der Theorie selbstständig finanzieren sollten. Während Kernaufgaben des Bundeshaushalts wie Verteidigung und Infrastruktur nur noch über Sonderschuldentöpfe finanziert werden können.

    Da sind wir dann bei der Diskussion aus dem anderen Thread - Klage der GKV gegen den Bund wegen fehlender Ausgleichszahlungen für Bürgergeldempfänger.

    Ursache ist, dass die Sozialversicherungen Leistungen zahlen sollen, die nie durch Beiträge gedeckt waren.

  • Das mit dem länger arbeiten ist so eine Sache: Auch wenn man das selber eigentlich will, oft aber will der Arbeitgeber das nicht und tut im Guten oder im Bösen alles, um den Mitarbeiter loszuwerden..

    Wenn man dann mit 60 den (evt. viele Jahre lang ausgeübten) Job nicht mehr hat, ist es sehr schwierig, wieder etwas zu finden, zumal in dem Alter bei vielen die ersten Zipperlein anfangen und ein zukünftiger Arbeitgeber davor Angst hat. Auch wollen speziell in anspruchsvolleren Berufen mit längerer Einarbeitungszeit die Arbeitgeber Leute, die potenziell dann länger dort arbeiten werden.

  • Ich kann dich schon verstehen. Rentenpolitik ist halt auch Politik und die "Rente mit 63" oder eine Erhöhung der Mütterrente kommen beim Wähler sehr viel besser an, als die Rente mit 67. Auch wenn die Demographie eigentlich letzteres erfordert.

    Irgendwann wird es halt mit dem länger arbeiten für viele Menschen schwer. Hat halt nicht jeder einen Job den man körperlich/mental auch mit 65+ noch machen kann. Und das Angebot im steigenden Alter z.B. die Arbeitszeit zu reduzieren gibt es auch nicht längst bei bei jedem Arbeitgeber.

    Vielleicht müssen wir hier auch ein bisschen außerhalb der üblichen Schiene denken. Mit 60+ wird man vielleicht nicht mehr 40 Stunden auf dem Dach stehen können, aber es gibt sicherlich auch alternative Beschäftigungen, auf die man umschulen kann. Politisch ist es aber natürlich sehr viel bequemer, eine Frühverrentung zu fördern als jemand mit 50 umzuschulen.

    Und dazu ist Altersteilzeit und Frühverrentung für die Betriebe natürlich sehr bequem, um Stellen abzubauen. Der Schwager meiner Freundin arbeitet bei einem großen Hersteller von Haushaltsgeräten. Die Produktion ist mittlerweile fast vollständig in Polen und da werden jetzt 2 Jahre Freistellung zu 87% des Gehalts angeboten. Anschließend nach 49 Arbeitsjahren in Rente. Wer sowas nicht annimmt...

  • Vielleicht müssen wir hier auch ein bisschen außerhalb der üblichen Schiene denken. Mit 60+ wird man vielleicht nicht mehr 40 Stunden auf dem Dach stehen können, aber es gibt sicherlich auch alternative Beschäftigungen, auf die man umschulen kann.

    Im Prinzip ja. Aber ist es lohnenswert, jemanden zwei Jahre lang umzuschulen, damit er dann noch ein paar Jahre lang (vermutlich ziemlich unmotiviert) irgendwas arbeitet?

    Also ich finde auch, dass man länger arbeiten sollte, aber dann muss auch diese Angewohnheit, Mitarbeiter etliche Jahre vor dem Ruhestand auszumustern, weg.

    Ich rede jetzt nicht von Leuten, die altersbedingt objektiv ihre Arbeit nicht mehr richtig machen können, sondern von der typischen Firmenpolitik, dass man jeden Ü57 gerne los wird.

  • Vielleicht müssen wir hier auch ein bisschen außerhalb der üblichen Schiene denken. Mit 60+ wird man vielleicht nicht mehr 40 Stunden auf dem Dach stehen können, aber es gibt sicherlich auch alternative Beschäftigungen, auf die man umschulen kann.

    Die wenigsten Menschen die ich kenne und die Vorzeitig aus dem Arbeitsleben ausscheiden haben je auf dem Dach gearbeitet. :rolleyes:
    Aber evtl. sollte man auch akzeptieren, dass auch ein Bürojob im höchsten Maaße fordernd sein kann. Und auch dass so mancher AN den Druck dann nicht mehr aushält. Ich bekomme es hier an der Quelle mit, wie viele (ältere) Kollegen durch die Digitalisierung zunehmend überfordert sind. Da reicht es eben nicht wie bei jüngeren Kollegen eine Sache einmal kurz zu schulen. Aber mehr Zeit wird den Kollegen dann auch nicht zugestanden.
    Und die Bereitschaft mit 60+ ggf. noch eine Umschulung zu machen hält sich AFAIK doch sehr in Grenzen.

    Und dazu ist Altersteilzeit und Frühverrentung für die Betriebe natürlich sehr bequem, um Stellen abzubauen. Der Schwager meiner Freundin arbeitet bei einem großen Hersteller von Haushaltsgeräten. Die Produktion ist mittlerweile fast vollständig in Polen und da werden jetzt 2 Jahre Freistellung zu 87% des Gehalts angeboten. Anschließend nach 49 Arbeitsjahren in Rente. Wer sowas nicht annimmt...

    Kenne ich zur genüge.:rolleyes: Habe z.B. Bekannte die im VW-Konzern tätig sind. Und auch bei anderen großen AG sieht es da nicht viel anders aus.
    Teilweise werden da sehr großzügige Abfindungen gezahlt, damit ein AN ausscheidet. Und die Bereitschaft dann einen möglicherweise schlecht bezahlten Hilfsjob anzunehmen hält sich auch in Grenzen. Dazu kommt dann, dass die Arbeitsagenturen zumindest lt. Aussage meiner Bekannten auch keinerlei Druck ausüben einen 63-jährigen 'Arbeitslosen' neu vermitteln zu wollen. So geht man dann nach der 2-jährigen 'Arbeitslosigkeit' mit 65 in Rente.
    Gefühlt versucht aktuell jeder aus meinem Bekanntenkreis sich irgendwie in die Altersteilzeit oder Frühverrentung zu flüchten. Man darf ja davon ausgehen, dass die Politik für die jetzt 58-60 jährigen, die sich in solche Systeme 'retten' entsprechende Bestands- bzw. Übergangsregelungen schaffen wird.:rolleyes:
    Ich habe halt keine Lust, dann später als der Idiot dazustehen, der mangels Möglichkeit nachher dann bis 67 arbeiten 'darf', weil die Politik ab Jahrgang 197X alle Möglichkeiten des vorzeitigen Ruhestands einschränkt.:rolleyes:
    Hat dann wie so häufig etwas mit dem Thema 'gefühlte Gerechtigkeit' zu tun. :/