Braucht man noch eine Filialbank?

  • Frage in die Runde:

    Stellen wir als Mitglieder der Finanztip-Community einen repräsentativen Durchschnitt der Bevölkerung dar oder bedingt die finanzielle Selbstermächtigung, dass wir ggf. anders auf Bankdienstleistungen als Otto Normalsparer, der sich mit KLV, RV und BSV gut aufgestellt sieht?

  • Hallo,

    Pumphut denkt vielleicht daran, dass die Filialen in einem solchen Fall ins Analoge umschalten könnten, was ich eher nicht für möglich hielte.

    Früher, also beim Kaiser, gingen Bankgeschäfte auch ganz ohne IT. Muss man sich natürlich vorbereiten. Die Frage ist nur, sieht man die Notwendigkeit?


    Gruß Pumphut

  • Hallo,

    Frage in die Runde:

    Stellen wir als Mitglieder der Finanztip-Community einen repräsentativen Durchschnitt der Bevölkerung dar

    Danke für die Frage. Ja wir sollten auch an die anderen denken. Mir fallen so ein paar meiner Verwandten der gleichen Altersklasse, z.T. Akademiker ein, für die es außer Sparkasse nichts gibt.


    Gruß Pumphut

  • Hallo,

    Früher, also beim Kaiser, gingen Bankgeschäfte auch ganz ohne IT. Muss man sich natürlich vorbereiten. Die Frage ist nur, sieht man die Notwendigkeit?


    Gruß Pumphut

    Ja, aber wir sind in vielen Bereichen unserer Gesellschaft nicht in der Lage, dass wir bestimmte Dienste analog anbieten. Dementsprechend wurde aus den verschiedensten Gründen diese Notwendigkeit nicht mehr gesehen. Daher böte die Filialbank in dieser Hinsicht ohne ein funktionierendes IT-System im Falle einer großflächigen Störung wenig Sicherheit, zumindest vermute ich dies stark.

    Frage in die Runde:

    Stellen wir als Mitglieder der Finanztip-Community einen repräsentativen Durchschnitt der Bevölkerung dar oder bedingt die finanzielle Selbstermächtigung, dass wir ggf. anders auf Bankdienstleistungen als Otto Normalsparer, der sich mit KLV, RV und BSV gut aufgestellt sieht?

    Nein, leider nicht. Wenn dies so wäre, dann wäre der Wettbewerb sicherlich stärker ausgeprägt...

  • Ich erinnere mich noch darin, wie man mir bei der Sparkasse vor einigen Jahren einen ganzen Stapel ausgedruckter Unterlagen in die Hand drückte. Mittlerweile verschicken sie das hoffentlich per Email.


    Ich denke schon, dass die Bedürfnisse der Menschen sehr unterschiedlich sind. In meiner Verwandtschaft schwört man auch größtenteils auf Filialbanken, auch wenn sich mehr und mehr das Online-Banking durchsetzt.

  • Alles klar danke für den Hinweis. An dem Thema (Immofinanzierung) hab ich im wahrsten Sinne des Wortes noch keine Aktien 😅 kann es mir nur grundsätzlich vorstellen, dass man dafür irgendeinen Berater/Vermittler benötigt und das dann vielleicht einfacher in einer Filiale ist.

    Für die Vermittlung hatten wir tatsächlich persönliche Treffen mit der Vermittlerin, aber eben nicht in einer Bank. Sie wäre auf Wunsch sonst auch anderswo hingekommen (zu uns nach Hause, ins Büro…), und natürlich wäre das auch online gegangen. Wir haben vor Corona gekauft, ich vermute, inzwischen ist online da noch viel gängiger.

  • Ich habe mein privates Giro-Konto neulich erst von einer Sparkasse zu einer Neo-Bank gezogen. Daher meine Meinung ganz klar: Für den normalen Tagesgebrauch ist eine Fillialbank unnötig allerdings ist es immer gut, wie auch hier schon angesprochen mit Hilfe von Tagesgeldkonten etc. einen Fuß in der Tür zu behalten bei den Fillialbanken, wenn man in den nächsten Jahren sich eine Baufinanzierung oder ähnliches vorstellen kann. Erfahrungsgemäß werden Langzeitkunden doch immer ein wenig bevorzugt.

  • Für die Vermittlung hatten wir tatsächlich persönliche Treffen mit der Vermittlerin, aber eben nicht in einer Bank. Sie wäre auf Wunsch sonst auch anderswo hingekommen (zu uns nach Hause, ins Büro…), und natürlich wäre das auch online gegangen. Wir haben vor Corona gekauft, ich vermute, inzwischen ist online da noch viel gängiger.

    Also was Immobilienfinanzierung angeht habe ich persönlich eine gute Beraterin an die ich mich gerne wende. Diese ist aber von keiner Bank, sondern von interhyp. Obwohl ich den Leiter der Finanzierungsabteilung der lokalen Volksbank privat kenne, ist die Volksbank bisher noch nie attraktiv für eine Finanzierung gewesen.


    Für was ich persönlich eine Filialbank nutze ist das Anlegen von Mietkautionskonten und für ein Schließfach.


    Darüber hinaus manage ich die Finanzen für einen Verein. Bei Umsätzen im mittleren 5-stelligen Bereich, ist ähnlich wie bei den meisten Unternehmen eine Filialbank unverzichtbar. Grade für Wechselgeld, Bargeldeinzahlungen etc.

  • Das scheint mir ein Mythos zu sein.

    definitiv. Die Zinsen hängen in erster Linie von der aktuellen Kreditpolitik der Bank ab. Ob man Geschäft haben möchte oder nicht. Und das wiederrum ist stark von der aktuellen Situation und vorallem der Bilanzsituation der Bank abhängig. Dass gerade die eigene Hausbank die besten Konditionen stellt, ist statistisch gesehen sehr unwahrscheinlich.


    Ich sehe nur 2 Ausnahmen:

    - Man kauft die Immobilie von der Bank, wenn diese auch als Projektträger solche Projekte umsetzt, da sind die Konditionen oft sehr gut

    - Das privatgeschäft ist nur ein Bonus da man relevante Umsätze (meist ab 8-stellig) mit einem Unternehmen macht. In solchen Fällen sind Sonderkonditionen dann üblich.


    ..ok als drittes vlt noch: Man ist Politiker ;)

  • Wir merken erst das es nicht mehr da ist, wenn es weg ist.


    Und wenn es weg ist dann bleibt es weg.



    Ich brauche so eine Filiale auch nicht, aber ich kann nicht für alle schreiben weil viele von denen die es betrifft gar nicht alle Buchstaben können.

  • Aber ich möchte die Frage einmal erweitern: Braucht die Gesellschaft ein rudimentäres Bankensystem (Geld ein und auszahlen), wenn durch einen großflächigen und länger andauernden Strom- und/oder Internetausfall alle Onlinebanken nicht mehr nutzbar sind? Ich tendiere zu ja. So eine Infrastruktur muss man vorhalten und da bekommen die Filialen von Sparkasse, VoBa und Co. plötzlich eine andere Bedeutung.

    Das hätte vielleicht vor 30 Jahren geklappt, heute nicht mehr. Die Tresore sind alle durch Computer gesichert und bei Stromausfall garantiert verriegelt. Konten existieren nur noch in der Datenbank. Selbst wenn Geld ausbezahlt werden könnte...die Bargeldvorräte sind schnell erschöpft, wenn jeder alles in Bargeld zahlen muss und entsprechende Mengen abheben will. Ein längerer Stromausfall ala Blackout von Marc Elsberg ist auch kein Fall, in dem das Leben normal weitergeht. Ohne Strom bricht uns innerhalb kürzester Zeit die komplette Zivilisation zusammen.

  • Natürlich zählt die Bonität generell eine deutlich übergeordnete Rolle aber wenn zwei Kunden mit gleichen Finanzen bei einer Bank auftauchen dann wird der Bestandskunde im Zweifel besser behandelt.

    Ich ahne da nichts gutes, glaube eher das der mit gewissen Grundkenntnissen den besseren Schnitt macht, als einer der zwar schon ewig die Treue hält, aber völlig ahnungslos daher kommt.

  • Aber ich möchte die Frage einmal erweitern: Braucht die Gesellschaft ein rudimentäres Bankensystem (Geld ein und auszahlen), wenn durch einen großflächigen und länger andauernden Strom- und/oder Internetausfall alle Onlinebanken nicht mehr nutzbar sind? Ich tendiere zu ja. So eine Infrastruktur muss man vorhalten und da bekommen die Filialen von Sparkasse, VoBa und Co. plötzlich eine andere Bedeutung.


    Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine Filialbank bei einem Stromausfall Geld rausrückt. Abgesehen davon, dass sie das nicht verbuchen kann, bekommt sie wohl auch keine einzige relevante Tür auf.

    Und was macht man mit dem Bargeld? In den Supermarkt kommt man nicht, weil auch der bei Stromausfall seine Tür nicht aufbekommt. Und hat schonmal jemand einen Supermarkt mit ausreichender Zahl an Fenstern gesehen? Spätestens hinter der ersten Regalreihe ist es stockduster. Und die Kasse geht auch nicht. Gleiches an der Tankstelle. Die Pumpe der Zapfsäule bleibt ohne Strom aus.


    Es gibt immer wieder die Vorschläge, einen relevanten Vorrat an Bargeld zu Hause zu haben. Aus den o.g. Gründen halte ich das jedoch für wenig hilfreich.


    Ein guter Kontakt zu einem örtlichen Landwirt und ein funktionierendes Fahrrad erscheinen mir vielversprechender zu sein...

  • "Braucht man noch eine Filialbank ?


    Wer ist "man" ? Meine Patenkinder (zwischen 15 und 38 Jahren) mit Smartphones, PCs, Laptops, Kreditkarten usw. eher nicht - einige bis recht viele (60 bis 90 Jährige) in meinem Umfeld eher sehr wohl. Das ist - wie so oft in dem Themenbereich - also eine höchst individuelle Angelegenheit.


    Art und Weise unserer modernen Wirtschaft beruhen letztlich entscheidend auf Krediten (kann man bedauern und beklagen oder auch gut finden, für beides gibt es Gründe, ist aber unstrittig Fakt). Kredit kommt von lat. credere (glauben, vertrauen) und von lat. creditum (das auf Treu und Glauben anvertraute). Vertrauen ist also die Grundlage und Basis dieser Art von Wirtschaft. Insoweit schlüssig, daß Banking ursprünglich und zwingend mal ein "Face to Face Business" samt persönlicher Beurteilung und Einschätzung war.


    Professionell Bridge, Schach und Poker beispielsweise kann man heutzutage auch im Internet via PC spielen. Was dabei vollständig fehlt ist die Table-Presence samt Einschätzung von Mimik, Gestik, Anmutung, Ausstrahlung etc. Nichtsdestotrotz kann ein Schachcomputer auf sehr hohem Niveau agieren. Es kann ein Vorteil sein persönliche diskretionäre Entscheidungen eines Bankmenschen zu ermöglichen - aber auch ein Nachteil. Standardisierte Programme können ein Vorteil sein - aber eben auch von Nachteil.


    Die bekannte Ben Bernanke Geschichte erwähne ich in dem Kontext gerne. Als er als Chef der Fed aufgehört hatte, soll er - bevor er andere Aktivitäten startete (Vorträge, Bücher, Beratung usw.) - seinen eigenen Finanzen kurz etwas geordnet haben. Eine Fingerübung für ihn. Darunter u. a. ein Hauskredit (den er neu justieren wollte). In der Bank begegnete er einer Mitarbeiterin am PC (die ihn nicht erkannte und/oder gar nicht wußte, daß er jüngst noch Chef der Fed war) und - nach Aufruf seiner Darlehensnummer und nach dem Öffnen ihres PC-Programms "Mortgage" - dann mit der ersten Frage startete: "Sind sie angestellt ?". Antwort: "Nein". "Sind Sie schon Rentner ?" Antwort: "Nein". "Sie sind selbständig ?" Antwort: "Ja". "Dann brauche ich die letzten drei Steuererklärungen". Antwort: "Habe gerade erst eine Firma angemeldet". Die Dame: "Sorry, aber mein System zeigt hier bei Einkommen dann rot an und stoppt zunächst das weitere Fragen-Programm". Weiter: "Wie werden Ihre Einkünfte denn zukünftig sein ?". Antwort: "Schwer absehbar und sicher auch schwankend". Die Dame: "Sorry, jetzt wird endgültig rot angezeigt". Es soll zu einem (im Verlauf) etwas lauteren Disput gekommen sein. Ben Bernanke schrieb einen Brief an den Vorstand. Der schrieb zurück: "Unsere Mitarbeiterin hat alles richtig gemacht und Sie sind nur der Regulatorik begegnet, die sie selbst nach der US-Immobilienkrise mit initiiert hatten". Weiter: "Selbstverständlich werden wir die Angelegenheit in Ihrem Sinne zeitnah regeln". Dumm nur, wenn man in der Situation nicht Ex-Chef der Fed war und Ben Bernanke heißt ... (oder zumindest den Kredit aus freien eigenen Mittel selbst glattstellen kann, um sich in Ruhe um eine andere Lösung ggf. auch bei einer anderen Bank zu kümmern).


    Für meinen Teil würde ich mein bescheidenes Vermögen ungern einem fremden Dritten zwecks Anlage desselben überlassen (auch wenn der Tag unweigerlich näher rückt). Mir würden aber einige Menschen einfallen, die mir dann als Entscheider (in einem Crash etwa) lieber wären als ein Computer, der bei irgendwelchen Kursmarken (zusammen mit anderen Computern und deren Kursmarken) automatisiert einem Programm folgend meine Aktien in die abstürzenden Märkte hinein liquidiert ...


    Mein erster Mercedes (Limousine) hatte ein automatische Schiebedach. Aber auch eine kleine Kurbel im Handschuhfach, um im Notfall das Ding mechanisch zu schließen. Als vor etwa 15 Jahren die Dachfunktion meines damaligen hochmodernen AMG SLK nicht funktionierte, mußte ich - bei plötzlich einsetzendem Regen - Schutz unter einer Brücke suchen und schließlich den ADAC anrufen. Der Fachmann: "Da trau ich mich auf keinen Fall ran. Rufe einen Abschlepper, die sollen den Innenraum notfalls abkleben, falls es noch regnet und den Wagen in eine Mercedes-Werkstatt bringen. Da dann den Diagnosestecker rein und das Programm wird dann hoffentlich anzeigen, was das Problem ist" ...


    Ist mir auch im Banking schon zig Male passiert. Konto gedeckt (reichlich) aber kein Geld, weil keine Kasse mehr in der Bank und kein Strom für den Geldautomaten, oder das Gerät defekt, oder der Geldautomat einfach nicht befüllt, oder der Zugang zum Schließfach unmöglich, da das Pin-Lesegerät schon zum Aufzug runter in den Tresorraum defekt ("da kommt bald eine Spezial-Firma aus Chemnitz" ...) etc. pp.



    Nur meine bescheidene Meinung - aus der Sicht eines alten Mannes.

  • Vor Weihnachten war ich in der Deutschen Bank, wo alles analog gemacht werden musste, Für eine simple Kontoauflösung musste ein zweiter Mitarbeiter dazu kommen, der die Verträge , die ich brauchte, schriftlich abfasste. Erklärung: Neues IT -System. So kann es auch gehen.