Umschuldung / Familie / gemeinsames Konto

  • Er muß aktuell seine Kredite mit 1500 € bedienen und darf damit keinesfalls aussetzen. Wenn er darüberhinaus 900 € tilgen kann...

    Du bist glaub ich der erste, der das geschriebene so interpretiert als würden die 900 Euro zusätzlich getilgt.

    Der TE schreibt er möchte die Kredite umschulden.

    Bisher werden 1.400€ gezahlt.

    Zukünftig hält er eine Rate von 900€ für realistisch möglich. Klingt viel mehr nach 500€ weniger zahlen wollen.

  • Du bist glaub ich der erste, der das geschriebene so interpretiert, als würden die 900 Euro zusätzlich getilgt.

    Der TE schreibt er möchte die Kredite umschulden.

    Bisher werden 1.400€ gezahlt.

    Zukünftig hält er eine Rate von 900€ für realistisch möglich. Klingt vielmehr nach 500€ weniger zahlen wollen.

    Der TE hat sich unklar ausgedrückt. Ich hatte den Eindruck, daß er sich aus eigener Kraft aus den Schulden herausarbeiten kann. Wenn er 1500 €/m zahlen muß und nur 900 €/m zahlen kann, ist klar, daß der einzige Weg die Privatinsolvenz ist.

    Dann fragt man ihn allerdings nicht mehr, ob er will, sondern der Insolvenzverwalter gibt ihm vor, was er ausgeben darf.

    Vielleicht meldet er sich ja noch einmal und legt Info nach.

  • Die Privatinsolvenz ist doch mit 3 Jahren "unter Dauerpfändung" verbunden. Ich würde vermuten, dass das einen gewissen nachhaltigen Einfluss auf den Umgang mit Geld hat.

  • Wie schon gesagt, ich bin ehrenamtlich bei einer Schuldnerberatung tätig. Daher, ganz persönlich, mal eine kurze Einteilung der Ratsuchenden nach Ursachen, natürlich gibt es auch eine Verkettung der einzelnen Ursachen:

    1. einmalige Ereignisse (gescheiterte Selbstständigkeit, Partnerschaft etc.)

    2. langfristige Ursachen (Krankheiten, lange Arbeitslosigkeit)

    3. Unwissenheit

    zu 1. Hier ist die Privatinsolvenz eine große Hilfe. Einmal Schlußstrich ziehen und dann einen Neustart wagen.

    zu 2. Da muß der Leidensdruck so groß sein, daß der Ratsuchende sein Leben umstellt. Ehrlich gesagt, braucht er eher eine Lebensberatung, wie eine Schuldnerberatung.

    zu 3. Da gibt es so kuriose Fälle, da kann ein einmaliger Schuldenschnitt helfen, aber auch nicht.

    Wir hier im Finanztip Forum müssen uns klar machen, daß die Ratsuchenden einer Schudlnerberatung in einer anderen Welt leben. Begriffe, wie Rendite, Riester, Rürup, ETF, Klumpenrisiko etc. sind unbekannt.

    Um Euch mal einen Einblick zu gönnen:

    - eine Ratsuchende mit Kind zahlt mehr Strom, wie ich mit Frau in einer 4-Zimmer-Wohnung, obwohl sie statt einer Küche nur eine elektrische Herdplatte hat, der Fernseher geht nicht, weil sie ihn nicht einstellen kann. Sie weiß zwar, wie man den Strom abliest, kann aber daraus ihre monatlichen Kosten nicht berechnen. Da kann eine Schuldnerberatung zwar einmalig helfen, doch langfristig muß sie sich selbst helfen - Hilfe zur Selbsthilfe. Da fehlen 9 Jahre Schule und Elternhaus. Das kann man nicht durch ein paar Termine bei der Schuldnerberatung nachholen. Wie ihre sonstigen Finanzen aussehen, kann sich dann wohl jeder denken. Zusätzlich ist sie noch psychisch krank. Aktuell kommt sie noch mit ihrem Bürgergeld so in etwa hin.

    - eine andere Ratsuchende kam nach einer gescheiterten Ehe. Ihr Ex hat für seinen Arbeitgeber eine Bürgschaft übernommen. Nun sind der Arbeitgeber und der Ex ins Ausland geflohen. Sie steht nun mit allen Schulden da. Sie hat noch unzählige Zeitschriftenabos abgeschlossen. Zusätzlich psychisch und physisch krank. Hier sofort in die Privatinsolvenz und zum Arzt. Sie soll sich berufsunfähig schreiben lassen, damit sie einen klaren Kopf bekommt. Immerhin kann sie bei ihren Eltern kostenlos wohnen.

    Noch ein kurzer Gedanke zum Thema Gehaltspfändung. Die Pfändungstabelle fängt bei ca. 1.500,- Euro an. Heißt zwei Personen haben damit ca. 3.000,- Euro im Monat. Abzüglich Miete und andere Fixkosten bleiben 1.500,- bis 2.000,- Euro für zwei Personen übrig. Da sagen sich viele, das reicht doch, warum muß ich was ändern.

    Das allergrößte Problem in all diesen Fällenm stellt das Alter dar. Die Rente wird sehr niedrig sein, sonstige Ersparnisse null. Altersarbeitslosigkeit ist da das Motto. Allerdings wohl nur kurz, da diese Menschen durch diverse Krankheiten statistisch eine geringer Lebenserwartung haben.

  • @ThomasPfister: Danke für die Einblicke. Das ist sehr interessant. Unglaublich weit weg von meiner (privilegierten) Welt, aber vermutlich so oder in etwas abgeschwächter Form häufig anzutreffen. Ich frage mich oft wie doof die über 80% der Deutschen eigentlich sein müssen, die gar keine Aktien, Fonds, usw. besitzen und alles verkonsumieren. Die wenig Gebildeten, (psychisch) Kranken, usw. vergisst man dabei leicht. Während hier im Forum das letzte Zehntel TER-Ersparnis über 500 Beiträge diskutiert wird, geht es bei andern um das Essen für morgen.

  • Zu dieser Thematik empfehle ich die ARD-Doku "Schulverlierer". Nur ein kurzer Auszug: Kinder der ersten Klasse können weder einen Stift halten noch eine Seite umblättern.

    Böse gesagt, da wächst genügend Material für die Schudnerberatungen nach.

  • wie doof die über 80% der Deutschen eigentlich sein müssen

    Ich hoffe, das ist wörtlich gemeint...

    Wir hier alle lesen hier im Forum und häufig auch anderswo komplexe Texte und verstehen sie zumindest so gut, dass wir in der Lage sind, eine einigermaßen sinnvolle Nachfrage zu stellen, wenn wir Details nicht verstehen.

    Es gibt aber Leute, die das nicht können. Die sind nicht "doof". Da gibt es Krankheiten als Ursache, dass sie nie richtig lesen gelernt haben (Stichwort funktionale Analphabeten), dass sie nach dem Arbeitstag körperlich zu fertig sind, um mehr zu machen, als ins Bett oder vor den Fernseher zu gehen.

  • Ich hoffe, das ist wörtlich gemeint...

    Wir hier alle lesen hier im Forum und häufig auch anderswo komplexe Texte und verstehen sie zumindest so gut, dass wir in der Lage sind, eine einigermaßen sinnvolle Nachfrage zu stellen, wenn wir Details nicht verstehen.

    Es gibt aber Leute, die das nicht können. Die sind nicht "doof". Da gibt es Krankheiten als Ursache, dass sie nie richtig lesen gelernt haben (Stichwort funktionale Analphabeten), dass sie nach dem Arbeitstag körperlich zu fertig sind, um mehr zu machen, als ins Bett oder vor den Fernseher zu gehen.

    Hoppla.

    Das sollte heißen
    "Ich hoffe, das ist NICHT wörtlich gemeint..."

    Und im letzten Abschnitt ist es eine Aufzählung - Krankheit, funktionaler Analphabetismus, total fertig nach dem Arbeitstag, ...

    Sorry, das war oben kein gutes Posting.


  • Es gibt aber Leute, die das nicht können. Die sind nicht "doof". Da gibt es Krankheiten als Ursache, dass sie nie richtig lesen gelernt haben (Stichwort funktionale Analphabeten), dass sie nach dem Arbeitstag körperlich zu fertig sind, um mehr zu machen, als ins Bett oder vor den Fernseher zu gehen.

    Das sehe ich genauso.

    Zu dieser Thematik empfehle ich die ARD-Doku "Schulverlierer". Nur ein kurzer Auszug: Kinder der ersten Klasse können weder einen Stift halten noch eine Seite umblättern.

    Böse gesagt, da wächst genügend Material für die Schudnerberatungen nach.

    Und Menschen sind kein "Material."

    Danke!

  • @ThomasPfister: Danke für die Einblicke. Das ist sehr interessant. Unglaublich weit weg von meiner (privilegierten) Welt, aber vermutlich so oder in etwas abgeschwächter Form häufig anzutreffen. Ich frage mich oft wie doof die über 80% der Deutschen eigentlich sein müssen, die gar keine Aktien, Fonds, usw. besitzen und alles verkonsumieren. Die wenig Gebildeten, (psychisch) Kranken, usw. vergisst man dabei leicht. Während hier im Forum das letzte Zehntel TER-Ersparnis über 500 Beiträge diskutiert wird, geht es bei andern um das Essen für morgen.

    Kommt doch immer drauf an, aus welchen Familienverhältnissen man kommt. Kommt man aus ärmlichen Familienverhältnissen, konnte man froh sein, wenn es täglich was zu Essen gab. Da spielt Vermögungsbildung keine Rolle. Nicht Jeder verdient soviel, das er Geld vermehren kann. Zudem verläuft nicht jedes Leben gradeaus, sondern hat Höhen und Tiefen. Und erst im Zeitalter von Internet ist es möglich sich mit dem Thema zu befassen.

  • Nur ein kurzer Auszug: Kinder der ersten Klasse können weder einen Stift halten noch eine Seite umblättern.

    Wenn die mir erinnerliche Zahl stimmt, verlassen 50.000 Schüler hierzulande eine Schule ohne jeden Abschluß - und das Jahr für Jahr ...

    Böse gesagt, da wächst genügend Material für die Schudnerberatungen nach.

    Sehr "böse" und pointiert formuliert, erst recht in diesen so hochgutmenschlichen Zeiten ...

    Ein gute Bekannter bekam jüngst einen Shitstorm ab, weil er öffentlich und explizit von "Spielermaterial" gesprochen hatte (früher so gängige Praxis wie das Zigeunerschnitzel auf fast jeder Speisekarte in Restaurants mit gutbürgerlicher Küche ...). Und die besagten Jungs (als "Spielermaterial)" verdienen heutzutage Millionen im Jahr, einige auch zweistellige Millionenbeträge p. a. ...

    Ich frage mich oft wie doof die über 80% der Deutschen eigentlich sein müssen, die gar keine Aktien, Fonds, usw. besitzen

    So gut wie Du Dich - an dieser und andere Stelle schon dokumentiert - mit dem ganzen Bereich "Finanzen" samt der "risikoadjustierten Benchmark bzw. Rendite" auskennst - muß Du ja längst steinreich sein ...

    Bewunderungswürdig und beneidenswert.

    Nur am Rande: Manche jedenfalls würden auch sparen oder sogar Ersparnisse investieren - wenn sie denn nur was sparen könnten und was zum Investieren hätten ... sind also mithin nicht einfach nur "doof".

  • Natürlich hat nicht jeder monatlich Hunderte Euros zum Investieren übrig, andererseits sind natürlich auch nicht alle, die nichts fürs Alter zurücklegen oder investieren, bettelarm.

    Und zum Themenstarter: Hier ist das Problem ja auch nicht, dass das Paar zu wenig zum Leben hat, er hat einfach über seine Verhältnisse gelebt.

    Ich dachte ja zunächst, dass er jetzt aufgewacht ist und nun Verantwortung für sein Tun übernimmt.

    Aber mit Planen, Bankbesuchen und Insolvenzantrag verringern sich Schulden leider nicht.

    Hier wäre knallharter Konsumverzicht angebracht, also Auto verkaufen und den Erlös zum Tilgen nehmen, ebenso das eingesparte Geld für Steuern, Versicherungen und Benzin.

    Aber stattdessen werden Rücklagen für ein neues Auto oder für Reparaturen gebildet.

    Statt zu überlegen, ob man am Wochenende einen zusätzlichen Job annehmen könnte, oder neben dem eigenen Baby ein weiteres als Babysitter betreuen kann, werden sich nur Gedanken gemacht, wie man 85.000 € Schulden hin und herschiebt, um weiter vernünftig leben zu können.

    Ihm ist der Ernst der Lage immer noch nicht klar, er verdient gut und müsste auch mal an seine Rentenlücke denken, dazu müsste er aber erst mal zügig seine Schulden tilgen.

    Er könnte sicht auch mal seinen Chef anvertrauen, vielleicht kann er ein paar Überstunden machen oder der Chef ist bereit, dem tüchtigen MItarbeiter einen zinsgünstigen Kredit zu gewähren....

    Aber der Themenstarter meldet sich ja nicht mehr, der vor ihm liegende Weg ist wohl doch zu steinig, da sucht er lieber weiter die Abkürzung.

  • Aber der Themenstarter meldet sich ja nicht mehr, der vor ihm liegende Weg ist wohl doch zu steinig, da sucht er lieber weiter die Abkürzung.

    Oder - wie oftmals Staaten in solchen Situationen - den Weg des geringsten Widerstandes via Monetisierung der Staatschulden durch die eigene Notenbank sprich diese kauft Staatsanleihen mit frischem Geld aus dem Nichts geschaffenen Geld auf, um den Staat weiter zu finanzieren und auch die Schuldentragfähigkeit desselben zu sichern in Verbindung mit orchestrierter Finanzieller Repression sprich ins Negative verschobenen Realzinsen.

  • Möchte echt nicht den "Früher war alles besser" Typ raushängen lassen, aber dieser Thread ist unter anderem ein Grund, warum ich die Verkürzung der Insolvenzzeit für völlig falsch halte.

    Ich war ebenfalls überschuldet, konnte mich aber mittels außergerichtlicher Einigung rauskämpfen, ich wollte soviel wie es damals möglich war zurückzahlen und um jeden Preis eine Insolvenz vermeiden.

    Jetzt scheint die PI mittlerweile der bequemste Weg zu sein.

    Du lebst 3 Jahre unter der Pfändungsgrenze und ein weiteres halbes Jahr später bist du wieder voll kreditfähig mit >90% Schufa.

    Übrigens, wenn die außergerichtliche Einigung Erfolg hatte, bleiben die Schufa Einträge 3 volle Kalenderjahre. Meine (NICHT-) Insolvenz dauerte also insgesamt 7 Jahre und das war MIT einer Sondertilgung am Ende, sonst wäre ich bei 8 Jahre gelandet.

    Jedem das seine, ich gönne jedem ein schuldenfreies Leben, insbesondere weil ich weiß, was es heißt überschuldet zu sein und jeder kann mal einen (oder sogar mehrere) Fehler machen.

    Aber 3 Jahre sind m.E. zu kurz, eine Insolvenz MUSS wehtun.

    Sorry, das musste mal raus.

    P.S. Was ich aber nochmal ausdrücklich mitteilen möchte ist, dass ich hier den TE in keinster Weise angreifen möchte. Dies war lediglich eine generelle Bemerkung.

  • Ich bin nicht sicher, ob die Annahmen und Interpretationen so angemessen sind. ?(