Wie Rentenlücke berechnen?

  • Hi zusammen,

    Ich verdiene aktuell ca. 3200€ netto, eben hab ich mal aus Langeweile in meine letzte Renteninfo geguckt. Ich würde, sollte ich weiter so verdienen in 15 Jahren ca. 2700€ bekommen oder je nach zukünftiger Anpassung ca. 3150€ oder ca. 3,700€

    Soweit ich gehört habe, zieht man davon grob 20% ab, um auf den Nettobetrag zu kommen. Nimmt man den mittleren Betrag, läge ich bei ca. 2500€. Ist es dann richtig, dass meine Rentenlücke bei 700€ liegt? Oder muss ich da von dem Betrag noch mal 30% Inflation für die nächsten 15 Jahre eingerechnet?

    Dann läge ich bei 1750€ dann läge meine Rentenlücke bei ca. 1450€?

    Also aktelles Nettogehalt ca. 3200€ - (geschätztes Rentenbrutto 3150€ - 20%Steuern/Sozialversicherung - 30% Inflation/15Jahre) = Rentenlücke ca.1450€

    Das wäre doch relativ viel. Wenn man den Bescheid grob ließt, fragt man sich, wo das Problem ist, wenn meine Rechnung grob stimmt, wird es mir klar.

    Oder nimmt man nicht sein Nettogehalt, sondern das was man aktuell von diesem Gehalt tatsächlich benötigt?

    Danke fürs Lesen

    Fuchs

  • Hallo Fuchs,

    ich würde tatsächlich vom Nettogehalt alles abziehen, was in der Rente nicht mehr anfällt. Also deine Rate für die Altersvorsorge, die Beträge zur Berufsunfähigkeitsversicherung, Kosten für Berufskleidung etc. und diese Differenz dann mit der Nettorente, also den Betrag aus der Renteninformation minus 20 %, vergleichen.

    Die Inflation würde ich nicht berücksichtigen, jedenfalls nicht in dem von dir genannten Umfang, da der Wert deiner Rentenpunkte auch jährlich steigt.

    Ich habe allerdings bei meiner Rechnung großzügig gerechnet, weil ich davon ausgehe, dass nicht nur berufsbedingte Ausgaben wegfallen, sondern auch freizeitbedingte Ausgaben dazu kommen.

    Ist aber nur meine Rechnung, bin gespannt, was die Spezialisten dazu sagen.

  • Die Inflation würde ich nicht berücksichtigen, jedenfalls nicht in dem von dir genannten Umfang, da der Wert deiner Rentenpunkte auch jährlich steigt.

    Gut, die Inflation müsste man ja eher auf mein aktuelles Gehalt anwenden, so es mir nicht gelänge es innerhalb der nächsten 15 Jahre entsprechend zu steigern.

  • Zukünftiges Nettogehalt (in 15 Jahren wohl plus gute 50%) so ca. 5.000€
    (abzüglich dem was in der Rente nicht mehr anfällt + Freizeitmehraufwendungen)
    im Verhältnis zu deinem geschätzten Rentenbrutto 3150€ - 20%Steuern/Sozialversicherung, also 2.500€.
    Rentenlücke liegt also im Bereich so um rund 1.500 - 2.000€ - oder?

  • Wie kommst du denn auf deinen Lohnzuwachs von 50% in 15 Jahren? Ich bin kein Bundestagsabgeordneter, ich arbeite in der freien Wirtschaft, ohne Tarifbindung.

    Sie geht davon aus, dass du in den 15 Jahren pro Jahr etwa 2,77 % Lohnerhöhung von deinem Arbeitgeber bekommst.

    Mit Bundestagsabgeordneten hat das nichts zu tun.

  • Wobei man für 2,77% mehr netto ja eher so 5% mehr brutto benötigt. Die bekommt nicht jeder jedes Jahr.

    Wir können jetzt seine Steuerklasse und natürlich seine steuerlichen Verhältnisse nicht.

    Wenn wir aber mal mit Steuerklasse eins rechnen. Ohne irgendwelche Besonderheiten braucht man etwa 3,5 % Brutto jährliche Lohnsteigerung um das zu schaffen.

  • Das ganze kannst du eh nur grob peilen wenn du noch 15 Jahre bis zur Rente hast.
    Entscheidend ist auch dein Sozialversicherungspflichtiges Bruttogehalt, da von diesem die Beiträge für die Rente abgeführt werden.

    Nimmt man den mittleren Betrag, läge ich bei ca. 2500€. Ist es dann richtig, dass meine Rentenlücke bei 700€ liegt?


    kannst du so über den Daumen gepeilt annehmen. Was bis dahin aber noch an steuerlichen und anderen Rechtlichen Änderungen kommt bleibt eh abzuwarten.

    Werde erstmal gesund so alt und vergesse das Leben nicht.

  • Dann musst du eben real so rechnen. Dann ist die Rentenlücke kleiner, weil die Rentenpunkten mit der Lohnentwicklung steigen.

    Demnach müsste die Rentenlücke mit den Jahren schrumpfen, wenn die Rentenpunkte stärker steigen als das eigene Gehalt. Wenn man es nicht schafft das Gehalt an die Inflation anzupassen. Wenn man eure Rechnung herannimmt, gelingt das nichtmal bei den tarifgebundenen berufen.

  • Die Renteninformation sagt nur etwas zur Regelaltersrente (mit 67) aus. Ist das die Rente, die es später wird?

    Wenn Dein Gehalt weniger gut entwickelt als das Durchschnittsentgelt, wirst Du Jahr für Jahr weniger Entgeltpunkte zusätzlich erwirtschaften.

    Ansonsten kannst Du die Wert der Renteninformation schon vewendet.

  • Oder nimmt man nicht sein Nettogehalt, sondern das was man aktuell von diesem Gehalt tatsächlich benötigt?

    Ich würde die Differenz zwischen zu erwartender Rente und zu erwartenden (nicht aktuellen) Ausgaben nehmen. Denn darauf kommt es ja an.

    Wenn Du heute 4.000 EUR netto verdienst, davon aber jeden Monat 1.000 EUR sparst und 300 EUR Fahrtkosten zur Arbeit hast, die in der Rente wegfallen, ansonsten dein Lebensstil aber gleich ist, dann brauchst Du in der Rente nur 2.700 EUR im Monat.

    Inflation habe ich jetzt ausgeklammert, aber vom Prinzip her würde ich nicht aufs aktuelle Netto abstellen, und auch nicht auf den aktuellen Bedarf, sondern auf den künftigen Bedarf.

  • Wir können jetzt seine Steuerklasse und natürlich seine steuerlichen Verhältnisse nicht.

    Wenn wir aber mal mit Steuerklasse eins rechnen. Ohne irgendwelche Besonderheiten braucht man etwa 3,5 % Brutto jährliche Lohnsteigerung um das zu schaffen.

    Stimmt, ich hatte mich beim groben Überschlagen vertan. Trotzdem ist auch das kein Selbstläufer. Abseits von Tarifverträgen oder öffentlichem Dienst ist es nicht gesagt, dass Gehälter regelmäßig steigen. Häufig braucht es dafür einen Jobwechsel, und gerade in den letzten Jahren vor der Rente dürfte das eher schwierig sein bzw. riskant, einen langjährigen, quasi unkündbaren Job gegen eine erneute Probezeit zu tauschen.

    Aber ja, das hängt natürlich sehr vom Job, der Branche, dem konkreten Arbeitgeber und nicht zuletzt der eigenen Verhandlungsposition bzw. dem eigenen Verhandlungsgeschick.

  • Stimmt, ich hatte mich beim groben Überschlagen vertan. Trotzdem ist auch das kein Selbstläufer. Abseits von Tarifverträgen oder öffentlichem Dienst ist es nicht gesagt, dass Gehälter regelmäßig steigen. Häufig braucht es dafür einen Jobwechsel, und gerade in den letzten Jahren vor der Rente dürfte das eher schwierig sein bzw. riskant, einen langjährigen, quasi unkündbaren Job gegen eine erneute Probezeit zu tauschen.

    Aber ja, das hängt natürlich sehr vom Job, der Branche, dem konkreten Arbeitgeber und nicht zuletzt der eigenen Verhandlungsposition bzw. dem eigenen Verhandlungsgeschick.

    Denke, dass das Gehalt kaum steigt, ist ja eher noch ein optimistisches Szenario. Viele haben sicher auch Gehaltseinbrüche durch Jobverlust.

    Ich guck mir das ePaper mal an, danke. Grob muss man doch sicher von den 48% vom Bruttogehalt ausgehen, von dem die Politik spricht und davon noch 30% Inflation abziehen, wenn sich das Gehalt überhaupt nicht nach oben entwickelt. Warum sonst warnen alle vor der Rentenlücke und Altersarmut.

  • Daumenregeln sind zwar praktisch, treffen auf den Einzelfall oft nicht zu. Zunächst muss man sich Gedanken machen, wann man in Rente gehen will und wie man bis zu diesem Zeitpunkt weiterarbeiten will. Manch einer steigt ab 50 auf Teilzeit um und andere wollen insgesamt früher aufhören. Und schon sind die ganzen Daumenregeln für die Katz. Ähnlich krasse Auswirkungen können eine Auswanderung mit sich bringen.

    Im ersten Schritt kann man beispielsweise mit der 15 % Daumenregel anfangen für die Sparrate, um keine Zeit zu verschwenden. Wenn man spät anfängt mit Sparen (> 30) sollte man versuchen, mehr zurück zu legen. Gleiches gilt, wenn man früher aufhören will.

    Im zweiten Schritt sollte man für einen aktuellen Versicherungsverlauf bei der GRV sorgen. Sind sämtliche Zeiten eingetragen? Kann man noch Zeiten nachmelden etc. Erst wenn die Historie komplett ist, kann man mit den dort angegebenen Werten etwas anfangen. Im nächsten Schritt soll man überlegen wie viele Jahre man voraussichtlich noch einzahlen wird und in welcher Höhe. Angenommen, Du zahlst jedes Jahr im Gegenwert von 1,2 Entgeltpunkten ein und hast vor das in den nächsten 15 Jahren so weiter zu machen, dann kannst Du anhand der bislang erreichten Rentenanwartschaft (zweiter Wert auf der Rentenauskunft) Deine zukünftigen Einzahlungen addieren. Bei dem aktueller Rentenwert von 39,32 Euro wären das bei dem Beispiel mit 1,2 Punkten p.a. und 15 Jahren ein mehr an Rente von gut 700 Euro gemessen in heutigem Geld. Wenn Du Jahre mit Teilzeit planst, kannst Du einfach die Entgeltpunkte für diese Jahre entsprechend absenken. Gehaltssteigerungen im Rahmen der allgemeinen Lohnentwicklung sind über die Entgeltpunkte berücksichtigt. Das ist dann das Ergebnis für die Rente, die Du nach aktuellem Stand mit 67 bekommst gemessen in heutiger Kaufkraft. Die tatsächliche Rente wird später höher sein, aber Du wirst Dir nicht mehr davon kaufen können. Nicht vergessen, dass das Renteneintrittsalter in 15 Jahren höher sein könnte als heute.

    Jetzt nicht vergessen, bei dem ausgerechneten Wert noch eventuelle Abschläge für einen vorzeitigen Ruhestand zu berücksichtigen. Je nach Höhe der Rente gehen neben der Krankenkasse und Pflegeversicherung auch noch Steuern ab. Auch hier würde ich meine Schätzung selbst machen. Wer eine private Krankenversicherung hat, muss sicher anders rechnen als ein Rentner mit bescheidener Rentner, der über die KVdR abgesichert ist. Auf diese Art kannst Du eine voraussichtliche Nettorente ermitteln in Kaufkraft von heute.

    In Schritt drei musst Du versuchen abzuschätzen, wie hoch Deine Kosten im Alter sein werden. Dafür ist eine aktuelle Ausgabenübersicht hilfreich, bei der Du einzelne Posten anpasst. Ausgaben für den Job (Kantine, Fahrtkosten, zweites Auto etc.) kannst Du streichen und dafür andere Ausgaben ergänzen (Reisen, Hobbies, Dienstleistungen etc.). Jetzt kannst Du Deine selbst berechnete wahrscheinliche Rente nach heutiger Kaufkraft mit den zukünftigen Ausgaben mit heutiger Kaufkraft gegenüber zu stellen. Die Differenz ist dann die Lücke, die es aufzufüllen gilt.