Geplante Aktivrente - Gerecht für die Jüngeren?

  • Machen wir uns noch eunmal bewusst, dass die Aktivrente eine Regelung im Steuerrecht sein wird, die die Leute am Arbeiten halten soll, weil dann das Argument wegfällt "Wenn ich weiterarbeite, dann muss ich für jeden Euro Verdienst 2 Euro Steuern zahlen!".

    Diejenigen, die neben der Rente weiterarbeiten, weil sie das Geld brauchen, kämen aber vermutlich bei der Jahressteuererklärung sowieso am Grundfreibetrag oder unterhalb raus. Insofern ist der Steuerschaden überschubar.

  • Ich finde es interessant, dass trotz der umfangreichen Berichterstattung gestern und heute, diese Sache nicht einfach klar ist.

    Ist die mediale Berichterstattung etwa so schlecht oder missverständlich?

    Wie wär's mit einem Link und einem Quote?

    Gefunden:

    Aktivrente kommt 2026: Revolution für Millionen Rentner
    Ab 2026 können Rentner mit der neuen Aktivrente bis zu 2.000 Euro monatlich steuerfrei hinzuverdienen - offenbar ohne die Steuerfalle Progressionsvorbehalt.
    www.stuttgarter-zeitung.de
    Zitat

    Wer profitiert von der Aktivrente?

    Die Aktivrente richtet sich gezielt an Menschen, die bereits ihre Altersrente beziehen. Laut Koalitionsvertrag betrifft diese Regelung alle, die das gesetzliche Renteneintrittsalter erreicht haben. Derzeit steigt diese Altersgrenze noch stufenweise von 65 Jahre auf 67 Jahre an. 2031 wird die Regelaltersrente für alle Jahrgänge bei 67 Jahren liegen, bei Menschen mit Schwerbehinderung bei 65 Jahren.

    D.h. dann wohl, dass diese Rentner dann als Arbeitskräfte - wegen des Fachkräftemangels - unbedingt gebraucht werden. Dafür werden sie subventioniert bzw. weniger stark belastet, als andere - sprich: die jüngere Generation. Da muss man wohl auch aufpassen, dass da keine subventionierte Arbeitsplatzkonkurrenz für die Jüngeren entsteht. Der Arbeitgeber könnte zum Beispiel versuchen, sich einen Teil der Subvention zu holen, indem er dem weiter arbeitenden Rentner weniger bezahlt - wohlwissend, dass der weiterarbeitende Rentner das gedanklich mit seiner Steuerersparnis verrechnen kann, um festzustellen, ob es sich trotzdem noch für ihn rechnet. Getrieben vielleicht sogar davon, dass er auf die Weiterarbeit angewiesen ist, weil seine Rente zu gering ist.

    Eine weiterer potentieller Niedriglohnsektor?

  • Die meisten Menschen wenige Jahre vor der Rente fragen sich doch, wie lange muss ich noch arbeiten, bis es für einen ausreichend abgesicherten Ruhestand reicht? Lässt mich mein Arbeitgeber überhaupt so lange arbeiten, oder werde ich vorher aussortiert? Diejenigen die nach Renteneintritt weiterarbeiten, tun das meist aus finanziellem Druck und nur sehr selten in ihrem Job und beim Arbeitgeber den sie vor Renteneintritt hatten. Wie viele Rentner über die sonst nicht weitergearbeitet hätten, lassen sich von einem solchen Steueranreiz motivieren ihre knapper werdende Zeit gegen Geld zu tauschen? Wir reden hier, meiner Ansicht nach, über einen Anreiz für ein paar Exoten und Mitnahmeeffekte. Eine spürbare Entlastung der Rentenkasse oder einen messbaren Einfluss auf den Arbeitsmarkt durch die Aktivrente halte ich für unwahrscheinlich. Lohnt es sich wirklich daran eine Diskussion über Generationengerechtigkeit aufzuhängen? Ich denke da gibt es wichtigere Stellschrauben, insbesondere das Renteneintrittsalter.

  • Diejenigen, die neben der Rente weiterarbeiten, weil sie das Geld brauchen, kämen aber vermutlich bei der Jahressteuererklärung sowieso am Grundfreibetrag oder unterhalb raus. Insofern ist der Steuerschaden überschubar.

    Meinst Du wirklich, dass nur die wegen dieser Regelung weiterarbeiten werden, die diese Regelung kaum im Portemonnaie merken werden?

    Wahrscheinlich ist dem Kanzler aufgefallen, dass er die Regelaltersgrenze erreicht hat und laufend Einkommen gem. Paragraph 19 EStG erzielt, folglich ab Januar 2026 monatlich 840 Euro mehr in der Tasche haben könnte. :S

  • Ich würde ja einfach mal abwarten.

    1. Bis das Gesetz in trockenen Tüchern ist
    2. Wie viele Aktivrentner es nachher überhaupt geben wird

    Ich habe in meinem Bekanntenkreis eine zunehmende Zahl von angehenden Ruheständlern. Und ich habe noch von keinem gehört, dass er/sie nun hofft bald durch die Aktivrente dazuzuverdienen zu wollen.
    Die die jetzt in meiner Bubble als Rentner noch arbeiten, tun das eher um Ihrem Leben einen Sinn zu geben und eher nicht wegen des Geldes. :/ Häufig sogar ohne Bezahlung (ehrenamtlich).
    Vollzeit arbeitet aber keiner mehr.

    Meingeld
    Wie stehst Du zu Witwen- und Waisenrenten?
    Ich meine nur, weil Du geschrieben hast, dass ja nur derjenige eine Rente bekommen soll, der auch eingezahlt hat.

    PS: Wenn ich in einigen Jahren in Rente gehe, werde ich mich auch nicht schämen. Schließlich habe ich ja lange Jahrzehnte Beiträge gezahlt.
    Ich will aber auch nicht länger arbeiten als notwendig. Mein Vater durfte mit 58 aufhören. Warum sollte ich dann bis 67 arbeiten (wollen)? :rolleyes:

  • „Ich gehe in Rente – und ich schäme mich nicht dafür“

    Der Wähler wiederum scheint das hinzunehmen – und wählt weiterhin jene Parteien, die diese Misere mitverursacht haben.

    Ich hab noch ein paar Jahre vor mir bis zum heute bekannten Renteneintrittsalter.

    Ich würde sehr gerne eine Partei wählen, die ein sinnvolles Konzept für eine Änderung vorlegt. Nur gibt es da keine in relevanter größe und selbst dann nicht, wenn man "halbkleine" anschaut (gemeint ist die Größe von VOLT, die überall da eine gewisse Relevanz haben, wo es keine 5 %-Hürde gibt).


    Mein Arbeitsumfeld hat sich in jetzt 25 Jahren laufend verändert, die Veränderungen der letzten wenigen Jahre, v.a. seit Ende des Lockdowns nehme ich als viel extremer wahr als alles was vorher war. Mag sein, dass das an einer gewissen Verklärung liegt ("früher war alles besser") oder eben am Alter (dass man sich heute die Nächte um die Ohren schlägt und am Tag drauf noch brauchbare Leistung bringt, wie als Berufseinsteiger Mitte 20, ist heute undenkbar) oder es wirklich so ist, dass die Masse und Geschwindigkeit an Veränderungen höher ist als je zuvor. Ich könnte im November 3 jeweils 1wöchige Dienstreisen machen, 2 davon interkontinental und überlege, ob ich das mit allen Nebeneffekten (Zeitverschiebung, Nachtflüge, auf denen ich nicht schlafen kann...) hinbekomme. Sowas mit 67+ Jahren zu machen, halte ich heute für undenkbar. Und das ist ein Job, der ein "Schreibtischjob" ist und in der Diskussion als "anspruchslos" angesehen wird.

    Ich vermute, dass ich mich am Tag X, dem Renteneintritt, auch darüber freuen werde, dass es soweit ist, dass es mir gesundheitlich noch gut geht und ich noch ein bisschen Zeit für mich nutzen kann.

    Daher weitgehend Zustimmung Meingeld


    Und gerade wenn man mit internationalen Teams arbeitet, stellt man fest, dass wir Deutschen, trotz unserer "vielen" Urlaubs- und Feiertage, trotz unserer "starren" Arbeitszeitregeln usw. nicht die sind, die am wenigsten Ergebnisse bringen. Dass ein Kollege quasi im Halbschlaf im Meeting sitzt und es besser wäre, wenn er ins Bett geht und am nächsten Tag dann ausgeschlafen gut mitarbeitet, habe ich bisher nur bei Nicht-Europäern erlebt. Wo der Vorteil sein soll, sehe ich beim besten Willen nicht.


    Ich glaube, hier verzerrt das Politikerdasein den Blick auf die Realitäten. Wenn die im Koalitionsauschuss 2 Nachtsitzungen haben und mit Ergebnissen nahe null rauskommen, ist das nicht das normale Arbeitnehmerleben. Wenn ich nach 6 Monaten auf einer Position und einem Team von 10-15 direkten Mitarbeitern (analog Ministern) und tausenden indirekten (analog Mitarbeitern in Ministerien) immer noch keine sichtbaren Ergebnisse habe, wird mein Manager zum Gespräch bitten und die Ausrede "alle anderen sind faul und worklifebalanciert" wird garantiert nicht ziehen.

  • Meinst Du wirklich, dass nur die wegen dieser Regelung weiterarbeiten werden, die diese Regelung kaum im Portemonnaie merken werden?

    Wieso merkt man das nicht im Portemonnaie, wenn ab Eintritt der Rente neben der Rente noch das Einkommen aus Voll-oder Teilzeit steuerfrei obendrauf kommt? Es geht doch nicht um den späteren Renteneintritt ab 70 oder aufwärts, bei dem man vom Nettolohn in die Nettorente wechselt.

  • Meingeld
    Wie stehst Du zu Witwen- und Waisenrenten?
    Ich meine nur, weil Du geschrieben hast, dass ja nur derjenige eine Rente bekommen soll, der auch eingezahlt hat.

    Natürlich hätte ich darauf eingehen können (oder sogar müssen). Da es hier wegen selbstverständlichkeit aber für mich kein hätte, wenn oder aber gibt, habe ich es nicht erwähnt. Natürlich muss das bestehen bleiben, genauso wie die hinterbliebenen Rente.

  • Das Thema Beamte wird ja in diesem Kontext immer reflexartig aus der Kiste gezogen. Die Crux an der Sache ist u. a. in deinem zweiten Satz verborgen.

    Es geht mir nicht darum, Beamte pauschal zu kritisieren. Lehrerinnen, Lehrer, Polizistinnen, Polizisten oder Feuerwehrleute leisten großartige Arbeit – oft unter schwierigen Bedingungen und mit großem persönlichen Einsatz. Hier ist der Beamtenstatus nachvollziehbar, weil er Stabilität, Neutralität und Schutz bei gefährlichen oder gesellschaftlich wichtigen Aufgaben sichert.

    Aber: Wo zieht man die Grenze?
    Warum müssen z. B. Angestellte in einem Finanzamt oder einer Verwaltung verbeamtet werden? Hier geht es nicht um Lebensgefahr oder öffentliche Sicherheit, sondern um Schreibtischtätigkeiten, die auch im öffentlichen Dienst als Angestellte erledigt werden könnten.

    Ich finde, es braucht klare Regeln, wann der Beamtenstatus wirklich gerechtfertigt ist – und wann nicht. Vielleicht wäre das ein erster Schritt zu mehr Gerechtigkeit zwischen Arbeitnehmern, Angestellten und Beamten. Denn auch hier gilt: Gleiches Recht für alle.

  • Beim Finanzamt geht es um hoheitliche Aufgaben. Und in öffentlichen Verwaltungen gibt es mittlerweile viel weniger Beamte, als die meisten denken.

    Man muss auch immer bedenken, dass Beamte während ihrer Dienstjahre deutlich günstiger für den Dienstherren zu halten sind, als Angestellte mit gleicher Qualifikation. Dieser Effekt wird oft vergessen.