Festgeld Frankreich unsicher? Was nun?

Liebe Community,
am Dienstag, den 24. Juni 2025, führen wir ein technisches Update durch. Das Forum wird an diesem Tag zeitweise nicht erreichbar sein.
Die Wartung findet im Laufe der ersten Tageshälfte statt. Wir bemühen uns, die Ausfallzeit so kurz wie möglich zu halten.
  • Hallo, finanztip sagt :

    • Die gesetzliche französische Einlagensicherung, der die Bank angehört, erfüllt seit Juni 2024 nicht mehr die Finanztip-Stabilitätskriterien. Alle sicheren Banken, die gute Zinsen zahlen, findest Du in unserem Finanztip-Festgeldrechner.

    Aber was ist, wenn man schon vor einem oder zwei Jahren, als finanztip Frankreich Banken noch empfohlen hat, Festgeldanlagen über 2-8 Jahre getätigt hat?

    Das sagt finanztip nicht.

    Tja, da hat ein sicherheitsorientierter Anleger wohl ein Problem. Vermutlich wird ihm nichts anderes übrigbleiben, als abzuwarten, bis das Festgeld fällig wird (wobei davon auszugehen ist, daß 99,9% der französischen Banken diese Frist überleben werden) und dann "sein Geld" in eine gute deutsche Bank stecken, wobei er dann natürlich die deutsche Einlagensicherung streng beachtet. Denn es ist ja bekanntlich ein Naturgesetz, daß diese zahlen wird, selbst wenn eine große deutsche Bank pleite gehen sollte.


    Ich halte das Risiko für minimal, rede aber schon lange dagegen, daß einer minimaler Zinsvorteile wegen sein Geld ins EU-Ausland schickt, und zwar einfach deswegen, weil man es so im Falle von Probleme mit einer Auslandsjustiz zu tun bekommt, was den Aufwand für den Anspruchsteller gegenüber der ohnehin schon schwierig zugänglichen deutschen Justiz vervielfachen dürfte.


    Auch für Anleger, die sich auf ultrasichere (oder vermeintlich ultrasichere) Anlagen beschränken, gilt übrigens das Prinzip der Diversifikation, die bekanntlich generell das Risiko verringert, die so heiß ersehnte Sicherheit also erhöht.

  • Wenn das Absenken der Bewertung der französischen Einlagensicherung auf den Zustand der französischen Banken zurückzuführen ist, dann scheint ja eine staatliche Einlagensicherung nichts Wert zu sein.

    Es gibt keine staatliche Einlagensicherung.

    Die Einlagensicherung wird über den Bankenverband organisiert. Es gibt lediglich die Hoffnung, dass der Staat einspringt, wenn die Deckungsquote (derzeit 0,68% in D, in Frankreich ca. 0,5%) nicht ausreichen sollte.

  • Fühlt ihr euch trotzdem mit festgeld Anlagen welche irgendwann Mal von finanztip empfohlen wurden sicher? Auch wenn die lange laufen? Oder würdet ihr lieber alles in etf msci World als Sondervermögen reingeben?

  • Oder würdet ihr lieber alles in etf msci World als Sondervermögen reingeben?

    Soll das jetzt ein Witz sein? :rolleyes:

    Ich gehe erstmal davon aus, dass mein Tagesgeld sowie die Festgeldanlagen meiner Mutter 'sicher' sind.

    Also, dass wir das Geld zu 99,9% auch zurück bekommen.

    Nur es gibt eben keine 100%ige Sicherheit.

    Hat es nie gegeben und wird es auch nie geben!


    Und meine Anlage in den MSCI World soll langfristig eine gute Rendite erzielen. Und nach allem was wir bisher wissen war es so, dass langfristig die Rendite eines MSCI World langfristig eine Rendite oberhalb von festverzinslichen Anlagen gebracht hat.

    Wobei langfristig in der Vergangenheit eben auch mal 15 Jahre bedeuten konnte. Ist das sicher?

    Nein! Aber wenn es mal auf 20 oder 30 Jahre keine positiven Renditen am Aktienmarkt mehr geben würde, haben wir alle ganze andere Probleme.

    Und dann werden auch festverzinsliche Anlagen keine Renditen mehr abwerfen. Weil wie sollen die Staaten denn Anleihen zurück zahlen, wenn die Unternehmen in den Ländern dauerhaft keine Rendite mehr erzielen?

  • Wenn die französischen Banken (drohen zu) crashen, und der (französische) Staat (droht) pleite (zu) geh(en)

    (kursiv eingefügt von mir)


    Dann wird sich nach aller Wahrscheinlich die EZB in gewohnter Manier ("Whatever it takes" - also koste es, was es wolle) um die "Schuldentragfähigkeit" von Frankreich "kümmern" sprich mal wieder zu "unkonventionellen" Maßnahmen greifen. Auch wenn es bei der Causa France um völlig andere Volumina geht als in der Cause Greece beispielsweise ("Kindergeburtstag" im direkten Vergleich). Die entsprechenden Kollateralschäden dieser "Rettung" wären - wie üblich - inbegriffen.


    Nur am Rande aber in dem Kontext

    wie sollen die Staaten denn Anleihen zurück zahlen, wenn die Unternehmen in den Ländern dauerhaft keine Rendite mehr erzielen?

    und in nur leicht abgewandelter Form:


    Wie soll ein Staat wie Deutschland aber auch eine Gemeinschaft wie die EU die wichtigsten Themen angehen und lösen (von Klimaschutz über Migration und Sozialstaat bis zur Verteidigungsfähigkeit - um nur einige Stichworte zu nennen) - wenn man bei der internationalen Wettbewerbsfähigkeit immer weiter zurückfällt ?

  • Wie soll ein Staat wie Deutschland aber auch eine Gemeinschaft wie die EU die wichtigsten Themen angehen und lösen (von Klimaschutz über Migration und Sozialstaat bis zur Verteidigungsfähigkeit - um nur einige Stichworte zu nennen) - wenn man bei der internationalen Wettbewerbsfähigkeit immer weiter zurückfällt ?

    Wir werden es so oder so erleben ob und wie das funktioniert (oder auch nicht).

    Es wird auf jedem Fall nicht langweilig werden in den nächsten Jahrzehnten. ;)

  • Wir werden es so oder so erleben ob und wie das funktioniert (oder auch nicht).

    Das mit dem "passiven erleben" mag - aus Bürgersicht - so sein.


    Nach meinem Politikverständnis ist es aber originäre "aktive Aufgabe" der Politik samt Parlament inklusive besonders einer Regierung die genannten Anforderungen (siehe Nr. 27 letzter Abs.) in Einklang mit deren nachhaltiger und kongruenter Finanzierung zu bringen. Die unverzichtbare Basis dafür bildet - via Steuereinnahmen und vereinnahmten Sozialbeiträgen - eine internationale Wettbewerbsfähigkeit samt einer wenigstens halbwegs prosperierenden Wirtschaft. Dazu gehört auch eine entsprechende Standortpolitik. Unter Berücksichtigung der Tatsache, daß Deutschland schon lange Hochsteuer- und Hochabgabenland für Private aber auch für Unternehmen ist.


    Das oben Gesagte gilt sowohl für Deutschland als auch (in weiten Teilen) für eine EU. Wie sollte es ansonsten gelingen diese Aufgaben zu bewältigen ohne die Verschuldung in noch größere Höhen zu treiben ?


    Da es hier um Frankreich geht: Die Staatsverschuldung Frankreichs hat sich seit der Euroeinführung (als Bargeld) im Jahr 2002 von damals 956,8 Mrd. auf 3.240 Mrd. (geschätzt für 2024) erhöht (einer ungefähren Verdopplung des BIP steht eine Verdreifachung der Verschuldung gegenüber). Die Verschuldung beträgt damit (111% vom BIP) fast das Doppelte dessen, was der Vertrag von Maastricht (mit maximal 60%) normiert . Das jährliche Staatsdefizit ist im Vertrag von Maastricht mit maximal 3% normiert - das aktuelle Staatsdefizit in Frankreich beträgt 5,5% und damit auch fast das Doppelte.


    Der Vertrag von Maastricht samt Maastricht-Kriterien gehört ebenso wie die Artikel des AEUV (Vertrag über die Arbeitsweise der EU) zu den Säulen auf denen der Euro ruhen sollte ...

    Es wird auf jedem Fall nicht langweilig werden in den nächsten Jahrzehnten.

    Für Spannendes sind in meinem Leben diverse Bereiche zuständig.


    Bei Themen wie Geld, Finanzen, Wirtschaft usw. ist mir eine gepflegte oder zumindest gewisse "Langweile" deutlich lieber.

  • Da frage ich mich - generell und nicht nur auf Frankreich bezogen:

    Welchen Wert hat eine sogenannte Einlagensicherung, wenn sie bei unsicheren Bedingungen nicht mehr als sicher angesehen wird?


    Wenn ein Staat, der für die Einlagensicherung aufkommen soll, pleite ist oder in schräges politisches Fahrwasser gerät, hilft die Sicherheit auf dem Papier gar nichts.

    Wie realistisch das ist, z.B. für Frankreich als Mitglied der EU und der Eurozone, muss jeder selbst rausfinden.

    (Würde irgendjemand auf die Garantien von z.B. Venezuela setzen, wo man Gefahr läuft, dass der nächste linke Machthaber alle Vermögen enteignet? Nur um mal ein Extrembeispiel zu nennen.)

  • Ich halte das Risiko für minimal, rede aber schon lange dagegen, daß einer minimaler Zinsvorteile wegen sein Geld ins EU-Ausland schickt,

    Volle Zustimmung. Dazu kann ich nur sagen: No free lunch - Es gibt nichts umsonst!

    Wer (minimal) höhere Zinsen will und dafür ins EU Ausland geht, muss mit dem (minimal) höheren Risiko leben. Da hilft es auch nicht, dass Finanztip irgendwann mal irgendwas geschrieben hat.

  • Ich frag mich an der Stelle ja was Finanztip eigentlich macht und, ebenfalls interessant, wie diverse User hier reagieren, wenn Deutschland irgendwann herab gestuft wird. Wird dann Deutschland auch keine Empfehlung mehr sein? Oder wird dann Frankreich doch wieder eine Empfehlung?

  • Wenn ein Staat, der für die Einlagensicherung aufkommen soll, pleite ist oder in schräges politisches Fahrwasser gerät, hilft die Sicherheit auf dem Papier gar nichts.

    Dem würde ich zustimmen.


    Die "Sicherheit" auf dem "Papier" hilft aber auch nichts, wenn beispielsweise die Verträge auf denen der Euro beruhen sollte - auch nur noch "auf dem Papier" existieren (siehe Nr. 29 zu Frankreich) und in praxi permanent gebrochen werden sprich keine Rolle mehr spielen.

    Wie realistisch das ist, z.B. für Frankreich als Mitglied der EU und der Eurozone, muss jeder selbst rausfinden.

    Dazu (dem "selbst herausfinden") würde ich zum einen auf Beitrag Nr. 27 Abs. 1 verweisen.


    Und zum anderen (beim "selbst herausfinden") auf unzählige Begegnungen meinerseits mit der real existierenden EU. Um nur ein Beispiel Frankreich betreffend herauszugreifen:


    Auf die Frage an Herrn Juncker in einer TV Sendung (31. Mai 2016) als Kommissionspräsident (die EU-Kommission bezeichnet sich selbst als "Hüter" der EU-Verträge (AEUV) und "Hüter" des Stabilitätspakts ...), warum er bzw. man als EU-Kommission bei der Verletzung Frankreichs beim Stabilitätspakt Ausnahmen macht - im Gegensatz zu anderen kleineren Ländern - meinte Juncker lapidar: "Weil es Frankreich ist" ...


    Da scheint also ganz offensichtlich ein ganz "spezielles" Verhältnis in Bezug zu den eigenen (!) EU-Verträgen und Regeln zu bestehen. Alle sind gleich - nur manche noch gleicher. Wenn man allerdings als EU-Kommission und selbst ernannte "Hüterin der EU-Verträge bei einem Land die "Augen zudrückt" - werden sich andere Länder darauf berufen und dies ebenso verlangen. Eine Sachgesetzlichkeit. So wird man dann auch in anderen Fällen die "Augen zudrücken" (müssen). Es war schon damals längst evident - bei so viel "Augen zudrücken" -, daß es auf eine "blinde" EU-Kommission und letztlich auf eine "blinde" Währungsunion hinausläuft. Das Juncker-Zitat hat diesen schon seit Beginn der Währungsunion laufenden Prozess (EU-Verträge stehen nur auf dem Papier) nur für jedermann offensichtlich gemacht.


    Conclusio: Aus meiner Sicht spielt Frankreich in Sachen finanzielle Solidität in einer Liga mit Griechenland und Italien. Für einige Zehntel-Prozente oder gar nur einige Basispunkte mehr würde jedenfalls ich da kein Geld anlegen. Selbst wenn im Ernstfall die EZB als "Feuerlöscher" und letzter "Garant" (EZB-"Hedge") eingeplant sein sollte (siehe Nr. 27 Abs. 1) ... Was wiederum auch "contra legem" sprich das Gegenteil von dem ist, was die EU-Verträge normieren (siehe Art. 123 AEUV).

  • Hallo, finanztip sagt :

    Die gesetzliche französische Einlagensicherung, der die Bank angehört, erfüllt seit Juni 2024 nicht mehr die Finanztip-Stabilitätskriterien. Alle sicheren Banken, die gute Zinsen zahlen, findest Du in unserem Finanztip-Festgeldrechner.

    Finanztip sagt aber auch


    Du musst Dir dennoch keine Sorgen machen, wenn Du bei einer französischen Bank Dein Tages- oder Festgeldkonto hast. Finanztip hat bewusst strenge Emp­feh­lungskriterienfestgelegt, so dass Du auch jetzt keine Probleme bekommen wirst, wenn ein Land diese nun knapp nicht mehr erfüllt. Mit der aktuellen Bonitätsnote AA- liegt Frankreich immerhin gleichauf mit Belgien oder Tschechien. Zum Vergleich: Italien oder Bulgarien sind vier Noten schlechter.

    Die Einlagensicherung in Frankreich ist nach EU-Vorgaben unverändert dazu verpflichtet, im Notfall 100.000 Euro pro Person und Bank zu entschädigen. Wir sehen die französischen Banken aber nicht mehr als erste Wahl, wenn Du ein neues Konto eröffnen möchtest.“


    Festgeld 12/2023: Festgeldkonto mit 4,3 % Zinsen

    (nicht vom Linktext irritieren lassen, das Internet ist auch für Finanztip noch Neuland)

  • Fühlt ihr euch trotzdem mit festgeld Anlagen welche irgendwann Mal von finanztip empfohlen wurden sicher? Auch wenn die lange laufen? Oder würdet ihr lieber alles in etf msci World als Sondervermögen reingeben?

    Bei mir ist das so: Geld das ich vorläufig nicht benötige steckt nahezu vollständig "riskant" in Aktien ETF und sorgt dort langfristig für die Rendite. Geld das ich in den nächsten 1-2 Jahren benötige wird risikoarm angelegt. Der sogenannte Risikofreie Zins wird üblicherweise als der Zins einer Anlage in kurzfristige Bundeswertpapiere definiert. Natürlich sind diese nicht wirklich risikofrei, aber das ist sozusagen der Referenzwert den man als risikofrei annimmt. Nennen wir es also "so risikoarm wie möglich". Ein Tagesgeld bis 100.000 EUR bei einer deutschen Bank die der gesetzlichen Einlagensicherung unterliegt kann man damit mehr oder minder gleichsetzen. Bei allem zwischen diesen Bundeswertpapieren und Aktien, also bspw. eben Zinsanlagen im Ausland, Unternehmsanleihen oder was auch immer, muss man sich immer bewusst sein, dass IRGENDWO ein höheres Risiko drinsteckt. Ganz egal wer diese Anlage prüft oder empfiehlt. Wenn man dieses höhere Risiko nicht akzeptieren möchte, muss man eben wirklich risikofrei anlegen. Finanztip hilft bei einer solchen Entscheidung. Treffen muss man diese selbst. Und selbst nachdenken schadet dabei auch nicht :S

  • Nennen wir es also "so risikoarm wie möglich". Ein Tagesgeld bis 100.000 EUR bei einer deutschen Bank die der gesetzlichen Einlagensicherung unterliegt kann man damit mehr oder minder gleichsetzen.

    In dem Fall hätte man bei einer Pleite der Bank sicherlich einiges an Rennerei oder?
    Ist es nicht sogar so, dass eine Anlage in deutsche Bundesanleihen eine noch höhere Sicherheit verspricht weil direkt der deutsche Staat als Emittent betroffen wäre?

    Hier würde man doch tatsächlich erst Verluste haben wenn der Staat ausfällt und nicht eine einzelne Bank.

    Der Unterschied wird nicht riesig sein aber ich handhabe das schon allein deshalb so weil ich gerne risikoarmen und risikoreichen Teil im selben Depot habe, mal abgesehen vom Notgroschen.

  • Ist es nicht sogar so, dass eine Anlage in deutsche Bundesanleihen eine noch höhere Sicherheit verspricht weil direkt der deutsche Staat als Emittent betroffen wäre?

    Würde ich so sehen.

    Kann man auch hier etwas zu lesen.

    Höhere Sicherheit bedeutet aber auch etwas weniger Rendite.

    Der Spread zu deutschen Staatsanleihen kann ein Indikator dafür sein, wie viel mehr man mit der anderen Anlage ins Risiko geht.

    (Gilt natürlich nicht bei Aktionsangeboten oder notorisch schlechten Angeboten lokaler Banken).