Ich muss mir Luft machen ... Eltern bauen nochmals und hauen die Kohle weg

  • Irving Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass eine Konfrontation im Sinne von "ihr habt einen an der Waffel" und "ihr habt den Schuss nicht gehört" zu irgendeinem sinnvollen Ergebnis, geschweige denn einer Meinungsänderung der Eltern führen würde. Vermutlich wäre es eher ein "jetzt erst recht", und das dann auch noch mit zerrütteter Familie.

    Ich glaube du hat keine Ahnung wie ausgeprägt die Sturheit und Selbstüberschätzung von schwäbischen 75-Jährigen ist, die denken, dass im Alter Immobilien oder gar ein Neubau der richtige Weg wäre. Ich schon. Mit gut zureden ist da nicht viel drin. So habe ich das auch aus dem OP herausgelesen.

    Ich würde nicht mit dem Busch reden, sondern mehrmals kräftig mit dem Stock draufhauen. Am besten ist es, wenn das alle Kinder machen. Gibt es dann Streit? Sehr wahrscheinlich. Schaut man sich dann für eine Zeit nicht mehr in die Augen? Kann sein. Aber das legt sich wieder. Und falls nicht, wäre es ohnehin zum Streit gekommen.

    Die Hinterbliebenen mit (mehreren) Immobilien zu quälen ist das Eine. Das gibt ja schon genug Streit. Aber mit 75 nochmal Schulden aufnehmen und neu bauen ist einfach nur krank. Das wird auf jeden Fall zu einer zerrütteten Familie führen. Wie gesagt: Die Eltern haben den Schuss noch nicht gehört und vermutlich keine Ahnung was in den kommenden 10-15 Jahren auf sie zukommen wird und wie sehr sie auf die Familie angewiesen sein werden. Der TE hat es ihnen anscheinend versucht zu erklären. Das haben sie nicht kapiert. Jetzt muss man es deutlich sagen. Und wenn sie das nicht kapieren - einfach mal für ein paar Monate wegbleiben. Das wirkt oft Wunder.

  • Ich glaube du hat keine Ahnung wie ausgeprägt die Sturheit und Selbstüberschätzung von schwäbischen 75-Jährigen ist, die denken, dass im Alter Immobilien oder gar ein Neubau der richtige Weg wäre.

    Doch. Gerade deshalb glaube ich nicht, dass ein "ihr habt den Schuss nicht gehört" zum Erfolg führt. Das wird eher zu einer Trotzreaktion führen und dazu, dass die Eltern es erst recht durchziehen wollen.

  • Deine Eltern haben eine an der Waffel und das würde ich auch genau so kommunizieren. Warum solltest du dich über so viel Dummheit zurückhalten?

    Eine treffende und geniale Zusammenfassung - und noch dazu eine für alle Beteiligten zielführende Vorgehensweise.

    Das ,,ist-doch-ihr Geld-Gequatsche" meiner Vorredner würde ich vergessen.

    Auf jeden Fall und unbedingt.

    Mit 75 kann man erwarten, dass sie an die kommende Generation denken und das Vermögen als Familienvermögen betrachten.

    Logisch. Als was sollten sie ihr Vermögen auch sonst betrachten ... ?!

    Deine Eltern haben den Schuss noch nicht gehört.

    So sieht es aus. Perfekt auf den Punkt gebracht.

    Wenn ich du wäre, würde ich den ganzen Dreck abgeben und ihnen sagen sie sollen ihren Mist alleine machen.

    Genau.


    Bei Deiner Lebenserfahrung und Lebensklugheit um nicht gar von Lebensweisheit zu sprechen: Meines Erachtens könnte da eine Karriere als Berater, Moderator und/oder Mediator indiziert sein - oder ist das vielleicht schon Deine Profession ?

  • Doch. Gerade deshalb glaube ich nicht, dass ein "ihr habt den Schuss nicht gehört" zum Erfolg führt. Das wird eher zu einer Trotzreaktion führen und dazu, dass die Eltern es erst recht durchziehen wollen.

    Wenn alle Kinder sehr deutlich kommunizieren, dass sie das Vorhaben für eine schlechte Idee halten und die Eltern es trotzdem durchziehen, dann wäre es ohnehin über kurz oder lang zu einer Konfrontation gekommen und es stimmt etwas nicht in der Familie bzw. mit den Eltern.

    Was überhaupt nicht geht ist die Erwartung, dass sich die Kinder um die Pflege kümmern und man dann trotzdem wichtige Entscheidungen gegen den Willen der Kinder trifft. Mit den Eltern muss man Tacheles reden und wenn es sein muss auf Abstand gehen. Bis sie kapieren, dass sie bald auf Hilfe angewiesen sein werden und als Familie handeln müssen.

  • Mich würde bei dem Bauprojekt vor allem stören, dass fast kein freies Kapital übrig bleibt und zusätzlich noch ein Kredit aufgenommen wird. Es wird deinen Eltern an einem sinnvoll dimensionierten Notgroschen (inkl. Instandhaltungsrücklage für die Bestandsimmobilien) fehlen.

    Geht nachher bei einem der beiden anderen Immobilien Heizung oder Dach kaputt, muss kurzfristig eine Pflege finanziert werden, sind diese Mittel sehr schnell weg und innerhalb weniger Monate muss irgendeine Immobilie verkauft werden, um liquide zu sein. Da ein Verkauf eh Wochen bis Monate dauert, wird das ein Notverkauf mit großen Abschlägen.

    Im Pflegefall kommt noch dazu, dass meist viele weitere organisatorische Dinge (Pflegedienst, Heimplatz...) zu erledigen sind und für einen ordentlichen Hausverkauf keine Zeit bleibt.

    Ist den anderen Familienangehörigen klar welche Last sie dir aufbürden, wenn von dir erwartet wird, alles finanzielle und organisatorische zu regeln? Mit einem gut gefüllte Depot wäre das Wirtschaften deutlich einfacher. Wenn du dir deshalb die Vollmacht in der neuen Situation nicht zugemutet hättest, solltest du das offen kommunizieren. Vielleicht findet sich dann eine andere Lösung (ein anderer übernimmt alles, Aufgabenteilung...)

    Was sagen denn die Geschwister zu den Neubauplänen? Zum Kredit? Zu den sehr geringen liquiden Mitteln? Zu eventuell kurzfristigen Immobilienverkäufen?

    Wie gehen deine Eltern mit der Vorstellung um, dass nach ihrem Tod vermutlich doch ein Großteil der Immobilien und Grundstücke verkauft wird?

  • Wenigstens kann man im Dialekt im Schwäbischen auch gegenüber den Eltern mal so richtig die Sau rauslassen, ohne dass es sich gleich so peinlich anhört, wie bei Menschen, die ausschließlich des Schriftdeutschen mächtig sind…,

  • Ich kann so mitfühlen. Bei uns hat eine deutliche Ansage dann doch Wirkung gezeigt. Wir kommen auch aus dem Großraum Stuttgart - ich hätte ja kein Problem damit gehabt, wenn meine Eltern ihr Geld für Kreuzfahrten etc. ausgegeben hätten. Aber sowas machen schwäbische Eltern nicht, die investieren dann in Häuser, Stückle, etc. auf jeden Fall in irgendetwas das Arbeit macht und die nachfolgende Generation beschäftigt.
    Mittlerweile ist zumindest mein Vater einsichtig und bremst meine Mutter.

  • Der Lieblingssohn ist der Bauträger 😬

    :) Das jetzt auch nicht, der Lieblingssohn verdient daran nix. Meine Geschwister sind mit Ihren eigenen Leben beschäftigt, aber ich wohne halt im selben Ort/in derselben Straße wie meine Eltern, daher ist das Problem hier naheliegener.

    Wenigstens kann man im Dialekt im Schwäbischen auch gegenüber den Eltern mal so richtig die Sau rauslassen, ohne dass es sich gleich so peinlich anhört, wie bei Menschen, die ausschließlich des Schriftdeutschen mächtig sind…,

    Im schwäbsicha ko ma so schwätza wie oim die Gosch gwachse isch. Ich kann meinen Eltern meine Meinung sagen und wir sind dadurch auch nicht tief verstritten. Familiär ist alles palleti, es fühlt sich niemand beleidigt oder bevormundet. In der Außenwirkung schüttle ich den Kopf über die Entscheidung meiner Eltern (und belästige nur das Forum und meine Geschwister mit meiner Meinung .... und Foristen und Geschwister können drüber schmunzeln und sagen, ja mei so isch es halt)

  • Ich kann so mitfühlen. Bei uns hat eine deutliche Ansage dann doch Wirkung gezeigt. Wir kommen auch aus dem Großraum Stuttgart - ich hätte ja kein Problem damit gehabt, wenn meine Eltern ihr Geld für Kreuzfahrten etc. ausgegeben hätten. Aber sowas machen schwäbische Eltern nicht, die investieren dann in Häuser, Stückle, etc. auf jeden Fall in irgendetwas das Arbeit macht und die nachfolgende Generation beschäftigt.
    Mittlerweile ist zumindest mein Vater einsichtig und bremst meine Mutter.

    Die Kombination aus dem Irrglauben, dass Immobilien und Grundstücke eine gute Kapitalanlage wären und der falschen Hoffnung, dass man nach dem Tod durch sein immobiles Erbe irgendwie weiterleben wird, scheint im Schwabenländle sehr stark ausgeprägt zu sein. Viele verdrängen vielleicht auch einfach wie umständlich das handling im hohen Alter und dann später für die Erben sein wird und wie oft solche Erbschaften zu Streit führen. Schlechte Rendite, schlechte Planbarkeit, schlechter Zugriff, schlechte Teilbarkeit,... da passt einfach alles. Und es wäre mit ein bisschen finanzieller Bildung so einfach...

  • Meine Eltern sind beide 75 und noch relativ fit und schaffig (Schwaben halt).

    Möglicherweise ist genau das das zentrale Problem: schaffig, unmüßig. Vermutlich fühlt der Vater sich nicht ausgelastet und sucht eine Beschäftigung.

    Sie haben bereits 2 Häuser (beide BJ 1980, und halbwegs in Schuss) mit jeweils 2 Wohnungen (3 vermietet, 1 selbst bewohnt),

    Das heißt: Den Vorteil des eigenen Hauses (nämlich sein eigener Herr zu sein bis zum Zaun) haben sie nie genossen - just das streben sie aber auch jetzt nicht an, denn es soll ja wieder ein Zweifamilienhaus sein.

    Hast Du mal gefragt, warum Deine Eltern (vermutlich Dein Vater) das so plant?

    ein bisschen Ackerfläche und 2 Baugrundstücke

    ... an die 900.000 € in halbwegs guten Aktienfonds und Cash.

    Die beiden haben 3 Kinder.

    Ich habe eine General-/Vorsorgevollmacht und soll mich dann ggf. irgendwann um Pflege usw. kümmern.

    Ich halte es für ungewöhnlich, daß eine so weitreichende Vollmacht so früh und bei so gutem Gesundheitszustand erteilt wurde.

    Natürlich will man dann ggf. zu Hause gepflegt werden, solange es geht und nicht ins Heim müssen. Kein Problem, ich hab den Eltern vorgerechnet was diverse Unterstützungen zu Hause kosten, da keines der Kinder/Schwiegerkinder den Beruf für die Pflege der Eltern aufgeben werden.

    Jeder ältere Mensch hegt diesen vielfach unrealistischen Traum.

    Bis dahin war wirklich alles gut, bis die Eltern auf die Idee kamen nochmals "altersgerechter" zu bauen, man hat ja Grundstücke und auf einem davon einen Bauzwang. Natürlich soll es kein altersgerechter Bungalow sein, der vielleicht noch Geld für die Pflege übrig ließe, nein, man denkt größer und haut nochmals ein Zweifamilienhaus hin. Man möchte sich sogar noch dafür verschulden mit ca. 200.000 €, weil das Kapital nicht dazu ausreicht.

    Dieser Plan scheint schon recht weit gediehen zu sein. Zwischen den Zeilen lese ich, daß ein Bauträger bereits beauftragt ist. So besonders toll kann die Kommunikation in Eurer Familie nicht sein, sonst hätte man über ein so großes Projekt vorab im Kreise der Familie gesprochen.

    Ich habe mir dann die Frage erlaubt, wie sich die Eltern eine evtl. Pflegekraft zu Hause leisten wollen, da Rente und Mieteinnahmen, das nicht wirklich hergeben würden.

    Man hätte für diese Eventualität ja eine Einliegerwohnung vorsehen können. Ein Zweifamilienhaus von 2 mal 120 qm dürfte eine solche allerdings nicht hergeben. Keine besonders tolle Planung. :(

    Aktuell holen sich viele eine Pflegekraft aus Osteuropa - Polen, Rumänien, Bulgarien, vielleicht Ukraine. Bis das bei Dir akut wird, könnten 10 bis 15 Jahre ins Land gehen. Ob dann noch viele Osteuropäerinnen für diese Aufgabe zur Verfügung stehen? Die Demographie dieser Länder ist nicht entscheidend besser als unsere.

    Antwort der Eltern, man kann ja dann ein Haus verkaufen. Auf meinen Einwand, dass diese im werthaltigsten/neuesten Haus wohnen werden - welches ja dann nicht verkauft werden soll, und die anderen Häuser vermutlich nur mit Abschlägen veräußerbar sein werden (vermietet, keine Kapitalanlage-Immobilien, Zeitdruck beim Verkauf=schlechterer Preis, ...) gehen die Eltern einfach nicht ein.

    Einige hunderttausend Euro werden die beiden anderen Häuser wohl auch wert sein. Wenn es auf den Preis nicht ankommt, bekommt man die dann schon los.

    Sie wollen den Kindern etwas hinterlassen ... mein Argument war, dass die Häuser dann vermutlich sowieso verkauft werden müssen, da wenn überhaupt ich (lebe im selben Ort) eine von drei Immobilie halten könnte und durchaus Probleme hätte größere Erbschaftsteuerbeträge zu berappen.

    Pro Kind und pro Elternteil 400 T€. Wenn das Testament vernünftig abgefaßt ist (natürlich kein Berliner Testament!), sollte bei den genannten Werten die Erbschaftsteuer noch kein Problem sein. Man kann auch zu Lebzeiten Vermögenswerte übertragen. Ist natürlich etwas ungeschickt, ein Zweifamilienhaus an eine Erbengemeinschaft von drei Kindern zu übertragen (ggf. auf Nießbrauch), aber diesbezüglich könnte man sich ja mal von einem passenden Erbrechtler beraten lassen.

    Aber das ist ja nicht das primäre Problem hier.

    Ich kriege das nicht auf die Kette, man ist 75 und hat eigentlich alles erreicht und haut dann die Kohle so zum Fenster raus. Ich bin kurz davor die Vollmachten zurück zu geben, da es mir die geschaffene Situation unmöglich machen wird, die künftigen Wünsche meiner Eltern zu erfüllen.

    Klar es ist deren Geld und die können es auf den Kopf hauen, aber so im Unverstand?!

    Im Grunde ist das ein Alarmzeichen, daß Du Dinge, die man innerhalb der Familie besprechen sollte, in dieses Forum trägst. Das deutet auf massive Kommunikationsprobleme innerhalb der Familie hin - zu Deinen Eltern am Ort, aber auch zu Deinen Geschwistern, die nicht am Ort sind. Nach meinem Familienverständnis bespricht man eine so weitreichende Maßnahme intern, wenngleich es das Geld Deiner Eltern ist, mit dem sie machen können, was sie wollen.

    Wie weit die Sache gediehen ist, wissen wir hier nicht, offenbar schon ziemlich weit, da Du von einem Bauträger sprichst.

    Da läßt sich von außen schlecht raten.

    Wenn Du das für angemessen hältst, kannst Du freilich die Vollmacht zurückgeben und damit signalisieren, daß Du im Bedarfsfall dann eben nicht zur Verfügung stehst. Das gibt dann allerdings einen Knall in der Familie. Besser, man redet miteinander - intern, nicht extern.

  • Was das Berliner Testament angeht, hab ich ein ähnliches Thema. Meine Eltern haben eins abgeschlossen, weil Bekannte das auch haben, und die sagen das wäre super. Als Einzelkind wird das das ggf. ordentlich Erbschaftssteuer kosten. Ich habe und werde da niemals was zu sagen. Ich wüsste auch nicht, wie ich das vernünftig formulieren sollte.

    Ein Erbe ist letztlich geschenktes Geld.

    Es gibt diesbezüglich radikale Konzepte, die sagen, alles Vermögen solle der Gemeinschaft verfallen, sobald jemand stirbt. Mit Geld geht das, mit Immobilien wird es schwierig. Über Jahrhunderte sind Immobilien immer an die Kinder weitergegeben worden (auf die eine oder andere Weise).

    Solange es um Geld geht, ist Erbschaftsteuer auch nur Geld. Man mag sich ärgern darüber, aber gerade dann, wenn man viel Erbschaftsteuer zahlt, steht auch ein erhebliches Erbe dahinter. Ein Kind hat einen Freibetrag von 400 T€, das ist schon eine ganze Menge.

    Mit Immobilien ist es schwieriger - aber es ist in der heutigen Zeit auch schwieriger, die weiterzugeben. Viele Erben sind zum Zeitpunkt des Erbfalls selbst schon Rentner. Wenn die in ihrem Leben ein Haus wollten, haben sie es bereits, das Weitergeben von Generation zu Generation funktioniert schon aus örtlichen Gründen nicht mehr so recht. Meine Eltern haben beide ein Haus geerbt - und es verkauft, weil jeweils hunderte Kilometer vom Wohnort entfernt. Und dann ist das wieder Geld, von dem man Erbschaftsteuer bezahlen könnte.

    Dennoch könnte das für Dich ein Ansatz sein (sofern das "Familienheim" in der Erbschaft ist). Man könnte diesbezüglich etwas flunkern und gelegentlich mal fallenlassen, daß man eine passende Testamentsgestaltung braucht, damit das Haus erbschaftsteuerfrei bleibt (Stimmt nicht, wenn Du selbst einziehen solltest, bleibt es fast sicher erbschaftsteuerfrei, wenn es nicht gerade ein Palast ist).

    Ansonsten gilt für Dich, was wohl für DidiRich gilt: Kommunikationsprobleme in der Familie, und dabei kann das Forum nicht helfen.

  • Ich habe auch kein Problem, wollte nur zeigen, dass man an das Thema auch gelassener dran gehen kann. Meine Eltern haben entschieden, dass sie erst gegenseitig erben und dann ich. Das ist ok und soweit erstmal nachvollziehbar. Ich werde ihnen nicht sagen, dass sie mir früher was weitergeben sollen, damit ich Steuern spare. Wenn man darüber kommunizieren möchte, muss das aus meiner Sicht von den Erblassern ausgehen. Ich kalkuliere mein Leben ohne Erbe und schaue was am Ende übrig bleibt.

    Ich habe innerfamiliär zu viele Streitereien wegen Geld gesehen, dass sich ganze Familienzweige entzweit haben. Als Einzelkind habe ich das Problem eher nicht, würde aber dem Threadstarter sehr empfehlen einfach abzuwarten was passiert und sich am Ende zu freuen, wenn was übrig bleibt und sich nicht darüber zu ärgern, dass es mehr hätte sein können

    Und wenn ich mit 75 meine nochmal bauen zu müssen, dann baue ich. Ist mir doch egal, was die beiden Kröten dazu meinen, die ich gerade erst mit Mühe und Not ins Bett bekommen habe.

  • Es ist das Geld deiner Eltern. Sie sind zurechnungsfähig. Sie können auch Entscheidungen treffen, die aus deiner Sicht unklug oder zumindest nicht ganz nachvollziehbar wirken. Ich halte es für eine gesunde Einstellung, wenn man sich von dem Gedanken löst, dass man eine Erbschaft bekommt oder gar "Anspruch" darauf hätte.

    Im Grunde sind wir für unseren Wohlstand selbst verantwortlich. Wenn du der Meinung bist, dass du die Pflege deiner Eltern in Gefahr siehst, dann sprich es an (hast du ja augenscheinlich bereits). Für mich persönlich wäre das kein Grund die Generalvollmacht zurück zu geben.

    Wenn die realistische Gefahr besteht, dass ich am Ende für die Pflege meiner Eltern aufkommen müsste, weil die ihr Geld auf den Kopf gehauen hätten, wäre ich darüber nicht sehr erfreut (um es gelinde auszudrücken). Die finanziellen Grenzen sind dafür mittlerweile aber sehr hoch. Wenn man selbst (aus welchen Gründen auch immer) einen Anspruchsgedanken an ein (wie auch immer geartetes) Erbe hat, sollte man einen Schritt zurück treten und in sich gehen. Der Gedanke ist vermutlich erstmal ganz normal, aber die Anspruchshaltung gilt es zu hinterfragen.

    Wenn der Wunsch der Eltern ist, dass "gut vererbt" werden soll, kann man die Kinder zu Lebzeiten ins Boot nehmen und besprechen, ob nicht bereits mit "warmer Hand" vorab Beträge fließen. Je nach Lebzeit und Summe könnte man damit auch eine etwaige Schenkungs- bzw. Erbschaftssteuer umgehen, wenn die Eltern noch länger als 10 Jahre leben sollten (was ich dir und ihnen wünsche).

    Kleiner Perspektivwechsel: Ich werde mit ziemlicher Sicherheit auf mein Erbe verzichten, weil meine Mutter total verkorkst ist und es mit meinen Geschwistern nur Streit geben wird. Meine Seelenheil ist es mir wert darauf zu verzichten. Auch wenn ich da realistisch auf maximal 100k verzichte. Dafür habe ich sichergestellt, dass ich zum Zeitpunkt des zu erwartenden Erbes finanziell in einer Situation bin, in der ich darauf nicht angewiesen bin. Ist ein sehr befreiendes Gefühl kann ich dir sagen. Wenn mein Kind mir später sagen sollte, was ich mit meinem Geld machen soll, würde das meine Herangehensweise sicher beeinflussen, wann ich unserem Kind wieviel Geld vererbe oder schenke (nicht zu seinem Vorteil).

  • Ich sehe es auch so, dass es das Geld der Eltern ist und diese sich bislang ja auch als nicht ganz ungeschickt im Umgang mit Geld angestellt haben.

    Immerhin haben sie ja einiges zusammengespart.

    Bevor man nicht ähnliche Vermögen aufgebaut hat, sollte man die Leistung der Eltern achten und nicht kritisieren.

    Selbstverständlich sind die Eltern auch für die Folgen ihres Handelns verantwortlich, aber das wissen sie doch eh. Sie gehen mit dieser Verantwortung ja schon etliche Jahre um und haben auch jahrelang die Verantwortung für ihre Kinder getragen.

    Ich würde mir eine Einmischung jedenfalls verbitten.

    Freu dich doch, dass sie noch solche Pläne verwirklichen, das hält sie fit.

    Ob du die Pläne gut oder schlecht findest, ist doch völlig irrelevant.

    Und wenn die Eltern später einer Pflegekraft eine Wohnung zur Verfügung stellen können, senkt das die Kosten ja auch.

  • DidiRich

    Haben deine Eltern schon eine feste Darlehenszusage über die fehlenden 200t Euro für den Bau des Zweifamilienhauses oder ist das nur deren Vorstellung, dass die Bank diese Teil finanzieren soll?

    Natürlich haben sie ein ordentliches Vermögen, was hinter ihnen steht. Einige Banke vergeben meines Wissens nach jedoch nicht allzu gerne Darlehen an Ü70er.


    (Achso, hat nichts mit deiner ursprünglichen Frage zu tun, aber was mir einfällt: wenn deine Eltern per se keine Grundstücke verkaufen wollen, wie wäre denn die Idee das zweite unbebaute Grundstücke in Erbpacht zu setzen?

    Macht wenig Arbeit, bringt aber zumindest ein paar Euro rein, falls irgendwann später mal ein Pflegefall eintritt.)

  • Hallo DidiRich,

    erst einmal vielen Dank für Ihren Beitrag und das angerissene Thema. Ich bin in der Altersklasse Ihrer Eltern und finde es schon sehr interessant, hier die Meinungen und Ansichten der nächsten Generation zu lesen.

    Sonderlich rational finde ich das Vorhaben Ihrer Eltern auch nicht. Aber ja, wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt habe, bin ich auch nur schwer umzustimmen.

    Noch ein Sachdetail, dass mir unklar ist und ggf. auch eine Argumentation gegenüber Ihren Eltern bietet. Ein 75-jähriger Mann hat noch eine statistische Restlebenserwartung von ca. 12 Jahren, Frauen etwas mehr. Wenn sich überhaupt eine Bank findet, die einen Kredit ausreicht – sicherlich nicht zu Superkonditionen – sollte der in ca. 10 Jahren abbezahlt werden. Bei einer Kreditsumme von 200k komme ich da mit dem dicken Daumen auf eine monatliche Belastung von 2.000 Euro. Sind die Einnahmen Ihrer Eltern so, dass sie diese Zusatzbelastung nebenbei wegstecken, oder müssen sie sich dafür irgendwo einschränken? Von in 3 oder 7 Jahren beginnenden Mehrbedarf für häusliche Pflege nicht zu reden. Sollte man vielleicht auch einmal diskutieren.

    Gute Nerven und Gruß

    Pumphut

  • Und wenn ich mit 75 meine nochmal bauen zu müssen, dann baue ich. Ist mir doch egal, was die beiden Kröten dazu meinen, die ich gerade erst mit Mühe und Not ins Bett bekommen habe.

    Das dürfte der Knackpunkt bei vielen älteren Menschen sein. Sie haben oft noch nicht kapiert, dass sie bald diejenigen sein werden, die im Bett liegen und Hilfe benötigen. ,,Ich mach was ich will" geht halt so lange gut bis man nicht mehr machen kann was man will. Wer mit 75 Jahren nicht mit, sondern gegen die Familie entscheidet, hat nichts verstanden.

    Man kann sich auch mal Positivbeispiele anschauen. Die gibt es auch. Eltern, die mit warmer Hand schenken. Eltern, die ihre Immobilien auflösen, weil es ihnen wichtig ist, dass die Kinder es einfach haben und das Risiko für Streit minimiert wird. Eltern, die sich selbst nicht so wichtig nehmen und das Wohl ihrer Kinder und Enkel im Blick haben. Im Vergleich sind Sturköpfe, die glauben es ginge immer so weiter, einfach nur peinlich.

  • Ansonsten gilt für Dich, was wohl für DidiRich gilt: Kommunikationsprobleme in der Familie, und dabei kann das Forum nicht helfen.


    Im Grunde ist das ein Alarmzeichen, daß Du Dinge, die man innerhalb der Familie besprechen sollte, in dieses Forum trägst. Das deutet auf massive Kommunikationsprobleme innerhalb der Familie hin - zu Deinen Eltern am Ort, aber auch zu Deinen Geschwistern, die nicht am Ort sind. Nach meinem Familienverständnis bespricht man eine so weitreichende Maßnahme intern, wenngleich es das Geld Deiner Eltern ist, mit dem sie machen können, was sie wollen.

    Da kann ich dich beruhigen lieber Achim Weiss, die Kommunikation stimmt und es gibt nur das übliche Maß an Konflikten. Ich bin weiterhin jeden Tag mit meinen Eltern in Kontakt, weswegen ich vermutlich einen anderen Zugang zu ihnen habe. Und wie gesagt, gab es schon eine Erbengemeinschaft u.a. mit meinen Geschwistern und kommen immer noch super miteinander klar .... Familie funktioniert auch trotz unterschiedlicher Vorstellungen.

    Das Forum habe ich tatsächlich mal zu "abkotzen" gebraucht um mein Unverständnis einem qualifizierteren Volk zu unterbreiten. Eigentlich mit der Absicht *eine Runde Mitleid* zu bekommen, es kam aber noch besser und ich habe hier andere Sichtweisen bekommen die ich auch beherzigen will und meine Sichtweise auf die Situation ändern kann (Geld meiner Eltern, deren Entscheidung Punkt/Ende).

    Die Vollmachten spiegeln wieder, dass meine Eltern sich im Vorfeld Gedanken machen (wenn man erst mal nicht mehr zurechnungsfähig ist, ist es für sowas zu spät ...), daher sollen meine Eltern finanziell halt auch ihren eigenen Weg gehen. Der schwankende Wert einer Immobilie bekommen sie halt nicht jeden Tag abrufbar in einem Depot serviert, wie es bei Aktien/Fonds der Fall wäre, da können die Eltern ruhiger schlafen ... ist ja auch was wert ... und genau das ist der Punkt gegen (aus meiner Sicht) einer vernünftigen Geldanlage vs. Immobilien.

    Gönnt auch den Hundertjährigen die Richtfeste! 8o

    Ich hoffe inständig, dass der Bau keine 25 Jahre dauert ... wobei die Schwaben da ja mit Stuttgart 21 ... aber lassen wir das Thema^^

    Ich kann so mitfühlen. Bei uns hat eine deutliche Ansage dann doch Wirkung gezeigt. Wir kommen auch aus dem Großraum Stuttgart - ich hätte ja kein Problem damit gehabt, wenn meine Eltern ihr Geld für Kreuzfahrten etc. ausgegeben hätten. Aber sowas machen schwäbische Eltern nicht, die investieren dann in Häuser, Stückle, etc. auf jeden Fall in irgendetwas das Arbeit macht und die nachfolgende Generation beschäftigt.
    Mittlerweile ist zumindest mein Vater einsichtig und bremst meine Mutter.

    nicht umsonst heißt es bei uns Schwaben "schaffa schaffa, Häusle baua" ... das La Dolce Vita des Schwaben ^^

    Die Kombination aus dem Irrglauben, dass Immobilien und Grundstücke eine gute Kapitalanlage wären und der falschen Hoffnung, dass man nach dem Tod durch sein immobiles Erbe irgendwie weiterleben wird, scheint im Schwabenländle sehr stark ausgeprägt zu sein. Viele verdrängen vielleicht auch einfach wie umständlich das handling im hohen Alter und dann später für die Erben sein wird und wie oft solche Erbschaften zu Streit führen. Schlechte Rendite, schlechte Planbarkeit, schlechter Zugriff, schlechte Teilbarkeit,... da passt einfach alles. Und es wäre mit ein bisschen finanzieller Bildung so einfach...

    und das hätte ich gerne meinen Eltern näher gebracht, aber ich habe es versucht und bin gescheitert ... deswegen ja mein Frust den ich hier ablassen wollte. Aber ... hätte, hätte, Lutschtablette. Ich bin auf gutem Wege in die 7. Phase der Trauer "Akzeptanz" :D ... Kopfschütteln darf aber trotzdem noch erlaubt sein.