Definition eines reichen Boomer-Rentners

  • Wenn ich "mit 63" keine Teilrente beantrage, dann geht bei Erreichen des Regelrenteneintrittsalters die Möglichkeit des weiteren Einzahlens verloren, wenn ich dann noch weiter arbeite.

    Wer eine Vollrente bezieht, ist bei Weiterarbeit bis zum gesetzlichen Rentenalter weiter rentenversicherungspflichtig.

    Erreicht er das gesetzliche Rentenalter, dann ist er nicht mehr rentenversicherungspflichtig, was heißt: Der Arbeitgeber zahlt für ihn zwar weiter Rentenversicherungsbeiträge, er selbst aber nicht, was letztlich bedeutet, daß die Beiträge des Arbeitgebers in den großen Topf fallen, der Arbeitnehmer selbst aber nichts mehr davon hat. Das ist unpraktisch.

    Der angestellte Vollrentner kann in dieser Situation optional freiwillig Rentenversicherungsbeiträge zahlen, wodurch nicht nur diese Beiträge, sondern auch die Beiträge des Arbeitgebers ihm ab dem folgenden 1. Juli bei der Rentenhöhe zugutekommen. Wäre ich in dieser Situation, würde ich das so machen.

  • Es ist doch ganz einfach. Wenn zu viele Bezieher auf zu wenige Einzahler kommen, dann hat man grundsätzlich 4 Möglichkeiten: weniger Bezieher (bei Rente nur durch ein höheres Eintrittsalter zu erreichen und das verlangsamt höchsten den Anstieg, es führt nicht zu einer Senkung), mehr Einzahler (kurzfristig schwierig), geringere Auszahlungen (auch ungeliebt) und höhere Einzahlungen (machen wir schon seit Jahren).

    Wie du siehst...an Kürzungen in der einen oder anderen Form kommt man nicht vorbei. In #12 lehnst du Einschnitte aber kategorisch ab. Wie also sollen die Reformen sonst aussehen, die du in #14 befürwortest?

    Bekomme ich hier selbstverliebt das Stöckchen hingehalten oder hat da nur jmd die Diskussion verschlafen?

    Was haben wir hier nicht schon alles diskutiert:

    • Trennung von beitragsbasierten und versicherungsfremden Leistungen
    • Erhöhung des Steueraufkommens (nicht Steuererhöhung)
    • Erweiterung der Gruppe von Beitragszahler/innen
    • Entkommerzialisierung privater Vorsorge

      etc pp.

      Wer allerdings Kürzungen herbeisehnt, dem ist ohnehin nicht zu helfen.

  • Männer oder Frauen, die voll arbeiten gehen und hauptsächlich für das Familieneinkommen sorgen, verhalten sich ihrem (Ehe-)Partner gegenüber, der sich um Haushalt und Familie kümmert und vielleicht zusätzlich noch im Dorf sozial engagiert, asozial?

    Lies mal das.


    Roman „Heimat“ von Hannah Lühmann: Den Zeitgeist korrigieren
    Hannah Lühmann hat einen Roman über konservative Haus­frauen, sogenannte Tradwives, geschrieben. Warum sehnen sich junge Frauen nach Heim und Herd?
    taz.de
  • Nicht in jeder Partnerschaft kann der Partner arbeiten gehen, der die Hauptlast in der Kinderbetreuung trägt. Gerade wenn der Hauptverdiener besonders flexibel sein muss wird das annähernd unmöglich für den Partner. Nimm das Beispiel Berufssoldaten mit regemäßig wechselnder Stationierungen. Ähnliches gilt für Leute im diplomatischen Dienst. Da lässt sich für den Partner nur in wenigen Ausnahmesituationen eine adäquate berufliche Entwicklung umsetzen.

    Natürlich wäre es wünschenswert für den entgangenen beruflichen Werdegang einen Ausgleich zu finden, denn im Scheidungsfall aber auch im Todesfall findet meist nur der Ausgleich für die Vergangenheit statt. Im wesentlichen scheitern Versuche eines Ausgleichs daran, dass es verflixt schwer ist, das zu bewerten. Welche Karriere wäre realistisch gewesen und wie viel davon sollte man wie ausgleichen? Was aber nutzt ein Versorgungsausgleich, wenn man sich mit 50 scheiden lässt und praktisch ein niedriges Erwerbseinkommen haben wird für die nächsten 17 Jahre. Hinzu kommt, dass ein Ausgleich überhaupt nur umsetzbar ist, wenn das Familieneinkommen hoch genug ist. Einfacher ist dagegen die Frage zu lösen, dass jeder der beiden Partner über ähnlich viel Geld verfügen sollte. Etwas was früher alles andere als selbstverständlich war.

  • Der angestellte Vollrentner kann in dieser Situation optional freiwillig Rentenversicherungsbeiträge zahlen, wodurch nicht nur diese Beiträge, sondern auch die Beiträge des Arbeitgebers ihm ab dem folgenden 1. Juli bei der Rentenhöhe zugutekommen. Wäre ich in dieser Situation, würde ich das so machen.

    Das geht so nicht.
    Der Vollrentner muß Teilrente (Flexirente) beantragen. also zumindest auf 99,99% runter gehen damit ihm noch Rentenpunkte zugeschrieben werden können.
    Bei 100% Vollrente ist das Rentenkonto eingeschweißt.
    (Ist auch so bei Pflegepersonen, die z.B. Angehörige pflegen. - Auf ein paar cent verzichten, damit es am 1. Juli des Folgejahres die RP-Gutschrift gibt.)

  • Das geht so nicht.
    Der Vollrentner muß Teilrente (Flexirente) beantragen. also zumindest auf 99,99% runter gehen damit ihm noch Rentenpunkte zugeschrieben werden können.
    Bei 100% Vollrente ist das Rentenkonto eingeschweißt.
    (Ist auch so bei Pflegepersonen, die z.B. Angehörige pflegen. - Auf ein paar cent verzichten, damit es am 1. Juli des Folgejahres die RP-Gutschrift gibt.)

    Siehe Absatz 4 Satz 2:

    Der Altersvollrentner kann zum Erreichen der Regelaltersgrenze (oder auch danach) gegenüber dem Arbeitgeber (wenn in Beschäftigung) oder gegenüber der Rentenversicherung (wenn selbstständig) erklären, dass weiterhin Beiträge zur Rentenversicherung fliessen sollen.

    Wirkt dann wie die Teilrente. ;)


    § 5 SGB VI - Versicherungsfreiheit - dejure.org

  • ok, das kannte ich noch nicht. Man lernt immer was dazu.
    Also 100% Rente (bei weiterarbeiten mit RV-Beiträgen) und dann zum ersten Juli des Folgejahres die RP-Gutschrift?

    Exakt so läuft das. :)

    Aber der Unterschied zwischen Voll- und Teilrente ist ja im Cent-Bereich, daher ist die Erklärung nicht so viel günstiger als die Teilrente.

    Nur bei Pflege kann man nicht zulasten der Pflegekasse sagen "Zahlt mal weiter!", sondern muss auf einen Teil der Rente verzichten.

  • Exakt so läuft das. :)

    Aber der Unterschied zwischen Voll- und Teilrente ist ja im Cent-Bereich, daher ist die Erklärung nicht so viel günstiger als die Teilrente.

    Nur bei Pflege kann man nicht zulasten der Pflegekasse sagen "Zahlt mal weiter!", sondern muss auf einen Teil der Rente verzichten.

    Mit dem Hinweis (Danke!) dann gefunden:

    Teilrente 2023: Diese Jahrgänge können profitieren
    Früher Rente kassieren und sie dadurch noch steigern? Diese Möglichkeit gibt es gerade für die Jahrgänge 1958, 1959 und 1960. So funktioniert es.
    www.finanztip.de
    Änderung Rentenantrag von Vollrente auf Teilrente | Ihre Vorsorge
    Hallo Experten, ich habe bereits eine vorgezogene Vollrente für langjährig Versicherte zum 01.07.2023 beantragt, arbeite aber n...
    www.ihre-vorsorge.de
    Erst Vollrente, dann Teilrente? » SovD
    Vielleicht haben Sie schon einmal von der Teilrente gehört. Insbesondere beim Start einer vorgezogenen Altersrente nutzen immer mehr Deutsche diesen Weg, um…
    www.sovd-stormarn.de
  • Aber bedeutet dass nicht, dass man - aus persönlicher Sicht - so früh wie möglich eine Teilrente beantragen sollte - auch mit Abschlägen? Um zusätzlich die Rentenbezüge zu haben, während man weiter arbeitet?

    Oder wo könnte da ein Nachteil sein?

    Zumal https://www.finanztip.de/hinzuverdienstgrenze-altersrente/

    Zitat

    Die Hinzuverdienstgrenze bei vorgezogenen Altersrenten gibt es seit 2023 nicht mehr.

  • Aber bedeutet dass nicht, dass man - aus persönlicher Sicht - so früh wie möglich eine Teilrente beantragen sollte - auch mit Abschlägen? Um zusätzlich die Rentenbezüge zu haben, während man weiter arbeitet?

    Oder wo könnte da ein Nachteil sein?

    Wenn Du einen Arbeitsvertrag hast, der mit Rentenbezug automatisch endet, wenn Du bereits in Alterteilzeit bist, wenn Du Unterhalt beziehst/leistest...

    Ein paar Konstellationen sind denkbar. Aber grundsätzlich ist der vorgezogene Rentenbeginn oftmals das Optimum.

  • Trennung von beitragsbasierten und versicherungsfremden Leistungen

    Und dann? Aus welchem Topf bezahlt wird, ändert an den Kosten erstmal nichts

    Erhöhung des Steueraufkommens (nicht Steuererhöhung)

    Davon träumt jeder Politiker. In der Praxis klappt das allerdings meist nicht so gut, rein durch Wachstum das Steueraufkommen zu erhöhen. Denn man müsste dafür eine wirtschaftsfreundliche Politik betreiben, was voraussetzt, dass der Staat sich mit Vorschriften und Abgaben zurückhält (was auch wieder bedeutet, dass es für gewisse Bevölkerungsgruppen zu Einschränkungen kommt). Seit Schröder hat das keine Regierung mehr halbwegs ernsthaft versucht.

    Und reines Wachstum der Einnahmen reicht nicht, das muss größer sein als das Wachstum der Ausgaben. Auch Beamte und ÖD wollen jedes Jahr eine Gehaltserhöhung, die Unterhalt staatlicher Gebäude und Infrastruktur wird jedes Jahr teurer, usw.

    Erweiterung der Gruppe von Beitragszahler/innen

    Auch Beamte und Selbstständige hätten dann Ansprüche. Natürlich erst in der Zukunft, wenn sie in Rente gehen. Langfristig löst das also kein Problem.

    In der Zwischenzeit musst der Staat aber für die Beamten auch noch GRV-Beiträge zahlen und - unter der Annahme, dass der Beamte weiterhin das gleiche Netto bezieht - eine kräftige Gehaltserhöhung für selbige.

    Entkommerzialisierung privater Vorsorge

    Würde das Problem meiner Generation mildern (die wird sicherlich auch ein Demographieproblem haben). Für die Baby-Boomer geboren in den 50ern (schon in Rente) und 60ern (kurz davor) hilft das aber kaum.


    Gäbe es eine einfache und kurzfristig wirksame Lösung, ohne Kürzungen oder Mehrbelastung für irgendjemand, hätte man sie längst umgesetzt.

  • Ich frage mich manchmal, ob alles passender geworden wäre ohne die Flüchtlingswellen ab 2015, Corona und dann die ukrainischen Menschen. Wie sähe die Lage ohne diese Ereignisse für zukünftige Rentner aus? Sicher wäre das Problem nur 15 Jahre in die Zukunft verschoben worden?

  • Pardon aber ich habe an Bedenkenträgertum und Perseveration kein Interesse .

    Wer Untergangsszenarien / der kuriosen Stimmungsmache des Herrn Fratzscher Vorschub leisten möchte, den werde ich davon nicht abhalten können.

  • Ich frage mich manchmal, ob alles passender geworden wäre ohne die Flüchtlingswellen ab 2015, Corona und dann die ukrainischen Menschen. Wie sähe die Lage ohne diese Ereignisse für zukünftige Rentner aus? Sicher wäre das Problem nur 15 Jahre in die Zukunft verschoben worden?

    Wäre es definitiv nicht, oder sah es davor besser aus? Die Probleme sind ewig bekannt und es wurde und wird immer nur Kosmetik betrieben, egal wer auch immer das Sagen hatte und hat.

  • Was ist eigentlich der Grund dafür, dass vor 50 Jahren ein Haushalt in der Regel mit nur einem Einkommen ausgekommen ist, während heute zwei Einkommen als „normal“ gelten, viele Familien dennoch auf jeden Euro achten müssen, sich ein Eigenheim kaum leisten können (bzw. sich dafür über 30 Jahre verschulden müssen) und nur mit Glück regelmäßig in den Urlaub fahren können?

    "If you don't believe it and you don't get it, I can't make you believe it."

    – Satoshi Nakamoto

  • Was ist eigentlich der Grund dafür, dass vor 50 Jahren ein Haushalt in der Regel mit nur einem Einkommen ausgekommen ist, während heute zwei Einkommen als „normal“ gelten, viele Familien dennoch auf jeden Euro achten müssen, sich ein Eigenheim kaum leisten können (bzw. sich dafür über 30 Jahre verschulden müssen) und nur mit Glück regelmäßig in den Urlaub fahren können?

    Kapitalismus?

  • Was ist eigentlich der Grund dafür, dass vor 50 Jahren ein Haushalt in der Regel mit nur einem Einkommen ausgekommen ist, während heute zwei Einkommen als „normal“ gelten, viele Familien dennoch auf jeden Euro achten müssen, sich ein Eigenheim kaum leisten können (bzw. sich dafür über 30 Jahre verschulden müssen) und nur mit Glück regelmäßig in den Urlaub fahren können?

    Andererseits habe ich hier gestern irgendwo gelesen, dass sich jemand für ein Haus 2020 1% Kreditzinsen geblockt hat. Ich musste 2006 für um die 5% abschließen und es gab sicher noch fiesere Zinsen zu anderen Zeiten.