82 jährige Mutter wird statt Festgeld ein Express-Zertifikat verkauft

  • Wir sind hier einer ganz großen Sache auf der Spur!

    Wenn wir das gelöst haben, dann finden wir auch top-seriöse Autoverkäufer und Versicherungsvermittler (ausdrücklich nicht bezogen auf hier mitschreibende geschätzte Foristen der jeweiligen Zunft)! ;)

  • Klingt toll.

    Dann denkt man kurz nach und merkt, dass müsste auch unter jeder Aktienanlage genau so stehen, natürlich auch ETF und im Prinzip auch bei Anleihen und gar Tagesgeld.

    Je schwieriger das Produkt zu verstehen ist, desto mehr Aufklärung wird benötigt und muss der Anbieter die geeignete Aufklärung im Streitfall auch nachweisen.

    Aus diesem Grund wird die 82jährige im Streitfall beim Tagesgeld weniger Chancen haben als bei einem Express-Zertifikat.

  • Dem Vater (86 Jahre) von meinem Freund sind auch schon solche Zertifikate verkauft worden. Der Vater hat das Depot seiner 91jährigen Demenzkranken Schwester betreut und wollte das Geld einfach nur sicher anlegen.
    Als ich ihm erklärt habe was er da für seine Schwester gekauft hat wollte er es nicht glauben. Die Beraterin wäre doch so nett gewesen…..

    Mittlerweile ist die Schwester verstorben und das Depot kann noch nicht liquidiert werden weil auch noch geschlossene Immobilienfonds und andere Vergiftete Finanzprodukte in diesem Deka Depot liegen.

    Kundenbindung über den Tod hinaus muss man auch erstmal können.

  • Top fände ich so etwas wie andiii_98 geschrieben hat. Ein _eindeutiges_ Warnschild an solchen Produkten, was passieren kann und welche Kosten. Ähnlich dem giftig Symbol auf dem Bleichmittel.

    Der Vergleich passt nicht so ganz. Niemand, der noch bei Verstand ist, würde auf die Idee kommen, Chlorbleiche zu saufen. Das Gefahrensymbol dient lediglich der rechtlichen Absicherung des Herstellers, falls es doch mal ein Bekloppter tut. Auch befinden sich Reinigungsmittel im Laden nicht neben Getränken.

    Bei den Finanzprodukten ist es allerdings so, dass die toxischen Produkte neben den harmlosen im Regal stehen. Und weil der Verdienst bei ersteren besser ist, werden diese dem ahnungslosen Kunden auch eher empfohlen und die Toxizität klein geredet. Wenn die Provision stimmt, würden solche Vertriebstypen auch jemandem, der an Leberzirrhose leidet, Fernet Branca zur Linderung von Verdauungsbeschwerden empfehlen.

  • Top fände ich so etwas wie andiii_98 geschrieben hat. Ein _eindeutiges_ Warnschild an solchen Produkten, was passieren kann und welche Kosten. Ähnlich dem giftig Symbol auf dem Bleichmittel.

    Das Warnschild gibt es ja im Grundsatz schon. ==> der Risikofaktor (SRI von 1 bis 7)
    Nur leider in schwarzweiß. Sollte also in Farben dargestellt werden.
    Wenn dazu noch ein paar weitere Hinweise dabei wären, und dieser ganz oben auf dem Beratungspapier stände zur separaten Unterschrift, dann wäre vielleicht schon was getan.

    Die Hinweise könnten: SRI 1 - GRÜN - relativ sichere Anlage
    bis SRI 7 - SIGNALROT - Anlage mit sehr hohem Risiko lauten.
    Mit Hinweisen wie z.B.:
    "Bei schlechter Welt-Finanzlage evtl. kein Gewinn möglich." über
    "Anlagedauer über xxJahren notwendig um Gewinne zu erzielen, ansonsten auch 50% Verlust moglich" bis
    "Die Möglichkeit das eingesetzte Geld in kurzer Zeit komplett zu verlieren ist sehr sehr hoch."

    Auch das "Kleingedruckte" wie "gelesen und verstanden" sowie, dass der/die FPV, Bank, Versicherung keine weitere Verantwortung übernimmt, sollte lesbarer und wesentlich verständlicher aufgearbeitet werden.

  • Das Gefahrensymbol dient lediglich der rechtlichen Absicherung des Herstellers

    Nee, das dient schon der Kundeninformation. Bei Chlorbleiche ist es ziemlich offensichtlich, dass das nicht besonders gesund ist. Es gibt aber genügend andere Produkte, bei denen es nicht so offensichtlich ist, wie gefährlich die sind, wenn nichts drauf stehen würde.

    PS: Auf Chlorbleiche ist kein "giftig"-Symbol ;)

  • Bekommt der Kunde diese Dokumente vorgelegt, wenn ihm ein entsprechendes Produkt angedreht werden soll?

    Bin auch schon lange (sehr lange) nicht mehr bei einer Bank gewesen wegen Finanzierungsprodukten.
    Aber ich denke, dieser SRI MUSS Inhalt der Beraterinformation sein.
    Wenn dem nicht so ist, dann sind unsere Gesetze falsch.

  • Bei öffentlichen Banken sind in aller Regel Tarifbeschäftigte tätig. Nun wird hier verschiedentlich die These vertreten, sie erhielten eine Provision für den Verkauf von Bankprodukten. Angesichts tariflicher Entlohnung wird das aber unzutreffend sein.

    Im Ergebnis werden die angebotenen Produkte dadurch natürlich nicht besser. Aber eine persönliche Motivation für die Vermarktung fragwürdiger Produkte dürfte auszuschließen sein.

    Oder kann uns jmd das Gegenteil schlüssig darlegen?

  • Ich fasse zusammen:

    Wir heben ein einfaches Ampelsysten hervor statt der ausführlichen Informationen, weil die ja eh niemand liest. Zudem formulieren wir die komplexen Informationen so, dass sie verständlicher sind. Das bedeutet einfache Sprache und Verminderung der Information oder ein deutlich längerer Text.

    Zusammenfassend: Jemand(tm) definiert was gut und was schlecht ist und und Kunden wählen nur noch die grüne leuchtende Option 1.

    Und in 10 Jahren regen wir uns darüber auf, dass die gesamte Energie der selben Akteure sich darauf konzentriert hat die selben Produkte durch Lobbyismus, Gesetzeslücken und kreative Neuformen alle in die grüne Kategorie 1 zu bekommen und sind wieder da wo wir jetzt sind.

    Ich fürchte es nicht so einfach zu sagen "jemand muss für die Kunden entscheiden, dann wird alles gut".

  • Bei öffentlichen Banken sind in aller Regel Tarifbeschäftigte tätig. Nun wird hier verschiedentlich die These vertreten, sie erhielten eine Provision für den Verkauf von Bankprodukten. Angesichts tariflicher Entlohnung wird das aber unzutreffend sein.

    Diese Aussage ist nicht richtig, zumindest schließt Tarifgehalt Provision oder Erfolgsprämien nicht aus und so wird es auch gehandhabt.

  • Ich will auf gar keinen Fall die Bankmitarbeiterin verteidigen, die gehört meiner Meinung nach gefeuert.

    Eventuell - eher hoch wahrscheinlich - bekäme diese "Bankmitarbeiterin" aber auch signifikante Probleme bezüglich ihres Arbeitsplatzes und dessen Sicherheit (um Deine Formulierung "gefeuert" zu umschiffen), wenn sie über das besagte Thema (Zertifikate) so klar und offen mit dieser Kundin und anderen Kunden kommunizieren würde, wie hier von mir (und diversen anderen Protagonisten) gewünscht oder gefordert ...

    Ich würde mir wünschen, das die Bankmitarbeiterin vor Scham im Boden versinkt, wenn Sie nur daran denkt sowas zu tun ...

    Wünschen kann man sich alles Mögliche ...

    Vermutlich würde sie (die "Bankmitarbeiterin") aber auch "vor Scham im Boden versinken" (vor sich und/oder ihrer Familie und/oder ihren Kollegen usw.), wenn Sie Probleme mit ihrem Arbeitsplatz bekommt aufgrund ihrer ganz persönlichen Einstellung und Haltung ... in offener Konfrontation mit ihrem Arbeitgeber.

    Nach meinen langjährigen Erfahrungen handelt es sich zudem - in der Regel jedenfalls - bei "Bankmitarbeitern" oder Bankmitarbeiterinnen" (zudem im Bereich Retail-Banking) nicht unbedingt um Personen, die "finanziell unabhängig" sind sprich nicht mehr für Geld arbeiten müssen.

    dass der Arbeitgeber so etwas nicht dulden kann, weil dieses Verhalten auf ihn zurück fällt.

    Banken als "Arbeitgeber" - quer durch alle drei Segmente also öffentlich-rechtliche Sparkassen, genossenschaftliche Bankinstitute und private Geschäftsbanken - praktizieren (statt nur "dulden") dies seit vielen Jahren weitgehend so - ohne, daß diese Banken verschwunden wären oder auch nur stark an Markdurchdringung verloren hätten (der Anteil Sparkassen + Genossenschaftsbanken könnte im Gegenteil das größte "Tortenstück" an "Banken-Gesamtkuchen" ausmachen).

    Aber Menschen immer mehr zu Entmündigung kann nicht die Lösung sein.

    Da würde ich Dir (ausnahmsweise) einmal vollumfänglich zustimmen.

    Sende diese Weckruf doch mal an die Eurokraten in Brüssel und Straßburg, die statt dem mündigen Bürger und kritischen Verbraucher zunehmend das Leitbild vom unmündigen Bürger (Richtung "Untertan") und vulnerablen und daher zu beschützenden Verbraucher pflegen ...

    Top fände ich so etwas wie andiii_98 geschrieben hat. Ein _eindeutiges_ Warnschild an solchen Produkten, was passieren kann und welche Kosten. Ähnlich dem giftig Symbol auf dem Bleichmittel.

    Das pointiert zu Ende gedacht könnte man auf Euro-Geldscheine auch den sachgerechten Warnhinweis anbringen:

    "Vorsicht, diese Währung mußte bereits 10 Jahre nach ihrer Einführung als Bargeld Whatever it takes gerettet werden und entwertet sich - sollte sie weiter existieren - in Sachen Kaufkraft gemäß dem offiziellen Inflationsziel der zuständigen EZB Jahr für Jahr durchschnittlich um zwei Prozent" in einzelnen Jahren auch um bis zu 10 Prozent ...

    Was zu diesem Vorschlag eines sachgerechten Warnhinweises wohl beispielsweise Madame Christine Lagarde sagen würde ... :rolleyes:

  • Entmündigung ist das eine. Ihr lest dann natürlich auch die 2487 seiten agb, wenn ihr nen schlüsselanhänger kauft. Ich weiß natürlich das der Vergleich hinkt.

    Die reine Informationsflut der man heute an absolut jeder Ecke begegnet überfordert den Durchschnittsbürger einfach. Klar sind hier genug Leute die sich im Thema finanzen top auskennen, aber das ist weit weg vom Durchschnitt.

    Wie steht es bei euch mit den anderen Kleinigkeiten des Lebens? Ernährung, Sprache, Politik uvm. Liest man sich da auch komplett unabhängig in alles was man anfasst ein?

    Es ist leider traurig das der Bock durch harte Lobbyarbeit zum Gärtner gemacht wurde. Wenn ich zum Ernährungsberater gehe, möchte ich auch bedarfsgerecht beraten werden. Da gehe ich auch davon aus das mir bei einer Unverträglichkeit, nicht genau das angedreht wird.

    Man läuft ja zum Bankberater weil man Beratung braucht. Nahezu alle die dahingehen, haben nicht die Fähigkeiten das zu überblicken, denn sonst würden sie es ja selbst machen.

  • Den Eltern meiner Freundin hat die Kreissparkasse ihr Haus zu einem schlechten Preis abgekauft und ihnen dafür eine Wohnung verkauft, die nicht behindertengerecht war, so dass sie dort garnicht einziehen konnten. Der Sohn hat alles versucht, um den Kauf rückgängig zu machen, leider ohne Erfolg. Ich hoffe, in diesem Fall hat der TE mehr Erfolg!

  • Den Eltern meiner Freundin hat die Kreissparkasse ihr Haus zu einem schlechten Preis abgekauft und ihnen dafür eine Wohnung verkauft, die nicht behindertengerecht war, so dass sie dort garnicht einziehen konnten. Der Sohn hat alles versucht, um den Kauf rückgängig zu machen, leider ohne Erfolg. Ich hoffe, in diesem Fall hat der TE mehr Erfolg!

    Da kann man die Eltern aber auch nicht komplett rausnehmen. Wer kauft bitte eine nicht behindertengerechte Wohnung, wenn er eine solche braucht. Da geht es ja nicht nur um ein paar Euro Invest. Das schaut man sich doch vorher genau an.

  • Kann mir mal bitte jemand erklären, wieso hier viele so empört über die Arbeit von Bankmitarbeitern sind? Die werden dafür bezahlt, den Kunden Finanzprodukte zu verkaufen. Von einem Autoverkäufer erwartet doch auch niemand, dass er einen zur Bahn schickt, weil ein Deutschlandticket viel besser sei … und die Leute im Nike-Store schicken die Kunden auch nicht zu Adidas.