100% Aktien für jedes Alter?

  • Erinnere mich an einige Gespräche mit der "jüngeren Generation" iZm dem Thema Immobilienfinanzierungen: Während ich damals eher dafür plädiert hatte (umso enger das Budget, desto mehr), sich das historisch einmalige Zinsniveau (teilweise mit einer Eins oder sogar Null vor dem Komma) langfristig zu sichern (eingedenk der ohnehin immer bestehenden Kündigungsmöglichkeit gem. § 489 BGB) - war der Tenor der jungen Leute: "Die Zinsen fallen doch eh immer, da ist eine Zinsbindung von 5 Jahren oder max. 10 besser. Und der Zins auch günstiger".

    Das war aber auch 2020 dämlich. Es gab die Leute, die lieber 0,9% auf 10 Jahre als 1,3% auf 20 Jahre genommen haben bei 2% Tilgung, ohne sich mal durchzurechnen, was das z.B. bei 8% Zinsen in 10 Jahren für die Anschlussfinanzierung von einer Restschuld von dann z.B. 400.000 EUR heißt. Aber das waren die Zocker. Und die sind dann auch selbst schuld.

    Bei uns war immer klar, Zinsbindung bis zur Tilgung, und Tilgung in maximal 20 Jahren. Wahrscheinlich das andere Extrem, aber wir wollten beim Eigenheim keine Zinswette eingehen.

  • Die deutsche (und auch die europäische) Wirtschaft fällt gegenüber der Wirtschaft anderer Weltregionen zurück, langsam zwar, aber merklich und dauerhaft.

    Gegenüber den USA beispielsweise - hatte ich hier mehrfach dargestellt - ist das seit der Finanzkrise (2008) so und das (USA vs EU) läuft in Sachen wirtschaftliche Entwicklung auch immer weiter (dramatisch) auseinander. Ein Blick auf die Verteilung der Entwicklung innerhalb der größten 100 Unternehmen der Welt (im Vergleich USA vs EU) spricht hier Bände. Ein langsamer Prozess ist das (leider) eher auch nicht ...

    Wettbewerbsfähigkeit als Thema spielt aber anscheinend hierzulande in Regierungskreisen aber auch auf EU-Ebene (Rat, Kommission, Parlament) keine oder nur eine untergeordnete Rolle ... ?

    Wenn ein Tanker langsamer wird, weil man den Motor abgestellt hat, merkt man das am Anfang nicht, wenn man ihn aber wieder beschleunigen will, geht das genauso zäh.

    Dem ist so und auch die Wendekreise solcher Tanker betragen viele Kilometer.

    Da an der Wirtschaft - von den Sozialsystemen über die Kosten für Klimaschutz und die Migration bis zu Verteidigungsfähigkeit - praktisch alles dran- und abhängt - ist es umso verwunderlicher, warum der "Standort Deutschland" und seine "Wettbewerbsfähigkeit" regierungsseitig so wenig im Fokus stehen.

  • Da ich noch keine Kalkulation einer Immobilie hier gesehen habe, wollte ich mal eine bereitstellen. Ich selbst investiere sowohl in Wohnimmobilien (Eigentumswohnungen) als auch in Aktien.

    Anbei die Daten eines Objekts, dass ich Ende 2020 gekauft habe.

    BJ 2016, gute Ausstattung, 5 Zimmer 160 qm, 3 TG-Stellplätze. Kaufpreis 820k EUR, Eigenkapital 82k EUR, 7 % NK, 90 % finanziert über 15 Jahre zu 0,9 % effektiv.

    Die Wohnung ist etwas südlich raus von Stuttgart, mit der Bahn (300m) braucht man ca. 30 Minuten bis Stadtmitte.

    Der Marktpreis für solche Wohnungen war 2020 ca. 15 EUR/qm Kaltmiete + Stellplätze, habe vereinfacht 16 EUR angenommen. Instandhaltung für Haus und Wohnung habe ich 5000 EUR / Jahr angekommen, was wahrscheinlich recht reichlich ist, die Hausverwaltung kostet 270 EUR / Jahr. Im aufgeführten Szenario nehme ich eine Preisentwicklung von 2,5 % / Jahr an, das heißt die Entwicklung der Miete, Kosten und Wertsteigerung entlang der Inflationsrate.
    Der kalkulierte Grenzsteuersatz ist 47 %.

    Wie in der Tabelle zu sehen, werden einmalig knapp 140k EUR Investitionskapital eingesetzt, nach 15 Jahren die Wohnung verkauft und die Restschuld getilgt. Falls alles so aufgeht, ergibt sich ein interner Zinsfuß von 13,6 %. Nicht schlecht nach Steuern.

    Da ein paar Jahre ins Land gegangen sind, kann ich berichten, wie sich die Realität bislang verhält:

    - Bis zur Vermietung gab es 2 Monate Leerstand

    - Vermietet wurde es deutlich besser als gedacht. Der Mietpreis betrug 2021 46k USD Kaltmiete im Jahr preisindiziert über 6 Jahre bis 2027. Mieter ist die US Army, die die Wohnung mit Offiziersfamilien belegt.

    - Die Verwaltung ist deutlich teurer geworden als im Szenario

    - Die Wertentwicklung liegt ungefähr im Soll

    Edit: Gebäudeabschreibung von 2 % von 733k EUR beträgt 14.660 EUR p.a.

  • Die Demografie wird so gewaltig zuschlagen, dass die heutigen lebenserhaltenden Maßnahmen wie ein Kindergeburtstag aussehen werden. Aktuell kommen 1,8 Erwerbstätige auf einen Rentner.

    Wobei Demografie kein neues Problem ist. In den 60er Jahren kamen auf einen Rentner 6 Beitragszahler, zu Beginn des letzten Jahrhunderts sogar 17. Ein großer Teil des Weges ist also schon hinter uns.

    Das Renten-Umlagesystem hat auch die Wiedervereinigung problemlos verkraftet. Bei einem kapitalgestütztem System wäre das nicht so problemlos möglich gewesen.

    Unabhängig davon kennst Du sicherlich die Mackenroth-These – Wikipedia.


    Ich finde es etwas erstaunlich, dass Du bei Aktien alle Risiken wegdefinieren kannst, aber bei anderen Themen (Rente, Immobilien) ein Angsthase hoch 3 bist. Beide Seiten sind nicht vollkommen falsch, aber die Extrema bei Dir sind übertrieben und einseitig. Versuche, nicht alles schwarz/weiß zu sehen, dann wird das Leben einfacher und realistischer, das Miteinander sympathischer.

  • Wird in dem Kontext immer wieder bemüht; siehe hier

    Unabhängig davon kennst Du sicherlich die Mackenroth-These – Wikipedia.

    Der Ansatz, daß (konsumtive) Sozialausgaben (wie Renten) immer aus dem laufenden Volkseinkommen erbracht werden müssen ist zweifelsfrei zutreffend.

    Schlüssig ist es aber ebenso auch anderweitig (zumindest auch bzw. ergänzend) sprich international Kapital zu investieren - damit man bei der Altersvorsorge nicht einzig und allein von der eigenen Volkswirtschaft abhängig ist. Das sollte gerade Dir - im Sinne einer sinnvollen Diversifikation - als schlüssiges (Gegen)Argument einleuchten.

    Siehe hier:

    Markowitz mit "diversification is the only free lunch" hat mich mehr überzeugt, ich würde nie alle Eier in den Aktienkorb legen.

    Oder wie eine Freundin zu sagen pflegt: "Irgendwo und irgendwas lauft immer"

    Bei Blick auf mein Depot samt der Zusammensetzung desselben findet dies eine gewisse Abbildung: Den Schwerpunkt bilden schon sehr lange nicht mehr Deutschland und die EU - sondern die USA und die Schweiz.

  • Spricht hier der Blinde von der Farbe?

    Nope, da spricht jemand, der beide Wohnformen kennt.

    Zitat von Achim Weiss

    Ein Kapitalist (bezüglich der Geldanlage) wird zum Genossen bezüglich der Wohnsituation.

    Ein Realist, der weiß welche Anlage wie rentiert und wo es sich lohnt zu investieren und wo nicht.

    Zitat von Achim Weiss

    Die Leute, die in diesen Häusern wohnen, freuen sich über die Fläche und den Abstand zum Nachbarn, und wenn sie auf Deine familiengerechte Wohnung schauen, gruselt es sie.

    Ich kenne beides. Die meisten nicht. Ich denke es fehlt vielen an Erfahrung und Weitsicht. Wer sich mit der Thematik ,,wie soll eine Gesellschaft in Zukunft aussehen" beschäftigt und zu dem Schluss kommt, dass z.B. das Einfamilienhaus im Alter, der Individualverkehr in der Stadt, usw. erstrebenswert wäre und die Struktur in Deutschland so wie sie heute ist ideal sei, der hat sehr wenig verstanden was momentan in Deutschland und der Welt abgeht und was noch auf uns zukommt. Positive Beispiele bzgl. einer sinnvollen Planung von Wohnraum (und anderen Themen) gibt es unzählige. Leider verhindert der Deutsche in seiner Sturheit seit Jahrzehnten jede Veränderung. ,,Fläche und Abstand zum Nachbarn" als Rechtfertigung, dass ein Land in Wohnfläche ,,schwimmt" und dennoch Familien mit kleinen Kindern keinen Wohnraum finden ist an Egoismus und Mangel an Weitsicht kaum zu überbieten.

    ,,Kann nicht, will nicht, geht nicht....einig deutsches Vaterland".

  • Ich finde es etwas erstaunlich, dass Du bei Aktien alle Risiken wegdefinieren kannst, aber bei anderen Themen (Rente, Immobilien) ein Angsthase hoch 3 bist. Beide Seiten sind nicht vollkommen falsch, aber die Extrema bei Dir sind übertrieben und einseitig. Versuche, nicht alles schwarz/weiß zu sehen, dann wird das Leben einfacher und realistischer, das Miteinander sympathischer.

    Ein Viertel aller Menschen über 80 lebt in Armut (Quelle: BMFSFJ). Das wird sich in den kommenden Jahren deutlich verschlechtern. Das sage nicht ich, sondern das Bundesamt für Familie und Senioren. Wenn du nicht schwarz/weiß sehen willst und das Leben einfacher und sympathischer gestalten willst, ist das okay. Nur wie hilft das den Millionen betagten Menschen, die auf Grundsicherung fallen? Das hat nichts mit Angst zu tun. Das ist Realität und die Beweihräucherung unseres bankrotten Rentenversicherungssystems ist einer der Hauptgründe dafür.

  • dass ein Land in Wohnfläche ,,schwimmt" und dennoch Familien mit kleinen Kindern keinen Wohnraum finden ist an Egoismus und Mangel an Weitsicht kaum zu überbieten

    Es gibt mehr als genug wohnungen in Deutschland.

    teilweise bekommst du ganze Häuser mittleren standsrts für gerade mal 150 000€


    Ist halt doof wenn diese alle in münchen und Berlin Mitte mir 2 Minuten bahn&bustakt wohnen wollen.

    Weniger egoistisch sein und wegziehen!

    Problem gelöst.

  • Leider nur die halbe Wahrheit. Selbst in Ballungszentren sind die Wohnfläche pro Person deutlich gestiegen und die Anzahl der Personen pro Haushalt deutlich gefallen. In München gibt es ganze Viertel in denen Einfamilienhäuser von nur von 1 oder 2 älteren Personen bewohnt werden. Sie ziehen nicht aus, weil sie es nicht müssen und weil es finanziell keinen Sinn macht. Und ein paar Straßen weiter wohnen Familien auf 50-60qm und suchen (Andreas Beck hat das in seinen Studien gut erklärt). Die Anreize sind falsch gesetzt. Und der Bürger und die Politik denken, dass Neubau die Lösung wäre. Und ab nächstem Jahr läuft der Remanenzeffekt aus und der Markt wird über Jahrzehnte mit Immos geflutet. Das ist Wahnsinn.

  • Und woanders bekommst du ne 5zimmer wohbung zum Preis einer Münchener 1 Zimmer Wohnung zur Miete.


    Einfach nicht München und Umgebung wählen.

    Sei einfach nicht egoistisch und wende dich von München, Berlin und Co. ab!

    Es ist schlichtweg wahnsinn und völlig unrealistisch dass jeder nach München Mitte ziehen will.

    Familien und auch du Thomas setzen einfach die falschen Prioritäten und verzichten freiwillig auf günstiges Wohnen, obwohl dies eine erhebliche Rendite Steigerung bedeutet.

  • Leider verhindert der Deutsche in seiner Sturheit seit Jahrzehnten jede Veränderung.

    "Das Volk hat das Vertrauen der Regierung (und von @Thomas.Schreiber) verscherzt. Wäre es da nicht doch einfacher, die Regierung (bzw. @Thomas.Schreiber) löste das Volk auf und wählt ein anderes ?"

    (Bertold Brecht 1898 - 1956)


    der Deutsche

    Wenn Du mitteilst, wie der besagte Deutsche heißt und wo der genau wohnt, könnte ich mal einen ehemaligen Mitarbeiter hinschicken, der versucht ihn von Deinen Thesen zu überzeugen.

  • Familien und auch du Thomas setzen einfach die falschen Prioritäten und verzichten freiwillig auf günstiges Wohnen, obwohl dies eine erhebliche Rendite Steigerung bedeutet.

    Kann sein. Muss nicht. Weniger Einkommen, Notwendigkeit eines Autos usw. müssen gegengerechnet werden. Aber ich gebe dir recht: Es gibt bestimmt viele Fälle, die finanziell besser dastehen, wenn sie sich gegen die Großstadt und für die Kleinstadt entscheiden.

  • Mehr als 250 Beiträge in knapp zwei Wochen, davon sogar ein paar Tage gesperrt gewesen. Stabile Leistung Bruder :thumbup:

    Das hab' ich nur geschafft, weil ich so viel Unterstützung und Zuspruch hier im Thread erhalten habe! Alles für die Fans.

  • Das hab' ich nur geschafft, weil ich so viel Unterstützung und Zuspruch hier im Thread erhalten habe! Alles für die Fans.

    Ich merke das schon, ich kann den Angstschweiß von Elgob aka. "Ist das ETF Pferd tot" bis hierhin sehen, da sein Thread mit den meisten Antworten bald abgelöst wird ;(

    In diesem Sinne: Weiter, immer weiter... Sky is the Limit!

    "If you don't believe it and you don't get it, I can't make you believe it."

    – Satoshi Nakamoto

  • Donald Trump hat ähnliche Ausfälle. Stopp Korrektur: nicht Ausfälle sondern er leidet auch unter dieser Einbildung

    80 Mio. Wähler und eine Präsidentschaft im reichsten und mächtigsten Land sind für dich Einbildung? Einmal ganz davon abgesehen, dass die Deutschen ihr Recht verwirkt haben über schlechte Politiker anderer Länder zu lästern, Ausfälle und Einbildung sehen für mich anders aus.

  • Ich merke das schon, ich kann den Angstschweiß von Elgob aka. "Ist das ETF Pferd tot" bis hierhin sehen, da sein Thread mit den meisten Antworten bald abgelöst wird ;(

    In diesem Sinne: Weiter, immer weiter... Sky is the Limit!

    Ich denke, dass die Thematik viele interessiert. Im Endeffekt wissen hier die meisten, dass ein breiter, globaler, günstiger Aktien-ETF langfristig die beste Rendite abwirft. Trotzdem legen sie große Teile ihres Geldes in Anlagen auf oder unterhalb der Inflation an, weil sie es anders emotional nicht aushalten. Sie wissen also, dass sie emotional handeln. Wenn nun eine Studie belegt was sie eigentlich schon wissen und sogar noch ihre Ausrede ,,weniger Risiko bei anderen Anlagen" widerlegt, kommt Frust auf.

    Es gibt sehr wenige Deutsche, die sich mit der Thematik wirklich befassen und rational handeln.

    Trotz Rückkehr der Zinsen: Weshalb eine 100%-Aktienquote weiterhin optimal ist – Finanzen? Erklärt!

    Ich dachte hier wäre der eine oder andere. Das war leider nicht der Fall.