Mehr Eigenkapital als der Partner

  • Wir haben uns dafür entschieden, dass ich das Haus alleine besitze und finanziere, alles andere hat bei unseren Unterschieden bezüglich Kapital und Einkommen einfach keinen rechten Sinn gemacht. Meine Freundin zahlt mir etwas Miete, ist natürlich spottbillig, wenn man den Nebenkostenanteil abzieht.

    Das ist für Dich in Ordnung, aber ist es das für Deine Freundin auch? Geld ist Macht, gerade auch in Beziehungen. Und es ist halt immer die Frage, wie man sich seine Beziehung vorstellt.


    In Deinem Fall kommt ein Kind dazu. Was wäre, wenn die Beziehung platzt? Kinder bleiben typischerweise bei der Mutter (jedenfalls in den ersten Jahren), das heißt: Frau zieht aus, Kind verliert sein Elternhaus. Und dieser Fall ist ja nicht so besonders selten.


    Bei Dir stellt sich ein weiteres Problem: Wenn Du stirbst, ist Deine Partnerin nicht abgesichert, sofern Du dafür keine Vorsorge getroffen hast. Aktuell wäre Dein Kind Dein Erbe, so daß die Restfamilie akut nicht aus dem Haus ausziehen müßte. Man könnte (und sollte) an dieser Stelle auch weiterdenken, aber nicht in diesem Thread.


    Wenn zwei ein Haus miteinander bauen, hat Grundbuch 50:50 durchaus etwas für sich.

  • Ich hätte beruflich nicht kürzer getreten, wenn mein Mann den Vermögensaufbau nur für sich betrieben hätte.

    Da machst du eine Annahme, die so nicht stimmt. Meine Freundin gehört zu der Sorte, die gar nicht Vollzeit arbeiten will, weil "das Geld reicht ja auch so". War schon vor Kind so und hat sich seither nicht verändert. Mir wäre lieber, sie würde mehr arbeiten, denn im Hinblick auf die Altersvorsorge klafft da eine ziemliche Lücke. Auf jeden Fall sehe ich nicht ein, dass ich Vollzeit arbeite, um ein Haus zu finanzieren, das mir dann am Ende nur zur Hälfte gehört, während sie es sich bequem macht.

    Ich wüssste echt nicht, wie man sich da auf Augenhöhe begegnen soll, wenn der Eine ja quasi immer den Joker in der Hand hält.

    Welcher Joker? Rauswerfen? Mieterhöhung?

    Letztendlich ist das alles eine Frage des Umgangs miteinander. Eine kaputte Beziehung rettet sich auch nicht dadurch, dass beiden das Haus gehört. Und ob man auf Augenhöhe ist, hängt auch von der Höhe der Miete ab

  • Ich hätte beruflich nicht kürzer getreten, wenn mein Mann den Vermögensaufbau nur für sich betrieben hätte.

    Meine Freundin ... [will] gar nicht Vollzeit arbeiten ..., weil "das Geld ja auch so [reicht]". War schon vor [dem] Kind so und hat sich seither nicht verändert. Mir wäre lieber, sie würde mehr arbeiten, denn im Hinblick auf die Altersvorsorge klafft da eine ziemliche Lücke.

    Teilzeit ist relativ. 80% sind Teilzeit, 50% sind Teilzeit, manche arbeiten sogar noch weniger. Das sollte man finanziell aber nicht in einen Topf werfen. Deine Freundin hat als Lehrerin bezüglich der Altersversorgung den Vorteil, daß sie in einem ganz besonderen Dienstverhältnis zu ihrem Dienstherrn steht.


    Du wolltest aus der Wohnung heraus und tendenziell ein Haus haben. Sie war wohl nicht dagegen, wollte sich aber andererseits dafür nicht krummlegen und hat daher die gewählte Konstruktion unterstützt. Das sind doch günstige Bedingungen für die Beziehung! Du zahlst erhebliches Geld für das Haus und hast vermutlich auch Dein Erspartest dort hineingesteckt. Damit baust Du Vermögen auf. Sie beteiligt sich in angemessener Weise an den laufenden Kosten und hat kein Problem damit, eben nicht Eigentümerin, dafür aber ungebunden zu sein. Ich kann mir vorstellen, daß das beziehungsmäßig gut funktioniert.

  • Aus persönlicher Erfahrung: Wir haben ab der Heirat (bei uns kurz vor Immobilienerwerb) alles in einen Topf geworfen. Geld und Vermögen (einschließlich Immobilienvermögen) ist unser gemeinsames, egal, wer wieviel angespart / eingebracht hat oder wer wieviel verdient. Entsprechend stehen wir 50:50 im Grundbuch.

    Ehrenmann ❤️

  • Da machst du eine Annahme, die so nicht stimmt. Meine Freundin gehört zu der Sorte, die gar nicht Vollzeit arbeiten will, weil "das Geld reicht ja auch so". War schon vor Kind so und hat sich seither nicht verändert. Mir wäre lieber, sie würde mehr arbeiten, denn im Hinblick auf die Altersvorsorge klafft da eine ziemliche Lücke. Auf jeden Fall sehe ich nicht ein, dass ich Vollzeit arbeite, um ein Haus zu finanzieren, das mir dann am Ende nur zur Hälfte gehört, während sie es sich bequem macht.

    Soweit Deine Frau sich schwerpunktmäßig um das Kind kümmert (anders geht es wohl auch kaum, wenn Du Vollzeit arbeitest), ist das weit weg von "sich bequem machen". Würdest Du denn Teilzeit arbeiten und Dich mehr um Kind und Haushalt kümmern, damit sie mehr arbeiten kann? Wenn sie im aktuellen Setup mehr arbeitet, bedeutet das ja, es bleibt die gleiche Hausarbeit plus Kind an ihr hängen, nur arbeitet sie zusätzlich auch noch mehr.


    Ganz unabhängig davon finde ich es schwierig, wenn bei einem Paar beide eine sehr unterschiedliche Einstellung zu Geldanlage, Sparen vs. Konsum und Prioritäten im Leben haben (z.B. viel arbeiten, auf gemeinsame Zeit bzw. Zeit mit dem Kind verzichten, "für später" leben vs. "Leben im Hier und Jetzt, zufrieden solange das Geld zum Leben reicht und möglichst viel Zeit fürs Kind, die Familie und Hobbies haben"). Das ist ja nicht nur eine Frage, wie die Immobilie zugeordnet wird, das zieht sich ja durch alles durch...


    Ich bin froh, dass sich bei uns das Problem nicht stellt und wir beide recht ähnliche Vorstellungen haben. Ich weiß nicht, ob ich damit umgehen könnte, wenn wir da grundsätzlich andere Einstellungen hätten.

  • Ok, wir sind in einem Finanzforum, logisch, dass es in erster Linie ums Geld geht.


    Eine Ehe kann man aber nicht auf diesen Punkt reduzieren. Wie Achim Weiß immer so schön schreibt, man muss Geldanlage im Ganzen betrachten und das gilt im besonderen Maße auch für die Ehe.

    Die schließt man für "gute und schlechte Zeiten". In einer Partnerschaft ist einer für den anderen da, auch wenn Hilfe benötigt wird, z. B. bei Erkrankungen. Morgen hast du einen Schlaganfall und benötigst jemanden, der dir den Sabber wegwischt oder du brichst dir beide Arme....

    Klar in so schlechten Zeiten soll der Partner da sein, aber in guten Zeiten, wenn man Häuser kauft, gilt das dann nicht?


    Ich war vor 40 Jahren in der gleichen Situation, wie du heute: Mein Mann war fertig mit dem Studium, ich mit der Ausbildung, er hat sehr viel mehr verdient als ich und als Einzelkind hat er auch mehr Unterstützung durch die Eltern erfahren. Trotzdem gab es solche Diskussionen nicht. Im Gegenteil, als Kinder kamen, haben die Schwiegereltern uns ein Grundstück für ein Haus geschenkt, nicht ihrem Sohn.

    20 Jahre später war der Schwiegervater tot und die Schwiegermutter pflegebedürftig.

    10 Jahre Pflege haben wir auch gemeinsam gestemmt, das war dann auch nicht nur sein Problem, da seine Mutter.


    Aber ist halt sehr individuell, welche Erwartungen man hat. Man sollte schon anerkennen, was der Andere leistet.

    Wenn man dem Anderen unterstellt, dass er sich nur einen Lenz machen will oder sich auf Kosten des Partners bereichern will, sollte man mit diesem Menschen vielleicht kein ein Bündnis fürs Leben eingehen.

    Ein feiner, gerechter Mensch wird nicht zum Schwein, wenn die Ehe scheitert. Wenn man dieses Vertrauen nicht hat, sollte man Abstand nehmen.

  • Wenn man dem Anderen unterstellt, dass er sich nur einen Lenz machen will oder sich auf Kosten des Partners bereichern will, sollte man mit diesem Menschen vielleicht kein ein Bündnis fürs Leben eingehen.

    Ein feiner, gerechter Mensch wird nicht zum Schwein, wenn die Ehe scheitert. Wenn man dieses Vertrauen nicht hat, sollte man Abstand nehmen.

    Wenn diese Annahme richtig wäre, würde es keine Familiengerichte, keine Anwälte für Familienrechte, keine Verfahrensbeistände geben und Jugendämter in deutlich abgespeckter Form...

  • Welcher Joker? Rauswerfen? Mieterhöhung?

    Letztendlich ist das alles eine Frage des Umgangs miteinander. Eine kaputte Beziehung rettet sich auch nicht dadurch, dass beiden das Haus gehört. Und ob man auf Augenhöhe ist, hängt auch von der Höhe der Miete ab


    Ihr braucht eine neue Einbauküche, die dir gehören wird, da mit dem Haus verbunden. Aber ihr habt unterschiedliche Vorstellungen, rate mal wer dann entscheidet? Insbesondere in ein paar Jahren, wenn die große Verliebtheit vorbei ist. Bist du dann noch bereit, ein paar Tausender in die Hand zu nehmen für ein paar Extras, die ihr wichtig sind, dir aber nicht?


    Ok, du möchtest im Urlaub nach Neuseeland, sie kann sich aber nur Mallorca leisten. Kein Problem, du kannst sie einladen, alles ist gut.

    Aber umgekehrt? Sie träumt von Neuseeland, dir reicht Mallorca. Bist du dann auch noch bereit zu zahlen?

    Das meine ich mit auf Augenhöhe Entscheidungen treffen und das ist der Joker, den du ziehst, wenn du deinen Willen durchsetzt.


    Du hast Recht, eine kaputte Beziehung rettet sich nicht dadurch, dass das Haus beiden gehört. Aber eine intakte Beziehung kann schnell vor die Hunde gehen, wenn sich einer zurückgesetzt fühlt, wenn seine Arbeit nicht anerkannt wird, wenn er seine Wünsche nicht ausreichend berücksichtigt findet.

  • Wenn man dem Anderen unterstellt, dass er sich nur einen Lenz machen will oder sich auf Kosten des Partners bereichern will, sollte man mit diesem Menschen vielleicht kein ein Bündnis fürs Leben eingehen.

    Hinterher weiß man besser als vorher, ob das der andere auch so sieht und lebt. :saint:

  • Soweit Deine Frau sich schwerpunktmäßig um das Kind kümmert (anders geht es wohl auch kaum, wenn Du Vollzeit arbeitest), ist das weit weg von "sich bequem machen".

    Ist bei uns relativ gleich verteilt. Und bevor wir ein Kind hatten, war sie schon bei einer 2/3 Stelle. Insofern hat das schon was davon.

    Wie gesagt...mir wäre es recht, wenn sie mehr arbeitet. Das geht absehbar in Geldprobleme im Alter. Hat an dieser Stelle nicht nur mit dem aktuellen Arbeitsumfang zu tun, sondern auch mit dem Lebenslauf. Mehrfach Fachabi gemacht, eine Ausbildung, dann lange studiert und in den späten 30ern mit 2/3 angefangen zu arbeiten. Da rettet auch die Beamtenpension nicht viel, gegenüber anderen Lehrern fehlt ein Jahrzehnt im Beruf. Da entfernen wir uns jetzt aber ein bisschen vom ursprünglichen Thema


    Ihr braucht eine neue Einbauküche, die dir gehören wird, da mit dem Haus verbunden. Aber ihr habt unterschiedliche Vorstellungen, rate mal wer dann entscheidet?

    Das Haus ist erst neu gebaut, insofern wird die Küche noch lange halten. Übrigens auch von mir komplett bezahlt, aber nach gemeinsamen Wünschen. Was zum Beispiel in der Küche dazu führt, dass im Fach für die Mikrowelle jetzt ein teurer Dampfgarer steht, der kaum benutzt wird...


  • Übrigens auch von mir komplett bezahlt, aber nach gemeinsamen Wünschen. Was zum Beispiel in der Küche dazu führt, dass im Fach für die Mikrowelle jetzt ein teurer Dampfgarer steht, der kaum benutzt wird...

    Du fühlst dich ihr schon ein bisschen überlegen, oder?


    Es klingt ein bisschen, wie bei meinen Eltern, als ich noch ein Kind war. "Damit spielst du höchstens einen Tag, dann liegt es bei den anderen Sachen in der Ecke...."

  • Ist bei uns relativ gleich verteilt. Und bevor wir ein Kind hatten, war sie schon bei einer 2/3 Stelle. Insofern hat das schon was davon.


    Wie gesagt: Mir wäre es recht, wenn sie mehr arbeitete. Das geht absehbar in Geldprobleme im Alter.


    Hat an dieser Stelle nicht nur mit dem aktuellen Arbeitsumfang zu tun, sondern auch mit dem Lebenslauf. Mehrfach Fachabi gemacht, eine Ausbildung, dann lange studiert und in den späten 30ern mit 2/3 angefangen zu arbeiten. Da rettet auch die Beamtenpension nicht viel, gegenüber anderen Lehrern fehlt ein Jahrzehnt im Beruf.

    Sie hat einen gut verdienenden Freund, der sie mit durchzieht. :)


    Nach heutigen Bedingungen ist das noch nicht einmal so schlecht, die Ausbildung zählt noch mit, vermutlich bekommt sie noch eine kleine Rente (die dann nicht gegen die Pension gerechnet wird). Sie mag im Ruhestand (in heutigem Geldeswert) etwa die Hälfte von dem haben, was sie jetzt hat. Vom Betrag her keine goldene Beamtenpension, aber wohl eine gute Rente.


    Ich hätte das Haus finanziert wie Du, es also auf meine Kappe genommen, obwohl mir (wie vermutlich Dir auch) gemeinsames Eigentum lieber gewesen wäre. Aber da müßte sich die Partnerin dann halt auch zumindest einigermaßen an den Kosten beteiligen. Muß nicht ganz die Hälfte sein, wenn beide Partner unterschiedlich verdienen, aber die Hälfte sollte in Sicht sein. Die Kosten 90:10 zu teilen und dann hälftig Eigentümer sein wollen, paßt nicht.

  • Spannende Diskussion....


    Was ist wichtig? Wem ist was wie viel Wert?


    Egal welche Lösung, das Paar muss sich einigen. Jemandem für seine individuelle Lösung den Vorwurf "ungerecht" zu machen, hilft niemandem.


    Bei uns ist es so, dass das Haus Jahre vor dem Partner da war. Klar, dass der eine alleine im Grundbuch steht.

    Der eine hat auch alleine die zugehörigen Darlehen bedient und wird es bei der fälligen Sanierung wieder tun.

    Zusammen wäre die Finanzierung wahrscheinlich leichter, aber dann gehört aus meiner Sicht der zweite mit ins Grundbuch (finde eine "gerechte!" Aufteilung!) - müssen beide wollen mit den zugehörigen Konsequenzen, dass der eine vielleicht groß verreisen könnte und der andere nicht mit kann, weil das Geld im Darlehen versenkt wird.

    Was werden die Partner tun? Seither haben wir uns nach den Möglichkeiten des finanziell "schwächeren" im Sinne von "weniger liquiden" Partner gerichtet. Das ist aber nur unsere Lösung. Andere Paare werden für sich eine andere Lösung finden und hoffentlich auch gut damit zurecht kommen.


    Habe ich es nicht gelesen oder auch nicht in Erinnerung: wie wollt/könnt Ihr die laufenden Kosten des Darlehens unter Euch aufteilen?

    Was wäre möglich?

    Wenn nicht 50/50 im Grundbuch gehören für mich persönlich (aber das ist nur meine Meinung) auch die Darlehensraten im selben Verhältnis aufgeteilt - mit allen Vor- und Nachteilen für das Zusammenleben....


    Ich wünsche Euch, dass Ihr Eure Lösung findet, mit der Ihr beide über Jahre zufrieden sein und Euch in die Augen sehen könnt...

  • Hi, hab jetzt die ganzen Antworten nur überflogen, aber ich war/bin da in einer ganz ähnlichen Situation.


    Da ich den gesetzlichen Güterstand der Zugewinngemeinschaft in der Ehe habe, fand ich das soweit eigentlich ganz fair. Meine Frau hatte 0 Vermögen, ich über 200.000, die Hälfte von Ihrem Vermögen bei der Scheidung kommt dann theoretisch bei der Scheidung zu mir, bei mir wird die Differenz zwischen 200k und dem Endvermögen genommen und die Differenz gehört dann zur Hälfte meiner "künftigen" Exfrau. Außerdem habe ich 2 Kinder und meine Frau arbeitet deswegen in TZ, wenn Sie bei einer Vermögensauseinandersetzung da besser rauskommt als ich, halte ich das für einen fairen Ausgleich zu Ihrem Verzicht auf Karriere zu Gunsten der Familie.


    Denkbar wäre eine abweichende Vereinbarung zu den Regeln der Zugewinngemeinschaft, durch Ehevertrag. Aber die Frage ist halt, wie man das Fair ausgestalten könnte ... Da bin ich überfragt, aber ein guter Rechtsanwalt/Notar könnte da für Euch die Lösung sein (kostet halt ordentlich).