Mit 68 Geld an die Börse anlegen?

  • Eine wissenschaftlich fundierte Anlagestrategie lässt sich angesichts der spärlichen Informationen kaum entwickeln.

    Dem Fragesteller wird seine Sterblichkeit bekannt sein, daher halte ich düstere Sparstrumpfüberlegungen für unangebracht.

    Stattdessen ein ETF-World-All-in anzuraten, ist aber auch mehr als gewagt.

    Und ich würde immer einen Teil - auch in dem Alter - in einen World ETF sparen, ob monatlich oder wenn du etwas übrig hast. Nur eben nicht deine ganzen Ersparnisse.

    Da bringt es dieser Beitrag doch in aller Kürze auf den Punkt!

  • Ich würde wie anfangs bereits erwähnt einfach einen Geldmarkt-ETF nehmen.

    Niemand weis wie alt man wird, ob man morgen überfahren wird, 100 wird oder schwer krank. Aber in dem Alter halte ich es für sinnvoll wenn man sein Geld sicher weis und im Notfall drauf zugreifen kann und nicht gerade 40% Einbruch im Depot hat.

    Was man natürlich machen kann ist einen Teil in einen Welt-ETF zu stecken, vielleicht 20 bis max 50%. Dann kann man je nach dem vom Geldmarkt oder Welt-ETF entnehmen und schlechtere Marktphasen eventuell überbrücken. Wenn man aber vielleicht zum Chefarzt die Top OP privat zahlen will dann wird halt auf einen Schlag sehr viel Geld benötigt.

    "Problemchen" ist halt, daß über die jedenfalls wesentlichen und damit sozusagen "spielentscheidenden" Details des "Fall" praktisch nichts bekannt ist.

    Das fängt schon damit an, daß es vor dem Hintergrund

    ich bin 68, Selbstständig, gesund und möchte noch einige Jahre arbeiten.

    sein kann, daß der Fragende noch unbedingt aus finanziellen Gründen arbeiten "muß" - es kann aber auch bedeuten, daß er vielleicht nur noch gerne (da "gesund") weiterarbeiten "will", weil ihn seine Arbeit interessiert und diese ihm Spaß und Freude bereitet. Auch eine Mischung aus beidem wäre denkbar.

    Dazu kommt, daß unter

    mein Erspartes

    manche 50.000 oder 100.000 € verstehen - andere aber völlig andere sprich viel höhere Beträge.

    Auch zu allen sonstigen objektiven Rahmenbedingungen (von den subjektiven ganz zu schweigen) ist nichts bekannt (mir sind beispielsweise nur extrem wenige "Selbständige" bekannt in dem Alter ("68"), die nicht auch noch (neben ihrem "Ersparten") eine (kleine) gesetzliche Rente, eine (kleine) private Rente, eine KLV, ggf. lastenfreies Wohneigentum etc. pp. haben.

    Auch dazu weiß man nix.

  • Fakt ist , dass die Zinsen auf gutes Tagesgeld oder Geldmarktfonds meist die Inflation nur vor Steuern ausgleichen. Nach Steuern hat man in der Regel Negativrenditen. Erfüllt das die Bedingung für "sicher" auch wenn es wenig mehr als eine nominale Sicherheit ist?

    Bei hohem Sicherheitsbedürfnis, was ich tendenziell heraushöre, wäre eine Aktienquote höher als 20 % vermutlich nicht gut auszuhalten. Der Löwenanteil sollte in Geldmarktfonds gehen, die man vielleicht mit Euro-Anleihefonds bester Bonität mit kürzerer Laufzeit ergänzt (z.B. 1-3). Wenn genug Geld da ist, kann man auch komplett in Geldmarktfonds investieren und den Drang auf höhere Rendite ignorieren.

    Was die Anlagedauer angeht, hat Lebegerne noch eine mittlere Lebenserwartung von 15 Jahren was den Schnitt seiner Altersgruppe angeht. Er ist aber offensichtlich noch gesund genug, dass er weiter arbeiten möchte, weshalb ich alleine schon deshalb noch mindestens zwei Jahre drauf rechnen würde. Auch 5 oder 10 Jahre mehr sind keineswegs unwahrscheinlich. Damit kann man einen erheblicher Teil des Vermögens auf Sicht von 15+ Jahren anlegen.

    Vielleicht ist es eine gute Gelegenheit eine Bestandsaufnahme zu machen. Nicht dass ich jetzt Antworten auf alle Fragen haben möchte, aber ich denke es ist wesentlich zur eigenen Standortbestimmung, dass Du Dich mit den folgenden Fragen beschäftigst, wenn nicht schon geschehen.

    Welches Einkommen kannst Du im Alter erwarten (Rente, Versicherungen, etc.)? Welches Anlageziel verfolgst Du mit dem Geld? Soll das vorhandene Vermögen dem späteren Lebensunterhalt dienen? Ist vererben ein Thema? Falls Du später Geld entnehmen willst, hast Du eine Vorstellung, wie lange das reichen muss? Sind die Tageszinsen ausreichend hoch für dieses Ziel oder muss die Rendite etwas höher sein? Liegt die Motivation zum Weiterarbeiten in einer eher knappen Altersvorsorge? Wie sieht es aus mit der Unternehmensnachfolge? In welcher Größenordnung kannst Du bei einem Verkauf rechnen und wie planst Du eventuelle Verkaufserlöse ein?

  • Ob nun 10 oder 15 Jahre. Du gehst stumpf nur Durchschnitt aus. Das ist der Fehler in Deiner Annahme.
    Die Alterskohorte meines Vaters hatte eine durchschnittliche Lebenserwartung von 59 Jahren! 8|
    Mein Vater ist aber 90 geworden. Mein Urgroßmutter sogar 101.

    Meine Annahme ist 100% korrekt. Deine Annahmen, anscheinend basierend auf anecdotal evidence, sind inkorrekt.

    Zitat

    Seinerzeit war halt die Kindersterblichkeit noch wesentlich größer usw. Der Durchschnitt sagt nicht viel über die individuelle Lebenserwartung aus. Und wer jetzt schon 68 ist, hat einfach noch eine tendenziell höhere Lebenserwartung als der Durchschnitt der Alterskohorte. :rolleyes:

    Das habe ich natürlich berücksichtigt. Ein heute 68 jähriger hat genau die von mir genannte 15 Jahre Lebenserwartung.

    Zitat

    Daher sollte man Geld, dass man absehbar benötigt auch nicht an der Börse anlegen.:rolleyes:

    Ich habe nichts anderes behauptet. Es ist nur so, dass man eher seinen Bedarf überdenken sollte als die Anlagestrategie, wenn Vermögen und Bedarf so weit auseinanderliegen ;)

  • Dem Fragesteller wird seine Sterblichkeit bekannt sein, daher halte ich düstere Sparstrumpfüberlegungen für unangebracht.

    Den meisten Leuten mag ihre Sterblichkeit grundsätzlich bewusst sein; den meisten ist aber nicht klar, wie kurz sie aller Voraussicht nach noch leben werden; das wird schon dann klar, wenn man mit 68 noch weiterarbeiten will(!) (nicht muss).

    Was fast niemand schafft, ist das vorhandene Vermögen in Richtung des Todes zu reduzieren. Die meisten Leute (in der Kohorte derer, die sich fuer Finanzen interessieren, also die Nutzer dieses Forums) sterben mit einem gut gefüllten Konto, weil sie (1) sich nicht trauen zu entnehmen und (2) weil sie unterschätzen, wie wenig sie im Alter Geld überhaupt noch sinnvoll ausgeben können, einfach weil der Körper es nicht mehr mitmacht.

  • Was fast niemand schafft, ist das vorhandene Vermögen in Richtung des Todes zu reduzieren. Die meisten Leute (in der Kohorte derer, die sich fuer Finanzen interessieren, also die Nutzer dieses Forums) sterben mit einem gut gefüllten Konto, weil sie (1) sich nicht trauen zu entnehmen und (2) weil sie unterschätzen, wie wenig sie im Alter Geld überhaupt noch sinnvoll ausgeben können, einfach weil der Körper es nicht mehr mitmacht.

    Dem dürfte oftmals auch eine schlichte aber individuelle "Güter- bzw. Risikoabwägung" zugrunde liegen auf Basis der Ratio "mit gut gefülltem Konto" sterben" (schade über unglücklich bis doof) versus "am Ende des Geldes (Depots/Portfolios) noch reichlich Leben übrig" (bitter über sehr bitter bis tragisch).

    Kann auch (und/oder besonders) relevant werden bei (längerer) Pflegebedürftigkeit - mit zunehmendem und erst recht im höheren Alter (beim Blick auf die Statistik) jedenfalls keine Seltenheit oder der Ausnahmefall.

  • Dem dürfte oftmals auch eine schlichte aber individuelle "Güter- bzw. Risikoabwägung" zugrunde liegen auf Basis der Ratio "mit gut gefülltem Konto" sterben" (schade über unglücklich bis doof) versus "am Ende des Geldes (Depots/Portfolios) noch reichlich Leben übrig" (bitter über sehr bitter bis tragisch).

    Kann auch (und/oder besonders) relevant werden bei (längerer) Pflegebedürftigkeit - mit zunehmendem und erst recht im höheren Alter (beim Blick auf die Statistik) jedenfalls keine Seltenheit oder der Ausnahmefall.

    Absolut! Die meisten Leute verschätzen sich aber bodenlos bei dieser Risikoabwägung und sind viel zu stark auf der "sicheren" Seite und sterben reich.

  • Welche Geldmarkt-ETF, da ja hier immer wieder davon gesprochen wird, sind denn zu empfehlen?

    mir wäre nicht bekannt, dass es da signifikante Unterschiede gibt, es macht Sinn einen mit grösserem Volumen zu nehmen, zB DBX0AN

    Es mag Unterschiede bei der TER im Bereich 0.01-0.03% geben, müsste man sich anschauen.

  • Absolut! Die meisten Leute verschätzen sich aber bodenlos bei dieser Risikoabwägung und sind viel zu stark auf der "sicheren" Seite und sterben reich.

    Ehrlicherweise würde ich lieber 'reich' sterben, als dass es die letzten Jahre nicht reicht.
    PS: Reich will und werde ich nicht sterben. Wohlhabend reicht ja auch.:evil:

  • Wir sind ein merkwürdiges Forum geworden, es gibt eine Frage, die wie sie gestellt wurde nicht zu beantworten ist und es geht ein Sturm von Tipps und Beiträgen gegen diese Tipps los, Entschuldigung wir wissen nicht was der Fragesteller vor hat und noch weniger wann er das Geld benötigt. Also ist keine Antwort möglich, zumindest bis es genauere Angaben gibt. Weiterhin wissen wir nichts über den Wissensstand in Sachen Geldanlagen, was wir wissen, er wird irgendwann sterben, wie alle anderen auch.

  • Absolut!

    Da sind wir uns immerhin einig.

    Die meisten Leute verschätzen sich aber bodenlos bei dieser Risikoabwägung und sind viel zu stark auf der "sicheren" Seite

    Kenne aber auch einige Protagonisten, die sich "bodenlos" in die andere Richtung verschätzt hatten. Eine Sache der individuellen Bewertung, was das "noch schlechtere" Szenario ist ...

    und sterben reich.

    Da gibt es - aus meiner Sicht - aber noch Schlimmeres ...

    ... beispielsweise im Alter (und bei Stand Humankapital = Null) zu wenig Geld zu haben oder erst recht bei später oftmals zunehmendem Unterstützungs-, Hilfe- oder Pflegedarf nicht über ausreichenden finanzielle Mittel zu verfügen.

    Das Ergebnis solcher Abwägungen wird oftmals im Auge des jeweiligen Betrachters liegen.

  • Wir sind ein merkwürdiges Forum geworden, es gibt eine Frage, die wie sie gestellt wurde nicht zu beantworten ist und es geht ein Sturm von Tipps und Beiträgen gegen diese Tipps los, Entschuldigung wir wissen nicht was der Fragesteller vor hat und noch weniger wann er das Geld benötigt. Also ist keine Antwort möglich, zumindest bis es genauere Angaben gibt.

    Wo Du recht hast, hast Du recht.

    Siehe schon Nr. 4.

    Hab 50.000 € (wahlweise auch 10.000 € oder 20.000 € - oder 100.000 € oder 200.000 €): Welches Fahrzeug ist das Richtige für mich ?

    Glück auf ...

  • Sorry für OT!

    Im englischen gibt es bezüglich der Ausgaben im Alter die Bezeichnung "smile", womit zum Ausdruck kommt, dass man oft zu Beginn des Retirements und dann wieder gegen Ende höhere Ausgaben hat. Selbstverständlich trifft das natürlich nur auf diejenigen zu, die genügend auf der hohen Kante haben. Auf deutsch habe ich dazu leider nichts gefunden, aber einen netten Artikel auf englisch zum Thema Konsumverhalten im Alter hätte ich anzubieten.

    Exploring the Retirement Consumption Puzzle
    Journal of Financial Planning; May 2014   David Blanchett, CFP®, CFA, is head of retirement research at Morningstar Investment Management in Chicago, Illinois.…
    www.financialplanningassociation.org


    Lebegerne Lass Dich durch die Diskussion nicht verunsichern. Wenn keiner was genaues weiß, driften Diskussionen schnell ab.

  • Die Lebenserwartung steigt zum Glück ziemlich lange mit dem erreichten Lebensalter. Gut für die Betroffenen, gut für die Aktienanlage.

    :)

    Die Lebenserwartung sinkt logischerweise ständig. Ein jetzt geborenes Kind hat statistisch noch um die 80 Jahre vor sich, ein 65jähriger aber nicht. Da bleiben von den 80 Jahren nur größenordnungsmäßig 18 Jahre übrig.


    Du meinst vermutlich etwas anderes, nämlich daß das statistisch zu erreichende Endalter mit steigendem Lebensalter steigt. Und das ist logisch und auch leicht nachvollziehbar.

    Nehmen wir mal eine Gruppe von 100 gerade Geborenen an. Die Gruppe hat eine Gesamtlebenserwartung von 100 Personen * 80 Jahren = 8.000 Jahren. Bedauerlicherweise stirbt einer aus der Gruppe umgehend den plötzlichen Kindstod. Im Topf sind jetzt immer noch 8000 Jahre, aber nur noch 99 Personen, auf die sie sich verteilen. Dadurch hat - bei gleicher statistischer Lebenserwartung - jeder der übrigen 99 etwa 0,8 Jahre mehr zu erwarten.

    Werden die Mitglieder der Gruppe älter, sind sie irgendwann einmal 65 Jahre alt. Da ist dann derjenige nicht mehr dabei, der sich mit 18 mit dem Motorrad den Kopf eingefahren hat, auch der nicht, der mit 40 am Herzinfarkt verstorben ist, und der, den mit 50 das maligne Melanom weggerafft hat. Die statistisch nicht verbrauchten Lebensjahre fallen in den großen Topf und verteilen sich auf die anderen. Somit bleibt für die Überlebenden bei gleicher statistischer Lebenserwartung immer mehr übrig.

    Dieser Effekt macht einige Jahre aus. Eine Lebenserwartung eines neugeborenen Buben von 78 Jahren und eine Restlebenserwartung eines 65jährigen Mannes von etwa 18 Jahren widerspricht sich somit nicht, selbst wenn 65 + 18 = 83 ist und nicht 78.

  • Da hast du natürlich recht. Gut erklärt. :thumbup:

  • Die Lebenserwartung steigt zum Glück ziemlich lange mit dem erreichten Lebensalter. Gut für die Betroffenen, gut für die Aktienanlage.

    :)

    Seh ich auch so. Die Hälfte anlegen, wenn sie nicht wirklich gebraucht wird. Dann kommen 15 Jahre schnell zusammen. Das mit dem Altern lässt sich ja auch ein bisschen abschätzen, wenn jemand mit fast 70 gesund und munter ist und vielleicht auch mit Hochbetagt-Genen ausgestattet.

    ETF-Anlagen, das ist etwas ganz anderes als Steuersparmodelle und solch Mist. Hat im Umfeld jemanden unglücklich gemacht. Steuern gespart, aber jahrelang bange wegen Nachschusspflicht. Hatte sich gegen eigene Prinzipien "überzeugen"lassen, weil es "alle" machten.

    Ambesten nur das machen, was dir verständlich ist. Und wenn Anlage, in verträglichen Portionen.

    Wenn es ein schöner hoher Betrag ist, dann vielleicht sogar für den Seelenfrieden die Börse sein lassen. Tagesgeldkonten bei mehreren Banken und liegenlassen, wäre eine Möglichkeit. Es gibt keine Verpflichtung, es optimal anzulegen ;)