Jeder 2. Haushalt über 100.000 Euro Vermögen

  • Vor 30 Jahren war aber nicht klar, dass das so sein wird. Wenn du den Blick nach hinten richtest, musst du auch die real existierenden Gründe berücksichtigen, warum jemand nicht die rückblickend ideale Lösung gewählt hat

    Dazu muss er dieses Alter erst mal erreichen...

    Man muss übrigens nicht aus der DDR dazu geschustert worden sein.
    Der Arbeiter/kleine Angestellte im Westen hatte in den 70er 80er weder das Geld noch die Möglichkeiten in diese Finanzinstrumente zu investieren.
    Wie lange gibt es ETF?
    Zum damaligen Zeitpunkt bestand mindestens die Hälfte der arbeitenden Bevölkerung aus niedriglohnigen Berufsverhältnissen. Heutzutage studieren ja mehr als die Hälfte der Schulabgänger, mehr oder weniger erfolgreich. Gucken wir mal, ob da die meisten in der Lage sind nach 30 Jahren 800 k flüssig zu haben.

    Obwohl ich 45 Jahre gearbeitet habe, ist es mir und meiner Frau nicht gelungen, diesen Betrag zu erreichen. Aus kleinen Verhältnissen, ohne Erbschaften, 2 Kinder großziehen, kein Haus, kleines Auto bis es auseinanderfällt, nicht jedes Jahr ein neues Smartphone, allerdings mindestens 1x im Jahr eine größere Reise seit dem die Kinder aus dem Haus sind.

    Und warum? Ich habe mich um unsere Altersversorgung, so gut es ging, gekümmert. Das ermöglicht es uns nämlich jetzt ohne Besuch der Tafel am Monatsende die Zukunft zu wuppen.

    Die Realität ist heutzutage, das viele Rentner, die so 10 Jahre älter sind als ich als Neurentner eben nur die staatliche Rente beziehen. Es war schlicht vielen nicht möglich weiter vorzusorgen. Der Fall, den Irving beschrieb, trifft doch eher auf die jetzigen 40-50 Jährigen zu.

  • Jeder Zweite bei uns in der Gegend holt sich alle 3-4 Jahre ein neues Auto

    Wie und wo kann man sich ein neues Auto einfach "holen" - meine Autos mußte und muß ich immer kaufen und "bezahlen" ... ?

    Und mit 100% Aktienquote pickst du dir wieder die Rosine in Form der am besten laufenden Assetklasse in einer Zeit überdurchschnittlicher Performance raus.

    Wenn Aktien in den letzten Jahrzehnten (Internationalisierung, Globalisierung, sinkendes Zinsniveau, Geldschwemme der Notenbanken usw.) so gut gelaufen sind - dann hätte man eben schon sehr rechtzeitig alle freien Mittel komplett in Aktien schieben müssen ...

    Und natürlich als "Otto Normalverbraucher" dann auch Phasen wie 2000 ff und 2008 ff durchalten sprich aussitzen müssen ...

    Der Ansatz (100% Aktien) ist hier nach meiner Erinnerung schon mal kursiert

    Nun gibt es eine sehr ausführliche Studie von Professor Scott Cederburg, Associate Professor of Finance at the University of Arizona die ... zu dem Ergebnis kommt, dass ein 100%-Aktienportfolio (global, breit gestreut) für jedes Alter und in jeglicher ... Hinsicht das beste Portfolio wäre. Auch in der Entnahmephase.

    Last but not least:

    Ohnehin...den günstigen ETF gabs damals in Deutschland noch gar nicht.

    Wird von den "Gralshütern" und "Lordsiegelbewahrern" der "reinen Lehre" gerne mal übersehen: Nach meiner Erinnerung konnte man - jedenfalls hierzulande - überhaupt erst vor rund 25 Jahren (um das Jahr 2000 herum) zu einer rein passiven "ETF-Sparbüchse" mutieren (selbst, wenn man dies denn unbedingt wollte) ...

  • 250-350 Euro im Monat zur Seite zu legen und 30 Minuten ein Buch über Finanzen zu lesen ist also realitätsfremd für dich?

    Nicht für mich, jedoch für einige Leute in meinem Umfeld. Und offenbar für viele in D lebende Menschen.

    Mit gering ausgeprägter / fehlender Finanzbildung (das wäre doch ein gutes Schulfach) gepaart mit dem bereits angesprochenen Konsumverhalten (das medienpsychologisch beeinflusst und gewollt ist) werden auch zukünftig Menschen und Haushalte in eine finanziell angespannte Alterssituation geraten.

  • Schau dir doch mal die Lebensrealität von Millionen Arbeitnehmer:innen in Deutschland an. Zum Beispiel Pärchen, die in ganz normalen durchschnittlichen Berufen arbeiten und eine Mietwohnung haben. In der Altersklasse von 24 - 39 wird eben gelebt. Da bleiben Ende vom Monat maximal ein paar Hundert Euro übrig von zwei Gehältern.

    Und wenn dann zufällig nach ein paar Jahren 12.000 Euro da sind, juckt es in Fingern, sich das neue Sofa und den Urlaub eine Nummer größer „zu gönnen“.

    Oder der BMW-Jahreswagen wird eben 10.000 Euro teurer.

    Mit strengerer Disziplin schafft man es vielleicht auf 20.000 Euro.

    Ich kenne aus der Sozialberatung viele dieser Fälle.

  • Ich würde eher sagen, dass der Widerstand sich daraus speist, dass es zwar heute Zusagen geben könnte, dass nur Superreiche (was auch immer das konkret bedeutet) betroffen sind, es aber keine Garantie gibt, dass das so bleibt.

    Siehe Spitzensteuersatz - der fällt bei Einkommen knapp über dem Durchschnitt erstmals an. Von Spitzeneinkommen ist da noch keine Spur.

    Ganz einfach: Superreiche zahlen Spitzensteuersatz. (Löst beide Probleme.) 8o

  • Ich kenne aus der Sozialberatung viele dieser Fälle.

    Nur, ständig oder überwiegend mit einzelnen Segmenten (der Bevölkerung) zu tun zu haben, kann den Blick (stark) trüben und/oder zu einer verzerrten Wahrnehmung führen. Ist mir vom anderen Ende her (rein finanziell gesehen) und Inhabern oder Mitarbeitern von Family Offices bekannt, die nur, ständig oder überwiegend mit den UHNWIs aufwärts zu tun haben.

    Superreiche zahlen Spitzensteuersatz. (Löst beide Probleme.) 8o

    Politische "Aktionen" pflegen in aller Regel zu "Reaktionen" bei den davon Betroffenen zu führen. Erst recht bei informierten, aufmerksamen, mobilen, flexiblen und gut beratenen Protagonisten.

    Ganz einfach:

    Das mit dem "Ganz einfach" wage ich daher ernsthaft zu bezweifeln - dies entspricht auch meinen gemachten Erfahrungen in anderen Ländern.

    Nicht selten passiert es dann relativ schnell und/oder einfach, daß den diesbezüglichen Politikern (oder "Umverteilungskönigen") das Geld ausgeht - insbesondere das Geld anderer Leute sprich fremder Dritter.

  • Dafür, dass Deutschland das größte nominale BIP in Europa haben soll und zudem die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt sein soll, ist das genannte Vermögen im europäischen Vergleich eigentlich ein ziemlich trauriger Wert:

    Vermögen im europäischen Vergleich
    Für einen Vergleich der Höhe des Nettovermögens innerhalb europäischer Länder stellt die Europäische Zentralbank (EZB) harmonisierte Mikrodaten zur Verfügung.
    www.bpb.de


    „Für Deutschland betrug der Median des Nettohaushaltsvermögens rund 106.600 Euro. Dieser Wert liegt etwas unterhalb des mittleren Bereichs der betrachteten Länder…“

  • Dafür, dass Deutschland das größte nominale BIP in Europa haben soll und zudem die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt sein soll, ist das genannte Vermögen im europäischen Vergleich eigentlich ein ziemlich trauriger Wert:

    Was woran liegt?

    1. Am Umlagefinanzierten Rentensystem/Pensionsystem das anders als kapitalbildende Rentensysteme nicht als Vermögen gezählt wird

    2. an der Wiedervereinigung

    3. an der sehr Zuwanderung von statistisch armen Menschen


    Nimmst du das raus ist Deutschland sehr weit vorne dabei.

  • Irving es stimmt einfach nicht was du sagst. Als Normalverdiener mit mehreren Kindern und ohne Erbgeld ist es unmöglich, monatlich mehrere hundert Euro für die Altersvorsorge beiseite zu legen. Und das liegt nicht am übertriebenem Konsum und fehlender Finanzbildung sondern daran, dass das Geld ganz einfach nicht da ist. Klar kann man jeden Monat was sparen, aber es kommt immer irgendwas: Brillen, Klassenfahrt, Abschlussfeier, Autoreparatur, Führerschein, steigende Lebensmittelpreise etc. Es ist wie bei Sisiphus, man kommt nicht vom Fleck und einfach über den Notgroschen nicht hinaus.

  • Brillen, Klassenfahrt, Abschlussfeier, Autoreparatur, Führerschein

    Ja, das ist für viele sehr schwierig.

    Ein kurzsichtiges 13- jähriges Mädchen hatte im Gymnasium seine Brille verloren und die Eltern wussten überhaupt nicht weiter, weil die Optikerkette bei einem Kind wohl eine Verschreibung einer Augenärzt:in brauchte/wollte/haben musste. Auch sollte es 14 Tage dauern für die Brille. Eltern nicht im Bürgergeld aber hoch verschuldet und alles von der Hand in den Mund. Die alte Augenarztpraxis hat seit Mai geschlossen.

    Termine für Neupatienten im November.

  • Meine Frau und ich investieren über 2000 Euro im Monat. Jeder Zweite bei uns in der Gegend holt sich alle 3-4 Jahre ein neues Auto und fliegt 3 Mal im Jahr um die halbe Welt.

    Ihr lebt offensichtlich in einem sehr privilegierten Umfeld. Jeder lebt in seiner Bubble und es natürlich immer leichter, von sich auf andere zu schließen als sich mit der Realität auseinanderzusetzen.

  • Ihr lebt offensichtlich in einem sehr privilegierten Umfeld. Jeder lebt in seiner Bubble und es natürlich immer leichter, von sich auf andere zu schließen als sich mit der Realität auseinanderzusetzen.

    Leichter war es vermutlich abends vor der Glotze während ich mich bis spät in die Nacht fortgebildet habe. Leichter war es auch sich jedes Wochenende von ,,der harten Arbeit" zu erholen, während ich zusätzlich gearbeitet und mir was aufgebaut habe. Von nichts kommt nichts.

    Ist halt immer einfach das ,,geht nicht" Schild hochzuhalten. Fakt ist und bleibt, dass es zwei Stellschrauben gibt: Konsum und Einkommen. Und beides hat man selbst in der Hand in so einem reichen Land. Einem Land mit Fachkräftemangel ohne Ende in dem insbesondere ab jetzt das Handwerk goldenen Boden hat.

    Die Ausgaben für Urlaubsreisen haben sich in den letzten 10 Jahren um 50 Prozent erhöht. 2024 war das absolute Rekordjahr. Fast 90 Mrd. Euro werden pro Jahr für Reisen ausgegeben. Deutschland war viele Jahre globaler Reiseweltmeister und konnte nur durch China abgelöst werden. Im Durchschnitt liegen die Ausgaben für Autos der Deutschen bei 1090 Euro im Monat (Quelle: Allianz). Und jetzt kommst du mit: ,,Die armen Leute". Ja, die gibt es. Aber das sind keine 90%. Und das erklärt auch nicht warum 50% der Haushalte keine 100k haben. Das bedeutet nämlich im Normalfall 50k/erw. Person. Und zwar in allen Altersklassen. Ich sehe jeden Tag 200-300 Autos auf der Straße, die mehr kosten. Du vermutlich auch.

    Die meisten können ohne Probleme mehr sparen und investieren und ich garantiere dir, dass ich bei JEDEM eine Möglichkeit finde unnötigen Konsum zu senken oder das Einkommen durch mehr oder andere Arbeit zu steigern. Das Problem liegt beim ,,Wollen". Und es ist halt einfacher es nicht zu wollen und dann später Ausreden und Schuldige zu suchen.

  • Irving es stimmt einfach nicht was du sagst. Als Normalverdiener mit mehreren Kindern und ohne Erbgeld ist es unmöglich, monatlich mehrere hundert Euro für die Altersvorsorge beiseite zu legen. Und das liegt nicht am übertriebenem Konsum und fehlender Finanzbildung sondern daran, dass das Geld ganz einfach nicht da ist. Klar kann man jeden Monat was sparen, aber es kommt immer irgendwas: Brillen, Klassenfahrt, Abschlussfeier, Autoreparatur, Führerschein, steigende Lebensmittelpreise etc. Es ist wie bei Sisiphus, man kommt nicht vom Fleck und einfach über den Notgroschen nicht hinaus.

    Dann würde ich mir überlegen wie ich mein Einkommen steigern kann. Fortbilden und Umschulen kann man auch als Familienvater. Zusätzlich arbeiten auch. Habe ich auch gemacht. Welche Ausreden gibt es dafür?

    Viele tun immer so als ob nicht zu investieren eine Option wäre. Man möchte ja, aber es geht halt irgendwie nicht. Leute, ihr fahrt auf Grundsicherung im Alter. Ihr müsst investieren. Und wenn das Geld nicht reicht, dann arbeitet mehr und senkt euere Kosten. Es gibt keine andere Alternative.

  • Dann würde ich mir überlegen wie ich mein Einkommen steigern kann. Fortbilden und Umschulen kann man auch als Familienvater. Zusätzlich arbeiten auch. Habe ich auch gemacht. Welche Ausreden gibt es dafür?

    Viele tun immer so als ob nicht zu investieren eine Option wäre. Man möchte ja, aber es geht halt irgendwie nicht. Leute, ihr fahrt auf Grundsicherung im Alter. Ihr müsst investieren. Und wenn das Geld nicht reicht, dann arbeitet mehr und senkt euere Kosten. Es gibt keine andere Alternative.

    Das ist einfach nur dämlich was du schreibst, ist genauso als wenn jemand über hohe Pensionen schimpft und das Gegenüber sagt du hättest ja auch Beamter werden können. Nur brauchen wir keine 60 Mio Beamte hier oder 60 Mio gut Fortgebildete oder nur Studierte, es braucht damit alles läuft auch die Geringverdiener. Meinst du du kannst in Deutschland leben ohne Pflegekräfte, ohne medizinische Versorgung, ohne Handwerker, ohne Strassenarbeiter etc.? Ich selbst habe mich auch weitergebildet im Handwerk als Techniker und Meister, nur braucht es von meiner Sorte deutlich weniger als die Leute die am Bau direkt mit anpacken. Ich finde es extrem Anmaßend von dir diese Leute als dumm oder faul zu bezeichnen, ohne diese Leute wärst du nämlich aufgeschmissen.