Umgang mit Freunden/Verwandten

  • Ich hab mal eine zwischenmenschliche Frage. Wie geht ihr in Finanzthemen mit Freunden/Verwandten um, wenn ihr darüber sprecht?

    Ich habe zum Beispiel eine sehr gute Freundin. Sie hat aufgrund ihrer Lebensumstände genug Geld. Lebt einigermaßen sparsam, hat keine großen Ausgaben. Ein gefundenes Fressen für ihre Filialbank. Irgendeinen Fonds hat man ihr schon vor Jahren angedreht. Sie hat eine Lebensversicherung, obwohl niemand von ihr finanziell abhängig ist (keine Kinder, kein Ehepartner).

    Bei ihren Geldangelegenheiten hat sich meiner Meinung nach keinen richtigen Überblick, was sie da an Finanzprodukten überhaupt hat. Sie nimmt halt, was ihr der Bank"berater" so empfiehlt. Dass das nicht so richtig gut ist, wissen wir hier alle.


    Zumindest hat sie im letzten Jahr mal mit meiner Unterstützung ihre Steuererklärung selbst gemacht (mit einer Steuersoftware). Dieses Jahr will sie es selbst machen. Darüber freue ich sehr, ein Schritt in die richtige Richtung.


    Man möchte ja jetzt nicht immer der Klugscheißer sein, der alles besser weiß. Ich weiß auch, wie nervig es ist, wenn man da einen Freund hat, der einem immer erzählen will, wie alles besser geht. Aber auf der anderen Seite tut es einem in der Seele weh, wie da der Filialbank Geld in den Rachen geworfen wird. Ich mache es so, dass ich versuche, wenn das Gespräch auf das Thema Geld kommt, ihr meine Entscheidungen mit meinem Geld zu erklären. Wieso ich die Dinge mache, wie ich sie mache.


    Wie macht ihr das?

  • (Einfache) Bücher von Walz und Kommer schenken. Mehr nicht. Wenn die Motivation nicht von den Personen selbst kommt, ist da oft wenig zu machen. So zumindest meine Erfahrung. Es sei denn es kommen konkrete Fragen oder Hilfegesuche. Aber auch dann halte ich es sehr allgemein bzw. rede von mir und nicht von ,,was du machen solltest".


    Man sollte sich immer vor Augen führen was passieren würde, wenn man einem Sicherheitssparer kurz vor der Krise zu Aktien-ETFs rät. Das kann Beziehungen ruinieren (obwohl man nichts falsches gesagt hat).

  • (Einfache) Bücher von Walz und Kommer schenken. Mehr nicht. Wenn die Motivation nicht von den Personen selbst kommt, ist da oft wenig zu machen. So zumindest meine Erfahrung. Es sei denn es kommen konkrete Fragen oder Hilfegesuche. Aber auch dann halte ich es sehr allgemein bzw. rede von mir und nicht von ,,was du machen solltest".

    Ungefragt Bücher über Finanzen schenken fände ich persönlich sehr aufdringlich.

    Da sagt dir einer durch die Blume "Ey, du hast da keine Ahnung von, hier, lies das"

    Unter Freunden fände ich das daneben.

    Wenn die/derjenige um Rat fragt, dann knan man sowas natürlich machen.


    Man sollte sich immer vor Augen führen was passieren würde, wenn man einem Sicherheitssparer kurz vor der Krise zu Aktien-ETFs rät. Das kann Beziehungen ruinieren (obwohl man nichts falsches gesagt hat).

    Volle Zustimmung.

    Die "Einsicht" muss von der Person selber kommen.




    Ich hatte letztens ein Gespräch mit einem gut befreundeten Paar. Habe einfach mal in die Runde gefragt, was/ob sie privat für ihre Rente in ETFs vorsorgen und wenn ja, in welche. Aber ohne Beträge, sondern nur, welche ETFs sie dafür nehmen.

    In dem Gespräch konnte ich dann meine Sicht darlegen, dass ich persönlich nichts von den Fonds halte, die einem die Banken andrehen wollen mit Verweis auf die recht hohen Verwaltungskosten/Ausgabeaufschläge und der Info, dass diese Fonds meistens zu großen Teilen auch nur MSCI World und Co. nachbilden.

    Da keine Nachfrage kam, welche ETFs ich genau meine, habe ich es damit dann auch belassen.

    Ich kann dich verstehen, dass es dir schwerfällt das anzusehen, ginge mir genauso. Aber ich würde mich da nicht aufdrängen.

  • Hallo zusammen,

    eine gute Frage,

    eine Möglichkeit ist es von der eigenen Sorge zu erzählen, von der Sorge, die es ihnen selbst macht, wenn sie das Finanzverhalten ihrer Freundin sehen.

    Dass sie sich Sorgen um sie machen, da Bankberater keine Berater sind, sondern Finanzprodukte Verkäufer.

    In aller Regel wird dieses als Interesse an der eigenen Person und an dem Wohlergehen verstanden und nicht als besser falsch.

    Umgekehrt betrachtet, würden Sie sich später vielleicht vorwürfe machen, das nicht angesprochen zu haben. Natürlich muss man damit rechnen, dass der andere auch unfreundlich reagieren kann aber einen Versuch ist es wert.

    Daneben ist es hilfreich, davon zu erzählen, was Ihnen die Beschäftigung mit Finanzen gebracht hat, dass sie berichten, wie viel mehr Möglichkeiten sie dadurch haben, dass sich Finanzen, wenn sie planvoll strukturiert angelegt sind sich alle 10-12 Jahre im Durchschnitt verdoppeln oder was immer sie denken, was ein wichtiger Punkt für ihre Freundin wäre.

    In zahlreichen Beiträgen beschäftigt sich Finanztip auch immer mit diesen Themen. Mit ihrer Frage sind Sie hier richtig .

    Bei jungen Menschen zum Beispiel ist es hilfreich davon zu berichten, dass sie zum Beispiel ein Smartphone von Apple haben und sie sich durch den Erwerb von Anteilen an diesem Unternehmen ein Cashback besorgen können, über ein weltweit diversifizierten ETF.

    Viel Erfolg.

    LG

  • Du kannst Hilfe nur anbieten wenn diese auch gewünscht ist. Ich habe aber schon so einigen Freunden und Verwandten bei den Finanzen geholfen. Das geht aber auch nur wenn die Hilfe gewünscht ist. Meist benötigt es ein Dosenöffner um an das böse Thema „Finanzen“ zu nähern. „Über Geld spricht man nicht“ ist so ziemlich der dümmste und gefährlichste Spruch und treibt die Menschen reihenweise in Armsparparprodukte der Finanzvertiebsindustrie.

  • "Hey, ich habe da diese Website mit total duftem Forum gefunden, vielleicht magst Du da mal reinschauen."

  • Ggf. KURZ erzählen wie man selber vorgeht und warum man das so macht. Anschließend EINMAL Hilfe/Rat anbieten und evtl finanztip o.ä. verlinken.

    Ich erzähle dann immer, dass ich neben den finanziellen Vorteilen mich vorallem einfach besser fühle weil ich meine Finanzen einigermaßen verstehe und die Kontrolle behalte.

    Ich betone dann aber auch immer, dass die Verantwortung trotz meiner Hinweise zu 100% bei der anlegenden Person bleibt, auch wenn morgen der Msci World auf 0 rutscht wegen Dr. Habecks Heizung oder so.

    Hat bisher 2x geklappt und diese Freunde sind mir sehr dankbar. Genau so bin ich einem Freund der Familie sehr dankbar der mich in die richtige Richtung gelenkt hat. Die meisten haben aber ehr komplett abgebockt, was natürlich auch voll ok ist.

  • Ungefragt Bücher über Finanzen schenken fände ich persönlich sehr aufdringlich.

    Da sagt dir einer durch die Blume "Ey, du hast da keine Ahnung von, hier, lies das"

    Unter Freunden fände ich das daneben.

    Kann man ja 'geschickt einfädeln'. So nach dem Motto "Mensch, ich hab da neulich ein Buch gelesen, dass mir echt die Augen geöffnet hat!". Klappt ja bei anderen Dingen auch häufig genug (z.B. Haushaltsgeräte, Klamotten,usw.). Man muss halt den Leuten das Gefühl geben, dass Sie da selbst drauf gekommen sind. ;)

  • Wenn ich gefragt werde, erzähle ich, wie ich es mache (und ggf. von welchen Produkten ich die Finger lassen und warum). Mehr aber auch nicht.


    Ich würde da niemandem reinreden wollen - am Ende ist man nur schuld, wenn es dann nicht läuft wie geplant.


    Ich war vor kurzem ganz überrascht, dass im Gespräch unter einigen Freunden rauskam, dass ich offenbar der einzige in der Gruppe bin, der in ETF investiert. Immobilieneigentum hatten dagegen alle Beteiligten.

  • Ich war vor kurzem ganz überrascht, dass im Gespräch unter einigen Freunden rauskam, dass ich offenbar der einzige in der Gruppe bin, der in ETF investiert.

    Und das hab ich letztens anders rum erlebt. Hab mich mit 2 Bekannten über Geld unterhalten und eine Bekannte sagte, sie würde in ETFs investieren. Bei der Bekannten wäre ich nie auf die Idee gekommen, dass sie sich damit beschäftigt.

    Zeigt nur mal wieder, wir müssen meiner Meinung nach mehr über Geld reden. Man muss ja nicht über Beträge reden, aber über Werkzeuge.

  • Kann man ja 'geschickt einfädeln'. So nach dem Motto "Mensch, ich hab da neulich ein Buch gelesen, dass mir echt die Augen geöffnet hat!". Klappt ja bei anderen Dingen auch häufig genug (z.B. Haushaltsgeräte, Klamotten,usw.). Man muss halt den Leuten das Gefühl geben, dass Sie da selbst drauf gekommen sind. ;)

    Gefickt eingeschädelt (wer kennt noch Samstag Nacht...?) funktioniert sowas, jepp :)

  • Ungefragt Bücher über Finanzen schenken fände ich persönlich sehr aufdringlich.

    Da sagt dir einer durch die Blume "Ey, du hast da keine Ahnung von, hier, lies das"

    Unter Freunden fände ich das daneben.

    Wenn die/derjenige um Rat fragt, dann knan man sowas natürlich machen.

    Ich habe eine andere Meinung. Meine Erfahrung ist, dass die meisten Freunde wissen, dass ich mich mit Finanzen beschäftige. Sowas kann man schlecht verhindern. Ein Buch zu schenken, das einem selbst und seiner Familie sehr geholfen hat, kam bisher sehr gut an. Ich sage das auch so.


    Ich habe auch das Gefühl, dass viele Leute nach Lösungen suchen und nicht genau wissen wo. Das Thema Finanzen schreckt viele noch immer ab. Die (einfachen) Bücher von Walz und Kommer zeigen sehr gut auf, dass es eigentlich relativ einfach ist und Spaß machen kann.


    Es kommt natürlich immer auf die Beziehung und den Kontext an. Ich schenke nicht einfach jedem Bekannten ein Kommer-Buch, weil ich denke, dass er oder sie was falsch macht. Dafür benötigt es eine Vorgeschichte. Die gibt es meistens.

  • Mittvierziger

    Bin zum einen nur Finanz-Laie, wenn auch ein an solchen Themen Interessierter und zum anderen habe ich nur Deinen Beitrag Nr. 1 gelesen

    Ich hab mal eine zwischenmenschliche Frage. Wie geht ihr in Finanzthemen mit Freunden/Verwandten um, wenn ihr darüber sprecht?

    Für meinen Teil spreche ich schon erst gar nicht darüber - es sei denn mein Gegenüber kommt von sich aus auf das Thema zu sprechen. Dann - und nur dann - antworte ich im Rahmen meiner eher bescheidenen Kenntnisse (ein bißchen Erfahrungen habe ich immerhin).


    Sowohl ein guter Bekannter als auch eine Freundin verschenken manchmal entsprechende Bücher. Finde ich ungefragt und/oder ungebeten fast so, als würde man jemand ein Deodorant verschenken ... Mache ich nur, wenn von anderer Seite ausdrücklich Interesse am Thema oder sogar Bedarf an Information signalisiert wurde.


    Aus meiner Sicht sind Finanzen und erst recht private Finanzen in Deutschland immer noch ein eher bis sehr sensibles Thema - wenn nicht sogar Tabu-Thema ... (habe ich in anderen Ländern generell ganz anders erlebt (Beispiel: USA) und partiell ganz anders (Beispiel: UK - Immobilien sind da ein Dauer-Smalltalk oder Party-Thema). In den USA sind viele Leue auch stolz auf das finanziell Erreichte (Einkommen, Vermögensstand, Haus usw.) - hier wird das eher "hanseatisch" diskret behandelt und/oder ganz verschwiegen ... Vielleicht auch wegen der eher ausgeprägten Neidgesellschaft hierzulande ... ?


    Der Spruch "Über Geld spricht man nicht - Geld hat man" gehört für mich Unsinnigsten in dem Bereich überhaupt. An Wissen und Erfahrungen von anderen gelangt man so jedenfalls nicht ...


    Symptomatisch aus meiner Sicht: In 13 (!) Schuljahren beispielsweise hatte ich trotz mehrfache Nachfragen (!) keine Silbe (!) zu dem Thema erfahren - obwohl an dem Thema so gut wie kein Mensch vorbeikommt. In der Uni wurden dann die Ahnungslosen (aber potentiell-perspektivisch interessanten "Patienten") von der MLP-Truppe manchmal umfassend "verarztet" ...

    Wie macht ihr das?

    Niemals einen Rat (sprich einen aufgedrängten oder auch nur einen Hinweis) - und das auch nur, wenn ich explizit darum ersucht bzw. direkt danach gefragt werde.


    Aber auch da ist vermutlich jeder Jeck anders.

  • Ich bin im Freundeskreis (enger und kleiner Freundeskreis) und in der Verwandschaft relativ offen mit Geldfragen. Ich sage auch was ich verdiene, was ich für den Hauskredit berappe, was das Haus gekostet hat und wie ich mein Geld anlege. Natürlich nur wenn es das Thema hergibt :) ungefragt laber ich auch keinen zu .... Die Freunde die das wissen, fragen mal ab und zu, wie ich das so mache. Meine Erfahrung zeigt aber, dass sich bisher niemand an ein eigenes Depot mit weltweitem ETF herangetraut hat, die gehen alle zur Versicherungsvertreter oder der Hausbank und lassen sich im besten Fall noch eine Fondspolice aufschwatzen.


    Selbst beim ETF-Sparplan fürs Kinderdepot (mit Steuerfreiheit durch eine Nichtveranlagungsbescheinigung) konnte ich die deutschen Sicherheitssparer nicht überzeugen ... Nachdem ich das mal hier jetzt aufgeschrieben habe, bin ich irgendwie deprimiert || :S

  • Sie hat eine Lebensversicherung, obwohl niemand von ihr finanziell abhängig ist (keine Kinder, kein Ehepartner).

    Auch wenn der Betrag nicht bekannt ist, ist eine Lebensversicherung grundsätzlich vernünftig.

    Wenn im schlimmsten Fall in ferner Zukunft keine bestattungspflichtigen Angehörigen vorhanden sind, läuft es auf ein Sozialbegräbnis hinaus. Das handhabt jede Kommune anders, auch dynamisch abhängig von Fallzahlen und Kosten.

    Von Vor-Ortbestattungen im einfachsten Rahmen bis hin zu anonymen Urnenbeisetzungen in anderen Bundesländern auf Großanlagen.


    Sollte es bestimmte Wünsche geben, wäre es klug, dieses mit der Lebensversicherung auffindbar zu hinterlegen und Bekannte/Freunde schriftlich darüber zu informieren, sofern kein Testament hinterlassen wird.