von Emil Nefzger und Sandra Duy
Wärmepumpen sorgen derzeit für hitzige Diskussionen: Bei
Neubauten sind sie schon heute ziemlich beliebt – 57% der 2022 gebauten
Wohngebäude heizen mit Wärmepumpen. Aber was ist, wenn Du nicht in einem Neubau
lebst? Und Du momentan kein Budget hast, zusätzlich zur Wärmepumpe Dein Haus
auch noch zu sanieren?
Ob die Wärmepumpe – die übrigens auch ohne
Fußbodenheizung funktioniert – für Dich trotzdem eine Option ist, kannst Du in
drei Schritten herausfinden:
1. Wirf einen Blick auf die Heizkörper
Find heraus, ob Du mit einem Einrohrsystem oder einem
Zweirohrsystem heizt. Das kann simpel sein: Manchmal verläuft unter Deinen
Heizkörpern je ein Rohr für das heiße Wasser, aus dem die Heizkörper versorgt
werden und eins für das verbrauchte, abgekühlte Wasser, das es zu Deiner
Heizungsanlage zurückführt. Dann ist es ein Zweirohrsystem. Damit ist die erste
Voraussetzung für eine Wärmepumpe erfüllt. Ein Einrohrsystem ist für eine
Wärmepumpe in der Regel ungeeignet, weil es sehr ineffizient ist.
Wichtig: Heizungsrohre verlaufen oft hinter Wänden.
Haben Deine Heizkörper nur ein Rohr, heißt das nicht zwingend, dass Du auch ein
Einrohrsystem hast. Manchmal kannst Du ein Einrohrsystem auch an speziellen
Ventilen am Heizkörper erkennen, in denen Vor- und Rücklauf zusammengeführt
werden. Für Laien ist das aber oft schwer zu sehen. Frag also im Zweifel bei
einem Heizungstechniker nach.
2. Check den Heizenergiebedarf
Dann solltest Du den Heizenergiebedarf in Deinem Haus
herausfinden. Also wie viele Kilowattstunden (kWh) Energie Du pro qm im Jahr für
Heizung und Warmwasser verbrauchst.
Der Richtwert liegt bei 100 kWh Heizenergie pro qm. Heißt: Bei 150 qm Heizf darf der Verbrauch nicht über 15.000 kWh im Jahr liegen. Ansonsten kann es sein, dass die Wärmepumpe unwirtschaftlich ist. Dann ist sie ohne Sanierung keine gute Wahl. Wie Du den Heizenergiebedarf ausrechnen kannst, erfährst Du in unserem Ratgeber.
3. So hoch sollte die Vorlauftemperatur sein
Du hast ein Zweirohrsystem und der Heizenergiebedarf
passt? Dann musst Du noch die Vorlauftemperatur prüfen. Die kannst Du meistens
am Temperaturmesser am Vorlauf des Heizkessels ablesen. Sie sollte am besten bei
35 Grad, maximal bei 55 Grad liegen. Bei 35 Grad läuft eine Wärmepumpe optimal.
Bis 55 Grad sinkt zwar ihre Effizienz – aber nur um 14%.
Bei höheren Temperaturen wird sie aber ineffizient. Wenn
die Vorlauftemperatur bei Dir über 55 Grad liegt, ist das aber noch kein K. o.
für die Wärmepumpe. Denn die Vorlauftemperatur ist oft zu hoch eingestellt.
Teste erstmal, ob Dein Haus nicht auch mit einer niedrigeren Vorlauftemperatur
warm wird. Das geht leider erst im Winter. Regle dann die Vorlauftemperatur auf
50 bis 55 Grad herunter und dreh die Thermostate Deiner Heizkörper auf Stufe 3
bis 5. Wenn es weiterhin warm wird, sollte die Wärmepumpe bei Dir gut
funktionieren.
Es kann auch helfen, größere Heizkörper einzubauen und
die Vorlauftemperatur so zu senken. Frag dazu bei einer Heizungsfirma nach.
Die nächsten Schritte planen
Bei Dir haben alle drei Dinge gepasst? Dann raten wir
Dir trotzdem, noch abzuwarten. Momentan sind Wärmepumpen knapp und teuer, das
dürfte sich mittelfristig ändern. Außerdem sind Energieberater und
spezialisierte Handwerkerinnen und Handwerker schwer zu bekommen. Wenn Du noch
wartest, sparst Du Geld.
Bei Dir hat keine der drei Sachen gepasst? Dann schau
mal, ob Fernwärme eine Option für Dein Haus ist. Das erfährst Du bei den
örtlichen Stadtwerken oder Deiner Kommune. Denn auch Fernwärme soll massiv
ausgebaut werden. Und in einem unsanierten Altbau kann eine
Wärmepumpen-Gas-Hybridheizung eine gute Lösung sein.
Zwei Heizungen in einer
Damit nutzt Du die Effizienz einer Wärmepumpe für den
größten Teil Deiner benötigten Heizenergie. Erst, wenn es draußen zu kalt wird,
schaltet sich die Gasheizung dazu, um die Wärmepumpe zu unterstützen. So heizt
Du auch im unsanierten Altbau sehr wirtschaftlich und schon deutlich
klimafreundlicher.
Dafür kannst Du entweder eine Wärmepumpe zu Deiner
bestehenden Heizung dazubauen, solche Hybridheizungen gibt es aber auch als
einzelnen Block, in dem beides vereint ist. Frag im Zweifelsfall bei einem
spezialisierten Handwerksbetrieb nach. Eine Liste gibt es z. B. beim
Bundesverband Wärmepumpe.
Alle Infos zur Wärmepumpe im Altbau findest Du in unserem neuen Ratgeber.
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