Entlastungsbetrag
Lass den Zuschuss von der Pflegekasse nicht verfallen

Finanztip-Expertin für Versicherungen
Hilfe im Haushalt oder beim Einkaufen, Aktivitäten in einer Seniorengruppe oder gemeinsames Kartenspielen mit Ehrenamtlichen – es gibt viele Möglichkeiten, Pflegebedürftige in ihrem Alltag zu stärken und pflegende Angehörige zu entlasten. Finanzieren lassen sich solche Angebote mit dem sogenannten Entlastungsbetrag. Das Geld gibt es zusätzlich zu den anderen Leistungen der gesetzlichen Pflegeversicherung. Einer Pflegestudie des Sozialverbands VdK zufolge nutzen allerdings 80 Prozent der Befragten den Entlastungsbetrag nicht. Wir erklären, wie Du das Geld abrufst und was Du dabei beachten musst.
Der Entlastungsbetrag von 125 Euro im Monat (1.500 Euro im Jahr) steht allen Menschen zu, die zuhause leben und die einen Pflegegrad haben. Ob es sich dabei um Pflegegrad 1 oder 5 handelt, spielt keine Rolle. Der Entlastungsbetrag wird nicht wie das Pflegegeld direkt ausgezahlt, sondern erst erstattet, wenn Du Entlastungsleistungen in Anspruch genommen hast. Du musst das Geld also vorstrecken und bekommst es zurück, nachdem Du die Quittung bei der Pflegeversicherung eingereicht hast.
Wenn Du nicht in jedem Monat die vollen 125 Euro Entlastungsbetrag ausschöpfst, wird der übriggebliebene Betrag in die folgenden Monate übertragen. Ist am Ende eines Kalenderjahres noch ein Restbetrag übrig, kannst Du das Geld noch bis zum 30. Juni des darauffolgenden Jahres verwenden. Anschließend verfällt der Anspruch. So hast Du die Wahl, ob Du regelmäßig einen kleinen Betrag für Entlastungsleistungen nutzt oder das Geld lieber ansparst und einmalig für ein teureres Angebot einsetzt.
Das Gute: Falls Du bisher noch nichts vom Entlastungsbetrag wusstest, hast Du jetzt noch die Chance, das Geld für die vergangenen Monate aufzubrauchen.
Mit dem Entlastungsbetrag kannst Du eine Vielzahl unterschiedlicher Dienstleistungen bezahlen (§ 45b Abs. SGB XI):
Die Angebote zur Entlastung im Alltag, die Du bereits ab Pflegegrad 1 in Anspruch nehmen kannst, sind vielfältig. Insbesondere Sozialstationen und Wohlfahrtsverbände organisieren häufig Bewegungsgruppen, regelmäßige Treffen für sozialen Austausch oder Betreuungsangebote, etwa für an Demenz erkrankte Menschen. Neben Aktivitäten in einer Gruppe gibt es auch Dienstleister und Ehrenamtliche, die ganz individuell bei der Haushaltsführung unterstützen: Sie kochen, putzen, übernehmen kleine Reparaturen oder bieten die Begleitung zum Einkaufen oder zu Arztterminen an.
Allerdings gibt es in jedem Bundesland andere Bestimmungen dafür, welche Dienstleistungen Du Dir über den Entlastungsbetrag erstatten lassen kannst und welche Anbieter nach den Landesregelungen zertifiziert sind. Frage deshalb am besten bei Deiner Pflegekasse oder einer Pflegeberatungsstelle nach, welche anerkannten Angebote es an Deinem Wohnort gibt. Kommen mehrere Anbieter in Deiner Umgebung infrage, kann es sich lohnen, die Preise zu vergleichen. Die Dienstleister berechnen ganz unterschiedliche Stundensätze. Einen ersten Eindruck über das Angebot in Deiner Region kannst Du Dir mit dem Pflegelotsen des Verbands der Ersatzkassen verschaffen. Mithilfe der Suchfunktion findest Du Angebote, etwa zur Unterstützung im Alltag samt Preis und Kontaktdaten.
Alternativ kannst Du den Entlastungsbetrag auch für die Kurzzeitpflege sowie Tages- und Nachtpflege einsetzen. Pflegebedürftige mit Pflegegrad 2 bis 5 haben zwar Anspruch auf spezielle Leistungen der Pflegeversicherung für Kurzzeit-, Tages- und Nachtpflege. Allerdings übernimmt die Pflegekasse nur Kosten für die pflegerische Versorgung, Verpflegung und Unterkunft müssen die Betroffenen selbst bezahlen. Für diesen Eigenanteil kannst Du den Entlastungsbetrag nutzen. Menschen mit Pflegegrad 1, die keinen Anspruch auf eine Kostenübernahme für Tages- oder Kurzzeitpflege haben, können diese Leistungen mit dem Entlastungsbetrag wenigstens zum Teil finanzieren.
Noch bis zum 31. Dezember 2022 kannst Du den Entlastungsbetrag auch für Angebote zur Unterstützung im Alltag nutzen, die nicht den landesrechtlichen Vorgaben entsprechen – wenn das hilft, Versorgungsengpässe zu überbrücken, die durch die Corona-Pandemie entstanden sind (§ 150 Abs. 5b SGB XI). Damit kannst Du das Geld freier verwenden, etwa für die Unterstützung durch Nachbarn und Bekannte. Diese Sonderregelung hat die Bundesregierung schon einige Male verlängert.
Entlastungsleistungen musst Du zunächst selbst bezahlen. Lass Dir vom Anbieter unbedingt eine Quittung geben. Diese reicht der Pflegebedürftige oder ein berechtigter Vertreter bei der Pflegeversicherung mit der Bitte um Erstattung der Kosten ein. Ein formaler Antrag ist nicht nötig. Bedenke, dass die Pflegekasse nur die Kosten für Leistungen anerkannter Anbieter übernimmt. Informiere Dich deshalb unbedingt bei Deiner Pflegekasse oder einem Pflegestützpunkt, welche Angebote in Deiner Region zugelassen sind. Über die Datenbank des Zentrums für Qualität in der Pflege findest Du Pflegeberatungsstellen in Deiner Nähe.
Anbieter können den Entlastungsbetrag auch direkt mit der Pflegekasse abrechnen. Viele Einrichtungen für Kurzzeit- und Tagespflege, ambulante Pflegedienste und professionelle Alltagsbegleiter bieten diese Option an. Dafür ist aber eine Abtretungserklärung notwendig. Der Pflegebedürftige erlaubt damit dem Anbieter, direkt mit der Pflegeversicherung abzurechnen. Diese Option ist komfortabler, denn Du musst das Geld nicht vorschießen und Dich auch nicht um die Erstattung kümmern. Wichtig ist allerdings, die Ausgaben im Blick zu behalten. Lass Dir vom Anbieter regelmäßig eine Übersicht der abgerechneten Kosten geben, damit Du weißt, wie viel des Entlastungsbudgets schon ausgeschöpft ist.
Möchtest Du anerkannte Angebote zur Unterstützung im Alltag nutzen, kannst Du ab Pflegegrad 2 auch einen Teil des Budgets für ambulante Pflegesachleistungen dafür verwenden – also Geld, das normalerweise dafür vorgesehen ist, einen professionellen Pflegedienst zu bezahlen. Das funktioniert aber nur, wenn der Betrag für die Pflegesachleistungen nicht schon vollständig durch einen Pflegedienst aufgebraucht wird. Wie viel Geld für Pflegesachleistungen zur Verfügung steht, hängt vom Pflegegrad ab: 724 Euro bis 2.095 Euro im Monat sind es. Details dazu liest Du in unserem Ratgeber zu den Leistungen der gesetzlichen Pflegeversicherung.
40 Prozent des Betrags, der für Sachleistungen vorgesehen ist, kann stattdessen als Budget für Unterstützung im Alltag genutzt werden (§ 45a Abs. 4 SGB XI). Die Abrechnung funktioniert wie bei anderen Entlastungsleistungen: Entweder Du schickst die Quittung zur Kostenerstattung an die Pflegekasse oder Du vereinbarst mit dem Anbieter, dass er die Abrechnung übernimmt.
Wird ein Pflegebedürftiger nicht von einem ambulanten Pflegedienst, sondern von Angehörigen gepflegt, die dafür Pflegegeld bekommen, besteht dieser sogenannte Umwandlungsanspruch ebenfalls. Die Angehörigen müssten dafür dann aber auf einen Teil des Pflegegeldes verzichten. Lass Dich deshalb am besten in einer Pflegeberatungsstelle ausführlich dazu beraten, wie Du die verschiedenen Leistungen der Pflegeversicherung am sinnvollsten kombinierst. Der Umwandlungsanspruch besteht zusätzlich zum Anspruch auf den Entlastungsbetrag, Du kannst beides deshalb unabhängig voneinander nutzen.