Allgemeine Finanzbildung, Sicht auf Aktien, war entsetzt.

  • Kann es sein, dass ein Kind ab Geburt bis zum 70sten Lebensjahr monatlich nur etwas über 40 Euro in einen Welt-ETF investieren müsste, um die Millionen zu erreichen?

    Klar ist das nur ein Modell und die Inflation über 70 Jahte müsste mit eingerechnet werden, aber dennoch, vielleicht müssen es am Ende eher 50 Euro sein. Aber das wäre doch ne Ansage.

    Sparrechner - Zinsen online berechnen

    83,38 € - die Inflation mal nicht mit eingerechnet - wobei 1.000.000 € in 70 Jahren auch nur um die 250.000 € nach heutiger Kaufkraft sein dürften? Das wiederum ist etwas ernüchternd.

  • Verstehen auch nicht, dass sie ihr Geld bei monatlicher Rentenzahlung mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht wieder voll rausbekommen.

    Genau das ist auch das Kernproblem zum Beispiel bei Riester. Etliche "Experten", u.a. auch Finanztip, Raten dazu nicht zu kündigen weil man die Zulagen verliert.

    In den meisten Fällen holt eine breite Anlage diese Ausfälle locker wieder auf über mehrere Jahre. Zudem hat man, selbst wenn man am Ende einen dicken Batzen "gebildetes Kapital" hat, eben das Verrentungsproblem. Es ergibt sich oft eine Minirente, die dann laufend an Wert verliert und den Ursprungsbeitrag erst erreicht wenn man über 90 wird. Das lohnt sich in den allermeisten Fällen nicht.

  • Gut, dann reichen die 140€ auch noch nicht mal. Dann ist die Frühstartrente ein Witz. Vielleicht allenfalls als Zuschuss zu sehen.

    Ja, natürlich. Das ist ein Tropfen auf den heißen Stein.

    Wir sprechen da über 10 EUR im Monat für 12 Jahre (6 bis 18 Jahre). Das macht insgesamt 1.440 EUR. Selbst wenn das Kind die Einzahlungen fortführt bis zur Rente kommt da ein quasi vernachlässigbarer Betrag dabei raus (also jedenfalls im Hinblick auf Altersvorsorge).

    Ich habe das mit einem Rechner mal durchgespielt.

    Annahmen:

    • 10 EUR im Monat für 70 Jahre
    • Jährlicher Kurszuwachs 3%, jährliche Erträge 2% thesaurierend (insgesamt also 5%, um die Inflation zu simulieren - 7% Rendite abzüglich optimistischer 2% Inflation im Jahr)
    • kein Ausgabeaufschlag, keine Depotgebühren, 0,15% TER (optimistische Annahmen, vermutlich wird die Bankenlobby ihren Teil abhaben wollen...)
    • 1.000 EUR Steuerfreibetrag (bei Kindern theoretisch mehr, praktisch sind die Erträge in den Jahren bis 18 aber ohnehin vernachlässigbar), darüber 26,375% Steuer/Soli
    • 30% Teilfreistellung
    • 2% Basiszins (Glaskugel, aber mit irgendwas muss man ja rechnen)

    Macht inflationsbereinigt knapp 60.000 EUR Endwert nach Steuern. Bei 3% im Jahr Entnahme macht das 150 EUR im Monat. Klar, haben ist immer besser als nicht haben, aber von einer (auch nur rudimentären) Altersvorsorge ist das weit entfernt.

    Link: https://www.zinsen-berechnen.de/fondsrechner.p…amid=igd3hetx0h

    Ich befürchte, wenn das irgendwann eingeführt wird, wird das dazu führen, dass es Leute gibt, die dann glauben "Super, ich mache das und dann ist ja vorgesorgt! Wenn ich noch 40 EUR drauflege bin ich mit 50 EUR im Monat vorne dabei!". Erst recht vor dem Hintergrund solcher Aussagen wie der von Friedrich Merz vor kurzem, die suggerierte, dass man mit einer monatlichen Sparrate von 50 EUR in ETFs eine sichere, auskömmliche Altersvorsorge hätte...

    EDIT: Bei 140 EUR im Monat kämen mit den gleichen Kriterien inflationsbereinigt gut 830.000 EUR nach Steuer raus. Das ergäbe bei 3% Entnahme gute 2.000 EUR im Monat nach Steuer.

    https://www.zinsen-berechnen.de/fondsrechner.php?paramid=9xjr2fqbok

    Aber die Kriterien sind natürlich auch optimistisch gewählt. Fast keine Kosten, (nur) 2% Inflation, Entnahme erst ab 70 Jahren, und ab Geburt lückenlos 70 Jahre lang die Sparrate durchhalten...

  • Zuschuss, genau das richtige Wort, als was anderes kann man das leider nicht sehen.

    Wir haben 3 Enkelkinder (4 Jahre und 2x 14 Tage). Wir haben für alle drei seit dem Tag der Geburt eine ETS Sparplan über je 50€ monatlich eingerichtet. Sollten Opa & Oma mal nicht mehr leben, laufen die Sparpläne bis zum jeweiligen 30. Lebensjahr der Enkelkinder weiter, dafür haben wir gesorgt. Die Enkelkinder haben dann die Möglichkeit selbst weiter zu besparen, was dann absolut Sinn machen würde. Das ist ein Zuschuss, denn wer von uns weis, was das Geld in 30 Jahren für einen Wert hat.

  • Hallo,

    einmal noch ein anderer Aspekt:

    "Selbst ein fremder mischte sich ein, ein Crash sei ja quasi vorprogrammiert, der Staat hätte gleich ein Argument börsennotierte Unternehmen zu retten."

    Ja hat er auch, mustergültig zelebriert in den USA bei der Corona- Börsenkrise. Das Helikoptergeld (wenn ich mich richtig entsinne 4.000 $ für fast jeden) hat die Börse gerettet; zum Preis der drastisch ansteigenden Staatsverschuldung.

    Die Rettung von vielen börsennotierten Unternehmen und ihrer reichen Anteilseigner inclusive der Kleinaktionäre kann man nur schlecht finden, wenn man den Kapitalismus als Gesellschaftsform ablehnt. Kann man machen, mir fällt auch jede Menge Kritik ein, aber keine Alternative. Der letzte Großversuch für eine Alternative zum Kapitalismus ist krachend gescheitert. Insofern ist es ein Argument für eine Aktienbeteiligung der breiten Bevölkerung, dass in der Krise sie nicht nur als Steuerzahler die negative Seite sehen, sondern auch als Aktionäre die positive. Klar stabilisiert das System und die Reichen profitieren überproportional. Alternative?

    Gruß Pumphut

  • Zuschuss, genau das richtige Wort, als was anderes kann man das leider nicht sehen.

    Wir haben 3 Enkelkinder (4 Jahre und 2x 14 Tage). Wir haben für alle drei seit dem Tag der Geburt eine ETS Sparplan über je 50€ monatlich eingerichtet. Sollten Opa & Oma mal nicht mehr leben, laufen die Sparpläne bis zum jeweiligen 30. Lebensjahr der Enkelkinder weiter, dafür haben wir gesorgt. Die Enkelkinder haben dann die Möglichkeit selbst weiter zu besparen, was dann absolut Sinn machen würde. Das ist ein Zuschuss, denn wer von uns weis, was das Geld in 30 Jahren für einen Wert hat.

    Unter Annahme von 2% Inflation kämen da Inflationsbereinigt nach Steuer gut 37.000 EUR raus. Der Betrag ist toll als Geschenk von Oma und Opa, aber letztlich im Hinblick auf Altersvorsorge überschaubar. Reicht mit 30 vielleicht für ein Auto oder kann ins Eigenkapital für eine selbstgenutzte Immobilie einfließen.

    Wenn bis 70 Jahre weiter bespart würde, kämen nach Steuern knapp 300.000 EUR raus. Bei 3% Entnahme wären das 750 EUR im Monat. Das wäre noch keine alleinige Altersvorsorge, aber schon sehr ordentlich als Zuschuss.

    Ich finde den Ansatz, möglichst früh für Kinder Geld anzulegen, damit es möglichst lange Zeit hat zu wachsen, grundsätzlich gut und und richtig. Auch dass der Staat das fördert, denn wenn es gut gemacht ist, spart es dem Staat später ggf. Geld. Aber 10 EUR Förderung im Monat für einen Zeitraum von insgesamt 12 Jahren ist eben ein Witz.

  • Noch schlimmer steht es bei der Finanzbildung nur um Unternehmensgründungen.

    Vermutlich kennt jeder jemanden vom Hörensagen, die naiv an die Sache gegangen sind und gescheitert sind. Häme ist da vorprogrammiert, aber Tipps zum besser machen hat komischerweise nie jemand.

  • Ja hat er auch, mustergültig zelebriert in den USA bei der Corona- Börsenkrise. Das Helikoptergeld (wenn ich mich richtig entsinne 4.000 $ für fast jeden) hat die Börse gerettet; zum Preis der drastisch ansteigenden Staatsverschuldung.

    Soviel cleverer haben die Deutschen dabei aber auch nicht agiert. Da war es dann eher die Gießkanne als Helikopter, und da wo etwas zurückfließen müsste, sind später alle maximal überrascht.

    Aber auch da gilt: Eine Verknüpfung des Staatshaushaltes mit den börsennotierten Unternehmen würde sich nicht erst durch eine wie auch immer gestaltete Aktienrente ergeben - diese Verknüpfung haben wir längst an verschiedenen Stellen eingerichtet. Und wenn man tiefer reingeht, alleine durch die Gestaltung der Gewerbesteuer (natürlich nicht nur bei Börsennotierung des Unternehmens) ist der Staat auf eine funktionierende Wirtschaft schon massiv angewiesen. Auch wenn das im Bundestag nicht immer jedem so klar ist (oder zumindest nach außen nicht so offen zugegeben wird).

  • Ich habe mal folgenden Spruch gehört:

    "In Aktien investieren fühlt sich für mich an wie Casino... auf Seiten der Bank".

    Quelle:

    Externer Inhalt youtu.be
    Inhalte von externen Seiten werden ohne deine Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklärst du dich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.

    (Nicht vom tausendersten selbsternannten Finanzinfluenzer, sondern vom studierten Mathematiker.)

  • Kann es sein, dass ein Kind ab Geburt bis zum 70sten Lebensjahr monatlich nur etwas über 40 Euro in einen Welt-ETF investieren müsste, um die Millionen zu erreichen?

    Klar ist das nur ein Modell und die Inflation über 70 Jahte müsste mit eingerechnet werden, aber dennoch, vielleicht müssen es am Ende eher 50 Euro sein. Aber das wäre doch ne Ansage.

    Habe das nicht nachgerechnet, vermute aber für die "Millionen" sind (ganz) andere Sparraten erforderlich.

    Bei solchen Langfristbetrachtungen sollten zum einen die Steuern mitberücksichtigt werden und zum anderen (siehe oben Abs. 2) auch die Inflation.

    Mitte der 60er Jahre kostete beispielsweise ein Porsche 911 Coupe um die 25.000 DM - aktueller Neupreis um die 137.000 € ohne jede Sonderausstattung (das entspricht etwa Faktor 11) und eine Villa mit Garten hier vor Ort um die 300.000 DM - aktuell ab 2,5 Mio. € zu haben (das entspricht etwa Faktor 17). Und das sind "nur" 60 und nicht 70 Jahre ...

    Zugegebenermaßen selektive "Produkt"-Auswahl. Nichtsdestotrotz: Wenn das so weiter läuft, könnte in 70 Jahren die Million schon locker allein für den Sportwagen draufgehen - wenn man dann überhaupt noch Auto fahren darf (oder gar ein schnelles) ...

  • Auch dass der Staat das fördert, denn wenn es gut gemacht ist, spart es dem Staat später ggf. Geld. Aber 10 EUR Förderung im Monat für einen Zeitraum von insgesamt 12 Jahren ist eben ein Witz.

    Ich sehe das so: Ja die 10 Euro vom Staat reichen für keine sinnvolle Altersvorsorge.

    Aber vielleicht tragen die 10 Euro dazu bei, dass sich mehr Menschen mit dem Thema Aktien/ETF beschäftigen. Und diese Leute legen dann auf die 10 Euro vom Staat noch ihr eigenes Geld drauf. Und so bauen sich einige Leute, die sonst nie in Aktien investiert hätten (mangels Wissen), doch noch eine eigene Altersvorsorge auf.

  • Noch schlimmer steht es bei der Finanzbildung nur um Unternehmensgründungen.

    Vermutlich kennt jeder jemanden vom Hörensagen, die naiv an die Sache gegangen sind und gescheitert sind. Häme ist da vorprogrammiert, aber Tipps zum besser machen hat komischerweise nie jemand.

    Pointierter Spruch unter Gründern:

    "Wenn du damit scheiterst, ist Dir hierzulande oftmals Häme garantiert - hast Du Erfolg, gerätst du zum einen ins Visier der Umverteiler-Faktion und zum anderen mutierst du bei vielen zum pöhsen und raffgierigen Unternehmer, den es zu bekämpfen gilt"


    Manche Leute halten den Unternehmer für einen räudigen Wolf, den man totschlagen müsse. Andere sehen in ihm die Kuh, die man melken könne. Nur wenige erkennen in ihm das Pferd, das den Karren zieht

    (wird meines Wissens Winston Churchill zugeschrieben)

  • Es gibt ja schon Angebote um sich etwas aufzuschlauen.

    Z.b. die Workshops beim Bund der Versicherten.

    BdV-Workshops: Versicherungen, Finanzen & Altersvorsorge

    Ob man diese Workshops jetzt braucht oder der Aussage von Finanztip folgt ( Finanzen kannst du selbst ) muss halt jeder selber entscheiden. Hauptsache der Interessensgetriebene Vertriebsdruck ist nicht da.


    Und die 10€ der "Aktienrente" sind ja höchstens der "Türöffner". Leider vermute ich das hinter der Tür schon die Finanzindustrie lauert um eine weitere Generation arm zu sparen.

  • Und die 10€ der "Aktienrente" sind ja höchstens der "Türöffner". Leider vermute ich das hinter der Tür schon die Finanzindustrie lauert um eine weitere Generation arm zu sparen.

    Da lauert insbesondere die Kreussparkassen- und Volksbankorgsnisation darauf…..den da haben viele Klnder Sparbüchle und Jugendgirokonto.

  • Ich sehe das so: Ja die 10 Euro vom Staat reichen für keine sinnvolle Altersvorsorge.

    Aber vielleicht tragen die 10 Euro dazu bei, dass sich mehr Menschen mit dem Thema Aktien/ETF beschäftigen. Und diese Leute legen dann auf die 10 Euro vom Staat noch ihr eigenes Geld drauf. Und so bauen sich einige Leute, die sonst nie in Aktien investiert hätten (mangels Wissen), doch noch eine eigene Altersvorsorge auf.

    So sehe ich das im Prinzip auch. So etwas kann funktionieren, wenn der junge Mensch sieht: Huch aus dem 10€/Monat sind dann ja deutlich mehr geworden.

    Aber man sollte auch daran denken, dass es genau anders herum laufen kann. Ein Aktiencrash mit 17 und möglicherweise zieht unser junger Mensch die Lehre, dass Aktien doch nur Casino sind. :/
    M.E. macht so etwas nur einen Sinn, wenn man so etwas auch aktiv begleitet und erklärt. Warum es z.B. gerade sinnvoll ist in einem Crash einfach die Sparpläne laufen zu lassen.

    Letztlich scheinen Aktien Teufelszeug zu sein

    Ich hoffe, das ist kein Spiegel der Gesellschaft.

    Ich habe einige Freunde/Bekannte, die 2000-2003 und 2008/2009 so richtig auf die Nase gefallen sind. Teilweise sogar mit Schulden raus sind.
    Die sind teilweise völlig schockiert, wenn ich Ihnen heute erzähle, dass ich seit einigen Jahren einen Großteil meines Geldes in ETF investiert habe. Ich, derjenige der nie etwas von Aktien wissen wollte. ;)

    Aber, wenn man dann erklärt wie/warum man das tut und dass man ja nicht sein gesamtes Geld mit Rentenbeginn auf dem Konto haben muss, sondern es ja auch dann noch zum Teil Jahrzehnte investiert sein kann, bekommt man nur noch mehr Unverständnis.
    Ich habe es inzwischen aufgegeben.