von Jonas Fehling,
Hendrik Buhrs und Timo Halbe
Neunmal in Folge hat die EZB die Leitzinsen in den
letzten Monaten erhöht – und seitdem überbieten sich viele Banken mit neuen
Tagesgeldangeboten. Erster Fehler, den Du machen kannst: Dein Geld bei einer
Bank liegen lassen, die Dir nur mickrige oder gar keine Zinsen aufs
Tagesgeldkonto zahlt, obwohl sie selbst 3,75% Zinsen pro Jahr von der EZB dafür
kassiert. Es gibt aber noch weniger offensichtliche Tagesgeld-Fehler:
1. Auf gefährliche Angebote reinfallen
Die steigenden Zinsen wecken auch kriminelle Interessen:
Betrügerische Websites versprechen hohe Zinsen, um Dich abzuzocken. Die Seiten
sehen oft täuschend echt aus und ihre Fake-Angebote liegen manchmal nur knapp
über den besten echten Konditionen. So kannst Du sie schwieriger als „zu gut, um
wahr zu sein“ entlarven.
Nicht kriminell, aber auch heikel: Du wählst eine Bank, bei der Dein Geld nicht sicher ist, wenn sie pleitegeht. Daher sollte sie unbedingt der gesetzlichen Einlagensicherung in einem wirtschaftlich starken europäischen Land angehören. Damit Du das nicht alles selbst checken musst: In unseren Tagesgeld-Empfehlungen findest Du nur seriöse und etablierte Anbieter aus Ländern, die sehr strenge Kriterien erfüllen müssen.
2. Für minimal mehr Zinsen stressen
Du bist von einem richtig schlecht verzinsten Tagesgeld
zu einem guten gewechselt, siehst jetzt aber irgendwo nochmal 0,2 Prozentpunkte
mehr? Dir für nur wenige Euro mehr nochmal Arbeit zu machen muss nicht sein. Es
reicht völlig, ein- bis zweimal im Jahr zu checken, ob Du vielleicht nochmal
einen größeren Zins-Sprung machen kannst. In einem Fall musst Du aber
aufpassen:
3. Aktionszeitraum vergessen
Viele Banken locken Dich mit hohen „Aktionszinsen“.
Das sind auch super Angebote, aber sie gelten nur für kurze Zeit (z. B. drei
oder sechs Monate). Danach greift der Standardzins der Bank, der oft viel
niedriger ist. Bei der TF Bank und Advanzia* bekommst Du z. B. nach
sechs Monaten mit 3,6% p. a. nur noch 1,3% bzw. 1,6%. Auf ein Jahr gesehen liegt
Dein Effektivzins damit niedriger als bei dauerhaften 3,0% p. a., die Du z. B.
bei der BMW Bank oder Quirion* bekommst. berechnet.
Merk Dir also, wann die Aktionszinsen enden, und wechsle zum nächsten Angebot, wenn Du immer das Maximum rausholen willst. Ist Dir zu aufwendig? Dann hol Dir gleich ein Tagesgeld mit für alle und schau mit unserem Tagesgeldrechner, welche Zinsen für den gewählten Zeitraum rausspringen.
4. Notgroschen nicht ganz auffüllen
Der wichtigste Zweck Deines Tagesgeldkontos: Hier parkst
Du für Notfälle sofort verfügbares Geld. Mindestens drei oder sogar sechs
Monatsgehälter sollten dafür immer auf dem Konto bleiben. Dieses Geld fasst Du
nur an, wenn Du es wirklich brauchst (z. B. für Reparaturen). Und dann füllst Du
es möglichst schnell wieder auf. Was Du nie machen solltest: Den Notgroschen
freiwillig benutzen, z. B. für den Urlaub – auch wenn Du dafür auf dem gleichen
Konto sparen kannst. Wenn Du das nicht gut trennen kannst, hol Dir lieber zwei
Tagesgeldkonten. Eines nur für den Notgroschen, das andere zum Sparen.
5. Geld falsch verteilen
Wir empfehlen Dir, zusätzlich noch etwas mehr per Tages- oder Festgeld zu sparen (z. B. rund 20% Deiner gesamten Geldanlage), um kleinere bis mittlere Anschaffungen bezahlen zu können. Aber Achtung: Pro Bank und Kundin bzw. Kunde schützt die gesetzliche Einlagensicherung nur max. 100.000€. Pass also auf, unter dieser Grenze zu bleiben und teil Dein Geld richtig auf verschiedene Banken auf. Wichtig dabei:
- Es zählen all Deine Konten bei der Bank, also Tages- und Festgeld, Girokonto, Sparbuch und das Verrechnungskonto des Depots. Nur ETF und andere Wertpapiere in Deinem Depot zählen nicht.
- Lass immer noch etwas Platz für Zinsen, denn Dein Geld vermehrt sich ja.
- Manche auf den ersten Blick eigenständige Banken gelten bei der Einlagensicherung als eine. So sind z. B. nur einmal 100.000€ pro Kunde abgesichert, wenn Du Konten bei Deutscher Bank & Postbank oder Commerzbank & Comdirect hast. Weitere Paare findest Du in unserem Ratgeber.
6. Inflation vergessen
Ja, die Zinsen aufs Tagesgeld (und Festgeld mit über 4% p. a.) können sich sehen lassen. Die Inflation liegt aber höher: Vorläufig 6,2% im Juli sind noch immer eine Menge. Du machst also längst kein echtes Plus, Dein Geld wird nur langsamer weniger wert. Deshalb reicht Tagesgeld für Sparziele, aber nicht, um ein Vermögen aufzubauen. Dafür braucht’s einen ETF-Sparplan, mit dem man bislang langfristig im Schnitt 7% p. a. erreichen konnte. Damit liegst Du dann auch weit über der langfristigen ⌀Inflationsrate von gut 2% pro Jahr.
7. Mit gespartem Tagesgeld zocken
Egal wie viel Rendite die Börse verheißt: Benutz Deinen Notgroschen auf keinen Fall für Impulskäufe wie scheinbar verlockende Einzelaktien oder Kryptowährungen. Trenn Dein Tagesgeld am besten klar von Deinem Depot und führ es bei einer anderen Bank. Wenn Du schon weißt, dass Du Dich mal zum Zocken verführen lässt, solltest Du Angebote wie die verzinsten Verrechnungskonten unserer Depotempfehlungen Trade Republic und Scalable Capital eher meiden. Wenn Du super diszipliniert bist, ist’s natürlich ok.
|