Wenn Du einen ausschĂĽttenden ETF oder Einzelaktien hast,
kannst Du Dich momentan wieder ĂĽber einen Geldsegen freuen. Denn manche Firmen
geben einen Teil ihres Gewinns mit einer Dividende an Dich weiter. Wie viel Geld
ganz ohne Verkauf bei Dir landet, entscheidet sich bei deutschen Firmen auf der
Jahreshauptversammlung. Die allermeisten finden im FrĂĽhjahr statt.
Wer an diesem Tag eine Aktie im Depot hat, bekommt die
Dividende. Ein ausschĂĽttender ETF zahlt Dir die Dividenden gebĂĽndelt zu einem
bestimmten Termin aus. Aber: So verlockend es klingt, einfach so Geld ĂĽberwiesen
zu bekommen – Dividenden allein machen Dich nicht reich. Das hat mehrere
GrĂĽnde:
1. Dividenden drĂĽcken den Unternehmenswert
Du kaufst die Aktie kurz vor dem Dividenden-Stichtag,
streichst die Summe ein, verkaufst sie direkt wieder und profitierst: Was nach
einem simplen Weg zu mehr Geld klingt, funktioniert nicht. Denn die AusschĂĽttung
senkt den Gesamtwert der Firma ein bisschen und drĂĽckt dadurch deren
Aktienkurs.
Wenn Du die Dividende bekommen hast, wird die Aktie “ex
Dividende”, also minus den Betrag gehandelt, der pro Aktie ausgeschüttet wurde.
Der Kurs ändert sich an einem Handelstag zwar schnell, so um Rendite zu zocken,
ist aber riskant.
2. Kursgewinne sind genauso wichtig
Wenn Du Dividenden bekommst, hast Du direkt ein Ergebnis
Deiner Investitionen in der Hand. Klar, das ist ein gutes Gefühl – allein damit
ein Vermögen aufzubauen, wird aber schwer. So lag z. B. die Dividendenrendite
der Deutschen Telekom 2023 bei 3,1%. Pro Anteil wurden 0,70€ ausgezahlt. Nur:
Damit Du z. B. 150€ rausbekommst, musst Du 214 Aktien besitzen. Kostenpunkt:
Telekom-Aktien im Wert von rund 4.800€. Damit Du wirklich hohe Einnahmen durch
Dividenden hast, brauchst Du also erstmal jede Menge Kapital.
Die Dividende sagt auĂźerdem nichts ĂĽber die Entwicklung
des Aktienkurses aus. Der ist aber für Deinen langfristigen Vermögensaufbau
wichtig. Wie viel Dir sonst entgeht, zeigt ein Blick auf den MSCI World. In den
letzten 20 Jahren gingen 40% der Rendite des MSCI World auf Dividenden zurĂĽck.
Das heiĂźt aber auch: 60% der Rendite dieses Welt-Index sind durch
Kurssteigerungen entstanden.
3. Ruinier nicht den Zinseszins-Effekt
Die Dividende Deiner Aktien ist auf dem Konto. Da ist es
natürlich verlockend, sich davon einen Döner oder sogar einen teureren
Restaurantbesuch zu gönnen. Nur: Damit Du später möglichst viel Vermögen hast,
brauchst Du den Zinseszins-Effekt. Du musst die Erträge also wieder anlegen,
damit sie sich erneut vermehren.
Ein Beispiel: Angenommen, Du steckst jetzt je 10.000€ in
einen thesaurierenden und einen ausschĂĽttenden ETF. Jeden Monat zahlst Du je
100€ ein, über zehn Jahre. Beim thesaurierenden ETF steigt der Kurs jährlich um
8%, beim ausschĂĽttenden um 6%. DafĂĽr wirft er pro Jahr 2% Dividendenrendite ab,
die Du verkonsumierst. Dann hast Du nach zehn Jahren mit dem ausschĂĽttenden ETF
rund 33.500€ – mit dem thesaurierenden aber etwa 39.000€.
4. Mit Dividenden sparst Du nur am Anfang Steuern
Ja, Dividenden z. B. von einem ausschüttenden ETF können Dir helfen, Steuern zu sparen. Aber nur innerhalb des Sparerpauschbetrags (ab 2023: 1.000€). Sobald Du über diesem Betrag bist (vielleicht auch zusammen mit den Zinsen Deines Tages- oder Festgelds), fährst Du mit dem thesaurierenden ETF besser.
Bei Einzelaktien kommt ein weiteres Problem dazu: Auf Dividenden aus ausländischen Aktien fällt oft Quellensteuer an, z. B. in Spanien, Italien oder auch den USA. Die musst Du Dir extra bei der Steuererklärung zurĂĽckholen, was zusätzlichen Aufwand bedeutet. ETFs regeln dieses Thema intern.Â
5. Mit Dividenden kannst Du nicht planen
Die letzten Jahre gab es immer 2% Dividendenrendite,
also auch dieses Jahr? Damit solltest Du nicht planen. Im Gegensatz zu Zinsen
sind Dividenden bei Einzelaktien nicht gut vorhersehbar.
Das zeigt ein Blick auf zwei Dax-Konzerne. So lag z. B.
die Dividendenrendite der Adidas-Aktie von 2000 bis 2018 immer zwischen 1% und
2% – bis es für 2019 keine Dividende gab. Für 2020 und 2021 gab es zwar wieder
3€ bzw. 3,30€ pro Aktie, für 2022 werden es aber nur 0,70€ sein.
Anders sieht es bei VW aus. Die Dividende des
Autoherstellers ist 2016 auf 0,17€ geschrumpft, hat sich seitdem aber erholt –
und 2022 gab es eine Sonderdividende von 7,56€ je Vorzugsaktie. Verlässlich mit
Dividenden kalkulieren kannst Du also kaum.
Dividenden als gute Motivation
Nur mit Dividenden wirst Du also höchstwahrscheinlich
nicht reich – ohne sie ein Vermögen aufzubauen, dürfte aber genauso schwierig
werden. Dividenden haben aber vor allem einen Vorteil: Sie erleichtern Dir den
Einstieg ins Investieren und motivieren Dich, weiterzumachen. Wer ohne
Dividenden nicht angefangen hätte, sein Geld anzulegen, für den waren sie gut.
Und Du kannst später immer noch auf Thesaurierer umsteigen.
Und wenn die normale Dividende als Motivation noch nicht
reicht: Bei manchen Aktien gibt es sogar zusätzliche Extras zur Dividende. Wer
eine Sixt-Aktie besitzt, bekommt z. B. Rabatt auf Mietwagen. Beim
Wäschehersteller Calida bekommen alle, die mindestens 20 Namensaktien halten,
jedes Jahr einen neuen Pyjama – und schlafen dann vielleicht auch bei sinkenden
Dividendenrenditen etwas besser.
Welche Steuern auf Deine Dividenden fällig werden, kannst Du in unserem Ratgeber nachlesen.
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