von Jonas
Fehling und Henriette
Neubert
Letzte Woche haben wir getestet, was ChatGPT
als Geldratgeber draufhat. Am wenigsten hat uns überzeugt, wie der
KI-Chatbot unsere Frage nach den wichtigsten Versicherungen beantwortet hat:
Sehr wichtige haben gefehlt, dafür waren eher zweitrangige dabei. Auch Menschen
liegen hier oft falsch: Das zeigen Umfragen und Nachfragen aus der
Finanztip-Community mit über einer Million Newsletter-Leserinnen und -Lesern
immer wieder.
Warum ist das so?
Zum Beispiel weil die Versicherungsbranche für angeblich
sinnvolle Verträge wirbt. Viele sind aber unnötig: Neulich hat z. B. der Bund
der Versicherten eine Geräteversicherung für stolze 39€ im Monat zur schlechtesten
Versicherung des Jahres gewählt. Ein ganz besonderer Exot unter den
Nominierten: eine Versicherung gegen Regen im Urlaub. Dass Du die nicht
brauchst, sollte klar sein.
Die wichtigste Faustregel bei Versicherungen
Um zu entscheiden, ob Du eine Versicherung brauchst oder
nicht, musst Du vor allem eine Frage klären: Könntest Du die Kosten im
Versicherungsfall mit Deinem Notgroschen und Ersparnissen selbst bezahlen? Dann
braucht’s meist keine Versicherung. Falls nein und Du sogar finanziell ruiniert
wärst, sollte unbedingt eine her. Das trifft besonders auf Versicherungen zu,
bei denen es um sehr große Summen bzw. eine Grundabsicherung geht und die man
deshalb sogar verpflichtend haben muss:
- Kranken-
und Pflegeversicherung: Muss jeder haben, entweder gesetzlich oder
privat.
- Rentenversicherung:
Verpflichtend für Angestellte (außer Mini-Jobs) und einige Selbstständige
(z. B. Handwerkerinnen und Handwerker).
- Kfz-Haftpflicht:
Pflicht für alle, die ein Fahrzeug besitzen.
- Hundehaftpflicht:
Wenn Du einen Hund hast, in einigen Bundesländern vorgeschrieben, in manchen
für bestimmte Rassen. Eine Übersicht findest Du hier.
Es gibt aber noch andere Risiken, die Dich finanziell
ruinieren können, wenn Du selbst zahlen müsstest oder einfach Geld und Einkommen
fehlen würde – und nicht immer kostet eine Versicherung dagegen viel Geld.
Diese Versicherungen brauchst Du unbedingt:
- Privathaftpflichtversicherung
(PHV): Sie springt ein, wenn Du einen Schaden angerichtet hast. Und
das kann verdammt teuer werden, vor allem wenn Du einen anderen Menschen
schwer verletzt. Das Gute: Von
uns empfohlene Tarife gibt’s schon für unter 60€ pro Jahr.
- Berufsunfähigkeitsversicherung
(BU): Wenn Du durch eine Krankheit oder einen Unfall längerfristig
nicht mehr arbeiten kannst und so Dein Einkommen wegfällt, brauchst Du einen
Ersatz dafür. Die gesetzliche Erwerbsminderungsrente reicht selten. Hol Dir
deshalb unbedingt eine BU
– auch wenn diese Versicherung je nach Job und Krankenakte locker deutlich
über 100€ pro Monat kosten kann.
- Auslandskrankenversicherung
(AKV): Wenn Du im Ausland krank wirst, zahlt die normale
Krankenversicherung nur einen Bruchteil der Kosten. Ein Rücktransport per
Flugzeug kostet aber schnell mal über 10.000€. Gut, dass Du eine AKV
schon für 8€ pro Jahr bekommst.
- Wohngebäudeversicherung
(WGV): Du hast ein Haus? Dann verzichte auf keinen Fall auf eine
WGV, um bei Sturm, Hagel, Feuer und Blitzschlag abgesichert zu sein. Vergleich
aber gründlich die Anbieter, denn die Preise schwanken deutlich. Und
buch auch noch den Baustein Elementarschäden dazu.
- Risikolebensversicherung
(RLV): Deine ganze Familie lebt fast oder ganz von nur einem Gehalt
oder Ihr habt das Haus noch nicht abbezahlt? Dann braucht’s unbedingt eine
RLV, um
Deine Familie finanziell abzusichern, sollte ein Elternteil sterben. Wenn
Ihr z. B. 200.000€ braucht , seid Ihr mit ca. 100€ bis 300€ Jahresbeitrag
dabei.
- Krankentagegeldversicherung:
Daran solltest Du vor allem denken, wenn Du privatversichert bist und
deshalb bei längerer Krankheit kein Krankengeld von Deiner Krankenkasse
bekommen würdest. Auch wenn Du gesetzlich versichert bist und gut verdienst,
solltest Du zumindest über Krankentagegeld
nachdenken. Denn das Krankengeld von der Krankenkasse allein reicht
vielleicht nicht, um Deine laufenden Kosten zu decken.
Über diese Versicherungen kannst Du nachdenken
Du hast alle bisher genannten Versicherungen? Dann bist
Du fürs Gröbste abgesichert. Wenn jetzt noch Geld übrig ist und Du Dich in einem
bestimmten Bereich nicht wohlfühlst, können noch andere Versicherungen sinnvoll
sein. Zum Beispiel eine betriebliche Altersvorsorge, Hausrat-, Pflegezusatz-,
Rechtsschutz-, Reiserücktritts-, Unfall-, Zahnzusatzversicherung oder eine Kasko
fürs Auto.
Ganz dringend nötig sind diese Versicherungen aber nicht
und oft nur in bestimmten Situationen oder nicht für jeden sinnvoll: Deinen
Hausrat brauchst Du zum Beispiel nicht versichern, wenn‘s nur um ein paar alte
Möbel im WG-Zimmer geht. Und eine Reiserücktrittsversicherung ist eher etwas für
Senioren und Familien mit Kindern. Mehr Beispiele und Infos zu diesen
Versicherungen liest Du hier.
Diese Versicherungen brauchst Du nicht
Und dann gibt’s natürlich noch Versicherungen, die nicht
gleich Quatsch sein müssen, auf die Du aber getrost verzichten kannst. Dazu
gehören z. B. Ausbildungs-, Brillen-, Glasbruch-, Handy-, Reisegepäck-,
Sterbegeld-, Tierkranken- und Lebens- oder Rentenversicherungen (nur bei
Neuabschluss). Mehr Beispiele und warum Du diese Versicherungen nicht brauchst,
liest Du in unserem
Ratgeber.
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