Balkonkraftwerk Solaranlage auch für Mieter: Dein Strom vom Balkon

Benjamin_Weigl
Benjamin Weigl
Finanztip-Experte für Energie

Das Wichtigste in Kürze

  • Mit einem Balkonkraftwerk kannst Du am Balkongeländer, im Garten oder auf dem Dach mithilfe von Solarmodulen Strom erzeugen, um diesen sofort im Haushalt zu verbrauchen. Die Anlage wird per Steckdose mit Deiner Wohnung verbunden.

  • Für Singles oder Pärchen lohnt sich ein kleines Balkonkraftwerk, ein einzelnes Solarmodul, das die Strom­kos­ten um 50 bis 100 Euro im Jahr senkt.

  • Bei größeren Haushalten oder hohem Strombedarf tagsüber lohnt sich ein großes Balkonkraftwerk bestehend aus zwei Solarmodulen, damit kannst Du bis zu 200 Euro im Jahr sparen.

So gehst Du vor

  • In Mietwohnungen oder Eigentumswohnungen rentiert sich eine Balkon-Solaranlage oft schon nach fünf bis zehn Jahren. 2024 könnte ein rechtlicher Anspruch auf Installation kommen – bis es so weit ist, prüfe Deinen Mietvertrag und sprich mit Deinem Vermieter oder der Eigentümergemeinschaft, inwiefern das Anbringen einer Stecker-Solaranlage erlaubt ist.

  • 300 Watt oder 600 Watt Balkonkraftwerk? Finde heraus, welche Leistung sich für Deinen Haushalt lohnt.

  • Lade Dir unsere Checkliste für Balkonkraftwerke mit den wichtigsten Tipps herunter.

Zur Checkliste

  • Wenn Du Eigentümer bist und eine Dachfläche zur Verfügung hast, solltest Du erst über eine deutlich größere Pho­to­vol­ta­ik­an­la­ge nachdenken, bevor Du Dich für die kleine Lösung Balkonkraftwerk entscheidest.

Balkonkraftwerke werden immer beliebter – allein 2023 wurden mindestens 270.000 neu installiert. Mit so einer kleinen Solaranlage erzeugst Du Deinen eigenen Sonnenstrom, sparst damit bares Geld bei Deiner Stromrechnung und schonst obendrein Klima und Umwelt.

Balkonkraftwerke sind unter vielen Namen bekannt: Mini-PV, Guerilla-PV, Balkon-Solaranlage, Plug-in-Solaranlage, Stecker-Solaranlage oder steckerfertige Photovoltaik-Anlage. Sie sind relativ einfach zu installieren und kosten 2024 zwischen 300 und 700 Euro. Dir müssen dabei Wohnung oder Haus nicht gehören, auch als Mieter kannst Du ein Balkonkraftwerk betreiben.

Wie funktioniert ein Balkonkraftwerk?

Eine Balkonkraftwerk besteht üblicherweise aus einem oder zwei Solarmodulen mit insgesamt rund 300 bis 850 Watt Leistung. Auf der Rückseite ist ein kleiner Mikro-Wechselrichter angebracht. Der Wechselrichter wandelt den erzeugten Gleichstrom in Wechselstrom, mit dem handelsübliche Elektrogeräte arbeiten. Vom Wechselrichter geht ein Kabel ab. Dieses verbindest Du mit einem Netzkabel – den Stecker am anderen Ende kannst Du dann in eine normale Steckdose auf dem Balkon oder in der Wohnung stöpseln. Damit ist das Balkonkraftwerk mit Deinem Hausnetz verbunden. Sobald auf das Solarmodul Licht trifft, erzeugt es Strom. Dieser fließt ins Hausnetz und versorgt die Geräte, die gerade Bedarf haben.

Dein Stromzähler läuft dann langsamer. Du beziehst weniger Strom aus dem Netz und sparst dadurch Geld. Scheint die Sonne, kann der Zähler sogar ganz stoppen, obwohl Kühlschrank, Internetrouter und Computer Strom verbrauchen. Erzeugt die Anlage mehr Strom, als Du gerade benötigst, fließt er ins öffentliche Stromnetz ab.

Das Modul kannst Du an unterschiedlichen Orten aufstellen oder anbringen: Auf dem Balkon, am Balkongeländer, an der Hausfassade, auf der Terrasse, auf einem Flachdach oder einem Schrägdach, auf der Gartenlaube und sogar auf dem Gartentisch. Hersteller bieten je nach gewünschtem Installationsort eine Halterung oder einen Ständer für das Modul an. Maximal musst Du für die Montage in die Hauswand bohren und eine Halterung befestigen. Das kannst Du selbst tun. Lediglich bei der Montage auf einem Schrägdach empfiehlt es sich, eine Handwerksfirma hinzuzuziehen, die Dachhaken und Montagegestell auf dem Dach anbringt.

Die Leistung eines Balkonkraftwerks ist im Vergleich zu einer Pho­to­vol­ta­ik­an­la­ge auf dem Dach klein. Sinn und Zweck der Systeme ist nicht, dass Du möglichst viel Strom erzeugst, sondern dass Du günstigen Solarstrom erzeugst, größtenteils selbst verbrauchst und dadurch weniger Strom aus dem Netz beziehen musst. Das senkt Deine Strom­kos­ten.

Wie stark Du Dich mit eigenem Solarstrom versorgen kannst, hängt davon ab, wie hoch Dein Stromverbrauch ist und wie hoch der Ertrag der Solaranlage ist. Je mehr Strom Du tagsüber benötigst, während das Balkonkraftwerk Strom erzeugt, desto mehr des eigenen Stroms kannst Du nutzen. Insgesamt kannst Du eine Eigenversorgung von etwa 10 bis 20 Prozent erreichen.

Wie viel Strom ein Balkonkraftwerk zu Spitzenzeiten höchstens erzeugen kann, bemisst sich an der Leistung des Wechselrichters, der maximal 600 Watt leisten darf. Bis zu dieser Grenze gelten nämlich die vereinfachten Bedingungen für Mini-Solaranlagen. Bleibst Du unterhalb der 600 Watt, darfst Du das Balkonkraftwerk selbst montieren, anmelden und in Betrieb nehmen. 2024 tritt voraussichtlich ein neues Gesetz in Kraft, das die Leistungsgrenze des Wechselrichters auf 800 Watt erhöht.

Kosten, Ersparnis und Rentabilität

Ab 300 Euro (Stand: Februar 2024) kosten Balkonkraftwerke mit einem Solarmodul und 300 bis 400 Watt Leistung. Etwa 50 bis 100 Euro Strom­kos­ten kannst Du damit im Jahr sparen. Ein größeres Balkonkraftwerk mit zwei Solarmodulen, die 600 bis 850 Watt leisten, beschert Dir in der Regel eine Ersparnis von 100 bis 200 Euro, ist aber auch in der Anschaffung teurer und lohnt sich nur bei höherem Strombedarf.

Im besten Fall sollte das Balkonkraftwerk innerhalb von fünf bis zehn Jahren seine Kosten wieder eingespielt haben. Betreiben kannst Du es mindestens 15 Jahre, solange läuft in vielen Fällen die Produktgarantie der Hersteller. Der Wechselrichter muss dann vielleicht ersetzt werden, die Solarmodule halten aber oft noch 15 weitere Jahre. Nach einigen Jahren der Refinanzierung machst Du auf lange Sicht also Gewinn.

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Wie viel an Strom­kos­ten kannst Du sparen?

Wie viel Du durch ein Balkonkraftwerk sparst, hängt von drei Faktoren ab.

  1. Wie viel Strom kann das Solarmodul erzeugen? Mit welchem Ertrag kannst Du rechnen?
  2. Wie viel des Solarstroms kannst Du tagsüber verbrauchen – also während er entsteht?
  3. Wie viel zahlst Du für den Strom, den Du aus dem Netz beziehst?

Sehen wir uns diese drei Punkte einmal genauer an.

1) Der Stromertrag Deines Balkonkraftwerks

Wie viel Strom das Solarmodul erzeugt hängt davon ab, in welche Himmelsrichtung das Solarmodul zeigt, vom Neigungswinkel des Solarmoduls gegenüber dem Boden, von der Lage des Balkons im Gebäude (wenn das Solarmodul am Balkon befestigt wird) und von der Sonneneinstrahlung an Deinem Wohnort.

Am häufigsten befinden sich Balkonkraftwerke tatsächlich nicht auf dem Balkon, sondern auf Gestellen am Boden – etwa auf Flachdächern, Terrassen oder im Garten. Dies hat die Befragung von Anbietern von Balkonkraftwerken durch das Marktforschungsinstitut EuPD Research ergeben. Das Ergebnis muss nicht überraschen: Der Stromertrag ist etwas höher, wenn das Modul nicht vertikal an einer Wand oder einem Geländer montiert ist.

Steht Dir nur ein Balkon zur Verfügung, lohnt sich der Betrieb aber natürlich auch dort. Dabei haben Wissenschaftler der Hochschule Rosenheim und Mitarbeiter der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie (DGS) für den Standort Rosenheim ermittelt, wie hoch die Stromerträge auf unterschiedlichen Balkonen sind. Ergebnis: Es wird mehr Strom produziert, wenn das Modul nicht vertikal an der Wand oder am Balkongeländer befestigt ist, sondern schräg auf einem Gestell liegt.

Die durch die Simulation ermittelten Erträge stimmen mit den Erfahrungen aus der Praxis überein. In der folgenden Tabelle lässt sich ablesen, wie effizient Solarmodule auf Balkonen Strom produzieren. Dabei zeigt sich: Eine Ausrichtung nach Süden auf Ost- oder Westbalkonen lohnt sich in der Regel nicht – außer, Du kannst dadurch Schatten vermeiden.

Stromertrag von Balkonmodulen je nach Ausrichtung und Neigung

Ausrichtung von

Modul und Balkon 

Neigungswinkel des Moduls

 

90 Grad70 Grad
Süden auf Süd-Balkon780 Wh/Watt981 Wh/Watt
Süden auf Ost-Balkon476 Wh/Wattnicht ermittelt
Osten auf Ost-Balkon572 Wh/Wattnicht ermittelt
Süden auf West-Balkon536 Wh/Wattnicht ermittelt
Westen auf West-Balkon568 Wh/Wattnicht ermittelt

Angaben in Wattstunden pro Jahr je Watt Leistung des Moduls
Quelle: Hochschule Rosenheim/DGS „Erzeugungsprofile, Lastprofile und betriebswirtschaftliche Analyse kleiner PV-Systeme zur direkten Deckung des Eigenverbrauchs“ (Stand: März 2017)

Die Werte aus der Tabelle kannst Du mit der Leistung der Solarmodule multiplizieren, um den möglichen Jahresertrag zu berechnen. Verfügt Dein Balkonkraftwerk zum Beispiel über zwei 300-Watt-Module und ist auf einem Südbalkon mit einem 70-Grad-Winkel nach Süden ausgerichtet, rechnest Du: 981 Wh/Watt x 600 Watt = 588.000 Wh (Wattstunden). Das entspricht 588 Kilowattstunden produziertem Strom pro Jahr.

Am effizientesten arbeitet ein Solarmodul, wenn es nach Süden ausgerichtet und in einem Winkel von 36 Grad, vom Boden aus gemessen, aufgestellt wird. Am Standort Rosenheim (Südbayern) könntest Du dann mit einem Ertrag von 1094 Wh/Watt rechnen. In unserem Beispiel mit dem 600-Watt-Balkonkraftwerk wäre ein Stromertrag von 656,4 Kilowattstunden zu schaffen.

Beachte: Diese Werte aus der genannten Studie dienen als Richtwert und weichen je nach Effizienzgrad des konkreten Solarmoduls (Bauweise, Hersteller) ab.

2) Dein Stromverbrauch während des Tages

Geld sparst Du mit einem Balkonkraftwerk nur, wenn Du den produzierten Strom auch selbst nutzen kannst. Ohne teuren Batteriespeicher muss die Energie dann verbraucht werden, wenn sie entsteht – tagsüber, während die Sonne scheint. Natürlich produziert das Solarmodul aber auch bei Wolken etwas Strom. Frage Dich deshalb: Welche Geräte laufen bei Dir immer tagsüber oder täglich 24 Stunden lang? Bei Mietern sind das zum Beispiel Kühlschrank, Router und Standby-Geräte. Bei Hausbesitzern können weitere Geräte, etwa für die Heizung, dazukommen.

Wer im Home-Office arbeitet, sein Mittagessen oft zuhause kocht oder Geräte wie Waschmaschine und Spülmaschine so programmiert, dass sie tagsüber zeitversetzt hintereinander laufen, für den lohnt sich ein Balkonkraftwerk umso mehr. Der Eigenverbrauch und damit die Wirtschaftlichkeit einer Mini-PV-Anlage steigt, wenn Du Deinen Stromverbrauch in die Zeit der höchsten Stromerzeugung legst. Wer tagsüber kaum zuhause ist, sollte eine Anlage mit Stromspeicher zumindest in Betracht ziehen. Wie Du Deinen Stromverbrauch genauer analysieren kannst, liest Du im nächsten Kapitel.

Mehr zum Stromverbrauch von Haushalten und einzelnen Haushaltsgeräten findest Du auch in diesem Ratgeber.

3) Der Preis für Strom aus dem Netz

Je mehr Dich eine Kilowattstunde Strom aus dem öffentlichen Netz kostet, desto größer ist die Ersparnis durch selbst produzierten Strom. Durch den Krieg in der Ukraine waren die Strompreise 2022 und 2023 zeitweise sehr hoch, teilweise bei über 40 Cent pro Kilowattstunde (kWh). 2024 sind die Strompreise wieder deutlich günstiger und liegen oft bei rund 30 Cent/kWh. Wie sie sich langfristig entwickeln werden, ist schwer zu prognostizieren.

Bei hohen Strompreisen amortisiert sich ein Balkonkraftwerk schneller. Ab dem Zeit­punkt, an dem Du die Investitionskosten hereingeholt hast, machst Du mit einer Mini-PV-Anlage Gewinn.

Zusammengefasst bedeutet das: Eine Mini-Solaranlage mit 600 Watt erzeugt im besten Fall rund 600 Kilowattstunden im Jahr. Verbrauchst Du einen großen Teil davon selbst, sinkt Deine jährliche Stromrechnung um gut 100 Euro, im besten Fall um bis zu 200 Euro. Denn Du vermeidest teuren Strom für 30 oder 40 Cent pro Kilowattstunde aus dem Stromnetz zu kaufen. Bei einer kleineren 300-Watt-Anlage kannst Du mit einer Ersparnis von 50 bis 100 Euro im Jahr rechnen.

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300W oder 600W: Welches Balkonkraftwerk lohnt sich?

Wenn Du Dein Verbrauchsverhalten kennst, kannst Du die passende Leistung einer Mini-PV-Anlage besser bestimmen. Deshalb empfiehlt es sich, Deinen Stromverbrauch zu analysieren. Besonders interessant ist dabei die Grundlast: Das ist der konstante, ständige Strombedarf Deines Haushalts. Die Grundlast ergibt sich demnach aus dem Stromverbrauch aller Geräte, die kontinuierlich laufen. Hast Du bereits einen digitalen Stromzähler oder sogar ein intelligentes Messsystem (Smart Meter), kannst Du die Verbrauchsdaten eines längeren Zeitraums stundenweise abrufen.

Ist bei Dir noch ein analoger Stromzähler mit Drehscheibe und Zählwerk installiert, kannst Du die Grundlast auf zwei Arten zumindest grob bestimmen. Erste Möglichkeit: Geh direkt vor dem Zubettgehen zum Zählerkasten, notiere Deinen aktuellen Zählerstand und die Uhrzeit. Nach dem Aufstehen schreibst Du sofort wieder Zählerstand und Uhrzeit auf. Aus Verbrauch und verstrichener Zeit kannst Du Deine Grundlast berechnen.

Eine Beispielrechnung (klicke hier zum Aufklappen)


Das Prinzip funktioniert natürlich auch tagsüber, wenn niemand zuhause ist, beziehungsweise keine Geräte zusätzlich Strom verbrauchen. Du kannst den Zähler zum Beispiel ablesen, wenn Du morgens zur Arbeit aus dem Haus gehst, und abends, sobald Du die Wohnung wieder betrittst.

Möglichkeit zwei: Du nutzt eine Messsteckdose, die Du zwischen Steckdose und Stromverbraucher steckst. Um die Grundlast zu berechnen, sammelst Du von sämtlichen ständig laufenden Geräten (auch Standby) die verbrauchte Wattzahl und addierst die Werte.

Kombiniere diese Messmöglichkeiten oder wiederhole die Messungen an mehreren Tagen, um die Grundlast genauer einschätzen zu können. Verschiedene Werte können dadurch entstehen, dass der Kompressor Deines Kühlschranks mal häufiger, mal seltener anspringt, oder dass Dein Router mal mehr, mal weniger Daten aus dem Internet zieht. Auch Jahreszeiten können einen Unterschied machen: In einem Einfamilienhaus kommt die Heizungstechnik im Winter zur Grundlast hinzu.

Balkonkraftwerk ohne Batteriespeicher

Die Grundlast Deines Haushalts zu kennen, hilft Dir, die Leistung eines Balkonkraftwerks ohne Batteriespeicher sinnvoll zu wählen. Liegt die Grundlast zum Beispiel bei 300 Watt und Deine Anlage hat eine maximale Leistung von 300 Watt, würde der erzeugte Strom zu 100 Prozent selbst genutzt. Das Balkonkraftwerk würde zu keinem Zeit­punkt überschüssigen Strom produzieren, der nicht verbraucht und deshalb ins Netz eingespeist wird.

Da Du aber tagsüber zusätzlich zur Grundlast Strom verbrauchst, wäre es in diesem Beispiel sinnvoller, eine Mini-PV-Anlage mit einer Leistung von 600 Watt zu installieren. Dadurch sinkt zwar der Eigennutzungsgrad, ein Teil des Stroms fließt ins öffentliche Netz ab. Insgesamt deckst Du damit aber einen weit größeren Teil Deines gesamten Strombedarfs ab und sparst dadurch mehr.

Gerade in Mietwohnungen und sparsamen Haushalten kann es vorkommen, dass die Grundlast viel niedriger liegt. 100 Watt oder weniger sind üblich. In solchen Szenarien ist es sinnvoll, sich ein eher kleineres Balkonkraftwerk anzuschaffen. Eine Leistung von 300 Watt könnte ausreichend sein, um tagsüber die Grundlast zu decken und an sonnigen Tagen zusätzliche Stromabnehmer teilweise zu versorgen.

Um konkrete Szenarien für ein Balkonkraftwerk durchzurechnen, kannst Du den Stecker-Solar-Simulator der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Berlin nutzen. Anhand von Stromverbrauch, Montageart der Solarmodule und An­schaf­fungs­kos­ten findest Du den zu erwartenden Stromertrag heraus und außerdem, wann sich die Investition bezahlt macht.

Balkonkraftwerk mit Batteriespeicher

Mit dem HTW-Rechner kannst Du auch ein Balkonkraftwerk mit einem Batteriespeicher simulieren. Verfügst Du über einen Speicher, kannst Du Solarmodule mit höherer Leistung installieren und den Solarstrom auch dann nutzen, wenn das Kraftwerk gerade keinen Strom produziert. So kannst Du mehr der selbst produzierten Energie nutzen.

Den kompletten vom Balkonkraftwerk produzierten Strom selbst zu nutzen, also den Eigenverbrauch auf 100 Prozent zu maximieren, ist gar nicht so einfach. Ein Beispiel: Wenn Du im Jahr insgesamt 3.000 Kilowattstunden Strom benötigst, müsstest Du bei einer installierten Solarleistung von 500 Watt einen Speicher mit einer Kapazität von 1000 Wattstunden (1 Kilowattstunde) installieren, um sämtlichen von der Anlage erzeugten Strom selbst verbrauchen zu können. Die rund 500 Kilowattstunden, die Deine Anlage insgesamt produziert, würde damit ein Sechstel Deines jährlichen Strombedarfs liefern.

Immer mehr Shops bieten 2024 Balkonkraftwerke mit Speicher an. Ein Stromspeicher für das Balkonkraftwerk erhöht Deine Investitionskosten allerdings beträchtlich und kostet meist mindestens 500 Euro. Prüfe vor einem Kauf, ob sich ein Speicher tatsächlich lohnt. Oft rentiert sich ein System mit Speicher erst später als eines ohne Speicher. Der HTW-Rechner kann Dir bei der Entscheidung helfen.

Berücksichtige zudem die Leistungsfähigkeit und die Anschlussmöglichkeiten des Batteriespeichers. Speist der Akku den gespeicherten Strom auf Knopfdruck oder automatisiert direkt ins Hausnetz ein? Ist das nicht möglich, musst Du Geräte direkt an den Speicher anschließen können. Für einen Fernsehabend mit eigenem Sonnenstrom dürfte das wenig praktikabel sein.

Entscheidend: Die Leistung des Wechselrichters

Ausschlaggebend für die Leistung eines Balkonkraftwerks ist nicht nur das Solarmodul. Entscheidend ist auch, was der Wechselrichter leistet: Er wandelt den erzeugten Strom um und speist ihn über die Steckdose ins Hausnetz ein. Um die vereinfachten Regeln für Installation und Anmeldung von Balkonkraftwerken nutzen zu können, darf die Leistung des Wechselrichters 600 Watt nicht überschreiten.

Aktuell plant die Bundesregierung, die erlaubte Maximalleistung von Wechselrichtern für Balkonkraftwerke auf 800 Watt anzuheben. Das entsprechende Gesetz (Solarpaket) könnte ab Mitte 2024 gelten, muss aber noch durch den Bundestag.

Viele Anbieter verkaufen Balkonkraftwerke mit einem 600-Watt-Wechselrichter und zwei Solarmodulen, wobei die Spitzenleistung der Module insgesamt deutlich höher ist als die Leistung des Wechselrichters. So sind bereits Balkonkraftwerke mit einer (potenziellen) Solarleistung von zum Beispiel 850 Watt und mehr erhältlich. Der Wechselrichter limitiert die maximal nutzbare Leistung zwar auf 600 Watt, jedoch könnten die Solarmodule ohnehin nur unter allerbesten Bedingungen 850 Watt erzeugen. Sind sie zum Beispiel nicht optimal zur Sonne ausgerichtet (das Optimum: nach Süden bei einer Neigung von etwa 35 Grad zum Boden), können die Module ihre Nennleistung von 850 Watt nie erreichen, wie folgende Tabelle zeigt:

Maximalleistung des Moduls je nach Ausrichtung und Neigung

Ausrichtung
und Neigung
Abweichung
von Nennleistung
Süd, 60 Grad5 % weniger
Ost, 35 Grad10 % weniger
West, 35 Grad10 % weniger
Ost, 60 Grad20 % weniger
West, 60 Grad20 % weniger
Süd, 90 Grad30 % weniger
Ost, 90 Grad35 % weniger
Ost, 90 Grad35 % weniger

Die Prozentangaben sind gerundet.
Quelle: Finanztip-Recherche (Stand: 23. Juli 2021)

Über ein ganzes Jahr gesehen ist es daher sinnvoll, Module mit höherer Nennleistung mit einer etwas darunterliegenden Leistung des Wechselrichters zu kombinieren. Das Balkonkraftwerk kann so auch bei schlechtem Wetter, im Winter oder bei nicht optimaler Ausrichtung zur Sonne mehr Strom produzieren.

Balkonkraftwerk kaufen: Kosten, Shops und Sicherheit

Seit 2023 gilt für Kauf und Installation von Pho­to­vol­ta­ik­an­la­gen bis 30 kWp eine Umsatzsteuer von null Prozent. Auch für Balkonkraftwerke stehen 0 Prozent Mehrwertsteuer auf der Rechnung. Der Staat verdient hier also nicht mit, das soll Photovoltaik günstiger und attraktiver machen.

Bevor Du den Kauf eines konkreten Balkonkraftwerks in Erwägung ziehst, solltest Du wissen, welche Leistung für Deinen Haushalt sinnvoll ist. Wie das geht, hast Du im vorherigen Kapitel erfahren. Du kannst Dich auch an einem groben Richtwert orientieren: Liegt der Jahresstromverbrauch des Haushalts unter 2.500 Kilowattstunden, genügt meist ein 300-Watt-Solarmodul, außer Du hast tagsüber regelmäßig einen hohen Stromverbrauch. Bei einem Jahresverbrauch von mehr als 2.500 Kilowattstunden lohnen sich oft zwei Solarmodule.

Besonders einfach kannst Du Balkonkraftwerke über das Internet kaufen. Dort haben sich in den vergangenen Jahren zahlreiche Online-Shops etabliert: Priwatt, Yuma oder GreenAkku gehören zu den gängigen Anbietern in Deutschland. Dazu gehören ebenso die Unternehmen PluginEnergy, das auch besonders leichte und flexible Solarmodule anbietet, und AlphaSolar. Letztere werben mit Abholstationen in ganz Deutschland, bei denen die Lieferkosten entfallen. Auch Baumärkte, Elektrofachgeschäfte und Discounter haben Mini-Solaranlagen im Angebot.

2022 waren Balkonkraftwerke noch teuer – die Nachfrage war hoch, zudem gab es Lieferprobleme. Anfang 2024 sind die Preise für Balkon-Solaranlagen sehr günstig – oft kosten sie zwischen 300 und 700 Euro. Meistens sind sie sofort lieferbar, gleichzeitig sind sie komplett von der Mehrwertsteuer befreit. Aus finanzieller Sicht zahlt sich die Anschaffung in den meisten Fällen nach fünf bis zehn Jahren aus. Tipp: Prüfe vor dem Kauf unbedingt, ob Du einen Zuschuss durch eines der vielen Förderprogramme für Balkonkraftwerke bekommen kannst – dann rechnet sich die Investition noch schneller.

Wir haben Online-Preise für Balkonkraftwerke mit Solarmodul, Wechselrichter, Anschlusskabel und Montagematerial ermittelt, jedoch ohne eventuelle Versandkosten. Die folgende Tabelle bietet eine grobe Preisübersicht für Balkonkraftwerke 2024.

Balkonkraftwerk Kosten 2024

Komplettpaket: Solarmodule, Wechselrichter, Anschlusskabel und Montagematerial für BalkonbefestigungPreisspanne für Balkonkraftwerke bei fünf Online-Anbietern
Ein Solarmodul, 300 Watt Wechselrichter290 bis 500 Euro (Durchschnitt: 368 Euro)
Zwei Solarmodule, 600 Watt Wechselrichter490 bis 700 Euro (Durchschnitt: 615 Euro)

Ausgewertet wurden stichprobenartig die Preise der Online-Händler Priwatt, Yuma, GreenAkku, AlphaSolar und PluginEnergy für Mini-Solaranlagen mit Befestigung am Balkongeländer, ohne Lieferkosten.
Quelle: Finanztip-Recherche (Stand: 2. Februar 2024).

Du kannst die Einzelkomponenten eines Balkonkraftwerks theoretisch auch getrennt voneinander kaufen, Solarmodule werden auch gebraucht angeboten. Vorteil: Möglicherweise kommst Du so insgesamt günstiger weg. Nachteil: Im Garantiefall kann es zu Schwierigkeiten kommen – zudem musst Du genau darauf achten, dass die Komponenten zusammen betrieben werden dürfen. Finanztip rät deshalb zum Kauf eines Komplettpakets.

Ver­si­che­rung für Dein Balkonkraftwerk

Die meisten privaten Haft­pflicht­ver­si­che­rungen übernehmen Schäden, die durch einen potenziellen Defekt oder ein Herabfallen des Balkonkraftwerks hervorgerufen werden. Frage sicherheitshalber bei Deinem Versicherer nach.

Für den Fall, dass Dein Balkonkraftwerk einen Brand verursacht, und auch, um die Anlage gegen Sturm, Hagel, Feuer oder einen Überspannungsschaden zu versichern, nutzt Du am besten eine Hausratversicherung. Seit November 2023 sind Balkonkraftwerke in neuen Hausratversicherungen in aller Regel abgesichert, das hat der Gesamtverband der Deutschen Ver­si­che­rungswirtschaft (GDV) in seinen Musterbedingungen festgelegt. Beachte aber: Versicherer sind nicht verpflichtet, diese Bedingungen einzuhalten. Und wenn Du bereits eine länger bestehende Hausratpolice hast, kontaktiere Deinen Versicherer, damit sie auf die neuen Bedingungen umgestellt wird.

Eine spezielle Pho­to­vol­ta­ik­ver­si­che­rung macht dagegen nur Sinn, wenn Du diese für eine große Solaranlage auf dem Dach hast und Dein Balkonkraftwerk dabei mitversichern kannst.

Auf diesen Sicherheitsstandard solltest du achten

In jedem Fall musst Du dafür sorgen, dass Deine Anlage sicher ist. Die Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie (DGS), ein Fachverband, der sich für den Ausbau Erneuerbarer Energien einsetzt, hat für Balkonkraftwerke den Sicherheitsstandard DGS 0001 entwickelt. 

In der Marktübersicht der DGS kannst du prüfen, welche Anlagen den Standard erfüllen. Bei grün markierten Modellen wurde der Sicherheitsstandard zertifiziert, entsprechende Geräte tragen auch ein Siegel der DGS. Gelb bedeutet, dass der Hersteller selbst angibt, die DGS-Standards einzuhalten. Rot sind alle anderen, ungeprüften Fälle markiert. Nicht alle Hersteller durchlaufen diese mit Kosten verbundene Zertifizierung. Achte deshalb beim Kauf auf vertrauenswürdige Händler mit Sitz in Deutschland oder der EU. Tragen die Solarmodule und der Wechselrichter ein TÜV-Siegel, ist das zusätzlich vertrauenserweckend.

Klimabilanz: EU-Solarmodule schneiden besser ab

Solarenergie spart CO2 ein und hilft dem Klima. Doch wie steht es eigentlich um die CO2-Bilanz der Solarmodule selbst? Das Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme (ISE) kommt zu dem Ergebnis, dass die CO2-Emissionen für Herstellung, Transport und Entsorgung von Modulen rund 40-mal niedriger sind, als wenn der Strom stattdessen durch Braunkohle erzeugt würde.

Das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE hat in seiner Studie herausgefunden: Solarmodule aus der EU sind besonders klimafreundlich. Die Herstellung in Europa erzeugt demnach 40 Prozent weniger CO2 als in China, was am unterschiedlichen Strommix der Länder liegt. Neben der Herkunft spielt außerdem die Bauart eine Rolle: Ganz in Glas eingefasste Glas-Glas-Module sollen eine höhere Lebensdauer als Module mit Rückseitenfolie haben. Letztere verfügen zudem über einen Aluminiumrahmen, der die CO2-Bilanz verschlechtert. Wenn Dir die Ökobilanz Deiner Anlage wichtig ist, solltest Du diese Faktoren bei der Kaufentscheidung berücksichtigen.

Was musst Du vor dem Kauf eines Balkonkraftwerks beachten?

Noch bevor Du Dich für den Kauf eines konkreten Balkonkraftwerks entscheidest, solltest Du Dir Zeit nehmen, um die folgenden vier Punkte zu klären.

1. Deinen Vermieter oder die WEG überzeugen

Neu 2024: Balkonkraftwerke sollen im Bürgerlichen Gesetzbuch als „privilegierte Maßnahme“ verankert werden. Dann hättest Du als Mieterin und Mieter einen Anspruch darauf, ein Balkonkraftwerk außen an Deinem Balkon installieren zu dürfen. Vermieter und Vermieterinnen bzw. Woh­nungs­ei­gen­tü­mer­ge­mein­schaft­en müssten dem Vorhaben regelmäßig zustimmen und könnten lediglich bestimmte, begründete Vorgaben zur Installation machen. Ein entsprechender Gesetzentwurf des Bundesjustizministeriums könnte Mitte 2024 in Kraft treten. Mini-Solaranlagen an Deutschlands Balkonen sind politisch erwünscht, das überzeugt womöglich auch Deinen Vermieter.

Solange das noch nicht beschlossen ist und Du zur Miete oder in einer Wohn­ungs­eig­en­tüm­er­ge­mein­schaft (WEG) wohnst, kläre vorab:

  • Fall 1: Möchtest Du das Balkonkraftwerk direkt auf Deinem Balkon oder im Garten aufstellen, brauchst Du normalerweise kein Einverständnis. Sicherheitshalber solltest Du die Einwilligung Deines Vermieters (oder der WEG) dennoch einholen. Stimmt Dein Vermieter der Installation nicht zu, dann weise ihn auf ein Urteil des Amtsgerichts Stuttgart hin (vom 30. März 2021, Az. 37 C 2283/20). In diesem erkannte der Richter einen Anspruch des Mieters auf Installation und Betrieb einer Stecker-Solar-Anlage. Zu dem Rechtsstreit kam es, weil der Mieter trotz ablehnender Haltung des Vermieters ein System auf dem Balkon angebracht hatte. Daraufhin verklagte der Vermieter den Mieter und scheiterte.

  • Fall 2: Du möchtest die Anlage außen am Balkongeländer oder an der Fassade installieren. Prüfe zunächst: Ist das Anbringen von Modulen am Balkon oder an der Fassade im Mietvertrag untersagt? Enthält der Mietvertrag keine entsprechende Regelung, brauchst Du dennoch das Einverständnis des Vermieters. Argumentiere mit dem Umweltschutz, der als Staatsziel im Grundgesetz verankert ist, sowie mit der sicheren Installation der Anlage und Deinem Ver­si­che­rungs­schutz, um eventuelle Bedenken auszuräumen. Bringt Dein Vermieter triftige Gründe gegen diese Installationsform vor, musst Du das in vielen Fällen akzeptieren.

2024 ist die Energiewende so dringend nötig wie noch nie, gleichzeitig verändert sich auch so viel wie noch nie. Nutze diese Argumente, wenn Dein Vermieter einem Balkonkraftwerk ablehnend gegenübersteht und sie zum Beispiel als „optisch störend“ bezeichnet. Klaus Müller, Chef der Bundesnetzagentur, verpasste Hausverwaltern und Vermietern einen kleinen Seitenhieb, als er in einem offenen Brief appellierte: „Für eine Mitmach-Energiewende sind die Mini-Module unverzichtbar und definitiv ein positiver optischer Reiz in vielen Fassadenbildern.“

2. Die Steckdose: Schuko statt Wieland

Balkon-Solaranlagen kannst Du direkt in die Steckdose in der Wohnung, im Garten oder auf dem Balkon stöpseln. Nach einer Marktstudie sind die meisten Systeme über eine ganz normale, sogenannte Schutzkontaktsteckdose (auch Schuko-Steckdose) angebunden, rund 20 Prozent über eine sogenannte Wieland-Steckdose.

Darf denn jede Stecker-Solar-Anlage an eine Schuko-Steckdose? Das war in Fachkreisen umstritten. Seit 2023 zeichnet sich eine Wende ab: Nachdem Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur, sich Ende 2022 klar für den Anschluss an eine normale Steckdose aussprach, reagierte im Januar 2023 der Elektrotechnik-Verband VDE. Früher als vehementer Gegner des Schuko-Steckers bekannt, möchte der VDE den Anschluss eines Balkonkraftwerks per Schuko-Stecker in Zukunft dulden, wenn der Wechselrichter den üblichen Vorgaben entspricht. Das soll auch in die neue VDE-Norm für Mini-Solaranlagen einfließen, die für 2024 erwartet wird.

Wir halten deshalb schon jetzt den Anschluss per Schuko-Stecker für sicher. Halte Dich aber unbedingt an die Vorgaben der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie (DGS):

  • Du darfst die Stecker-Solaranlage nur an eine wettergeschützte Wandsteckdose schließen, nicht an eine Mehrfach-Verteilersteckdose.

  • Die Steckdose, an die Du das Modul schließt, muss im Anschlusskasten über einen Sicherungsautomaten gesichert sein. Bei Schraubsicherungen muss ein Elektriker eine kleinere Sicherung eindrehen.

  • Damit Du Dir beim Einstöpseln keinen Stromschlag holst, muss die Stecker-Solaranlage dem Sicherheitsstandard der DGS entsprechen. Welche Systeme den Anforderungen entsprechen, listet die DGS auch auf.

Die momentan noch bestehende VDE-Norm, die mittlerweile der Verband selbst nicht mehr für nötig erachtet (siehe oben), sieht vor, dass für Anlagen bis mit zu 600 Watt die Steckdose eine „spezielle Energiesteckvorrichtung“ sein muss (VDE 0100-551-1). Diese muss berührungssicher und verwechslungssicher sein, beschreibt eine zweite Norm (VDE V 0628-1). Möchtest Du diese Norm befolgen, um Dein Balkonkraftwerk anzuschließen, müsstest Du einen Elektriker damit beauftragen, eine Wieland-Steckdose zu installieren – das kostet schnell einen dreistelligen Betrag.

Viele Fachleute, die für die Energiewende kämpfen, kommen zu dem Schluss: Ein Balkonkraftwerk an einer Schuko-Steckdose ist sicher. Denn alle gängigen Wechselrichter trennen die Spannung am Stecker in Sekundenbruchteilen, sobald er aus der Steckdose gezogen wird. Achte beim Kauf des Balkonkraftwerks darauf, dass der Wechselrichter nach der Norm VDE AR-N-4105 zertifiziert ist.

Es kann dennoch sein, dass der Netzbetreiber für sein Verteilnetz noch festgelegt hat, dass eine Schuko-Steckdose nicht den technischen Anforderungen entspricht. Informiere Dich daher vor Kauf einer Balkon-Solaranlage, was Dein Netzbetreiber vorsieht. Möglich ist, dass er die Installation einer berührungssicheren Steckdose verlangt. Weise ihn aber auf die aktuellen Entwicklungen hin.

Optional: Wieland-Steckdose einbauen lassen

Der Zentralverband der Deutschen elektro- und informationstechnischen Handwerke (ZVEH) empfiehlt eine Steckdose des Typs Wieland. Eine solche benötigst Du auf jeden Fall, wenn Du mehr als 600 Watt an die Steckdose schließen willst. Der dreipolige Wieland-Stecker ist berührungssicher und verwechslungssicher. Bei vielen Balkonkraftwerken kannst Du beim Kauf auswählen, mit welchem Stecker sie geliefert werden soll.

Die Deutsche Kommission Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik (DKE) führt aus, dass Steckdose und Stecker nach Vornorm DIN VDE V 0628-1 für bis zu 16 Ampere Stromstärke zugelassen sein müssen. Die Wirkleistung der Anlage sollte damit nicht mehr als 3,3 Kilowatt betragen. Beachte: Für Balkonkraftwerke, die mehr als 600 Watt leisten, gilt das vereinfachte Anmeldeverfahren nicht, unter anderem darfst Du die Anlage nicht selbst anmelden und in Betrieb nehmen. Allgemein gelten dieselben Regeln wie für größere PV-Anlagen.

Ein Elektriker setzt Dir die benötigte Wieland-Steckdose und prüft die vorhandene Leitung des Stromkreises. Kostenpunkt: Etwa 150 Euro. Ist die Anlage mit der Steckdose verbunden, musst Du Deinen Netzbetreiber darüber informieren.

3. Netzbetreiber fragen: Brauchst Du einen neuen Stromzähler?

Die Stecker-Solaranlage soll Deinen Bedarf an Netzstrom verringern. Trotzdem wirst Du zu bestimmten Zeiten wahrscheinlich mehr Solarstrom produzieren, als Du gerade benötigst. Dann fließt der Überschuss ins Stromnetz ab. Damit sich Dein Stromzähler nicht rückwärts dreht, brauchst Du eine Rücklaufsperre, andernfalls machst Du Dich strafbar. Die analogen, sogenannten Ferraris-Zähler, bei dem sich eine Scheibe hinter einem Fenster dreht, haben meist keine Rücklaufsperre. Die Rücklaufsperre erkennst Du an einem schwarzen Zahnrad-Symbol mit einem Stopper. Lass Dir einen digitalen Stromzähler einbauen, der verfügt standardmäßig über eine Rücklaufsperre.

Ist ein Zählertausch notwendig, finde Deinen Netzbetreiber heraus: Gib in einer Internet-Suchmaschine Deinen Wohnort in Verbindung mit dem Begriff "Netzbetreiber" ein. Dein zuständiger Mess­stel­len­be­trei­ber (meist ist das der Netzbetreiber) baut Dir bei Bedarf den neuen Zähler mit Rücklaufsperre ein. Bei Balkonkraftwerken mit weniger als 1.000 Watt Leistung sollte der Einbau kostenfrei sein. Als jährliche Miete dürfen höchsten 20 Euro verlangt werden. Zum Vergleich: Analoge Zähler kosten meist etwa 8 Euro jährlich.

Rückwärts drehende Stromzähler ab 2024 erlaubt?

Der VDE hat sich im Januar 2023 dafür ausgesprochen, künftig auch rückwärtslaufende Stromzähler zu akzeptieren, wenn das Balkonkraftwerk maximal 800 Watt leistet. Das Bundeswirtschaftsministerium will diesen Plan im „Solarpaket“ umsetzen, das im Laufe des Jahres 2024 in Kraft treten soll – vorausgesetzt, der Bundestag stimmt dem Gesetzentwurf zu. Dann dürftest Du ein Balkonkraftwerk sofort an einen analogen Ferraris-Zähler anschließen. Der könnte sich dann zeitweise auch rückwärts drehen, bis der Netzbetreiber Dir den vorgesehenen digitalen Stromzähler einbaut.

Einen eigenen Zähler für eingespeisten Strom oder einen Zweirichtungszähler zu setzen, ist bei Anlagen unter 800 Watt Leistung nicht vorgeschrieben. Trotzdem gibt es Netzbetreiber, die genau das verlangen: einen Einspeisezähler für kleinste Strommengen. Das Messstellenentgelt, quasi die Miete für den Zähler, sollte 20 Euro im Jahr betragen. Für den Einbau des Zählers verlangen die Firmen zusätzlich dreistellige Beträge – dann dauert es deutlich länger, bis sich die Stecker-Solaranlage für Dich bezahlt macht.

4. Befestigung: Sorge für eine sichere Montage

Lange waren die Regeln für die Montage von Balkonkraftwerken kompliziert. Seit 27. Oktober 2023 ist es nun ganz leicht: Aus rechtlicher Sicht gibt es keine Einschränkungen mehr. Die 4-Meter-Regel, welche die Montage von normalen Solarmodulen mit Glasfläche an Balkonen und Fassaden in über vier Metern Höhe verboten hatte, ist Geschichte. Ebenso die Regel, dass die einzelnen Solarmodule nicht mehr als zwei Quadratmeter Fläche haben dürfen.

Beide Regeln tauchen in Bauordnungen auf (Norm DIN 18008 für Glas im Bauwesen und die Musterverwaltungsvorschrift Technische Baubestimmung) und gelten weiterhin für Solarmodule in größeren Pho­to­vol­ta­ik­an­la­gen. Das Deutsche Institut für Bautechnik hat Ende 2023 aber klargestellt: Balkonkraftwerke sind aus rechtlicher Sicht keine Bauprodukte, weil sie nicht dauerhaft mit dem Gebäude verbunden sind. Ihr Stecker kann schließlich jederzeit gezogen werden und sie können einfach ab- oder ummontiert werden. Die Folge: Die 4-Meter-Regel gilt nicht für Balkonkraftwerke.

Nicht leichtfertig in großer Höhe montieren

Du allein bist dafür verantwortlich, das Balkonkraftwerk sicher zu befestigen. Handelsübliche Glas-Folien-Solarmodule haben einen festen Rahmen, auf der Oberseite eine Glasschicht und sind von unten durch eine Folie geschützt. Meist wiegen sie zwischen 15 und 22 Kilogramm. Die Konstruktion muss einem Sturm und anderen Witterungseinflüssen Stand halten. Sollte sich ein Solarmodul etwa vom Balkon lösen, könnte das großen Schaden anrichten und Menschenleben gefährden – genau wie ein Blumenkasten, der vom Balkon fällt.

Verwende für die Befestigung keinesfalls Kabelbinder oder andere Materialien, die spröde werden können oder nicht UV-beständig sind. Erkundige Dich direkt beim Anbieter, für welche Befestigungssituation sein Balkonkraftwerk geeignet ist. Viele Händler bieten auch Halterungen für (Flach-)Dächer oder den Garten an. In der Regel kannst Du ein Balkonkraftwerk selbst montieren und anschließen. Hole im Zweifelsfall Rat von einem Handwerksbetrieb ein, der auf die Installation von Solaranlagen spezialisiert ist.

Gerade an hohen Balkonen oder über öffentlichen Wegen und Straßen solltest Du erwägen, leichte und flexible Solarmodule ohne Verglasung (aus Kunststoff) einzusetzen. Balkonkraftwerke mit solchen Spezial-Solarmodulen sind meist etwas teurer, dafür aber einfacher zu montieren und hoch oben sicherer.

Checkliste: Mini-Solaranlage

Unsere Checkliste fasst die wichtigsten Tipps für die Planung, den Kauf und die Installation Deines Balkonkraftwerks zusammen.

Zum Download

Welche Pflichten hast Du bei der Installation einer Balkon-Solaranlage?

Was Du bereits vor dem Kauf beachten solltest, haben wir weiter oben schon besprochen: Wohnst Du zur Miete, frage Deinen Vermieter um Erlaubnis. Erkundige Dich, welche Solarmodule für eine sichere Montage an Deinem gewünschten Ort freigegeben sind. Und: Kläre mit Deinem Netzbetreiber, ob ein Zählertausch notwendig ist.

Bevor die Mini-Solaranlage nun in Betrieb geht, bleiben noch drei weitere Punkte. Die ersten beiden sind Pflicht, den letzten solltest Du nur zur Kenntnis nehmen.

1. Den Netzbetreiber informieren

Du musst Deinen Netzbetreiber über die Anlage in Kenntnis setzen, bevor Du sie in Betrieb nimmst. Viele Anbieter von Balkonkraftwerken stellen Dir dafür ein eigenes kurzes Mus­ter­schrei­ben zur Verfügung oder helfen Dir sogar bei der Anmeldung. Oft stellt auch der Netzbetreiber eigene Formulare bereit, etwa in Bayern und Nordrhein-Westfalen. Gibt es beides nicht, dann schicke dem Netzbetreiber das Meldeformular des VDE für Erzeugungsanlagen am Niederspannungsnetz. Die Meldung über das Formular muss jeder Netzbetreiber akzeptieren. Innerhalb weniger Tage sollte der Netzbetreiber die Anmeldung bestätigen, wenn kein Tausch des Stromzählers mehr notwendig ist.

Die Anmeldung von Mini-Solaranlagen beim Netzbetreiber könnte künftig entfallen. Der Eintrag ins Markt­stamm­da­ten­re­gis­ter soll dann ausreichen. Das entsprechende Gesetz könnte im Laufe des Jahres 2024 in Kraft treten, muss aber noch durch den Bundestag.

2. Anlage ins Markt­stamm­da­ten­re­gis­ter eintragen

Installierst Du Deine Anlage an einem festen Ort und verknüpfst sie mit dem Hausnetz, musst Du sie ins Markt­stamm­da­ten­re­gis­ter eintragen und bei ihrem Abbau auch wieder austragen. Die Registrierung solltest Du spätestens einen Monat nach Installation vornehmen. Nicht ins Markt­stamm­da­ten­re­gis­ter musst Du eine Anlage eintragen, wenn Du sie nicht konstant an einem Ort betreibst. Ferner ist der Eintrag nicht nötig, wenn es sich um ein Inselsystem handelt, also die Pho­to­vol­ta­ik­an­la­ge in ein eigenes Netz einspeist, das nicht mit dem öffentlichen Verteilnetz verbunden ist.

3. Vergütung auf eingespeisten Strom

Speist Du Solarstrom ins öffentliche Stromnetz, hast Du theoretisch Anspruch auf die sogenannte Einspeisevergütung. 2024 würdest Du für Strom aus einem Balkonkraftwerk gut 8 Cent pro Kilowattstunde bekommen. Bei Balkonkraftwerken lohnt sich das aber nicht. Angenommen, die Balkon-Solaranlage produziert bei Dir 600 Kilowattstunden (kWh) pro Jahr, dann kannst Du in vielen Fällen rund 400 kWh davon selbst verbrauchen.

Für die restlichen 200 kWh würdest Du eine Einspeisevergütung von gut 16 Euro im Jahr bekommen. Dafür müsstest Du das Balkonkraftwerk allerdings beim Netzbetreiber als PV-Anlage anmelden, einen Zweirichtungszähler einbauen lassen (was einmalig gut 100 Euro kosten kann) und dem Netzbetreiber regelmäßig mitteilen, wie viel Strom Du im Vorjahr eingespeist hast. Ziemlich viel Aufwand für wenig Geld. Verzichte deshalb auf die Einspeisevergütung und "verschenke" den eingespeisten Strom, den Du selbst nicht verbrauchen kannst.

Förderprogramme für Balkonkraftwerke: Bis zu 500 Euro Zuschuss

Es gibt zahlreiche Förderprogramme und Zuschüsse, wenn Du ein Balkonkraftwerk kaufst. Viele Städte und Gemeinden bezahlen einen Teil der An­schaf­fungs­kos­ten. Auch einzelne Bundesländer legen Förderprogramme für Balkonkraftwerke auf. Vorreiter war das Land Mecklenburg-Vorpommern, das Mini-PV-Anlagen pauschal mit bis zu 500 Euro fördert. Eine Liste der Förderprogramme für Balkonkraftwerken haben wir für Dich in einem eigenen Ratgeber zusammengestellt.

Mehr dazu im Ratgeber Balkonkraftwerk-Förderung

  • Immer mehr Städte zahlen Dir einen Zuschuss, wenn Du eine Balkon-Solaranlage kaufst. Förderprogramme gibt es auch von einzelnen Bundesländern.

  • Oft kannst Du so Hunderte Euro oder mehr beim Kauf sparen.

  • Prüfe mithilfe unserer Liste, ob es in Deinem Bundesland oder Deiner Kommune Zuschüsse für Balkonkraftwerke gibt.

Zum Ratgeber

Beachte zwei Dinge, wenn Du Förderprogramme in Anspruch nehmen möchtest. Erstens: Bei einigen Programmen musst Du bereits vor dem Kauf den Antrag stellen, um einen Zuschuss zu bekommen. Bei anderen wiederum reichst Du nach dem Kauf die Rechnung ein, um Geld zurückzubekommen. Zweitens: Einzelne Kommunen fordern, dass Du das Balkonkraftwerk per spezieller Energiesteckdose (Wieland-Stecker) anschließt.

Achte deshalb immer genau auf die jeweiligen Förderbedingungen. Mit einem Zuschuss rechnet sich Deine Balkon-Solaranlage natürlich noch schneller.

Autoren
Ines Rutschmann

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