von Jonas
Fehling und Hendrik
Buhrs
Seit einigen Wochen werden viele Zins-Angebote
für Tagesgeld und Festgeld
wieder schlechter: Die Banken rechnen damit, dass die EZB die Leitzinsen Mitte
2024 senkt. Es gibt aber Ausnahmen – auch große: Die Oldenburgische Landesbank
(OLB) wirbt aktuell mit fast schon unglaublichen 5% p. a. aufs Tagesgeld.
Schon letztes Jahr haben wir vor
ähnlich hohen Top-Zinsen gewarnt. Da ging’s aber um Angebote aus Ländern,
denen die großen Ratingagenturen Moody’s, S&P und Fitch keine Bestnoten in
Sachen Bonität geben (z. B. Malta oder Bulgarien). Wir denken: Dort ist Dein
Geld trotz gesetzlicher
Einlagensicherung nach EU-Vorgaben nicht unbedingt ausreichend sicher,
wenn der dortige Notfallfonds unter Druck geraten sollte.
Dein Tagesgeldkonto sollte kostenlos sein
Beim Neukundenangebot der OLB sieht das anders aus. Die
Bank sitzt in einem vertrauten Land mit Rating-Bestnoten: Deutschland. Trotzdem
gehört das Angebot nicht zu unseren Tagesgeld-Empfehlungen.
Das liegt an einer weiteren Regel der strengen
Finanztip-Kriterien für Tagesgeldkonten: Das OLB-Tagesgeld ist nicht
uneingeschränkt kostenlos. Damit Du die 5% bekommst, musst Du ein Girokonto
eröffnen – mindestens in der M-Ausführung, die 6,50€ im Monat kostet. Deshalb
ist das Angebot keine Finanztip-Empfehlung.
Die Haken bei anderen Top-Zinsen
Dasselbe gilt für zwei andere hohe Zinsangebote, aber
aus anderen Gründen: Die Neobank Bunq aus den Niederlanden bietet bis 100.000€
neuerdings starke 4,5% p. a. für vier Monate. Du kommst aber nicht jederzeit an
Dein Geld, sondern nur 2x im Monat. Für Deinen Notgroschen ist das keine Option,
höchstens für Deinen Sicherheitsbaustein.
Und dann gibt’s schon länger 4% p. a. aufs Verrechnungskonto bei Trade Republic – ohne Zeitlimit. Der Neobroker legt Dein Geld aber bei einer von vier Partnerbanken an, worauf Du keinen Einfluss hast. So ist’s möglich, dass Dein Verrechnungskonto bei der Citibank in Irland liegt – bricht wieder unsere Regel zur Bonität. Denn dafür müssen mind. zwei der drei Ratingagenturen das Land mit AA bzw. AA2 oder besser bewerten. Mehr Infos dazu liest Du hier.
Nach drei Monaten nur noch 1% Zinsen
Aber zurück zu den vermeintlich ultimativen 5% bei der
OLB und zwei weiteren kleinen Haken: Der Zinssatz gilt nur für Einlagen bis
50.000€ und nur für drei Monate. Auf alles darüber oder danach bietet die OLB
nur noch ihren Standardzins von aktuell 1% p. a. Und: Jedes zusätzliche
Girokonto kann Deinen Schufa-Score
verschlechtern. Anders als Tagesgeld kannst Du es nämlich im Minus führen.
Insgesamt kann sich das Angebot für Dich trotzdem
lohnen. Achte aber auf zwei Dinge:
- Denk dran,
Tagesgeld samt Girokonto wieder rechtzeitig zu kündigen. Sonst zahlst Du
weiter Gebühren, bekommst aber nur noch 1% Zinsen. Bessere Angebote findest
Du in unserem Tagesgeldrechner,
kostenlose Girokonten in unserem Girokonto-Ratgeber.
- Investier genug
Geld, damit Dein Zinsvorteil gegenüber anderen Angeboten die Gebühren
übersteigt.
Beispiel:
Legst Du 40.000€ auf das OLB-Tagesgeld, bekommst Du in
den drei Monaten 500€ Zinsen. Minus 19,50€ Girokontogebühr (3 x 6,50€) bleiben
Dir 480,50€.
Bei unseren aktuellen Top-Empfehlungen Advanzia* und Stellantis Direktbank* bekommst Du
für drei Monate 3,9% p. a. und sammelst damit 391€ Zinsen. In diesem Fall bringt
Dir das OLB-Angebot rund 90€ mehr.
Hast Du aber nur 6.000€, sieht die Sache anders aus:
Dann bleiben Dir bei der OLB nach Abzug der Gebühren 55,50€. Bei unseren
Empfehlungen bekommst Du gebührenfrei 58,50€.
Deine Alternativen für weniger Wechselstress
Überleg Dir also, wann sich solche Angebote für Dich
lohnen. Nicht nur finanziell, auch zeitlich: Willst Du für ein paar Euro mehr
wirklich nach drei Monaten schon wieder wechseln? Auf jeden Fall gibt’s aktuell
noch immer ordentliche Neukundenangebote mit längerer Laufzeit, zum Beispiel
3,75% p. a. für sechs Monate bei der Comdirect* und Credit Europe Bank.
Ganz ohne zeitliche Begrenzung gibt’s 3,3% p. a. bei der
LeasePlan Bank und, jeweils über WeltSparen, 3,29% p. a. bei der Collector Bank*, Nordax Bank* und Resurs Bank* sowie 3,28% bei der Morrow Bank*. Mit deutscher
Einlagensicherung und 3,1% p. a. hat Ford Money derzeit ein gutes Angebot. Die
Banken können den Zins aber jederzeit anpassen.
Gar kein Stress mit Geldmarkt-ETFs
Noch bequemer sind deshalb Geldmarkt-ETFs, die aus
Bundesanleihen bestehen oder einem Standardzins folgen, den Banken untereinander
nutzen. Damit sparst Du Dir Wechselstress komplett und hast automatisch immer
einen hohen Zins.
Nutz unsere Empfehlungen
für Geldmarkt-ETFs aber nur für Deinen Sicherheitsbaustein, nicht für Deinen
Notgroschen. Denn an Dein Geld kommst Du da nicht ganz so schnell wie mit einem
Tagesgeldkonto, und je nach Broker zahlst Du unterschiedliche
ETF-Verkaufsgebühren.
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