von Jonas Fehling und Martin Klotz
Seit einigen Tagen wird in Deutschland wieder über die gesetzliche Rente diskutiert. Rentnerinnen und Rentner bekommen nämlich viel weniger Geld als bestimmte rein rechnerische Werte, die häufig genannt werden: Zum Beispiel 1.700€ Brutto-Rente, die es aber nur geben würde, wenn Du 45 Jahre lang immer exakt durchschnittlich verdient hättest. Fakt ist: Die tatsächlich ausgezahlte Rente für sehr lang Versicherte (>45 Beitragsjahre) liegt laut aktuellen Angaben des Bundesarbeitsministeriums im Schnitt bei rund 1.540€.
Was heißt das für Dich?
Du solltest zumindest mal damit rechnen, sehr viel weniger als Dein letztes Gehalt als Rente zu bekommen. Das dürfte oft nicht mehr reichen, um Deine Ausgaben zu decken. Denn die sinken im Alter meist nur wenig.
Zusätzlich privat fürs Alter vorzusorgen, sollte für Dich also Pflichtprogramm sein. Wenn Du Finanztip schon länger verfolgst, weißt Du: Wir empfehlen Dir dafür vor allem einen günstigen und flexiblen Sparplan auf einen weltweiten Aktien-ETF.
Ist alles andere deshalb automatisch immer schlecht?
Nein. Zum Beispiel kann sich auch eine Immobilie als Altersvorsorge lohnen. Und ja, auch eine Versicherung kann mal in Frage kommen – aber nur wenn sie zu Deiner persönlichen Situation passt und die Konditionen stimmen. Das ist aber längst nicht immer der Fall. Deshalb schauen wir uns heute an, welche Option sich wann und für wen eignet.
1. Neue Lebens- oder Rentenversicherung: Finger weg
Private (fondsgebundene) Lebens- oder Rentenversicherungen werden oft verkauft. Bei den meisten Produkten raten wir Dir aber klar davon ab, sie neu abzuschließen. Denn in aller Regel ist diese Form der Altersvorsorge durch hohe Abschluss-, Verwaltungs- und Fondskosten sehr teuer: Gesamtkosten von 2% p. a. über die Laufzeit des Vertrags sind die Regel. Dass Dich das richtig viel Geld kosten kann, haben wir schonmal hier durchgerechnet.
2. Riester-Rente: Für Arbeitnehmer mit kleineren Einkommen und Kindern
Eine private Rentenversicherung kann aus unserer Sicht überhaupt nur sinnvoll sein, wenn sie gefördert wird. Das bestätigt auch eine aktuelle Studie der gemeinnützigen Bürgerbewegung Finanzwende zu 111 Riester- und Rürup-Versicherungen: Denn allein (also ohne staatliche Förderung) schafft kein einziges der Riester-Produkte über die Vertragslaufzeit eine Rendite von 2% p. a. nach Kosten – also weniger als das langfristige Inflationsziel der EZB.
Riester kann sich also nur für Dich lohnen, wenn Du im Verhältnis zu Deinen Einzahlungen hohe staatliche Zulagen bekommst. Verdienst Du eher wenig, hilft schon die generelle Zulage von 175€ pro Jahr. Wirklich lohnt es sich aber erst mit mehreren Kindern: Denn pro Kind gibt’s, je nach Geburtsjahr, nochmal 185 oder 300€ pro Jahr extra. Aber Achtung: Willst Du vor dem Ruhestand Geld entnehmen, geht die komplette Förderung zurück an den Staat. Eine Ausnahme ist die eigene Immobilie.
Riestern empfehlen wir Dir trotzdem nicht als Versicherung, sondern nur als Fondssparplan. Wie es mit Riester weitergeht, liest Du in unserem Ratgeber zur Riester-Reform.
3. Rürup-Rente: Für gutverdienende Selbstständige, nichts für Jüngere
Die Rürup-Rente ist eher etwas für Selbstständige, die nicht in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen. In der Finanzwende-Studie haben nach Kosten nur zwei Produkte 2% Rendite pro Jahr über die gesamte Laufzeit geschafft. Deshalb ist auch hier die staatliche Förderung alles entscheidend. Du bekommst sie durch eine Rückzahlung bei der Steuererklärung. Deshalb fällt die Förderung umso größer aus, je höher Dein Steuersatz ist und je mehr Geld Du in den Vertag steckst.
Wichtig: Einen Rürup-Vertrag kannst Du nicht kündigen. Schließ so einen Vertrag also nicht zu jung ab. Denn erstens brauchst Du das Geld vielleicht noch (z. B. weil Du doch noch ein Haus bauen willst). Zweitens musst Du sicher sein, langfristig selbstständig zu sein und dauerhaft so gut zu verdienen und einzuzahlen. Nur dann profitierst Du davon, dass Dein Steuersatz im Arbeitsleben mit großer Wahrscheinlichkeit deutlich höher ist als im Ruhestand. Versteuern musst Du die Rürup-Rente später nämlich genau wie die gesetzliche Rente.
Alle Details und unsere neuen Empfehlungen für Rürup-Tarife liest Du in unserem Ratgeber. Prüf unbedingt auch, ob es für Dich nicht sinnvoller ist, freiwillig in die gesetzliche Rentenversicherung einzuzahlen.
4. Betriebliche Altersvorsorge (bAV): Wenn der Arbeitgeber viel macht
Bei der bAV gibt es zwei Varianten. Spart Dein Arbeitgeber zusätzlich zum Gehalt auf eine Betriebsrente für Dich, lohnt sich das immer. Denn die bekommst Du ohne je dafür bezahlt zu haben. Du kannst aber auch einen Teil Deines Bruttogehalts selbst in die bAV einzahlen. Das heißt Entgeltumwandlung. So verringert sich Dein Einkommen – Du zahlst daher etwas weniger Steuern und Sozialabgaben.
Nur deshalb lohnt sich eine bAV aber nicht. Das tut sie erst, wenn Du planst, langfristig bei Deinem Arbeitgeber zu bleiben, er ein gutes Produkt auswählt und Dir einen möglichst hohen Zuschuss zahlt. Mindestens 15% Deines Beitrags muss er sowieso zusätzlich in den Vertrag einzahlen, mind. 20% sollten es aber besser schon sein. Wie Du Deine Firma davon überzeugst und prüfst, ob sie einen Vertag mit guten Konditionen anbietet, liest Du in unserem Ratgeber zur betrieblichen Altersvorsorge.
Teurer Vertrag? Das kannst Du tun
Zum Schluss noch ein Tipp, falls Du schon eine Versicherung als Altersvorsorge hast: Schau mal in Deine Vertragsunterlagen, worin überhaupt investiert wird. Gerade bei älteren fondsgebundenen Verträgen sind es oft teure aktiv gemanagte Fonds. Die hohen Kosten sorgen dafür, dass sich Dein Geld nur langsam vermehrt. Bei Dir ist das der Fall? Dann frag bei der Versicherung nach, ob Du in einen günstigeren ETF wechseln kannst. Das ist bei vielen Verträgen möglich, oft kostenlos.
Klappt bei Dir nicht? Dann kündige trotzdem nicht vorschnell – schon gar nicht, wenn Du einen klassischen Altvertrag mit hohen Garantiezinsen hast. In unserem Ratgeber findest Du außerdem bessere Alternativen zur Kündigung der Lebens- oder Rentenversicherung.
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