Riester-Fondssparplan Lohnt sich Riestern mit Aktien noch?

Martin_Klotz
Martin Klotz
Finanztip-Experte für Vorsorge

Das Wichtigste in Kürze

  • Riester-Fondssparpläne sind eine Form der privaten Altersvorsorge. Dabei wird Dein Geld in Fonds angelegt, zum Beispiel in Aktien- oder Rentenfonds. 
  • Der Staat fördert Riester-Fondssparpläne mit Zulagen und Steuervorteilen. Das gesamte eingezahlte Geld ist garantiert.
  • Wie alle Riester-Verträge sind Riester-Fondssparpläne nur noch in seltenen Fällen sinnvoll.

So gehst Du vor

  • Schließe keinen Riester-Fondssparplan neu ab – es sei denn, Du gehörst zur kleinen Gruppe, die stark von hohen Zulagen profitiert.
  • In allen anderen Fällen warte den Start des neuen Altersvorsorge-Depots ab.
  • Wenn Du von einem anderen Riester-Produkt zu einem Fondssparplan wechseln möchtest, empfiehlt Finanztip die Uniprofirente Select von Union Investment.

Du hast viele Kinder und möchtest für den Ruhestand vorsorgen? Dann kann sich ein Riester-Fondssparplan für Dich lohnen – und zwar trotz der hohen Kosten, die bei Riester-Verträgen anfallen. Oder hast Du vielleicht eine Riester-Rentenversicherung und möchtest den Vertrag wechseln? Auch dann kann ein Fondssparplan durchaus eine gute Option sein. In diesem Ratgeber erfährst Du alles Wichtige zu Riester-Fondssparplänen.

Für wen sich ein Riester-Fondssparplan lohnt

Riester-Fondssparpläne sind für alle Sparer und Sparerinnen geeignet, die beim Riestern eine Chance auf Aktienrendite haben wollen, ohne große Verluste zu riskieren. Denn Deine eingezahlten Beiträge und die staatlichen Zulagen sind wie bei jedem Riester-Vertrag garantiert.

Und so funktioniert die Riester-Zulage: Wenn Du 4 Prozent Deines Bruttoeinkommens des vergangenen Jahres in einen Riester-Vertrags einzahlst, bekommst Du die Grundzulage in Höhe von 175 Euro pro Jahr vom Staat direkt in den Vertrag gezahlt. Für jedes kindergeldberechtigte Kind mit Geburtsjahr 2008 oder später erhältst Du zusätzlich 300 Euro pro Jahr auf Dein Riester-Konto. Bei Kindern, die vor 2008 geboren sind, bekommst Du 185 Euro pro Jahr (§ 84f  Einkommenssteuergesetz (EstG)).

Das Konzept Riester lohnt sich allerdings nur in Ausnahmesituationen. Am meisten bringt Dir ein solcher Vertrag, wenn Du wenig verdienst und mehr als zwei Kinder hast. Das gilt sowohl für Alleinerziehende als auch für Familien. Denn Riester-Verträge sind teuer und nur wenn Deine staatlichen Zulagen so hoch sind, dass sich Dein Guthaben trotz der Kosten gut entwickelt, kann ein Riester-Vertrag für Dich sinnvoll sein.

Wie die Zulagen berechnet werden, was Du von der Steuer absetzen kannst und wie viel Geld Du vom Staat zurückbekommst, liest Du in unserem Ratgeber zur Riester-Förderung.

So funktioniert ein Riester-Fondssparplan

Bei einem Riester-Fondssparplan wird das Geld, das Du einzahlst, am Kapitalmarkt investiert. Das gilt auch für die staatlichen Zulagen. In welchen Fonds genau, kannst Du Dir aussuchen. Jeder Anbieter hat unterschiedliche Fonds zur Auswahl, darunter auch internationale Aktienfonds. 

Weil die Einzahlungen und erhaltenen Zulagen zum Rentenbeginn zur Verfügung stehen müssen, können die Anbieter Dein Geld nicht komplett in Aktienfonds anlegen. Daher investieren sie unter anderem in Anleihefonds, also Wertpapiere von Staaten oder Unternehmen mit festgelegten Zinszahlungen. Denn die Anbieter kalkulieren immer so, dass sichere Zinserträge mögliche Verluste am Aktienmarkt bis zum Ende der Ansparzeit ausgleichen können. Eventuelle Verluste müssten sie sonst aus eigener Tasche begleichen.

Fondssparpläne müssen die Balance zwischen Renditechance und Verlustrisiko halten. Jeder Anbieter geht dabei etwas anders vor. Man unterscheidet zwischen dynamischen Modellen, die Aktienquoten flexibel je nach Marktumfeld anpassen. Und Lebenszyklusmodellen, die die Aktienquote nach einem vorgegebenen Schema über die Laufzeit schrittweise verringern. Welche Rendite ein Vertrag erzielen wird, lässt sich bei beiden Varianten nicht vorhersagen.

Wenn Du aus einer Riester-Rentenversicherung in einen Fondssparplan wechseln möchtest, schaue bei dem neuen Produkt auf diese vier Aspekte:

Chance auf eine möglichst hohe Aktienquote - Der Fondssparplan lässt grundsätzlich eine hohe Aktienquote zu und hat die Möglichkeit, sie je nach Marktumfeld anzupassen und zu optimieren. Eine hohe Aktienquote ermöglicht Dir bei langfristigen Geldanlagen wie zum Beispiel für die Altersvorsorge, die Chance auf eine höhere Rendite.

Kosten des Vertrags - Je geringer die Vertragskosten, desto höher die Rendite. 

Bonität des Anbieters - Das Fondsvermögen der Kunden ist Sondervermögen und daher grundsätzlich vor Pleiten des Anbieters geschützt. Die Finanzkraft des Anbieters ist dennoch wichtig: Im Falle, dass die eingezahlten Beiträge und Zulagen zum Rentenbeginn nicht bereitstehen, weil das Anlagemodell schlecht funktioniert hat, muss der Anbieter mit eigenem Geld einspringen.

Verständlichkeit des Anlagemodells - Je transparenter das Anlagemodell, umso besser. Ausschlaggebend ist, dass Du gut nachvollziehen kannst, in welche Wertpapiere Dein Geld investiert wird.

Welche Riester-Fondssparpläne empfiehlt Finanztip?

Im Detail haben wir Riester-Fondssparpläne zuletzt im August 2017 analysiert. Die Produkte haben sich seit damals nicht wesentlich verändert.

Von den einstigen Emp­feh­lungen ist nur noch die Uniprofirente Select (mit Uniglobal II) von Union Investment abschließbar. Die Details zu dem Fonds-Produkt der Volks- und Raiffeisenbanken liest du in unserem ausführlichen Ratgeber zur Uniprofirente. Die anderen Anbieter haben sich aufgrund der Zinsentwicklung am Kapitalmarkt aus dem Riester-Neugeschäft zurückgezogen.

Wie funktioniert die Auszahlung im Ruhestand?

Kurz vor dem Ruhestand musst Du entscheiden, wie die Auszahlphase Deines Riester-Fondssparplans aussehen soll. Als erstes solltest Du prüfen, ob Du Dein Riester-Guthaben als Abfindung bekommen kannst. Das ist dann möglich, wenn es sich um eine sogenannte Kleinbetragsrente handelt. Im aktuellen Jahr ist das der Fall, wenn Du weniger als 35,35 Euro monatliche Rente bekommen würdest.

Tipp: Bekommst Du eine solche Abfindung, lass sie Dir erst im Jahr nach Deinem Renteneintritt auszahlen. So musst Du in den allermeisten Fällen weniger Steuern zahlen. Denn Dein Einkommen im ersten kompletten Ruhestandsjahr ist in der Regel geringer als im letzten Teil-Arbeitsjahr. Und das führt zu einem geringeren Steuersatz.

Wenn sich Dein Vertrag nicht für eine Kleinbetragsrente eignet, folgt als zweites: Wie viel Deines Guthabens möchtest Du zu Beginn der Auszahlungsphase entnehmen? Bis zu 30 Prozent kannst Du direkt als Einmalzahlung bekommen. Und drittens: Wie möchtest Du die Auszahlungsphase gestalten? 

Du hast folgende Optionen:

Sofortbeginnende Ren­ten­ver­si­che­rung - Dein Riester-Guthaben wird zum Ruhestandsbeginn in eine sofortbeginnende Ren­ten­ver­si­che­rung umgewandelt. Ab Renteneintritt erhältst Du eine lebenslange Rente. Je nachdem wie gut der Versicherer wirtschaftet und welches Rentenbezugsmodell vereinbart ist, kann die Rente mit der Zeit langsam steigen. Für den Todesfall gibt es unterschiedliche Regelungen. Entweder bekommen Deine Erben Deine Rente weiter ausgezahlt, sie bekommen das restliche Kapital oder das Geld geht an den Versicherer. Eine Ren­ten­ver­si­che­rung hat Abschlusskosten, Verwaltungskosten und Gebühren für die monatliche Auszahlung.

Auszahlplan und aufgeschobene Ren­ten­ver­si­che­rung - Zu Ruhestandsbeginn entnimmt Dein Fondssparplan-Anbieter einen Teil des Geldes von Deinem Riester-Guthaben, meist circa 30 Prozent. Davon kauft er eine sogenannte aufgeschobene Ren­ten­ver­si­che­rung. Aufgeschoben bedeutet, dass die Auszahlungen nicht direkt, sondern erst später beginnen. Die Umwandlung in eine Ren­ten­ver­si­che­rung ist gesetzlich vorgeschrieben, denn Dein Fondssparplan-Anbieter muss eine lebenslange Rentenzahlung ab dem 85. Lebensjahr garantieren und daher einen Versicherer mit ins Boot holen (vgl. AltZertG § 1, 4a). Für den Abschluss fallen wie bei einer sofort beginnenden Ren­ten­ver­si­che­rung Kosten an. Aus Deinem verbliebenen Riester-Guthaben zahlt Dir Dein Fondssparplan-Anbieter monatlich bis zu Deinem 84. Geburtstag eine konstante Rente aus. Anschließend übernimmt der Versicherer die Auszahlung. Wenn Du vor Deinem 84. Geburtstag verstirbst, erhalten Deine Erben das verbliebene Guthaben. Das Geld, von dem Dein Fonds-Anbieter eine Ren­ten­ver­si­che­rung für Dich gekauft hat, bekommen sie allerdings nicht zurück.

Unabhängig davon, auf welchem Weg Du im Ruhestand Geld aus Deinem Riester-Fondssparplan bekommst: Du musst es versteuern wie anderes Einkommen auch. Das gilt ebenfalls für eine einmalige Abfindung, für die Du aber unter Umständen die sogenannte Fünftelregelung anwenden kannst.

Kann ich meinen Riester-Vertrag wechseln?

Wenn Du bereits einen Riester-Vertrag besitzt, zum Beispiel eine Riester-Rentenversicherung oder einen Riester-Banksparplan, kann es sich für Dich vielleicht lohnen, zu einem Riester-Fondssparplan zu wechseln. Auch ein Wechsel von einem Fondssparplan-Anbieter zum anderen ist möglich. Ein Anbieter-Wechsel kostet einmalig zwischen 50 und 150 Euro, je nach Anbieter (§ 1, Satz 11 AltZertG).

Für den Wechsel zu einem Riester-Fondssparplan empfiehlt Finanztip die UniProfi Rente Select von Union Investment.

Uniprofirente Select (mit Uniglobal II)
Riester-Fondssparplan der Volks- und Raiffeisenbanken
  • für Aktiensparer, die 20 Jahre oder mehr Zeit bis zur Rente haben
  • Aktienquote bis zu 100 Prozent mit dem Uniglobal-II-Fonds
  • dynamisches Modell: Aktienquote wird laufend individuell angepasst
  • gute Finanzkraft des Anbieters

Was es beim Wechsel zu beachten gibt, warum Kündigen keine gute Idee ist und was Du am besten mit teuren oder wenig rentablen Riester-Produkten machst, liest Du in unserem Ratgeber Riester kündigen und die Alternativen dazu.

Bevor Du einen Riester-Vertrag neu abschließt, solltest Du in den allermeisten Fällen die angekündigte Riester-Reform der Bundesregierung abwarten. Alle Details dazu und für wen eine Ausnahme gilt, liest Du in unserem Ratgeber zur Riester-Reform.

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