Rentenlücke So viel Geld brauchst Du im Ruhestand jeden Monat

Jan Scharpenberg
Finanztip-Experte für Rente

Das Wichtigste in Kürze

  • Die gesetzliche Rente alleine wird sehr wahrscheinlich nicht für einen finanziell sorgenfreien Ruhestand reichen.
  • Das Geld, das Dir im Alter fehlt, wird Rentenlücke genannt. 
  • Den Betrag Deiner Rentenlücke herauszufinden, ist der erste Schritt zu Deiner zusätzlichen Altersvorsorge. 

 

So gehst Du vor

  • Schlage in Deiner Renteninformation von der Deutschen Ren­ten­ver­si­che­rung (DRV) Deine zu erwartende Rente nach. 
  • Schreibe Dir alle Ausgaben auf, die Du gerade im Monat hast, und leite daraus ab, wie viel Geld Du im Ruhestand benötigst.
  • Trage die Differenz zwischen Rente und Ausgaben im Ruhestand in unseren Inflationsrechner ein.

Ein Ruhestand ohne finanzielle Sorgen – wer dieses Ziel erreichen will, wird sich unweigerlich fragen müssen: Wie viel Geld brauche ich denn überhaupt im Alter und wie viel davon deckt die gesetzliche Rente ab? Die Differenz zwischen diesen beiden Antworten ist allgemein als Rentenlücke bekannt. Sie zu erkennen, ist der erste Schritt, um Deine Altersvorsorge zu planen. Das ist weniger kompliziert, als Du vielleicht denkst. Wie Du Deine Rentenlücke errechnest und welche Möglichkeiten der Altersvorsorge Du hast, um sie zu schließen, erfährst Du in diesem Ratgeber.

Was ist die Rentenlücke und wie entsteht sie?

Die Rentenlücke bezeichnet – wie schon erklärt – die Differenz zwischen der Summe, die Du für den Lebensunterhalt im Ruhestand brauchst, und Deinen Einnahmen durch die gesetzliche Rente. Sie entsteht, weil die gesetzliche Rente in den meisten Fällen nicht 100 Prozent Deiner Ausgaben abdeckt. Schließlich deckt die gesetzliche Rente auch nicht 100 Prozent Deines Gehalts ab.

Vielleicht hast Du in diesem Zusammenhang auch schon einmal vom Rentenniveau gehört. Dieses drückt aus, wie viel Rente im Monat nach Abzug von Sozialversicherung ein Standardrentner im Vergleich zu einem monatlichen verfügbaren Einkommen bekommt. Das verfügbare Durchschnittsentgelt kannst Du Dir wie einen durchschnittlichen Nettolohn vorstellen.

Für 2024 lag das Rentenniveau laut Bundesarbeitsministerium bei genau 48 Prozent. Dieser Wert ist allerdings irreführend, denn mit der Realität hat er wenig zu tun. Ein Rentenniveau von 48 Prozent bedeutet nicht, dass auch Du 48 Prozent Deines Nettolohns im Ruhestand als gesetzliche Rente bekommst. Sondern es ist lediglich ein durchschnittlicher Rechenwert, der wichtig für die Ermittlung der jährlichen Rentenerhöhung ist. Für Deine persönliche Rentenlücke spielt er kaum eine Rolle.

Wie viel Geld brauchst Du im Ruhestand?

Die Rentenlücke ist für jede Person unterschiedlich hoch. Ganz exakt berechnen kannst Du sie nicht, denn Du musst ein paar Annahmen für die Zukunft treffen.

Erst einmal geht es darum, wie viel Geld Du im Alter überhaupt brauchst. Um Deinen gewohnten Standard aus dem Arbeitsleben zu halten, brauchst Du im Ruhestand ungefähr 80 Prozent Deines letzten Nettoeinkommens. Für die reine Lebenshaltung, sprich die Fixkosten, würden in den meisten Fällen auch 50 Prozent des Nettos ausreichen. Doch um ein bisschen Geld für Hobbys und Freizeit ausgeben zu können, wirst Du eher 65 Prozent Deines letzten Nettogehalts benötigen. Schaffst Du es auf 80 Prozent Deines Nettogehalts, dann geht auch mehr: ein Urlaub hier und da, eine größere Anschaffung sowie zusätzliches Geld für Hobbys. 

Wie berechnest Du Deine persönliche Rentenlücke?

Für eine näherungsweise Berechnung gibt es zwei Herangehensweisen. Eine komplizierte, aber akkurate. Und eine Daumenregel, die in den meisten Fällen aber ausreichen dürfte.

Die Daumenregel: Unabhängig vom Alter solltest Du jeden Monat ungefähr 15 Prozent von Deinem Netto langfristig fürs Alter zurücklegen. Damit hast Du gute Chancen, im Alter inklusive gesetzlicher Rente Deinen Lebensstandard halten zu können. Das zeigen umfangreichen Berechnungen, die wir dazu angestellt haben. Bist Du älter als 40 Jahre und hast bisher noch nicht privat vorgesorgt, sollte die Quote eher bei circa 20 Prozent Deines Nettos liegen.

Wenn das nicht geht, kannst Du Dein Ziel auch herunterschrauben, zum Beispiel auf 70 oder 75 Prozent Deines letzten Nettos als Einkommen im Alter. So hast Du trotzdem noch ein Ziel, für das es sich definitiv lohnt, vorzusorgen. Und das Du realistisch erreichen kannst. Wenn es irgendwie geht, solltest Du allerdings die 80 Prozent anpeilen. Gerade, wenn Du noch keine 40 Jahre alt bist.

Die Berechnung: Du berechnest selbst Deine Rentenlücke, um Deinen Lebensstandard zu halten. Drei Schritte sind dabei wichtig: Zuerst solltest Du die Einnahmen herausfinden, dann Deinen Bedarf bestimmen und schließlich die Inflation miteinbeziehen. Ein Beispiel dazu findest Du direkt im Anschluss.

Schritt 1: Einnahmen im Ruhestand

Wenn die gesetzliche Rente Deine primäre Einnahmequelle im Ruhestand sein wird, nimmst Du nun als erstes Deine aktuelle Renteninformation der Deutschen Ren­ten­ver­si­che­rung (DRV) zur Hand. Die bekommst Du, sofern Du 27 Jahre alt bist, jedes Jahr per Post. Auf Seite eins findest Du als dritten Wert die Höhe Deiner künftigen Regelaltersrente. Das ist Deine prognostizierte Bruttorente, basierend auf Deiner bisherigen Erwerbsbiografie. Allerdings steigt dieser Wert höchstwahrscheinlich weiter an, bis Du in den Ruhestand gehst. Denn die Entwicklung der Renten ist in Deutschland an die Entwicklung der Löhne gekoppelt.

Um das zu berücksichtigen, gibt es in Deiner Renteninformation zwei Hochrechnungen der DRV: eine mit einem Prozent Rentensteigerung und eine mit zwei Prozent Rentensteigerung. Du nimmst nun die Mitte dieser beiden hochgerechneten Renten. Mit dieser Formel kannst Du Deine zukünftige Bruttorente überschlagen.

Erwartest Du zusätzliche Einnahmen, zum Beispiel weil Du eine Wohnung vermietest oder eine regelmäßige Auszahlung aus einer privaten Ren­ten­ver­si­che­rung bekommst, rechne sie zu Deiner Bruttorente dazu. Der Einfachheit halber berücksichtigen wir in unserem Beispiel nur die gesetzliche Rente.

Von Deiner Bruttorente ziehst Du noch So­zial­ver­si­che­rungs­bei­trä­ge in Höhe von 12,15 Prozent ab. Dazu multiplizierst Du dann die Bruttorente mit 0,8785. Anschließend können je nach Rentenhöhe noch Steuern fällig werden, die Du ebenfalls noch vom Ergebnis abziehst. Da Du weniger Einkommen hast als während Deines Arbeitslebens, zahlst Du im Ruhestand deutlich weniger Steuern. Dieser Teil der Berechnung ist also für Dich individuell. Das Ergebnis ist dann Deine Nettorente.

Hast Du Deine Renteninformation in Papierform nicht vorliegen, kannst Du Deine Rentenansprüche auch online über die digitale Renteninformation abfragen.

Schritt 2: Bedarf im Ruhestand ermitteln

Im zweiten Schritt schätzt Du, wie viel Geld Du im Ruhestand monatlich brauchen wirst. Dafür schauen wir zunächst auf Deinen aktuellen Bedarf. Wir nehmen an, dass er 80 Prozent Deines aktuellen Nettoeinkommens beträgt. Bekommst Du derzeit 2.500 Euro Nettogehalt, liegt Dein Bedarf dementsprechend – auf die heutige Kaufkraft bezogen – bei 2.000 Euro.

Schritt 3: Rentensteigerung und Inflation einbeziehen

Da sich Dein Ruhestand noch einige Jahre in der Zukunft befindet, werden sich die Werte noch verändern. Das berücksichtigen wir, indem wir die Rentensteigerung und die Inflation in die Rechnung einbeziehen.

Bei Finanztip halten wir eine Rentensteigerung von 1,7 Prozent pro Jahr für realistisch. Das ist der Wert, um den Deine prognostizierte Rente jedes Jahr steigen wird. Hintergrund sind die zukünftigen Rentenerhöhungen, die in Deutschland an die Lohnentwicklung gekoppelt sind.

Genauso werden aber auch Deine Ausgaben höher ausfallen als heute, selbst wenn Du Deinen Lebensstandard nicht veränderst. Miete, Konsumgüter et cetera werden aufgrund der Inflation teurer – im Umkehrschluss verringert sich die Kaufkraft Deines Geldes. Für unsere Beispiele und Rechnungen nehmen wir für die Inflation einen Wert von zwei Prozent pro Jahr an. Das ist der von der Europäischen Zentralbank (EZB) ausgewiesene Zielwert.

Mit diesen Werten kannst Du nun Deine individuelle Rentenlücke berechnen. 

Ein Beispiel zur Berechnung der Rentenlücke

Einkommen: Carla ist 30 Jahre alt und verdient 50.000 Euro brutto im Jahr. Damit hat sie hat als dauerhafte Durchschnittsverdienerin laut Ihrer Renteninformation eine prognostizierte Bruttorente von 1.752 Euro im Monat. Wenn Carla den Mit­tel­wert der beiden Hochrechnungen der DRV nimmt und anschließend Sozialabgaben und Steuern abzieht, kommt sie auf knapp 2.600 Euro. Damit liegt sie nur etwas unter dem von uns errechneten Wert. Carlas monatliche Nettorente mit 67 Jahren liegt in unserer genaueren Berechnung mit 1,7 Prozent Rentensteigerung bei etwa 2.800 Euro. Mit diesem Wert rechnen wir weiter. Aber Du siehst: Die Werte sind relativ nah beieinander, daher kannst Du ruhig überschlagen.

Bedarf: Momentan verdient Carla als Durchschnittsverdienerin 2.700 Euro netto. Ihren heutigen Bedarf kalkuliert sie mit 80 Prozent von ihrem Nettogehalt. Das entspricht circa 2.150 Euro. Hochgerechnet mit zwei Prozent Inflation braucht Carla zu Ruhestandsbeginn in 37 Jahren rund 4.500 Euro, um sich die Dinge zu kaufen, die heute 2.150 Euro kosten.

Rentenlücke: Carla zieht nun von ihrem Bedarf in Höhe von 4.500 Euro ihre zu erwartende monatliche Rente in Höhe von 2.800 Euro ab. Ihr werden also jeden Monat 1.700 Euro fehlen. Das ist ihre Rentenlücke im ersten Ruhestandsjahr.

Am einfachsten kannst Du die Entwicklung Deines Bedarfs und Deiner Rente mit unserem Inflationsrechner herausfinden. Dafür nimmst Du 80 Prozent Deines heutigen Nettoeinkommens pro Monat und trägst den Wert in das Feld Betrag ein. In das Feld Zeitraum schreibst Du die Anzahl der Jahre, die Du noch bis zum Beginn Deiner Rente hast. Die Inflationsrate stellst Du auf zwei Prozent. Das Ergebnis ist Dein Bedarf zu Beginn Deines Ruhestands.

Jetzt wiederholst Du den Vorgang noch einmal für Deine Rentenhöhe. In das Feld Betrag trägst Du Deine von der DRV prognostizierte Rente ein und addierst eventuelle zusätzliche Einnahmen. Das Feld Zeitraum lässt Du unverändert. Die Inflationsrate stellst Du auf 1,7 Prozent, da Du dieses Mal nicht die Inflation, sondern die Rentensteigerung ausrechnest.

Die Rentenhöhe ziehst Du nun von Deinem Bedarf im Ruhestand ab. Die Differenz ist Deine Rentenlücke im ersten Jahr des Ruhestands.

Dein Ergebnis
Ausgangspreis
Kaufkraftverlust
Zukünftige Kaufkraft
Preissteigerung
Zukünftiger Preis

Wie alt wirst Du vermutlich werden?

Um zu berechnen, wie viel Geld Du insgesamt brauchst, um Deine Rentenlücke zu schließen, musst Du zunächst eine weitere Frage beantworten: Wie alt wirst Du vermutlich werden? Das ist relevant, denn Dein angespartes Geld muss reichen, um die Differenz zwischen Einkommen und Bedarf bis zu Deinem Tod auszugleichen. Für das sogenannte Lebensendalter musst Du daher eine Annahme treffen.

Die durchschnittliche Lebenserwartung für Neugeborene liegt laut dem statistischen Bundesamt für Mädchen aktuell bei 83 Jahren und für Jungen bei 78,2 Jahren. Allerdings ist das ein Durchschnittswert, der auch Menschen einbezieht, die den Ruhestand nicht erreichen. Wir schauen daher stattdessen auf das Lebensendalter nach Jahrgang und legen dafür die Kohortensterbetafel des Statistischen Bundesamts (Variante 1, defensives Modell) zugrunde.

Für den Jahrgang 1993 gilt laut diesen Zahlen beispielsweise: Fünf Prozent aller Männer werden älter als 98 Jahre, während fünf Prozent aller Frauen älter als 100 Jahre werden. Wir empfehlen Dir, mit einem solch hohen Lebensendalter zu kalkulieren, denn damit bist Du auf der sicheren Seite. Hast Du am Ende noch Geld übrig, kannst Du es einfach vererben. Geht Dir allerdings im Ruhestand das Geld aus, kannst Du Deine Rentenlücke nicht mehr aus privaten Mitteln schließen und musst drastische Einschnitte bei Deinem Lebensstandard hinnehmen. Für Carla bedeutet das: Sie plant mit einem Lebensendalter von 100 Jahren.

Im nächsten Schritt rechnet sie daher aus, wie sich ihre Rentenlücke im Laufe der Zeit entwickelt.

Wie entwickelt sich Deine Rentenlücke im Ruhestand?

Auch im Laufe Deines Ruhestands beeinflussen die Rentensteigerung und die Inflation Dein Geld – und dementsprechend auch Deine Rentenlücke.

Während sich die Rentensteigerung positiv auswirkt und Deine Rente nach unseren Annahmen jedes Jahr durchschnittlich um 1,7 Prozent steigen wird, wirkt sich die Inflation negativ aus. Deine Rente verliert über den Ruhestand an Kaufkraft. Mit zwei Prozent liegt der Wert der angenommenen Inflation über dem Wert der Rentensteigerung. Die Folge: Deine Rentenlücke wird über Deinen Ruhestand Stück für Stück größer.

Schauen wir am Beispiel von Carla, wie sich das in der Praxis auswirkt: Zu Renteneintritt beträgt Carlas Rentenlücke 1.700 Euro pro Monat. Nach zehn Jahren sind es bereits 2.100 Euro, nach 20 Jahren schon 2.700 Euro. Zum angenommenen Lebensendalter von 100 Jahren liegt die Differenz zwischen Bedarf und Rente bei 3.700 Euro. Die folgende Grafik zeigt den Verlauf von Carlas Rentenlücke ab ihrem Rentenbeginn mit 67 Jahren.

Entwicklung der Rentenlücke im Ruhestand

Quelle: eigene Berechnung, 3. Februar 2025

Um im Ruhestand genug Geld zum Leben zu haben, möchte Carla ihre Rentenlücke schließen. Doch wie geht sie dabei am besten vor?

Wie schließt Du Deine Rentenlücke?

Kumuliert über 33 Jahre brauchst Du einiges an Kapital, um Deine Rentenlücke bis zu Deinem Tod zu schließen. Doch zum Glück musst Du nicht die gesamte Summe selbst ansparen. Ein Großteil davon entsteht durch die Wertentwicklung, die Du generiest, indem Du monatlich Geld für Deine Altersvorsorge investierst. Dank Rendite und Zinseszins-Effekt – dem größten Helfer bei Deinem Vermögensaufbau. Und ebenfalls wichtig: Auch im Ruhestand kannst und solltest Du noch einen Teil Deines Geldes anlegen. Es erwirtschaftet dann weiterhin Rendite.

Grundsätzlich gibt es mehrere Wege, private Altersvorsorge zu betreiben, um Deine Rentenlücke zu schließen. Entscheidend ist bei allen Formen: frühzeitig anfangen und kontinuierlich dabeibleiben.

Wir bei Finanztip empfehlen Dir, Dein Geld für die Altersvorsorge langfristig und breit gestreut anzulegen. Das muss nicht kompliziert sein, sondern geht ganz einfach mit einem kostengünstigen, weltweiten Aktienindexfonds, auch ETF genannt. ETF ist die Abkürzung für Exchange Traded Fund und bezeichnet eine Fonds-Kategorie. Die Besonderheit eines ETF ist, dass er automatisiert einen Index nachbildet, anstatt von Fondsmanagern aufwendig verwaltet zu werden. Ein Index ist einfach eine Kennzahl, die die Wertentwicklung von mehreren Unternehmen zusammenfasst und abbildet. Ein Beispiel dafür ist der Dax. Das ist der Index der dreißig umsatzstärksten Firmen in Deutschland. 

Der am weitesten verbreitete Index ist der MSCI World, der Anteile von knapp 1.400 Unternehmen aus 23 Industrieländern beinhaltet. Legst Du Geld in einen ETF an, der diesen nachbildet, investierst Du quasi breit gestreut in die Weltwirtschaft. Solche ETFs gibt es bei allen großen Anbietern, zum Beispiel iShares, Vanguard und xTrackers. 

Besonders wichtig: Die Kosten eines ETF sind deutlich niedriger als bei einer Lebens- oder Ren­ten­ver­si­che­rung oder aktiv gemanagten Aktienfonds, die beispielsweise von Banken verkauft werden. Und obwohl ETFs vergleichsweise günstig sind, entwickeln sie sich in vielen Fällen deutlich besser als teurere, gemanagte Aktienfonds.

Auch wenn sich der MSCI World in der Vergangenheit besser entwickelt hat, rechnen wir bei Finanztip für die Zukunft mit einer moderaten Rendite von durchschnittlich sechs Prozent pro Jahr. Wichtige Voraussetzung dabei: Das Geld bleibt lange genug investiert. Mindestens 15 Jahre solltest Du für ein Investment in einen Aktien-ETF bis zur Rente noch Zeit haben. Denn Deine ETF-Anteile werden über die Jahre mal etwas mehr, mal etwas weniger wert sein. Wenn Du bis zum Ruhestand weniger als 15 Jahre Zeit hast, kann es sinnvoll sein, ergänzend Tages- oder Festgeld als einen Baustein für Deine Altersvorsorge dazu zunehmen. Mehr dazu liest Du in unserem Ratgeber zum Risikoprofil bei der Geldanlage

Die folgende Grafik zeigt Dir, wie sich Geld über einen Zeitraum von 30 Jahren bei einer jährlichen Rendite von sechs Prozent entwickelt. Eingezahlt werden stets 100 Euro pro Monat.

Entwicklung eines ETF-Depots über 30 Jahre

Quelle: eigene Berechnungen, 3. Februar 2025

Um mit dem ETF-Sparen für die Altersvorsorge loszulegen, brauchst Du ein Depot. Das ist quasi die Lagerbox für Deine Fonds-Anteile. Unsere Emp­feh­lungen dafür, darunter gleich mehrere kostenfreie Depots, findest Du in unserem großen Depotvergleich.

Doch wie viel Geld sollst Du monatlich anlegen, damit Du Deine Rentenlücke bis zum Ende Deines Lebens schließen kannst?

Wie viel solltest Du monatlich sparen?

Anstatt komplizierte Rechnungen anzustellen, orientiert sich Carla einfach an der 50-30-20 Regel von Finanztip: 50 Prozent des Nettoeinkommens für Miete und Lebenshaltung ausgeben, 30 Prozent für Freizeit, Lifestyle und Urlaub sowie 20 Prozent für den Vermögensaufbau.

Da Carlas Notgroschen bereits groß genug ist, kann sie die gesamten 20 Prozent, die zum Vermögensaufbau bestimmt sind, für ihre Altersvorsorge anlegen. Bei 2.500 Euro Nettoeinkommen sind das 500 Euro. Diese steckt sie monatlich komplett in ihren ETF-Sparplan auf den MSCI World. Denn mit 37 Jahren bis zur Rente hat Carla ausreichend Zeit, sodass sie sich über Schwankungen am Aktienmarkt keine Gedanken machen muss. Mit einer Sparquote, die sich auf ihr Nettoeinkommen bezieht, stellt Carla sicher, dass sie bei künftigen Gehaltssteigerungen auch ihre Sparbeträge anpasst.

Förderung für die Altersvorsorge

Zusätzlich zum ETF-Sparplan können bestimmte Gruppen von Menschen bei der Altersvorsorge noch von staatlicher Förderung profitieren. Wenn Du wenig verdienst und mehrere Kinder hast, ist vielleicht ein Riester-Fondssparplan etwas für Dich. Bist Du selbstständig, könnte ein steuerlich geförderter Rürup-Vertrag interessant sein.

Viele Angestellte haben zudem Anspruch auf staatliche Förderung zum Vermögensaufbau, ohne es zu wissen. Wie Du mit wenig Aufwand bis zu 123 Euro pro Jahr vom Staat für Deinen Vermögensaufbau bekommen kannst, liest Du in unserem Ratgeber zur Arbeit­nehmer­spar­zu­lage.

Unter Umständen arbeitest Du auch bei einer Firma mit einer guten betrieblichen Altersvorsorge. Allerdings ist hier Vorsicht geboten. Viele Angebote lohnen sich nur, wenn Du lange im Unternehmen bleibst und Deine Chefin Dir einen ordentlichen Zuschuss von 20 Prozent oder mehr gibt.

Altersvorsorge durch den Notgroschen absichern

Damit Du in schlechten Zeiten nicht an Dein angelegtes Geld gehen musst, ist ein Tagesgeldkonto für die Absicherung Deiner Altersvorsorge unverzichtbar. Finanztip empfiehlt, dort zwei bis drei Nettogehälter zu behalten. Dieser Notgroschen hilft Dir, wenn unerwartete Ausgaben auf Dich zukommen und auch dabei, den teuren Dispo Deines Girokontos zu vermeiden.

Eventuell lohnt es sich für Dich auch, einen Teil Deines Geldes für einen bestimmten Zeitraum auf einem Festgeldkonto zu parken. Dort gibt es etwas mehr Zinsen als auf dem Tagesgeldkonto. Allerdings ist das Geld auf dem Festgeldkonto gebunden. Heißt: Vor Ablauf einer vereinbarten Frist kommt Du nicht dran.

So optimierst Du Deine gesetzliche Rente

Nicht nur Deine Rentenlücke kannst Du selbst schließen, Du kannst auch Deine gesetzliche Rente optimieren, wenn Du Dich darum kümmerst. Denn sie ist in aller Regel der wichtigste Teil Deines Einkommens im Ruhestand.

Zum Beispiel solltest Du unbedingt die Anerkennung Deiner Kindererziehungszeiten bei der Ren­ten­ver­si­che­rung beantragen, wenn Du Elternteil bist. Das erhöht Deine gesetzliche Rente.

Mit einer Kontenklärung stellst Du zudem sicher, dass auf Deinem Rentenkonto alles korrekt eingetragen ist. Fehlen Dir Beitragszeiten, zum Beispiel aus einem Nebenjob, bekommst Du später weniger Rente als Dir zusteht. Unter Umständen kann es sich auch für Dich lohnen, Beiträge in die gesetzliche Ren­ten­ver­si­che­rung nachzuzahlen oder zusätzliche Rentenpunkte zu kaufen.

Altersvorsorge ganzheitlich betrachten

Die Basis für Deine Rente ist Dein Gehalt während des Arbeitslebens. Denn daran orientiert sich später die Höhe Deiner gesetzliche Rente. Jede Gehaltserhöhung ist daher auch ein Stück Altersvorsorge. Und nur wenn Du arbeitest, kannst Du auch ein dauerhaftes Einkommen erhalten. Mach Dir daher bewusst, wie wertvoll Deine Arbeitskraft ist. Diese zu schützen, gehört ebenfalls zu gut geplanter Altersvorsorge. Eine Be­rufs­un­fä­hig­keits­ver­si­che­rung ist daher unabdingbar. Sie sichert Dir ein kontinuierliches Einkommen, solltest Du nicht mehr arbeiten können.

Zu Beginn braucht das Kümmern um Deine Altersvorsorge ein wenig Einsatz und Start-Energie. Aber wenn Du die oben genannten Aspekte auf dem Schirm hast, Deine Rentenlücke kennst und mit einem ETF-Sparplan für Deine Altersvorsorge sparst, bist Du auf einem sehr guten Weg, um Deine Rentenlücke zu schließen.

Ein Ruhestand ohne finanzielle Sorgen ist für Dich dann durchaus möglich. Leg am besten gleich los! 

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