Lebensversicherung kündigen Letzte Option bei Geldsorgen

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Martin Klotz
Experte Vorsorge

Das Wichtigste in Kürze

  • Kündigst Du Deine Lebens- oder Rentenversicherung, erhältst Du den Rückkaufswert und musst keine Beiträge mehr zahlen.
  • Nachteile der Kündigung: Die bezahlten Kosten bekommst Du nicht zurück und bei klassischen Verträgen fällt der Schlussbonus weg.
  • Häufig ist es bei Geldnot besser, die Lebens- oder Rentenversicherung beitragsfrei zu stellen, zu beleihen oder die Beiträge zu reduzieren.

So gehst Du vor

  • Brauchst Du nur kurzzeitig Geld, ist das Beleihen des Vertrags eine gute Alternative. Dafür empfehlen wir den LV-Kredit der Volksbank Weschnitztal und die SWK Bank.
  • Brauchst Du das Geld endgültig, frag Deinen Anbieter, ob Du eine bestimmte Summe aus dem Vertrag nehmen kannst.
  • Willst Du den Vertrag dennoch kündigen, dann nutze unser Musterschreiben.

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Veränderte Lebensumstände, ein finanzieller Engpass, zu hohe Beiträge oder ein zu teurer Vertrag: Warum Du aus Deiner privaten Lebens- oder Rentenversicherung aussteigen willst, kann viele Gründe haben.

Die Kündigung ist naheliegend, oft gibt es aber bessere Alternativen. Wir erklären Dir in diesem Artikel, in welcher Situation sich welche Option am ehesten für Dich lohnt.

Wann solltest Du Deine Lebensversicherung kündigen?

Kündige Deine private Lebens- oder Rentenversicherung nur, wenn Du eine ganze Reihe von Alternativen für Dich ausschließen kannst. Die Kündigung sollte immer die letzte Option sein.

Denn die Kündigung ist von allen Möglichkeiten, aus einem Vertrag auszusteigen, meist die teuerste. Denn bereits angefallene Kosten, zum Beispiel für den Abschluss der Versicherung, bekommst Du nicht erstattet. Überschüsse für die verbliebene Laufzeit und der Schlussbonus entfallen.

Mehr zu den Nachteilen einer Kündigung liest Du weiter unten.

Was passiert, wenn Du Deine Lebens- oder Rentenversicherung kündigst?

Bei einer Kündigung endet Dein Vertrag zum nächstmöglichen Zeitpunkt. Das bedeutet, Du zahlst keine Beiträge mehr ein und erhältst den Rückkaufswert des Vertrags ausgezahlt. Das ist das Vertragsguthaben, das nach Abzug der Stornokosten übrigbleibt.

Welche Alternativen zur Kündigung Deiner Lebensversicherung gibt es?

Welche Alternative zur Kündigung für Dich am meisten Sinn ergibt, kommt auf Deine Situation an.

Deine Situationsinnvollste Variante
Du benötigst kurzfristig und endgültig Geld.Geld aus laufendem Vertrag entnehmen
Du brauchst Geld zum Überbrücken eines Engpasses.Versicherung beleihen
Du kannst Dir die Beiträge vorübergehend nicht leisten.Versicherung beitragsfrei stellen
Die Beiträge sind Dir zu hoch.Beitrag reduzieren
Du hältst Deine Lebensversicherung für zu teuer.Kündigung
Dir wurde eine Lebens- oder Rentenversicherung verkauft und Du bereust den Abschluss.Kündigung

Wie entnimmst Du Geld aus einer laufenden Lebens- oder Rentenversicherung?

Wenn Du kurzfristig und endgültig Geld benötigst, solltest Du versuchen, Geld aus Deiner privaten Lebens- oder Rentenversicherung zu entnehmen. Wende Dich dafür direkt an Deinen Versicherer und erkundige Dich, welche Optionen Du bei Deinem Vertrag konkret hast.

Meist musst Du für eine Entnahme ein bestimmtes Mindestguthaben erreicht haben. Die Höhe ist von Anbieter zu Anbieter unterschiedlich. Frag ganz genau nach, welche Bedingungen in Deinem Einzelfall gelten, ob Du dadurch steuerliche Nachteile hast und was es kostet. Mit einer Bearbeitungsgebühr musst Du in jedem Fall rechnen.

Wie beleihst Du Deine Lebens- oder Rentenversicherung?

Um Deine Lebens- oder Rentenversicherung zu beleihen, stellst Du bei den meisten Anbietern online einen Darlehensantrag und reichst die unterschriebene Abtretungserklärung sowie den Original-Versicherungsvertrag ein.

Alles, was Du zum Vorgehen wissen musst, erfährst Du in unserem ausführlichen Ratgeber zum Thema Lebensversicherung beleihen.

Deinen Vertrag vorübergehend zu beleihen, ist die beste Alternative zur Kündigung, wenn du Geld benötigst, um einen finanzielle Engpass zu überbrücken. Vor allem ältere Verträge bieten noch hohe Garantiezinsen, die Du so erhalten kannst.

Wie stellst Du Deine Lebens- oder Rentenversicherung beitragsfrei?

Willst Du Deinen Vertrag vorübergehend beitragsfrei stellen, kannst Du den Zeitraum dafür frei wählen und einfach wieder einzahlen, wenn es Dir möglich ist.

Alternativ kannst Du auch vereinbaren, dass Beiträge aus Überschüssen weiterbezahlt werden.

Mehr Details dazu findest Du im Ratgeber zur Beitragsfreistellung.

Diese Freistellung kann eine bessere Alternative zur Kündigung sein, wenn Du Dir die Raten für die Versicherung vorübergehend nicht leisten kannst oder das Geld brauchst, um etwas anderes zu finanzieren.

Wann solltest Du den Beitrag Deiner Lebens- oder Rentenversicherung reduzieren?

Kannst Du die Beiträge für Deine Lebens- oder Rentenversicherung dauerhaft nicht in der vereinbarten Höhe weiterbezahlen? Dann kann es sinnvoll sein, die Beiträge zu reduzieren.

Zusätzlich kannst Du auch Zusatzversicherungen kündigen, etwa eine Unfallversicherung, falls Du sie nicht mehr brauchen solltest. Allerdings verlierst Du dann auch den Risikoschutz.

Kannst Du aufhören, in Deine Lebens- oder Rentenversicherung einzuzahlen?

Grundsätzlich kannst Du die Beitragszahlung in Absprache mit dem Versicherer auch komplett einstellen (§ 165 VVG). Ohne dass Dein Vertragsguthaben sinkt, geht das bei einem klassischen Vertrag aber nur, wenn Dein Vertrag einen guten Zinssatz von mehr als zwei Prozent pro Jahr hat. Bei einem fondsgebundenen Vertrag kommt es auf die jährliche Rendite an.

Denn die Verwaltungskosten des Vertrags bleiben bestehen. Nach Finanztip-Analysen sind das bei einem stillgelegten Vertrag in der Regel zwischen 1,5 und 2,5 Prozent. Da der Vertrag in diesem Fall weiterläuft, profitierst Du aber weiterhin von der jährlichen Verzinsung und sicherst Dir auch den Schlussbonus.

Ist der Zinssatz Deines Vertrags nicht so gut, könnte eine Kündigung sinnvoller sein. Lass Dir vom Versicherer durchrechnen, wie sich Dein Guthaben im Fall einer Beitragsfreistellung weiterentwickelt.

 

Wie kündigst Du Deine Lebens- oder Rentenversicherung?

Wenn Du mit Deinem Vertrag generell unzufrieden bist, zum Beispiel aufgrund dauerhaft hoher Kosten, dann bleibt meist nur noch die Kündigung.

Gleiches gilt, wenn Dir der Vertrag angedreht wurde und Du die Entscheidung nun bereust. Dann solltest Du in den sauren Apfel beißen und kündigen. Nutze dafür unser Musterschreiben und schick es an den Versicherer.

Zum Musterschreiben

Zwar zahlst Du in diesem Fall Lehrgeld, weil die Abschlusskosten oder ein Teil davon verloren sind. Doch in ein schlechtes oder unpassendes Produkt noch mehr Geld zu investieren, ergibt noch weniger Sinn. Investiere künftige Beiträge besser in alternative Sparformen wie eine flexible Altersvorsorge mit ETFs.

Die Entscheidung für oder gegen eine Kündigung Deiner Lebens- oder Rentenversicherung musst Du nicht allein treffen. Es gibt Hilfe von verschiedenen Stellen.

Wo bekommst Du Hilfe bei der Kündigung einer Lebens- oder Rentenversicherung?

Die Verbraucherzentrale Hamburg beispielsweise prüft Lebens- und Rentenversicherungsverträge gegen eine Gebühr. Darunter fällt die Renditeberechnung oder die Prüfung des Rückkaufswerts. Die Prüfung kostet 110 Euro pro Vertrag und dauert in der Regel circa drei Monate.

Die Verbraucherzentrale Niedersachsen bietet ebenfalls einen Check für Lebens- oder Rentenversicherungen an. Dieser dauert bis zu 30 Minuten und kostet 30 Euro.

Was kostet die Prüfung von einem unabhängigen Honorarberater?

Auch unabhängige Versicherungsberater helfen bei der Berechnung. Mit einer Beratungsdauer von zwei bis vier Stunden musst Du rechnen – in komplizierten Fällen auch mehr. Dabei ist ein Stundensatz von 150 Euro üblich. Versicherungsberater erhalten ein Honorar anstelle von Provisionen. Daher kannst Du eine objektive Beratung erwarten.

Wie Du einen guten Versicherungsberater findest, erfährst Du in unserem Ratgeber zum Thema Honorarberater.

Warum ist das Kündigen häufig nicht sinnvoll?

Deine Lebens- oder Rentenversicherung zu kündigen, ist in der Regel die teuerste Variante, an Geld zu kommen. Kündigst Du Deinen Vertrag, erhältst Du nur den sogenannten Rückkaufswert der Versicherung. Dieser ist vor allem in den ersten Jahren der Laufzeit sehr niedrig und deutlich geringer als Deine bisher gezahlten Beiträge.

Denn nur ein Teil des gezahlten Beitrags fließt auch wirklich in den Wert der Lebensversicherung. Das ist der sogenannte Sparanteil. Der Rest des Geldes geht für Abschluss- und Verwaltungskosten sowie häufig für den Todesfallschutz ab. In den ersten Jahren refinanziert der Beitrag zum Beispiel die Abschlussprovision, die der Versicherungsvermittler oder die -vermittlerin erhalten hat. Erst mit zunehmender Vertragslaufzeit wird die Differenz zwischen Guthaben und Rückkaufswert geringer.

Welche Rolle spielt der Schlussüberschuss bei einer Lebensversicherung?

Ein großer Teil des Wertzuwachses stammt aus dem Schlussüberschuss, den es erst ganz am Ende der vereinbarten Laufzeit gibt. Er beträgt laut Analysehaus Assekurata bei klassischen Verträgen durchschnittlich 20 Prozent der gesamten Verzinsung über die Laufzeit des Vertrags. Wer vorher kündigt, verliert einen Teil oder den gesamten Schlussüberschuss.

Zusätzlich fällt bei jüngeren Verträgen in der Regel ein Stornoabschlag an.

Wer vorschnell kündigt, verschenkt also meistens Geld.

Welche Lebensversicherung kannst Du nicht kündigen?

Manche Verträge sind zwar Lebens- oder Rentenversicherungen, lassen sich aber nicht kündigen – oder nur zu einem hohen Preis.

Kannst Du Deinen Rürup-Vertrag kündigen?

Einen Rürup-Vertrag kannst Du nicht kündigen (§ 2 AltZertG und § 10 EstG). Rürup-Verträge sollen es Selbstständigen und Freiberuflerinnen ermöglichen, für das Alter vorzusorgen. Sie sind ähnlich konzipiert wie die gesetzliche Rente für Angestellte. Damit das Vertragsguthaben trotz der finanziellen Schwankungen, die das Unternehmertum mit sich bringt, auch wirklich für den Ruhestand zur Verfügung steht, sind Rürup-Verträge unkündbar.

Du kannst Deinen Rürup-Vertrag alternativ beitragsfrei stellen oder Du wechselst in einen günstigeren Tarif eines anderen Anbieters. Das rechnet sich allerdings nur, wenn der neue Anbieter keine Abschlusskosten verlangt. Mehr Informationen findest Du in unserem Ratgeber zur Basisrente.

Kannst Du Deinen Riester-Vertrag kündigen?

Ein Riester-Vertrag lässt sich zwar kündigen, aber Du musst dabei die gesamten Zulagen und auch eventuell erhaltene Steuervorteile zurückzahlen (§ 93 EstG). Besser ist daher, ihn beitragsfrei zu stellen oder das Guthaben in einen anderen, günstigeren Riester-Vertrag zu übertragen.

Die Gebühr dafür beträgt zwischen 50 und 150 Euro (§ 1 AltZertG). Der neue Vertrag sollte keine Abschlusskosten haben. Infrage kommt dementsprechend meist nur ein Riester-Fondssparplan.

Kannst Du Deine Direktversicherung kündigen?

Eine Direktversicherung, also eine Lebens- oder Rentenversicherung über den Arbeitgeber, kannst Du in der Regel nicht kündigen. Wechselst Du den Arbeitgeber, solltest Du versuchen, Deinen Vertrag mitzunehmen oder im Notfall das Guthaben in einen Vertrag der neuen Firma zu übertragen.

Hat Deine Direktversicherung noch Garantiezinsen von zwei Prozent oder mehr und ist der Vertrag auch in der Verwaltung günstig, kann es sinnvoll sein, Du den Vertrag aus privaten Mitteln weiter zu besparen. Immer möglich ist eine Beitragsfreistellung. Mehr dazu liest Du in unseren Ratgebern zur Direktversicherung und zur Betriebsrente.

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